DAIMLER TECHNICITY 01-2012 Deutsch

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MAGAZIN FÜR INNOVATION TECHNOLOGIE MOBILITÄT

AUSGABE 01 2012

TECHNICITY MAGAZIN FÜR INNOVATION TECHNOLOGIE MOBILITÄT

SERIE

INNOVATIONSREGIONEN VANCOUVER

SERIE TEIL 2 VANCOUVER Wo Hochtechnologie, Wirtschaftskraft und kreative Potenziale zusammenkommen, liegen KANADA

ihren spezifischen Mustern urbaner Mobilität.

VANCOUVER

TECHNICITY besucht die innovativsten Ballungsräume und begleitet fortan die lokalen Macher des ökonomischen Erfolgs durch ihren Alltag zwischen Arbeit,

USA

TECHNICITY

die Innovationsregionen der Welt, jede von ihnen mit

HYBRID NATION

Freizeit und Fortbewegung.

Japan setzt auf innovative Hybridlösungen: ein Technologiereport aus einem der fortschrittlichsten Länder der Welt. ISSN 2190-0515

MEXIKO TECHNICITY MAGAZIN FÜR INNOVATION TECHNOLOGIE MOBILITÄT Eine Publikation der Daimler AG © Stuttgart 2012

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AUTOMATISIERUNG

CONSUMER ELECTRONICS

INTERDISZIPLINARITÄT

Wie durch vernetzte Automatisierungsprozesse technische Abläufe in Mobilität, Arbeitswelt und Alltag drastisch vereinfacht werden.

Wie modernste Anwendungen aus der Unterhaltungselektronik beinahe in Echtzeit ins Fahrzeug integriert werden können.

Warum gerade für die Gestaltung von Räumen und Materialien Forscher verschiedener Disziplinen zusammenarbeiten.

AUSGABE 01 2012 6,50 EUR 9,00 USD 60,50 CNY

EINE PUBLIKATION DER DAIMLER AG

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TecHniciTy <engl.> die, das; -ys (1, 2), -ies (3, 4); (Abk. T) 1. Eigenname als Zusammensetzung der Begriffe  Tech•no•log’ie (1) und  Ci•ty (2) 2. Magazin, das sich mit der Anwendung von (1) und speziell Mobilität im urbanen Umfeld und in weltweiten Metropolregionen befasst 3. <engl.> für  Tech•ni’zi•tät (3) 4. der technische Charakter einer  In•no•va•ti’on (4)

Freak Diavolo Sekundenanzeige auf fliegend gelagertem Karussell Tourbillon. 8 Tage Gangreserve. Handaufzug. Hemmung aus Silizium. Gehäuse Weissgold 18 Karat.

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W W W . U LY S S E - N A R D I N . C O M

Ulysse Nardin GmbH - 79576 Weil am Rhein - Deutschland T. + 4 9 7 6 2 1 7 7 0 0 9 8 0 - i n f o @ u l y s s e - n a r d i n - e u r o p a . d e

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HYBRIDMODUL Der scheibenfรถrmige Elektromotor zwischen Verbrennungsmotor und Automatikgetriebe ist eines von zwei Herzen im Antriebsaggregat des Mercedes-Benz S 400 HYBRID.

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HYBRID NATION Der Fuso Canter Eco Hybrid im Einsatz in Yokohama wirft ein Schlaglicht auf die Offenheit der japanischen Gesellschaft für innovative Hybridlösungen.

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MOBILE ZUKUNFT Ich freue mich, dass wir Ihnen in diesem Heft einige Beispiele zeigen können, wie visionäres Denken und leidenschaftliche Ingenieure zum Motor für Innovationen werden. AutomAtisierung (S. 76) Gerade an der Schnittstelle von Mobilität und Kommunikation schlummern riesige Innovationspotenziale, die wir als Unternehmen nutzen wollen. Das bedeutet einen Paradigmenwechsel für uns als Ingenieure, der völlig neue und faszinierende Perspektiven für die individuelle Mobilität und Unabhängigkeit der Menschen eröffnet! VernetZung (S. 54) Die junge Generation der „Digital Natives“ wird sich ein Leben ohne die Möglichkeiten ihrer Smartphones, Tablets und sozialen Netzwerke nicht mehr vorstellen können – auch nicht beim Autofahren. Ein Bericht in diesem Heft über die diesjährige Consumer Electronics Show in Las Vegas macht deutlich, dass mit dem „digitalen Lebensstil“ auch das Automobil in neue Dimensionen der Vernetzung und der Sicherheit vorstoßen wird. Auch neue Mobilitätskonzepte, von denen in diesem Heft berichtet wird, werden erst durch ein hohes Maß an Digitalisierung und Vernetzung möglich. neue AntrieBe (S. 28) Dabei behalten wir die Entwicklung des Automobils hin zum emissionsfreien Fahren und damit „grüner Mobilität“ weiterhin fest im Blick. Nur so kann das Auto der Zukunft zum integralen Bestandteil eines vernetzten Lebensstils werden – vom Antrieb über Konnektivität und Komfort bis hin zur Smart City. Erfahren Sie mehr über den technischen Stand bei der Elektromobilität beispielsweise mit Hybridantrieb und machen Sie mit uns eine Reise zu unseren innovativen Mobilitätskonzepten, die wir weltweit gestartet haben. innoVAtionsgeist (S.10) Mit dieser Ausgabe wollen wir Ihnen auch einen Einblick in die vielfältigen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten unserer Mitarbeiter geben. Dank ihrer Expertise, Neugier und Leidenschaft werden wir auch in Zukunft mobil, unabhängig und dennoch miteinander in Verbindung bleiben! Viel Freude bei der Lektüre von TECHNICITY wünscht Ihnen Ihr Thomas Weber Vorstandsmitglied der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung und Entwicklung Mercedes-Benz Cars

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Interdisziplinarität

Multimodale Verkehrssysteme

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HYBRID NATION In Japan folgen Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft dem Leitbild der Hybridlösung. Die Kombination von Gegensätzen schafft ganz neue Qualitäten – nicht nur im Bereich der Zukunftstechnologien.

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INDEX

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Neue Technologien sind unverzichtbarer Treibstoff für Innovationen und den Fortschritt im 21. Jahrhundert – spannend, elektrisierend und faszinierend.

„Der Kampf um Talente entscheidet über den wirtschaftlichen Erfolg“, sagt Richard FLORIDA, US-Ökonom. In den Innovationsregionen definieren Kreative die Zukunft.

Toleranz, Offenheit und kulturelle Vielfalt sind für wirtschaftliches Wachstum in Metropolen entscheidend – und Ausdruck eines neuen urbanen Lebensstils.

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TECHNOLOGIE

Effizienzsteigerung Im Daimler-R&D-Center im süddeutschen Ulm wird permanent daran gearbeitet, die Effizienz von Fahrzeugen signifikant zu steigern und Innovationen schnellstmöglich zum Serieneinsatz zu bringen.

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SPEKTRUM Hightechnews aus den internationalen Innovationsregionen.

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HYBRID NATION

Japan Hybride Lösungsansätze sind das technologische Paradigma der Zukunft. Nirgendwo wird dieser Trend so deutlich sichtbar wie in Japan. Gesellschaft, Forschung und Industrie gehen neue Wege bei der innovativen Kombination von Einzeltechnologien vom Hybridantrieb bis zum Hochhausgarten.

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Interdisziplinarität Die Wahrnehmung von komplexen Produkten wie Automobilen löst differenzierte Emotionen aus. Zukunftsweisende Designentwicklungen finden deshalb in interdisziplinären Netzwerken statt – vom Modedesign bis zur Luft- und Raumfahrttechnik.

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ANALOGIE Das Interieurkonzept Active Comfort und moderne Spas verbinden innovative Technologien und stimulierende Wellnessfunktionen.

TALENT

Consumer Electronics Die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas bot einen visionären Blick in die Zukunft des voll vernetzten Automobils. Johann JUNGWIRTH, Präsident und CEO von Mercedes-Benz Research & Development North America, analysiert für TECHNICITY die Innovationstrends an den Schnittstellen von Kommunikation, Entertainment und Mobilität.

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METROPOL Von der Stadt zum Ideenpool: die aufregendsten Innovationen aus Portland (USA), Bengaluru (Indien), Johannesburg (Südafrika) und Stockholm (Schweden).

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European Bus System of the Future Der öffentliche Personennahverkehr erprobt den Sprung in die Zukunft. Erste Stadtbusse werden im Rahmen des europäischen EBSF-Projekts mit den Hightechfeatures des digitalen Zeitalters ausgerüstet.

Automatisierung Elektronisch gesteuerte, automatische Abläufe werden allgegenwärtig, nehmen uns Arbeit ab und steigern unseren Komfort. Moderne Fahrzeuge verfügen bereits heute über viele Merkmale einer ausgereiften künstlichen Intelligenz.

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SERIE TEIL 2 Innovationsregionen Das kanadische Vancouver wird zum globalen Magneten für Talente in den Bereichen Cleantech, Biotechnologie und digitale Medien. Die Metropole setzt konsequent auf herausragende Lebensqualität durch intelligente Stadtplanung. Einheimische und Zuwanderer profitieren von einer Vielfalt individuell kombinierbarer Mobilitätslösungen.

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DIGITAL

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IMPRESSUM UND KONTAKT

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TRANSFER Multimodale Verkehrssysteme Der brasilianische Architekt und Stadtplaner Jaime LERNER, Vater des weltweit ersten Bus-Rapid-Transit-Systems, im Gespräch mit TECHNICITY über die Steigerung der Qualität öffentlicher Nahverkehrssysteme und den tief greifenden Wandel des individuellen Mobilitätsverhaltens.

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TOLERANZ

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PROJEKTOR

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• Kunde: Mercedes-Benz (Daimler AG)

Eine Marke der Daimler AG

Athlet, Ästhet. Der neue SL.

• 216 mm × 279 mm

Die Vollendung kultivierter Sportlichkeit: Der SL 500 mit V8-Biturbo-Motor und Vollaluminium-Karosserie erreicht bis zu 22 % weniger Kraftstoffverbrauch bei 12 % mehr Leistung. Kraftstoffverbrauch innerorts /außerorts / kombiniert: 12,9–12,7/ 7,1–7,0 /9,2–9,1 l /100 km; CO₂ -Emission kombiniert: 214–212 g / km. www.mercedes-benz.com/sl

• Jung v. Matt

Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Abbildung enthält Sonderausstattungen.

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• Kunde: Mercedes-Benz (Daimler AG) • Produkt/Motiv: SL (R231) – 7/8 Seite – „Athlet“ • Titel/Objekt: technicity Magazin – DEU (DU 2.3., ET 21.4.) • 216 mm × 279 mm • 1/1-Seite • 4C • Jung v. Matt • 13404/18/12001/21 • DTP: Niels (-1185)

innovation, technologie <dt.> die; -en (Abk. i, T) „Je mehr möglichkeiten (1) die Technologie (2) bietet, desto wichtiger wird das Streben nach einfachheit (3).“ Hermann SIMON (*1947), deutscher Wirtschaftsprofessor und Gründer der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners

(1) S. 28: hybrid nation (2) S. 10: effizienz im Blick (3) S. 40: emotionen entwerfen

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TexT Kai-Holger EISELE

FOTOGRAFIe Stefan HoHLocH

EffIzIEnz Im BLIcK Im Daimler Research & Development center in Ulm wird permanent daran gearbeitet, die Effizienz von fahrzeugen aller Baureihen signifikant zu steigern – und die bahnbrechenden Innovationen schnellstmÜglich zum Serieneinsatz zu bringen.

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PARAMETER NAMe: Daimler Research & Development Ulm GRÜNDUNG: 1990 (erster Bauabschnitt), 1993 (zweiter Bauabschnitt) MITARBeITeR: über 500 STANDORT: Ulm, Deutschland

Hamburg BERLIn Köln frankfurt Stuttgart ULM

GeBÜNDeLTe KOMPeTeNZ Das Research & Development center im süddeutschen Ulm gehört zu den größten und thematisch am breitesten aufgestellten Daimler-forschungsstandorten weltweit. zu den Kompetenzen gehören neben der materialforschung auch antriebstechnologien, fertigungstechnik, intelligente transportsysteme, Sicherheitstechnologien sowie Softwareund Prozesstechnologie. Der R&D-Standort ist teil der „Wissenschaftsstadt Ulm“, ein hochvernetzter technologie- und Innovationscluster, zu dem Universität, Hochschule, Kliniken, Science Parks mit zahlreichen Start-ups und die forschungszentren großer Unternehmen wie nokia gehören.

LASeRSCHWeISSLABOR Hinter der Sicherheitstür werden Werkstücke mit rasenden Schweißgeschwindigkeiten für immer miteinander verbunden.

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NANOSLIDe-VeRFAHReN zylinderoberfl채chen werden ultrad체nn mit einer Eisen-KohlenstoffLegierung beschichtet und extrem gegl채ttet.

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MIKROSKOP

MOTOReNPRÜFSTÄNDe UND TRIBOMeTeR Reibungswiderstände sind insbesondere in teillastbereichen nach wie vor für rund 25 Prozent des Energieverbrauchs von Verbrennungsmotoren verantwortlich. Um diesen Bedarf weiter zu senken und damit auch weitere co2-Einsparungen zu erzielen, werden im Research & Development center Ulm motoren aller Baureihen, vom Pkw bis zum schweren truck, ausgiebigen testläufen, zum Beispiel unter Einsatz neuester Öle, Beschichtungen sowie optimierter Bauteile, unterzogen. auch einzelne Segmente des motors werden in sogenannten tribometern (Reibungsmessgeräten) je nach Versuchsaufbau stundenlang rotatorisch und translatorisch zueinander bewegt, um neue Erkenntnisse über Reibungsverhalten und Verschleiß der Bauteile zu gewinnen.

ReIBLeISTUNGSPRÜFSTAND Bevor die Prüfstände die motoren auf die Probe stellen, werden diese minutiös auf ihren Prüfeinsatz vorbereitet.

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MIKROSKOP

HEISS UND KALT Um das Verhalten von Komponenten unter extremen thermischen Bedingungen zu testen, verfügt der R&D-Standort Ulm über einen weltweit einzigartigen modularen Heißgasprüfstand mit vier Einzelbrennern. Abgaskomponenten wie Turbolader und Krümmer können, unabhängig vom Motor, abwechselnd auf bis zu 1.300 Grad Celsius erhitzt und mit Kälteschocks „gequält“ werden. Die Messergebnisse dieser Extremtests fließen in virtuelle Material- und Bauteilmodelle ein, die es erlauben, Materialermüdung und Risse exakt vorherzusagen und Komponenten entsprechend zu optimieren. Bald soll das Simulationsmodell so weit verfeinert werden, dass sich nicht nur die Entstehung von Rissen, sondern sogar deren Fortschreiten genau prognostizieren lassen wird.

HEISSGASPRÜFSTAND Einzelne Bauteile können ohne Motor auf bis zu 1.300 Grad Celsius erhitzt und thermomechanisch getestet werden.

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CFK-HANDLING Ein Roboter greift die zugeschnittenen cfK-Halbzeuge und bringt diese f端r nachfolgende Prozessschritte in die richtige Position.

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PeRFeKTe OBeRFLÄCHeN Im neonlicht werden kleinste Unregelmäßigkeiten in der Lackierung von außenhautbauteilen aus Kunststoff erkennbar.

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InnoVatIonEn aUS DER WISSEnScHaftSStaDt

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inter der von innen verriegelten Sicherheitstür blitzen in schneller folge helle Lichtpunkte auf, ein Schild warnt den ahnungslosen Besucher vor einem unsichtbaren Laserstrahl. Wir befinden uns im Untergeschoss, dem sogenannten technikum 7, des Daimler Research & Development (R&D) center in Ulm. Ein Laserschweißroboter fügt gerade zwei metallisch schimmernde Werkstücke untrennbar zusammen. mithilfe des stark gebündelten Lichtstrahls wird das material an den fügepunkten in Sekundenbruchteilen über seinen Schmelzpunkt hinaus erhitzt. Beim abkühlen verbinden sich beide Werkstücke ohne die zugabe anderer Werkstoffe, welche eine Gewichtserhöhung zur folge hätte. Der Roboterarm mit dem Laser bewegt sich dabei langsam, gleichmäßig und präzise, während raffiniert angeordnete Spiegel den Lichtstrahl mit rasender Geschwindigkeit exakt an die gewünschten Stellen leiten. So wird die Schweißgeschwindigkeit um das fünffache gesteigert. zudem eröffnen sich neue möglichkeiten zur Gestaltung besonders leichter und formstabiler fahrzeugkomponenten. „Sobald es bei Daimler um die themenbereiche Werkstoffe und oberflächen, fertigungstechnik und Leichtbau geht, sind wir der erste ansprechpartner“, sagt thomas Behr, Leiter der abteilung tribologie (Reibungslehre) am R&D-Standort im süddeutschen Ulm. Die abteilung befasst sich mit den Wechselwirkungen von zueinander bewegten oberflächen, einschließlich Schmierstoffen, etwa zwischen Kolben und zylindern im Verbrennungsmotor. Letztendlich ist die Steigerung der Effizienz von fahrzeugen gleich welcher Baureihe ziel aller anstrengungen der Ulmer forscher und Entwickler. Das zentrum in Ulm gehört zu den wichtigsten Daimler-R&DStandorten in Deutschland und weltweit. als bedeutender teil des technologie- und Innovationsclusters „Wissenschaftsstadt Ulm“ profitiert man von der unmittelbaren nähe zu den lokalen akademischen Einrichtungen mit ihrer naturwissenschaftlich-technischen ausrichtung. Schon beim Gang durch die Labore, Büros und Hallen fällt auf: Hier arbeiten besonders viele junge frauen und männer, viele von ihnen die talentiertesten Doktoranden und Studenten der umliegenden Hochschulen. So holt man sich die kreativsten und fachkundigsten „High Potentials“ direkt aus der nachbarschaft ins Haus. „anfangs wurde hier viel Grundlagenforschung betrieben“, berichtet Stefan Kienzle, Leiter forschung und Vorentwicklung Leichtbau, material und Produktionstechnologien bei Daimler und zugleich Leiter des R&D-centers Ulm. „Heute konzentrieren wir uns stark auf praxisnahe Bereiche mit dem ziel, die Ergebnisse möglichst schnell in unsere Serienfahrzeuge zu überführen.“ Ein Quantensprung in Sachen Effizienz, der bereits Einzug in die Serienfertigung von mercedes-Benz gehalten hat, ist dem team um thomas Behr mit der nanoSLIDE-technologie gelungen. mit dem Verfahren werden die oberflächen von aluminiumzylindern ultradünn mit einer nanokristallinen Eisen-Kohlenstoff-Legierung beschichtet und extrem geglättet. Dadurch lässt sich eine beinahe spiegelglatte oberflächentopografie im zylinderinneren erzeugen und so der Reibungsverlust bei der Bewegung der Kolben im Verbrennungsmotor um bis zu 50 Prozent senken. Die Einsparpotenziale durch die Entwicklung solcher technologien sind lange nicht an ihren Grenzen angelangt. Rund ein Viertel des Energieaufwands im motor wird auch bei äußerst

verbrauchsarmen fahrzeugen besonders im teillastbereich nach wie vor für die Überwindung von Reibungswiderständen benötigt. zweiter effizienzrelevanter Vorteil von nanoSLIDE ist die Gewichtsreduzierung des Kurbelgehäuses. Insgesamt lässt sich der Verbrauch durch nanoSLIDE in Verbindung mit modernsten fuel-Economy-Ölen, je nach motor, um mehrere Prozentpunkte verringern. Das ist ein Innovationsfortschritt, der so gewaltig ausfällt, dass Daimler die technologie anderen automobilherstellern und zulieferern zugänglich gemacht hat, um das globale ziel der Emissionsreduzierung voranzutreiben. nur wenige Schritte vom Ulmer nanoSLIDE-Labor entfernt öffnet sich ein großer Raum, der mit seinen Robotern und Kontrollständen auf den ersten Blick an eine moderne Produktionshalle erinnert. Doch statt an aktuellen Baureihen wird hier fieberhaft am Leichtbaufahrzeug der zukunft gearbeitet. Der Einsatz von Karbonfaserkomponenten (cfK) in der fahrzeugstruktur bis hin zu Interieur- und Exterieurbauteilen verspricht leichtere und damit verbrauchs- und emissionsärmere autos in Serie, vorausgesetzt, die Verarbeitungskosten neuer cfK-materialien lassen sich weiter senken. Ein entscheidender Schlüssel dazu ist die vollständige automatisierung der noch weitgehend manuellen Verfahren, wobei zum teil grundlegend neue Produktionstechniken entwickelt und zur Serienreife gebracht werden müssen. Die Entwicklungsaufgaben in Ulm reichen dabei von einer verschnittarmen ablage der carbonfasern über automatisierte Handhabungs- und Schneidtechniken bis zur automatisierten 3-D-formgebung des materials und seiner schnellen Infiltration mit flüssigharzen. Welche Bedeutung dem R&D-center in Ulm für die Daimler-forschung beigemessen wird, lässt sich auch daran erkennen, dass weiter massiv in die technologische ausstattung der forschungseinrichtung investiert wird. So wird etwa eine eigene Produktionsstätte für cfKPrototypen in den bisherigen clean Rooms eingerichtet, überall werden Kabel verlegt und neue Laborausrüstung installiert. „Der Standort Ulm bietet uns maximale flexibilität, um neue technologien effizient und schnell zu erproben und umzusetzen“, sagt Stefan Kienzle. „Das wissenschaftliche Umfeld trägt maßgeblich dazu bei, Innovationen zu fordern und zu fördern.“

HYPERLINK Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DaImLER-tEcHnIcIty.com/RESEaRcH-ULm

• FOTOGALeRIe alle Bilder aus dem Daimler Research & Development (R&D) center in Ulm. • VIDeO Effiziente Innovationen: ein Rundgang durch die Labore des Daimler-R&D-centers Ulm. • INTeRVIeW mit thomas BEHR, Leiter tribologie in forschung und Vorentwicklung bei Daimler. • HINTeRGRUND Die innovative nanoSLIDE-technologie im Detail.

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SPEKTRUM ASIEN/OZEANIEN   CANBERRA,  Australien  stoff oHne eIgenscHaften  Physiker der australian national university haben eine künstliche substanz entwickelt, die ihre struktur unter dem einfluss von Licht und anderer strahlung verändert. Im unterschied zu natürlichen stoffen hat die neue substanz keine feststehenden eigenschaften. unter normalen umständen kann sie transparent sein, unter der einwirkung von elektromagnetischer strahlung wird sie dagegen dichter und intransparenter. das „magnetoelastische metamaterial“ reagiert je nach strahlungsart unterschiedlich. so könnten etwa fensterscheiben entwickelt werden, die für normales tageslicht durchlässig sind, starke sonnenlichteinstrahlung jedoch abblocken. um den entsprechenden effekt zu erreichen, wurden in den grundstoff sogenannte optische resonatoren eingebaut, die sich bei Kontakt mit elektromagnetischer strahlung gegenseitig magnetisch anziehen und die eigenschaften der substanz dadurch verändern. abc.net.au

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SiNgApuR, Singapur

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humAN BuildiNg die aufzüge in singapurs neuem wolkenkratzer versorgen sich selbst mit zusätzlicher energie.   SiNgApuR, Singapur grüner woLKenKratZer errIcHtet  die skyline des stadtstaates ist um einen Hightechwolkenkratzer reicher. die doppeltürme des „Human Building“ an der berühmten uferpromenade marina Bay mit ihren 41 beziehungsweise 46 stockwerken gehören zu den technologisch am weitesten entwickelten gebäuden singapurs. gigantische, spiegelfreie Led-Bildschirme übertragen rund um die uhr die neuesten nachrichten, biometrische scanner sichern die Zugänge zu sicherheitskritischen räumlichkeiten, die aufzüge versorgen sich mithilfe ihrer eigenen kinetischen energie mit zusätzlicher elektrizität und uV-emitter verbessern die Luftqualität in geschlossenen räumen und entfernen zugleich Keime und mikroorganismen. Ölhaltige abfälle aus restaurants und snackbars werden im neuen „Human Building“ am singapurer asia square zu Biodiesel verarbeitet, der in generatoren und Baustellenfahrzeugen zum einsatz kommt.

tokio, Japan KraftwerK am meeresgrund die Kuroshioströmung vor der japanischen Pazifikküste soll als neue energiequelle angezapft werden. das maschinenbauunternehmen IHI, der technologiekonzern toshiba, die universität tokio und das mitsui global strategic studies Institute wollen unter wasser Kraftwerke mit jeweils mehreren dutzend doppelturbinen bauen. sie werden im meeresgrund verankert und schweben in einer tiefe von 30 bis 50 metern unter dem schiffsverkehr. die Leistung eines solchen minikraftwerks könnte bis zu zwei megawatt erreichen. ab 2020 sollen, nach diversen vorbereitenden testläufen an Land, bis zu 2.000 stück der Kraftwerke zu wasser gelassen werden. dies entspräche dann einer gesamtleistung von vier gigawatt. Zum Vergleich: tokio benötigt zu spitzenzeiten eine stromleistung von bis zu 60 gigawatt. e.nikkei.com

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martin fRitZ asien-Korrespondent und Buchautor, seit 2001 für den norddeutschen rundfunk (ndr Info) in tokio

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NEtZ-tV die technischen revolutionen geschehen fast schon schneller, als wir Verbraucher sie verdauen können. das mobile Internet hat uns gerade das smartphone beschert, den ersten digitalen assistenten, der diesen namen verdient. seitdem hängen wir rund um die uhr im netz. der nächste umbruch bei fernsehern schließt sich technisch logisch an. superflache und bei Bedarf flexible Bildschirme aus organischen Leuchtdioden (oLed) werden die darstellung mit Led-beleuchteten flüssigkeitskristallen ersetzen. die japanische chemiefirma sumitomo hat materialien entwickelt, die eine preiswerte oLed-massenproduktion

tAipEh,  taiwan  cHLoroPHYLL In soLarZeLLen ein team von forschern aus taiwan und der schweiz hat neue farbkomponenten für farbstoffsolarzellen, auch als grätzel-Zellen bekannt, gefunden. das team benutzte Porphyrin und Kobalt als ersatzstoffe für ruthenium und Jod als farbkomponenten. durch dieses neue solarzellendesign stieg der wirkungsgrad von 10 bis 11 auf 13,1 Prozent. nach angaben der forscher kann die neue technik zu niedrigen Kosten kommerzialisiert werden. Porphyrin ist ein künstliches chlorophyll und spielt in den solarzellen dieselbe rolle wie bei der fotosynthese in Pflanzen. der neue stoff färbt die solarzellen grün ein und gibt ihnen eine pflanzliche erscheinung.

„rundfunk und Breitbandtechnik verschmelzen. die neuen fernseher werden unsere apps vom smartphone und tablet-computer auf den großen Bildschirm holen.“

focustaiwan.tw

tRAuBENZuCkER  giBt kRAft sonys neuartige Batterietechnologie auf Papierbasis treibt einen kleinen Ventilator an.

tokio, Japan energIe aus gLuKose der elektronikkonzern sony hat eine neuartige Biobatterie vorgestellt, die auf der Basis von zellulosehaltigem Papier oder Pappe energie produziert. die Batterie nutzt die in der Zellulose enthaltene glukose (traubenzucker) und ist damit schon in der Lage, einen kleinen elektrischen Ventilator zu betreiben. metalle oder potenziell schädliche chemikalien werden für die Biobatterie dagegen nicht benötigt. die energieausbeute ist allerdings noch äußerst gering. sony sieht den zukünftigen einsatzbereich daher vor allem in anwendungen mit geringem energiebedarf – wie etwa rfId-transpondern oder batteriebetriebenem spielzeug. an einer weiteren Herausforderung arbeiten die sony-forscher noch: um Papierabfälle wie alte Zeitungen und werbesendungen für eine umweltfreundliche energieversorgung verwerten zu können, dürften andere im Papier enthaltene stoffe die chemischen reaktionen nicht negativ beeinflussen.

ermöglichen. anfang 2012 ging die erste fabrik für die besonders farbtiefen, leuchtstarken und reaktionsschnellen displays, die es bisher nur im Kleinformat gab, in Betrieb. In der folge dürfte sich auch das angebot von hochauf- gelösten tV-Programmen, die bisher ein schattendasein fristen, schneller verbreiten. die neuen fernseher werden mit dem Internet verbunden sein und unsere applikationen vom smartphone und tablet-computer auf den großen Bildschirm holen. rundfunk- und Breitbandtechnik verschmelzen. mit der app für meine Lieblingsserie erfahre ich, wann und wo die nächste folge kommt, und werde rechtzeitig daran erinnert, erfahre alles über die schauspieler, kann die Kleidungsstücke meines stars bestellen und alte folgen gegen gebühr herunterladen. die klassische fernbedienung hat ausgedient. das tV-gerät der Zukunft lässt sich ebenfalls übers smartphone oder tablet steuern. wer das fernsehzimmer verlassen muss, kann die laufende sendung auf dem mobilen gerät mit in die Küche oder ins Bade- zimmer nehmen. und der fernseher versteht meine sprachbefehle genauso gut wie mein alleskönner-Handy. nur 3-d-fernsehen wird uns erst mal weiter kaltlassen – bis zur nächsten revolution.

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SPEKTRUM NORDAMERIKA   pittSBuRgh,  uSA  adaPtIVer sonnenscHutZ  eine sonnenbrille mit Köpfchen hat der erfinder chris mullin aus Pittsburgh entwickelt. gemeinsam mit elektroingenieuren der universität Buffalo im staat new York baut seine firma dynamic eye elektronische gläser, bei denen auch direkte sonneneinstrahlung nicht mehr blendet. Jedes Brillenglas beinhaltet einen kleinen flüssigkristall- oder Lcd-Bildschirm, der ein graues Quadrat vor dem hellsten Punkt im Blickfeld aufbaut. eine miniaturkamera im rahmen analysiert das einfallende Licht und kann die Position und stärke der grauzone anpassen und sogar die abdunklung auf den gläsern bewegen, wenn der träger den Kopf dreht oder sich der winkel des Lichteinfalls verändert. die software kann nach firmenangaben innerhalb von 50 millisekunden reagieren. an möglichen anwendungen herrscht kein mangel, von lichtempfind- lichen glaukompatienten über neue rückspiegel und windschutzscheiben bis zu Brillen für Piloten der Luftwaffe.

SuNNYVAlE, uSA

SAN fRANCiSCo, uSA

CAmBRidgE, uSA

pittSBuRgh, uSA

buffalo.edu/news

29 kilobots RoBotERkollEktiV ein schwarm von miniaturrobotern soll neue erkenntnisse zur Interaktion von software liefern.

CAmBRidgE, uSA forscHer testen scHwarmInteLLIgenZ Kilobots haben wissenschaftler der universität Harvard ihre kleinen roboter getauft, obwohl sie nur so groß wie eine 25-cent-münze sind und sich auf drei zahnstochergroßen Beinen bewegen. die miniaturwesen erlauben forschern, das kollektive Verhalten von software preiswert zu testen, da sie nur 14 us-dollar pro stück kosten. experten wollen Hunderte oder gar tausende der Kilobots aussetzen und sich selbst überlassen. so lässt sich beispielsweise beobachten, wie roboter ähnlich geselligen Insekten eine autonome gruppe bilden, die gemeinsam unbekanntes terrain erkundet, nach „nahrung“ sucht oder gefahren umgeht. die von einer Knopfzelle angetriebenen geräte finden sich mittels eines Infrarotstrahls zurecht, dank dessen sie auch mit anderen Kilobots in ihrer umgebung kommunizieren können. Bislang haben die Harvard-forscher michael rubenstein und Kollegen einen schwarm von 29 Kilobots in Bewegung gesetzt. Interessierte tüftler können die robo-Krabbler vom schweizer unternehmen K-team bestellen, das die roboter in Lizenz fertigt.

eecs.harvard.edu/ssr

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Steffan hEuER usa-Korrespondent für brand eins und die deutsche ausgabe von technology review, fachgebiete: Hightech und Ökonomie

NESt der intelligente temperaturregler soll dabei helfen, im Haushalt energie und damit Kosten zu sparen.

SAN  fRANCiSCo,  uSA onLIneaLLtag rücKt näHer das „Internet der dinge“ rückt dem Ziel einen schritt näher, den alltag in ein vernetztes spiel zu verwandeln. greengoose aus san francisco bietet programmierbare etiketten an, mit deren Hilfe sich jedes objekt ans Internet anschließen lässt und drahtlos meldet, wenn es bewegt oder gekippt wurde. ein kleiner empfänger am router leitet die Zustandsbeschreibungen der Klebesensoren im Haushalt oder Büro weiter, sodass man auf seinem smartphone jederzeit verfolgen kann, was das Inventar so treibt. mehr grips für den energieverbrauch verspricht die neugründung nest des ehemaligen apple-managers tony fadell. das intelligente thermostat samt app war kurz nach der markteinführung bereits ausverkauft. der elegant designte Knopf lässt sich nicht nur aus der ferne programmieren, sondern lernt vom Verhalten seiner nutzer, um den energieverbrauch selbstständig zu reduzieren. greengoose.com nest.com

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SuNNYVAlE, uSA JungfernfaHrt für marItIme roBoter James gosling schrieb bereits einmal technologiegeschichte als erfinder der universalsprache Java, ohne die Hunderte millionen von Handys und computern nicht funktionieren würden. Jetzt will der tüftler mit schwimmenden robotern seiner firma Liquid robotics die weltmeere in ein computerlabor verwandeln. Vier der rund 100.000 us-dollar teuren wave glider machten sich im winter von san francisco auf eine einjährige Jungfernfahrt durch den Pazifik: Zwei reisen nach tokio und zwei nach sydney. derweil befinden sich rund 200 der schwimmenden roboter bereits im auftrag von usmeeresforschern und erdölkonzernen in der erprobung. wave glider besitzen die abmessungen eines surfbretts, können aber dank solarzellen monate oder Jahre lang auf see paddeln und dank funkchip ihre messdaten per satellit übermitteln. die nächste generation wird in der Lage sein, ohne menschliche aufsicht miteinander zu kommunizieren und im schwarm zu schwimmen, etwa um umweltprobleme zu beobachten oder schiffen die günstigsten meeresströmungen zu melden, damit sie treibstoff und reisezeit einsparen.

SoCiAl mEdiA wissen sie, was Ihr mitarbeiter gerade auf facebook gepostet hat? wahrscheinlich nicht, denn die großen Kommunikationsplattformen wie facebook, google+ oder twitter lassen sich weder für unternehmen noch familien gut im auge behalten. Informationen über die eigene Person, Kollegen oder die firma ziehen Kreise, die denjenigen, die sie online eingestellt haben, gar nicht bewusst sind. solche datenlecks lassen experten erschaudern, da sie

„Identitäts- und reputations - management im Bereich der social media wird zum standard, ohne den in Zukunft kein unternehmen mehr arbeiten will.“ ebenso viel schaden für marke oder ruf anrichten können wie ein Hackerangriff. deswegen sagen technologen für das geschäft rund um den richtigen umgang mit social media einen Boom voraus: medienkompetenz wird 2012 zur chefsache. firmenlenker, die wissen oder rasch analysieren können, was ihre mitarbeiter oft ahnungslos ausplaudern, können die gesamte organisation besser schützen. denn aus den vermeintlich touristischen tweets der Ingenieurin auf werksbesuch in china kann die Konkurrenz rückschlüsse auf reisen zu möglichen Partnern oder übernahmekandidaten ziehen. Inzwischen bieten mehrere firmen automatisierte dienste für Privatkunden und unternehmen an, mit denen man seine digitalen spuren auf einen Blick verfolgen und einen eventuellen flurschaden beheben kann. ein Pionier der Branche ist reputation.com aus dem silicon Valley, der Posts, tweets und suchergebnisse in dutzenden netzwerken und datenbanken scannt. ein weiterer anbieter ist die münchner firma secure.me, die sich fürs erste auf die bald 900 millionen mitglieder starke Plattform von facebook konzentrierte. Hier kann man nicht nur nach negativen oder anstößigen texten suchen, sondern dank gesichtserkennung sogar nach der unerlaubten Verwendung des eigenen antlitzes fahnden. Identitäts- und reputationsmanagement wird, wie einst die antivirussoftware, zum standard, ohne den in Zukunft kein unternehmen mehr arbeiten will.

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SPEKTRUM EUROPA

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BEdfoRdShiRE, großbritannien

SAARBRÜCkEN,  deutschland  nanosPeIcHer entwIcKeLt  einem interdisziplinären team aus Physikern und materialwissenschaftlern der universität des saarlandes und der universitäten freiburg, augsburg und Kaiserslautern ist ein durchbruch auf dem weg zur Herstellung eines Quantenchips gelungen. die forscher haben einen Lichtspeicher aus diamantspiegeln im nano- BRightoN, großbritannien meterbereich (10 -9 m oder ein milliardstel meter) hergeAmStERdAm, Niederlande stellt, der als grundlage für zukünftige technologien der Quantenkommunikation dienen könnte. die Quantenkommunikation auf Basis einzelner Lichtteilchen wäre den heutigen digitalen technologien zur Informationsübertragung im Hinblick auf geschwindigkeit und datensicherheit weit überlegen. das auslesen von auf diese weise gespeicherten oder übertragenen daten wäre für außenstehende praktisch unmöglich.

SAARBRÜCkEN, deutschland

piSA, italien

uni-saarland.de

Blaze flExiBlES VoRBild die Hülle des künstlichen Krakenarms besteht aus silikon und empfindlicher sensorik.   piSA, italien KraKe InsPIrIert roBotIK das Projekt octoPus, betrieben von einer internationalen forschungsgruppe unter Leitung von Biorobotikexpertin cecilia Laschi an der scuola superiore sant’anna in Pisa, arbeitet daran, einen achtarmigen roboter herzustellen, der so flexibel sein soll wie sein Vorbild, die Krake. die hohe Beweglichkeit und geschicklichkeit von Kraken mit ihren armen beruht darauf, dass diese keine Knochen, sondern nur muskelgewebe enthalten. die roboterversion des Krakenarms besteht äußerlich aus silikon und druckempfindlichen sensoren, das Innenleben dagegen aus diversen Kabeln und besonders elastischen federn aus einer titan-nickel-Legierung. der spätere einsatzbereich wird von den forschern in unterwasserarbeiten gesehen, die ein hohes maß an fingerspitzengefühl erfordern.

BRightoN,  großbritannien LaserBILd warnt Vor KoLLIsIon ein Hauptgrund für unfälle von Zweiradfahrern: sie werden im toten winkel von anderen motorisierten Verkehrsteilnehmern schlicht übersehen. eine clevere erfindung von emily Brooke, Produktdesignstudentin an der universität von Brighton, könnte diese gefahr jetzt deutlich reduzieren helfen. Vorn am Lenker von fahrrad, roller oder motorrad montiert, projiziert der batteriebetriebene apparat namens Blaze ein warnendes Laserbild mehrere meter vor dem eigentlichen fahrzeug auf die straße. das warnsignal ist auch bei tageslicht gut zu sehen. brighton.ac.uk/news

www.octopus-project.eu

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Jochen WittmANN seit 1993 freier auslandskorrespondent für das newsforum eurotopics und

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AmStERdAm,  Niederlande  trIP In dIe atmosPHäre das niederländische flugunternehmen KLm hat sich mit dem unternehmen space expedition curaçao (sXc) zusammengetan und will demnächst weltraumtourismus anbieten. In einem rund 60 minuten langen flug sollen Passagiere mithilfe des eigens entwickelten Lynx-Jets eine Höhe von 100 Kilometern über der erde erreichen und dabei Beschleunigungskräfte bis zu 4,5 g erleben können. schon 2014 sollen die ersten freizeitastronauten vom geplanten karibischen weltraumhafen auf curaçao aus ins all starten. ganz billig ist der trip in die äußeren schichten der erdatmosphäre aber nicht: 95.000 us-dollar müssen interessierte reisende mitbringen.

spacexc.com

hYBRid der Zeppelin des 21. Jahrhunderts verspricht emissionsarme schwertransporte.   BEdfoRdShiRE,  großbritannien dIe rücKKeHr des LuftscHIffs das britische unternehmen HaV aus der grafschaft Bedfordshire will den Zeppelin zurückbringen. Ihre neuinterpretation heißt „Hybrid air Vehicle“ und ist ein Luftschiff, das mit Helium-Inertgas gefüllt wird. Lohnende anwendungsbereiche sollen vor allem die Luftüberwachung und schwertransporte sein, da die Luftschiffe wie ihre historischen Vorbilder ohne Landebahn auskommen und frachten bis zu 1.000 tonnen gewicht tragen können sollen. testflüge mit einem noch deutlich kleineren Hybridzeppelin sind bereits geglückt.

zahlreiche deutschsprachige tageszeitungen mit sitz in London

gRÜNER StRom das ist mal eine Idee, bei der alles zu stimmen scheint. ehemalige Bergwerke im ruhrgebiet sollen zu Pump- speicherwerken umfunktioniert werden. grüner strom aus schwarzen schächten: wo seit knapp zwei Jahrhunderten steinkohle, ein Hauptverursacher von co2-emissionen, gefördert wurde, könnte demnächst eine klimafreundliche Zukunftsindustrie entstehen.

„die eu fordert mehr regenerative energie. die Zukunftstechnologie der Pumpspeicherwerke könnte mehrere Probleme auf einmal lösen.“ der ruhrkonzern rag plant, ab 2018, wenn die Kohlesubventionen endgültig auslaufen, in den Bergwerksschächten auf umweltfreundliche weise energie zu erzeugen. und so soll es funktionieren: wasser in einem speichersee auf dem Zechengelände kann durch schleusen abgelassen werden, fällt daraufhin rund tausend meter tief in die stollen ein und treibt dabei turbinen an. wieder hochgepumpt wird das wasser, wenn ein überschuss an erneuerbaren energien im netz besteht. das ermöglicht, regenerative energie mit einer effizienzausbeute von bis zu 80 Prozent zu speichern. gerade das macht die technologie so attraktiv. die eu fordert zur erreichung ihrer Klimaziele einen ausbau der erneuerbaren ener- gien. deutschland will schon bis 2020 einen 35-prozentigen anteil seiner stromversorgung durch wind- und sonnenenergie decken. Im Jahr 2050 sollen es sogar 80 Prozent sein. das Problem dabei: Bis jetzt gibt es nicht genug speichermöglichkeiten, wenn es besonders stark windet oder die sonne scheint, also ein überschuss an erneuerbarer energie bereitsteht. Pumpspeicherwerke wären eine gute Lösung, besonders in einer region, die von der energieerzeugung gelebt hat und auf die mit der schließung der Zechen ein massiver strukturwandel zukommt. Hier kann man drei fliegen mit einer Klappe schlagen: weg von der Kohle, hin zu sauberer energie und zugleich der region eine neue Perspektive bieten.

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TexT

FoTograFie

Martin KöLLInG

Robert GILHooLy

HYBRID NATION Erst Hybridantriebe, nun Elektrovehikel – Japan ist das globale Kompetenzzentrum für batteriebetriebene Fahrzeuge. Daimler nutzt das größte Freilandlabor der Welt für Elektromobilität zur Entwicklung innovativer Hybridantriebe. In Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft Japans ist das Leitbild hybrider Lösungsansätze längst angekommen – und wird ständig innovativ weiterentwickelt. 28

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hybriDKUlTUr In der japanischen Gesellschaft schließen sich Hightech und Tradition nicht gegenseitig aus, sondern verbinden sich zu innovativen Lösungsansätzen.

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PARAMETER NaMe: Japan grÜNDUNg: 660 v. Chr. eiNwohNer: 128 Millionen Fläche: 377.930 km2 haUpTsTaDT: Tokio (Metropolregion mit 35,6 Millionen Einwohnern) währUNg: yen (100 yen = 1,21 US-Dollar) UrbaNisierUNgsgraD: 66,8 % grössTe sTäDTe: Tokio (8,95 Millionen Einwohner im Stadtgebiet), yokohama (3,69 Mio.), osaka (2,67 Mio.), nagoya (2,26 Mio.), Sapporo (1,91 Mio.) bip pro KopF (2011): 45.773 US-Dollar

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ybride Lösungsansätze sind das technologische Paradigma der nahen Zukunft. Die Energieversorgung von Häusern speist sich aus fossilen Energieträgern ebenso wie aus Brennstoffzellen und regenerativen Quellen, Fahrzeuge werden von sparsamen Verbrennungsmotoren und leistungsstarken Elektromotoren gemeinsam angetrieben und selbst die natürliche menschliche Wahrnehmung wird durch Augmented-Reality-Apps auf Smartphones und in intelligenten Brillen um neue Informationsebenen erweitert. In allen Fällen erhalten einstmals getrennt bestehende Lösungen durch innovative Kombination und Verschmelzung eine neue Qualität, sparen wichtige Ressourcen, schützen durch ihre gleiche Funktion vor Engpässen oder erzielen gemeinsam eingesetzt eine größere Leistung. Das renommierte new yorker nachrichtenmagazin newsweek sieht auf das Informationszeitalter schon das Hybridzeitalter folgen und nirgendwo auf der Welt tritt der Trend der gemeinsamen, hybriden Evolution von Mensch und Technologie so deutlich hervor wie in Japan. nirgendwo steht man großen technologischen Fortschritten und kleinen verspielten Gadgets aufgeschlossener und begeisterter gegenüber. nirgends passt sich die Gesellschaft umfassender dem technologischen Zeitgeist an und verliert zugleich nie ihre kulturellen Traditionen und moralischen Prinzipien aus dem Blick. Und weil sich überlieferte Kultur und Hightech hier aufs Beste ergänzen, schreckt man auch vor wegweisenden Zukunftsträumen nicht zurück, die scheinbar Gegensätzliches vereinen. Selbst die Tokio Motor Show ist bekannt für mitunter verrückte Visionen, so auch wieder im Dezember 2011. Eine Karosserie als rollender Touchscreen? Warum nicht. Und wie wäre ein Kleinwagen, der auf digitalen Zuruf wie ein Hund zu seinem Herrchen eilt? Doch unter all den Denkanstößen ragte in Tokio, direkt gegenüber vom Daimler-Stand, einer ganz groß heraus: die Weltpremiere eines lautlosen Trucks. Keine Rußwolken steigen auf, kein dieseltypisches nageln ist zu hören. Leichtfüßig wie eine Katze schleicht sich der 3,5-Tonner auf die Bühne. Und aus der Fahrerkabine steigt ein Deutscher: Albert Kirchmann, Präsident der Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation (MFTBC), der japanischen Lastwagentochter von Daimler. Blitzlichtgewitter. Applaus. Im Publikum hat Andreas Renschler Platz genommen, Vorstandsmitglied von Daimler und Leiter Daimler Trucks & Buses. Der Fuso Canter E-CELL feiert seinen ersten öffentlichen Auftritt im „Land der aufgehenden Sonne“. Der Lkw bewegt sich zwar lautlos, aber Albert Kirchmann erwartet, „dass er jede Menge Lärm im Markt machen wird“. Die Tokio Motor Show lenkt die Aufmerksamkeit auf die Produkte von Mitsubishi Fuso, beispielsweise die neue Generation des Fuso Canter Eco Hybrid, die im Stadtverkehr, sanft gefahren, 30 Prozent Kraftstoff weniger verbraucht als ein normaler Diesel. Daneben steht eine weitere neuheit: ein Prototyp des ersten schweren Hybrid-Trucks von Daimler, der Fuso Super Great Eco Hybrid – auf Grundlage erster Feldeinsätze mit zehn Prozent weniger Verbrauch gegenüber seinem konventionell angetriebenen Pendant. Dass Daimler seine elektrischen nutzfahrzeuginnovationen zuerst in Tokio zeigt, ist kein Zufall. Als einziger westlicher Automobilhersteller nutzt Daimler Japan nicht nur als Bühne, sondern auch als großen Inkubator für die Entwicklung von teilweise oder vollständig elektrisch angetriebenen Lkw. Bereits im Jahr 2008 hat Daimler seine weltweite Forschung und Entwicklung an Hybrid- und Elektro-Trucks bei Fuso im Global Hybrid Center (GHC) gebündelt. „Wir haben Japan unter anderem deshalb zum Hybrid-Kompetenzzentrum bestimmt, weil hier im Pkw-Bereich sehr viel passiert“, begründet Andreas Renschler die damalige Entscheidung. T

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UrbaNiTäT Rund 67 Prozent der Japaner lebten im Jahr 2010 in Städten, Tokio ist heute mit Abstand die größte Metropolregion der Welt.

NaTUrverbUNDeNheiT Die fortschrittliche Technologie Japans steht nicht im Widerspruch zur Liebe zur natur, die sich etwa in der hoch entwickelten Gartenkunst spiegelt.

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MAKROSKOP

JAPAn WAGTE DEn FRüHSTART In DIE ELEKTRoMoBILITäT

eNergieeFFiZieNZ MaDe iN JapaN Japan ist eine der führenden nationen in Sachen Energieeffizienz. Keine Möglichkeit bleibt unversucht, um nicht noch ein paar Prozent Strom zu sparen. Einige Beispiele: • Der Kotatsu, ein kniehoher Tisch, ist in Sachen winterlicher Gemütlichkeit seit Jahrhunderten das japanische äquivalent zum Kachelofen. In Japan wird traditionell nicht die Raumluft geheizt, sondern der kleine Raum unter dem Tisch – heutzutage üblicherweise elektrisch. Im Winter wird dann eine Decke unter die Tischplatte gelegt, unter die die Japaner ihre Beine strecken. • Der neueste Clou zum Energiesparen sind LEDLampen. Als Erster hat sie der Elektronikkonzern Sharp auf den Markt gebracht. Beim Spitzenmodell handelt es sich um eine flache Deckenleuchte mit in Helligkeit und Farbton verstellbaren LEDs. • Seit der Katastrophe aus Erdbeben, Tsunami und Atomunfall erfreuen sich besonders portable Solarzellen wachsender Beliebtheit, mit denen sich etwa Handy- oder Laptop-Akkus aufladen lassen.

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Anders gesagt: Daimler hatte frühzeitig erkannt, dass Japan das größte Freilandlabor für E-Mobilität der Welt ist. Und jetzt hat das Land bereits die nächste Stufe der E-Mobilisierung gezündet: Elektroautos. Daimlers japanischer Kooperationspartner nissan hat seit der Markteinführung des Leaf im Dezember 2010 bereits 20.000 Exemplare des E-Fahrzeugs verkauft. Der Grund für Japans Frühstart in die Elektromobilität ist eine einmalige Mischung aus strategischen Entscheidungen der „Japan AG“ sowie gesellschaftlichen Faktoren. Die Initialzündung ging dabei von den Unternehmen aus. Sie hatten die Entwicklung sauberer Dieselmotoren in Europa verschlafen. „Die Autohersteller haben sich damals entschieden, lieber in etwas neues zu investieren als in eine technische Aufholjagd bei Dieselantrieben“, erinnert sich Andreas Renschler. Es war eine riskante Wette. Selbst in Japan glaubten viele Automobilexperten nicht, dass sich die Idee jemals rechnen könnte. Denn Hybride gewinnen zwar Bremsenergie zurück, die beim konventionellen Antrieb als Hitze verpufft. Diese kann über einen Elektromotor beim Anfahren verwendet werden, wodurch sich besonders im Stop-and-go-Verkehr Treibstoff sparen lässt. Aber auf längeren Autobahn- und überlandfahrten erhöhen die zusätzlichen Kilos für den Elektromotor und vor allem die schwere Batterie den Verbrauch wieder. Doch die Kritiker übersahen, dass es in Japan aus geografischen und politischen Gründen jede Menge Bremsenergie zu ernten gibt. Japan ist ein lang gestrecktes, zerklüftetes Massiv aus Vulkanen und Bergen mit steilen Hängen und tiefen Tälern, das von gleich drei Erdplatten aufgetürmt wird, die sich unter die eurasische Landmasse schieben. Die 127 Millionen Einwohner leben daher in ihrer großen Mehrheit in den wenigen niederungen des Landes. Das Ergebnis sind riesige Städte. Der Großraum Tokio ist die größte Megacity der Welt mit etwa 120 Kilometer Durchmesser und 36 Millionen Einwohnern. In der Region osaka leben weitere 17 Millionen Stadtbewohner. Um dieser Menschenmassen überhaupt Herr werden zu können, drängt die japanische Regierung den Individualverkehr zwischen den urbanen Zentren durch hohe Mautgebühren und strikte Tempolimits auf die Schiene. Ein Großteil des Straßenverkehrs findet daher entweder auf kleinen Bergstraßen oder in den Städten statt – viel Bremsen inklusive. Doch vor allem fiel die Hybrididee bei Regierung und Einwohnern auf fruchtbaren Boden. „Die Autohersteller wurden vom Staat subventioniert“, sagt Renschler. Die japanischen Wirtschaftslenker witterten einen riesigen Zukunftsmarkt bei Elektroantrieben, Batterietechnik und damit auch dem Energiemanagement – wie einst beim Schiffbau, bei Computerchips und Flachbildschirmen. Und auch den Japanern leuchtet die Idee des Kombiantriebs ein, denn die nation liebt das Hybride. „Wir Japaner sind sehr neugierig auf neue

Selbst in Japan glaubten zunächst viele der Experten nicht, dass sich die Idee des Hybridantriebs für Fahrzeuge jemals rechnen würde. Doch sie sollten sich irren.

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HyBRID nATIon JAPAn progNose Der aNZahl proDUZierTer eleKTroaUTos iM Jahr 2015 QUELLE: McKinsey

Japan: 283.000 USA: 236.000 China: 110.000 Frankreich: 82.300 Deutschland: 48.000 Großbritannien: 39.000 Spanien: 36.000 Italien: 8.000 Die wichTigsTeN wisseNschaFTs-, ForschUNgs- UND

MoDal spliT JapaN (wocheNTags)

eNTwicKlUNgssTaNDorTe

QUELLE: Ministry of Land, Infrastructure, Transport and Tourism (MLIT)

• Tokio Motor Show Auto: 45 %

• Fuso Aero Hybrid-Stadtbus im Einsatz am Flughafen

zu Fuß: 20 %

• University of Tokyo

Motorrad: 18 %

• Keio University • Waseda University KiTsUregawa

Schiene: 14 %

• Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation (MFTBC)

Bus: 3 %

• Daimler Global Hybrid Center

Tochigi

(GHC) • Mercedes-Benz TechCenter Japan Daimler Design Studio KioTo

KiTaKyUshU

KaNsai scieNce ciTy

KawasaKi FUJisawa

ToKio yoKohaMa

yokosuka Research Park (yRP) Panasonic Sustainable Smart Town

yoKosUKa

nissan-Teststrecke, auf der die Fuso-Hybridfahrzeuge erstmals

FUKUoKa

zum Einsatz kommen aNTeil aN DeN welTweiTeN paTeNTaNMelDUNgeN

Testgelände von Daimler Trucks

iM Jahr 2010

and Buses

QUELLE: Europäisches Patentamt

• Flottentest Fuso Aero Star Japan: 28,7 % USA: 20,2 % Europa: 17,6 %

Eco Hybrid Kansai Science City • University of Kitakyushu • Kitakyushu Eco Town

Korea: 10,6 %

Fukuoka University

andere Regionen: 22,9 %

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leichTer hybriD Die neue Generation des Fuso Canter Eco Hybrid wurde maĂ&#x;geblich im Global Hybrid Center (GHC) im japanischen Kawasaki entwickelt.

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FUSo CAnTER ECo HyBRID Automatisiertes

Typ: leichter Lkw

Schaltgetriebe

sTarT: 2006 aNTrieb: paralleler Hybridantrieb, dieselelektrisch verbreNNUNgsMoTor: 4-Zylinder-Reihenmotor eleKTroMoTor: 35 kW baTTerie: Lithium-Ionen-Batterie (1,9 kWh)

Dieselmotor mit

Lithium-Ionen-Batterie

kleinem Hubraum

Inverter Motor/Generator

VIER BETRIEBSARTEn FüR HöCHSTE EFFIZIEnZ

Kupplung

Motor/Generator InoMAT-II

Dieselmotor

Lithium-Ionen-Batterie

Inverter aNFahreN alleiN MiT DeM eleKTroMoTor

eiNsaTZ Des DieselMoTors bei reisegeschwiNDigKeiT

Beim Anfahren aus dem Stillstand erfolgt der Antrieb nur durch den Elektromotor.

Erst beim Erreichen einer bestimmten Geschwindigkeit kuppelt das

Dies hilft den Kraftstoffverbrauch zu verringern und sorgt für lautloses Anfahren.

Getriebe ein, und das Fahrzeug wird durch den Dieselmotor angetrieben.

Die KoMbiNaTioN Der MoToreN lieFerT ZUsäTZliche leisTUNg

Die breMseNergie lieFerT sTroM

Der Elektromotor unterstützt den Dieselmotor, wenn mehr Leistung für gleich-

Beim Bremsen wird die kinetische Energie durch die Motor/Generator-

mäßiges Bergauffahren und zur Beschleunigung benötigt wird.

Einheit in elektrische Energie umgewandelt und in der Batterie gespeichert.

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hybriDhäUser Im Pilotprojekt „Fukuoka Hydrogen Town“ werden rund 60 Prozent des Energieverbrauchs der Häuser aus Brennstoffzellen gedeckt.

hybriDaNTrieb Der dieselelektrische Fuso Aero Star Eco Hybrid verkehrt im kraftstoffsparenden Dauereinsatz am Tokioter Flughafen.

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Technologien“, sagt der japanische Technik-Philosoph Morinosuke Kawaguchi, Associate Director bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little. „Grundsätzlich sind wir eine Nation der Ingenieure.“ Japans Tüftler denken anders, meint Kawaguchi. Der Fokus liegt immer auf dem Verkleinern, dem Verfeinern und der Emotion, sagt Kawaguchi, wie beim Bonsaibaum, der über Jahrzehnte so getrimmt wird, dass er nie über eine Miniatur hinauswachsen kann. Gleichzeitig ist den Japanern ein dogmatisches Entweder-oder-Denken fremd. So richtig wohl fühlen sie sich im Sowohl-als-auch, der friedlichen Koexistenz der Widersprüche. Ein gutes Beispiel ist der religiöse Hybrid aus der ursprünglichen Naturreligion, dem Shintoismus, und dem aus China importierten Buddhismus, den die meisten Japaner pflegen.

JAPAN PFLEGT DIE KoExISTENz DEr SCHEINBArEN WIDErSPrüCHE Koexistenz allerorten: Nicht nur die Jugend browst seit mehr als einem Jahrzehnt höchstmodern mobil durchs Internet, lebt und arbeitet immer mehr in virtuellen Welten. Doch zu feierlichen Anlässen kleidet man sich noch immer gerne in traditionelle Tracht, sei es der prachtvolle seidene Kimono – oder im Sommer zum Feuerwerk in schlichteren Baumwoll-Yukata. Auch Hightechfirmen finden nichts daran, ihre Schrauben von Kleinstunternehmern zu beziehen, die die Gewinde noch wie zu Großvaters zeiten per Hand fräsen. Und neuerdings versucht man, Natur und Stadt wieder miteinander zu versöhnen. Statt idyllische Tempelgärten oder Hinterhöfe anzulegen, werden jetzt Hochhausdächer begrünt. Japans größtes Personalunternehmen Pasona hat sogar ein reisfeld im Foyer seines Hauptquartiers aufgebaut. Der neueste Schrei ist, in restaurants oder Wohnhäusern unter LED-Licht Salatköpfe in Nährstofflösungen zu ziehen. Dank Technik zurück zur guten, alten zeit – das ist eben typisch japanisch. Auf diesem kulturellen und technologischen Nährboden ist ein reichhaltiges Biotop aus Technikschmieden und zulieferern entstanden, um das andere Länder Japan beneiden. Bei vielen Schlüsseltechniken für Elektromobilität von Akkus bis hin zu Brennstoffzellen, die aus Wasser- und Sauerstoff Strom gewinnen, weist Japan jeweils mindestens ein halbes Dutzend Unternehmen auf, die zur Weltspitze gehören. Inzwischen hat der elektromobile Schwung die gesamte Gesellschaft erfasst. Die Auto- und Elektronikkonzerne versuchen, ihr Know-how in Batterietechnik, Solar- und Brennstoffzellen und dem Energiemanagement in einem weiteren Bereich umzusetzen: bei intelligent vernetzten Ökohäusern und -Städten, die E-Mobilität und klimafreundliches Wohnen miteinander fusionieren. Und der Staat fördert erst recht nach der Atomkatastrophe in Fukushima diese Entwicklung generös, zum einen, weil Japan nun seine hohe Abhängigkeit vom Atomstrom rasant reduzieren muss, zum anderen, weil das Land im vernetzten Ökostadtbau erneut ein Industriefeld mit globalem Wachstumspotenzial wittert. Die Innovation Network Corporation of Japan, ein öffentlich-privater Investmentfonds, half dem Elektronikriesen Toshiba beispielsweise im vorigen Jahr, den Schweizer Hersteller von „smarten“ Stromzählern Landis+Gyr zu übernehmen. Und daheim subventioniert die regierung nicht nur den Kauf von Elektroautos und Plug-in-Hybriden, die an der Steckdose aufgeladen werden können. Sie finanziert auch vier große Smart-City-Projekte, in denen die Gesellschaft und die Industrie gemeinsam die neuen Produkte, Energiemanagementsysteme DAIMLEr-TECHNICITY.CoM

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MiKROSKOP EffiziEnz- und umwEltvortEilE dEs nEuEn fuso CantEr ECo Hybrid 30 % weniger Co2 -Emissionen Canter Eco Hybrid Konventioneller Diesel-Lkw

– 30 %

Co2 -Emissionen

30 % weniger Kraftstoffverbrauch in der stadt Canter Eco Hybrid Konventioneller Diesel-Lkw

– 30 %

Verbrauch in der Stadt

41 % weniger stickoxide (nox ) Canter Eco Hybrid Konventioneller Diesel-Lkw

– 41 %

No x -Emissionen

46 % weniger feinstaub (Pm) Canter Eco Hybrid Konventioneller Diesel-Lkw

– 46 %

PM-Emissionen

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hohe verKehrsDichTe Große Ballungszentren und bergiges Land machen Japan zum idealen Testfeld für Hybridantriebe.

HYPERLINK Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DAIMLER-TECHnICITy.CoM/HyBRIDnATIon

• hiNTergrUND (1) E-Bike-Boom in Asien: Japan führt den Markt der elektrischen Hilfsmotoren für Fahrräder im asiatischen Raum an. (2) Die ära des Akkus: Eine regenerative Energieversorgung ist ohne innovative Batterietechnologie nicht denkbar. • viDeo Die Premiere des Fuso Canter Eco Hybrid auf der Tokio Motor Show. • FoTogalerie Impressionen aus der „Hybrid nation“. • chroNiK Trendsetter nutzfahrzeuge: die Geschichte der Daimler-Fahrzeuge mit Hybridantrieb.

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und Geschäftsmodelle zur Exportreife entwickeln wollen. Der Elektronikkonzern Panasonic baut in yokohamas nachbarstadt Fujisawa auf einem brachliegenden Fabrikgelände gleich eine schlüsselfertige, voll vernetzte ökosiedlung für 3.000 Einwohner. Fast alles in der „Fujisawa Sustainable Smart Town“ ist „Made by Panasonic“, von den Häusern über die Solarzellen und Brennstoffzellen zur kommunalen Stromerzeugung, den Lithium-Ionen-Akkus zum Zwischenspeichern bis hin zu Klimaanlagen, Kühlschränken und dem integrierten Energiemanagementsystem der gesamten Siedlung. Wer will, kann sich sogar ein Elektrofahrrad des Konzerns vor die Tür stellen. Auch hier ist der Konzern einer der Marktführer in Japan. Und in Singapur erprobt der Konzern das dazu passende Exportmodell. Für Daimler Trucks nutzt Genichiro Ishii, der Leiter des Global Hybrid Center, diesen Ideenreichtum für die Weiterentwicklung einer altbekannten Technologie. Unter seiner Führung tüfteln Techniker im GHC-Hauptquartier in Kawasaki daran, Strom immer mehr für den Antrieb von nutzfahrzeugen zu nutzen. Im firmeneigenen Testzentrum in Tochigi, 150 Kilometer nördlich von Tokio, jagen sie dann ihre Ideen durch die Labore oder die Steilkurve der Teststrecke. Was viele nicht wissen – in Sachen Hybridtechnologie waren nutzfahrzeuge nicht selten die Trendsetter in der Automobilindustrie. Den ersten Hybridbus schickte Daimler bereits in den 1960er-Jahren auf die Straße. Er schleppte seine tonnenschwere Bleibatterie noch in einem Anhänger hinter sich her. Seit mehr als zehn Jahren sind Hybridbusse von Daimler bereits im new yorker Linienverkehr im Einsatz. „Und wir bei Fuso waren die ersten, die Lithium-Ionen-Akkus in einem Serienmodell eingesetzt haben“, sagt Ishii. Das war im Jahr 2004 bei der ersten Generation des Aero Star Hybridbusses. Bei Pkw kommen sie erst jetzt in Mode. Zuerst handelte es sich wie bei den Hybrid-Pkw eher um die Sensibilisierung der öffentlichkeit für das Hybridthema. ohne Subventionen vom Staat rechnete sich die Technik betriebswirtschaftlich nicht in akzeptablen Zeiträumen, ergänzt Ishii. Doch immerhin wurden in den sieben Jahren seit Markteinführung schon rund 1.200 Hybrid-Canter verkauft. Und mit der neuen Canter-Generation, die in Deutschland 2012 auf den Markt kommen wird, möchte Ishii den endgültigen Durchbruch schaffen. Dank der höheren Produktionszahlen lägen die Kosten für die Batterie auf dem niveau von den bisher bei Pkw üblichen nickel-Metallhydrid-Akkus. Besonders stolz ist Genichiro Ishii auf die Hybridvariante des Fuso Super Great. Beim ersten Schwerlaster mit Doppelherz sollen sich die Mehrkosten für die Batterie in gerade mal drei bis fünf Jahren amortisieren. „Bei Schwerlastern ist der Hybridantrieb sehr sinnvoll“, erklärt der GHC-Leiter. Denn das Tempo in Verbindung mit dem hohen Gewicht lädt die Laster mit viel kinetischer Energie auf. „Selbst auf schwachem Gefälle kann daher sehr viel Energie zurückgewonnen werden“, so Ishii. Auch an einer voll elektrischen Zukunft arbeitet man bei Fuso und denkt dabei schon weit über den Fuso Canter E-CELL hinaus. In der alten Kaiserstadt Kioto flitzte bereits ein Fuso-Elektrobus auf Basis des Aero Star Eco Hybrid im Testeinsatz zwischen den denkmalgeschützten Tempeln und Schreinen umher. Dessen Reichweite mag mit 20 Kilometern zwar gering erscheinen, doch bei Linienbussen tritt diese Einschränkung in den Hintergrund, da sich auf der festen Route leicht Ladestellen einrichten lassen, berichtet Ishii. Was sich in Japan bewähre, ist er überzeugt, das könnte bald auch in anderen Ländern auf den Straßen rollen.

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Albert KIRCHMAnn „Japan ist prädestiniert für die Hybridtechnologie. Die Menschen hier stehen neuem äußerst aufgeschlossen gegenüber.“

eNTwicKlUNg herr Kirchmann, Mitsubishi Fuso in Japan ist das globale Zentrum für die entwicklung von hybridund elektrolastern von Daimler. wie ist es dazu gekommen? Daimler hat schon eine lange Geschichte im Bereich der alternativen Antriebe. Aber Mitsubishi Fuso zum Zentrum zu machen war eine naheliegende Wahl, da hier in Japan das innovative und gesellschaftliche Umfeld ideal ist. Erstens wurde bei Mitsubishi Fuso bereits an der Technologie gearbeitet, zweitens sind die japanischen Pkw-Hersteller auf dem Gebiet sehr aktiv. Auch der japanische Staat steht der Hybridisierung und Elektrifizierung des Antriebs aufgeschlossen gegenüber und fördert entsprechende Forschungsprojekte. nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viele Hybridautos im Straßenbild wie in Japan. poTeNZiale was versprechen sie sich von dem engagement? Wir sehen nicht nur große Potenziale durch den Zugang zu Wissen in der Batterietechnik und wichtigen Bauteilen, bei denen die japanischen Firmen zur Weltspitze gehören. Wir finden vor ort auch viele Unternehmen für Entwicklungspartnerschaften. So testen wir zum Beispiel mit Mitsubishi Heavy Industries und dem Handelshaus Mitsubishi Busse mit Elektroantrieb in Kioto. Inzwischen arbeiten schon zehn Prozent unserer Ingenieure an Hybrid- und Elektroantrieben. reNTabiliTäT rechnet sich denn der vorstoß von Mitsubishi Fuso mit dem canter eco hybrid überhaupt? Für den Kunden rechnet sich das schon heute. Inklusive der Subventionszahlungen amortisiert sich ein hybrider Kleinlaster innerhalb von drei bis fünf Jahren. Aber natürlich muss man sagen, dass die bisher verkauften 1.200 Hybrid-Canter noch kein

gigantisches Volumen darstellen. Allerdings glauben wir, dass wir mit dem neuen Canter Eco Hybrid in einen Bereich vorstoßen, wo keine Subventionen mehr benötigt werden, und das nicht nur in Japan, sondern weltweit. Die neue Hybridgeneration wird global ausgerollt werden. popUlariTäT warum sind hybridund elektroautos in Japan so populär? Die Popularität und die nachfrage basieren auf dem nutzen für Kunden oder Fahrer. In Japan profitieren die Kunden besonders stark von der Hybridtechnologie. Das liegt zum einen am ständigen Stop-and-Go im Verkehr und an der bergigen Topografie. Dazu wird die Beliebtheit noch aus einer Kombination aus hohen Treibstoffkosten, einer schwachen Konjunktur, dem großen Umweltbewusstsein und dem Motiv angetrieben, dieses Bewusstsein auch durch den Besitz eines Hybridfahrzeugs auszudrücken. iNvesTiTioN Mit dem super great eco hybrid hat Fuso sogar den prototypen eines hybridschwerlasters entwickelt. warum glauben sie auch in diesem bereich an den hybridantrieb? Japan ist prädestiniert für die Hybridtechnologie, weil die Menschen hier schon sehr viel darüber wissen und neuem äußerst aufgeschlossen gegenüberstehen. Unsere ersten Tests zeigen, dass wir auch bereits mit der ersten Generation des Fuso Super Great Eco Hybrid annähernd den Punkt erreichen, an dem sich die Mehrinvestition für die Kunden innerhalb von drei bis fünf Jahren auszahlt. Durch die Rückgewinnung und Speicherung der Bremsenergie senkt der Hybridantrieb selbst auf langen Autobahnstrecken den Treibstoffverbrauch um rund zehn Prozent. DAIMLER-TECHnICITy.CoM

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pioNiere Die letzte Tokio Motor show stand schon ganz im Zeichen der e-Fahrzeuge, auch bei Mitsubishi Fuso. wird die Nutzfahrzeugstudie canter e-cell auf die straße kommen? Der Canter E-CELL ist ein wichtiger Feldversuch. Wir wollen die Technik jetzt schon weiterentwickeln, um bei den nächsten Entwicklungsstufen der Elektromobilität wieder zu den Pionieren zu gehören. Es ist keine Frage, ob der elektrische Kleinlaster kommen wird, sondern, wann wir ihn kostengünstig genug herstellen können. Das kann in fünf oder zehn Jahren sein oder erst in 15 Jahren. Unabhängig davon sind wir überzeugt davon, dass elektrische Laster ihr eigenes Einsatzpotenzial haben und ein zukunftsorientierter Hersteller sie daher anbieten muss.

CuRRICuLuM VITAE albert KirchMaNN Präsident und CEo der Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation (MFTBC)

+++ Studium Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Karlsruhe +++ Promotion und Einstieg bei Daimler im Jahr 1984 +++ verschiedene Tätigkeiten im Bereich Controlling in den Mercedes-Benz Werken Wörth und Bremen +++ ab 1997 Leiter Strategie und Planung Antrieb bei Daimler +++ ab 2006 Leiter Finance & Controlling, Business and Product Planning bei Daimler Trucks and Buses +++ ab 2006 Vorstandsmitglied Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation (MFTBC) +++ seit Juni 2009 Präsident und CEo bei MFTBC +++

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TexT

FoTograFie

Peter Thomas

Rafael KRoeTz

EMOTIONEN entwerfen

Die Wahrnehmung von komplexen Produkten wie Automobilen spricht alle Sinne an und weckt differenzierte Empfindungen. Zukunftsweisende Designentwicklungen finden in interdisziplinären Netzwerken statt – vom Modedesign über die Luft- und Raumfahrttechnik bis zur Trendforschung.

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Luft- und Raumfahrttechnik inspirationen und Erkenntnisse aus der Luftfahrt.

Trendforschung

Bionik

Globale Entwicklungen und Zukunfts-

innovative impulse aus Flora

prognosen aus den Bereichen Kunst,

und Fauna für das Design und

Mode, Kultur, Architektur, Technologien

für neue Technologien.

und Lebensstile.

haptik Erforschung der Wechselwirkungen des Körpers und der oberflächen von Werkstoffen.

Textildesign Auswahl und Entwicklung von Stoffen und neuen Verarbeitungstechniken.

Materialforschung Erforschung und Entwicklung von Werkstoffen und neuen Materialien.

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TrenD- UnD ZUkUnFTSForSCHUng Alexander MANKoWSKy von der Daimler Society and Technology Research Group in der neuen Stadtbibliothek von Stuttgart.

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„Zukunftsforschung als Basis für wegweisendes Design erfordert vielfältiges Wissen und die Beschäftigung mit gesellschaftlichen, technologischen und kulturellen Trends – bis hin zu Kunst und Ästhetik.“

ConCepT a-CLaSS Auf der Auto Shanghai 2011 präsentierte Mercedes-Benz einen visionären Ausblick auf die A-Klasse der Zukunft: die Fahrzeugstudie concept A-class mit einer revolutionären Automobilarchitektur und mutigen Designelementen in interieur und Exterieur. Von Wind und Wellen inspirierte Linien- und Flächenspiele prägen die Außenhaut, während instrumententafel und Mittelkonsole im innenraum Assoziationen zu futuristischen Flugzeugcockpits wecken.

DeSignHigHLigHT Der Grill des concept A-class besteht aus zahlreichen silbermetallischen „Dots“ auf schwarzen Säulen.

alexander MankowSky,  Zukunftsforscher bei der Daimler Society and Technology Research Group

Mit freundlicher Unterstützung der Stadtbibliothek Stuttgart

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nsere Umwelt ist ein chaotisches Konzert aus physikalischen, chemischen und mechanischen Botschaften, das von jedem Menschen ganz individuell interpretiert wird: Elektromagnetische Wellen (Licht) und Druckwellen (Schall) stürmen auf Auge und ohr ein. in der Luft schweben Myriaden von Molekülen – adressiert als chemische Nachrichten an den Geruchssinn. Und all das überlagert ein Stakkato neuronaler Signale, ausgelöst von mechanischen Einflüssen und Temperaturveränderungen. All das sind die Signale, auf denen unsere ganz alltägliche orientierung basiert, aber auch die fokussierte Wahrnehmung eines bestimmten objektes – beispielsweise eines Kunstwerks, eines Kinofilms oder eines Automobils. Die Wahrnehmung der Umwelt ist also eine im Wortsinn ganzheitliche Sinneserfahrung. Lediglich der Geschmackssinn spielt eine weniger wichtige Rolle. Vereinfacht lässt sich der komplexe Prozess so darstellen: Das Gehirn empfängt die neuronalen Signale, die von den unterschiedlichen Rezeptoren erzeugt werden, und übersetzt sie in Sinnesempfindungen. Dabei entscheidet das Gehirn, auf welche Reize aus diesem informationsstrom die Wahrnehmung besonders achtet. Parallel dazu gleicht es die empfangenen informationen mit einem Archiv gespeicherter Erfahrungen ab. Dazu zählen grundlegende Erkenntnisse über räumliche Zusammenhänge genauso wie persönliche Präferenzen, Motive aus dem Medienkonsum, gesellschaftlich vermittelte Normen und vieles andere mehr. So entsteht die subjektive Wahrnehmung der Umwelt. Sie ist auch Basis für Gefühle – und für die individuellen Wertungen (zum Beispiel „schön“ oder „hässlich“), die Menschen ständig bewusst oder unbewusst treffen. Gutes Design muss deshalb gleichermaßen die Sinne Sehen, Fühlen, hören und Riechen ansprechen. Das gilt auch für die Gestaltung der innenräume von

Automobilen. Was das heißt, macht der Blick ins innere des 2011 auf der Automesse in Shanghai präsentierten Mercedes-Benz Konzeptfahrzeugs concept A-class deutlich: Ungewohnte Formen und oberflächen setzen Akzente, machen neugierig, lassen staunen. Es sind fließende, futuristische Linien und Flächen mit einem Spiel von Licht und Farbe. insbesondere der Raum rund um das Lenkrad scheint sich in einem organisch geformten Dunst aus Metallgewebe aufzulösen. Andererseits verankern vertraute Empfindungen das Konzeptfahrzeug in der Welt der Markenwerte: das Gefühl von weichem Leder und samtigem Metall unter den Fingern, ein konzertanter Klang, ein Geruch nach hochwertigen Materialien. Für die Formen haben sich die Designer unter anderem von Motiven aus der Luftfahrt inspirieren lassen, sagt hans-Peter Wunderlich, Leiter des interieurdesigns für das concept A-class. Dazu gehören starke Elemente wie die an Jetdüsen erinnernden Ausströmöffnungen der Lüftung. Anderes ist subtil angedeutet, wie die Linienführung der Türinnenseiten, die Strömungsmuster von Luftverwirbelungen hinter einer Flugzeugturbine nachvollzieht, erzählt der Designer. Aber auch bionische Strukturen – mit Körpermerkmalen von Meerestieren – finden sich, die mit ihrer Komplexität besondere Ansprüche an den digitalen Entwicklungsprozess stellen. Die Auseinandersetzung mit dem innenraum eines Kraftfahrzeugs ist wie Kino für Augen und Fingerspitzen, für ohren und Nase. „Wenn wir in ein Auto einsteigen“, sagt deshalb auch Martin Bremer, Leiter Design color & Trim bei Mercedes-Benz Design, „spielt sich in unserem Kopf ein Film für alle Sinne ab.“ Die Kunst der Designer ist es, diesen Film zu inszenieren, indem sie mit den Mitteln von Form und Raum, von Farbe und Material Regie führen. Das Ergebnis trägt maßgeblich zu der Entscheidung bei, ob der Kunde den Wagen als faszinierend oder langweilig empfindet, ob er starke Werte mit ihm verbindet oder ihn

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inSpiraTionSQUeLLe kUnST Nicola EhRENBERGUhLiG, Managerin color & Trim bei Daimler, vor Anselm Feuerbachs „iphigenie“, Staatsgalerie Stuttgart.

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MaTeriaLiTäT innovatives Design braucht innovative Materialien. Darum gehört es zu den Aufgaben der Designer, neue Werkstoffe und Verarbeitungstechniken zu finden. Manche Materialien können die Wahrnehmung des Automobilinterieurs grundsätzlich verändern. Prägend für Designs von Mercedes-Benz sind seit Langem etwa die Werkstoffe holz und Leder. Silberfarbene Metallelemente sind eine wiederkehrende  Farben Titan-, Silber- und Beigetöne dominieren, kombiniert mit roten Akzenten, den innenraum.

Reminiszenz an die große Rennsporttradition der Marke. Solche Erwartungen aufzugreifen und durch den Einsatz innovativer Materialien

aTMoSpHäre Mit metallischen Pigmenten gefärbtes Leder

intelligent zu erfüllen, gehört zu

verleiht dem innenraum eine edle und zugleich technische Prägung.

den großen herausforderungen des interieurdesigns.

als nüchterne Maschine betrachtet, erklärt Bremer, der mit seinem Team für die Farb- und Materialgestaltung der innenräume verantwortlich ist. „Der innenraum eines Automobils wird viel intensiver wahrgenommen als das Exterieur, und dieser Prozess wird stark durch die Arbeit von color & Trim beeinflusst“, sagt hans-Peter Wunderlich, creative Director interior Design, der in dieser Position für alle Pkw von Mercedes-Benz, AMG und smart verantwortlich ist. „Die Sinne werden dabei immer auch durch eine authentische Materialität verführt“, hebt der Designer die Bedeutung der richtigen Werkstoffe, oberflächen und Verarbeitung hervor.

Daimler hat dieses Netzwerk über die ganze Welt gespannt. in Berlin, Palo Alto und Sindelfingen beispielsweise loten Sozial- und Geisteswissenschaftler der Society and Technology Research Group die Potenziale von Mobilitätslösungen in internationalen Märkten der Zukunft aus, berichtet der Soziologe Alexander Mankowsky, der als Zukunftsforscher in der Daimler-Forschungsgruppe arbeitet. Zur Entwicklung des concept A-class hat er unter anderem impulse aus der globalen Jugendkultur beigetragen: „Diese Kultur, der sich auch viele Junggebliebene zugehörig fühlen, zeigt einen sehr eigenständigen Stil jenseits eines Modediktates“, sagt Mankowsky. „Ästhetik und individuelle Eleganz spielen dabei eine große Rolle.“ Solche Fokussierungen sind wichtig, denn bei der persönlichen Beschäftigung mit den Details eines neuen Fahrzeugs, der meist die information durch Medien vorausgeht, verhalten sich ältere und jüngere Fahrergenerationen heute tendenziell unterschiedlich. Viele Jüngere, erklärt Paolo Tumminelli, Professor für Designkonzepte an der international School of Design in Köln, interessierten sich immer stärker für das infotainment, die innenausstattung, die Semantik eines Automobils, während Ältere sich vor allem mit der aktiven Fahrsituation beschäftigten. Das moderne Automobil sei insgesamt „das komplexeste Produkt, das man als Ganzes erwerben kann.“ Grundsätzlich aber – und dieses Verhalten ist gut erforscht – nehmen die meisten Menschen ein neues Fahrzeug auf ähnliche Weise wahr: Sie betrachten den Wagen, fahren mit den händen an den äußeren Konturen entlang, packen den Türgriff und öffnen das Automobil, nehmen zum ersten Mal Platz, lassen den innenraum mit Form, Licht, Farbe, Geruch, haptik und Ergonomie auf

„Gutes Automobildesign schätzt seit jeher die Kunst als wertvolle inspirationsquelle.“

Mit freundlicher Unterstützung der Staatsgalerie Stuttgart

nicola eHrenberg-UHLig, Managerin color & Trim bei Daimler

So komplex, wie die sinnliche Aneignung eines Autos geschieht, so komplex ist auch das kreative Netzwerk, in dem die Designer von Mercedes-Benz arbeiten. Gleich ob es sich um ein zukunftsweisendes Konzeptfahrzeug wie das concept A-class handelt oder um eine neue Serienbaureihe: in jedem Entwicklungsprozess arbeiten Automobildesigner und ingenieure mit Experten zahlreicher weiterer Fachrichtungen hand in hand – bis hin zum Philosophen und zum Raumfahrttechniker. Dieses innovationsnetzwerk besteht einerseits aus den Menschen, die an verschiedenen orten und mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Ein Netzwerk ist aber auch die dezentrale Kommunikations- und organisationsstruktur, die Entwicklungen wie das concept A-class überhaupt erst möglich macht.

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perFekTe ForM Der naTUr  hans-Peter WUNDERLich, Leiter interieurdesign bei Daimler, mit Eiersammlung im Staatlichen Museum für Naturkunde, Stuttgart.

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bionik Technologien der Zukunft profitieren auch vom Vorbild der Natur. Bionik heißt dieser interdisziplinäre Austausch. in dem Wort stecken die Begriffe Biologie und Technik. Dabei holen sich beispielsweise Automobildesigner und ingenieure für ihre innovativen ideen Anregungen bei Vorbildern aus dem Reich der Pflanzen und Tiere. Das betrifft die Materialwissenschaft genauso wie Aerodynamik und Leichtbau. Beim concept A-class ist die mit einem transluzenten Textil

inSTrUMenTe Die instrumententafel

bespannte instrumententafel ein gutes

besteht aus einer einzigen Struktur aus gebürstetem

Beispiel für Bionik, denn hier finden

Aluminium.

sich Strukturen, die durch die Flossen  CoCkpiT Die Form der Luftdüsen erinnert an die Strahltrieb-

von Walen und anderen großen Mee-

werke eines modernen Jets.

restieren inspiriert wurden.

sich wirken. „Prüfroutine“ nennen die Experten diesen langen Tradition, erklärt der Automobilhistoriker, der am Wahrnehmungsvorgang der Kunden. Das klingt nach ei- Karlsruher institut für Technologie (KiT) Technikgeschichnem klaren, nach einem rationalen Vorgang. Und doch te lehrt. Dass Automobildesign sich beispielsweise auf weiß man, dass der Großteil der ästhetischen Aneignung Gestaltungselemente aus der Luftfahrt bezieht, sei aber eines Autos unterbewusst abläuft: über Assoziationen kein einseitiger Einfluss: „Automobildesign“, sagt Möser, und Gefühle, die sich nicht so einfach planen lassen. Sie „wirkt auch auf das Flugzeugdesign zurück.“ „Zwischen Automobildesign sowie Design, Wissenzu finden und ihnen nachzuspüren ist deshalb ein zentraschaft, Kunst und Alltag gibt es sehr viele Berührungsler Bestandteil des Designprozesses für ein neues Auto. Große Mode erzeugt große Gefühle. So ist es nur punkte“, bestätigt Bozhena Lalova, Designerin color & konsequent, dass die Modedesignerin Nicola Ehrenberg- Trim bei Daimler. Deshalb gehöre zum kreativen Prozess Uhlig als Managerin color & Trim zu den Köpfen des beispielsweise auch das Nachverfolgen von Material- und Teams gehört, das den innenraum des concept A-class Farbentwicklungen. Bei Konzeptfahrzeugen wie dem congestaltet hat. Als besonders spannende herausforderung cept A-class haben die Designer dabei immer die mögliempfand die Expertin für haute couture das Ziel, die bionisch gestaltete Trägerstruktur von instrumententafel und Mittelkonsole mit einer funktionalen oberfläche zu versehen, die scheinbar im Hans-peter wUnDerLiCH, Leiter interieurdesign bei Daimler Raum schwebt. Dafür ist schließlich ein transluzentes Textil gewählt worden, mit dem die che Verwendung in der Serie im Blick. Schließlich werden Struktur – ähnlich wie bei frühen Flugzeugtragflächen – mit solch faszinierenden Einzelstücken auch Trends und bespannt wird. „So entsteht eine einzigartige Verbindung Entwicklungen künftiger Serienmodelle diskutiert und aus Mercedes-Benz typischer Eleganz mit hoher Quali- aufgezeigt. Von der ersten idee bis zum Serienfahrzeug dauert tätsanmutung und moderner, sportlicher Leichtigkeit“, sagt Ehrenberg-Uhlig, „und genau das ist für mich die der Weg eines Mercedes-Benz Modells durchschnittlich rund fünf Jahre. Konzeptfahrzeuge werden schneller Mercedes-Benz Welt von morgen.“ in die Zukunft zu blicken und interdisziplinär über die entwickelt. im Mai 2010 bekamen die Designer den AufSchranken der eigenen Mobilitätslösung hinwegzudenken trag, das concept A-class zu entwickeln. Ein Jahr später sind wichtige Kompetenzen des Automobildesigns – und begeisterte das fertige Fahrzeug die Besucher der Auto das nicht erst seit den letzten Jahren. Die Gestaltung von Shanghai und gab damit auch einen Vorgeschmack auf Autos habe immer schon in engem Austausch mit dem das künftige Design von Mercedes-Benz. Denn die ForZeitgeist und vor allem mit dem Design anderer Trans- mensprache des concept A-class, sagt hans-Peter Wunportmittel gestanden, sagt PD Dr. Kurt Möser. Was uns derlich, wird sich in kommenden Serienmodellen der Marvor dem hintergrund aktueller Gestaltung futuristisch er- ke widerspiegeln – und mit ihr die Sinneseindrücke und scheint und mit seinen Details fasziniert, folgt somit einer Emotionen, für die das concept A-class steht.

Mit freundlicher Unterstützung des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart

„Die Natur steckt voller impulse für Formen, Farben und Materialien im Automobildesign.“

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DaS inTerDiSZipLinäre DeSignTeaM DeS MerCeDeS-benZ ConCepT a-CLaSS (von links nach rechts): Alexander MANKoWSKy, Zukunftsforscher der Daimler Society and Technology Research Group • Martin BREMER, Leiter Design color & Trim • hans-Peter WUNDERLich, Leiter interieurdesign • Nicola EhRENBERG-UhLiG, Managerin color & Trim • Bozhena LALoVA, Designerin color & Trim • Andreas FRANK, Entwurf

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HYPERLINK weitere informationen zu diesem beitrag unter: DAiMLER-TEchNiciTy.coM/iNTERiEUR • HinTergrUnD (1) haptik: die Kunst des Fühlens. (2) Bionik: von der Natur lernen. (3) Materialität: Werkstoffe, aus denen Träume sind. • inTerViewS (1) hans-Peter WUNDERLich, Leiter interieurdesign bei Daimler (2) Prof. Paolo TUMMiNELLi, international School of Design in Köln (3) PD Dr. Kurt MÖSER, Karlsruher institut für Technologie (KiT)

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ANALOGIE KOMFORT FAHRZEUGKOMFORT

CONCEPT ACTIVE COMFORT Für eine natürliche Verbindung von Wellness und Technik steht das Fahrzeugkonzept „Active Comfort“. Der Innenraum des Autos ist auf das körperliche und mentale Wohlbefinden des Fahrers fokussiert. Zahlreiche innovative Funktionen unterstützen ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis und ermöglichen eine aktivierende Fahrt für die Sinne. Optik

Akustik

Olfaktorik

Haptik

Thermorezeption

Innovatives Lichtkonzept,

Ausgewählte Musiktitel

Angenehme Beduftung

Behandlung im Fahrzeug:

Temperaturmanagement

entspannend oder

aktivieren den Fahrer

fürs Raumklima oder

mit Hot-Stone- und

fürs Wohlfühlklima:

anregend, ob im Stand

in ruhigen Fahrphasen

Menthol als Wach-

Massagefunktion im

wohltemperierter,

oder während der Fahrt.

oder mindern Stress

macher bei langer

Sitz Verspannungen

zugluftfreier Innenraum

bei Verkehrschaos.

Fahrt sowie 24-h-Frisch-

vorbeugen und lösen.

zu jeder Jahreszeit.

Lärmdämmung erhöht

luft mit dem Ionisator.

den Komfort zusätzlich.

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THERMENKOMFORT

THERMAL-SPA Die komplexe und zugleich schlichte Architektur modernster Wellnessbereiche richtet sich an die bewusste Stimulierung aller Sinne. Bäder und Entspannungsräume verfolgen ein individuelles Konzept, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Erholungssuchenden und ihr Streben nach Lebensqualität und Gesundheit.

Optik

Akustik

Olfaktorik

Haptik

Thermorezeption

Tageslicht dringt in

Die Gestaltung des Spa-

Blütenbäder verströmen

Heiße Steine aus

Wohlfühlen in Becken

allen Facetten in

Innenraums reduziert die

ihren Duft und intelli-

Basalt entspannen die

von 14 bis 42 Grad

das Spa, belebt den

Nachhallzeit von Tönen

gentes Luftmanagement

Muskulatur, ausgefeilte

Celsius oder schwitzen

Stoffwechsel und die

auf den besonders

sorgt für natürliche

Massagen regen die

in Dampfräumen und

Gemütsverfassung.

angenehmen Bereich

Frischluftzufuhr zur

Blutzirkulation an.

Saunen bei 85 bis

um die 1,8 Sekunden.

temporären Abkühlung.

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100 % Luftfeuchtigkeit.

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FÄHIGKEIT, TALENT <dt.> die, das; -en, -e (Abk. F, T) „Was man heute als Science-Fiction (1) beginnt, wird man morgen vielleicht als reportage (2) zu ende schreiben müssen.“ Norman MAILER (*1923, † 2007), US-amerikanischer autor und Pulitzerpreisträger

(1) S. 54: Die appification des automobils (2) S. 64: Public Transport 3.0

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Die Consumer Electronics Show in Las Vegas bot einen visionären Blick in die Zukunft des voll vernetzten Automobils. Johann JUNGWIRTH, Präsident und CEO von Mercedes-Benz Research & Development North America, analysiert für TECHNICITY die Innovationstrends an den Schnittstellen von Kommunikation, Entertainment und Mobilität.

Partikelfilter: FREI Tank: GESCHLOSSEN

mbrace2 ™

Agent Dashboard Position: 35° O 32° N Modell: SL-Klasse Reifendruck 29

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Motor: O. K. Reifendruck: NIEDRIG Batterie: O. K.

REMOTE ACCESS Das vernetzte Auto ermöglicht seinem Besitzer den standortunabhängigen Zugriff auf wichtige Anzeigen und Funktionen.

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Die

Appification des

Automobils TEXT Johann JUNGWIRTH

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ie Kunst des Trendspotting besteht darin, viele kleine und große Datenpunkte zu verbinden, bis sie sich zu einem oft unerwarteten Ganzen formen. Das ist in einer schnelllebigen Industrie wie der Unterhaltungselektronik wichtiger und zugleich schwieriger denn je. Auch in der Automobilbranche dreht sich das Rad internetbasierter Innovationen immer schneller, während die einstige Utopie der voll vernetzten Mobilität zur Wirklichkeit wird. Wer sich durch die Hallen der 45. Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas arbeitete, konnte einen Einblick in die verwirrend große Produktpalette und die Innovationspipelines der großen Elektronikmarken, Automobilhersteller sowie Tausender kleinerer Firmen aus aller Welt bekommen. Mehr als 3.100 Aussteller und 153.000 Besucher – 34.000 davon aus dem Ausland – versuchten durch hochkarätige programmatische Reden, Vorführungen auf Messeständen und persönliche Gespräche die wichtigsten Trends der kommenden Jahre herauszudestillieren. Für Trendscouts herrschte an handfesten Hinweisen kein Mangel: An vier Messetagen wurden 2.000 neue Produkte enthüllt. Ultranotebooks, Tablets und immer leistungsfähigere Smartphones und ihr Zubehör werden Unterhaltung und Arbeiten noch bequemer, kompakter und ungebundener machen. Fernseher mit OLED-Bildschirmen, 3-D-Bildgebung und Internetanschluss werden die seit Langem beschworene Konvergenz der alten und neuen Medien befördern und Zuschauer zu Mitspielern in gestochen scharfen Erlebniswelten machen. Revolutionär neuartige Technologien wie 3-D-Drucker kommen der Vision vom „Internet der Dinge“ für Haushalte und Büros einen Schritt näher, in dem gewünschte digitale Modelle aus dem Internet heruntergeladen und sofort vor Ort produziert werden können.

KONNEKTIVITÄT UND KOMFORT Aber was bedeuten diese Trends für eine der Innovation ebenso wie der Tradition verbundenen Premiummarke wie Mercedes-Benz? Nichts anderes als eine vollkommen neue Definition des Begriffs der Unabhängigkeit und der individuellen Mobilität im 21. Jahrhundert! Wie Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender bei Daimler und Leiter Mercedes-Benz Cars, in seiner Keynote-Rede auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas erklärte, schlägt Mercedes-Benz mit seinen neuesten Angeboten zu Telematik und Infotainment ein neues Kapitel der „automobilen Unabhängigkeitserklärung“ auf, das jeder Fahrerin und jedem Fahrer mehr Flexibilität und Freiheit gewähren wird. „So wie ein Smartphone weit mehr sein kann als nur ein Kommunikationsinstrument, so kann auch ein intelligentes Auto viel mehr sein als nur ein Transportmittel“, so Zetsche in seiner viel beachteten Rede. Gerade an den Schnittstellen von Kommunikation und Mobilität schlummerten riesige Innovationspotenziale. Automobile der nahen Zukunft werden diese Potenziale vor allem für einen Innovationssprung in Sachen Konnektivität und Komfort nutzen, um den „digitalen Drivestyle“ der vernetzten Welt zu ermöglichen. Dank leistungsfähigerer Smartphones, Tablets und Infotainmentsysteme und vor allem dank einer rapide wachsenden Anzahl intelligenter Softwarelösungen verwandeln sich Autos in wahre digitale Begleiter des Menschen. Sie lernen seine Vor- und Abneigungen kennen, sie denken mit und voraus, sie beobachten unser soziales Netzwerk und unsere Umgebung und blenden beide unaufdringlich in unseren mobilen Alltag ein. Sie lassen sich mit Gesten- und Sprachsteuerung ganz natürlich bedienen – und das alles, ohne den

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Fahrer abzulenken oder das wichtigste Versprechen der vernetzten Mobilität von morgen zu vernachlässigen: ohne Unfall ans Ziel zu gelangen. So weit die zum Greifen nahe Vision: Wer alle kleinen und großen Neuerungen der CES verbindet, bekommt einen umfassenden Einblick in die technologischen Weichenstellungen auf dem Weg zum Fahrzeug als intelligentem, digitalem Begleiter. Vier große Themenbereiche fallen ins Auge, in denen sich fast alle wichtigen Innovationen bündeln: das ganzheitliche Erlebnis des Fahrens und Er-Fahrens, die natürliche Interaktion von Mensch und Maschine, die sensorische Perfektion im Umgang mit Technologie und der Fern-Bedienkomfort aus der Cloud. Alle vier Elemente zusammen verwandeln das Auto in eine mobile Kommunikationszentrale, deren Funktionalität nahtlos auf andere Geräte wie das Smartphone und Tablet übertragbar ist und es zu einem zentralen Bestandteil des digitalen Informationsflusses machen.

WINDSCHUTZSCHEIBE ODER HEAD-UP-DISPLAY Ein prägnantes Beispiel ist die Skulptur DICE („Dynamic and Intuitive Control Experience“), die Mercedes-Benz auf der CES enthüllte. Der simulierte Fahrgastraum demonstriert eindrucksvoll, wie ein Auto durch die geschickte Kombination von Augmented Reality (AR), allgegenwärtigem Internetzugang und intuitiver Gestensteuerung eine neue, ungeahnt persönliche Verbindung zum Fahrer schafft. Die gesamte Windschutzscheibe wird zu einem brillanten Head-up-Display (HUD) und das Armaturenbrett zu einem Displayband. AR ist vielen bereits als futuristisches Konzept bekannt, bei dem die Wirklichkeit mit aktuellen und relevanten Informationen überlagert oder angereichert wird – etwa für Piloten oder für Techniker im Umgang mit komplexen Maschinen. DICE macht sich diese Technologie zunutze, um aktuelle Umgebungsinformationen aus dem Internet direkt im Sichtfeld des Fahrers einzublenden. So kann etwa ein an die nächste Kreuzung heranfahrendes Fahrzeug virtuell auf die Windschutzscheibe projiziert werden, um mögliche Gefahrensituationen zu vermeiden. Und wer einen Parkplatz sucht, kann sich freie Stellplätze einblenden lassen. DICE ist aus mehreren Gründen revolutionär. Einerseits gibt es kaum eine bessere Umgebung als das Auto, um die Verheißungen der AR und der hochauflösenden 3-D-Darstellung voll auszuschöpfen. Die Windschutzscheibe und selbst Seitenscheiben bieten eine natürliche Leinwand, die Fahrer wie Passagiere umgibt und die nur darauf wartet, bespielt zu werden. Zweitens existiert die nahtlose und elegante Anbindung an die Cloud, aus der relevante Informationen zeitnah eingespeist werden – je nachdem, wo sich jemand befindet und wer am Steuer sitzt. Menüinhalte wie „Media“, „Social“ oder „Places“ werden auf dem Infotainmentsystem als Informationsschwarm abgebildet – wobei Freunde, Bekannte und Orte jeweils abhängig vom aktuellen Standort angezeigt werden. So besitzt das Automobil von morgen orts-, kontext- und personenbezogene Intelligenz und wird eine weitere wichtige Schnittstelle zum individuellen sozialen Netzwerk und zu Daten aus dem gesamten Internet. Drittens kommt die Interaktionslogik der neuartigen Nutzerführung von DICE dem intuitiven menschlichen Verhalten sehr nahe. iPhone und iPad waren mit ihren Multitouchscreens Pioniere, aber sie sind erst der Anfang eines viel größeren Trends im Umgang mit

Hard- und Software. Anstatt Knöpfe zu drehen oder auf Tasten und Displayfelder zu tippen, reagiert DICE auf einfache Handbewegungen, die jedem Menschen von Kindesbeinen an vertraut sind, und mit deren Hilfe er sich in einer fremden Stadt ebenso schnell zurechtfindet wie in seinem Adressbuch oder seinem Musikarchiv.

ENGMASCHIGER DATENTEPPICH Ein solcher intelligenter Begleiter funktioniert natürlich nur, wenn virtuelle Daten über ein schnelles Mobilfunknetz an praktisch jedem Standort verfügbar sind und vom Fahrzeug abgerufen werden können, damit es sie als flexiblen Datenteppich über die aktuelle Umgebung ausbreiten kann. Dieser digitale Informationsraum, in dem es so gut wie keine blinden Flecken mehr geben wird, ist gerade im Entstehen begriffen. Er wird es schon bald ermöglichen, mit jedem beliebigen Ort zu interagieren. Die Software on board wie off board kann sich auf Fahrerin und Fahrer einstellen wie ein Smartphone oder Tablet an seinen Benutzer. Wiedergabelisten, Adressbücher, Routenplanung und soziale Netzwerke sind plötzlich flexibel und geben der automobilen Selbstbestimmung eine ganz neue Qualität. Kombiniert mit der Lernfähigkeit moderner Algorithmen kann das Fahrzeug die Vorlieben des Nutzers beobachten und mit der Zeit lernen, individuelle Vorschläge zu unterbreiten – etwa eine kürzere oder effizientere Route zum Ziel oder eine Wiedergabeliste, bei der die Musik an Tageszeit und Befindlichkeit des Fahrers angepasst ist. Diese Vorstellung von einem Fahrzeug als intelligentem Begleiter mag wie Science-Fiction klingen und damit die Menschentrauben rund um die DICE-Demonstration in Las Vegas erklären. COMAND Online, welches Mercedes-Benz 2011 in Europa, Japan und anderen Regionen auf den Markt gebracht hat, sowie das neue Telematiksystem mbrace2, das Mercedes-Benz im Frühjahr 2012 in den USA eingeführt hat, sind bereits handfeste Realität und bringen uns dieser Vision einen großen Schritt näher. Erstmals kann im Auto mithilfe von Apps auf die annähernd volle Bandbreite des Internets zugegriffen werden – von Google Local Search, inklusive Google Street View und dem Fotodienst Panoramio, über die volle Funktionalität von Facebook bis hin zu Restaurantbesprechungen von Yelp, Schlagzeilen von Nachrichtenagenturen wie AP, Parkplatzsuche und den aktuellen Aktienkursen. Mit COMAND Online und mbrace2 lassen sich auch Fahrtziele bequem in Google Maps am Rechner zu Hause oder am Arbeitsplatz planen und mit einem Klick ans Fahrzeug schicken, wo sie beim Einsteigen bereits auf einem großen, gestochen scharfen Display warten.

DIE FREIE UND INTUITIVE KONFIGURATION DES FAHRZEUGS COMAND Online und mbrace2 sind damit an der Schnittstelle mehrerer anderer, wichtiger Technologietrends platziert. Experten sprechen von der „Appification“ des Automobils, einem fließenden Übergang zwischen Smartphones, Tablets und dem Fahrzeug, welches deren Applikationen und Funktionen darstellen oder auf seinen Bordrechnern ablaufen lassen kann. Die Verbindung ist keine Einbahnstraße. So werden Elektrofahrzeuge wie die A-Klasse E-CELL wie bereits der smart fortwo electric drive samt ihrem Multimediasystem über eine individuelle Homepage fernkonfigurierbar sein. Wenn die Batterie

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CARSHARINGZENTRALE VIDEOKONFERENZ

HOME

SOCIAL MEDIA

FREUNDE

NETZ AUF RÄDERN Der offene On-Board-Zugang ins Internet schafft die nahtlose Verknüpfung von digitalem Lifestyle und individueller Mobilität.

AUGMENTED REALITY

PANNENHILFE BILDER STAUWARNUNG

BÜRO

WARTUNG

MUSIK

ADRESSBUCH

RESERVIERUNG VERKEHRSDATEN

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DOWNLOAD

WETTER NOTRUF

NACHRICHTEN

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E-MAILS KARTEN

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PERSONALIEN Johann JUNGWIRTH ist seit März 2009 Präsident und CEO von Mercedes-Benz Research & Development North America, Inc. (MBRDNA). Das Forschungs- und Entwicklungscenter mit Hauptsitz im kalifornischen Palo Alto und sieben weiteren amerikanischen Standorten besteht seit 1994 und ist unter anderem für die Vorentwicklung neuer Infotainment- und Telematiksysteme, Benutzerschnittstellen, die Entwicklung von Apps sowie Gesellschafts- und Technologieforschung und -trends verantwortlich. MBRDNA pflegt dabei den engen Kontakt mit den Unternehmen und Start-ups des Silicon Valley. Zuvor war Johann JUNGWIRTH in den USA für die Entwicklung von Infotainment- und Telematiksystemen der nächsten Generation verantwortlich. Unter seiner Leitung entstanden unter anderem das später in mbrace umbenannte Tele-Aid-System, das wegweisende Telematiksystem myCOMAND, die Mercedes-Benz Apps für COMAND Online und mbrace2, die Digital DriveStyle App sowie die smart drive app für das iPhone.

Social-NetworkingProtokoll Treffen wir uns im SushiRestaurant? like • comment • share • 20. April, 15:04 Uhr

Ich bin in 25 Minuten da.

like • comment • share • 20. April, 15:06 Uhr

mbrace2 ™

MERCEDES-BENZ APPS COMAND Online und mbrace2 bieten speziell für die Nutzung im Fahrzeug angepasste Versionen der wichtigsten Apps.

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etwa einen bestimmten Ladezustand erreicht hat, wird eine Nachricht aufs Smartphone gesendet. mbrace2 bietet ebenfalls viele Ferninformations- und Fernbediendienste wie zum Beispiel Fernverriegeln und -öffnen, Car Finder, Aktivierung von Licht und Hupe und ein elektronisches Fahrtenbuch. Ein weiterer Trend ist die möglichst perfekte und nahtlose Integration von Smartphones ins Fahrzeug. Mercedes-Benz hat auf der CES neben mbrace2 und DICE die Digital DriveStyle App und das Drive Kit Plus für das iPhone als Konzept vorgestellt, welche ab Herbst 2012 verfügbar sein werden und die Fortsetzung des digitalen Lifestyles im Fahrzeug als digitalen Drivestyle ermöglichen. Die Marke mit dem Stern wird damit als weltweit erster Automobilhersteller das iPhone umfassend in das Anzeige- und Bedienkonzept der neuen A-Klasse und weiterer Fahrzeuge integrieren. Mit der eigens in Palo Alto, Kalifornien, entwickelten Digital DriveStyle App hat der Fahrer Zugriff auf die wesentlichen Inhalte seines iPhones, die im Fahrzeugdisplay angezeigt werden und sich über den Controller auf der Mittelarmlehne sicher und komfortabel bedienen lassen. Für den passenden Look sorgt das revolutionäre User-Interface-Design. Als weitere Weltpremiere bringt Mercedes-Benz mit diesem System auch den innovativen sprachbasierten Begleiter Siri ins Fahrzeug. So lässt sich das Auto der Zukunft von den relativ langen Entwicklungszyklen der Industrie entkoppeln, in denen Neuerungen im Schnitt fünf bis sieben Jahre dauern, und behält den Anschluss an das schnelle Innovationstempo der Unterhaltungslektronik, das in Monaten gemessen wird und externe Entwickler ermutigt, ihre Ideen einzubringen. Wenn man wie Daimler seit bald zwei Jahrzehnten in Palo Alto im Herzen des Silicon Valley forscht und entwickelt und dabei mit Unternehmen wie Apple oder Google eng zusammenarbeitet, ist die schnelle Entwicklung neuer Apps beinahe eine Selbstverständlichkeit. Die Ankündigungen der CES 2012 machen deutlich, dass Fahrzeuge zu einer dynamischen cloudbasierten Plattform für Softwareanwendungen werden, die sich unkompliziert aktualisieren lassen, sobald sie den hohen Sicherheits- und Qualitätsanforderungen der Marke Mercedes-Benz entsprechen.

Verbraucher haben sich inzwischen daran gewöhnt und erwarten auch, dass sie einen Großteil ihres Arbeits- und Privatlebens sicher, bequem und intuitiv von einem tragbaren Gerät ihrer Wahl bedienen und genießen können. Sie wollen sich darauf verlassen können, dass ihre Lieblingsdienste ihnen überallhin folgen – insbesondere hinters Lenkrad. Daimler hat diese Trends frühzeitig erkannt und bietet schon jetzt solchen Bedienkomfort, selbst wenn das Fahrzeug Hunderte Kilometer weit entfernt sein sollte. Das ist der scheinbare Widerspruch der Always-on-Welt: Der Standort wird unwichtiger denn je, weil der digitale Informationsfluss in jeden Winkel reicht. Und der Standort ist zugleich wichtiger denn je, da das Fahrzeug für jede Abzweigung und jedes Update stets die individuell richtige Antwort bereithält.

HYPERLINK Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DAIMLER-TECHNICITY.COM/CES2012

• VIDEO (1) DICE: Das futuristische AR-System von Mercedes-Benz revolutioniert die Interaktion von Mensch und Fahrzeug. (2) mbrace2: Die neue Generation der Telematikdiensteplattform in den USA macht zentrale Fahrzeugfunktionen zum Bestandteil der Cloud. • FOTOGALERIE Daimler auf der Consumer Electronics Show 2012 in Las Vegas. • HINTERGRUND Die wichtigsten Dienste der Telematikplattform mbrace2 von Mercedes-Benz im Überblick.

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METROPOL

PORTLAND Mit hoher Lebensqualität, gut ausgebautem Nahverkehr und an Nachhaltigkeitsprinzipien orientierter Stadtpolitik macht die „City of Roses“ weltweit auf sich aufmerksam.

PARAMETER PORTLAND STATUS: Größte Stadt und Wirtschaftszentrum von Oregon GRüNDUNGSjAHR: 1845 FLÄCHe (Metropolregion): 17.312 km² eINWOHNeRzAHL (Stadt): 584.000 eINWOHNeRzAHL (Metropolregion): 2,3 Millionen BevöLkeRUNGSDICHTe (Stadt): 1.690 Einwohner/km² INTeRNeTPRÄSeNz: portlandonline.com

KANADA

Vancouver Seattle PORTLAND

USA

Salt Lake City

San Francisco Las Vegas

STADTPLANUNG Portland ist nicht nur als grüne und lebenswerte Stadt mit einem für die USA ungewöhnlich ausgeprägten Netz an Fahrradwegen und öffentlichen Verkehrsmitteln bekannt. Die Stadt veranstaltet zudem 2012 den dritten EcoDistricts Summit, die erste Konferenz ihrer Art, in der es ausschließlich um die nachhaltige Planung und Entwicklung von Stadtvierteln geht. Zu dem Gipfel reisen Unternehmen, NGOs, Bürgerinitiativen, Stadtplaner, Architekten und Behördenvertreter aus ganz Amerika und Europa an. Organisiert wird die Konferenz vom Portland Sustainability Institute und dessen Gründer, Portlands Bürgermeister Sam Adams. WIRTSCHAFT Das Herz des „Silicon Forest“: So nennen Technologieinsider den Cluster an Hightechunternehmen und Start-ups rund um Portland, der neben den Sportriesen Nike und Columbia Sportswear unter anderem Forschungszentren von Intel und Hewlett Packard beherbergt. Portland ist außerdem der Hauptsitz von Daimler Trucks North America LLC, dem größten Hersteller von schweren Lkw in Nordamerika mit rund 19.000 Mitarbeitern. IBM will jetzt ermitteln, wie das Herz des „Silicon Forest“ genau schlägt: Das IT-Unternehmen arbeitet mit Portland zusammen, um die Kommune als erste „Smarter City“ der Welt als lebendiges System virtuell im Computer abzubilden und so seine Dynamiken besser verstehen und etwa stadtplanerische Zukunftsszenarien passgenau entwickeln zu können. MOBILITÄT Wer im erweiterten Stadtzentrum von Portland öffentlich mobil sein will, muss nicht nach Kleingeld kramen oder einen Fahrschein lösen. Die städtischen Verkehrsbetriebe TriMet bieten eine „Free Rail Zone“, in der jedermann kostenlos Stadt- und Straßenbahnen benutzen kann. Das Gratisangebot gab es unter dem Namen „Fareless Square“ bereits seit 1975, aber seit 2010 deckt es einen größeren Stadtbereich ab, wobei Linienbusse davon ausgenommen sind.

QUELLE: Portland State University Population Research Center

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VON DER STADT ZUM IDEENPOOL: INNOVATIONEN AUS VIER GROSSSTÄDTEN.

BENGALURU Bangalore, wie die Stadt bis 2006 offiziell hieß, ist längst ein bedeutendes Zugpferd des indischen Wirtschaftswunders. Die Infrastruktur muss mit dem Boom Schritt halten.

PARAMETER BENgALuRu STATUS: IT-Zentrum und drittgrößte Stadt Indiens GRüNDUNGSjAHR: 1537 FLÄCHe (Metropolregion): 2.208 km2 eINWOHNeRzAHL (Stadt): 8,4 Millionen eINWOHNeRzAHL (Metropolregion): 8,5 Millionen BevöLkeRUNGSDICHTe (Stadt): 11.371 Einwohner/km2 INTeRNeTPRÄSeNz: bbmp.gov.in Mumbai Hyderabad

Goa

INDIEN BeNGALURU Chennai

Batticaloa COLOMBO

SRI LANKA

QUELLEN: Census of India 2011, Government of Karnataka

MOBILITÄT Dank des ökonomischen Aufstiegs von Bengaluru wächst die Bevölkerung rapide an: allein 2010 um 3,25 Prozent. Die Stadtentwicklungsbehörde BDA geht davon aus, dass bis 2021 mindestens 10 Millionen Menschen in der indischen Metropole leben und arbeiten werden. Der zunehmend chaotischen Situation auf den Straßen begegnet man jetzt mit großen und kleinen Infrastrukturprojekten. Das erste Teilstück der neuen „Namma Metro“ mit WLANtauglichen Waggons wurde Ende 2011 in Betrieb genommen, insgesamt soll die Metro auf ein 42,3 Kilometer langes Gleisnetz anwachsen und drei Viertel der Stadt abdecken. Im Stadtteil Jayanagar und rund um die viel befahrene Mahatma-Gandhi-Straße ist ein Testlauf für das Bicycle-Sharing-System ATCAG im Gange, das im Erfolgsfall auf weitere Gebiete ausgedehnt werden soll. ARCHITekTUR An extravaganten und zugleich hochmodernen Bauprojekten herrscht in der südindischen Metropole längst kein Mangel mehr. Die spektakulärsten Neubauten: • der Bagmane Tech Park inklusive Einkaufszentrum und 4,7 Hektar großem See, • die sechs Gebäude des International Tech Park im US-amerikanischen Campus-Stil, • UB City, mit insgesamt vier Büro- und Geschäftstürmen der größte Neuzugang zur Skyline. TeCHNOLOGIe Einst stärkte die indische Regierung die innovative Kraft von Bengaluru durch den Aufbau von staatlichen Firmen und Forschungsstätten für Elektronik, Luftfahrt und schließlich Raumfahrt mit Raketen- und Satellitentechnik. Mit der voranschreitenden Globalisierung kamen zuerst die Callcenter, danach lagerten multinationale Firmen ihre Softwareentwicklung nach Bengaluru aus, darunter IBM, Microsoft, Nokia und Cisco. Heute macht die IT-Branche ein Drittel der indischen Exporte aus, ein Drittel davon kommt wiederum aus Bengaluru. Auch das Mercedes-Benz Research and Technology Center Bengaluru setzt auf die digitale Expertise vor Ort. Der Fokus des Centers liegt auf computergestütztem Design und Konstruktion, Telematiksystemen sowie der Softwareentwicklung. DAIMLER-TECHNICITY.COM

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METROPOL

JOHANNESBURG Keine afrikanische Stadt südlich der Sahara hat größere wirtschaftliche Erfolge vorzuweisen. Mit der Fußball-WM hat auch die Stadtentwicklung stark an Dynamik zugelegt.

PARAMETER jOhANNEsBuRg STATUS: Bevölkerungsreichste Stadt und Finanzzentrum Südafrikas GRüNDUNGSjAHR: 1886 FLÄCHe (Metropolregion): 2.525 km2 eINWOHNeRzAHL (Stadt): 3,8 Millionen eINWOHNeRzAHL (Metropolregion): 7,5 Millionen BevöLkeRUNGSDICHTe (Stadt): 2.365 Einwohner/km² INTeRNeTPRÄSeNz: joburg.org.za

SIMBABWE NAMIBIA BOTSWANA PRETORIA

jOHANNeSBURG

SüDAFRIKA

Durban

East London Kapstadt Port Elizabeth

QUELLE: Demographia World Urban Areas: 7th Annual Edition

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MOBILITÄT Seit 2011 verbinden die Schnellzüge des Gautrain Rapid Link Johannesburg mit dem O.R. Tambo International Airport und der nordöstlich gelegenen Hauptstadt Pretoria. Das Projekt gilt als das größte Joint Venture zwischen der öffentlichen Hand und privaten Unternehmen in Afrika. Züge verkehren auf der 80 Kilometer langen Strecke mit einer Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h, sodass die Reisezeit Johannesburg–Pretoria nur noch eine knappe Dreiviertelstunde dauert. Passagiere können aus bestehenden öffentlichen Verkehrsmitteln umsteigen oder einen der 125 Gautrain-Busse, allesamt Niedrigflurbusse von Mercedes-Benz, benutzen, die im Umkreis von 15 Kilometern von jedem der zehn Bahnhöfe verkehren. Die Chassis der Gautrain-Busse wurden im Mercedes-Benz Werk im südafrikanischen East London, etwa 1.000 Kilometer südwestlich von Johannesburg, montiert. In dem Werk mit rund 2.400 Mitarbeitern wird ab 2014 auch die kommende Generation der Mercedes-Benz C-Klasse produziert werden. NeW URBANISM Das Neubaugebiet Melrose Arch macht vor, wie Wohnen, Arbeiten und Unterhaltung nach dem Vorbild des „New Urbanism“ geschickt kombiniert werden können. Mehrere Hundert Eigentumswohnungen und Penthäuser fügen sich beim Melrose Arch im Norden der Stadt mit einem Einkaufszentrum, Büros, Restaurants, Bars und Cafés sowie zwei trendigen Hotels zu einer Stadt in der Stadt. Das Vorzeigeprojekt ist in bislang drei Phasen ausgebaut worden und besitzt natürlich eine Shuttleanbindung an den Gautrain-Schnellzug. ARCHITekTUR Sandton im Nordwesten von Johannesburg baut seine Stellung als unangefochtenes Finanz- und Bürozentrum der Stadt aus und ist zu einem Magneten für Designer und Architekten geworden. Die Glastürme der Alice Lane Towers erinnern mit ihren geschwungenen Glas- und Aluminiumfassaden eher an ein Kunstmuseum als an den Firmensitz einer der größten südafrikanischen Anwaltskanzleien. Unweit davon soll in den kommenden Jahren am Sandton-City-Komplex das mit 65 Stockwerken höchste Gebäude Afrikas entstehen. T

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STOCKHOLM Die skandinavische Vorzeigemetropole wird nicht müde, mit innovativen Konzepten von der Telekommunikation bis zur Energieversorgung europaweit Vorreiter zu bleiben.

PARAMETER sTOCKhOLM STATUS: Schwedische Hauptstadt und Dienstleistungszentrum GRüNDUNGSjAHR: ca. 13. Jahrhundert FLÄCHe (Metropolregion): 6.488 km2 eINWOHNeRzAHL (Stadt): 847.000 eINWOHNeRzAHL (Metropolregion): 2 Millionen BevöLkeRUNGSDICHTe (Stadt): 4.309 Einwohner/km2 INTeRNeTPRÄSeNz: stockholm.se

OSLO

STOCkHOLM

Göteborg Alborg

SCHWEDEN

Malmö

FORSCHUNG Stockholm will zum globalen Hotspot der Biowissenschaften werden und investiert zu diesem Zweck massiv in einen neuen Kooperationscluster in Hagastaden, an der Grenze zur Nachbargemeinde Solna. Bis 2025 sollen die Bauarbeiten am Projekt „Stockholm Life“ noch dauern und Industrie, akademische Forschung sowie medizinsche Einrichtungen noch näher zusammenrücken. Die Voraussetzungen sind günstig: Rund 60 Prozent der schwedischen Aktivitäten im Biowissenschaftssektor sind schon heute in der Region StockholmUppsala konzentriert und gemessen an der Bevölkerungszahl sind in keinem europäischen Land mehr Unternehmen in der Branche aktiv. NACHHALTIGkeIT Erst 2010 wurde Stockholm von der EU-Kommission zum European Green Capital, zur ersten europäischen Umwelthauptstadt, gewählt. Einer der Gründe: Das „Venedig des Nordens“ gewinnt große Mengen Biogas aus seinen Abwässern und Abfällen und benutzt dieses als regenerativen Treibstoff für öffentliche Busse, Taxis und Servicefahrzeuge. Rund 4,1 Millionen Kubikmeter Biogas produzieren die städtischen Wasserwerke Stockholm Vatten derzeit jährlich und der internationale Konzern Sita setzt für die Stockholmer Müllabfuhr ausschließlich biogasbetriebene Spezialfahrzeuge vom Typ Mercedes-Benz Econic NGT ein. kOMMUNIkATION Die Innenstadt Stockholms verfügt als weltweit erste Stadt schon seit 2010 über ein flächendeckendes, kommerzielles Hochleistungsbreitbandnetz mit LTE-Funktechnologie. Downloads mit einer Datenübertragungsrate von 80 bis 100 Megabit pro Sekunde sind damit möglich – vorausgesetzt, man befindet sich unter freiem Himmel. Inzwischen haben die meisten schwedischen Städte mit eigenen LTE-Netzen nachgezogen. Der nächste Evolutionsschritt steht aber schon kurz bevor: Das schwedische Telekommunikationsunternehmen Ericsson hat nahe Stockholm bereits erste Tests für LTE Advanced, mit Downloadraten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde, gestartet. Geplante Einführung ist 2013.

QUELLEN: Stockholms Stad Facts and Maps, Statistics Sweden

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FOTOGRAFIE Joel Micah MILLER

EURoPEAN BUS SYSTEM oF THE FUTURE (EBSF) Der öffentliche Personennahverkehr wird neuen Bedürfnissen gerecht werden müssen, um für Fahrgäste attraktiv zu bleiben. Ein erster wichtiger Schritt ist bereits getan.

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LEUCHTSIGNAL Ein Mercedes-Benz Citaro wurde in Bremerhaven mit zahlreichen Hightechfeatures im Rahmen des EBSF-Projektes f端r die Zukunft ger端stet.

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EUROPEAN BUS SYSTEM OF THE FUTURE Seit Mitte 2011 ist im Rahmen des internationalen EBSF-Projektes in Bremerhaven ein Gelenkbus von Mercedes-Benz in Kooperation mit BREMERHAVEN BUS im Einsatz. • Basis für das Testfahrzeug ist ein Citaro G Stadtbus mit 3 Türen (39 Sitz- und 108 Stehplätze). • Der Bus bietet zahlreiche technische Innovationen von der WLAN-Verbindung bis zum Sitzplatzleitsystem.

TECHNISCHE AUSSTATTUNG • Ausstattungsmerkmale: 6 Anlehnflächen in den beiden Personenbereichen sowie 2 Rollstuhlparkwände. • Weitere Besonderheit: 3 quer zur Fahrtrichtung angeordnete Stühle im Vorderwagen und Einsatz von 7 Monitoren zum Fahrgastinfotainment. • Gelenkbus • 3 Achsen • 3 Türen • Länge: 18 m • Fahrgastkapazität: 147 Personen

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MONITORE Dynamische Informationen, z. B. 체ber Nachrichten, Wettervorhersagen, Veranstaltungen.

FUNKTECHNOLOGIEN GPS-Verst채rker und WLAN-Router zur mobilen Internetnutzung im Bus.

STECKDOSEN Installation von 230-V-Steckdosen, z. B. zum Laden von Laptop- und Mobiltelefon-Akkus.

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ERFOLGREICH MIT TEAMGEIST Das Ziel: Busfahren soll Spaß machen und einen Mehrwert bieten. Die These: Die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs kann durch neue Fahrzeugtechnologien und Infrastrukturen in Kombination mit optimierten Betriebsstrategien erreicht werden. Der Beweis: Ein Mercedes-Benz Citaro G mit zahlreichen Hightechfeatures beeindruckt in Bremerhaven seine Fahrgäste. 68

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DIE KöPFE HINTER DEM TESTFAHRZEUG vON MERCEDES-BENZ (von links nach rechts): Roland SCHARL, Technischer Projektleiter und Interieur Engineering EBSF • Tammo VoIGT, Steuerkreismitglied EBSF • Fritz EINBERGER, Technischer Koordinator und Interieur Engineering EBSF-Demonstratorbus Bremerhaven • Helmut WARTH, Projektkoordinator EBSF 69

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TRANSFER TexT

FoTograFie

Steffan Heuer

rafael DABuL

„Jede Stadt kann ihre Lebensqualität verbessern.“ Der brasilianische Architekt und Stadtplaner Jaime Lerner, Vater des ersten Bus-rapid-Transit-Systems über den weltweiten erfolg von BrT-Systemen und weshalb eine gut funktionierende Stadt mehr ist als die Summe ihrer Transportmöglichkeiten.

Jaime Lerner auf einer gemeinsamen rundfahrt mit Autor Steffan Heuer durchs brasilianische Curitiba.

reisen Herr Lerner, wie bewegen sie sich in ihrer Heimatstadt Curitiba fort? Ich habe Glück, denn ich wohne genau gegenüber von meinem Büro, sodass mein Weg zur Arbeit sieben Meter beträgt. Das Haus, in dem sich mein Institut befindet, war ursprünglich mein Wohnhaus, das ich in den 1950er-Jahren selbst entwarf. Als ich mich aus der Politik zurückzog, wollte meine Frau eine Wohnung mit Aussicht haben, sodass wir in ein Hochhaus auf der anderen Straßenseite umzogen. Aber ich bin viel unterwegs, um reden zu halten und andere Städte zu beraten. TransporT sie haben den grundstein für das Bus-rapid-Transitsystem, kurz BrT, gelegt. Bewegt sich Curitiba dank dieses systems heute anders fort? Vor 45 Jahren hatte Curitiba 600.000 einwohner. Heute sind es 1,75 Millionen. Die Faustregel besagte, dass eine Stadt eine u-Bahn benötigt, sobald sie die ein-Millionen-Grenze durchbricht. Wir hatten weder das Geld noch konnten wir Kredite aufnehmen, also haben wir uns Gedanken über Alternativen für modernen Personennahverkehr gemacht: ein System, das schnell ist,

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wenige Haltestellen hat und kurz getaktet ist. Die Qualität war der Schlüssel zum erfolg – die Tatsache, dass ich nicht lange auf den Bus warten muss. uns wurde klar, dass wir ein solches System überirdisch bauen sollten. es gab viele Optionen: eigene Busspuren anlegen oder weniger Haltestellen einrichten, sodass ein Bus höchstens alle 400 Meter stoppt. Das einsteigen sollte zügig ablaufen, und kein Fahrgast sollte länger als eine Minute warten. Warum also nicht Boardingröhren bauen, die einem u-Bahnhof ähneln und das ein- und Aussteigen beschleunigen? Diese Idee war die Keimzelle für unser BrTSystem, das wir 1968 konzipierten und das 1974 in Betrieb ging. Damals benutzten es 25.000 Passagiere am Tag, aber wir haben es über die Jahre kontinuierlich verbessert und ausgebaut. Heute hat Curitibas Bussystem täglich 2,5 Millionen Fahrgäste und kommt ohne Subventionen aus! erFoLg Was sind die gründe für den weltweiten erfolg von BrT-systemen? Dazu sollten wir ein BrT-System mit der ältesten u-Bahn der Welt in London vergleichen, die Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. London ist eine riesige Stadt mit einem ungleich weiter entwickelten

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erFaHrung Der Architekt und Stadtplaner Jaime Lerner gilt als Vater des weltweit ersten Bus-rapid-TransitSytems (BrT), das 1974 im brasilianischen Curitiba in Betrieb ging.

Verkehrssystem, aber die u-Bahn befördert am Tag nur drei Millionen Passagiere. Darin steckt eine wichtige Lektion für jede Stadt, die darüber nachdenkt, ein modernes nahverkehrssystem zu bauen. erfolg hängt nicht vom Geld ab, sondern wie man ein Problem am besten in eine Lösung verwandelt und ein System schafft, bei dem sich alle Stakeholder die Verantwortung teilen. unser Busnetz war von Anfang an als öffentlich-private Partnerschaft angelegt, weil wir allein für die Flotte 300 Millionen uS-Dollar benötigten. Also investierte die Stadt in die Strecken, private unternehmen in die Busse, und die Kommune bezahlt sie für die Kilometerleistung. Das Konzept ist attraktiv, sonst würden nicht 120 Städte in aller Welt BrT-netze eingerichtet haben – von Mexiko-Stadt und Seoul über Istanbul, Bogotá bis Guangzhou. gesamTsysTem Viele städte in Brasilien bemühen sich um öffentliche gelder zum u-Bahn-Bau, damit sie ihr nahverkehrssystem für die Fußball-Wm 2014 modernisieren können. Das ist ehrlich gesagt eine dumme Idee. es bringt nichts, wenn man nur eine oder gar eine halbe u-Bahn-Linie baut. eine Stadt braucht ein komplettes System, und es gibt in der ganzen Welt nur ein paar wenige

CURRICULUM vITAE +++ geboren 1937 +++ brasilianischer Architekt und Stadtplaner +++ lebt und arbeitet in Curitiba, Hauptstadt des Staates Paraná +++ absolvierte drei Amtszeiten als Bürgermeister Curitibas und zwei als Gouverneur von Paraná +++ Vater des ersten BrT-Systems der Welt (rede Integrada da Transporte/rIT), das 1974 eingeführt wurde +++ mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet, zuletzt dem Leadership in Transport Award des International Transport Forum der OeCD 2011 und dem Globe Sustainable City Award 2010 +++ Gründer und Direktor des Instituto Jaime Lerner und Lerner Associated Architects, einem Architektur- und Planungsbüro, das Klienten in aller Welt berät +++ Teilnehmer des Symposiums der China-Bus-rapidTransit-Initiative in Shanghai 2005 zur Förderung von BrT-Systemen in China +++ Autor diverser Bücher, darunter Acupuntura urbana (2003) +++

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14:00 uhr sTarT in Jaime Lerners Architekturbüro.

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15:00 uhr CenTro CiViCo: ein Spaziergang rund um Jaime Lerners ehemaligen Amtssitz als Gouverneur von Paraná. 17:00 uhr BrT: Besuch des BrT-Terminals am Passeio Público.

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Bild: © 2010 Google, © 2011 Geoeye, Gray Buildings © 2010 Institut Cartográfic de Catalunya

kurZer HaLT am Oscar-niemeyer-Museum.

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u-Bahn-netze, die es mit einem BrT-System aufnehmen können: schnelles ein- und Aussteigen plus hohe Taktfrequenz. Das Geheimnis moderner Mobilität ist verblüffend simpel. Verkehrsmittel sollten nie im selben raum miteinander konkurrieren, sondern sich immer ergänzen. eine u-Bahn ist nur so gut wie das Verkehrsnetz, an das sie angebunden ist. Oft muss man gar keine u-Bahn bauen, denn das dauert lange und kostet mehr als ein überirdisches netz. ein BrT-System kann man in drei bis fünf Jahren anlegen, anstatt auf eine einzige u-Bahn-Linie 20 Jahre zu warten. new york debattiert seit 50 Jahren, ob man eine neue Linie in Manhattan bauen soll. Vom ersten Spatenstich an werden noch einmal 20 Jahre bis zur Inbetriebnahme vergehen. Das sind 70 Jahre und rund vier Milliarden uS-Dollar Kosten, obwohl diese Linie nicht mehr Passagiere befördern wird als eine gut ausgelastete Buslinie in Curitiba. und die lässt sich in drei Jahren für ein Hundertstel der Kosten realisieren. WeLTWeiT Was halten sie von BrTsystemen in anderen städten? Ich habe natürlich nicht alle BrT-Systeme auf der Welt gesehen, dazu gibt es zu viele. einige basieren auf einem gut durchdachten Konzept und werden effizient betrieben, dazu würde ich das netz in Mexiko-Stadt rechnen. Andere, wie in São Paulo, funktionieren weniger gut. Die wichtigste einsicht ist folgende: Das Transportwesen ist keine isolierte Disziplin, die experten um ihrer selbst willen betreiben sollten, sondern integraler Bestandteil der Stadtplanung. Wer nur den Verkehrsfluss optimieren will, verfehlt das Ziel einer besser funktionierenden Stadt. eine lebendige Stadt ist mehr als die Summe ihrer Straßen und Schienen. emissionen Welche Verbesserungen können BrT-systeme erzielen, was Lärm- oder abgasbelastung angeht? Man sollte nicht vergessen, dass Pkw für mehr als 80 Prozent aller emissionen im Stadtverkehr verantwortlich sind, Busse nur für ungefähr acht Prozent. Selbst mit Dieselbussen fährt man besser als mit Tausenden von Autos. Aber selbst mit einem guten nahverkehrssystem gibt es Verbesserungsmöglichkeiten beim Antrieb. Viele Städte stellen bereits auf neue Antriebsformen wie Hybride und Biokraftstoffe um. Am wichtigsten ist es jedoch, wie gut das Busnetz in den städtischen Alltag eingebunden ist. erst muss das ganze System reibungslos funktionieren.

urBane akupunkTur Wie können stadtplaner das mobilitätsverhalten der Bürger formen? Jede Stadt kann ihre Lebensqualität verbessern. Ich kann Planern und Politikern nur raten: Denkt darüber nach, was ihr tun wollt, und packt es schnell an. Das soll nicht heißen, dass kein Bedarf für langfristige Planung besteht. Aber es gibt immer Ideen, die sich schnell umsetzen lassen und so der ganzen Stadt einen Impuls geben. Ich nenne das „urbane Akupunktur“. Innovation bedeutet, Dinge in Bewegung zu setzen und den Menschen raum zu geben, Verbesserungsvorschläge einzubringen. QuaLiTäT Welche rolle spielen Busse, autos und andere Verkehrsmittel in einem nachhaltigen mobilitätsmix? Wir können unsere Mobilität nur verbessern, wenn wir die Qualität des öffentlichen Verkehrs verbessern und nicht indem wir Leute bestrafen, die ihr eigenes Auto nutzen. Sobald die Verlässlichkeit des öffentlichen nahverkehrs sinkt, nimmt ihn die Bevölkerung nicht mehr als System aus einem Guss wahr und verfällt alten Verhaltensmustern. Ich habe nichts gegen Autos, solange man sie richtig einsetzt. Für alltägliche Strecken sollte es gute öffentliche Angebote geben. Für längere reisen bietet sich natürlich der eigene Wagen an. ein Auto ist wie die Schwiegermutter: Man muss zu beiden ein gutes Verhältnis haben, aber man darf sich nicht abhängig machen. Wir dürfen uns nicht nur auf unsere Autos verlassen, sondern benötigen eine intelligente Alternative für den individuellen öffentlichen nahverkehr: ein Privatfahrzeug, das mir nicht persönlich gehört. moBiLiTäTsmix sie denken an Carsharingprogramme wie car2go? Ich meine etwas vollkommen neues, das über Car- oder ridesharing hinausgeht. ein solches Fahrzeug muss klein sein, einen elektroantrieb haben, leicht zu recyceln und in ein größeres System eingebettet sein. Da es mit 20 bis 25 Stundenkilometern vergleichsweise langsam ist und eine reichweite um die 50 Kilometer besitzt, sollte man damit auf radwegen fahren dürfen. Ich bin dabei, ein solches Fahrzeug zu entwickeln und nenne es Dock Dock. es ist nur ein Viertel so groß wie ein smart, aber sogar ich passe hinein. Dieser einsitzer wird unverzichtbarer Bestandteil des Mobilitätsmix. Man fährt mit dem eigenen Wagen zum Busbahnhof, steigt in einen DAIMLer-TeCHnICITy.COM

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expressbus und legt die letzte Meile mit einem Dock Dock zurück. WanDeL sie sind nicht der erste, der die Bedeutung von sauberen antriebsformen und elektroautos betont. es geht mir hier nicht um den Fortschritt beim Motorenbau, denn die Frage, wie der Strom für eine Batterie erzeugt wird, steht weiterhin im raum. Wenn ich auf elektroantrieb umschalte, reduziere ich zwar die Luftbelastung, aber löse nicht das Problem des hohen Verkehrsaufkommens. Deswegen sind e-Fahrzeuge allein noch nicht die Antwort. Aber wenn ein elektroauto im Laufe eines Tages nicht nur seinen eigentümer, sondern 30 oder 40 Bürger befördert, dann stellt sich ein echter Wandel ein. Bislang haben wir fünf Prototypen des Dock Dock gebaut, weitere drei exemplare werden auf ihre Serienreife getestet. Wir müssen potenziellen Geschäftspartnern eine Vorstellung geben, wie diese Fahrzeuge aussehen. Mit etwas Glück kann Curitiba erneut eine Weltpremiere feiern: die einführung des ersten privaten nahverkehrsautos. premium Wie viel wird es kosten? nichts. Der Bürger zahlt nur für die nutzung. Ich muss nicht einmal mein eigenes Auto aufgeben und kann mir so die geräumige Option für längere Strecken offenhalten. Die nutzung wäre im Kaufpreis eines normalen Autos inbegriffen. es wird zur Premiumoption im öffentlichen nahverkehr.

HYPERLINK Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DAIMLer-TeCHnICITy.COM/JAIMe-Lerner

•FoTogaLerie eine rundfahrt durch Curitiba mit Architekt und Stadtplaner Jaime Lerner und TeCHnICITy-Autor Steffan Heuer. •HinTergrunD (1) Bus rapid Transit: die Mercedes-Benz BrT-Webseite. (2) eine erfolgsgeschichte: weltweite BrT-Systeme mit Bussen von Mercedes-Benz. (3) Traffic report: das Bus-rapid-Transit-System in Istanbul. (4) Dock Dock: der Prototyp des kleinsten Fahrzeugs der Welt.

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OFFENHEIT, TOLERANZ <dt.> die (Abk. o, T) „Denn es ist zuletzt doch nur der Geist, (1) der jede Technik lebendig (2) macht .“ Johann Wolfgang VON GOETHE (*1749, † 1832), deutscher Dichter und naturforscher

(1) S. 84: Vancouver – Zukunftstechnologie trifft grüne Stadtplanung (2) S. 76: Die Zukunft kommt – automatisch

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illUSTrATiON

Andreas KUNKEL

Bernd SCHIFFERDECKER

DIE ZUKUNFT KOMMT –

automatisch

Welchen IQ hat eigentlich Ihre Wohnung? Oder Ihr Büro? Vermutlich ist er nicht sonderlich hoch. Doch das dürfte sich bald ändern. Ein Gebäude wird bald mehr sein als nur ein Dach über dem Kopf, ein individuell gestaltetes Zuhause oder eine Arbeitsstätte. Fahrzeuge verfügen heute schon über viele Merkmale einer ausgereiften künstlichen Intelligenz.

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CHRONIK Die Drei STUFeN Der AUTOMATiON • Seit circa 80 Jahren Automatisierte Prozesse Übertragung der Arbeit von Menschen auf einzelne, elektronisch gesteuerte Automaten. • Seit circa 20 Jahren entwicklung von Komfortsystemen Verknüpfung verschiedener Steuergeräte beispielsweise im Fahrzeug; zunehmender Informationsaustausch. • Aktuelle entwicklung „Allgegenwart“ vernetzter, automatisierter Systeme Ortsunabhängige Steuerung verschiedenster Komponenten und eine zunehmende systemumfassende „Intelligenz“ der Assistenten; intuitive Bedienungsmöglichkeiten.

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Smart Living AUTOMATiSCHer rASeNMÄHer Autonom agierende Roboter behalten ihre Umgebung im Blick und werden selbstständig aktiv.

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n 15 oder 20 Jahren werden die Menschen in ihren Fahrzeu- wonnenen Erfahrungen verglichen. Von hier aus werden die nötigen gen und Häusern von einer Fülle hocheffizienter, vernetzter Impulse für die Steuerung der Elektronik gesetzt. Und eine Vielzahl Systeme umgeben sein“, prognostiziert Frank Ruff, Zukunfts- kleiner Schalter und Motoren entsprechen den Muskeln, die diese forscher des Daimler-Forschungscenters „Gesellschaft, Fahr- Befehle umsetzen. Einige sind im Haus, andere in Büros, Lagerhallen zeugkonzepte und Mensch-Maschine-Interaktion“. Dabei oder Fabriken weltweit. dürfe man sich die Zukunft aber nicht so vorstellen, wie sie in Der Clou dabei: Das Haus handelt selbstständig. Weil das Haus den meisten Science-Fiction-Filmen beschrieben wird: mit menschen- der Zukunft im Laufe der Zeit grundlegende Gewohnheiten der Beähnlichen Robotern, die uns begleiten und uns verschiedenste (meist wohner kennenlernt, stellt es sich immer besser auf deren Vorlieben lästige und gefährliche) Aufgaben abnehmen. „Statt klassische Robo- und Interessen ein. Das bedeutet, dass nicht nur Temperatur, Lichtarter einzusetzen werden wir automatisierte Prozesse auslösen, die wir rangements oder Vorschläge zu Musik oder TV-Auswahl den Vorlieindividuell nutzen können, und dies über allgegenwärtige und intuitiv ben angepasst werden, sondern beispielsweise auch die Wassertemzu bedienende Steuerelemente, ähnlich wie das heute schon bei Apps peratur für die Dusche oder die Stärke des morgendlichen Kaffees. der Fall ist.“ Über ein Sprachmodul lässt sich Also kein R2D2 und kein der Kühlschrank „befragen“, ob C3PO wie in den Star-Warsnoch genügend Milch da ist. ReFilmen der 1970er- und 1980erzepte werden aus dem Internet Jahre, die auf damals noch eher heruntergeladen, Kameras oder belustigende Art und Weise die RFID-Empfänger melden, wenn Rolle blecherner Assistenten Zutaten fehlen und der Backofen übernahmen? Kein Auto als „besübernimmt automatisch die vorFrank rUFF, Zukunftsforscher des Daimler-Forschungscenters „Gesellschaft, ter Kumpel“ wie in Knight Rider? gesehenen Temperaturen und Fahrzeugkonzepte und Mensch-Maschine-Interaktion“ Und keine Fortentwicklung des Zeiten. Weil das Haus durch Gejapanischen Vorzeigeroboters Asimo der Gegenwart, der nicht nur wohnheitswerte oder auch Vernetzung mit den Fahrzeugen der Bekomplexere Befehle sprachlich erkennen und sich auch in einem vor- wohner berechnet, wer wann zurückkommt, kann es beispielsweise her definierten Raum vergleichsweise frei bewegen kann, um Treppen den Wein kühlen, die Klimaanlage aktivieren oder schlicht die Familie zu steigen oder Getränke zu servieren? Werden wir künftig also keinen informieren. „Personal Robot“ besitzen, so wie heute einen Personal Computer? Grundlegende Ansätze für ein Haus der Zukunft zeigen in Europa „Jein“, sagt Ruff. Natürlich werde es spezialisierte Serviceroboter beispielsweise die Fraunhofer-Institute. Gemeinsam mit über 80 Partgeben, die unser berufliches, privates und mobiles Leben entschei- nern erproben Wissenschaftler und Forscher Grundlagen für „smart dend mitprägen – sie sind allerdings nur der „verlängerte Arm“ des ei- homes“ und „smart cities“ – so wie beispielsweise im „inHaus“ in gentlich Reizvollen: eines entstehenden Systems für allgegenwärtige, Duisburg. Hier sollen Systeme und Ideen von Herstellern weltweit intelligente Informationshandlings. zusammengeführt werden. Was das konkret bedeutet, erleben VerSo könnte sich das Haus der Zukunft selbst zu einem aufmerk- suchsbewohner im Badezimmer, wo Sensoren Feuchtigkeit oder eine samen und intelligenten „digitalen Dienstleister“ entwickeln. Mit als unangenehm empfundene Luftqualität registrieren und das Fenster Unterstützung modernster und miteinander verknüpfter Elektronik einen Spalt weit öffnen und später wieder schließen. Weil Sensoren in Zimmern, Fluren, dem Garten und dem Fahrzeug entsteht hier ein auch den Geruch welkender Blumen in der Vase auf dem Tisch festindividuell gestaltbarer Mikrokosmos. Funktionen für mehr Komfort, stellen, könnten Bewohner auch bei solchen Kleinigkeiten rechtzeitig Sicherheit, Energiesparen, Unterhaltung, Medizin und Lebenshilfe ge- informiert werden. Zudem „sprechen“ sich Kühlschrank, Gefriertruhe, währen den Bewohnern dann vollkommen neuartige Möglichkeiten, Waschmaschine und Geschirrspüler ab, wann welches Gerät aktiv ist, sich wohl – und sicher zu fühlen – oder sich sogar bedienen zu lassen. um möglichst günstigen Strom zu nutzen und bei den EnergieversorDie dafür eingesetzte Technik lässt sich mit dem Bild eines wir- gern eine Überlast zu vermeiden. Andere Sensoren, die beispielsweise kungsvoll agierenden und dezent arbeitenden (digitalen) Butlers ver- in die Matratze oder den Lieblingssessel eingelassen wurden, sind in gleichen: Berührungsempfindliche Wände sowie überall im Wohnraum der Lage, Vitalparameter eines Bewohners zu erfassen und beim Erreiangebrachte RFID-Chips zur Identifizierung und Lokalisierung von Ob- chen der kritischen Marke einen Notruf abzusetzen. Selbstverständjekten, Sensoren oder Kameras entsprechen dabei seinen mensch- lich kann ein Haus der Zukunft auch das Verlassen eines Bewohners lichen Sinnen. Über sie lassen sich Informationen zu Temperatur, registrieren, stellt die vergessene Herdplatte aus, das Wasser ab oder Feuchtigkeit, Klang, Bewegung und sogar Mimik sammeln und so ak- reduziert die Raumtemperatur. tuelle Notwendigkeiten und Wünsche der Bewohner „erkennen“. Die Natürlich ist auch das Fahrzeug ein essenzieller Bestandteil künfzentrale Steuereinheit ist das „Gehirn“. Dort laufen alle Informationen tiger Smart-Living-Konzepte, da es für viele Menschen der Platz ist, an zusammen und werden mit vorprogrammierten Einstellungen und ge- dem sie sich neben Wohnung und Arbeitsplatz den größten Teil ihrer

„Statt Roboter einzusetzen werden wir automatische Prozesse auslösen, die wir individuell nutzen können.“

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rFiD-CHiP Mikrochips können Objekte im Haus automatisch identifizieren und lokalisieren – etwa die Lebensmittelvorräte im Kühlschrank.

SeNSOriK Das intelligente Haus sammelt ständig Informationen zu unseren Vorlieben und passt beispielsweise die Wassertemperatur entsprechend an.

ZeNTrAlSTeUerUNg Das „Gehirn“ des Hauses der Zukunft sammelt ohne unser Zutun relevante Informationen und gleicht sie mit der Datenbank ab.

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Car in the Cloud DiSTrONiC PlUS Das radarbasierte Assistenzsystem

Zeit aufhalten: Aus dem Auto heraus wird es deshalb künftig möglich sein, alle Funktionen des Hauses zu steuern. So kann der Fahrer nicht nur die Sicherheitsanlagen überprüfen, sondern von unterwegs die Türe öffnen, falls ein Besucher schon da ist, während er selbst noch im Stau steht. Umgekehrt kann der Bewohner vom Haus aus eine Verbindung zum Auto herstellen und bestimmte Parameter wie Reifendruck oder Benzinstand abrufen. Vor allem in Kombination mit den Erkenntnissen der modernen Robotik wird das intelligente Haus dann endgültig zum Dienstleister: So wird derzeit beispielsweise an einer „rollenden Minibar“ getüftelt, die sich autonom bewegen kann, um Bestellungen zu erledigen. In den Vereinigten Staaten von Amerika und vor allem in Japan werden spezialisierte Bodenreinigungsroboter, Maschinen zum Sortieren und Falten der Wäsche, zum Rasenmähen oder Überwachungsroboter in Betrieb genommen. Das Informations- und Kommunikationsministerium Südkoreas schätzt, dass in den kommenden Jahren in jedem Haushalt des Landes Assistenzsysteme und spezialisierte Roboter arbeiten und dafür sorgen werden, dass die Bewohner der schönen, neuen Wohnwelt „in guten Händen“ sind. Und auch Microsoft-Gründer Bill Gates prognostiziert, dass spezialisierte Maschinen in Verbindung mit der steten Verfügbarkeit von Informationen bald alle Bereiche unserer Lebenswelt prägen: Auch wenn nur wenige Systeme den zweibeinigen Humanoiden aus Science-Fiction-Filmen ähnlich sehen – als automatisierte Altenpfleger oder ferngesteuerte Chirurgen werden sie unseren Alltag so gründlich verändern wie in Walter Ziegler, Leiter Fahrerassistenzsysteme zur Kollisionsvermeidung den vergangenen drei Jahrzehn- in Konzernforschung und Entwicklung bei Daimler ten der Computer, sagt Gates. Trotz der interessanten Aussichten erscheint manchem die Automatisierung des privaten Umfelds fremdartig. Dabei könnte er sich ein Beispiel an der Entwicklung moderner Automobile nehmen. Bei Fahrzeugen der Premiumklasse übernimmt die Vernetzung der Assistenzsysteme deshalb eine doppelte Vorreiterrolle: „Sicherheit und Komfort werden deutlich erhöht und quasi nebenbei unser Vertrauen in die Zuverlässigkeit und die Vertrautheit der Möglichkeiten intelligenter Technik in unserem beruflichen und privaten Umfeld gesteigert“, betont Zukunftsforscher Ruff. So verfügt allein ein Fahrzeug der Mercedes-Benz C-Klasse (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,2 - 4,4 l/100km, CO2-Emissionen kombiniert: 285 - 116 g/km, Energieeffizienzklasse: G-A)* mit weit über einem Dutzend Sicherheitsassistenzsystemen schon heute über ein so intelligentes Portfolio, dass der Wagen im Falle eines Falles nicht nur warnen, sondern gegebenenfalls auch aktiv eingreifen kann. Von der Müdigkeitserkennung ATTENTION ASSIST bis zur Abstandsregelung DISTRONIC PLUS unterstützt das Fahrzeug seinen Fahrer umfassend. Die Assistenzsysteme nutzen dafür modernste Radar-, Kamera- und Sensortechnik und sind auf häufige Unfallursachen wie zu geringer Abstand und Dunkelheit abgestimmt.

hält den gewünschten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und bremst je nach Verkehrssituation ab.

„Durch Verlinkung des Fahrzeugs mit unterschiedlichsten Informationswolken lassen sich die Fahrzeugsicherheit und der Komfort deutlich steigern.“

*Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen.

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DIALOG ADVANCeD DriViNg ASSiST

Walter Ziegler

Das wegweisende Assistenzsystem im

Leiter Fahrerassistenzsysteme zur

Forschungsfahrzeug F 125! ermöglicht

Kollisionsvermeidung in Konzernforschung

teilautonomes Fahren und gefahrlose

und Entwicklung bei Daimler

Spurwechsel.

FreirÄUMe Wohin führt die Weiterentwicklung von Assistenzsystemen in den kommenden 20 bis 30 Jahren? Vieles spricht dafür, dass wir mithilfe dieser Systeme die Möglichkeit haben, das Fahrzeug bei Bedarf auch selbstständig fahren zu lassen – etwa, wenn wir uns während der Fahrt lieber einen Film ansehen, im Internet surfen oder Büroarbeiten erledigen wollen. Vor allem aber werden die Weiterentwicklungen noch effektiver dafür sorgen, Kollisionen zu vermeiden und die Daimler-Vision des unfallfreien Fahrens zu verwirklichen. MeileNSTeiNe Was sind die „leuchttürme“ automatisierter Prozesse im Fahrzeug? Erstens die Abstandsregelung auf Basis von Radartechnologie (DISTRONIC), zweitens die Monokamera, die das Abkommen von der Fahrspur verhindert (Spurhalteassistent), ein weiterer Meilenstein wird die Stereokamera in der nächsten S-Klasse sein, die eine dramatisch bessere Analyse der Umgebung liefert. Natürlich wird künftig auch die Car-to-X-Kommunikation dazu gehören, die die Kommunikation zwischen Fahrzeugen untereinander und mit ATTeNTiON ASSiST

der Infrastruktur am Straßenrand ermöglicht, und schließlich die

Die automatische Müdigkeitserken-

Möglichkeit, eine Vielzahl von Infotainmentangeboten ins Fahrzeug

nung von Mercedes-Benz warnt den

zu holen.

Fahrer rechtzeitig vor Übermüdung und Sekundenschlaf.

FUNKTiONeN Welche rolle wird das Fahrzeug in den kommenden Jahren spielen? Es bleibt Zentrum unserer Mobilität, wird aber in der Lage sein, seinem Nutzer weitere Funktionen anzubieten. Denn durch die Verlinkung zu unterschiedlichsten Informationswolken lassen sich einerseits die Fahrzeugsicherheit und der Komfort deutlich steigern, andererseits gibt sie dem Fahrer die Möglichkeit, während der Fahrt das Internet oder die heimische Musiksammlung zu durchstöbern, das alles allerdings nur, wenn Sie dem Fahrzeug das Fahren überlassen wollen! Aber wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, unseren Kunden auch Tätigkeiten wie diese zu ermöglichen. VerTrAUeN inwieweit übernehmen heutige Assistenzsysteme eine Vorreiterrolle bei der entwicklung neuer intelligenter Systeme in anderen lebensbereichen? Wir sind führend in der Entwicklung von Fahrzeugen. Insofern können hier in der Tat die Meilensteine gesetzt werden, die später bei der Automatisierung in Haus und Büro in abgewandelter Form eingesetzt werden. Vor allem aber sind bei einem Fahrzeug die Assistenten schon so ausgereift, dass sie das Vertrauen in die Technik stärken und das Interesse für entsprechende Möglichkeiten auch außerhalb des Fahrzeugs erhöhen. Ein Beispiel hierfür ist die Sprachbedienung LINGUATRONIC.

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Plug and Work

MiTDeNKeNDe MASCHiNeN Die alles durchdringende Verknüpfung von Informationen macht die Massenfertigung ad hoc individualisierbar. Produktionsroboter kommunizieren untereinander und reagieren eigenständig auf Änderungen im Ablauf.

Wie die Entwicklung in 15 Jahren aussehen könnte, zeigt Daimler von Car-to-X, also dem Datenaustausch von einem Fahrzeug zu einem mit der aktuellen Studie F 125! zur Zukunft der S-Klasse. Abstandsre- weiteren Fahrzeug oder einer anderen Schnittstelle, die Voraussetzung gelung und Spurhaltesystem werden dann durch einen Spurwechsel- für eine funktionssichere und schnelle automobile Kommunikationsassistenten ergänzt, der den rückwärtigen Verkehr durch Radarsen- infrastruktur zu schaffen. Eine Verständigung etwa zu aktuellen Gesoren und Stereokamera überwacht: Betätigt der Fahrer eine Taste fahrenpunkten wird damit ebenso möglich wie die Kommunikation mit am Lenkrad, dann führt das System den Spurwechsel vollautomatisch anderen Automobilen an einer Kreuzung, um die Unfallgefahr durch aus, sobald der Verkehr es zulässt. Der F 125! regelt dabei sowohl die Warnung oder ein selbsttätiges Eingreifen des Fahrzeugs in letzter SeLängs- als auch die Querführung, während seine Sensoren die übrigen kunde zu entschärfen. Mit anderen Worten: Das Fahrzeug, das durch zahlreiche Sensoren über „Sinnesorgane“ verfügt und mithilfe der Verkehrsteilnehmer jederzeit „im Auge“ haben. „Um die Interaktion zwischen Mensch und Maschine intuitiver zu Bordelektronik immer intelligenter wird, ist künftig in der Lage, vorausgestalten, könnte ein Kombiinstrument mit dreidimensionaler Anzei- schauend zu denken. Es wird sich auf Verkehrssituationen einstellen, die noch in einigen Kilometern ge zum Einsatz kommen“, erklärt Entfernung liegen. Claus Ehlers, der in der DaimlerZudem wird sich durch CarForschung für das Thema Fahrto-X das Ineinandergreifen unterzeugkonzepte und Zukunftstrends schiedlicher Fortbewegungsmittel verantwortlich ist. Damit der Fahdeutlich verbessern. Denn in Zurer keine Brille für die Wahrnehkunft werden immer mehr Menmung des Effekts benötigt, wird der Augenabstand per Stereoka- Olaf SAUer, Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung schen zu „Mobilitätshoppern“, die bei einer Reise zwischen einmera fortlaufend überwacht. Im Cockpit finden sich dann vermutlich deutlich weniger Schalter als heu- zelnen Verkehrsmitteln wechseln: vom öffentlichen Nahverkehr über te, da ein Großteil der Funktionen über Sprache aufgerufen werden die Bahn und das Flugzeug bis hin zur Autovermietung oder spezielkann. Außerdem ist das Fahrzeug komplett online. „Die Wunschmusik len (meist elektrisch betriebenen) Fortbewegungsmitteln in der Stadt kann damit zu Hause vom Rechner aus aufgespielt werden“, erklärt (Siehe auch Rubrik Transfer, S. 74). Das Auto wird dabei nicht nur das Ehlers. Die Infotainmentfunktionen können von den Insassen dann so- zentrale Fortbewegungsmittel bleiben, sondern eine möglichst reigar über Gesten gesteuert werden, ähnlich wie das heute schon mit bungslose „Mobilitätskette“ gewährleisten, weil es mit Angeboten und dem Microsoft-System Kinect der Fall ist, mit dem Videospiele durch Abfahrtszeiten vertraut ist und das Ticketing übernehmen kann. Vor allem aber könnte sich das Bild der Straßen, wie wir sie heute kennen, Körperbewegungen bedient werden. Damit Fahrzeuge ihre Erfahrungen austauschen, Informationen teils deutlich verändern. „Insbesondere in den Großstädten könnten von Verkehrsleitsystemen empfangen und Nachrichten weitergeben Straßen und Verkehrsfluss an Fotografien erinnern, wie sie vor 90 Jahkönnen, arbeitet derzeit ein Konsortium führender Fahrzeughersteller ren entstanden sind“, erklärt Frank Ruff: wenig oder gar keine Ampeln, und -zulieferer unter Führung von Daimler am Projekt „Sichere innova- Verkehrsschilder oder Leitplanken – und jede Menge Fahrzeuge, die tive Mobilität im Testfeld Deutschland“, kurz simTD. Ziel ist es, mithilfe sich augenscheinlich unkoordiniert über die Straße bewegen.

„Es wird darum gehen, Anlagen und IT so zu verknüpfen, dass die Produktion eigenständig auf Änderungen reagiert.“

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Im Unterschied zur Verkehrsführung der 1920er Jahre aber „sprechen“ sich die Fahrzeuge nun ab und errechnen untereinander das jeweils sicherste wie effektivste Fahrverhalten. Eine klassische Verkehrsregelung könnte sich also mehr und mehr erübrigen. Auch die Fabrik der Zukunft und eine Vielzahl unserer Arbeitsplätze werden durch den künftig allgegenwärtigen Informationsaustausch und die Zunahme assistierender Systeme nachhaltig beeinflusst. Firmen und Produktionsstätten werden ähnlich wie ein Organismus arbeiten, bei dem alles vernetzt ist und Maschinen mitdenken. Am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart ist man sich sicher: Arbeitsplatz- und Organisationsstrukturen können und werden sich aufgrund der geänderten technischen Voraussetzungen tief greifend wandeln. Schon heute gilt für eine Vielzahl von Büros und Abteilungen mit „Wissensarbeitern“, dass immer weniger Menschen an einem festen Arbeitsplatz arbeiten und stattdessen ihre Aufgaben mobil wahrnehmen: im Unternehmen, zu Hause, unterwegs oder im Park. Besprechungen finden zunehmend virtuell statt – oder in speziellen Funktionsräumen mit großen Lichttischen oder Wänden, an denen sich Dokumente und Objekte ähnlich aufrufen, zeichnen, vergrößern und verschieben lassen, wie wir das heute von den Smartphones kennen. „Dank eines intelligenten Zusammenspiels von Informationen, Know-how der Mitarbeiter und Assistenzsystemen wird es zunehmend möglich sein, bei der Produktion von Maschinen, Fahrzeugen oder Lebensmitteln stärker auf individuelle Wünsche einzugehen“, sagt Zukunftsforscher Ruff voraus. Das Fließband „emanzipiert“ sich, und die klassische Massenfertigung wird zugunsten einer bedarfsorientierten und individualisierten Fertigung in den Hintergrund treten. „Es wird primär darum gehen, die Produktionsanlagen und die IT-Systeme so intelligent zu verknüpfen, dass Produktionsstätten in Zukunft eigenständig auf Änderungen reagieren“, erklärt Olaf Sauer vom Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB. Dann – so die Erwartung – könnte die Produktion in einer

Fabrik ähnlich komplikationslos umgestellt werden, wie wir das heute vom Anschluss eines neuen Druckers via USB kennen. Statt „plug and play“ hieße es dann „plug and work“. Unabhängig davon, ob Wissenschaftler und Zukunftsforscher Szenarien der Arbeitswelt, Mobilität oder im häuslichen Umfeld betrachten: Im Gegensatz zur Erwartung klassischer Science-Fiction-Autoren spricht derzeit vieles dafür, dass die Weiterentwicklung des weltweiten Informationsaustausches und von assistierenden Systemen Menschen und Gesellschaften zu einer Vielzahl neuer Möglichkeiten und Freiheiten verhelfen wird. Durch einen neuen, intuitiven Umgang mit ihnen werden sie sich wie selbstverständlich in unseren Alltag integrieren. Unser Leben wird dadurch komfortabler und sicherer, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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• ViDeO Voll vernetzt: So sehen die Microsoft Office Labs die automatisierte Welt der Zukunft. • HiNTergrUND (1) Abschied von R2D2: wie die Vision von Robotern in Menschengestalt durch automatisierte Prozesse abgelöst wird. (2) Arzt in der Matratze: Intelligente Diagnosesysteme überwachen Patienten in den eigenen vier Wänden. (3) Intelligentes Wohnen: das „inHaus“ der Fraunhofer-Institute in Duisburg.

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Zukunftstechnologie trifft

VORBILD AM PAZIFIK Vancouver bietet seinen Einwohnern eine der weltweit höchsten Lebensqualitäten – und eine Vielzahl intelligenter Mobilitätsoptionen.

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FOTOGRAFIE

Steffan HEUER

Brett BEADLE

grüne Stadtplanung

Die Stadtflagge von Vancouver

SERiE TEIL 2 MOBILITäT IN INNOVATIONSREGIONEN REPORT Wo Hochtechnologie, Wirtschaftskraft und kreative Potenziale zusammenkommen, liegen die Innovationsregionen der Welt, jede von ihnen mit ihren spezifischen Mustern urbaner Mobilität. 85

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STADTKERN VANCOUVER Die wichtigsten Verkehrswege, Nutzungsflächen

Durchgangsstraße

1 Kultur- und Unterhaltungsviertel

und Dienstleistungscluster

Straße

2 Robson Street (Einzelhandel)

Eisenbahn

3 Yaletown (Design, IT, Restaurants, Lofts)

SkyTrain

4 GM Place/BC Place (Sportkomplex)

West Coast Express

5 Canada Place (Kongresszentrum/Schiffsterminal)

Fähre

6 Gastown (Restaurants, Einzelhandel)

SeaBus

7 Chinatown (Einzelhandel, Gewerbe)

Wohnen

8 Central Waterfront (Containerhafen) 9 Victoria Square (Hotels)

Grünflächen Industrie

10 Granville Island (Markthallen, Restaurants)

Hafen

11 South of Granville (Einzelhandel, Gewerbe)

Gewerbe

12 Denman (Einzelhandel, Restaurants) 13 4th Avenue (Einzelhandel, Restaurants) 14 West Broadway (Gewerbe) 15 Ärtzeviertel 16 Mount Pleasant (Gewerbe)

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ie jeden Morgen steht Toby Reid um kurz nach acht am Wohnzimmerfenster seines Hauses in North Vancouver und blickt auf den Burrard Inlet, den Meeresarm, der seinen Stadtteil von der Skyline des Zentrums trennt, einen Kaffee in der Hand, während die acht Monate alte Tochter Sophie zu seinen Füßen krabbelt. Hinter Reids Einfamilienhaus ragen die Bergrücken von Mount Seymour und Grouse Mountain auf – ebenso wie die Bürotürme Vancouvers nur eine Viertelstunde entfernt. „Los geht’s. Der nächste Bus ist für mich“, sagt Reid und schultert seine Laptop-Tasche. Sein Weg zur Arbeit ist minutengenau getaktet, denn er benutzt vier, manchmal fünf unterschiedliche öffentliche Verkehrsmittel. An der nächsten Ecke hält die Buslinie 228 und bringt ihn in vier Minuten zur Ablegestelle des SeaBus, einer Fähre direkt ins Zentrum von Vancouver. „Das ist der beste Teil des Morgens“, sagt der junge Unternehmer: „Wunderbare Aussicht auf die Natur – und ein paar Minuten zum Nachdenken.“ Schon kurz darauf legt der SeaBus an, der Schwall der morgendlichen Pendler ergießt sich auf die Rampe zur Waterfront Station, dem alten Hauptbahnhof. Früher liefen hier die Transkontinentalzüge aus Montréal und Toronto ein. Heute verkehren die drei Linien des SkyTrain, die Tag für Tag mehr als 300.000 Passagiere befördern. Normalerweise würde Reid jetzt das Fortbewegungsmittel wechseln, mit der Canada Line drei Stationen bis zum Olympischen Dorf fahren und in den Expressbus zum Westende der Stadt umsteigen. Dort liegt der Campus der Universität von British Columbia, wo seine Firma Solegear Bioplastics Büroräume angemietet hat. Aber wie so oft wird Reid einen Großteil seines Tages in der Stadt verbringen. Heute trifft er sich mit einem Bewerber auf die Stelle des Finanzvorstands seines Start-ups. „Mit dem eigenen Wagen zu fahren wäre da höchst umständlich – Staus, Parkplatzsuche, das muss nicht sein“, sagt der 37-Jährige und marschiert entschlossenen Schrittes die Uferpromenade am Kongresszentrum entlang. Zehn Minuten später sitzt der Unternehmer in der Lobby des Westin-Hotels von Coal Harbour, beantwortet E-Mails auf seinem Blackberry und bereitet sich auf das Einstellungsgespräch vor. Die Silhouette aus Hochhäusern mit funkelnden Fassaden aus Glas und Metall rund um das Neubaugebiet von Coal Harbour ist Sinnbild für den Boom der Stadt am Pazifik. Mit 5.039 Menschen pro Quadratkilometer ist Vancouver laut der letzten offiziellen Volkszählung aus dem Jahr 2006 eine der am dichtesten besiedelten Metropolen in Nordamerika. In der Stadt drängen sich auf einer Fläche von 114 Quadratkilometern rund 600.000 Menschen, in der Metropolregion samt Vorstädten noch einmal rund 1,8 Millionen. Bis 2030 soll die Einwohnerzahl auf drei Millionen steigen. Da die eigentliche Stadt auf der Spitze der Burrard-Halbinsel liegt und auf drei Seiten von Wasser umgeben ist und im Norden in einem der größten Stadtparks der Welt mündet, bleibt Stadtplanern und Architekten nur der Weg nach oben. Vancouver ist ein wahrhaftiger Schmelztiegel der Kulturen, ein Scharnier zwischen Amerika und Asien, das schon immer Zuwanderer anzog. Von Briten besiedelt, von Goldgräbern bevölkert und dank seiner natürlichen Ressourcen Holz und Fisch schnell reich geworden, ist die Stadt nach wie vor ein wichtiger Hafen und Umschlagplatz im Welthandel. Aber Vancouvers neue Erfolgsfaktoren für das 21. Jahrhundert sind Abenteuer in unberührter Natur, überdurchschnittlich gut ausgebildete Arbeitskräfte und deren geistige Schaffenskraft. Jeder dritte Einwohner kann einen Hochschulabschluss vorweisen. Seit den 1980er-Jahren strömten chinesische Zuwanderer in Kanadas drittgrößte Stadt. Sie brachten Vermögen, Unternehmergeist und ihre

TECHNOLOGIECLUSTER AM PAZIFIK KLIMA Vancouver liegt in der gemäßigten Klimazone am nordwestlichen Pazifik und zeichnet sich dank seiner geschützten Lage und der Nordäquatorialströmung durch milde Jahreszeiten aus, in denen die Durchschnittstemperatur im Winter selten auf minus zehn Grad Celsius fällt und im Sommer bei höchstens 22 Grad liegt. Im Durchschnitt gibt es allerdings 166 Regentage pro Jahr. (QUELLE: Kanadisches Wetteramt, Environment Canada)

BEVÖLKERUNGSDICHTE

5.039

5.039 Einwohner pro km2 . Vancouver hat die vierthöchste Bevölkerungsdichte in Nordamerika, hinter New York, San Francisco und Mexiko-Stadt. (QUELLE: Census 2006)

EINWOHNERENTWICKLUNG Die

Einwohnerzahl

Vancouvers

(Stadtkern und Metro Vancouver) hat sich in den vergangenen 15 Jahren um 1997

18 Prozent erhöht. Die Einwohnerzahl im Metro-Bereich ist zwischen 2007 und 2010 von 2,2 auf 2,4 Millionen Menschen gewachsen, davon

2012

rund 600.000 im Stadtgebiet.

(QUELLE: Statistics Canada, City of Vancouver Planning Department)

POLITIK Vancouver wird von einem zehnköpfigen Stadtrat und einem Bürgermeister regiert, der der liberalen Partei Vision Vancouver angehört. Im Parlament der Provinz British Columbia ist Vancouver durch elf Abgeordnete vertreten. ETHNIEN

25,3 %

Weniger als die Hälfte der Einwohner spricht Englisch als Muttersprache. Seit der Einwanderungswelle der 1980er- und 1990er-Jahre sind Chinesen zur größten ethnischen Gruppe geworden (25,3%). (QUELLE: City of Vancouver Planning Department)

WIRTSCHAFTSLEISTUNG Als pazifischer Hafen und Kopfbahnhof für transkontinentale Güterzüge ist Vancouver einer der bedeutendsten Umschlagplätze und Industriestandorte Kanadas. Die Wirtschaftsleistung des Hafens im Jahr 2008 betrug 10,5 Milliarden kanadische Dollar und sorgte landesweit für 129.500 Arbeitsplätze. Im Stadtgebiet arbeiten rund 1,1 Millionen Menschen, davon 378.000 im Zentrum. (QUELLE: City of Vancouver, Port Metro Vancouver)

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CAR2GO Seit 2011 ist das innovative Mobilitätskonzept von Daimler auch in Vancouver angekommen.

VANCOUVER IM VERGLEICH VANCOUVER STATUS: Drittgrößte Stadt und Dienstleistungszentrum Kanadas GEGRüNDET: 1886 FLäCHE (STADT): 115 km² EINWOHNER (METROPOLREGION): 2,4 Millionen BEVÖLKERUNGSDICHTE: 5.039 Einwohner pro km²

TORONTO

SAN FRANCiSCO

Größte Stadt Kanadas und glo-

Finanz- und New-Economy-

baler Finanz- und Handelsplatz

Zentrum Kaliforniens

1793

1776

630 km²

601 km²

5,5 Millionen

4,3 Millionen

3.972 Einwohner pro km²

6.632 Einwohner pro km²

INDEx GERINGSTER EMISSIONEN*: Platz 1

Platz 7

Platz 8

INDEx DER GRüNSTEN STäDTE*: Platz 2

Platz 9

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USA KANADA

VANCOUVER

Toronto

San Francisco USA

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*QUELLEN: Economist Intelligence Unit, Siemens (nur USA und Kanada, 2010)

Kultur mit. Die Folge: Weniger als die Hälfte der Einwohner spricht heute Englisch als Muttersprache. Trotz anhaltenden Bevölkerungswachstums (plus 18 Prozent in den vergangenen 15 Jahren) und hoher Lebenshaltungskosten gilt Vancouver als eine der lebenswertesten Adressen der Welt. So küren der Economist Intelligence Unit und die internationale Beratungsfirma Mercer Vancouver regelmäßig zu einer der Städte mit der höchsten Lebensqualität. „Wir sind eine für Nordamerika ungewöhnliche Stadt, weil wir schon in den 1960er-Jahren entschieden haben, Vancouver nicht um jeden Preis autogerecht zu machen“, sagt die Stadträtin Andrea Reimer. Sie meint den erfolgreichen Widerstand der Bevölkerung gegen eine Autobahn ins Stadtzentrum. Das war umso ungewöhnlicher, da Vancouver Endpunkt von zwei Hauptverkehrssträngen ist: der Interstate 5, die von der mexikanisch-amerikanischen Grenze bei San Diego dem Pazifik nach Norden folgt, und dem Trans-Canada Highway, der auf rund 8.000 Kilometern den gesamten Kontinent in Ost-WestRichtung durchquert. Der Widerstand gegen die Autobahn veränderte das Selbstverständnis von Vancouver als urbanem Raum. „An diesem Konsens zur nachhaltigen Entwicklung rüttelt bis heute niemand“, erklärt Reimer. „Wenig Raum für Wachstum zu haben stellt uns vor praktische Herausforderungen. Jeden Tag schwillt die Bevölkerung durch Pendler von 650.000 auf rund eine Million Menschen an. Alle müssen irgendwie ins Zentrum und wieder nach Hause kommen, außerdem müssen jeden Tag Nahrungsmittel und andere Güter ausgeliefert werden.“ Vancouver hat diese logistische Herausforderung nicht nur gemeistert, sondern unter Führung von Bürgermeister Gregor Robertson ein ehrgeiziges Programm namens „Green City 2020“ verabschiedet, um bis 2020 zur umweltfreundlichsten Stadt der Welt zu werden. Die Agenda umfasst zehn Kernbereiche, vom Ausbau einer grünen Wirtschaft über effizientere Gebäude und ein nachhaltiges Verkehrssystem bis hin zu sauberem Trinkwasser und Luft. Eines der wichtigsten Ziele: 50,1 Prozent aller Verkehrsbewegungen auf öffentliche Verkehrsmittel, Fußwege und Fahrrad zu verlagern. „Dabei sind wir schon erheblich vorangekommen“, sagt Reimer. So lag der Anteil der autofreien Verkehrsteilnehmer im Jahr 2008 in der Innenstadt bereits bei 40 Prozent. Auf die ganze Metropolregion gerechnet ist das eigene Auto aber schon aufgrund der flächenmäßigen Ausdehnung die erste Wahl: Rund 75 Prozent der Erwerbstätigen kommen nach wie vor mit dem Pkw zu ihrer Arbeitsstätte. car2go, das innovative Mobilitätskonzept von Daimler, das bereits knapp die Hälfte des Stadtgebiets abdeckt, bietet seit dem Start 2011 noch eine weitere unkomplizierte Möglichkeit zur Fortbewegung. Toby Reid ist einer der begeisterten Kunden des Angebots, spontan mit einem minutengenau angemieteten smart fortwo mobil zu sein. Es ist inzwischen halb elf, sein Meeting in Coal Harbour ist zu Ende gegangen. Reid macht sich auf den kurzen Fußweg zu einem der 28 öffentlichen Parkplätze der Stadt, an dem die weißblauen smart car2go edition angemietet werden können. In Wohngebieten kann man sein car2go dank Vignette auf jeder beliebigen Straße parken. „Um schnell von A nach B zu gelangen, ist das oft die beste Option“, sagt Toby Reid, schließt einen smart mit der Magnetkarte auf und startet den Motor. Als car2go in Vancouver im Juni 2011 startete, meldeten sich innerhalb von sechs Monaten bereits 10.000 Bürger an. Sie nutzen die Flotte aus anfangs 225 Fahrzeugen für rund 7.000 Mietvorgänge pro Woche. „Die Bürger waren schon mit der Idee des Carsharing vertraut und haben unser Angebot begeistert aufgenommen“, berichtet Sandra Phillips, Business Development Managerin von car2go Kanada.

LEBEN IN VANCOUVER EINKOMMENSVERTEILUNG

67.550 CAD

Das mittlere (Median-)Einkommen eines Haushalts in Vancouver lag 2009 bei 67.550 kanadischen Dollar (CAD) und damit leicht unter dem Landesdurchschnitt von 68.410 CAD. ( QUELLE: Statistics Canada) ERHOLUNGSGEBIETE

85 % Ganze 85 Prozent der Einwohner von Vancouver leben in einer Entfernung von weniger als 300 Metern von einer öffentlichen Grünfläche. Nördlich des Stadtzentrums erstreckt sich mit dem rund 400 Hektar großen Stanley Park der größte Stadtpark Kanadas mit Hunderttausenden von Bäumen, vielen Rad- und Spazierwegen, einem Golfplatz, vier Picknick- und 21 Tennisplätzen. (QUELLEN: Vancouver 2020: A Bright Green Future, Vancouver Board of Parks and Recreation)

„Städte, die Wert auf eine nachhaltige Entwicklung legen, können viel von Vancouver lernen.“ Gordon PRICE, Leiter City Program, Simon Fraser University (SFU) LEBENSQUALITäT Das Economist Liveability Ranking 2008 sah Vancouver auf Platz eins der lebenswertesten Städte der Welt – knapp vor Wien, Melbourne und Toronto. Die Mercer Quality of Living Survey 2011 sah Vancouver auf einem globalen fünften Platz, Sieger wurde dagegen Wien. IMMOBILIENPREISE

678.000 CAD

678.000 kanadische Dollar (CAD) kostete das durchschnittliche Eigenheim in Vancouver im Jahr 2011 und damit mehr als das Zehnfache eines mittleren Jahresgehalts. Damit ist die Stadt nach Hongkong die zweitteuerste englisch-

sprachige Metropole der Welt. Eigentumswohnungen in den Neubautürmen der Innenstadt kosten oft bis zu einer Million kanadische Dollar. (QUELLE: Demographia, The Vancouver Sun)

SHOPPING UND PREISE

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Die Pacific Center Mall ist das größte Einkaufszentrum im Zentrum der Stadt. Aufgrund der im Vergleich zu den benachbarten USA relativ hohen Steuern (die 2010 eingeführte Harmonized Sales Tax beträgt 12 Prozent) ist Vancouver kein Einkaufsparadies.

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Toby Reid macht sich auf den Weg zur Arbeit in die Innenstadt.

Der Bus bringt Toby Reid in vier Minuten zur Fähre.

Die SeaBus-Fähre verkehrt zwischen North Vancouver und Innenstadt.

Wie Toby Reid strömen jeden Tag 650.000 Pendler nach Vancouver.

Toby Reid mietet ein car2go für die Fahrt zum UBC-Campus.

In den Büroräumen von Toby Reids Start-up Solegear.

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Im Schnitt dauert eine Fahrt 20 bis 50 Minuten, um acht Kilometer zurückzulegen. „Wenn man car2go benutzt, wird einem erst klar, wie selten man wirklich seinen eigenen Wagen braucht: eigentlich nur am Wochenende für Ausflüge oder um sperrige Dinge zu transportieren“, sagt Reid und parkt vor dem Büro seiner Firma Solegear. Das Start-up mit fünf Mitarbeitern ist eine Ausgründung der University of British Columbia, die unter Reids Führung eine Rezeptur entwickelt hat, um Plastik aus pflanzlicher Stärke herzustellen. Solegear wurde von der Canada Youth Business Foundation als „Best Green Business“ des Jahres ausgezeichnet. Vancouver beherbergt sieben von zehn Cleantech-Firmen der Provinz British Columbia: insgesamt mehr als 800 Firmen mit rund 12.000 Angestellten, die an zukunftsweisenden Technologien wie Wind- und Gezeitenenergie arbeiten. Auch im Bereich grüne Logistik macht Vancouvers Start-up-Szene von sich reden. So förderte die Stadt die von örtlichen Studenten gegründete Firma Shift Urban Cargo Delivery. Sie liefert Ware mit einem Gewicht von bis zu umgerechnet 270 Kilogramm mit eigens entwickelten Dreirädern aus, die von Muskelkraft und einem elektrischen Hilfsmotor angetrieben werden. Ein weiteres, von der Kommune teilfinanziertes Start-up will Kuriere per SkyTrain durch die Stadt schicken, um eilige Dokumente mit optimaler Ökobilanz auszuliefern. Die Welt will von Vancouvers innovativen Konzepten lernen. So trafen sich dort im Februar 2012 Delegierte aus mehr als 30 Großstädten – darunter London, Wien, Kopenhagen und Singapur – gemeinsam mit Vertretern großer Unternehmen zum ersten Cities Summit, um Ideen und Best Practices für urbanes Leben und Wirtschaften im 21. Jahrhundert auszutauschen. „Ich bin bei Superlativen wie der grünsten Stadt der Welt immer etwas misstrauisch, aber einen Mangel an Motivation, Dinge zu bewegen, kann man Vancouver nicht absprechen“, sagt Reid. Wie so viele Kreative kam er wegen der atemberaubenden Natur nach Vancouver und blieb als junger Unternehmer. „Meine Frau und ich wollten Ski fahren, wandern und klettern. Aber wir merkten schnell, dass hier ideale Voraussetzungen herrschen, um angewandte Biotechnologie zu betreiben und sich selbstständig zu machen.“ Das liegt unter anderem an einem engmaschigen Netz aus akademischen Einrichtungen, allen voran fünf öffentliche Universitäten sowie fünf private Einrichtungen. An den beiden größten – der University of British Columbia (UBC) und der Simon Fraser University (SFU) – sind allein rund 80.000 Studenten eingeschrieben. Wer sich auf dem UBC-Campus vor Reids Büro aufhält, hört Sprachen von Chinesisch über Panjabi bis Farsi – Beleg für die internationale Anziehungskraft der Bildungseinrichtungen in Vancouver. Filmschaffende kennen Vancouver als „Hollywood North“, denn die Stadt ist das drittgrößte Filmproduktionszentrum in Nordamerika. An Dreharbeiten und Postproduktionen für Spielfilme und Fernsehserien hängen 36.000 Arbeitsplätze in der Stadt, darunter eine stetig steigende Anzahl von Experten für Spezialeffekte und Computeranimation. Dank der Studios namhafter Computerspiele-Firmen wie Activision und Electronic Arts hat sich die Stadt auch zu einem Magneten für Designer entwickelt, die an innovativer Software arbeiten. In der Stadt gibt es rund 400 Digital-Media-Firmen mit rund 10.000 Mitarbeitern – jede dritte von ihnen sitzt obendrein direkt im Stadtzentrum. Absolventen der SFU und der privaten Emily Carr University für Kunst und Design finden oft schon während ihres Studiums Arbeit oder machen sich selbstständig. „Die Design-Szene boomt – gerade bei Computerspielen, Interactive Design und mobilen Anwendungen“, berichtet der Schweizer Designprofessor Andres Wanner, der seit drei Jahren an der SFU lehrt. Ohne groß nachzudenken kann er fünf Startup-Innovationen nennen, die aus dem Kreis seiner rund 100 Studen-

MOBILITÄT IN VANCOUVER FLUGHAFEN Mit 17 Millionen Passagieren und 224.000 Tonnen Luftfracht im Jahr 2011 ist der Vancouver International Airport (YVR) der zweitgrößte Flughafen Kanadas nach dem Pearson International Airport in Toronto. 68 Fluggesellschaften fliegen von hier 121 Ziele in aller Welt an. (QUELLE: YVR Traffic Update)

ÖFFENTLICHER NAHVERKEHR (ÖPNV) Fast zwei Drittel aller täglichen ÖPNV-Fahrten Bus U-Bahn Fähre

statt, gefolgt von U-Bahn (304.376) und Fähre (17.111). Die Zahl der ÖPNV-Fahrgäste ist von 1999 bis 2009 um 50 Prozent gestiegen. (QUELLE: TransLink, City of Vancouver)

VERKEHRSBETRIEBE TransLink, die städtischen Verkehrsbetriebe, bestehen aus Bussen des Blue-Bus-TransitSystems, dem ältesten Stadtbusnetz Nordamerikas, und der privaten Coast Mountain Bus Company, die knapp 1.500 Busse und drei Fähren betreibt. Dazu kommen 13 Linien, auf denen Oberleitungsbusse verkehren. Die Schnellbusse der B-Line verbinden die Stadt auf der Ost-West-Achse mit dem Campus der University of British Columbia.

„car2go in Vancouver ist mit 10.000 Mitgliedern innerhalb von sechs Monaten ein Erfolg, der sich sehen lassen kann.“ Sandra PHILLIPS, Business Development Managerin car2go Canada ÖPNV-NETZ

1.075 km

2

Die drei vollautomatischen Stadtbahnlinien des SkyTrain umfassen eine Stre-

ckenlänge von 68,7 km mit 47 Bahnhöfen. Der Pendlerzug West Coast Express legt eine Strecke von 65 km zurück. Mehrere Dutzend Buslinien decken ein Stadtgebiet von 44 km2 und die Metropolregion mit 1.075 km2 ab. VERKEHRSVERTEILUNG Vancouver

Metropolregion eigener Pkw

eigener Pkw

Passagiere

Passagiere

ÖPNV

ÖPNV

andere

andere

51,5 % aller Erwerbstätigen in Vancouver fahren mit dem eigenen Pkw zur Arbeit, weitere 6,1 % als Passagiere (Metropolregion 67,3 % und 7,1 %). 25,1 % nutzen ein öffentliches Verkehrsmittel (Metropolregion 16,5 %).

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(589.471 von 918.322) finden mit dem Bus

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Mit einem car2go geht es zum Geschäftstermin nach Yaletown.

Die Canada Line bringt Reid zurück zur SeaBus-Fähre.

PERSÖNLICHE MOBILITäTSKARTE Von Toby Reid gezeichnete Karte über sein alltägliches Mobilitätsverhalten in Vancouver.

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ten hervorgegangen sind – von einem Navigationssystem für Blinde bis zu interaktiven Karten, um sich in großen Gebäudekomplexen zurechtzufinden. Wanner wohnt im Osten der Stadt und nimmt jeden Morgen den SkyTrain zum Campus in der Vorstadt Surrey. „Ich bin in 30 Minuten im Büro. Das wäre mit dem Auto schwer zu schlagen“, sagt Wanner, der vorher in Zürich arbeitete. „Viele meiner Studenten sind überrascht, dass der Professor mit der Bahn fährt. Das Umdenken setzt gerade erst ein. Ich bemerke bei meinen Studenten, dass sie sich mehr Gedanken über Nachhaltigkeit machen. Die Stadt gibt sich große Mühe, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, und das moderne Nahverkehrsnetz hilft dabei.“ Insbesondere die Olympischen Winterspiele 2010 verliehen der Stadt den Impuls, das SkyTrain-Netz auszubauen und Touristen wie Einheimischen die Vorzüge der örtlichen Verkehrsbetriebe TransLink nahezubringen. „Wir lassen Raum für das Auto, aber wir haben uns nicht von ihm abhängig gemacht“, bilanziert der Stadtforscher und SFU-Professor Gordon Price, der früher im Stadtrat saß und bei der Entwicklung der Agenda 2020 maßgeblich mitwirkte. „Vancouvers Infrastruktur zeigt, wie man eine moderne Stadt auf dem Raster der alten elektrischen Straßenbahnen weiterentwickeln kann.“ So folgen die Bahn- und Buslinien und selbst die erst in jüngster Vergangenheit eingeführten Radwege dem alten Siedlungsmuster, das einen dicht besiedelten Kern mit wirtschaftlich lebendigen Vorstädten verband. „Leben und Arbeiten lagen nahe beieinander. Diese Idee wird jetzt als Live-Work bezeichnet, wenn man von Künstler- und Designerlofts in alten Industriequartieren spricht“, sagt Price. „Eigentlich ist die Idee eine Rückbesinnung auf das Stadtleben im ausgehenden 19. Jahrhundert.“ Ein wichtiger Schritt war die Einführung von acht Kilometern räumlich abgegrenzter Radwege im Zentrum und über die viel befahrene Burrard-Brücke, wofür eine Fahrspur geopfert wurde. Seitdem hat sich die Zahl der Einwohner, die zur Arbeit ins Zentrum radeln, auf 3.500 pro Tag erhöht. Gleichzeitig will die Stadt die Hälfte der öffentlichen Verkehrsmittel bis 2020 auf Elektroantrieb umstellen – saubere Energie, die von Wasserkraftwerken im gewaltigen Hinterland British Columbias erzeugt wird. Elektromobilität wird auch beim Bau großgeschrieben. Neue Einfamilienhäuser müssen einen Anschluss für Elektrofahrzeuge haben, neue Mehrfamilienhäuser müssen ein Fünftel ihrer Stellplätze mit Ladestationen ausstatten. „Wir können den Leuten nicht vorschreiben, wie sie sich fortbewegen“, sagt Stadtforscher Price. „Aber wir können ihnen gute Auswahlmöglichkeiten bieten, die ihren Mobilitätswünschen entsprechen – vom Carsharing bis zum Bikesharing, das ebenfalls bald kommen wird.“ Bürger wie Toby Reid nutzen die Früchte der Arbeit von Vordenkern wie Price und Reimer tagtäglich, wenn sie nahtlos von Fähre oder U-Bahn auf andere Transportmittel wie car2go übergehen. „Die Stadt ist schon lange Pionier bei grünen Themen. Nicht umsonst wurde Greenpeace im Stadtteil Kitsilano geboren“, sagt Reid, der sich nach einem Arbeitsessen vom Büro in Richtung Innenstadt aufgemacht hat. An einem Parkplatz im Schatten der Lofts von Yaletown stellt er sein car2go ab. In dem dicht bebauten Viertel sind Apartments, Softwarefirmen, Boutiquen und Restaurants bunt gemischt. In Coffee Shops sitzen junge Kreative hinter ihren Laptops. Geschäftsleute checken ins örtliche Szene-Hotel Opus ein, dessen Bar einer der beliebtesten Treffpunkte zum Networking ist. Der Standort mitten in der Stadt täuscht: Wer mit seinem Meeting fertig ist, kommt dank SkyTrain in 22 Minuten zum Flughafen.

KFZ-ENTWICKLUNG Trotz kontinuierlich steigender Einwohnerzahl sinkt die Zahl der Pkw pro Kopf ebenso wie die Zahl der täglichen Fahrten. Von 1991 bis 2006 stieg die Zahl der Pkw im Stadtgebiet von 267.000 auf 312.000 (plus 17 Prozent), während die Bevölkerung im selben Zeitraum um 23 Prozent wuchs. Zwischen 1995 und 2005 ging die Zahl der pro Tag ins Zentrum fahrenden Autos um zehn Prozent zurück.

+23 % –10 %

(QUELLE: City of Vancouver)

MAUTPFLICHT Die 2009 eingeweihte Golden-Ears-Brücke, die den Norden Vancouvers mit dem Süden verbindet, ist die einzige Brücke in Westkanada, die gebührenpflichtig ist. KRAFTSTOFFPREISE Ein Liter bleifreies Normalbenzin kostete in Vancouver im Dezember 2011 1,266 kanadische Dollar. Nur in Montréal und Yellowknife am Polarkreis ist Treibstoff teurer. (QUELLE: Statistics Canada)

INNOVATIONSREGION VANCOUVER BILDUNG I An den Hochschulen der Stadt sind mehr als 80.000 Studenten eingeschrieben. Die öffentlichen Grundschulen und High Schools versorgen mehr als 110.000 Kinder und Jugendliche. (QUELLE: City of Vancouver)

BILDUNG II Vancouver liegt beim Ausbildungsstand seiner Bevölkerung weit über dem kanadischen Durchschnitt. 63 Prozent (a) aller Erwachsenen haben ein College oder eine Universität besucht, 39 Prozent (b) können einen Hochschulabschluss vorweisen. (a)

(b)

(QUELLE: Vancouver Economic Development Commission, Census 2006)

UNIVERSITäTEN

Vancouver besitzt fünf öffentliche Hochschulen: die University of British Columbia, die Simon Fraser University, die Capilano University, das Emily Carr Institute of Art and Design sowie die Kwantlen Polytechnic University. Dazu kommen fünf private Bildungseinrichtungen im Stadtgebiet. BRANCHENVERTEILUNG Ein Viertel der berufstätigen Bevölkerung von Vancouver ist im Bereich Handel und Dienstleistungen (a) beschäftigt. Auf den Bereich Finanzen und Verwaltung (b) entfallen 18 Prozent, auf Managementtätigkeiten (c) 11 Prozent. Im Wissenschaftssektor arbeiten 8,7 Prozent (d) der Berufstätigen, in der Innenstadt Vancouvers sind es dagegen 12 Prozent. Der Anteil der Arbeiter im produzierenden Gewerbe liegt in ganz Vancouver bei unter 5 Prozent (e).

(a) (b) (c) (d) (e)

(QUELLE: Statistics Canada)

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LIONS-GATE-BR端CKE Die H辰ngebr端cke ist ein Wahrzeichen Vancouvers und verbindet 端ber den Burrard Inlet den Stadtkern mit North und West Vancouver.

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Reid trifft sich an diesem Nachmittag mit einer Immobilienmaklerin, die Solegear bei der Suche nach einem größeren Büro helfen soll. „Ich bewege mich jede Woche 300 bis 400 Kilometer durch die Stadt. Rund zweieinhalb Stunden pro Tag, allein für den Weg ins Büro und zurück. Wenn ich diese Strecke reduzieren kann, ist es mir nur recht“, sagt Reid. „Es gibt auch anderswo viele Biotechunternehmen, sodass wir bei einem Umzug nicht den Anschluss verlieren würden.“ Vancouver kann auch für sich in Anspruch nehmen, der Geburtsort der Brennstoffzelle zu sein. „Ballard Power Systems legte in den frühen 1980er-Jahren die Grundlage für einen Cleantechcluster, von dem wir alle profitieren“, sagt Andreas Truckenbrodt, CEO der Automotive Fuel Cell Cooperation (AFCC), einem Joint Venture von Daimler, Ford und Ballard. Das Unternehmen wurde 2008 gegründet, um die Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen für den Automobilbereich voranzutreiben, und beschäftigt heute 230 Fachleute. „Vancouver ist aus historischen Gründen ein idealer Standort, an dem wir auf Ergebnisse aus der akademischen Welt und vor allem auf gut ausgebildete Mitarbeiter zugreifen können“, sagt der Münchner, der seit 2007 in der Stadt lebt. „Die Stadt ist eine gute Mischung aus der entspannten Atmosphäre der Westküste, Technologiekompetenz und gutem Spürsinn für Geschäftsideen. Diese Kombination ist selten.“ Der Beweis für die fruchtbare Zusammenarbeit entsteht wenige Hundert Meter von seinem Büro entfernt. Hier wird Mercedes-Benz Kanada ab 2013 die Pilotproduktion von Brennstoffzellenstacks der nächsten Generation aufnehmen. „Brennstoffzellen sind ein relativ neues Technologiefeld für Automobilhersteller, und wir können in Vancouver lernen, wie sich die Fertigung weiter optimieren lässt“, sagt Truckenbrodt bei einem Rundgang durch die makellos weißen Reinräume. In der Innenstadt beginnt es inzwischen zu dämmern. Hinter dem Kongresszentrum gibt ein Wasserflugzeug Gas, um seine Passagiere noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Vancouver Island zu befördern. Toby Reid hat seine letzte Besprechung beendet und macht einen Abstecher in die Water Street. Auf der Einkaufszeile im historischen Gastown-Viertel holt er sich noch einen Kaffee für die Überfahrt nach North Vancouver. Und dann ist er im Pendlerstrom der Waterfront Station verschwunden, die Vancouvers kreative Köpfe in einem endlosen Kreislauf durch die Stadt pumpt.

GEBäUDEEFFIZIENZ Unter den nordamerikanischen Städten nimmt Vancouver schon heute einen der Spitzenplätze ein, was die Energieeffizienz der Gebäude betrifft. Nur San Francisco, Washington, Pittsburgh und besonders Seattle sind laut Economist Intelligence Unit momentan noch etwas besser. Laut Masterplan Vancouver 2020 wird allerdings eine weitere Reduzierung des

– 20 %

Energieverbrauchs der bestehenden Gebäude um 20 Prozent angepeilt. (QUELLEN: Vancouver 2020: A Bright Green Future, Economist Intelligence Unit, Siemens)

FILMINDUSTRIE

1.300.000.000 Nach Los Angeles und New York City ist Vancouver einer der wichtigsten Standorte

für Film- und Fernsehproduktionen Nordamerikas. 239 Kinofilme mit Produktionskosten von 1,3 Milliarden kanadischen Dollar wurden allein 2009 hier realisiert. (QUELLE: British Columbia Fim Commission)

DAIMLER IN VANCOUVER BRENNSTOFFZELLENFORSCHUNG

Die Automotive Fuel Cell Cooperation (AFCC) wurde im Februar 2008 als Joint Venture zwischen Daimler, Ford und Ballard Power Systems gegründet. Das Unternehmen konzentriert sich auf Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen für Fahrzeuge. Parallel dazu wird Mitte 2012 eine Brennstoffzellenfertigung von Daimler in Vancouver ihren Betrieb aufnehmen.

HYPERLiNK

„Die Brennstoffzellenstacks, die wir in Vancouver entwickelt haben, sind heute weltweit führend.“

Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DAIMLER-TECHNICITY.COM/SERIE-VANCOUVER

Andreas TRUCKENBRODT, CEO der Automotive Fuel Cell Cooperation

• INTERVIEWS (1) mit Andreas TRUCKENBRODT, CEO der Automotive Fuel Cell Cooperation (AFCC). (2) mit Sandra PHILLIPS, Business Development Managerin car2go Canada. (3) mit Gordon PRICE, Direktor des City Program an der Simon Fraser University (SFU) in Vancouver. • VIDEO Unterwegs in Vancouver mit Toby REID, Gründer und CEO von Solegear Bioplastics. • FOTOGALERIE Leben, Arbeit und Fortbewegung in Vancouver.

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CAR2GO Im Juni 2011 startete car2go, das innovative Mobilitätskonzept von Daimler, in Vancouver – nach Austin in den USA die zweite Stadt in Nordamerika. Innerhalb von sechs Monaten meldeten sich schon 10.000 Vancouver Bürger bei car2go an. Die Flotte mit 225 smart fortwo verzeichnet rund 7.000 Mietvorgänge pro Woche mit einer durchschnittlichen Fahrtstrecke von acht Kilometern.

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DIGITaL Zusätzliche Inhalte zu den Artikeln dieser Ausgabe finden Sie unter DAIMLER-TECHNICITY.COM VIDEO

FOTOGALERIE Die brasilianische Metropole Curitiba ist mit dem weltweit ersten Bus-Rapid-Transit(BRT)System Vorbild für multimodale Verkehrssysteme in aller Welt. Eine Rundfahrt durch Curitiba mit dem Stadtplaner, Architekten und BRT-Vater Jaime LERNER.

ONLINE SPECIAL

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INTERVIEw

Der Mercedes-Benz F 125! demonstriert schon heute die emissionsfreie Mobilität der Luxusklasse im Jahr 2025. Verfolgen Sie alle Entwicklungsschritte des wegweisenden Forschungsfahrzeugs von der Konzeptphase bis zum visionären Telematiksystem.

Auf der Tokio Motor Show präsentierte Mitsubishi Fuso mit dem in Japan entwickelten Canter Eco Hybrid den Vorreiter der hybriden Mobilität der Zukunft im Güterverkehr. DAIMLER-TECHNICITy.COM/HyBRIDNATION

VIDEO Wie im Daimler Research & Development Center in Ulm permanent an der Effizienzsteigerung von Fahrzeugen aller Baureihen geforscht und gearbeitet wird, erfahren Sie in unserem exklusiven Videobeitrag. DAIMLER-TECHNICITy.COM/RESEARCH-ULM

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FOTOGALERIE Hans-Peter WUNDERLICH, Leiter Interieurdesign bei Daimler, über die außergewöhnlichen Designelemente im Innenraum des Forschungsfahrzeugs Mercedes-Benz Concept A-Class und die mediale Vernetzung als nächsten Quantensprung in der Automobilentwicklung. DAIMLER-TECHNICITy.COM/INTERIEUR

VIDEO Auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas demonstrierte Mercedes-Benz mit der futuristischen DICE-Skulptur ein revolutionäres Augmented-Reality-System zur intuitiven Interaktion von Mensch und Maschine im Fahrzeug. DAIMLER-TECHNICITy.COM/CES2012

Neue Fahrzeugtechnologien und moderne Infrastruktur steigern die Attraktiviät des öffentlichen Personennahverkers (ÖPNV). Hartmut SCHICK, Leiter Daimler Buses und CEO von EvoBus über den Trend zum intelligenten Mix aus Individualverkehr und ÖPNV.

Im kanadischen Vancouver trifft hohe Lebensqualität auf intelligente Stadtplanung mit vielfältigen Mobilitätsoptionen. TECHNICITY begleitet einen jungen Start-upUnternehmer durch seinen mobilen Alltag in der nordamerikanischen Pazifikmetropole. DAIMLER-TECHNICITy.COM/SERIE-VANCOUVER

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IMpressuM uND koNTakT HERAUSGEBER Daimler AG, Kommunikation, HPC E402, 70546, Stuttgart, Deutschland Verantwortlich für den Herausgeber: Thomas Fröhlich Mirjam Bendak Publication Manager: Dr. Josef Ernst

Die konsequente Verbindung der Druck- und Online-Ausgaben von TECHNICITY hilft, neues Wissen noch besser zu veranschaulichen – durch online-exklusive Videos, Bildergalerien und ergänzende Links. Vertiefende Informationen, Hintergründe und Experteninterviews zu den Themen der Druckausgabe finden Sie unter den zu den Artikeln in diesem Heft angegebenen Hyperlinks. DAIMLER-TECHNICITY.COM versorgt Sie darüber hinaus über den zugehörigen News-Channel regelmäßig mit aktuellen Neuigkeiten aus Forschung, Entwicklung und Wissenschaft. Um über die Veröffentlichung neuer Beiträge jederzeit auf dem Laufenden zu bleiben, empfehlen wir Ihnen ein Abonnement unseres – selbstverständlich kostenfreien – RSS-Feeds. Wie schätzen Sie die hier dargestellten Entwicklungen bei Technologie und Mobilität ein? Kommentieren Sie unsere Beiträge und nehmen Sie am aktuellen Innovationsdialog teil.

REDAKTION UND GESTALTUNG Redaktion Daimler AG: Sandra Wagner, Dora Constantinita (Online) Kreativ-Direktion: Wolfram Schäffer Projektmanagement: Susanne Wacker Redaktionsleitung: Matthias Straub Onlineredaktion: Kai-Holger Eisele Redaktion: Annika Zuske Autoren: Martin Fritz, Steffan Heuer, Johann Jungwirth, Martin Kölling, Andreas Kunkel, Peter Thomas, Jochen Wittmann Lektorat: Joachim P. Straßburger Art-Direktion: Helmut Kirsten Gestaltung: Marc Arthofer, Sanna Dietzold, Patrick Klingebiel Fotografen: Gert Albrecht (Illustration), Brett Beadle, Robert Gilhooly, Stefan Hohloch, Sebastian Jud (Illustration), Rafael Krötz, Iassen Markov (Illustration), Michael Meyer (Illustration), Joel Micah Miller, Bernd Schifferdecker (Illustration) ANZEIGEN Anzeigenleitung: Marzena Schneider, design hoch drei GmbH & Co. KG, Glockenstraße 36, 70376 Stuttgart, Deutschand Tel.: +49 711 55037730 Fax: +49 711 55037755 E-Mail: marzena.schneider@design-hoch-drei.de Online: www.design-hoch-drei.de VERTRIEB Daimler AG: Uwe Haspel Vetrieb: Zenit Pressevertrieb GmbH, Stuttgart, Deutschland PRODUKTION Repro und Litho: Dr. Cantz‘sche Druckerei Medien GmbH, Ostfildern/Kemnat, Deutschland Druck: Bechtle, Graphische Betriebe und Verlagsgesellschaft GmbH & Co. KG, Esslingen, Deutschland KONTAKT UND LESERSERVICE Zenit Pressevertrieb GmbH, Postfach 81 05 80, 70522 Stuttgart, Deutschland Tel.: +49 711 7252-268 Fax: +49 711 7252-399 E-Mail: leserservice@daimler-technicity.com Online: www.zenit-presse.de Daimler AG, Kommunikation, HPC E402, 70546 Stuttgart, Deutschland Fax: +49 711 17-790-95251 E-Mail: kontakt@daimler-technicity.com Online: www.daimler-technicity.com/kontakt BILDNACHwEISE S. 1 (Cover) spiraldelight/Getty Images, S. 22 WOHA Architects, S. 23 Yoshikazu Tsuno/AFP Getty Images, S. 24 Radhika Nagpal, S. 25 Nest Labs, S. 26 Massimo Brega/The Lighthouse, S. 27 Alex Howe, S. 60 Ryan Lane/Getty Images, S. 61 Dawin Meckel, Ashwin Kumar, S. 62 Martin Harvey/Getty Images, S. 63 Jorg Greuel/Getty Images, S. 58 Edyta Pawlowska/Fotolia.com, S. 73 Jaime Lerner, S. 79 rizio/Fotolia.com, Fraunhofer, S. 89 Vancouver Park Board, S. 95 Automotive Fuel Cell Cooperation RECHTE Nachdruck und Verwendung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung der Daimler AG. Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion entsprechen. Informationen über Ausstattungen und Zubehör ohne Gewähr. Verbindliche Angaben und Preise enthalten die jeweils gültigen offiziellen Verkaufsunterlagen der Daimler AG. Auch alle anderen Informationen in diesem Heft nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr. TECHNICITY erscheint halbjährlich in den Sprachversionen Deutsch und Englisch. Nummer 1, 3. Jahrgang 2012 ISSN: 2190-0515 © Daimler AG 2012 DAIMLER-TECHNICITy.COM Eine Publikation der Daimler AG

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PROJEKTOR

HYBRIDKULTUR MADE IN JAPAN GUTE WACHSTUMSBEDINGUNGEN FÜR GRÜNE IDEEN Japan gilt als Vorreiter für innovative und umweltschonende Mobilitätslösungen, denn die Liebe zum Detail und Hingabe zur aufwendigen Pflege ist förmlich in der Kultur verankert. So entstehen hybride Technologien und kleine Kunstwerke – wie dieses Bonsaibäumchen.

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TecHniciTy <engl.> die, das; -ys (1, 2), -ies (3, 4); (Abk. T) 1. Eigenname als Zusammensetzung der Begriffe  Tech•no•log’ie (1) und  Ci•ty (2) 2. Magazin, das sich mit der Anwendung von (1) und speziell Mobilität im urbanen Umfeld und in weltweiten Metropolregionen befasst 3. <engl.> für  Tech•ni’zi•tät (3) 4. der technische Charakter einer  In•no•va•ti’on (4)

Freak Diavolo Sekundenanzeige auf fliegend gelagertem Karussell Tourbillon. 8 Tage Gangreserve. Handaufzug. Hemmung aus Silizium. Gehäuse Weissgold 18 Karat.

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MAGAZIN FÜR INNOVATION TECHNOLOGIE MOBILITÄT

AUSGABE 01 2012

TECHNICITY MAGAZIN FÜR INNOVATION TECHNOLOGIE MOBILITÄT

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INNOVATIONSREGIONEN VANCOUVER

SERIE TEIL 2 VANCOUVER Wo Hochtechnologie, Wirtschaftskraft und kreative Potenziale zusammenkommen, liegen KANADA

ihren spezifischen Mustern urbaner Mobilität.

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TECHNICITY besucht die innovativsten Ballungsräume und begleitet fortan die lokalen Macher des ökonomischen Erfolgs durch ihren Alltag zwischen Arbeit,

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die Innovationsregionen der Welt, jede von ihnen mit

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Freizeit und Fortbewegung.

Japan setzt auf innovative Hybridlösungen: ein Technologiereport aus einem der fortschrittlichsten Länder der Welt. ISSN 2190-0515

MEXIKO TECHNICITY MAGAZIN FÜR INNOVATION TECHNOLOGIE MOBILITÄT Eine Publikation der Daimler AG © Stuttgart 2012

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AUTOMATISIERUNG

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Wie durch vernetzte Automatisierungsprozesse technische Abläufe in Mobilität, Arbeitswelt und Alltag drastisch vereinfacht werden.

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AUSGABE 01 2012 6,50 EUR 9,00 USD 60,50 CNY

EINE PUBLIKATION DER DAIMLER AG

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