crescendo 6/2012, Premium Ausgabe Oktober/November 2012

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h ö r e n & s e h e n

Jazz

Nils Wülker

Gee Hye Lee Trio

Hirnbauchkunst

Lichtblicke

Eine Musikaufnahme ist wie der Versuch, Goethes Sehnsucht nach dem verweilenden Augenblick erlebbar zu machen – im Moment entstanden, für die Ewigkeit gemacht. Mit seinem siebten Album „Just Here, Just Now“ feiert Nils Wülker auch dieses Phänomen. Der klanggeniale Trompeter und Ausnahmekomponist ist ein Meister der Konzentration, des Wesentlichen. Seine einfachen, allerdings nie simplen Melodien klingen weit über den Moment des Erschaffens und Erfassens hinaus, haben noch als Erfahrung Bestand und wirken so tief, wie es eben nur die Herz-, Hirn- und Bauch-Kunst der Musik vermag. Mit seiner fabelhaften Band mit Arne Jansen an der Gitarre, Lars Duppler an Klavier und Hammond, Edward Maclean am Bass und Benny Greb am Schlagzeug, belebt Nils Wülker seine zehn originellen Eigenkompositionen zu musikalischen Geschichten. Immer wieder bilden sich dabei Bilder im Hinterkopf, etwa zu den stimmungsvollen „September Skies“, dem hymnisch optimistischen „Goodbye Sorrow“ oder den swingenden „Itchy Feet“ (was übrigens für Fernweh steht, wie Wülker in einem launigen, bei youtube einzusehenden Filmchen zum Album erklärt). „Just Here, Just Now“ ist ein Prachtstück, das seine Größe im Moment entwickelt, aber erst im Lauf der Zeit entfaltet. GB

“Just Here, Just Now” Nils Wülker (Ear Treat) Wolfgang Haffner

Groovige Herzensangelegenheit Ein neues Album von Wolfgang Haffner, dem vielleicht wichtigsten und sicherlich umtriebigsten Jazz-Drummer im Lande, ist ein Ereignis an sich. Wenn der gebürtige Oberfranke, dafür auch noch einen Haufen illustrer Musikfreunde einlädt, wird es umso interessanter. Eben weil Thomas Quasthoff, Götz Alsmann, Till Brönner oder der Sting-Gitarrist Dominic Miller mehr als nur Kollegen von Haffner sind, hält „Heart of the Matter“, was es verspricht. Haffners viertes Album für Act ist spürbar eine Herzensangelegenheit, die umso deutlicher jener Soundwelt auf den Grund geht, die Haffner schon auf seinen Vorgängeralben erkundet. „Heart of the Matter“ funktioniert dabei wie ein live gespieltes DJ-Set, ein Stimmungsmacher für die Ruhe vor dem Sturm. Immer wieder verweben sich Haffners grenzenlose Grooves mit den Melodien von Eythor Gunnarsson, den Vokalisationen von Thomas Quasthoff, Celine Rudolph oder Shovell, überall singen die Sounds ihr eigenes, schönes Lied. GB

„Heart of the Matter”, Wolfgang Haffner (ACT) Caroll Vanwelden

Shakespeare meets Jazz Ja, es gibt auch belgischen Jazz! Ein gutes Beispiel ist Caroll Vanwelden. Die Sängerin und Pianistin wagt sich mit Thomas Siffling an der Trompete, Markus Faller am Schlagzeug und Mini Schulz am Bass auf ungewöhnliches Terrain: Die Vertonung von 16 Sonetten von William Shakespeare. Nun mag der Eine oder Andere sagen: „Das braucht es nicht!“ Und ich hätte ihm recht gegeben, aber: Die Absolventin der Londoner Guildhall School of Music & Drama erreicht mit cleveren Arrangements eine abwechslungsreiche Mischung: von sanft bis druckvoll, lieblich bis bösartig – alles ist dabei, jedes Sonett hat seinen eigenen „Ton“. Und man bemerkt ganz nebenbei, was für ein hervorragender Dichter, respektive Librettist Shakespeare war. Alles in allem eine wunderschöne europäische Jazzplatte! AH

„Die Würde des Virtuosen beruht daher lediglich auf der Würde, welche er der schaffenden Kunst zu erhalten weiß: Vermag er mit dieser zu tändeln und zu spielen, so wirft er seine eigene Ehre fort.“ Dieses Zitat, ausgerechnet von Richard Wagner, sollte sich manch zirkusakrobatischer Pianobeherrscher auf die Handrücken tätowieren, um es immer dann vor Augen zu haben wenn er seine Fingerfertigkeit über den musikalischen Ausdruck stellt. Gee Hye Lee allerdings lebt es. Der in Südkorea geborenen, in Stuttgart und an Berklee ausgebildeten Jazzpianistin gelingt es, ihre Anfänge in der Klassik, die Erfahrungen im Soul und die fundierte Jazz-Ausbildung zu einem virtuosen, sehr eigenen und hochgradig musikalischen Klavierspiel zu verschmelzen. Mehr denn je auf „Lights“, ihrem dritten Album, eingespielt in einem wunderbaren Trio mit Jens Loh am Bass und Sebastian Merk am Schlagzeug. Neben der gezähmten Virtuosität begeistern dabei vor allem auch ihre eigenen Melodien, etwa die der Ballade „Double You“ oder des Openers „Walking In The Park (With Bap)“, der bei all seiner Kraft eine herrliche Ruhe bewahrt. Am besten kommen ihre Qualitäten allerdings vielleicht bei „Leuchtturm“ zum Ausdruck. Das gut zehnminütige Pianosolo, bei dem nur in der letzten Minute ein wenig Percussion hinzukommt, ist sogar noch im strahlenden Kreis von „Lights“ ein Lichtblick. GB

„Lights“ Gee Hye Lee Trio (HGBS)

K R E F E L D

03.+04.11.2012

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Caroll Vanwelden „Sings Shakepeare Sonnets“ (Jazz‘n‘arts) 41

Infos: www.aaanalog.de


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