Das Fliegende Atelier 2013 - Projektdokumentation

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Bewegung Kunst

Das fliegende Atelier 2013



Bewegung Kunst

dAs FLieGende AteLie r 2013

D

as Projekt „Das Fliegende Atelier – Bewegung Kunst “ fand im Jahr 2012 erstmals statt. Der Bund Bildender Künstler Leipzig e. V. hat sich damit der Aufgabe gestellt, seine zentrale, vermittelnde Rolle für bildende KünstlerInnen in Bezug auf kulturelle Bildung auszubauen. Auf der Grundlage der Bundesinitiative „Bewegung Kunst“ entwickelte der BBKL e. V. 2011 „Das Fliegende Atelier“, das im darauf folgenden Jahr seine Umsetzung in Form von 12 Teilprojekten fand. Dieses Projekt auch 2013 in Form eines Wettbewerbs durchzuführen, hat sich, nicht zuletzt auch für die Evaluierung im Sinne der Zielsetzung des Gesamtprojektes, bewährt. Aus zahlreichen, mittlerweile auch überregionalen Bewerbungen, wählte eine fachkundige Jury am 4. März insgesamt 15 Einzelprojekte aus. Die teilweise genreübergreifenden Projekte wurden daraufhin in den vergangenen Monaten von 18 KünstlerInnen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kultur- und Bildungseinrichtungen realisiert. Die vor allem im praktischen Kontext stehenden Kunstprojekte eröffneten in ihrer Vielfalt, Kreativität und ihrem innovativem Denken wichtige andere Begegnungsmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und boten damit erneut einen kulturellen Zugewinn zu deren Alltag. Von den 15 Teilprojekten wurden 2013 insgesamt sechs Vorhaben im Kultur-

raum Leipziger Raum verwirklicht. Weitere neun Projekte wurden in sozial benachteiligten Stadtteilen von Leipzig umgesetzt, wobei zum Beispiel das Projekt As slow as possible von Frank Tangermann aus geografischer Sicht über die Grenzen Sachsens hinaus agierte. Kinder und Jugendliche machten sich hier in Hommage an den Künstler John Cage in der Klosterkirche St. Burchardi in Halberstadt ein Bild vom längsten Musikstück der Welt. Erfrischend anders wiederum ging das Künstlerpaar Robert Schiller und Elisabeth Schiller-Witzmann mit dem Medium Malerei um. Ihr Workshop Meine Kunst ist Explosion beruhte auf der Idee, bildnerisches Gestalten mit der physischen Energie von Explosionen in einem kreativen Prozess zusammenzuführen. Mittels Farbexplosionen und der Schwarzpulvermalerei wurde beispielsweise die Hauswand eines Freizeittreffs umgestaltet. Außerhalb der Stadt wurden unter Anleitung des Künstlerpaars Gabriele und Wolfgang Thibault mit Kindern und Jugendlichen der Lebenshilfe Oschatz e. V. bespielbare, keramische Instrumente gebaut. Währendessen kämpften Andrea Meng und Johannes Hein gegen die Mühlen der Bürokratie, um ihr Fotografieprojekt mit Kindern und Jugendlichen aus Asylbewerberheimen des Leipziger Landkreises erfolgreich umsetzen zu können. Von den 16 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen wurden während bzw. kurz nach Ablauf des Projektes Wir sind hier neun Kinder aus Deutschland abgeschoben. Entstanden sind zahlreiche einfühlsame Fotografien und Zeichnungen. Ermutigend für die geleistete Arbeit der Projektleitung und der Geschäftstelle des BBKL e. V. war die Nominierung für den BKM-Preis „Kulturelle Bildung 2013“. Leider hatte es für die Auszeichnung dieses Jahr nicht gereicht, doch mit den weiteren fantastischen, an dieser Stelle nicht beschriebenen Projekten, blicken wir zuversichtlich voraus. Doch lesen sie selbst … Britta schulze


Ma rti na Ja co

W eLt – Ze it – Le Be n bi-Wilh elm & ni co le Ka ise r

Wir sind hier Andrea Meng & Johannes hein

Der Eifer, die Genauigkeit und Kreativität, mit denen die Mädchen ihre Selbstwertschätzungsfotos erstellt haben, ist für mich immer wieder aufs Neue ein berührender und wegweisender Kontrast zu der sonst oft vorherrsch enden Nullbockstimmung gewesen. An ne sto lmá r

d O u r M in FL O W Y ai La ila sa hr

als Worte, denn Bilder sagen mehr ehen, egal welche man kann sie verst ht. Ein Baum ist ein Sprache man spric Vogel, ein Haus ist ein l Baum, ein Voge h. nsch ist ein Mensc ein Haus, und ein Me n de hie rsc ve nnt in Verschieden gena . meint in einer jeden ge ich gle n, he rac Sp in Jo ha nn es he An dr ea Me ng &

As sL OW As PO ss iB Le Fr an k ta ng er ma nn

? ist dA Je MA nd dir k eri ch Bra use


GO Li At h rn er

Ch ris tia ne We

„Sicherhe it gibt Dir die notwe ndige Freiheit zu r Gestalt ung.“ ro b e rt s c h il le r

FA rB en W er Ks tAt t Ch ris tin e he ro ld- Kn ap p

GL ÜC Ks MO Me nt e Ma rti na Ja co bi-Wilh elm & ni co le Ka ise r

zu„Sich der Langsamkeit aus erung ford aus Her e ein ist , zen set lere nel sch er für Jugendliche, die imm sen fas um er imm Videoschnitte, eine . ben erle t litä nta -Me fort dere Alles-So Fra nk tan ger ma nn Me ine Kun st ist eXP LOs iOn rob ert sch iller & elis abe th sch iller -Wit zma nn

Ich mache das hier zum ersten Mal und es macht richtig Spaß. aus dem Kurs von Gabriele & Wolfgang thibault

oder mit d en Worten einer Teilnehmer in: „Da hab ich gern gelach t.“ Ma rt in a J a c o b iWil h e lm & n ic o le Ka is e r

dA s Le Be n ist Bu nt … Ka rl An ton Au sF Lu G an n eva Wey m

deutet nicht: „Ich bin fremd“ be zu. Es heißt: „Ich gehöre nicht da An dr ea .“ en „Ich lerne zu versteh in he es nn Me ng & Jo ha


sten oder die dass es nicht den Be dass jeder Beste gibt, sondern ist und jeder seine Mensch einzigartig n en, Talente, Stärke eigenen Kompetenz t. La ila sa hr ai und Interessen ha

Be LL iss iM A! An ne sto lmá r

ne ? hA st du tO (e) ang th iba ult Ga bri ele & Wo lfg

„Liebe Christine, ich bin traurig, dass die Farbwerkstatt zu Ende ist. Mir ha t es sehr viel Spaß ge macht und ich konn te meiner Fantasie fre ien Lauf lassen...“ au s de m Ku rs vo n Ch ris tin e he ro ld -K na pp

F LOW Y Our M in d La ila sa hr ai

siOn

X P LO ist e nst u K e & nn Mein h il le r it z m a rt sc le r -W ro b e s c h il h t e b e li s a

d e KO rAt i O n und r eQ uisiten BAu Frank Brinkmann

„Als erstes m achten wir de n Hörtest, anschließend Fotos vom A ufführungsort und schlie ßlich ein Vid eo zum Them Entschleunig a ung.“ Fr an k ta ng er m an n

FA r B e nWer K s tAt C h ri st in t e h e ro ld -K n a p p

An dr

gweilig. „In der Schule ist Kunst lan , was len ma das Da muss ich immer enen eig ine me ich n kan die wollen. Hier dem aus !“ toll ist das , Bilder malen Pro jek t von Ka rl An ton

h ie r W ir si n d es he in nn ha Jo & ea Men g


dAs LeB en ist Bun t… Kar l Ant on

er W ir si nd hi he in & Jo ha nn es An dr ea Me ng

Das große D urchhalteve rmögen und ganz bei de so r Sache und bei sich zu se hat selbst un in, s überrascht , obwohl wir langem mit Ki schon seit ndern und ju ngen Erwachs arbeiten. G ab enen ri el e & Wol fg an g t hi b au lt

AusF LuG eva Weym ann

At t W e r K st FA r B e n pp er ol d- K na h ne ti is C hr

Die Kids so llten entd ecken, dass man aus nahe zu allen Materiali en Schmu ckobjekte kann, dass bauen es keine E inschränk gen gibt, unsondern n ur technis Herausfo che rderunge n. G ri t u te Z il le

jekt er, durch dieses Pro Ich freue mich darüb d haben, Kindern un die Möglichkeit zu riennehmend medieno zu er Jugendlichen in ein e und ck drü Ein e welt, sinnlich tierten, digitalen Um ffen ha rsc ve t itä tiv ea werter Kr Momente unbesch e he ro ld -K na pp zu können. Ch ris tin

Meine Kunst ist eXPLOsiO n robert schiller & elisabeth schiller-Witzmann

As sL O W As PO ss iB Le Fr an k ta ng er m an n


Wi r s i nd hi e r Andrea Meng & Johannes Hein


PrOJ e Kt e

As sLOW As POssiBLe Frank Tangermann

GLÜCKsMOMente Martina Jacobi-Wilhelm & Nicole Kaiser

GOLiAth Christiane Werner

FLOW YOur Mind Laila Sahrai

AusFLuG Eva Weymann

hAst du tO(e)ne? Gabriele & Wolfgang Thibault

Wir sind hier Andrea Meng & Johannes Hein

BeLLissiMA! seh’ iCh Gut Aus? Anne Stolmár

Meine Kunst ist eXPLOsiOn Robert Schiller & Elisabeth Schiller-Witzmann

deKOrAtiOn und reQuisitenBAu Frank Brinkmann

WeLt – Zeit – LeBen Martina Jacobi-Wilhelm & Nicole Kaiser

FArBenWerKstAt t Christine Herold-Knapp

sChMuCK – WerKstAt t Grit-Ute Zille

ist dA JeMAnd? Dirk Erich Brause

dAs LeBen ist Bunt … Karl Anton

10 - 11 12 - 13 14 - 15 16 - 17 18 - 19 20 - 21 22 - 23 24 - 25 26 - 27 28 - 29 30 - 31 32 - 33 34 - 35 36 - 37 38 - 39


As s LOW As POs s i B L e –

Kinder und Jugendliche machen sich ein Bild vom längsten Musikstück der Welt ei n P ro j e kt vo n

FrAnK tAnGerMAnn

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m ersten Teil des Kunstprojektes von Frank Tangermann stand die von John Cage inspirierte Kunst des Zufalls. Auf einem präparierten Plattenspieler entstanden in seinem Atelier unterschiedliche Kreisbilder, wobei die Farben sowie der Ort des Farbauftrags auf dem sich rotierenden Maluntergrund von den teilnehmenden Kindern ausgewürfelt wurden. Auf ähnliche Weise entstanden auch die Streifenbilder in der Black Box. Hierbei wurde Farbe und Ort, an dem die Wasserfarbe auf die Leinwand gegossen wurde, ebenfalls per Zufall ermittelt. Der von Leistung und Bewertung befreite Umgang mit den künstlerischen Mitteln und Möglichkeiten ließ die Kids spielerisch und leicht einen ungewohnten Zugang zur Kunst finden. Die Bereitwilligkeit, Offenheit und Zusammenarbeit der Kinder entstanden in dieser gelockerten Arbeitsatmosphäre

spürbar und sichtbar wie von selbst. Immer wieder aufs Neue waren Freude, Neugier und Erstaunen der Kinder am entstehenden und fertigen Kunstwerk zu erfahren. Im zweiten Teil des Projektes rückte schließlich das John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt in Halberstadt und damit die Entdeckung der Langsamkeit in den Fokus. Zusammen mit sechs Jugendlichen besuchte der Künstler die Klosterkirche St. Burchardi und das darin aufgeführte längste Musikstück der Welt. In der romanischen, turmlosen Basilika läuft seit dem Jahre 2001 eines der innovativsten Kunstprojekte in SachsenAnhalt: die internationale Aufführung von ORGAN / ASLSP, eine über einen Zeitraum von 639 Jahren ausgelegte Orgelkomposition des amerikanischen Avantgardekünstlers John Cage (1912 – 1992). „Als erstes machten wir den Hörtest, anschließend Fotos vom Aufführungsort und schließlich ein Video zum Thema Entschleunigung“, so Tangermann. Auf ein 6,39 Meter langes Papier zogen die Kinder im Herrenhaus des Klosters nacheinander eine Linie mit Edding – ohne abzusetzen, ohne anzuhalten und so langsam und achtsam wie möglich. „Sich der Langsamkeit auszusetzen, ist eine Herausforderung für Jugendliche, die immer schnellere Videoschnitte, eine immer umfassendere Alles-Sofort-Mentalität erleben.“, so der Künstler. Das aus der Aktion entstandene Video ist nicht nur unter www.youtube.com unter 6meter39 zu finden. Was in Frank Tangermanns Workshop mit den Kindern Laura, Lisa, Paula, Hamse, Karim und Samir in Leipzig und Halberstadt entstand, wurde abschließend zusätzlich noch einmal in einer von den Kindern selbst gehängten Ausstellung im Kunstraum „Otto Herz“ in Leipzig präsentiert.

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F rA n K tA n G e r M A n n bildender Künstler franktangermann@gmx.de www.franktangermann.de As s LOW As P Os s i B L e – Kinder und Jugendliche machen sich ein Bild vom längsten Musikstück der Welt Inspiriert von John Cages Kunst mit dem Zufall entstanden z.B. mittels eines präparierten Plattenspielers unterschiedliche Kreisbilder, wobei die Farben sowie der Ort des Farbauftrags auf dem sich rotierenden Maluntergrund von den Kindern ausgewürfelt wurden. Ein weiterer Bestandteil des Projektes war eine Reise zum John-CageOrgel-Kunst-Projekt nach Halberstadt. KOOPerAtiOnsPArtner

Schulclub am Adler John Cage Orgel Stiftung Halberstadt teiLnehMer

Kinder und Jugendliche des Schulclubs am Adler im Alter von 10 bis 14 Jahren durChFÜhrunG/Zeit

Atelier „Frank Tangermann“ in Leipzig Klosterkirche St. Burchardi in Halberstadt Kunsttraum „Otto Herz“ in der Alten Handelsschule Leipzig März bis Oktober 2013 erGeBnis

Das u.a. während der Aktion in Halberstadt entstandene Video ist unter www.youtube.com unter 6meter39 zu finden. Was in dem Workshop mit den Kindern in Leipzig und Halberstadt entstand, wurde abschließend in einer von den Kids selbst gehängten Ausstellung im Kunstraum „Otto Herz“ in Leipzig präsentiert.


GLÜ C K sMOM e nt e ei n P ro j e kt vo n

MArtinA JACOBi-WiLheLM & niCOLe KAiser

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nnerhalb einer Projektwoche wurde mit Kindern der 3. Klasse an der Grundschule in Trebsen ein Buchprojekt durchgeführt. Mithilfe zwei erfahrener Kursleiterinnen haben die Kinder den Dichter und Schriftsteller Joachim Ringelnatz kennen gelernt und ihre jeweils eigenen Geschichten im mehrfarbigen Linoldruck illustriert. Ausgehend von dem unveröffentlichten Textband Was Nachts passiert des Wurzener Schriftstellers Joachim Ringelnatz, lernten die teilnehmenden Kinder den Dichter mit seinem skurrilen Humor kennen. Der Text forderte die TeilnehmerInnen auf, sich selbst eine Geschichte auszudenken. Die Kursleiterinnen stellten zunächst die Texte Ringelnatz` vor und erklärten anhand eines beispielhaften Kinderbuches mit Illustrationen den Aufbau einer Geschichte mit Bildern. Hier stand besonders die Wichtigkeit und Wertigkeit

von Bildern zum Text im Vordergrund, ihre Position im günstigsten Fall oder die Auswahl von Szenen zur Illustration. Die Kinder lernten dadurch, wie eine Geschichte aufgebaut sein soll, um spannend zu sein und Inhalte zu vermitteln. Hierbei wurde zum Beispiel Fragen nachgegangen, wie ein Text aussehen kann – Ob ein Text Bild sein kann? – um darauf einen Übergang in die Kaligrafie zu finden. Die Kinder konnten im Folgenden frei schreiben und ihren eigenen Text entwerfen. Gemeinsam mit den beiden Projektleiterinnen wurden kurze Skizzen aus den ersten Textbausteinen entwickelt. An diesen Geschichten wurde häufig lange gefeilt und weitergearbeitet. Das lag zum einen an der Verinnerlichung des Textes für die Kinder während der Projektwoche, zum anderen auch an den Anforderungen, die die Illustration an den Text stellt. Die Klasse wurde während des Projektes jeweils in mehrere Gruppen aufgeteilt. Je nach Arbeitstempo oder Interessenlage arbeiteten die Kinder entweder verstärkt am Text oder am Bild. Es gab keinen Zwang, eine bestimmte Anzahl von Bildern oder Texten für eine Geschichte zu entwickeln. Jedoch sollte jedes Kind an beiden Angeboten teilnehmen, um sowohl die Technik des Schreibens als auch des Linoldruckens kennen zu lernen. Ziel war es, dass am Ende der Projektwoche für jedes Kind ein eigenes Buch mit Bild und Text entsteht. In einem Gesprächskreis wurden die gebundenen Bücher ihren MacherInnen überreicht. Abschließend stellten sich die Kinder in einer Lesung gegenseitig ihre Bücher vor.

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MA rt i n A JACO B i -W i L h e L M & n i CO Le KAise r Kulturvermittlerinnen & Kreativpädagoginnen Lehdenmühle Püchau dognitzer straße 7 04828 Machern – Ot Püchau 015 78 / 221 63 63 info@schweizerhaus-puechau.de www.schweizerhaus-puechau.de G LÜ CK sMOM e n t e Das Projekt Glücksmomente wurde in Form einer bereichsübergreifenden Buchwerkstatt für Kinder durchgeführt. Die Kinder lernten, wie sie eine Geschichte entstehen lassen können und wie diese aufgebaut sein sollte. Im Fokus stand die Illustration zum Text. Die Charakteristika von Illustrationen wurden den Kindern näher gebracht und sie nahmen die Umsetzung ihrer eigenen Entwürfe mithilfe des Hochdruckverfahrens vor. Hierbei wurden die Techniken zum mehrfarbigen Linoldruck vermittelt. KOOPerAtiOnsPArtner

Grundschule Trebsen teiLnehMer

28 Kinder der 3. Klasse der Grundschule Trebsen haben regelmäßig am Projekt teilgenommen. durChFÜhrunG/Zeit

Das Projekt wurde an der Grundschule Trebsen vom 15. bis 19.4. durchgeführt. Gesamte Projektlaufzeit: 28.2. bis 29.4.2013 erGeBnis

Jedes Kind konnte seine Geschichte in einem eigenen Buch schriftlich und illustrativ umsetzen. Die gebundenen Bücher wurden im Rahmen einer Lesung feierlich übergeben. Während der Lesung stellten die Kinder sich gegenseitig ihre Bücher vor. Am Ende des Projektes konnte jedes Kind sein eigenes Buch in den Händen halten.


GOL iAt h –

ein Workshop zu Georg Friedrich händels Oratorium „saul“ ei n P ro j e kt vo n

ChristiAne Werner

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ie Musik, die ich mag, ist schnell, laut, cool, Rap, Electro, Dubstep, Rock, Hip Hop, Remix, Beat, nicht alt, macht mich froh, ist auch böse, vertreibt die Langeweile, hat schöne Melodien, Texte ... Und was ist am Kino toll? Action, Geschwindigkeit, Aufregung, Fantasy, Tiere, Liebe, Tod ...

Wahrscheinlich war es vor 250 Jahren ähnlich. Händels Bühnenshows mit Schwärmen von lebenden Tauben, künstlichem Gewitter und dem Toben der Elemente auf der Bühne waren legendär und sprachen für sich. Mit seinen Opern und Melodien, die er geschickt auch als „Remix“ einzusetzen vermochte, begeisterte Händel die damalige Welt. Das Oratorium „Saul“ erzählt musikalisch den Stoff über David, Saul und Goliath – eine alttestamentarische Geschichte über Macht, Krieg, Eifersucht, Rache, Liebe. Aber welche Strategien nutzen Fünftklässler, um mit solchen Emotionen umzugehen? Ist „Alte Musik“ wirklich so langweilig? Wippende Körper beim Musikhören sprechen dagegen und Davids Harfe beruhigt nicht nur die Emotionen seines Königs, auch hier und heute legt sich ein Hauch von Ruhe über die Zuhörer. Die Macht der Musik wirkt. Eine Chance, sich zu verwandeln: wir malen und bauen übergroße Masken aus Karton. Nicht alle finden sich selbst in den Protagonisten der Welt vor 3000 Jahren wieder und so bevölkern im Laufe der Tage auch Tiere, Liebeserklärungen, Flammenköpfe, Panzer und natürlich Könige und Riesenmonster den Raum. Mit einfachen selbst gebauten Instrumenten ließen wir im Rahmen des „Neustädter Frühstücks“ Klanggeschichten entstehen. Gleich einem Orchester, mit Dirigenten als Geschichtenerzähler und einer Vielzahl von Geräuschemachern und MelodieSpielern, entwickelten wir klingende Erzählungen.

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Ch r i st i A n e W e r n e r bildende Künstlerin, Malerei & Grafik Leipziger Baumwollspinnerei spinnereistraße 7, h 17 04179 Leipzig www.karandash.de G O L i At h – Workshop zu Georg Friedrich händels Oratorium „saul“ Die TeilnehmerInnen des Projektes unternahmen eine altersgerechte psychologische Reise ins Alte Testament. Der Hirtenjunge David besiegt den Riesen Goliath. „Saul“ ist ein Krimi über Mut, Macht und Freundschaft, der aus heutiger Sicht aktuell und reich an psychologischer Einsicht ist. Das Projekt engagierte sich für Kultur-, Sprach- und Sozialkompetenz und widmete sich der Vermittlung „Alter Musik“. KOOPerAtiOnsPArtner

Kinder- und Jugendkulturzentrum O.S.K.A.R. Bürgerverein Neustädter Markt e. V. Kirchgemeinde Sellerhausen-Volkmarsdorf Kinder- und Jugendprojekte CVJM Leipzig e. V. an der 16. Mittelschule in Leipzig-Volkmarsdorf teiLnehMer

Die insgesamt über 60 TeilnehmerInnen kamen aus dem Kreis der Kooperationspartner. durChFÜhrunG/Zeit

1., 5. und 7.7.2013 sowie vom 29.10. bis 20.11.2013 u. a. während der Veranstaltung Neustädter Frühstück in der Kirchgemeinde Sellerhausen-Volkmarsdorf, Gemeindehaus erGeBnis

Während des Projektes entstanden verschiedene Kunstobjekte, wie zum Beispiel überlebensgroße Masken und figürliche Arbeiten sowie Klangboxen mit selbst gebauten Geräuschinstrumenten, die die Kinder mit nach Hause nehmen konnten. dAnK

Herzlichen Dank an Thomas Donat, Ellen Heising und Angela Jonas sowie an die Geschäftsstelle des BBKL e. V.!


F LOW YO u r M i n d ei n P ro j e kt vo n

LAiLA sAhrAi

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er Offene Freizeittreff „Völkerfreundschaft“ befindet sich in einer der planmäßig angelegten Großwohnsiedlungen des industriellen Plattenbaus der DDR. Seine BesucherInnen, im Alter von 6 bis 27 Jahren, stammen überwiegend aus sozial schwachen Familien. Ihre Lebenswelt ist geprägt durch Armut, Hartz IV, Perspektivlosigkeit, Angst vor Abschiebung bzw. Nichtverlängerung des Aufenthaltes im Migrationsland, eigene bzw. Arbeitslosigkeit der Eltern, Schulversagen, Bildungsarmut… Vor diesem Hintergrund entwickelte Laila Sahrai den Malworkshop Flow your Mind… Das Projekt der Künstlerin Laila Sahrai wurde bereits zum zweiten Mal durchgeführt. Im Projekt wurde den Kindern und Jugendlichen der Prozess des professionellen Malens samt aller hiefür erforderlichen Vorarbeiten nahe gebracht. Jeder baute seine eigene Leinwand und grundierte sie. Die Zeit, während die Leinwände trockneten, nutzten sie für das Skizzieren ihrer Ideen auf Papier. Dabei wurde angestrebt, die Differenzen ihres „verstandsbelasteten“ Schulalltags und ihrer gefühlsbetonten Bildsprache subtil „herauszukitzeln“. Damit sollte bewirkt werden, dass sich diese Disziplinen im Alltag gegenseitig ausbalancieren und extremen Gefühlsausbrüchen und Gewaltgedanken entgegenwirkt werden kann. Das Projekt war so konzipiert, dass es der Anspannung und dem Druck der Leistungsgesellschaft entgegenwirkt und

den Kindern und Jugendlichen die Freiheit einräumen soll, die sie nötig haben, um sich entsprechend ihrer Fähigkeiten, Interessen und Kompetenzen entfalten zu können. Dabei wurde den Kindern nahe gelegt, dass es nicht „den Besten“ oder „die Beste“ gibt, sondern dass jeder Mensch einzigartig ist und jeder seine eigenen Kompetenzen, Talente, Stärken und Interessen hat. Die TeilnehmerInnen sollten sich im Verlauf des Kurses auch mit ihren interkulturellen Erfahrungen auseinandersetzen. Sowohl Einheimische als auch Migranten wurden herausgefordert, ihren kulturellen Wurzeln, aber auch ihren Erfahrungen, untereinander und gegenseitig, Form und Farbe zu geben und somit in eine Bildsprache zu übersetzen. Die Ergebnisse sind in beiden Jugendzentren unterschiedlich ausgefallen. Während in dem einen Jugendzentrum die Kinder verspielter waren und weniger Ausdauer zeigten, waren sie in dem anderen „gesammelter“ und blieben länger bei der Sache. Dies ist vermutlich auf die Strukturierung der Zeitplanung des Angebots zurückzuführen. Es ließ sich beobachten, dass sich die Kinder bei einem Blockangebot mehr über die zeitliche Beschränkung bewusst und somit bestrebt danach waren, ihre Arbeiten zu Ende zu führen. Im Gegensatz dazu nahm das Interesse bei einem offenen Angebot eher ab. Dennoch sind auch in diesem Jahr an beiden Veranstaltungsorten zahlreiche kleine Kunstwerke entstanden.

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L A i L A sA h rA i bildende Künstlerin, Malerei & Grafik lsahrai@yahoo.de www.lailasahrai.de F LOW YO u r M i n d Von der Skizze der eigenen Bildidee, über den Bau des Holzrahmens, dem Bespannen desselben mit einer Leinwand, der Grundierung bis hin zur Schaffung des eigenen Werkes begleitete, motivierte und unterstützte Lalia Sahrai die jungen KünstlerInnen. Dabei ermöglichte sie diesen eigene, freiwillige Aneignungs- und Bildungserfahrungen. KOOPerAtiOnsPArtner

OFT Rabet, Jugendfreizeitzentrum Leipzig-Ost OFT Völkerfreundschaft, Jugendfreizeitzentrum Leipzig-Grünau teiLnehMer

Während des gesamten Projektverlaufs mit allen Workshops waren es ca. 50 TeilnehmerInnen im Alter zwischen 5 und 20 Jahren. durChFÜhrunG/Zeit

Das Projekt wurde in den Räumen der beiden Freizeitzentren von April bis Juni 2013 durchgeführt. erGeBnis

Die TeilnehmerInnen fertigten eigene, kleine Kunstwerke an.


AusF Lu G ei n P ro j e kt vo n

eVA WeYMAnn & PAsCAL MÜLLer

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u Beginn des Projektes, sozusagen vor dem „Abflug“, sahen sich die Teilnehmerinnen mit der Frage nach ihrem Ort der Sehnsucht konfrontiert. Jedes der drei Mädchen dachte darüber nach, wo es gerne sein möchte, ohne dabei an geografische Grenzen gebunden zu sein. Eine gemeinsame Bildrecherche endete mit der Entscheidung für jeweils ein Motiv, dass die Träume der Teilnehmerinnen am besten zum Ausdruck brachten.

So entschieden sich die drei Mädchen für die Motive Kapstadt (Tuyet Luong Thi), Paris (Karolina Kireva) und Boston (Niya Liu). Die anschließende malerische Umsetzung begann mit dem Projizieren der ausgesuchten Bilder auf die zuvor präparierten Malgründe. Danach wurden die Konturen akkurat mit dem Bleistift vorgezeichnet. Mit anfänglicher Hilfestellung der Projektleiterin Eva Weymann wurden die Farben gemischt und die Bilder großflächig malerisch umgesetzt. Die entfachte Begeisterung der Teilnehmerinnen äußerte sich von nun an darin, dass die Schülerinnen drei Wochen lang am Stück fast jeden Tag nach der Schule ins Atelier 7 kamen, um dort bis in den Abend hinein an ihren Träumen und Bildern zu arbeiten. Bemerkenswert selbstständig realisierten sie ihr Motive in einem Format von 3 x 3 Metern. Auf die Ergebnisse, die die Schülerinnen dann zur Vernissage präsentierten, können sie zu recht stolz sein. Bei der Ergebnispräsentation, der „Ankunft“ am 12. Oktober 2013, war es dem Besucher möglich, in nur wenigen Schritten von Boston nach Paris und von dort ans Meer nach Kapstadt zu gelangen. Während des Ausflugs führte die Künstlerin einen Blog. Die gesamte Projektdokumentation kann unter www.dasfliegendeatelier.tumblr.com aufgerufen werden.

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eVA W eYM A n n & PAs CA L M Ü L L e r bildende Künstlerin, Malerei & Designer Atelier 7 / contextstudio Lütznerstrasse 29 04177 Leipzig e.weymann@gmx.de, www.evaweymann.de pascal@contextstudio.de, www.contextstudio.de Aus F Lu G Das Projekt Ausflug basierte auf der Idee, sich in einen Hubschrauber zu setzten und dorthin zu fliegen, wo man gerne sein möchte. Die ausgewählten Ziele wurden als Bildvorlagen recherchiert und dann so groß gemalt, dass sie wie ein Bühnenhintergrund funktionieren. Am Ende sollten sich die Teilnehmer vor ihre Bilder stellen und sich gegenseitig – am Ort der Sehnsucht angekommen – fotografieren. Die Motive der Teilnehmerinnen waren das Meer bei Kapstadt, ein Abend in Boston und der Place Trocadéro in Paris. KOOPerAtiOnsPArtner

RAA Leipzig – Verein für Interkulturelle Arbeit, Jugendhilfe und Schule e. V., Gabi Heide teiLnehMer

Schülerinnen der Helmholtzschule Leipzig: Tuyet Luong Thi (Vietnam), Niya Liu (China) und Karolina Kireva (Bulgarien) durChFÜhrunG/Zeit

Atelier 7 29.3. bis 13.10.2013 erGeBnis

Am 12.10.2013 fand im Atelier 7 gemeinsam mit den Projektteilnehmerinnen die Vernissage und Ergebnispräsentation unter dem Titel Ankunft statt.


hAst d u tO( e ) ne? –

Bau von keramischen instrumenten ei n P ro j e kt vo n

GABrieLe

E

in lautes Pfeifen durchdringt die Stille in der Töpferwerkstatt in Schmorkau. Wolfgang Thibault hält seine tönerne Indianerpfeife in der Hand und erklärt unter den Blicken von fünf erstaunten Kindern, was in den kommenden zwei Wochen aus Ton entstehen wird. Hinter dem Arbeitstitel Bau von keramischen Instrumenten steckt mehr als nur die bloße Arbeit mit dem Werkstoff Ton. Das Künstlerpaar hat sich in diesem Jahr das Ziel gesetzt, gemeinsam mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen der Lebenshilfe Oschatz e. V. bespielbare keramische Instrumente anzufertigen. Bevor jedoch die Arbeit mit dem eigentlichen Bau der Instrumente begann, wurde der Rohstoff Ton zunächst mit (fast) allen Sinnen erforscht. Anfassen, Riechen und Kneten waren dabei ausdrücklich erlaubt. Die TeilnehmerInnen konnten dabei ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Die im Zuge dieser Kennenlernphase hervorgebrachten ersten Objekte unterschieden sich dabei kaum von den Erstlingswerken von Kindern ohne Einschränkungen. Anschließend wurden komplexere Figuren hergestellt, die bereits eine gewisse Fachkenntnis in der Fertigung und Handhabung mit dem Werkstoff voraussetzten. Im fortgeschrit-

&

WOLFGAnG thiBAuLt

tenen Verlauf des Workshops wurden von den 12- bis 19-jährigen teilnehmenden Kindern und Jugendlichen Halbkugeln geformt, die später zur Fertigung von Hohlkörpern dienten. Bereits im vergangenen Jahr arbeiteten die beiden Künstler im Rahmen des Projektes „Das Fliegende Atelier“ gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen. Eine Gruppe aus dem Kinderheim Borna fertigte 2012 in zwei Wochen mehrere Skulpturen an, die auch heute noch den Garten des Heims zieren und an das Projekt erinnern. 2013 wurden in zwei Wochen mit zwei Gruppen von jeweils fünf Kindern und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 19 Jahren kleine tönerne Instrumente wie Okarinas und Pfeifvögel in unterschiedlichen Formen hergestellt. Für das im Voraus geplante und von den Kindern mit Spannung erwartete Abschlusskonzert mit den im Ferienkurs angefertigten Instrumenten konnte das Künstlerpaar aus Oschatz einen Musiklehrer aus der Oschatzer Schule für geistig Behinderte gewinnen. Mit der Unterstützung von Jens Rommel wurde am 23. September schließlich das Konzert im Rittersaal in der Wohnstätte der Lebenshilfe Oschatz e. V. zur Aufführung gebracht.

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GA B r i e L e & WO L FGA n G t h i BAu Lt bildende Künstler, Keramik & Form- und Objektgestaltung strasse der Arbeit 11 04758 Oschatz – Ot schmorkau 034 35 / 62 25 83 thibault-keramik@t-online.de www.toepferhof24.de h Ast du tO ( e ) n e? Im Projekt wurden von den TeilnehmerInnen tönerne Instrumente wie Okarinas und Pfeifvögel in unterschiedlichen Formen hergestellt. Diese wurden sowohl vor als auch nach dem ersten Brennvorgang dekoriert und mit Engoben bemalt. Am Ende des Projektes wurden alle Objekte zum Klingen gebracht. KOOPerAtiOnsPArtner

Lebenshilfe Oschatz e. V. teiLnehMer

10 Kinder und Jugendliche von 13 bis 19 Jahren aus der Wohnstätte für Kinder und Jugendliche der Lebenshilfe Oschatz e. V. durChFÜhrunG/Zeit

Keramik-Atelier Thibault 29.7. bis 2.8. und 19. bis 23.8. 2013 erGeBnis

Nach Abschluss des Projektes wurde am 23.9.2013 ein kleines Abschlusskonzert organisiert. Die Kinder und Jugendlichen zeigten voller Stolz, dass ihre während des Projektes angefertigten Instrumente funktionierten und trugen im Rittersaal ihres Wohnheims die eingeübten Stücke vor. Die entstandenen Kunstobjekte, wie Schalen, Tassen, Tiere und Namensschilder, konnten die Kinder mit nach Hause nehmen. dAnK

an Jens Rommel, Musiklehrer an der Schule für geistig Behinderte in Oschatz, für die musikalische Begleitung des Abschlusskonzertes sowie der Leiterin der Wohnstätte, Romy Direseke, für die reibungslose Zusammenarbeit.


W ir s i nd h i e r ein P roj e kt vo n

AndreA MenG & JOhAnne s hein

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ilder sagen mehr als Worte, denn man kann sie verstehen, egal welche Sprache man spricht. Ein Baum ist ein Baum, ein Vogel ein Vogel, ein Haus ist ein Haus, und ein Mensch ist ein Mensch. Verschieden genannt in verschiedenen Sprachen, gleich gemeint in einer jeden. Und Bilder, ob gemalt oder fotografiert, sind die effektivsten Dolmetscher, die man sich vorstellen kann. Sie dechiffrieren und enthüllen das Wort, sie übersetzen Bedeutung. Bilder überbrücken das Gefühl der Fremde, erleichtern, verbinden, erzählen von der engen Verwandtschaft menschlichen Fühlens und Denkens. Ohne Wortschatz und Satzbau, ohne Grammatik und Tempus. Die Kinder, die mit uns gemeinsam dieses Projekt gestaltet haben, die aus allen Teilen der Welt mit ihren Eltern und Geschwistern nach Deutschland gekommen sind, ihre Heimat hinter

sich gelassen haben und die sich jetzt in einem Land zurechtfinden müssen, von dem sie, wenn überhaupt, nur eine ungefähre Ahnung haben, und die Sprache, die die Menschen sprechen, kaum verstehen, die in so jungen Jahren schon ein neues Leben beginnen, haben den Beweis angetreten, dass es nicht schwer ist, miteinander zu sprechen, auch wenn man die Worte nicht weiß. Miteinander zu malen und zu zeichnen kann ein erster Schritt sein, um sich von dem beklemmenden Gefühl zu befreien, dass verschiedene Herkunft Barriere bedeutet und eine Möglichkeit, Erfahrungen eines neuen Lebens, den Blick auf eine Fremde, die uns vertraut erscheint, zu vermitteln, ohne davon zu reden. Zeichnungen und Malereien sind eine Möglichkeit, um anzudeuten, was man meint. Aber sie vermitteln ein abstraktes Bild, eine Mischung aus Erlebtem und Erdachtem und haben gerade deswegen ihren besonderen Reiz. In einer Zeichnung kann sich die Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft vermischen, können Träume in die Realität eindringen und Wünsche Wirklichkeit werden. Fotos hingegen bilden Wirklichkeit ab und halten sie fest. Sie sind pragmatisch, nüchtern, dokumentarisch und dennoch steckt auch in ihnen mehr als Wirklichkeit, liegt doch Wirklichkeit im Auge des Betrachters. Und so verschieden die Betrachter, so verschieden eben auch die Wirklichkeiten. Stellen Sie sich vor: Nächste Woche wachen Sie nicht mehr in Ihrer gewohnten Umgebung, nicht mehr in Leipzig, Sachsen oder Deutschland auf, sondern in Tripolis, Bagdad oder Teheran. Stellen Sie sich außerdem vor, Sie hätten eine Kamera und würden auf Ihren Erkundungen durch ihre neue Heimat festhalten, was Ihnen merkwürdig, fremd, unverständlich oder lustig erscheint und fragen Sie sich, ob es dieselben Motive wären, die ein Einheimischer auswählen würde. Wahrscheinlich nicht. Und doch kann es sein, dass diesem Einheimischen beim Betrachten Ihrer Bilder völlig vertrauter Motive plötzlich etwas auffällt, das ihm nie zuvor aufgefallen ist. Dass banale Dinge seines Alltags durch ihre Fotos plötzlich in einem neuen Licht erscheinen und er begreift, dass die Wirklichkeit nur eine Frage der Gewohnheit ist. „Ich bin fremd“, bedeutet nicht: „Ich gehöre nicht dazu.“ Es heißt: „Ich lerne zu verstehen.“

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A n dr e A Me n G & JO h A n n e s h e i n bildende Künstlerin & Schriftsteller, Leipzig andrea.meng@yahoo.de jolex.hein@gmail.com Wir sind hier Die Kinder und Jugendlichen fertigten Zeichnungen, Bildergeschichten und Fotografien zu den Themen Heim, Heimat, Familie, Alltag, Zukunft und Deutschland an. Alle TeilnehmerInnen haben einen Migrationshintergrund oder befinden sich mit ihren Familien im Asylverfahren und leben in Asylbewerberheimen im Landkreis Leipzig. Neun Kinder wurden innerhalb der Projektdauer ausgewiesen. KOOPerAtiOnsPArtner

Freizeitzentrum Borna Bon Courage e. V. durChFhrunG/Zeit

im Freizeitzentrum September bis Oktober 2013 erGeBnis

Während des Projektes entstanden Zeichnungen und Fotografien, die die Kinder mit nach Hause nehmen konnten. - Teilpräsentation am 27.9. auf dem Marktplatz in Borna während der Veranstaltung Ausländer raus … aus der Isolation von Bon Courage e. V. - Ausstellung der entstandenen Arbeiten der Teilnehmer im Museum der Stadt Borna vom 21.11. bis 8.12.2013. - Beitrag am 14.11. um 18 Uhr auf Radio Blau Es berichteten einige Kinder aus Syrien, dem Iran und Griechenland in einer einstündigen Radiosendung von ihrem Leben in Deutschland. teiLnehMer

16 Kinder und Jugendliche der DaZ-Klasse der Dinterschule Borna im Alter zwischen 9 und 17 Jahren Sie kommen aus Lybien, Tunesien, Syrien, der Slowakei, Tschetschenien, Griechenland und dem Iran. dAnK

Frau Góbor, Dinterschule Borna / Katja Obst, Fotografin / Susanne Leupold, Radio Blau / Museum der Stadt Borna / Freizeitzentrum Borna / Bon Courage e. V.


BeLLissiMA! seh i C h G u t Aus? / teil 2

ei n P ro j e kt vo n

Anne stOLMÁr

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m Vergleich zum vergangenen Jahr fand das Projekt 2013 in einem kürzeren Zeitrahmen statt. Durch Veränderungen (Schule, Arbeit, Umzug, …) im Leben der Teilnehmerinnen aus dem vergangenen Jahr, war es keinem Mädchen mehr möglich, erneut am Projekt teilzunehmen. Diese Veränderungen waren bei der Planung des Projektes nicht absehbar. Da der OFT Crazy vorwiegend von Jungen besucht wird, war die Teilnehmerzahl der Mädchen, für das ausschließlich für junge Frauen konzipierte Projekt, relativ gering. Das Projekt gliederte sich in mehrere Teile. Neben der technischen Komponente und dem eigentlichen Vorhaben des Sich-selbst-Charakterisierens stand das Erforschen der Darstellung von Frauen in der Werbefotografie im Mittelpunkt des theoretischen Teils des dreiwöchigen Workshops. Hierfür wurden Ausflüge mit den Teilnehmerinnen in das nahe

gelegene Paunsdorf Center unternommen, um in ihrem Kiez Werbefotografien abzulichten. Am produktivsten und besonders beeindruckend war für mich der Projektteil, in dem die Mädchen am Erstellen eines charakteristischen Bildes von sich selbst arbeiteten. Der Eifer, die Genauigkeit und Kreativität, mit denen sie ihre Selbstwertschätzungsfotos erstellt haben, ist für mich immer wieder aufs Neue ein berührender und wegweisender Kontrast zu der sonst oft vorherrschenden Nullbockstimmung gewesen. Die Portraits wurden abschließend gerahmt und dekoriert und konnten mit nach Hause genommen werden. Das Projekt wäre ohne die Leiterin der Einrichtung kaum möglich gewesen. Die wunderbare Zusammenarbeit mit Angelika Köhler war eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen des Projektes.

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A n n e stO L M Á r künstlerische Fotografin & Fotopädagogin info@fotografieannestolmar.de www.tageslichtfotografin.de B e L L i s s i M A ! s e h i Ch Gu t Aus? / teil 2 Hauptinhalt und Ziel des Projektes war, einen Raum zu schaffen, in dem sich die Mädchen mittels der Fotografie mit dem Thema beschäftigen, ihren Platz als junge Frau in der Welt zu finden und anzuerkennen. Das Projekt basierte auf der Annahme, dass Fotografien durch die Möglichkeit der Spiegelung einen direkten Zugang zu der Auseinandersetzung mit uns selbst und anderen gewähren. KOOPerAtiOnsPArtner

OFT Crazy, Jugendfreizeitzentrum in Leipzig-Paunsdorf durChFÜhrunG/Zeit

Das Projekt wurde in den Räumen des Freizeitzentrums durchgeführt. jeweils zwei Treffen pro Woche im Zeitraum vom 8.7. bis 30.7.2013 erGeBnis

Während des Projektes entstanden so genannte Selbstwertschätzungsfotos, die sich die Mädchen gerahmt mit nach Hause nehmen konnten. BesOnderer dAnK

Vielen Dank an Angelika Köhler, die mich tatkräftig und wunderbar bei der Umsetzung des Projektes unterstützt hat.


M e i n e Ku n st ist e X P LOs i On ei n P ro j e kt vo n

rOBert sChiLLer & eLisABeth sChiLLer-WitZMAnn

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er Workshop Meine Kunst ist Explosion beruhte auf der Idee, bildnerisches Gestalten mit der physischen Energie von Explosionen in einem kreativen Prozess zusammenzuführen. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus Leipzig-Grünau wurde im Workshop mit explosiv-kreativer Kraft, im direkten und übertragenen Sinn, ein Feuerwerk der Farben veranstaltet. Damit knüpfte das Künstlerpaar an das Projekt Explosion – m(M)acht – Kunst aus dem vergangenen Jahr an. In diesem Jahr rückten zwei Schwerpunkte in den Mittelpunkt: Farbexplosionen und Schwarzpulvermalerei. Mittels des ersten Verfahrens wurden gemeinsam mehrere T-Shirts und die Hauswand des Jugendclubs OFT Arena gestaltet.

Dabei wurden verschiedene Techniken der Explosionen vermittelt und eingesetzt. Mit Schwarzpulver wiederum haben die TeilnehmerInnen gemeinsam mehrere große Bilder gestaltet und dabei neben traditionellen Malmitteln das Schwarzpulver als gestalterisches Mittel kennen gelernt. In beiden Fällen war es das erklärte Ziel, das Zusammenspiel von kontrollierter Gestaltung und dem Einsatz des Zufalls durch die Komponente „Explosion“ kennen zu lernen. Die ständige Gewährleistung der Sicherheit bei der Durchführung des Projektes war nicht nur erklärtes Anliegen der Künstler, sondern wurde zu einem Leitmotiv des gesamten Projektes: „Sicherheit gibt Dir die notwendige Freiheit zur Gestaltung“. Der Vorgang der Explosionen und die dadurch entstandenen Arbeiten wurden per Highspeed-Aufnahmen durch Holger Teupel mit einer Filmkamera festgehalten. Der daraus entstandene Film macht das sichtbar, was durch das bloße Auge nicht wahrzunehmen gewesen wäre. Der Film sowie die Ergebnisse des Workshops wurden in einer Ausstellung im Rahmen des Grünauer Kultursommer der Öffentlichkeit präsentiert.

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r O B e rt s C h i L L e r & e L i sA B e t h s Ch i L L e r-W i tZM A n n Special Effect Designer & Theatermacher Bühnenbildnerin & Installationskünstlerin schiller.titanick@icloud.com schiller_witzmann@web.de M e i n e Ku n st i st e X P LOs i O n Im Workshop setzten sich Kinder und Jugendliche mit dem künstlerischen Umgang von Explosionen und deren vielfältigen Möglichkeiten zur bildnerischen Gestaltung auseinander. Die Kraft von Explosionen wurde hierbei gezielt zur Verformung und Umgestaltung von Objekten und Bildträgern eingesetzt. Der Vorgang der Explosionen und die dadurch entstandenen Arbeiten wurden per HighspeedFilmaufnahmen festgehalten, die das sichtbar machen, was durch das bloße Auge nicht wahrzunehmen gewesen wäre. KOOPerAtiOnsPArtner

OFT Arena, Jugendfreizeitzentrum in Leipzig-Grünau teiLnehMer

Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 15 Jahren durChFÜhrunG/Zeit

in den Räumen und auf dem Gelände des OFT Arena fand der Kurs vom 15. bis 19.7. sowie vom 3. bis 4.9.2013 statt. erGeBnis

Im Workshop sind T-Shirts, Bilder, Wandbemalungen, eine große Leinwand und ein den Prozess begleitender Film entstanden. All das wurde bei einem Abschlussfest in einer Ausstellung im Jugendtreff gezeigt. Die von den Kindern gestalteten T-Shirts konnten mit nach Hause genommen werden. Der Film ist auf www.youtube.com unter Meine Kunst ist Explosion zu finden. dAnK

an Uwe Walther vom Komm-Haus in Leipzig-Grünau, Nicole Wolf & Enrico Birke u. a. Mitarbeiter des OFT Arena für die herzliche und aktive Unterstützung des Projektes.


d eKOrAt i On u n d r eQ ui s i t e nBAu

im rahmen des schülermusicalprojektes: J. F. Böttger & die Erfindung des Porzellans ei n P ro j e kt vo n

FrAnK BrinKMAnn

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an nehme einen schrägen Barockcomic mit abgedrehter Story, knete diesen freihändig durch und gebe ihn mit porzellanen Klängen, klirrenden Rocksongs und feinen Balladen in einen Alchimistentopf. Dann erhitze man darin verrückte Typen, erotische Mätressen, einen Opernsänger als König und einen Rocksänger als dessen Gefolge und würze diese verrückte Mischung mit Dekorationen, Licht- und Videoprojektionen. Hernach alles dreimal kräftig durchgescherbelt und fertig ist „Das Porzellanical“ – eine musikalisch-theatralische, multimediale „Singspielperformance“ über Böttger, die Liebe, August den Starken & Co.

Die Handlung des Porzellanicals folgt dabei frei dem 2008 in der Verlagsgesellschaft erschienenem Comicband J.F. Böttger & die Erfindung des Porzellans von Lutz Anke. Ziel des Projektvorhabens von Frank Brinkmann war die Herstellung und Dekoration der Bühnenrequisiten für das Schülermusical J. F. Böttger & die Erfindung des Porzellans in Anlehnung an das Musical Böttger – das Porzellanical. Im Rahmen des Schülerprojektes J. F. Böttger & die Erfindung des Porzellans realisierte Frank Brinkmann gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus dem ländlichen Raum die Herstellung der Requisiten für das Bühnenstück. Neben den handwerklichen Arbeiten für den Requisitenbau, setzten sich die TeilnehmerInnen spielerisch mit den Kulturgütern Sachsens auseinander. Weitere Informationen zu dem Musical und seinen Schöpfern finden sich unter www.j-f-boettger.de

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F rA n K B r i n K MA n n bildender Künstler Wiesengrund 34 04680 Colditz – Ot erlln info@schaddelmuehle.de www.schaddelmuehle.org de KO rAt i O n de r BÜ h n e u n d r eQ uisite n BAu für das schülerprojekt J. F. Böttger & die Erfindung des Porzellans Ziel des Projektes war die Herstellung und Dekoration der Bühnenrequisiten für das Schülerprojekt J. F. Böttger & die Erfindung des Porzellans. Im Rahmen dieses Projektes realisierte Frank Brinkmann gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus dem ländlichen Raum die Herstellung der Requisiten für das Bühnenstück Böttger – „Das Porzellanical“. Neben den handwerklichen Arbeiten für den Requisitenbau, setzten sich die TeilnehmerInnen spielerisch mit den Kulturgütern Sachsens auseinander. Weitere Informationen zu dem Musical und seinen Schöpfern finden sich unter www.j-f-boettger.de KOOPerAtiOnsPArtner

Kulturförderverein Schaddelmühle e. V. teiLnehMer

Schüler aus Wurzen, Borsdorf und Naunhof durChFÜhrunG/Zeit

Förderschule Burkartshain, 2013 erGeBnis

Leider ist ein Teil der Vorbereitungen im Juni 2013 vom Muldehochwasser fortgespült worden, sodass das Projekt in seiner Fülle und die geplante Aufführung in Colditz auf 2014 verlegt wurde.


W e Lt – Z e i t – L eB e n ei n P ro j e kt vo n

MArtinA JACOBi-WiLheLM & niCOLe KAiser

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ie Brücke-Schule in Wurzen ist eine staatliche, allgemein bildende Förderschule des Freistaates Sachsen. Hier werden Kinder und Jugendliche mit einem besonderen Förderbedarf im Bereich geistige Entwicklung unterrichtet. Nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch innerhalb einer Schulgemeinschaft gilt es immer wieder Brücken zu bauen, um die Gemeinschaft zu stärken und den Alltag lebendiger zu gestalten. Die Symbolik der Brücke, die mit dem Namen der Schule das allgemeine Anliegen der Institution nach außen transportiert, kommt auch mit dem Bedürfnis des Fliegenden Ateliers in Berührung. Das Ziel des Einzelprojektes der beiden Kreativpädagoginnen war die künstlerische Gestaltung einer Wand im Foyer der Brücke-Schule in Wurzen. Im Rahmen des Themas Welt – Zeit – Leben sollten die Jungen und Mädchen jeweils eigene Entwürfe in eine Art keramischen Zeitstrahl einbringen.

Ausgangspunkt für die Ideenfindung war die Auseinandersetzung mit dem bisherigen Lebensweg – was ihnen wichtig war, was sie bewegt hat. Die auf Papier und Karton aufgetragenen Entwürfe wurden im Laufe der sechs Projekttage in jeweils fünf Reliefkacheln pro Teilnehmenden verwirklicht. Energisch haben die geistig behinderten Mädchen und Jungen die Kacheln bearbeitet und unter Anleitung den Keramikofen bestückt. Im Verlauf des Workshops lernten sie mit Engoben und Glasuren umzugehen. Die Form des dabei entstandenen Halbreliefs und die intensiven Farben der Keramiken schufen auf der Wandfläche von drei mal vier Metern im Foyer der Brücke-Schule ein starkes Ergebnis. Die jeweils biografischen Darstellungen auf den Kacheln rückten nicht nur die Persönlichkeiten der Kinder und Jugendlichen ins Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern regten auch zum Gespräch an…oder mit den Worten einer Teilnehmerin: „Da hab ich gern gelacht.“

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MA rt i n A JACO B i -W i L h e L M & n i CO Le KAise r Kulturvermittlerinnen & Kreativpädagoginnen dögnitzer straße 7 04828 Machern – Ot Püchau 01 57 / 82 21 63 63 info@schweizerhaus-puechau.de www.schweizerhaus-puechau.de W e Lt – Ze i t – L e B e n Ziel des Projektes war die künstlerische Gestaltung einer Wand im Foyer der Brücke-Schule in Wurzen. Die Kinder und Jugendlichen haben jeweils eigene Entwürfe in eine Art keramischen Zeitstrahl entwickelt. Dazu haben sie sich mit ihrem bisherigen Lebensweg auseinandergesetzt. KOOPerAtiOnsPArtner

Brücke-Schule, Schule für geistig Behinderte teiLnehMer

12 Mädchen und Jungen durChFÜhrunG/Zeit

Brücke-Schule Wurzen Mai bis Juli 2013 erGeBnis

Als Ergebnis ist ein keramisches Wandrelief mit den Maßen drei mal vier Meter entstanden. Dafür wurden von den Mädchen und Jugend an sechs Projekttagen 40 Kacheln gestaltet. Das Wandrelief kann im Foyer der Brücke-Schule in Wurzen besichtigt werden. dAnK

Herzlichen Dank an Frau Stein und ihr Team.


FA r B e n W e r K stAt t – Malen mit selbst gemachten Farben

ei n P ro j e kt vo n

Christine herOLd-KnAPP

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m Ferienprojekt Farbenwerkstatt konnten Kinder und Jugendliche praktisch erfahren, wie sie Farbe aus Naturmaterialien gewinnen und aus einfachen Mitteln ganz besondere Kunstwerke entstehen lassen können. Das sinnliche Vergnügen stand dabei im Vordergrund, als aus Gemüse und Beeren Farbsaft gequetscht wurde, beim Kochen von Pflanzen eigentümliche Gerüche entstanden und sich auf dem Papier die Töne der empfindlichen Farbauszüge durch Zugabe von alltäglichen Mitteln, wie zum Beispiel Backpulver, veränderten. Der Experimentierfreude und dem künstlerischen Schaffen waren dabei keine Grenzen gesetzt. Die Kinder staunten nicht schlecht, welche Farben sich in Pflanzen und Früchten verbergen, die uns täglich umgeben. Die Kinder konnten einen Eindruck bekommen, wie früher Farbe hergestellt wurde, was uns die Natur an Sinnlichkeit zur Verfügung stellt und wie man sich mit Hilfe natürlicher Mittel künstlerisch ausdrücken kann.

Beim Besuch des Kursraumes meiner Malschule konnten die jungen KünstlerInnen in Atelieratmosphäre bedenkenlos quetschen, kochen und matschen. Mit den gewonnenen Farben und selbst hergestellten Pinseln und Federn wurde dann auch in der vertrauten Umgebung der Kinderhäuser gemalt, gezeichnet und weiter experimentiert. Es entstanden zumeist ungegenständliche Aquarelle, Kleister- und Schleuderbilder, Farbenbüchlein, Schriftstücke und Gemeinschaftswerke. Im weiteren Verlauf erlernten die Kinder auch das Malen mit Pigmenten. Des Weiteren entstanden Materialbilder aus Kleister und Sand. In der Regel waren die Erzieher beim Projekt anwesend oder in der Nähe, um mir pädagogischen Beistand zu leisten und äußerlich für die nötige Ordnung zu sorgen, da es einigen Kindern streckenweise sehr schwer fiel, bei der Sache zu bleiben. Dennoch war es erfreulich, wie kreativ und unbeschwert die Kinder mit dem Material umgingen, wenn ihre Neugier erst einmal geweckt war. Am letzten Tag sagte Frau Janike, Leiterin der Tagesgruppe „Horizont“, dass sie sich eine Fortsetzung des Projektes sehr wünsche, weil sich die Kinder hier ausprobieren können und „… wer weiß, vielleicht geht eines der Kinder dadurch einmal einen künstlerischen Weg.“ Die meisten Kinder des Caritas-Kinderdorfes malten mir zum Abschied ein Bild, und Cora schrieb: „Liebe Christine, ich bin traurig, dass die Farbwerkstatt zu Ende ist. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich konnte meiner Fantasie freien Lauf lassen...“.

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Ch r i st i n e h e r O L d- K n A P P bildende Künstlerin & Leiterin der Mal- und Zeichenschule „Farbkreis“ Wiesenstraße 12 04416 Markkleeberg – Ot Wachau ch-herold-knapp@gmx.de www.malschule-farbkreis.de FA r B e n W e r K stAt t – Malen mit selbst gemachten Farben Die teilnehmenden Kinder konnten mit selbst hergestellten natürlichen Farben experimentieren. Die Farben wurden durch bestimmte Press- und Kochverfahren auf natürlichem Wege gewonnen. Pinsel und Zeichenfedern entstanden aus Zweigen und Bambusrohren. KOOPerAtiOnsPArtner

Tagesgruppe des CJD Chemnitz Außenstelle Markkleeberg – OT Gaschwitz Caritas Kinder- und Jugenddorf Markkleeberg teiLnehMer

Am Projekt nahmen drei Gruppen mit jeweils vier bis neun Kindern teil. durChFÜhrunG/Zeit

In den Räumen der Tagesgruppe „Horizont“ des CJD Markkleeberg-Gaschwitz, des Caritas-Kinderdorfes sowie im Kursraum der Mal- und Zeichenschule „Farbkreis“ wurde das Projekt für jede Gruppe in den Sommerferien an fünf aufeinander folgenden Tagen und in den Herbstferien an zwei Tagen zu je zwei Stunden angeboten. erGeBnis

Die meisten der in der Farbenwerkstatt entstandenen Aquarelle, Sand- und Materialbilder konnten die Kinder mit ins Kinderdorf nehmen. Die Tagesgruppe baute ihre Werke auf, um sie zum Familientag ihren Angehörigen zu zeigen. Die schönsten Aquarelle der Kinder des Caritas-Kinderdorfes wurden in einer Ausstellung in den Räumen der CaritasGeschäftsstelle Leipzig in der Elsterstraße 15 gezeigt. dAnK

Mein Dank gilt den Leiterinnen Frau Janike (Tagesgruppe), Frau Fleck-Hartmuth (Kinderdorf) sowie allen Erziehern, die die Kinder während des Projektes begleiteten.


sC h Mu C K – We r KstAt t ei n P ro j e kt vo n

Grit-ute ZiLLe

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m offenen Treff 50° NordOst in Leipzig-Thekla, getragen vom Internationalen Bund, wurde von der Schmuckgestalterin Grit-Ute Zille über einen Zeitraum von vier Monaten eine Schmuckwerkstatt unter gleichnamigem Titel angeboten. Der Workshop fand einmal wöchentlich statt. Die Kinder, die das Angebot wahrnahmen, kommen aus Thekla und den anliegenden Stadtteilen im Leipziger Nordosten. Die meisten Kinder und Jugendlichen besuchen die nahe gelegene Mittelschule. Einige gehen auch in die Förderschule. Das Angebot wurde von den Kindern dankbar angenommen, denn für die meisten von ihnen spielt sich die komplette Freizeitgestaltung im Offenen Treff des infrastrukturell nicht besonders begünstigten Stadtteils ab. Die Schmuckwerkstatt bot daher eine neue Variante und willkommene Abwechslung. Die Kinder taten sich oft schwer, eigene Ideen ohne Anregung zu finden. Für viele von ihnen war es bereits ein großer Schritt, wenn am Ende tragbarer Schmuck entstand, der zuhause oder in der Schule vorgeführt werden konnte. Aus dem umfangreichen Materialangebot, das zur Verfügung gestellt wurde, gehörte auch eine Ideenkiste. Darin befanden sich Schmuckobjekte aus konventionellen und aus sehr ungewöhnlichen Materialien, die als Anregung dienen sollten. Vorbehalte zu unkonventionellem Material waren

anfangs nur schwer zu überbrücken. Klassische Fädel-Arbeit fiel den meisten TeilnehmerInnen als erstes ein. Diese Arbeit war eine gute Vorarbeit, um die Kinder zu einem ruhigen und konzentriertem Arbeiten zu bewegen und diente als Voraussetzung, das breite Spektrum des Angebotes überhaupt erst richtig wahrzunehmen und sich auf die verschiedenen Materialien und Techniken einzulassen. Im Verlauf des Workshops griffen schließlich einige der Kinder zu den Materialien, deren ursprüngliche Funktionalität oft schwer oder nicht mehr erkennbar war. Dadurch trauten sich die Kinder, Dinge zu verwenden, die sie üblicherweise nicht zu Schmuck verarbeiten würden. Es wurden Filzschnüre, Knöpfe, Plastikabfall, Reste technischer Geräte wie Ministecker oder alte Telefonkabel, verschiedene Hölzer, Steine und Drähte, Kunstblumenreste aber auch laminierte Papiere aus alten Katalogen zur Gestaltung der Schmuckobjekte benutzt. Im Verlauf des Projektes wurden unterschiedliche Schmuckobjekte gebaut. Mit laminierten Ausschnitten von Katalogen oder Kunstpostkarten wurden Ohrringe als auch Ketten angefertigt. Der Renner waren Knöpfe, die sowohl zu Ringen als auch Ketten verarbeitet wurden. Mitunter wurden Dekorationsobjekte für das Kinderzimmer gestaltet. Die von den TeilnehmerInnen gestalteten Schmuckobjekte konnten anschließend alle mit nach Hause genommen werden. Den Kindern und Jugendlichen sollte durch den Workshop vor allem der Spaß am freien Gestalten vermittelt werden. Sie sollten entdecken, dass man aus nahezu allen Materialien Schmuckobjekte bauen kann, dass es keine Einschränkungen gibt, sondern nur technische Herausforderungen.

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G r i t- u t e Zi L L e Schmuckgestalterin Werkstattgalerie „Grit-ute Zille“ Kochstraße 9 04275 Leipzig 01 71 / 69 4 33 20 info@schmuck-kunstobjekte.de www.schmuck-kunstobjekte.de s Ch Mu CK – W e r K stAt t Die TeilnehmerInnen konnten Schmuckobjekte gestalten, nach eigenen Ideen, mit ihren bevorzugten Materialien; für sich selbst oder für Menschen, die ihnen wichtig sind. Ziel war der Spaß am freien Gestalten und die Entdeckung, dass man aus nahezu allen Materialien Schmuck bauen kann. KOOPerAtiOnsPArtner

Internationaler Bund OFT 50° NO teiLnehMer

Die meisten Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren gehörten zu den ständigen Gästen des offenen Treffs. Einige stammten aus dem Stadtteil Thekla und sind sonst keine Gäste. durChFÜhrunG/Zeit

Räume des OFT 50° NO in Leipzig-Thekla 1.4. bis 30.6.2013 erGeBnis

Während des Projektes entstanden unterschiedliche Schmuckobjekte, die die TeilnehmerInnen mit nach Hause nehmen konnten. dAnK

Mein besonderer Dank gilt den beiden Mitarbeiterinnen des OFT: Antje Sachse und Josephine Schurig.


i st dA J e M And? ei n P ro j e kt vo n

dirK eriCh BrAuse

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er Weltraum, unendliche Weiten... Wir schreiben das Jahr 2013. Das Raumschiff befindet sich auf Zwei-Jahres-Mission, um neue Welten, Planeten, Sterne und Zivilisationen zu entdecken. Das Raumschiff hält Kurs auf den Schulclub am Adler. Das Projekt von Dirk Erich Brause verfolgte das Ziel, mit Kindern und Jugendlichen des Schulclubs der Mittelschule am Adler, einen Animationsfilm zu produzieren. Das Filmprojekt war darauf ausgelegt, das während der Projektstunden entstandene Material in den Verlauf einer Animationsfilmsequenz einzuarbeiten und visuell ablaufen zu lassen. Für das Projekt organisierte Dirk Erich Brause zwei Produktionsteams. Mit der einen Gruppe kreierte er das Bildmaterial, mit der anderen Gruppe programmierte er die Animationssequenz.

Mit dem Jugendclub am Adler fand der Künstler einen engagierten, unvoreingenommenen Partner, der das Projekt den Jugendlichen tatkräftig anpries und ihn während der gesamten Projektlaufzeit unterstützte. In den ersten Treffen entstanden aus der Phantasie von Samir, Lisa, Melissa und Lucy so genannte Planetenplastiken aus Bauschaum, die anschließend mit Farbpigmenten, Lackeddings, Styroporkleber und Kohleruß überzogen wurden. Diese Planeten wurden anschließend digitalisiert und auf virtuelle 3D-Kugelobjekte gemappt. Im darauf folgenden Schritt nahm der Künstler zusammen mit den Jugendlichen die Herstellung eines Planetenbahnproportionsmodells in Angriff. Mittels dieses Modells konnten die Planetenbewegungen anschaulich eingestellt und nachvollzogen werden. Dieser Vorgang diente dem Animations-Team als Grundlage der eigentlichen Filmsequenz. Darüber hinaus konnte das finale „Actionpainting“ auf der gleichen Platte ausgeführt und anschließend eingescannt werden. Diese Arbeitsvorgänge machten es dem Filmteam nun möglich, die verschiedenen digitalisierten Materialien und Texturen in einem entsprechenden Filmprogramm anzusehen, umzukehren oder einfach nur mit ihnen zu experimentieren und zu spielen. Die Jugendlichen Gereon und Kilian, beide erfahrene Video-Gamer, übernahmen hier einen Großteil der Digitalisierung und Vektorisierung. Ihre Ideen begannen langsam Form anzunehmen und Schritt für Schritt renderten sie einen kleinen Film. Dabei bedienten sich die TeilnehmerInnen sowohl aus den Objektbibliotheken längst abgelaufener Software als auch aus der Vielfalt des im Workshop frisch entstandenen Materials.

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di r K e r i Ch B rAus e bildender Künstler Atelier saarländer straße 42 04179 Leipzig i st dA Je MA n d? Ziel des Projektes war die Produktion eines Animationsfilmes. KOOPerAtiOnsPArtner

Schulclub am Adler der Oberschule am Adler teiLnehMer

insgesamt 14 Kinder im Alter von 11 bis 16 Jahren durChFÜhrunG

Schulclub am Adler Atelier „Dirk Erich Brause“ erGeBnis

Im Verlauf des Projektes wurden Planetenmodelle angefertigt, digitalisiert und vektorisiert. Im Endergebnis entstand ein kleiner Animationsfilm. dAnK

Besonderer Dank gilt den beiden Mitarbeitern Holger Kappe und Janina Pommer vom Schulclub am Adler.


dAs L e B e n i st Bunt u n d Wi r s i n d M i t t e ndr i n ei n P ro j e kt vo n

KArL AntOn

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as Projekt wurde in den Räumen und auf dem Gelände des Kinder- und Jugendfreizeitzentrum Columbus Junior e. V. durchgeführt. Bei schönem Wetter fanden die Veranstaltungen im Freien statt. Die Lage des Vereines im Stötteritzer Wäldchen bot sich dafür besonders gut an. Hier treffen sich Kinder und Jugendliche aus den angrenzenden Stadtteilen Stötteritz und Reudnitz. Die Altersstruktur beginnt im Kleinkindalter und geht bis zu 18 Jahren. Die älteren Geschwister bekommen von den Eltern ihre kleinen Brüder und Schwestern an die Hand gegeben und nehmen sie mit in ihren Verein.

Das Projekt wurde als langfristige, regelmäßige Veranstaltung geplant. Aus den Erfahrungen mit anderen gleich gelagerten Projekten hat sich gezeigt, dass ein kreatives Miteinander in diesem Rahmen nur über einen längeren Prozess des Vertrauens zwischen den Kindern und Jugendlichen und dem Künstler möglich ist. Das wöchentliche Angebot der künstlerischen Beschäftigung ordnete sich in die anderen Aktivitäten des Vereines ein. Die Kinder und Jugendlichen kommen nicht gezielt zum Kunstkurs, sondern suchen sich das aus, was sie interessiert. Will man sie erreichen, muss das Angebot sie ansprechen. Vielfalt ist gefragt und die Einstellung auf die großen Altersunterschiede bei den TeilnehmerInnen. Das Projekt fand von März bis Dezember 2013 an 36 Donnerstagen jeweils zwei Stunden statt. Mit den Ergebnissen des Projektes ist eine kleine Flurgalerie im Verein entstanden, wo sich die jeweils neuesten Arbeiten der TeilnehmerInnen wiederfinden. Mein Dank gehört den Mitarbeitern des Vereines für die tolle Zusammenarbeit und besonders Diana Freydank für die genialen Fotos.

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K A r L A n tO n bildender Künstler, Malerei stritz Galerie Breslauer str. 14 04299 Leipzig art@k-anton.de www.k-anton.de dAs L e B e n i st Bu n t u n d W i r s i n d M i t t e n dr i n Über das Kunstangebot sollte den Kindern und Jugendlichen eine Möglichkeit einer sinnvollen Freizeitgestaltung und eine offene positive Wahrnehmung des Umfeldes nahe gebracht werden. Ziel war es, eine mögliche Breite an künstlerischen Techniken und Anschauungen zu vermitteln. Das Angebot umfasste mehrere Drucktechniken, freies und figürliches Gestalten sowie Portraitmalerei. KOOPerAtiOnsPArtner

Kinder- und Jugendfreizeitzentrum Columbus Junior e. V. teiLnehMer

Kinder und Jugendliche aus den Stadtteilen Reudnitz und Stötteritz durChFÜhrunG/Zeit

OFT Ostraße 36 Donnerstage von März bis Dezember 2013 erGeBnis

Viele der entstandenen Arbeiten sind im Verein verblieben und schmücken die Flurwände. So ist eine kleine Galerie entstanden, wo sich die Kinder und Jugendlichen voller Stolz mit ihren Arbeiten wiederfinden. dAnK

Mein besonderer Dank gilt Diana Freydank für die genialen Fotos.


eine BeGeGnunG der Anderen Art

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ünstlerische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten ist ein Feld, was nur bestellt werden kann, mit viel Ausdauer, Einfühlungsvermögen, Ideenreichtum, Toleranz und einer Haut von der Dicke eines Elefanten. Mit meinem Projekt im Rahmen von „Das Fliegende Atelier“ sollten die Kinder und Jugendlichen angesprochen werden, für die Kreativität mit dem Kindergarten aufgehört hat. Kunst ist ein Fach in der Schule, wo der Lehrer, wie in anderen Fächern vorgibt, wo es lang geht. Fantasie ist nur als Genre im Kino bekannt, da kämpfen Kinder mit Monstern und Drachen. In diese Welt geraten wir als KünstlerInnen mit unseren Vorstellungen und Ansprüchen und wollen einen Gegenpart zur Playstation und dem Internet entwickeln. Eine schwierige Aufgabe an der man schnell zerbrechen kann. Nur durch eine klare Zieldefinition – was will man eigentlich erreichen – ist diese Sisyphusarbeit zu bewältigen. In jeder Persönlichkeit gibt es Bereiche, die Kreativität, Fantasie und auch die Sehnsucht nach etwas Schönem beinhalten. In dem einen Persönlichkeitsgebäude füllen diese Eigenschaften Säle, und die Türen stehen weit offen. Im Nachbarhaus sind es nur kleine Kammern, deren Türen verriegelt zu sein scheinen. Unsere Aufgabe ist, diese Türen aufzuschließen und zu zeigen, dass man die Wände dieser kleinen Kammern einreißen kann, um Spielplätze daraus zu machen.

Kreativität ist eine Möglichkeit, die Freizeit zu verbringen. Wenn wir durch unsere Aktivitäten und unsere Projekte diese Erkenntnisse in die Köpfe der Kinder und Jugendlichen gepflanzt haben, ist ein großer Schritt getan. Dass Kreativität sehr viel mit Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Mut zu tun hat, sind dabei nicht nur wichtige Begleiterscheinungen. Zum Abschluss möchte ich noch eine kleine Geschichte erzählen: Ein neues Projekt hat begonnen. Es findet in einem Verein für offene Kinder- und Jugendarbeit in Leipzig statt. Regelmäßig will ich nun einmal in der Woche hierher gehen, um ein Angebot zur künstlerischen Betätigung durchzuführen. Die Mädchen und Jungen kommen täglich hierher. Es ist ihr Klub, ihr Alltag. Ich bin ein Neuer, ein Außenstehender und werde misstrauisch beäugt. Auf dem Flur steht ein kleines Mädchen mit dem Rücken an die Wand gepresst. Sie ist zwischen zwei und drei Jahre alt, ist ängstlich, kann oder will nicht sprechen. Ihre großen Geschwister haben sie von den Eltern an die Hand bekommen und sollen sich um sie kümmern. Sie haben ihre kleine Schwester abgestellt. Ich nehme sie auf den Arm, sie ist sehr ängstlich, trage sie in den Malraum und male ihr eine Sonne. Der Nachmittag beginnt, die kleine sitzt auf ihrem Stuhl, sagt keinen Ton und beobachtet mich. Letzten Donnerstag war wieder Malen mit Anton. Am Eingang des Vereins steht die kleine Janine und strahlt mich mit ihren großen Augen an. Wir kennen uns nun ein halbes Jahr. Ich frage sie, ob wir einen Weihnachtsbaum malen wollen. Aus ihrem Mund kommt ein klares „Ja“. Janine hat zum ersten Mal mit mir gesprochen. Karl Anton


Das L eb en i st bu nt u nd w i r si n d m i t t e n d r i n Karl Anton


das Fliegende Atelier

LAndunG und BeWeGunG

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ie Landung und Bewegung des überregional bedeutenden Modellprojektes „Das Fliegende Atelier“ bot 2013 bildenden KünstlerInnen die Möglichkeit, ihr künstlerisches Potential in die Gesellschaft einzubringen und zum gestalterischen Austausch von Kunst mit klassischen Bildungsformen erfolgreich beizutragen. Ein Hauptaugenmerk des Projektes liegt darin, Kunst und kulturelle Bildung an Orte zu tragen, die aufgrund strukturschwacher Entwicklung zu wenig Kulturangebote für die dort lebenden Menschen bieten. Mit dem Projekt gehen wir in soziale Bereiche, die in ländlichen Regionen und in einigen Leipziger Stadtteilen nur selten oder gar keine kulturelle Unterstützung erfahren. Wir wollen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene dort erreichen, wo Schule, Kindergarten oder Jugendclubs nicht greifen können. Die KünstlerInnen tragen mit ihrem Wissen und ihren künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten, kulturelle Bildung an Orte, die für Jugendliche interessant und ansprechend sind.

Um weitere KünstlerInnen für dieses gesellschaftlich notwendige Projekt zu begeistern, wurden mehrere Informationsveranstaltungen und fortlaufende Weiterbildungen durch den Bund Bildender Künstler Leipzig e. V. organisiert. Eine erfolgreiche Vernetzung, dauerhafte Kooperationen und die Realisierung langfristiger Einzelprojekte liegen uns dabei besonders am Herzen, um den Adressaten einen nachhaltigen Zugang zu Kunst und kultureller Bildung zu verschaffen. Die regionale Identifikation spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Werte der Demokratie sollen mit kultureller Bildung in Zusammenhang gebracht und nachhaltig eingebunden werden. Das Projekt trägt dazu bei, dass sich junge Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen mit der eigenen Herkunft und mit anderen Kulturen beschäftigen und damit ihrer Identität und der europäischen Kultur bewusst werden. An dieser stelle bedanken wir uns herzlich bei den Förderern des Projektes und den teilnehmenden Künstlerinnen.

Britta schulze Projektleiterin „Bewegung Kunst - Das Fliegende Atelier“


Imp re s sum Herausgeber: Bund Bildender Künstler Leipzig e. V. Projektleitung: Britta Schulze Projektassistenz: Sebastian Kiss, Hans-Ulrich Kopsch Redaktion: Sebastian Kiss, Britta Schulze Gestaltung & Layout: Katja Hillscher Text und Foto: Karl Anton, Dirk Erich Brause, Frank Brinkmann, Diana Freydank, Johannes Hein, Christine Herold-Knapp, Martina Jacobi-Wilhelm, Nicole Kaiser, Sebastian Kiss, Andrea Meng, Pascal Müller, Katja Obst, Laila Sahrai, Robert Schiller, Elisabeth Schiller-Witzmann, Britta Schulze, Anne Stolmár, Frank Tangermann, Holger Teupel, Gabriele & Wolfgang Thibault, Christiane Werner, Eva Weymann, Grit-Ute Zille Rechte: Alle Rechte liegen, soweit nicht anderes angegeben, beim Herausgeber sowie den Text- und BildautorInnen. Auflage: 1000 Exemplare Kontakt: Bund Bildender Künstler Leipzig e. V.

Tapetenwerk Leipzig, Haus K Lützner Straße 91 04177 Leipzig

03 41 / 261 88 99

info@bbkl.org www.bbkl.org

Geschäftsführung: Maria Melms Vorstand: Gabriela Francik, Lutz Hirschmann, Elisabeth Howey, Dirk Richter, Mario Schott, Britta Schulze, Priska Streit, Christiane Werner, Hael Yxxs Dank Wir danken allen Beteiligten und Kooperationspartnern für eine wundervolle Zusammenarbeit. Besonderer Dank gilt unseren Förderern, ohne deren Hilfe und finanzielle Unterstützung diese 15 Einzelprojekte nicht möglich gewesen wären. Wir bedanken uns herzlich bei allen öffentlichen Förderern. Das Projekt wurde unterstützt durch:

Stadt Leipzig Kulturamt


Bund Bildender Künstler Leipzig e. V. Tapetenwerk Leipzig, Haus K Lützner Straße 91 04177 Leipzig 03 41 / 261 88 99 info@bbkl.org www.bbkl.org


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