Deutsche Besetzung Polens 1939-45

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Befriedung der Region Zamość – polnische Bauern ermordet von Deutschen

verdächtigte. Zudem kam es zu einer drastischen Erhöhung der Einkommens- und Grundsteuer und es wurde zeitgleich noch eine neue „Bürgersteuer“ eingeführt. Davon waren jedoch niemals deutsche Personen betroffen, die bis zu einem Jahreseinkommen von 8400 Złoty keine Steuern bezahlen mussten und damit günstiger als im Deutschen Reich selbst lebten. Insgesamt wird die Gesamtsumme, welche von 1939 bis 1945 aus dem Generalgouvernement gepresst wurde, auf 5,50 Milliarden Reichsmark geschätzt. Unmittelbar nach dem Einmarsch wurde die polnische Presse, die Nachrichtenagenturen und auch der polnische Rundfunk beseitigt. Nur deutsche Zeitungen erschienen in polnischer Sprache. Das Ziel der nationalsozialistischen Kulturpolitik bestand darin, das Entstehen einer neuen polnischen Intelligenz sowie jeglicher Kritik zu verhindern. Heinrich Himmler fasste seine Ansichten über die Bildung der polnischen Bürger wie folgt zusammen: „Für nichtdeutsche Bevölkerung des Ostens darf es keine höhere Schule geben als die vierklassige Volksschule. Das Ziel dieser Volksschule hat lediglich zu sein: Einfaches Rechnen bis höchstens 500, Schreiben des Namens, […] Lesen halte ich nicht für erforderlich.“ Folglich wurden sämtliche Hochschulen und Oberschulen sowie alle Universitäten geschlossen. Polen und Juden wurde es grundsätzlich verboten zu studieren. Die Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter wurden verfolgt

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und in Konzentrationslager deportiert (z. B. Sonderaktion Krakau und Lemberger Professorenmord). Nur im Generalgouvernement existierten noch Berufsschulen, um Facharbeiter für die Rüstungswirtschaft auszubilden. In einem weiteren Schritt wurden alle kulturellen Einrichtungen, wie Vereine, Museen, Opern, Theater und Bibliotheken geschlossen. Im Generalgouvernement waren Opern und Theater von dieser Regelung zwar ausgenommen, doch es wurde ihnen verboten „gehobene“ Unterhaltung zu bieten. Ebenso wurde die lokale Presse stillgelegt. An ihre Stelle traten Propagandablätter der Besatzungsmacht, welche die Aufgabe hatten, die polnische Bevölkerung zu indoktrinieren und Anordnungen der deutschen Behörden zu veröffentlichen (Krakauer Zeitung, Warschauer Zeitung). Kulturgüter wurden entgegen der Haager Landkriegsordnung systematisch von sachverständigen Sondereinheiten (z. B. Sonderkommando Paulsen des Reichssicherheitshauptamtes, Wolfram Sievers der Generaltreuhänder für die „Sicherung deutschen Kulturguts“, SS-Führer Kajetan Mühlmann u. a.) geplündert und ins Reich verbracht. Man geht von etwa 500.000 geraubten Kunstgegenständen aus, die zur persönlichen Bereicherung oder zum Aufbau und Ausbau deutscher Museumsbestände wie dem Führermuseum Linz verwendet wurden. Auch ein Großteil der Bibliotheken und Archive wurde systematisch geplündert und zerstört. Auch im Generalgouvernement wurde die polnische Intelligenz das Opfer gezielter Terrormaßnahmen. Nach


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