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Gute Tourenvorbereitung ist wichtig!

Wie wichtig eine gute Tourenvorbereitung, die Überprüfung der Verhältnisse vor Ort und die Entscheidung für den Einzelhang sind, musste ich leider schon am eigenen Leib erfahren. Vor meiner Ausbildung zum Bergführer, in meinen „jungen, wilden“ Jahren, noch ohne detailliertes Know-how in Sachen Lawinen, wurde ich selbst Opfer eines Lawinenabgangs. Glücklicherweise ist damals, außer einem verlorenen Ski und einer ordentlichen Erkältung im Nachgang, nichts passiert. Was in diesem Fall Schlimmeres verhindert hat, war die Geländebescha enheit. Ca. 200 Höhenmeter unterhalb befand sich eine relativ ebene Gletscher äche, auf der sich die Schneemassen groß ächig verteilten. Durch diesen Umstand und viel Glück kam es zu keiner Komplettverschüttung. Dass der Lawinenwarndienst an diesem wunderschönen Wintertag in den Ötztaler Alpen nur die Warnstufe 2 ausspuckte, interessierte die Lawine nicht. Damals, mit gerade 21 Jahren durfte ich schmerzlich lernen, dass nur ein schneller Blick auf die Zahlen der fünfteiligen Warnskala rein gar nichts aussagt. Ich hatte mich mit dem Inhalt des Lawinenlageberichts nicht wirklich auseinandergesetzt und die Warnzeichen vor Ort ausgeblendet. Stets sind es die Gegebenheiten vor Ort, Hangneigung, Exposition, Windein uß usw., die letzten Endes auf Herz und Nieren geprüft und mit den vom Lawinenwarndienst verö entlichten Informationen in Einklang gebracht werden müssen.

Nun bin ich ziemlich genau doppelt so alt, habe viele, viele Skitouren, Skihochtouren, Skiexpeditionen gemacht und geführt. Dieses Erlebnis war für meine weitere Winterkarriere und die damit verbundene Achtsamkeit ein wichtiger, aber vermeidbarer Baustein. Ich möchte und muss als Bergführer mit meinen Kund*innen und Bergpartner*innen sicher unterwegs sein, was immer eine gute Tourenvorbereitung und ständige Geländeeinschätzung voraussetzt. Ein erlebter und überlebter Lawinenabgang ist kein notwendiger Bestandteil der Lernkurve, vielmehr das Interesse und die Notwendigkeit sich durch Ausbildung auf den Bergsport im Winter vorzubereiten.

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In den Ausbildungskursen meiner „Alpinschule Augsburg“ erzähle ich immer wieder von diesem einschneidenden Erlebnis, um zu sensibilisieren und um vor solchen Fehlern zu bewahren. Es ist ein Höhepunkt meines Beru- fes, erlerntes und erfahrenes Wissen weiterzugeben. Ich freue mich, wenn wir im Anschluss alle mit Wissen gestärkt, aber dennoch achtsam am Berg unterwegs sind!

Beste Grüße

Alexander Scherl

Alexander Scherl ist passionierter Bergsportler und als staatl. gepr. Berg- und Skiführer sowie Leiter der Alpinschule Augsburg in allen Spielarten des Alpinismus unterwegs. Neben dem Klettern sind Skitouren seine große Leidenschaft. Seine Reisen führen ihn und seine Gäste hierbei nicht nur in die Alpen, sondern auch zu exotischen Skitourenzielen wie Georgien, Island, Norwegen oder Spanien.

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