Ferne nahe Welt Er ist im Harz geboren, hat die Seele eines Russen und lebt in Mecklenburg: Wolf Spillner wird achtzig. Der Schriftsteller und Naturfotograf Wolf Spillner war über drei Jahrzehnte in Wendisch-Rambow, einem Restdorf zwischen Wismar und Schwerin, zuhause. Im neuen Jahrhundert hat er sich in Ludwigslust und Umgebung eine Heimat erschlossen.
Sommerporträt: Spillner hat gemäht. Fotos: Privat
Fragen an den Jubilar Womit beginnt Ihr Tag? Ich grüße meine Frau und meinen Kater und versuche möglichst viele Liegestütze zu machen. Was macht Sie froh? Freundschaften, die sich im Laufe des Lebens bei vielen Brüchen in Alltag und Gesellschaft als unverbrüchlich erwiesen haben Was stimmt Sie traurig? Intoleranz. Die Anfänge sind harmlos z.B. wenn ein Jemand die Lilienblüten knickt, die vor meinem Haus auf dem Rasen blühen, weil er meint, dass sie dort nicht hingehören.
Spillners berufliches Leben führte ihn von der Fotografie über die Journalistik zur Literatur. Er hat zweieinhalb Dutzend Bücher geschrieben, Sachbücher und Belletristik für Erwachsene und Kinder. Unvergessen sein Bild-/Text-Band „Ferne nahe Welt“, 1981, Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin und „Der Seeadler“, 1993, Hinstorff Verlag Rostock oder „Die Wasseramsel“, ein Jugendbuch, das Mütter und Töchter gemeinsam lasen oder „Taube Klara“, eine nachdenkliche Geschichte, übersetzt in acht Sprachen und 1991 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. In den letzten Jahren hat Spillner sich dem Reisen und wieder zunehmend der Natur- und Tierfotografie zugewandt. Per Fahrrad und mit dem Kajak bereiste er die ferne Welt. Nordamerika, Nord-skandinavien, Neuseeland und Jakutien. Die Wunder dieser Erde entdeckt er täglich und immer wieder in der nahen Welt seiner norddeutschen Heimat, in der Lewitz, im Elbtal, an der Ostsee. Wer seine Bilder sehen will, muss online im Forum der Naturfotografen surfen. Schwäne, Kraniche, Spinnen, Kröten, Libellen, Schmetterlinge, Orchideen, Alleen und Landschaften in den Jahreszeiten – Neugier auf diese Wunder treibt ihn um. Spillner wird Achtzig. Das Staunen hat er nicht verlernt; es hält ihn jung. Jubiläen sind nicht seine Sache. Zum Geburtstag wird er unterwegs sein, unterwegs zu seinen Wundern, frei und allein. Astrid Kloock
Was bringt Sie in Wut? Fremdenfeindlichkeit. Deutschland wird „bunter“. Dass sich in einer bunten Welt Menschen wie Menschen be-gegnen, ist SisyphusArbeit, aber kein utopisches Ziel. Wir müssen den Felsblock rollen. Was lässt Sie hoffen? Menschen wie Michael Succow, der „Umweltprofessor“. Seine Leis-tung für das Überleben des blauen Planeten ist vorbildlich und sollte anstecken. Was treibt Sie an und um? Die Kraft, im recht fortgeschrittenen Alter noch viel erleben und darstellen zu können. Womit endet Ihr Tag? Mit den meist bedauerlichen Nachrichten im Fernsehen. 8
Wolf Spillner im Kajak auf der Oberen Tomba in Jakutien.
MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2016