QZ kompakt 2/2020

Page 15

PTQZ

Zentrale Muskelrelaxanzien: Mangels Wirksamkeitsnachweisen sollten Muskelrelaxanzien nicht bei chronischen Kreuzschmerzen (starke Empfehlung) und nicht bei akuten Kreuzschmerzen (Empfehlung) gegeben werden. Antidepressiva sollten bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen nur bei entsprechender Komorbidität angewendet werden [4]. Antiepileptika (Gabapentin, ­Pregabalin, Topiramat und Carbamazepin) sollten hier nicht angewendet werden bzw. nur bei neuropathischer Schmerzkomponente. Topische Wirkstoffe: Capsaicin kann im Rahmen des Selbstmanagements in Kombination mit aktivierenden Verfahren angewendet werden (Pflaster nicht zulasten der GKV). Kontraindiziert sind sie bei Hautverletzungen, Ekzemen, Ulzeration und Überempfindlichkeit auf Capsaicin. Topische NSAR sollten bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen nicht verwendet werden (kein Wirksamkeitsnachweis). Intravenös, intramuskulär oder subkutan applizierbare Schmerzmittel, Lokalanästhetika, Glukokortikoide und Mischinfusionen sollen bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen nicht angewendet werden. Von invasiven Verfahren (perkutan oder offen operativ) bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen rät die NVL ab (starke Empfehlung). Diese sind an den Nachweis spezifischer Ursachen gebunden. Meistens bleibt offen, ob die ab einem ­bestimmten Lebensalter bei fast jedem Menschen nachweis­ baren degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule tatsächlich Ursache der Beschwerden sind („Kreuzschmerzen bei oder durch einen bestimmten Befund“).

Nicht-medikamentöse Therapie Hier schreibt die NVL, dass Akupunktur bei akuten Kreuzschmerzen in Kombination mit aktivierenden Maßnahmen in möglichst wenigen Sitzungen angewendet werden kann. Auch für chronische ­Kreuzschmerzen kann sie praktiziert werden (Empfehlung offen). Hinweis: Von der GKV wird Akupunktur nur übernommen, wenn es sich um chronische Schmerzen (> 6 Monate) handelt.

QZ kompakt Q2/2020

Multimodale Behandlungsprogramme Eine starke Empfehlung spricht die NVL [2] dafür aus, Patienten mit chronischen nicht-spezifischen Kreuzschmerzen mit multimodalen Programmen zu behandeln, wenn andere evidenzbasierte Verfahren unzureichend wirksam waren. Voraussetzungen sind das Verständnis der Programminhalte (sprachlich/inhaltlich), eine Motivation zur Verhaltensänderung, die Fähigkeit zur Autonomie sowie die Entwicklung eines Verständnisses für biopsychosoziale Zusammenhänge und die Identifikation mit den Therapiezielen. Unwirksam sind multimodale Programme, wenn die Patienten auf ein lineares, monokausales Krankheitsmodell fixiert sind oder einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt haben. Einzelheiten zur multimodalen Therapie sowie zur Nachsorge und zur beruflichen Wiedereingliederung führt die NVL auf [2].

Bewegungstherapie zusammen mit edukativen Maßnahmen zur Unterstützung der körperlichen Aktivität hat bei subakuten und chronischen ­Kreuzschmerzen einen hohen Stellenwert. Evidenz dafür, welche Form von Bewegungstherapie den ­größten Erfolg verspricht, gibt es nicht. Die Wahl sollte sich daher an den Wünschen und Möglichkeiten des Patienten orientieren. Infrage kommen u. a. Übungen zur Verbesserung der Bewegungskontrolle und sensorischen Wahrnehmung, Muskeltraining, Aerobic, McKenzie-Methode, Dehnungsübungen, Yoga, Pilates, Tai Chi und Alexandertechnik. Patienten mit subakuten und chronischen Rückenschmerzen sollte die Teilnahme an Rehasport- oder Funktionstrainingsgruppen empfohlen werden, wenn alltags­relevante Aktivitäten eingeschränkt sind oder die berufliche Wiedereingliederung gefährdet ist. Auch für Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson spricht die Leitlinie bei subakuten und chronischen Kreuzschmerzen eine starke Empfehlung aus. Für akute Kreuzschmerzen ist die Zeit zum Erlernen dieser Verfahren in der Regel zu lang. Ergotherapie: nicht für akute Kreuzschmerzen (starke Empfehlung), bei chronischen Kreuzschmerzen kann sie als Teil eines multimodalen Konzepts angewendet werden. Bettruhe, Interferenzstromtherapie, Kinesio-Taping, Kurzwellendiathermie, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie, medizinische Hilfsmittel, PENS, TENS, Traktion mit einem Gerät, therapeutischer Ultraschall

Keine parenteral verabreichten Analgetika bei chronischen Kreuzschmerzen.

13


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.