DIE LETZTE EISZEIT vor 12.000 Jahren verdrängte sie bereits aus Mitteleuropa, danach kehrte sie langsam wieder in die gemäßigten Klimazonen zurück und mauserte sich zum meistverbreiteten Laubbaum Österreichs. Und das, obwohl in den letzten Jahrzehnten der Bestand zugunsten der rascher wachsenden Fichten reduziert wurde. Vielseitige Buche
„Da die Fichte zunehmend zurückgedrängt werden wird, bietet sich eine Rückkehr zu einem ökologisch sinnvollen Buchen-Tannen-Mischwald an. Die Buche, welche unter wärmeren klimatischen Bedingungen gute Voraussetzungen findet, sollte hier wieder mehr zum Einsatz kommen“, begründet Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Kuratorium Wald, die Wahl der Buche zum „Baum des Jahres 2014“. Die Buche (Fagus sylvatica) ist seit jeher der häufigste Laubbaum in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Dem Menschen ist die Buche seit ewigen Zeiten vertraut – so stellten die Kelten als erstes Volk Seife aus Buchenasche her und ritzten ihre Runen in Buchenstäbe – daher unser „Buchstabe“. Zusammengefaltetes 2014 juni
Buchenholz wurde als Schreibtafel genutzt und diente so unseren Vorfahren als Buch. Die Buche findet sich – als von Natur aus meistverbreiteter Baum unserer Breiten – in vielen Namen wieder, wie zum Beispiel Puchberg, Buchholz oder Buchbach. Die Rotbuche selbst bekam ihren Namen durch die leicht rötliche Färbung des Holzes – und nicht ihre Laubfärbung. Das extrem harte Holz wird gerne zur Erzeugung stark beanspruchter Möbel verwendet. So entwickelte vor 150 Jahren Thonet in Wien ein bis heute verwendetes Verfahren, bei dem Buchenholz über Dampf gebogen wird – der ThonetSessel war geboren. In Notzeiten hat man früher auch die kalorienreichen Bucheckern geschätzt, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen sind. Sie enthalten zwar Fagin, einen giftigen Wirkstoff, doch in geringen Mengen überwiegen die Vorteile. Außerdem beseitigt Anrösten das Gift, und auch das Öl aus den Samen ist äußerst gesund. Bitte aber um Vorsicht, wenn Sie die Sommertage für einen Ausflug in den Wald nutzen, denn beim alten Gewitterspruch „Vor Eichen sollst du weichen, doch Buchen musst du suchen!“ ist das einzige, was passt – der Reim. ///
Bild oben: Buchen können ein hohes Alter erreichen – etwa 250 Jahre sind da keine Seltenheit. Bild links: Bei der Rotbuche finden sich immer männliche und weibliche Blüten zusammen auf einem Baum. Hier sieht man die männlichen, die an langen Stielen hängen. Und wenn man genau hinsieht, erkennt man die weiblichen, die paarweise dicht am Ast sitzen.
info
Steckbrief Rotbuche Wissenschaftlicher Name: Fagus sylvatica Familie: Buchengewächse Gestalt: bis zu 40 m hoch Krone: dichtästig, hochgewölbt Stamm: Im Freistand kurz, tief beastet, im Wald bis hoch hinauf astlos. Rinde: Hellgrau, bis ins hohe Alter (kann an die 250 Jahre alt werden) glatt mit weißlichen Flecken. Blätter: 6 – 10 cm lang, glänzend und glatt, eiförmig, ganzrandig- wellig, vorn zugespitzt. Blüten: einhäusig; die männlichen kugelig an langen Stielen in Büscheln herabhängend, die weiblichen zu zweit in einer haarigen Hülle. Früchte: zwei scharf-dreikantige, 1 – 2 cm lange, braune Nüsse (Bucheckern) in einer weichstacheligen Schale, die sich zur Reifezeit mit vier Klappen öffnet. Kuratorium Wald: www.himmel.at
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