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Dorfkneipen

Foto: Stadtarchiv Crailsheim

WILDE TANZSTUNDEN UND ERHOLSAME WALDIDYLLE

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Eingebettet zwischen Hohenloher Ebene, Frankenhöhe und Ellwanger Bergen befindet sich der Landgasthof Neuhaus am zweithöchsten Punkt des Landkreises Schwäbisch Hall. Von außen betrachtet wirkt das Gasthaus an der Landstraße zwischen Crailsheim und Bergbronn unscheinbar und etwas in die Jahre gekommen, doch im Inneren entfaltet es seinen zeitlosen Charme. Gastwirt Helmut Fach öffnet Tür und Tor für einen Blick in die Lokalgeschichte.

Seit dem späten 18. Jahrhundert kümmert sich die Familie Fach um Ausflügler, Reisende und Stammgäste.

Foto: Stadtarchiv Crailsheim

INFO

Vom Gasthaus zum Baubüro In den 50er-Jahren fand der Spatenstich für die Wasserleitung zwischen Wört und Rudolfsberg (Kreßberg) hinter dem Gasthaus statt. Kurios: Das zugehörige Baubüro quartierte der Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg in der Gastwirtschaft ein. Seit circa 1760 ist der Gasthof in Familienbesitz. Ursprünglich diente die Niederlassung auf der Anhöhe zwischen Württemberg und Bayern als Steighaus für Fuhrleute, die dort eine Rast einlegten und ihre Pferde versorgten. Heute führen Helmut Fach und seine Frau Annemarie, „die gute Seele des Hauses“, den Landgasthof in sechster Generation und betreiben zusätzlich eine kleine Landwirtschaft, um die umliegenden Grundstücke zu bewirtschaften. Der heute 75-Jährige wuchs bereits als „kleiner Bub“ in den Wirtshausbetrieb hinein. Beim Namen Fach müssten die Crailsheimer ihre Ohren spitzen, denn der Name ist untrennbar mit der ortsansässigen Engelbrauerei in der Großen Kreisstadt verbunden. Tatsächlich sind beide Familien miteinander verwandt. Georg Fach, Sohn des Gründers der Engelbrauerei, ist der Großvater von Helmut Fach und heiratete in Neuhaus ein. Eine Brauerei und Brennerei gab es dort bereits. Damals kannten die Gäste aus der Region den Landgasthof noch unter dem Namen „Gasthaus zum Löwen“. Brauerei und Brennerei gab die Familie nach dem ersten Weltkrieg auf.

UNTERKUNFT FÜR „EVAKUIERTE“ Einige Jahre später diente das Gasthaus nach dem zweiten Weltkrieg der Unterbringung von „Evakuierten“ aus Stuttgart. In dieser Zeit entstanden Kontakte und Geschichten, die das Gasthaus noch lange prägten. Unter den evakuierten Menschen war der Architekt A. C. Deuble aus Stuttgart, der dem Landgasthof Neuhaus sein

heutiges Antlitz verlieh und während seines Aufenthalts die charakteristische Inneneinrichtung entwarf, die bis heute nichts von ihrem rustikalen Charme verlor. Der große Saal sowie der gemütliche Gastraum und das kleine Nebenzimmer mit hölzerner Wand- und Deckenvertäfelung wirken geradezu zeitlos und laden zum geselligen Verweilen ein. Bis in die 1950er-Jahre hielten die persönlichen Beziehungen an und Gäste aus Stuttgart kamen zur Erholung aufs Land und genossen nicht nur die hohenlohisch-fränkische Natur, sondern auch regionale Spezialitäten wie einen „Dellr sauri Kuddl mit gräschdi Ebiere“ oder „a reechdes Bauraomledd mit roadi Riewe oddr Salod“. Heute sind in Neuhaus vor allem Stammgäste aus Crailsheim oder der näheren Umgebung wie Dinkelsbühl anzutreffen. Ab und zu findet auch der ein oder andere Ellwanger den Weg ins Hohenlohische.

RAUSCHENDE FESTE BIS IN DIE NACHT Ab den 50er-Jahren fanden bis 1963 am ersten Mai und an Himmelfahrt regelmäßig Tanzveranstaltungen statt, erinnert sich Helmut Fach mit einem Lächeln. „Damals gab es die Tanzmetropole in Neustädtlein noch nicht und viele Gäste wanderten nach Neuhaus oder kamen mit dem Fahrrad oder Motorrad zu uns. Im Biergarten stand eine Bühne und die Crailsheimer Stadtkapelle spielte bis tief in die Nacht. Im Freien und im Haus wurde überall getanzt.“ An Gastlichkeit, guter Laune und regionalen Köstlichkeiten fehlt es der Familie Fach bis heute nicht und so bleibt der Landgasthof Neuhaus ein beliebtes Ausflugsziel im Herzen des Magischen Dreiecks. sek

Helmut Fach führt in sechster Generation den Landgasthof.

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Früher führte die L2218 weiter südlich an Neuhaus vorbei.

Foto: Stadtarchiv Crailsheim

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