Dahoam Ausgabe 1/2012

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Das alte Handwerk Müller: Nahe Wolfratshausen hat es überlebt

Mühle und Wohnhaus am Moosbach

Hölzernes Wasserrad der Eglinger AngerMühle

Das Wandern ist des

Müllers Lust

Der „wandernde Müller“ und die „klappernde Mühle“ kommen heute fast nur noch in Liedern oder Geschichten vor – das alte Handwerk Müller existiert in seiner ursprünglichen Form zumeist nur noch im Museum. Eine der wenigen Ausnahmen ist die Anger-Mühle am Eglinger Moosbach.

S

eit Menschengedenken wird Getreide zu Mehl gemahlen, lange vor unserer Zeitrechnung mit Hilfe von Steinmörser und Reibstein, später dann mit Wasser-, Windoder Tierkraft betriebenen Mühlen. Im Mittelalter gab es in fast jedem Dorf zumindest eine eigene Mühle. Auch der deutsche Familienname „Müller” stammt aus dieser Zeit.

Das Berufsbild des Müllers über die Jahrhunderte Obwohl Mehl schon damals ein Grundnahrungsmittel war, galt das Müllergewerbe im Mittelalter als anrüchig und zählte zu den „unehrlichen“ Berufen. Aufgrund der schwierigen Kontrollierbarkeit des Mahlertrages wurden viele Müller des Betrugs bezichtigt. Erst nach Ende des Mittelalters war es den Müllern möglich, eine eigene

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Zunft zu bilden. Der Müller war seit dieser Zeit ein angesehener Mann im Dorf. Mit dem Konjunkturaufschwung im Anschluss an den 2. Weltkrieg setzte dann ein großes Mühlensterben ein. Mit den neuen industriellen Kunstmühlen wurde der ursprüngliche Beruf des Handwerksmüllers durch den Industriemüller ersetzt. Das mittlerweile fast schon nostalgische Bild des Müllers, mit Zipfelmütze und Mehlsack über der Schulter, wurde durch das Bild vom Müller mit Silofahrzeug abgelöst.

Frisch gemahlenes Vollkornmehl

Die Eglinger Anger-Mühle Auch die Geschichte der Eglinger AngerMühle begann bereits 1406. In den Besitz der Familie des heutigen Betreibers Franz Schölderle ging die Mühle aber erst im Jahr 1935. Besitzer Max Schölderle übergab diese 1974 seinem Sohn Franz, der den Beruf des Müllers noch in seiner ursprünglichen Form vom Vater erlernt hat. Als Franz Schölderle 1949 geboren wurde, hatte sein Vater die Mühle bereits modernisiert, indem er die Mühlsteine durch Walzenstühle ersetzte. Eine Mühle mit Walzenstühlen stellte sich als deutlich wartungsärmer und leistungsfähiger dar, da die Mühlensteine je nach Betrieb der Mühle alle zwei bis sechs Wochen in schwieriger Handarbeit


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