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B47837 Jahrgang 9 – 07/2006

Dezember 06 / Januar 07 www.crescendo-magazin.de

Großes Spezial: Klassik und Bildung

Macht Musik klug? Die besten Kindergärten, Schulen und Universitäten So sexy ist das Singen:

Liebeserklärung an Angelika Kirchschlager plus regional Wagner kompakt Live in Berlin

3 Opern – 3 Aufzüge – 3 Abende Marek Janowski dirigiert das RSB

Exklusiv:

Operncomics von Otto und Werner mit Beihefter

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- Violin Concertos in E major & A minor - Concerto for 2 Violins - Brandenburg Concerto No.5 Chamber Orchestra of Europe

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Daniel Hope • Angela Denoke • Waltraud Meier • Burkhard Fritz • René Pape Chor der Deutschen Staatsoper Berlin

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Daniel Barenboim & The West-Eastern Divan Orchestra


crescendo 07 2006 | 3 editorial

Frau Schavan, warum schweigen Sie? Vielleicht könnte sie eher etwas über Literatur schreiben – immerhin liest sie jeden Morgen ein bisschen. Aber Klassik, das sei nun wirklich nicht ihr Thema. Und die musikalische Bildung, tja, dafür sei sie eigentlich auch gar nicht zuständig, das wäre schließlich Sache der Länder und der Kommunen. Und wenn sie nun dazwischen funken würde, käme sie in Teufels Küche. Die Wahrheit ist: Bildungsministerin Annette Schavan hat seit dem Regierungswechsel nicht ein Mal über Musik gesprochen – abgesehen von einigen Grußadressen. Und für crescendo wollte sie nun auch keine Ausnahme machen. Da spielt es keine Rolle, dass im Zuge von PISA und Co. alle über Bildung im Allgemeinen und die Vorzüge der musikalischen Bildung im Besonderen reden. Also haben wir es bei den Landesministern versucht, ob sie uns nicht etwas über die politischen Visionen zur musikalischen Bildung aufschreiben könnten. Nein, war die Antwort, denn erst einmal müssten dazu die Rahmenbedingungen in der Bundespolitik geschaffen werden. Natürlich würden Gemeinden und Länder intensiver in die musikalische Erziehung investieren und studierte Erzieher und Erzieherinnen einstellen – aber dafür fehle der nationale finanzielle Rahmen. Unsere Anfragen machen die wahre Misere des deutschen Bildungssystems deutlich: Jeder verschiebt die Probleme, statt sie anzupacken. Erziehung ist zum Schwarzen Peter geworden. Und den Schulen bleibt nichts übrig, als dauernd neue Evaluationen durchzuführen, die Schüler von einem Test zum anderen zu jagen, um am Ende festzustellen, das sich nichts ändert. All das ist zum Verzweifeln! Schließlich kennt jeder die naheliegenden Lösungen: Länder wie Schweden oder die Schweiz machen es vor. Wir brauchen wissenschaftlich ausgebildete Erzieher in den Kindergärten; Schulbildung reicht nicht als Polit-Propaganda, sondern muss konkret umgesetzt werden. Aber die föderalen Strukturen stehen einer nötigen Bildungs-Revolution im Weg. Pädagogen und Musikbegeisterte haben die Nase voll. Sie sind politikverdrossen und handeln lieber selbst. So wie Götz Werner vom dm-Markt, der Bildungsinitiativen unterstützt, so wie Peter Pfaff, der sich um die Zusammenarbeit von Musikschulen und Kindergärten kümmert. So wie Professor Willi Stadelmann, der die neurologischen Erkenntnisse in pädagogische Visionen verwandelt. Sie alle haben für crescendo aufgeschrieben, warum musikalische Bildung wichtig ist – und wie jeder Einzelne Verantwortung übernehmen kann. Das stimmt, trotz der aktuellen politischen Bankrotterklärung in Sachen Bildung, positiv. Klassik macht Spaß. Das wissen auch die deutschen ComicIkonen Otto und Werner. Sie haben ihre Helden für uns in die Oper geschickt. Die bunte Version einer etwas anderen Bildungsinitiative. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Axel Brüggemann

inhalt Comic 4 Werner und Otto in der Oper 8 Hilary Hahn Die Geigerin gibt Tipps zum Üben

Ranking 10 Die besten Kindergärten, Schulen und Hochschulen Macht Musik klug? 16 Was passiert in unserem Gehirn?

18 Rückblick Kinderbilder der Klassik-Stars 23 Kein Luxusgut Götz Werner will Klassik für alle Hilfe, Klassik-Freaks! 25 Satire über das Wagner-Forum

26 Wahnsinn Wunderkind Bestandsaufnahme: von Mozart bis Charlotte Church Musik aus dem Kleinen 28 Paavo Järvi über Beethoven 30 Rezensionen Die besten CDs und DVDs Angelika Kirchschlager 36 Eine Liebeserklärung 38 Die 10 Besten Weihnachtsgeschenke für Klassikfans Multimedia 41 Wieviel taugen Flatscreens? 43 crescendo special Sonderveröffentlichung HiFi 59 Essay Plattenchef Christian Kellersmann über Freigeister 60 Reise Mit dem DSO beim Joggen Regional 62 Wagner kompakt Termine 64 Die wichtigsten Veranstaltungen in Ihrer Region 66 Lieto fine Ist Daniel Harding der neue Karl Böhm?


comic 4 | crescendo 07 2006


crescendo 07 2006 | 5 comic

KRACH! BUMM! OPER!

Copyright: Ottifant

Oper ist staubig und langweilig? Von wegen! Auf der Musiktheaterbühne werden Stoffe gespielt, die spannender sind als „Harry Potter“ und „Herr der Ringe“. Kein Wunder, dass Comiczeichner sich längst der Oper angenommen haben. Pionier des Musik-Comics ist der Amerikaner Craig Russell. Er hat Wagners „Ring“ und zahlreiche andere Werke gezeichnet – seine Musik ist die Farbe. In Deutschland ist das Genre Oper noch nicht ganz so selbstverständlich. crescendo hat Otto Waalkes und Werner Brösel gebeten, ihre Comic-Helden auf die Bühne zu schicken. Herausgekommen sind zwei augenzwinkernde Cartoons.

Craig Russell ist der bekannteste Opern-

Brosk Als wir diesen Cartoon des

Zeichner. In den USA sind seine Comics längst

niederländischen Comic-Zeichners

Kult. Inzwischen gibt es sie auch in Deutschland

im Internet gesehen haben, hat er

zu kaufen – allerdings nur auf Englisch. Die

auf unsere Mail geantwortet: „Das

Szenen aus dem „Rheingold“ (links) haben

freut mich sehr, in einem deut-

wir mit freundlicher Genehmigung des NBM

schen Klassikmagazin gedruckt zu

Verlages gedruckt. Von Craig Russell sind außer-

werden.“ Er hat sich gleich noch

dem zwei Bände mit unterschiedlichen Opern

einmal an die Arbeit gemacht und

und der „Ring“ in zwei Teilen erschienen.

für uns seine Skizze überarbeitet.

Copyright: Brosk

Otto Waalkes: exklusiv für crescendo schickt er seine Ottifanten auf die Bühne – dabei wollten sie eigentlich ins Stadion.


Copyright: Brösel

comic 6 | crescendo 07 2006

Werner Brösel gratuliert Mozart zum 250. Geburtstag. Auch Rocker haben ein weiches Herz und sind empfänglich für die Klassik. Einzige Bedingung: Es muss kesseln. Von Werner ist gerade ein neuer Hardcover-Sammelband erschienen.

Opernsänger als Comic-Zeichner

Tinten-Tenor und Bilder-Bariton

Rolando Villazón ist ein Tausendsassa. Er sieht aus wie der Mr. Bean der Oper – und so benimmt er sich auch manchmal. Nach den Proben zu „La Traviata“ hat er im Hotel die Szenen nachgemalt. Ein ironischer Blick auf den großen, bunten Opernzirkus, in dem sich die Diven profilieren und die Tenöre um Anerkennung buhlen. Für Villazón ist die Oper ein großer Spielplatz und Reich für tausend und eine Geschichte – die erzählt er nicht, sondern er malt sie. Rolando Villazón Vom Tenor ist als letztes das Arienalbum „Opera Recital“ erschienen, auf dem er sich unter Stabführung von Michel Plasson quer durch die internationale Opernliteratur singt (Virgin).

Baritone stehen meist im Schatten der Tenöre. Bei Simon Keenlyside ist das anders. Wenn er als „Barbier“ in Rossinis Oper auftritt, bleibt kein Auge trocken. Neben seiner perfekt geführten Stimme legt der Sänger größten Wert auf die Schauspielerei und den Ausdruck des Körpers – darauf, dass er das Innenleben seiner Charaktere nach außen kehrt. Keenlyside ist ein sehr kluger Sänger. Um sich zu sammeln malt er – Opernszenen, oder kleine Grafiken. Anders als bei Villazón steht bei ihm nicht der knallende Humor im Vordergrund, sondern eher das melancholische Schmunzeln. So sind sie halt, die Baritone. Simon Keenlyside Vom Bariton ist gerade ein neues Arienalbum erschienen (Sony BMG) Der Brite singt sich auf seinem Debüt-Soloalbum „Tales of Opera“ quer durch die Operngeschichte. Meist mit großem Witz, mit kluger Gestaltung und geschliffener Phrasierung.


Foto: Tina Tahir c/o Shotview photograpers / DG

Das Mutter-Mozart-Projekt auf DVD Die Violinkonzerte

Die Violinsonaten

Klaviertrios

Anne-Sophie Mutter, Violine Camerata Salzburg 2 DVD 073 421-0

Anne-Sophie Mutter, Violine Lambert Orkis, Klavier 2 DVD 073 421-3

Anne-Sophie Mutter, Violine André Previn, Klavier Daniel Müller-Schott, Cello 1 DVD 073 421-6

Ab sofort im Handel

Ab dem 15.12.2006 erhältlich

Ab dem 12.01.2007 erhältlich

„Ich habe mich für das Projekt entschieden, weil ich diese Musik so sehr liebe, weil sie mir Schauer über den Rücken jagt und mich zu Tränen rührt und weil sie die Zuhörer berührt.“ Anne-Sophie Mutter www.annesophiemutter.de · www.klassikakzente.de


titel 8 | crescendo 07 2006

Für crescendo hat Hilary Hahn allen Geigenspielern Tipps aufgeschrieben, wie das Üben richtig Spaß macht. Sie ist eine der besten Geigerinnen der Welt, war schon als Kind erfolgreich. Nun verrät sie ihre Geigen-Geheimnisse.

gekommen (DG). 2007 geht sie auf Deutschlandtournee in Mannheim, Frankfurt, Düsseldorf und Leipzig. Info: www.deag.de

Tipp 1: Zeitlupe Wenn du mit einem neuen Stück beginnst, dann ist es schon gut, alles in Zeitlupe zu spielen und sich auf alles, was in den Noten passiert, zu konzentrieren. Das ist wie in einer Wiederholung beim Fußballspiel – da kann man auch alles besser sehen. Achte beim „Zeitlupenspiel“ auf jede Note, auf jeden Bogenstrich, auf jeden Lagenwechsel, auf jeden Saitenwechsel.

Achte in der linken Hand mal besonders auf den Abstand zwischen den Fingern (welche spielen halbe Noten, welche spielen ganze Noten?). Sage dir still, in welcher Lage du gerade spielst und wie sich dabei der Abstand zwischen den Fingern verändert. Beobachte beim Spielen, wo genau deine Hand auf dem Hals der Geige liegt. Es ist sehr wichtig, beim langsamen Üben das Stück mal mit und mal ohne Vibrato zu spielen. In der rechten Hand, also für die Bogentechnik, ist das genau so. Wenn du langsam spielst, kannst du viel genauer darauf achten, wie viel Bogen du für einen Ton oder einen Strich ausgibst. Dabei kannst du ein bisschen experimentieren, wenn du einen Teil lauter haben willst, musst du mehr Bogen nehmen oder stärker drücken, achte darauf, in welchem Rhythmus das Stück steht, und wie du diesen Rhythmus mit dem Bogenstrich abbilden kannst. Und konzentriere Dich einmal ganz genau auf die Bogenwechsel und ob deine Finger dabei schön locker und flexibel sind. Zähle die Noten, die auf einem Bogenstrich liegen, und denke voraus, schau dir an, wann der Bogen die Saiten wechselt. Für mich ist dieses langsame Üben wichtig, wenn ich ein neues Stück erarbeite. Wenn ich es langsam spiele und dabei auf alles achte, kann ich es irgendwann, wenn ich es schneller spiele automatisch. Tipp 2: Vordenken Das größte Problem beim langsamen Spielen ist, dass es die Verbindung zu dem, wie man ein Stück gern spielen möchte, nämlich im richtigen Tempo, nicht herstellt. Aber es bleibt uns wohl kaum etwas anderes übrig. Was passiert denn, wenn man eine Passage schnell spielt, noch mal und noch mal? Sie entzieht sich uns. Dann eignen wir uns das Stück nie an. Das Problem ist logisch: Beim langsamen Spielen ist das, was beim schnellen Spielen so wahnsinnig schwierig erscheint, viel leichter, weil man sich auf die Einzelheiten konzentrieren kann. Also auf den Finger oder Bogen-

Für Abonnenten: Mehr Hilary Hahn auf der premium-CD (Seite 27)

Foto: Deutsche Grammophon

Von Hilary Hahn ist gerade ein Paganini-Album heraus-

Neulich habe ich einige Kinder und ihre Eltern getroffen, und irgendjemand kam mit der Frage: “Mein Sohn liebt es, irgendwie durch seine Stücke zu geigen, statt sie zu üben. Der Geigenlehrer hat gesagt, dass er langsam üben solle.“ Die Mutter wollte wissen, was der Lehrer damit eigentlich gemeint hat. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man als Schüler mit diesem Rat gar nicht so viel anfangen kann. Denn man will ein Stück doch richtig spielen – und das bedeutet natürlich auch: im richtigen Tempo. Man fragt sich also, wofür das gut sein soll, es erst einmal langsam zu spielen. Man hat ja auch nicht jeden Tag Lust, langsam zu spielen. Auch wenn ich euch hier einige Tipps gebe – wenn Ihr das Gefühl habt, dass Euer Lehrer nett ist und euch versteht, dann sind seine Ratschläge sicherlich besser als meine. Ein guter Lehrer sieht, was du brauchst. Also: Wenn du mal nicht verstehst, was er von dir will, sag es ihm einfach. Er wird dir das sicherlich vormachen.


Das neue Traumpaar der Oper auf DVD:

crescendo 07 2006 | 9 titel

Anna Netrebko & Rolando Villazón

wechsel, die Lage oder den Strich. Ein Musikinstrument zu spielen ist wie Tanzen oder ein Sport: „Momentum“ und „Motion“, der Augenblick und die Bewegung, schaffen erst im Zusammenspiel die Schwierigkeiten, die im Üben nur einfache Serien von Schritten, Runden oder Positionen sind. Es gibt einen Weg, der aus der Praxis des allgemeinen langsam Übens herausführt. Sobald man sich über die Schwierigkeiten eines Stückes bewusst ist, kann man die leichteren Passagen durchaus im regulären Tempo spielen, um es dann, wenn der schwierige Teil kommt zu reduzieren und ein oder zwei Takte in Zeitlupe zu spielen.

in Donizettis Liebestrank

Tipp 3: Körperhaltung

hat viele Mein Lieblingsinstrument r. Ich habe Tasten. Es ist das Klavie Klavierunjetzt seit zehn Monaten Ich heiße terricht bei Herrn Adams. . Marie und bin 8 Jahre alt hnet das Klavier so gerne? Warum magst Du ausgerec n ich gar nicht weiß, was ich Ich mag den Kla ng. Selbst wen n was mir gerade gef ällt – wen spielen sol l, sondern spiele, ist n etwas fröhliches und dan ich traurig bin versuche ich ngt Klavier auf mu ntern. Es kli es so als würde mich das ein fach immer schön. elen, musst du wahrscheinUm richtig gut Klavier zu spi lich ziemlich viel üben? h Tag. Manchmal habe ich auc Ich übe eine halbe Stunde am n terricht zu gehen, ich bin dan gar keine Lust zum Klavierun r Da nn geh ich trotzdem, abe nach der Schule viel zu müde. , freue ich mich wieder richtig nach dem Klavierunterricht t ist stolz, wenn ma n viel gelern bin fröhlich und wach. Ma n en lobt. hat und der Klavierlehrer ein ierspieler? Hast Du einen Lieblingsklav in Jul ia einma l Lang Lang und Ich habe mit meiner Freund uelen die Träumerei von Sch Horow itz gehört, beide spi et row itz viel besser. Er gestalt ber t. Wir fanden beide Ho , am g, sondern eher unterhalts das Stück nicht so langweili schläft beim Träumen nicht außerdem träumt er mehr und en Film über ihn gesehen und ein. Außerdem habe ich ein ich, er macht auch nicht imglaube er ist ein bisschen wie mer was er sol l.

Foto: Ana Bloom

Jetzt kommt etwas ganz Wichtiges. Die Körperhaltung! Wenn du mit falscher Körperhaltung spielst, kannst du später große Probleme bekommen. Denke immer daran: Die Wirbelsäule sollte gerade sein, der Nacken auch, und du solltest unnütze Bewegungen vermeiden, den Körper beim Spielen nicht „verknoten“. Ein Instrument spielen, sollte nicht wehtun, versuch locker zu sein, nichts darf dir wehtun. Auch beim langen Üben nicht. Manchmal merkt man gar nicht, wie falsch man steht – macht doch mal ein Video von dir und schau es dir an. Wenn du keinen Video hast, reicht auch der Schatten an der Wand. Mein letzter Rat ist vielleicht der Wichtigste. Wenn du übst, solltest du dich nicht selbst betrügen, nicht schummeln. Sei ehrlich mit dir, darüber, wo es hakt – dann wird es um so mehr Spaß machen, wenn du ein Stück wirklich beherrscht.

,,Anna Netrebko, eine strahlend schöne Adina voll kühlem Charme und Liebreiz, zeigt ihre makellos schöne, perfekt geführte Sopranstimme. Ihre Höhe ist edel, die Koloraturen funkeln.“ Kronenzeitung GAETANO DONIZETTI L’Elisir d´Amore (Der Liebestrank) Rolando Villazón Nemorino | Anna Netrebko Adina | Leo Nucci Belcore Ildebrando D’Arcangelo Doktor Dulcamara | Inna Los Giannetta Orchester & Chor der Wiener Staatsoper | Alfred Eschwé Live aus der Wiener Staatsoper (April 2005) | Inszenierung Otto Schenk Eine Produktion des ORF 130 Min. | NTSC | Dolby 5.0 Surround & DTS 5.0 Surround mit deutschen Untertiteln | DVD 3 63352 9 Der KlassikPodcast auf www.emiclassics-podcast.de Bestellen Sie unseren kostenlosen Newsletter unter www.emiclassics.de


titel 10 | crescendo 07 2006

Pädagoge Peter Pfaff über Musik in Kindergärten

Die Bedingungen des Kindergartens der Wiener Sängerknaben (Bild) sind selten. Viele KiTas in Deutschland setzen deshalb auf die Zusammenarbeit mit Musikschulen.

„Ja so ein Zimmer, das ist ein Instrument“, tönt das fröhliche Kinderlied von Gerda Bächli durch das Dorfgemeinschaftshaus im oberbayerischen Lorenzenberg. Der Gemeindekindergarten „Berger Spatzennest“ und die kommunale Musikschule unternehmen hier den Versuch, „Musikalische Bildung von Anfang an“ gemeinsam zu gestalten. Das Berger Spatzennest ist kein Kindergarten, auf den die Welt schaut, keine Einrichtung, die durch das sporadische Auftreten von Klassik-Stars bekannt ist, kein Ort, der im Mittelpunkt der Diskussion steht, wenn es um Musik und Bildung geht. Das Berger „Spatzennest“ ist ganz „normal“; solche Kindergärten gibt es überall in Deutschland. Hier versuchen engagierte Menschen, Musik als Teil der Erziehung in den Alltag zu integrieren. Das „Spatzennest“ hat keine große Lobby, jeder Schritt, Neues zu probieren, ist ein langer Weg durch den Dschungel der bildungspolitischen Instanzen, ein

„Das ganze Zimmer ist ein Instrument“ Peter Pfaff leitet eine Musikschule. Politisch wird die musikalische Bildung bei Kleinkindern vernachlässigt. Die Kooperation zwischen Kindergärten und Musikschulen könnte ein Anfang sein, sagt er in crescendo. Kampf mit dem Kompetenzgerangel zwischen Bund, Ländern und besonders den geschröpften Gemeinden. Als naheliegende und praktikable Lösung hat sich die Zusammenarbeit von Musikschulen und Kindergärten herausgestellt. „Den Kindern gefällt es“, sagt Peter Pfaff. „Sie begrüßen den ‚Musikdrachen‘ der Musikschullehrerin Michaela Anetzberger – und sind begeistert. Einmal pro Woche kommt Anetzberger vormittags in die KiTa. Während der vergangenen Tage haben die Kinder mit ihren Erzieherinnen selbst bunte Papierdrachen gebastelt und lassen nun ihre Musikdrachen und federleichte Tücher zu den Klängen der eigenen Stimme durchs Zimmer fliegen.“ „Musik, Sprache und Bewegung sind untrennbar miteinander verbunden“ – mit diesem Zitat von Carl Orff hat Anetzberger schon auf dem Elternabend zu Beginn des Kindergartenjahres in das pädagogische Konzept eingeführt. Die Musikpädagogin hat nach einem Studium der Sozialpädagogik den Studiengang „Elementare Musik- und Bewegungserziehung“ am Orff-Institut der Musikhochschule „Mozarteum“ in

Salzburg absolviert. Und auch das ist Besonders: Denn bislang sind studierte Erzieherinnen an Deutschen Kindergärten eher die Ausnahme. Dass sie nun in Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen der dörflichen KiTa beim Spiel mit den Papierdrachen auf die Querverbindungen von Motorik, Sprachentwicklung, Sozialverhalten und musikalischer Bildung abzielt, versteht der vier Jahre alte Andreas natürlich nicht, aber er verkündet stolz: „Ich hab‘ meinem Musikdrachen ganz viele Noten auf den Bauch gemalt“. Barenboim ist Vorbild Die beteiligte Musikschule wird vom „Zweckverband Kommunale Bildung“ im Auftrag von 16 Gemeinden des Landkreises Ebersberg betrieben. Als Leiter der Musikschule nimmt Pfaff im Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) auch die Funktion des Fachsprechers für die Bildungspartnerschaft von öffentlichen Musikschulen und Kindertageseinrichtungen wahr. Die Idee, musikalische Früherziehung nicht an jedem Bildungsort neu zu


crescendo 07 2006 | 11 titel

Die besten Musik-Kindergärten

*

Kisum Weimar

Kindergarten Wiener Sängerknaben

Kosten

Einkommensabhängig

Einkommensabhängig + Musikgeld 5 – 40 Euro pro Monat

250 Euro im Monat, 10 Mal im Jahr zu entrichten

Öffnungszeiten

Ganztags

6:00 – 17:00

7:30 – 14:30

Internet

www.musikkindergarten-berlin.de

www.kisum-treff.de

www.wskschule.at

Philosophie

Nicht nur Musikerziehung, sondern Erziehung durch Musik.

„Erkläre mir, und ich vergesse. Zeige mir, und ich erinnere. Lass es mich tun, und ich begreife.“ (Konfuzius)

Kinder sollen lernen, fröhlich und ohne Hemmungen zu singen und zu musizieren, sie sollen Musik in jeder Form als Ausdrucksmöglichkeit und „Sprache“ für sich entdecken.

Schwerpunkt

Ganzheitliche Vermittlung musischer Fähigkeiten.

Ganzheitliche Vermittlung musischer Fähigkeiten.

Gesang

Verhältnis Kinder / Erzieher

60 Kinder

42 Kinder / 4 Erzieher und ein Musikpädagoge

24 Kinder / 1 Erzieher, ein Musik- und Gesangspädagoge

Pädagogisches Konzept

Elemente der musischen Vermittlung werden in allen abzudeckenden Bildungsbereichen aufgegriffen und fließen als fester Bestandteil in den normalen Tagesablauf der Kinder ein.

Den Kindern keine Übungswelten schaffen, sondern sie im täglichen Leben lernen lassen. Dabei soll nicht nur Musik, sondern, allgemeiner, Kunst und Kultur zum Bestandteil des Alltags werden.

Der Kindergarten bietet einen ganzheitlichen Zugang zur Musik. Musik ist nicht auf tägliche Unterrichtseinheiten beschränkt, sondern im Kindergartenalltag präsent. Jedes Thema wird mit Musik aufbereitet.

Aufnahmealter

Ab 2 Jahren

Ab 1 Jahr

Ab 4 Jahren

Besondere Zusammenarbeit

Unterstützt werden die Erzieher durch regelIm musikalischen Bereich tauscht sich mäßige Besuche Daniel Barenboims und von Kisum regelmäßig mit der Abteilung Musikern der Staatskapelle Berlin und des „Elementare Musikpädagogik“ der Weimarer Staatsopernchores, die als Berufsmusiker ihre Musikhochschule aus. Crescendo140 x 131mm.fh 26.10.2006 15:47 Uhr Seite 1 Leidenschaft und ihr Können weitergeben.

Der Kindergarten ist den Wiener Sängerknaben angeschlossen. Besonderen Wert legt man auf gesunde Stimmen, es gibt selbstverständlich eine logopädische Betreuung. C

M

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CY CMY

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* Die Tabelle hat Claudia Elsässer im Auftrag von crescendo erstellt. Weitere Musikkindergärten mit dem „Felix“ Gütesiegel für musikalische Bildung finden Sie unter: www.dcvg.de/felix.html

BASF-Benefizkonzert erfinden, sondern das Personal von Musikschule und KiTa zum fachlichen Dialog zu motivieren, ist dabei zu einer Art Mission geworden. „‚Leuchtturmprojekte‘ wie das von Daniel Barenboim in Berlin initiierte Musikkindergarten-Projekt können für uns nur Vorbilder sein“, sagt Pfaff. „Flächendeckend wird dieses optimale Konzept langfristig sicherlich nicht durchsetzbar sein. Aber Kindertagesstätten müssen trotzdem nicht auf musikalische Bildung verzichten.“ KiTas und Musikschulen arbeiten professionell mit öffentlichem Bildungsauftrag in allen Regionen Deutschlands. Dabei sollen keine Sondersituationen geschaffen werden, sondern Modelle, die an jedem Ort nachvollziehbar sind. Zunächst gibt es viele Vorbehalte, gar Ängste, zu überwinden. Schließlich wurde die Qualitätssicherung der öffentlichen Einrichtungen jahrzehntelang über die Verteilung der öffentlichen Finanzzuschüsse und Sachmittel gesteuert. Kein Wunder, dass sich die an der Bildungsarbeit Beteiligten zunächst um „Räume und Töpfe gestritten“ haben. Das sieht heute anders aus, denn der neue, umfassende und Bitte lesen Sie weiter auf Seite 13

Claudio Abbado & Friends Widmann Mozart Brahms

Maria João Pires, Klavier Konzert zu Gunsten des Mahler Chamber Orchestra

Foto Abbdo: Georg Anderhub

Foto: Wiener Sängerknaben

MusikKindergarten Berlin

7. 12. 2006, 20:30 Uhr BASF-Feierabendhaus Ludwigshafen Tickets: 0621 60-9 99 11 www.basf.de/kultur


titel 12 | crescendo 07 2006

Die besten Musik-Schulen* GoetheGymnasium (Demmin)

Musikgymn. Carl-PhilippEmanuel Bach (Berlin)

Schloss Belvedere (Weimar)

Schule der Wiener Sängerknaben (Wien)

Peter-AltmeierGymnasium (Montabaur)

Humboldt Gymnasium (Köln)

GoetheGymnasiasten Rutheneum (Gera)

Sächsisches Gymnasium für Musik (Dresden)

Status

Musikgymnasium/ Ganztagsschule/ Internat

Musikgymnasium/ Ganztagsschule/ Internat

Musikgymnasium/ Internat

Privates Realgymnasium

Landesmusikgymnasium/ Internat

Gymnasium

Gymnasium

Gymnasium/ Internat

Schüler

150 Schüler

165 Schüler

120 Schüler

95 Schüler

425 Schüler

450 Schüler

580 Schüler

144 Schüler

Internet

www.cantemus.de

www.musikgymnasiumberlin.de

www.musikgymnasiumbelvedere.de

www.wskschule.at

www.musikgymnasium.de

www.humboldt-koeln.de

www.th.schule. de

www.landesmusikgymnasium.de

Internat

7,40 Euro pro Schultag, das Wohngeld kann auf Antrag dem Einkommen der Eltern angepasst werden. Im Internat befinden sich 20 Klavierübungsräume.

184 - 230 Euro im Monat. Frühstück: 2,02 täglich, Abendessen: 2,12 täglich.

Unterkunft und Verpflegung jährlich ca. 2500 Euro. An den 14-tägig wiederkehrenden Heimfahrtwochenenden ist das Internat geschlossen.

10 Mal jährlich 210 Euro.

220 Euro monatlich für Schüler aus RheinlandPfalz. 270 Euro für Schüler aus anderen Bundesländern.

Kein Internat. Aber folgende Kosten: 5,50 Euro/Monat für Ensembleunterricht + Kosten für Instrumentalunterricht.

Kein Internat. Klavier, Orgel, Gitarre und Gesang ist kostenlos. Bei anderen Instrumenten Vereinbarungen mit der Musikschule „Heinrich Schütz“.

Internatskosten: zur Zeit monatlich ca. 215 Euro. Verpflegung: 3,10 Euro� (Frühstück und Abendbrot), Mittagessen für 1,90 bis 2,30 Euro.

Ausbildungsschwerpunkte

Musizieren, Theorie, Gehörbildung und Musikgeschichte; Klavier (Gruppen mit zwei Schülern) und Chorerziehung.

2 Std./Woche Einzelunterricht im Hauptinstrument, je 1 Std. Tonsatz/ Gehörbildung, Klavierunterricht ab Klasse 6., jährlich zwei Pflichtvorspiele.

Klassenunterricht Musikkunde, Gruppenunterricht in Musiktheorie und Gehörbildung, Rhythmik, Einzelunterricht im Hauptfach und Ergänzungsfach Klavier. Chor.

Musiktheorie, Gehörbildung, Rhythmusschulung, Musikgeschichte, Werk- und Instrumentenkunde. Rund 80 Bühnenauftritte.

Fachlich qualifizierte Ausbildung: Gehörbildung am Instrument oder mit der Stimme – und Einzeltraining dazu am Computer, Musikgeschichte, Musiktheorie.

Musikanalyse, Instrumentalunterricht, Ensemblearbeit, Musiktheorie, Förderung sozialer Kompetenzen.

Musikalische Ausbildung beginnt ab Klasse 9 mit 6 Wochenstunden.

Hauptfach Klavier oder Orchesterinstrumentalisten, Ensemblespiel, Kammermusik, Chor, Orchester, Tonsatz, Gehörbildung, Musikgeschichte.

Projekte

Bigband, Jazzprojekte, Vokalgruppen, Kammermusik, Stimmbildung und Begleitgitarre ab Klasse 8.

Vielfältige Möglichkeiten, sich im Ensemble- und Orchesterspiel sowie im Chorgesang fortzubilden.

Jury-Wettstreit der Klasse 11. Solistische und kammermusikalische Leistungen werden verglichen.

Rund 80 öffentliche Auftritte im Jahr.

Vokale und instrumentale Ensembles: Sinfonieorchester, Vororchester, Blasorchester.

Improvisation, Arrangement, Kompositionswerkstatt, Musikanalyse, Vokalensemble, Streichorchester, etc.

Rhythmik, Dirigieren, Mitwirkung im Kammerorchester.

Unterschiedliche Auftrittsmöglichkeiten.

Profil

Intensive und qualitativ hochwertige Ausbildung auf allen musiktheoretischen und musikpraktischen Feldern. Das individuelle musikalische Lernen geht in einer sehr anspruchsvollen Chor- und Ensemblearbeit auf.

Seit 1950 unterrichten Dozenten und Professoren der beiden Berliner Musikhochschulen. Neben Klassik stehen auch Jazz und Pop auf dem Stundenplan.

Instrumentalausbildung liegt in den Händen von Professoren und Lehrbeauftragten der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar. Zusammenarbeit mit der „Staatskapelle Weimar“

Unterricht entsprechend dem Lehrplan eines Realgymnasiums, Vernetzung von Schule und musikalischer Ausbildung

Musikalische Begabungen finden, entwickeln, angemessen fördern. Musik intensiv und eigenschöpferisch erlebbar machen.

Gymnasium mit musikalischem Schwerpunkt und Musikzweig, aber ohne universitäre Anbindung.

Gymnasium mit musikalischem Schwerpunkt und großem Angebot jenseits des Stundenplans.

Dozenten der Hochschule „Carl Maria Weber“. Gezielte Förderung musikalisch talentierter und motivierter Kinder.

Aufnahmekriterien

5. Klasse: Zwei Lieder, Umgang mit Notentext, Töne und Melodien richtig singen; 6.-12. Klasse: Instrumentale, theoretische und gesangliche Fähigkeiten, Gehörbildung.

Eignungsprüfung auf einem Instrument, Überprüfung des Gehörs, elementare Kenntnisse in Musiktheorie. Gespräch zur Allgemeinbildung.

Vorspiel auf dem Instrument, Überprüfung der Musiktheorie und Gehörbildung, Gespräch über Familie, Schule und Internat.

Die WSK kann nur von Schülern, die Mitglieder eines Chores der WSK sind besucht werden. Stimmbegabung.

Eignungsprüfung umfasst Hörtest, Rhythmus, Singen, Instrumental-Vorspiel. Vier verschiedene musikalische Tests.

Dreiteiliger Aufnahmetest: Instrument, Gehör/Stimme, Musik und Bewegung.

Singen eines selbst gewählten Liedes ohne Instrumentalbegleitung, Hören und Singen von Intervallen, Erkennen und Nachklopfen von Rhythmen.

Nachweis der musikalischer Fähigkeiten. Für jedes Instrument liegen die zu erbringenden Leistungen fest. Beispiel Klavier: Vortrag einer Etüde, Werke aus vier Stilepochen (auch einzelne Sätze).

* Diese Tabelle hat Claudia Eslässer im Auftrag von crescendo erstellt. Alle Musikgymnasien und Schulen mit musikalischem Schwerpunkt finden Sie unter: www.miz.org


crescendo 07 2006 | 13 titel

Ein neues Projekt beginnt

B UX T E H U D E

Sämtliche Werke

TON KOOPMAN

Eliteschule: Das Internat der Wiener Sängerknaben

Foto: Wiener Sängerknaben

Opera Omnia

anspruchsvolle „Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan“ (BayBEP) richtet Leitgedanken und Bildungsziele für den Bereich der elementaren Musikpädagogik so überzeugend auf die frühkindliche Entwicklungsdynamik, dass sich Erzieher und Musikpädagogen gleichermaßen angesprochen fühlen. Zwischen gut gemeint und gut gedacht Für den „Dialog auf Augenhöhe“ hat der VBSM bereits im vergangenen Jahr einen Rahmen geschaffen. Beim „1. Fachtag zur Kooperation von öffentlichen Musikschulen und Kindertagesstätten“ diskutierten rund 60 Experten aus Kindertagesstätten, öffentlichen Musikschulen und Aufsichtsbehörden über die vielfältigen Möglichkeiten des partnerschaftlichen Miteinanders. Dabei stellten sie zwei grundsätzliche Bedingungen auf: 1. Es müssen die Qualitätsprinzipien eingehalten werden, indem nur Fachpersonal mit anerkannter Berufsausbildung für den Elementarbereich eingesetzt wird. 2. Es sollten rasch Bildungsangebote etabliert werden, die allen Kindern einer Tageseinrichtung zugutekommen – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder dem Bildungsanspruch ihrer Eltern. Das will auch die Musikpädagogin Michaela Anetzberger im Kindergarten „Spatzennest“. Ohne Angst betritt sie das Neuland der 23-köpfigen Kindergruppe unterschiedlichen Alters: „Ich bin schließlich nicht allein. Wir haben das Konzept gemeinsam erarbeitet, bereiten die Stunden gemeinsam vor und leiten die musikalische Früherziehung über zwölf WoSimon Ziegenberg, 12 Jah chen und drei Projekttage im Tandem.“ Viel Arbeit re, singt im Berliner Domcho für die Erzieherinnen und die Musikschullehrerin. r: Zwischen gut gemeint und gut gemacht liegt nun Ich finde Singen macht Spaß, mal jede Menge Arbeit, das wissen alle Beteiligten we il ich verschied en e Mu sikdes gemeinsamen Früherziehungsprojekts aus ihstile singen kann. Ich kann dabei rem Berufsalltag nur zu gut. abreagieren und dadurch, dass ich mein „MusikDas „Spatzennest“ profitiert von der Zusaminstrument“ immer dabei habe auch einfach auf menarbeit mit der örtlichen Musikschule. Und inder Straße oder unter der zwischen ist es so etwas wie ein Modell für andere Dusche anfangen zu singen. Ich singe gerne mo Einrichtungen geworden. Ein Beispiel dafür, wie vor rgens im Bad damit ich wach werde, aber auch Ort die Musik als Teil der Erziehung Einzug halten sonst singe ich gerne. Ich finde es toll, dass ich kann – so erfolgreich, dass die politischen Gremien, mit meiner Stimme die ihre Verantwortungen noch immer hin und her viel präziser als mit einem Klavier lauter oder schieben, hier viel lernen können. Moritz Meinken leiser singen kann. Es gibt in meinen Chor auch Chorfahrten. Die sind manch mal mit Auftritten verbunden, ich kann abend s mit den Betreuern Quatsch machen.

CC 72240 Buxtehude:

Opera Omnia I

Cembalowerke Vol. 1 Ton Koopman, Cembalo 2 CD im Schuber

CC 72241 Buxtehude:

Opera Omnia II

Buxtehude: Wacht! Euch zum Streit gefasset macht. DAS JÜNGSTE GERICHT Oratorium in 3 Teilen 2CD im Schuber Nach dem Abschluss seines Bach-Kantaten-Projektes Beginnt Ton Koopman mit der Aufnahme aller Werke von Dietrich Buxtehude.

Vertrieb für den deutschen Fachhandel: SunnyMoon Distribution GmbH Keppentalerweg 3b – 55286 Wörrstadt Tel.: 06732-9361 0 mail@sunny-moon.com / www.sunny-moon.com


titel 14 | crescendo 07 2006

Die besten Musik-Hochschulen* Hochschule für Musik Hanns Eisler (Berlin)

Universität der Künste (Berlin)

Hochschule Carl Maria von Weber (Dresden)

Hochschule für Musik (Freiburg)

Hochschule für Musik (Hamburg)

Hochschule für Musik (Karlsruhe)

Hochschule für Musik (München)

Hochschule für Musik Franz Liszt (Weimar)

Studiengänge

Instrumente, Dirigieren, Gesang, Jazz, Komposition, Korrepetition, Musiktheater, Regie.

Instrumente, Dirigieren, Komposition, Kirchenmusik, Tonmeister, Jazz. (Bachelor, Master of Music).

Dirigieren, Korrepetition, Instrumente, Gesang, Jazz/ Rock/Pop, Klavier, Orchestermusik, Musikpädagogik.

Chorleitung, Instrumente, Orchester, E-Musik, Komposition, Gesang, Klavier.

Komposition, Multimed. Komp., Instrumente, Dirigieren, Kirchenmusik, Jazz, Gesang.

Instrumente, Dirigieren, Komponieren, Neue Musik.

Instrumente, Gesang, Komposition, Dirigieren, Kirchenmusik, Klavier.

Instrumente, Dirigieren, Gesang, Musiktheater, Alte Musik, Neue Musik, Kulturmanagement

Dozenten

Jörg-Peter Weigle (Chordirigieren), Jürgen Ganzer (Komponieren), Thomas Quasthoff (Gesang), Peter Konwitschny (Regie)

Daniel Ott (Komposition), Wolfgang Seifen (Orgel), Walter Zimmermann (Komposition), Jaques Rouvier (Klavier)

Georg-Christoph Sandmann, Ekkehard Klemm (Dirigieren), Günter Friedrich (Violine), Günter Schwarze (Komponieren)

Wolfgang Newerla, Angela Spohr (Gesang), Michael Leuschner (Klavier), Rainer Kussmaul (Violine)

Dominik Neuner, Albrecht Faasch (Regie), Peter Holtslag (Alte Musik), Niklas Schmidt (Saiteninstrumente)

Wolfgang Rihm (Neue Musik), Andreas Weiss (Dirigieren), Christiane Hampe (Gesang), Sontraud Speidel (Tasteninstr.)

Juliane Banse, Wolfgang Brendel (Gesang), Ana Chumachenco (Violine), Edgar Krapp (Kirchenmusik)

Bernhard Klapprott (Hist. Tasteninstrumente), Peter Waas (Klavier), Ralph Philipp (Kulturmanagement)

Profil

Die Einrichtung unter Leitung von Christhard Gössling verfügt über Sinfonieorchester, Kammerorchester, Chor, Studioorchester uva.

Unter Dekan Patrick Dinslage ist die UdK eine renommierte Hochschule mit zahlreichen Orchestern und Auftrittsmöglichkeiten.

Neben Opernklasse und Orchesterausbildung bestimmen Neue Musik sowie wissenschaftliche Arbeitsfelder das Profil.

Pionierarbeit hat die Hochschule mit dem 1954 von Wolfgang Fortner gegründeten Institut für Neue Musik geleistet. Heute eine Allround-Schule.

Künstlerische Exzellenz in gesellschaftlicher Verantwortung ist das Leitmotiv für die Arbeit der Hochschule für Musik.

Zur Zeit sind 530 Studenten an der Musikhochschule immatrikuliert. Der Lehrkörper umfasst 60 Professoren und 140 Lehrbeauftragte.

Die traditionsreiche Hochschule hat ein großes Orchester-, Chorund Kammermusikangebot.

Lehrkräfte bilden ihre Studierenden aus aller Welt in der Tradition von Franz Liszt aus.

Internet

www.hfmberlin.de

www.udkberlin.de

www.hfmdd.de

www.mhfreiburg.de

www.hfmthamburg.de

www.hfmkarlsruhe.de

www.musikhochschulemuenchen.de

www.hfmweimar.de

* Diese Tabelle bietet nur einen ersten Überblick, den Axel Brüggemann für crescendo erstellt hat. Alle Musikhochschulen unter: www.hochschulkompass.de

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crescendo: Herr Runge, wie wählt man die passende Musikhochschule aus?

Runge: Das Wichtigste sind die Professoren. Man sollte erst einmal schauen, welche Dozenten für das eigene Instrument an den Hochschulen arbeiten. Und danach sollte man der Frage nachgehen, was für Angebote die Musikhochschule hat: Gibt es Opernproduktionen oder Kammermusikensembles? crescendo: Woher weiß man überhaupt, ob ein Studium der richtige Weg ist?

Runge: Man muss ehrlich zu sich sein. Ein Musikstudium gibt keine Garantie auf irgendetwas. Man muss an seine Passion glauben, daran, dass es nichts anderes gibt, als das Ziel Musik zu machen – egal wie. crescendo: Die größte Aufregung ist für die meisten das Vorspiel. Was sollte man dabei besonders beachten?

Runge: Man sollte sein, wie man ist. Es gibt Professoren, die auf besonders eigenwillige Interpretationen stehen, andere lieben das solide Spiel. Es ist also egal, wie man spielt – die Interpretation sollte nur nahe an einem selbst sein. Vielleicht hilft es, sich vor dem Vorspiel noch einmal darüber bewusst zu werden, dass man nicht für irgendjemanden spielt, sondern allein für sich. Der Rest wird sich fügen.

Foto: Thomas Rabsch

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Studien-Tipps von Professor und Cello-Star Eckart Runge

Eckart Runge ist Mitglied des „Artemis-Quartetts“ und außerdem als ordentlicher Professor an der Hochschule der Künste in Berlin tätig. Dort kümmert er sich besonders um die Kammermusik.


P R E S E N T E D

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D E A G

C L A S S I C S

PRÄSENTIERT

ANNA NETREBKO·ROLANDO VILLAZÓN 1 4 . 7. 0 7 H A M B U R G · 1 8 . 7. 0 7 M A N N H E I M 2 1 . 7. 0 7 M Ü N C H E N · 1 8 . 8 . 0 7 K Ö L N 2 2 . 8. 0 7 H A L L E / We s t f . · 2 6 . 8 . 0 7 B E R L I N

ROYAL ORCHESTRA LONDON ON DON R C H E ST R A L H I LHAR M O N I C O R OYA L PPHILHARMONIC R A Y M O N D

G U B B A Y ’ S

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titel 16 | crescendo 07 2006

Willi Stadelmann* über das Miteinander von Neurologie und Pädagogik

Macht Musik Klug? Bildet Klassik Das Thema Musikunterricht ist in den letzten Jahren ins Zentrum des Interesses gerückt. Dies insbesondere angeregt durch Erkenntnisse aus der Neuropsychologie über Instrumentalunterricht und Plastizität des Gehirns, aber auch durch Erkenntnisse aus Schulversuchen mit „Erweitertem Musikunterricht“ (Weber/Spychiger/Patry). Nicht zuletzt seit der ‚Bastian – Studie’ „Musik(erziehung) und ihre Wirkung“ und dem Büchlein vom gleichen Autor „Kinder optimal fördern – mit Musik“ sind auch Pädagogen, Lehrer und Schulpolitiker auf diese Thematik aufmerksam geworden. Aussagen in der Presse wie: „Macht Musik den Menschen besser?“, „Musik macht Kinder lieber und netter“, „Das Gehirn giert nach Musik“ haben zum Teil Heilserwartungen geweckt. Solche Wunderwirkungen, dies sei vorweg geklärt, können in dieser Verallgemeinerung nicht in Erfüllung gehen. Die Pädagogik muss nicht neu erfunden werden. Neuropsychologische Erkenntnisse liefern jedoch stützende, erklärende, beweisende und weiterführende Fakten. Die neuropsychologischen Erkenntnisse haben einen wichtigen Stellenwert für die Schule. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Neuropsychologen und Pädagogen ist unabdingbar. Wahrnehmung und Wahrnehmungs-Schulung sind für die Förderung von Lernprozessen unabdingbar; besonders in früher Kindheit, jedoch grundsätzlich ein Leben lang. Bewusstes Wahrnehmen ist Grundlage für Lernen. Also bewusstes Hören, bewusstes Fühlen von Akkorden mit den Händen auf der Klaviatur, bewusstes Fühlen von Schwingungen am Körper, bewusstes Nachvollziehen und auch bewusste Antizipation von Melodien. Im Kindesalter ist die Plastizität des Gehirns sehr ausgeprägt. Das Gehirn entwickelt sich von der Geburt bis zur Pubertät in einem rasanten Tempo (im Bereich des Stirnlappens über die Pubertät hinaus). Wolf Singer erklärt den Unterschied von kindlichem Lernen und Erwachsenenlernen mit folgender Vorstellung: Die Basisfunktionen für die einzelnen Kompetenzen müssen sehr früh etabliert werden; dann kann auf der Basis des bereits Etablierten die „Feinpolitur“ vorgenommen werden. Gerhard Roth spricht von definierten sensiblen oder kritischen Entwicklungs-Zeitfenstern in der Hirnentwicklung der Kinder. Während dieser Zeitfenster werden Denkkonzepte und Lernstrategien für späteres Lernen angelegt. Die genaue Zuordnung dieser Zeitfenster mit Altersangaben ist wohl nicht allgemein möglich

und sicher individuell verschieden. Sie liegen zwischen Geburt und Pubertät – für die musikalische Förderung offensichtlich sehr früh. Während dieses Zeitraums bilden sich die wichtigsten musikalischen Grundfähigkeiten und -fertigkeiten aus, auf denen die weitere Entwicklung aufbaut. Eines steht fest: Mit dem Lernen eines Musikinstruments sollte früh begonnen werden (wenn möglich vor dem 8. Altersjahr). Musik ist sehr komplex, in hohem Masse stimulierend und damit eine Herausforderung für das Gehirn; sie wird in unterschiedlichen, teilweise überlappenden Hirnregionen verarbeitet. Lage und Ausdehnung dieser Regionen sind sehr stark abhängig von der individuellen Musik-Erfahrung, von der musikalischen Biografie des Individuums und sind offensichtlich bei Laien und Berufsmusikern erst noch unterschiedlich. Die während langen Jahren immer wieder geäußerte Behauptung, Musik sei eine Angelegenheit der rechten Hemisphäre des Gehirns, während z.B. Mathematik in der linken Hemisphäre lokalisiert sei, lässt sich in dieser ‚Ping-Pong-Vorstellung’ nicht aufrecht erhalten. Musikalische Leistungen können nämlich nach Schädigung sowohl der linken als auch der rechten Hirnhälfte ausfallen. Auch die immer noch weit verbreitete Aussage, Musik und Sprache seinen im Gehirn klar voneinander getrennt, lässt sich heute nicht stützen. Wir wissen, dass Profimusiker beim Musikhören auch Sprachfunktionen benutzen. Und Stefan Kölsch belegt mit Resultaten aus der Kernspintomografie, dass individuell als unpassend empfundene Akkorde dieselben Hirnregionen eines Menschen reizen wie grammatikalisch falsche Sätze. Offenbar wird im Gehirn Bedeutung und Struktur von Musik ähnlich verarbeitet wie Semantik und Syntax der Sprache. Menschen verarbeiten offensichtlich Musik in Abhängigkeit von ihrer Erfahrung und ihrem musikalischen Training unterschiedlich. Singen ist der erste Zugang von Kindern zur Musik; zuhörend und später aktiv selbst singend. Kinder lernen Musik durch Zuhören kennen (Hörverstehen). Es ist außerordentlich wichtig, dass mit Kindern sehr früh gesungen wird, wichtig für die musikalische Entwicklung ebenso wie für die sprachliche Entwicklung. Bereits im frühen Säuglingsalter werden so die akustischen Eigenschaften für Musik und Sprache (Tonhöhe, Lautstärke, Klangfarbe, Zeitstruktur) stimuliert. Das absolute Gehör, über welches nur 0,1 Prozent der Bevölkerung verfügen, scheint im Gehirn stark mit Sprachlichem verbunden zu sein. Offenbar ist das absolute Gehör ein Produkt der frühkindlich sprachlich-musikalischen Stimulation. Offensichtlich ist das Spielen eines Musikinstruments eine der komplexesten menschlichen Tätigkeiten; miteinander werden im Gehirn Gebiete, die Motorik, Körperwahrnehmung, Emotionen, Gehör repräsentieren, stimuliert und entwickelt. Wenn wir ein Instrument spielen, muss unser Gehirn immer Hörinformationen mit sensomotorischen Daten zusammenführen. „Ohr und Hand vermählen sich.“ Das Gehirn verändert sich durch diese Stimulation entsprechend intensiv. Je eher ein Kind beginnt, ein Instrument zu spielen, desto dramatischer sind die strukturellen Veränderungen in seinem Gehirn. Die Vorstellung, wir könnten als Lehrpersonen unseren Schülerinnen und Schülern Wissen, Verhalten, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, also direkt übergeben, wie man ein Geschenk übergeben kann, muss revidiert werden. Bedeutung, Wissen und Können sind grundsätzlich nicht übertragbar. Die Bedeutung dessen, was ich „vermittle“, wird ausschließlich im Gehirn des Empfängers erzeugt. Ich kann zwar erzwingen, dass meine Schülerinnen und Schüler mich physisch hören, aber ich habe keine Macht über die Bedeutungen, die ihr Gehirn meinen Lautäußerungen zuordnet. Kommunikation bedeutet wechselseitige Konstruktion von Bedeutung zwischen zwei oder mehr Partnern. So wird auch Musik im Gehirn eines Individuums im Lichte der bisherigen eigenen MusikErfahrungen interpretiert und konstruiert. Jeder


crescendo 07 2006 | 17 titel

das Gehirn?

LIMB’S THEOREMRSYTHE WILLIAM FO

Mensch hat eine nur ihm eigene musikalische Biografie, die in seinem Gehirn geformt ist. Das individuelle Gehirn konstruiert Musik. Jeder Mensch hört, versteht, interpretiert und erlebt Musik entsprechend seinem „Vorwissen“, entsprechend seiner (musikalischen) Biografie. Die zentrale (konstruktivistische) Aussage lautet, „dass unser Wissen, unsere Erkenntnisse und die Wirklichkeit, die wir erleben und in der wir leben, unsere subjektiven Konstruktionen sind“ (Diesbergen). Also: Wissen, Können und Emotionen müssen in jedem Gehirn jedes Schülers und jeder Schülerin neu geschaffen werden. Die Aufgabe für Lehrpersonen ist: Wie kann ich meinen Schülerinnen und Schülern helfen, (in sich) selbst aktiv zu werden? Frühe musikalische Stimulation ist ein wichtiger Faktor für die Hirn- und damit Lernentwicklung unserer Kinder. Natürlich nicht der einzige. Besonders Musikaktivität ist wichtig, zu Hause und in der Schule. Musikunterricht, der sich auf das Hören von Musik und auf Musiktheorie beschränkt, genügt nicht. Musik ist eines derjenigen Tätigkeitsfelder, die über Fachgrenzen hinaus wirken können. Im Sinne eines Lerntransfers hat Musik in der Schule eine „Drehscheibenfunktion“ für interdisziplinären Unterricht. Dies erfordert eine „Integrative Musikdidaktik“. Musikunterricht an der Schule darf nicht ausschließlich unter dem Aspekt der Kunst gesehen werden; er muss auch gezielt der allgemeinen Lernstimulation dienen. Musik gehört in die öffentliche Vorschule und Schule innerhalb des öffentlichen Bildungsauftrags. Die Zusammenarbeit vor Ort mit den Musikschulen muss laufend intensiviert werden. Guter Musikunterricht ist nur möglich mit gut ausgebildeten Lehrpersonen. Ziel der pädagogischen Ausbildung sollte sein, dass an einer Primarklasse zwei bis drei Lehrpersonen mit „moderater Spezialisierung“ in ihrem jeweiligen Fächerbereich unterrichten und so ihre Stärken in den Unterricht einbringen können. Eine gut ausgebildete und motivierte Lehrperson mit musikalischem Schwerpunkt, soll also an einer Schule in mehreren Klassen Musik unterrichten und damit die Qualität des Musikunterrichts hoch halten. Das pädagogisch Ziel ist deshalb die hohe Qualität eines förderorientierten Unterrichts.

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DIE LETZTEN

LUNGEN

DREI VORSTEL

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*) Prof. Dr. Willi Stadelmann ist Direktor der pädagogischen Hochschule Zentralschweiz. Mit seiner Genehmigung drucken wir eine kurze Fassung seines Vortrages zum Thema „Musik und Mensch“ ab.

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titel 18 | crescendo 07 2006

Kennen Sie diese Jeder fängt mal klein an – auch die ganz Großen. crescendo zeigt Ihnen, wie die Karrieren der Klassik-Weltstars begonnen haben. Bei einigen war es das Musizieren zu Hause, andere waren schon als Kinder Wunder. Schauen Sie sich einfach die nächsten Seiten an und raten Sie mit. Erkennen Sie die Künstler?


crescendo 07 2006 | 19 titel

Kinder?

Foto: EMI

Nigel Kennedy als Sch端ler von Yehudi Menuhin.


Cecilia Bartoli als Kind in Italien.

Foto: Decca

titel 20 | crescendo 07 2006


Fotos: Nicolai, Henschel, privat

Simon Rattle an der Holzgitarre.

Glenn Gould am Piano im Wohnzimmer.

Anna Netrebko bei der Einschulung.

* bei Gesamtabnahme aller 50 Bände

Statt einer Reihe von Geschenken, die ganze Reihe als Geschenk. Die Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek – 50 Lieblingsbücher zum Vorlesen und Selberlesen, sorgsam ausgewählt von der SZ-Kinder- und Jugendbuchredaktion. Von Klassikern wie „Pünktchen und Anton“ bis hin zu großen Werken der modernen Jugendliteratur wie „Drachenfeuer“ oder „Die Mitte der Welt“. Jeder Band ist liebevoll ausgestattet als Hardcover mit Lesebändchen. Das ideale Geschenk – ob einzeln für 4,90 Euro oder als gesamte Reihe für 196,– Euro* (statt 245,– Euro). Im Handel, unter 01805/26 21 67 (0,12 Euro/Min.) oder auf www.sz-mediathek.de.

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titel 22 | crescendo 07 2006

Thomas Quasthoff auf dem Schoß von Papa.

Gustavo Dudamel in Venezuela.

René Kollo (li.) in seinem ersten Film.

Fotos: privat

Daniel Barenboim als Wunderkind.

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crescendo 07 2006 | 23 titel

Götz Werner: Kinder sollen Klassik lernen

„Kein Luxusgut!“

Begrüßungs-

Warum engagiert sich die Drogerie-Kette „dm“ für Klassik? Ist die Politik handlungsunfähig? dm-Chef Götz Werner erklärt das Projekt „ZukunftsMusiker“

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Auf der crescendo Premium-CD hören Sie die Musik zu unseren Artikeln

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Die Folge ist, dass die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer wiederholt in den Fokus der Diskussion um neue Bildungsmodelle rücken. Es wird immer mehr Unterricht gefordert. Dass dies auf Kosten der musisch-künstlerischen Unterrichtsgebiete geschieht, zeigt der schulische Alltag. Heute fallen große Teile des Musikunterrichts aus oder fachfremde Lehrer erteilen den Unterricht. Es ist aber hinlänglich bekannt, dass die Beschäftigung mit Musik und ganz besonders das aktive Musizieren die Intelligenz fördert und sich positiv auf das Sozialverhalten auswirkt. Kunst und Kultur waren in der Vergangenheit eine entscheidende Quelle für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft. Bis heute zehren wir von den kulturellen Leistungen unserer Vorfahren. Wir dürfen kulturelle Bildung nicht als Luxusgut begreifen, sondern müssen sie als aktive und lebendige Quelle unserer Gesellschaft anerkennen. An diesem Punkt kommen wir als Unternehmen ins Spiel. Als Handelsunternehmen sind wir ein fester Bestandteil dieser Gesellschaft und sind damit auch zum sozialen Handeln verpflichtet. Unsere Märkte sind Erfahrungs- und Begegnungsstätten. In dieser alltäglichen Begegnung beginnt das kulturelle Wirken unseres Unternehmens. Die Auseinandersetzung mit der Kunst soll die Entfaltungsmöglichkeiten aller Beteiligten im und außerhalb des Unternehmens stärken. Kunst soll unser Unternehmen durchdringen können und so auch zu einer Quelle unserer Unternehmenskultur werden. Dabei legen wir Wert darauf, dass alle Künste Berücksichtigung finden. Bei der Innengestaltung unserer Märkte spielen die Bildenden Künste eine wichtige Rolle. In der Ausbildung setzen wir mit „Abenteuer Kultur“ auf die Darstellenden Künste, um der täglichen Beeindruckung unserer Medien- und Konsumgesellschaft, der die Jugendlichen ausgesetzt sind, etwas entgegen zu setzen. Deshalb fördern wir das Ausdrucksvermögen der jungen Menschen durch Theaterworkshops. Bei der Fortbildung unserer Mitarbeiter wiederum setzen wir auf ein gemeinsames Erleben von Kreativität durch die Malerei.

In diesem Jahr haben wir die Kommunikation mit unseren Kunden um ein weiteres Element ergänzt: Mit der Initiative „ZukunftsMusiker“ verfolgen wir das nachhaltige Ziel, einen Impuls für mehr musikalische Bildung zu setzen. Gemeinsam mit erfahrenen Musikpädagogen haben wir das der Initiative zugrunde liegende pädagogische Konzept erarbeitet. Dessen Leitgedanke ist, Kinder für die eigenschöpferischen Möglichkeiten der Musik zu begeistern und im Zusammenspiel an verschiedene Instrumente heranzuführen. Das Kernelement sind kostenlose mehrwöchige Instrumentenschnupperkurse für 1600 Kinder. Fast 300 Instrumentenbauworkshops in den dm-Märkten und eine Deutschlandtour des Klingenden Mobils, ein von Gerd Albrecht ins Leben gerufener umgebauter Doppeldeckerbus, der 120 Tage lang in ganz Deutschland unterwegs war, sind weitere Elemente der Initiative. Eigens ausgewählte Musikpädagogen haben die Kinder bei allen Aktivitäten begleitet. Gemeinsam mit unseren Partnern, wie etwa dem Verband deutscher Musikschulen, dem Institut für Neue Musik und Musikerziehung in Darmstadt, dem Klingenden Museum Berlin, der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände und dem Festspielhaus Baden-Baden, haben wir es geschafft, dass seit vergangenem März rund 12000 Kinder an den ����� ����������� ����� � ���������� �������teilgevielseitigen Aktivitäten ����� �����Initiative �������� unserer ���� ���������� ���������� ����������� ������������������� ��������� ��� �� �� ��� �� �� �� �� ��� ��� ���� ������ ����������� ���������������� ��������� �������� nommen haben. ����������� ��� �� ���� ���������������� �������� ��������� ���������������� ������ ��������� ����������� � ����� ���������� ��������������� ��������� ��������������� ��� ��� ��� �� �� überzeugt davon, mit��„Zu������ dass wir����� ���� sind ��� ��Wir ��������� ���������� ����������������� �������� ��� ��� �� �������� ����������� � ����������� �������� ��������������� �������� �����������haben. Wann ����� erste Saat ��������gelegt kunftsMusiker“ eine �� ���� �������������� �� ���� ��� ��� �� ��� ����� �� ������ ��������� � ���������� ����������� �������� ��������� ��� ��������� und ���������� ����eines �� keimt ���Früchte ��� �� �� diese Tages trägt, wird von �� �� �� �� �� ��� �� ��� ���� ������ �������� � ��������� �������� ��� ���������� � ����������� ���������������� ��� ��������� �������sein. ��� �� ��� Kind��� zu�������Kind unterschiedlich Was jedoch �� ��������sehr �� ���� ��� ��������� ��������������� ��������� ������ �� ���������� ��������� ����������������� ���������� ��������eine �������� Anstoss ����� zählt,��� ist und erste Begegnungs����einen ���������� � �� �� ��� �� ���� ����� ������� �������� �� ��� ����������������� ����������� � �� ������ gegeben möglichkeit zu�����haben. ���������� � ��������� ��� ���������� ��� �������� ��������� ��� �� �� ���� ����������������� ��� �������� �� ��� �� �� �� � der Förderung der Kinder wollten Neben �� wir auch �������� �������� ������ ��� ��������� �� ���������� �������� ����������������� ���������� ������������������ ������� ������ � ����� ����������� ermöglichen. ���������Fortbildung den Pädagogen eine Mit ��� ��� �� ��� ��� �� �� ��� �� �� ������ ��������� ��� �������� ����������������� �� �� ������� ����� ������� ����������� ��������� ������������� � ������� wollen �������� für ��� �� unserem Engagement die Musikerziehung �� �� ��� ��� �� ��� �� ������ ��� ������ ������������������� �� �� �������� ������ ��������� ��������� unsere wir uns���kulturell Gesellschaft einbringen. � ��������� ���in �� ����� ��������� � Wir sind überzeugt, dass Musizieren die Kommunikationsfähigkeit und die Teamfähigkeit von Kindern stärkt: Das ist unser aktiver Beitrag dafür, dass Musik nicht weiter zur Nebensache wird und die Lehren aus PISA nicht zu Schieflagen führen.

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Einige Jahre sind vergangen seit das Thema PISA hier zu Lande Öl ins Feuer bildungspolitischer Debatten gegossen hat. Mittlerweile steht PISA als Synonym für die unzureichende Vorbereitung unseres Nachwuchses auf das Erwerbsleben.

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Götz W. Werner ist Vorsitzender der Geschäftsführung von dm-drogerie markt und setzt sich seit Jahren für die künstlerische Förderung von Kindern und Erwachsenen ein.

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Weihnachts-Angebot: Wenn Sie bis zum 20.12. einen crescendo Abonnenten werben, schenken wir Ihnen eine zweite Begrüßungs CD (Bestellung: Siehe Seite 27).


Jahrhundert Geiger

Die schönsten Violin-Aufnahmen aller Zeiten. 16 Virtuosen auf 20 CDs. Ausgewählt und kommentiert von SZ-Musikkritiker Dr. Harald Eggebrecht. Jetzt im Handel oder auf www.sz-mediathek.de. In Kooperation mit

Die 16 Jahrhundert Geiger: David Oistrach • Anne-Sophie Mutter • Bronislaw Huberman • Yehudi Menuhin • Isaac Stern • Julia Fischer • Nathan Milstein Gidon Kremer • Hilary Hahn • Jascha Heifetz • Frank Peter Zimmermann • Andrew Manze • Vadim Repin • Fritz Kreisler • Ida Haendel • Itzhak Perlman


crescendo 07 2006 | 25 satire

Hilfe, Klassik-Freaks!

Man kann sich seine Fans nicht aussuchen – auch die Oper nicht. Sie operieren anonym im Internet und finden eigentlich alles doof. Die vermeintlichen Opernliebhaber des Wagner-Forums sind der Schrecken der Musikszene. Ein fiktiver Dialog und eine Abrechnung von Alexander Busche.

Jakob Ranzig

Hat jemand Neuigkeiten, was die Spielzeitplanungen der kommenden Jahre angeht? Würd’ mich mal interessieren...

Daher-Rufer

Na klar! Sie nicht? Ich weiß die Premieren der Deutschen Oper schon bis zum Jahre 2011. Gestern war Planungssitzung – ne halbe Stunde später wusste es die ganze Stadt. Nirgendwo sickert’s so gut wie dort.

Jakob Ranzig

Und, was gibt es? Ich weiß nur von Kassandra/Elektra in der Regie der Intendantin kommende Spielzeit. Hat sie selbst bekannt gegeben. Was gibt es denn noch?

Daher-Rufer

Sag ich nicht. Das spar ich mir noch ein bisschen auf...

Dramatucke

Das ist nicht fair. Bin nicht in Berlin. Will auch mitreden können!

Jakob Ranzig

Schnauze, wenn sich Opernkenner unterhalten! Sie überfluten das ganze Forum mit einem endlosen Redeschwall, von morgens bis abends. Wenn man Sie konkret etwas fragt, kommt auch nichts dabei heraus. Haben Sie sonst nichts zu tun?

Dramatucke

Oh, doch, ich reise viel und besuche weltweit Generalproben von Neuproduktionen, um früher und besser informiert zu sein als Sie alle hier zusammen. BÄTSCH!

Jakob Ranzig

Na, dann sagen Sie doch mal: Waren Sie am Wochenende bei der Generalprobe an der Berliner oder der Münchner Staatsoper. Denn die haben sich ja wohl überlagert – und teilen können vermutlich noch nicht einmal Sie sich... Das können nur Regenwürmer!

Senf-Dazu-Geber

Senf...

Jakob Ranzig

Danke für den qualifizierten Kommentar! Sind denn nur Idioten hier?!?

Dramatucke

„und teilen können vermutlich noch nicht einmal Sie sich...“ Wie recht Sie haben. Cleveres Bürschchen... „Sind denn nur Idioten hier?!?“ Das dürften Sie doch wohl selbst am besten beantworten können. „Waren Sie am Wochenende bei der Generalprobe an der Berliner oder der Münchner Staatsoper.“ Ich hatte sogar die Wahl zwischen Berlin, München und New York, die mich zur Generalprobe eingeladen haben. Die Met hätte alles gezahlt. Ich hätte aber auch einen Kurztrip an die Ostsee machen können, hatte aber Angst, mich zu verkühlen. Zwei Wochen All-Inclusive mit großem Wellness-Paket in der Türkei wären auch drin gewesen, dann hätte ich aber die beiden Generalproben in Köln und Wien verpasst, sowie die Liederabende Gruberova und Florez – ich LIEBE Florez! – in Dresden und Hamburg – von der Premiere in Düsseldorf ganz zu schweigen. Ich konnte mich also nicht entscheiden – und bin zu Hause geblieben.

Jakob Ranzig

Mit Ihnen sollte ich gar nicht weiter diskutieren. Ihr Hochmut und Ihre Arroganz sind ja wohl nicht zu überbieten... Eines muss man Ihnen aber kleinlaut eingestehen: Es war die beste Entscheidung, sich von diesem Regietheater-Blödsinn gar nichts anzusehen! Der Horror. Einfach nur schlecht. Schade, dass keine abgeschlagenen Mohammed-Köpfe vorgekommen sind, dann hätte man mal wieder einen Anruf beim Innensenat eingehen lassen können. Und schwups – wären die Produktionen noch vor der Premiere abgesetzt worden... Eine sichere Lösung wäre auch gewesen, sie von Peter Mussbach inszenieren zu lassen. Der hat ja nun immerhin seine eigene Witwe aus dem Programm geschmissen. Es geschehen noch Zeichen und Wunder!!! Danke, Wotan!

Daher-Rufer

„dann hätte man mal wieder einen Anruf beim Innensenat eingehen lassen können.“ Sie waren das also? Hätt’ ich mir ja denken können. Wirklich nur noch Idioten hier.

Jakob Ranzig

Und? Was dagegen? Man muss sich doch dagegen wehren, dass die wundervollen Opern heutzutage hierzulande überall nur noch verhunzt werden.

Königin Luise

Wer will am Schicksal des Vaterlandes verzweifeln, solange die Frauen und die Wiesen diese Blüten tragen?

Jakob Ranzig

Hä?

Daher-Rufer

Was soll denn der Scheiß jetzt? Armes Deutschland...

Senf-Dazu-Geber

Senf...


titel 26 | crescendo 07 2006

Wahnsinn Wunderkind Die meisten Stars der Klassik waren schon als Kinder erfolgreich – von Mozart bis Yehudi Menuhin. Aber der Stempel des „Wunderkindes“ ist der Karriere nicht immer förderlich. Gedanken von Nike Luber. Ach, ist der Kleine nicht süß? Keine Volksmusik-Sendung scheint ohne das singende Quoten-„Wunderkind“ auszukommen, das übrigens in regelmäßigen Abständen ausgetauscht wird, und selbst im Pop-Bereich grenzt eine Boygroup wie „Tokio Hotel“ noch an das hierzulande herrschende Verbot von Kinderarbeit. Was ist eigentlich so faszinierend an den frühreif musizierenden Kleinen? „Wunderkinder landen in der Psychiatrie“, sagt Professor Gerald Hüther vom Klinikum Göttingen über Was den zweifelhaften Erfolg allzu ehrgeiziger Eltern. Dass achtjährige Klaviervirtuosen und zehnjährige Violinelfen seit Jahrhunderten Musikliebhaber in ihren Bann ziehen und den Rezensenten Rätsel aufgeben, erklärt Professorin Ute Hassenauer vom Pre-College Cologne damit, dass Kinder unverfälscht spielen, ihren Emotionen freien Lauf lassen und keine Blockaden haben würden. Es sei eben einfach schön zu sehen, wie glücklich Kinder beim Musizieren seien. Tatsache ist, dass eigentlich alle berühmten Violin- und Klaviervirtuosen als Wunderkinder angefangen haben. Vor dem siebten Lebensjahr nämlich ist das menschliche Gehirn besonders empfänglich für das Erlernen motorischer Abläufe. Kinder lernen in diesem Alter rasend schnell. Und wenn hochbegabte Kinder wie der kleine Wolfgang Amadé und seine Schwester Maria Anna, genannt Nannerl, von einem ebenso ehrgeizigen wie kenntnisreichen Vater wie Mozart senior fleißig zum Üben angehalten werden, kann bei öffentlichen Auftritten selbst vor Kaiserinnen und Königen nichts mehr schief gehen. Die Musikgeschichte ist voll von traurigen Beispielen, in denen Väter – quasi das Dollarzeichen im Auge – ihre „Wunderkinder“ durch erschöpfende Europa-Tourneen hetzten, bis die ausgebeuteten Sprößlinge zusammenbrachen – psychisch und physisch. Im Extremfall führte die Ausbeutung

sogar zum Tod, sprichwörtlich berüchtigt war im 19. Jahrhundert das traurige Ende „des kleinen Sigmuntovsky“, der von seinem Rabenvater geprügelt wurde und nicht genug zu essen bekam, bis er starb. „Teufelsgeiger“ Paganini wurde mit ähnlich rüden Methoden vom Vater getrimmt. Doch selbst, wenn die Eltern wirklich nur das Beste für ihre Kinder wollen, wenn die Kinder selbst vergnügt stundenlang jeden Tag musizieren, selbst dann kann etwas schief gehen. Man nennt es Pubertät.

einer soliden Technik aufhalten sollen? Eugène Ysaÿe forderte von dem Kinderstar, eine C-Dur-Tonleiter zu spielen, was Menuhin verweigerte. Ysaÿe wurde nicht der Lehrer des Jungen. Und als der Geiger vom Kinderstar zum Mann wurde, brach ihm die intuitive Sicherheit, das mühelos Genialische, plötzlich weg. Menuhin zog sich zurück und tat das, was Ysaÿe ihm vor Jahren geraten hatte: Er lernte bewusst Musik zu machen. Seine ersten Konzerte nach dem Einbruch gab der „neue“ Menuhin vor Frontsoldaten im Zwei-

ist bloß aus dir geworden, Charlotte Church?

Sie wurde als Wunderkind gefeiert, als Stimme der Zukunft. Früher haben besonders vermeintliche Schwiegermütter die Platten von Charlotte Church gekauft. Heute sind es eher pubertierende Jungs. Church hat den Anspruch als Opernsängerin aufzutreten aufgegeben – inzwischen zieht sie sich lieber aus und singt Kuschel-Pop. Wie der Kinderstar „erwachsen“ wurde dokumentieren wir hier anhand der Plattencover.

Eines ihrer berühmtesten Opfer war Yehudi Menuhin. Mit traumwandlerischer Sicherheit hatte er die emotional und intellektuell anspruchsvollsten Violinstücke von Bach und Beethoven musiziert, selbst kritische Geister wie der Dirigent Fritz Busch erkannten das frühreife Genie an. Warum also hätte Yehudi sich mit so langweiligen Dingen wie dem Erlernen

ten Weltkrieg – um ein unkritisches Publikum zu haben. Er blieb weiterhin ein großer Geiger, aber sein Spiel war nicht mehr so begeisternd wie vorher. Talent macht nur 20 Prozent des Erfolgs aus. Der Rest ist Arbeit. Ein begabtes Kind sollte sich in aller Ruhe zum professionellen Musiker mausern, ohne den Wunderkind-Stempel.


crescendo 07 2006 | 27 premium

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Wolfgang Amadeus Mozart: „Sämtliche Klavierwerke“, Siegbert Rampe (MDG). Das Wunderkind wird hörbar: Teil 5 der Einspielungen mit sämtlichen Klavierwerken Mozarts enthält Wolferl’s erste Werke, die im Alter von fünf Jahren entstanden sind. Siegbert Rampe stellt ihnen zwei Sonaten und Variationen zur Seite, die der erwachsene Mozart komponierte.

Für Abonnenten: Mehr Mozart auf der premium-CD (siehe rechts)

crescendo gibt es nun auch auf CD. 13 Tracks zu den Themen dieses Heftes. Darunter die Neuerscheinungen vom Plattenmarkt. Als Bonus: Hören Sie die schönste Arie von Anna Netrebkos neuem Album! Wenn Sie premium-Abonnent werden, ����� ������� � �������� schenken wir Ihnen außer����������� ���� � �� ������ � dem: Das Musikmärchen ���������������������������������� ��������� ���� � ������ ���� ������ �� „Allerleirauh“ von Eva ��� ����������� ������������� � � � � � � ����� �������������� Mattes (Seeigel). � �������������������� ����������

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Hören Sie auf ������������� ����������� der CD, worüber wir ������������� �������� ������ ��� ������ �� �� ���� ��� ��� �� �� ��� � �� schreiben: Den gro������ ������ �� ��� � ßen Beethoven-Ver� � ����������������� ��� � � � ��� ������� � ������������� ������ gleich von Barenboim, ���� ������� ������������ �� �� �� �� �� Dudamel und Jär vi, � ������������� �� ����� ��� � �� �� Hilary Hahn mit Spohr, � ����� ���� ������� ��� ��� � �������� �� ���� ������ ������� � crescendo Autor Siegbert ���� ��������� Rampe mit Mozart, Ange����� ������ �� lika Kirchschlager mit Hän���� �������� del. Dazu Tracks zu unseren ���� ��� ������� � ��� Rezensionen. Bilden Sie sich �� ���� ���� ��� ihre eigene Meinung: Aimards Schumann, Netrebkos Rachma���������� ���������������������� ninow, Flemings Cilea, Villazóns ������ ���������� Monteverdi und Stadtfelds Bach. �������������������

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Wie die Kindheit vieler Wunderkinder ist auch jene Mozarts von einer Reihe von Erfahrungen bestimmt worden, die über den normalen Horizont in jenem Alter weit hinausgehen. Schon die Tatsache, dass ein Sechsjähriger mitsamt seiner Familie eine Konzertreise unternimmt und im folgenden Jahr (1763) sogar eine erste Europatournee, vermittelt ein Bild von den Anforderungen, die damals an einen jungen Solisten gestellt worden sind. Es lässt zugleich die Eindrücke erkennen, welche auf unterschiedliche Weise jenen Weg vorgezeichnet haben, der Mozart letztlich eine Laufbahn als vermutlich erster freiberuflicher Komponist, Dirigent und Pianist in Personalunion ermöglicht hat. Ein schönes Beispiel für derartige Einfluss-Sphären liefert das frühe, der britischen Königin gewidmete, Opus von „Six Sonates pour le Clavecin“, KV 10–15, das im Frühjahr 1765 während besagter Europareise in London herausgekommen und unlängst in Neuausgabe erschienen ist. Nunmehr allerdings nicht in der bekannten Form als Trios für Klavier, Violine oder Traversflöte und Violoncello ad libitum, sondern in allen drei verschiedenen Varianten, welche das Titelblatt der Erstausgabe, anscheinend auf Initiative von Vater und Sohn, angekündigt hat: a) als Sonaten für Cembalo bzw. Klavier solo, b) als Duette für Klavier und Violine oder Traversflöte und c) in der erwähnten Triofassung. In der Neufassung haben sich einerseits die Eindrücke des London-Aufenthalts, namentlich in Gestalt der Werke Johann Christian Bachs, niedergeschlagen; andererseits reflektiert die Sammlung Kompositionen Pariser Zeitgenossen sowie des damals bedeutendsten Komponisten jener Epoche, Carl Philipp Emanuel Bach. Es freut mich, diese Musik durch die zum MozartJahr 2006 erschienene Neuedition des Carus-Verlages wieder der Musikwelt zugänglich gemacht haben zu können, und zwar in allen drei Fassungen, die ihr jugendlicher Autor damals vorgesehen hat.

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Vom Pianisten Siegbert Rampe

crescendo für die Ohren

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Die Musik von Wunderkind Mozart?

04.09.2006

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Konzerte für premium-Abonnenten

05.11.2006 18:12:03

Wo immer Sie in diesem Heft das crescendo premium-Logo sehen, lohnt es sich. Im plus regional-Teil bedeutet es: Wir halten Freikarten für Sie bereit. premium-Abonnenten erhalten einen Bestell-Coupon, auf dem sie ihre Wünsche ankreuzen können. Außerdem verlosen wir signierte CDs und Bücher.

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Paavo Järvi über Beethoven

Er dirigiert das große Ensemble in Cincinnati und wird bald das Orchester des Hessischen Rundfunks übernehmen. Aber nun hat Paavo Järvi erst einmal Beethoven mit der Bremer Kammerphilharmonie aufgenommen.

Herr Järvi, wie wichtig ist der Spagat zwischen großen und kleinen Ensembles?

Paavo Järvi: Als Dirigent merkt man ziemlich schnell, dass man nur mit Orchestern experimentieren kann, die experimentieren wollen. Die Größe eines Ensembles ist dabei nur eine Sache, viel wichtiger ist der Geist des Orchesters. Gruppen wie die Bremer Kammerphilharmonie fallen aus dem Mainstream der oft sehr bürokratischen Orchesterlandschaft, weil sie selbstverwaltet sind, keine Gewerkschaft haben, und weil jeder einzelne Musiker künstlerisch Verantwortung trägt. Sie sind ja nicht der einzige Dirigent, der in kleinen Ensembles Inspiration findet und am Klang tüftelt. Selbst Haudegen wie Claudio Abbado oder Daniel Barenboim leben nach einer Weltkarriere mit großen Orchestern in der Subkultur der jungen und kleinen Ensembles wieder auf. Järvi: Aber das ist doch ganz klar. Mit diesen Ensembles kehren selbst Star-Dirigenten zu den An-

fängen ihrer Karriere zurück. Hier entdecken sie die Gründe wieder, warum sie sich irgendwann einmal dafür entschieden haben, Musik zu machen. Hier finden sie direkte Begeisterung und müssen sich nicht erst mit organisatorischen Nebensachen, mit Tarifverträgen, Probezeiten und Gewerkschaftsbedenken aufhalten, sondern kommen, machen Musik und finden hungrige Musiker, mit denen sie sich austauschen können. Als ich gehört habe, dass Sie Beethoven aufnehmen, habe ich gedacht: „Oh Gott, noch ein Beethoven! Wer braucht das?“ Nach dem Hören war ich überzeugt: „So habe ich die dritte Sinfonie noch nie gehört“.

Järvi: Das freut mich sehr. Aber Sie haben natürlich Recht. Auf den ersten Blick brauchen wir keinen neuen Beethoven. Plötzlich merkt man allerdings, dass es doch noch was zu sagen gibt – selbst über die dritte Sinfonie. Dass wir in einer neuen Zeit leben, die Tradition kennen und ein weiteres Kapitel aufschlagen

Foto: RCA

Musik aus dem Kleinen


crescendo 07 2006 | 29 interview

können. Beethoven ist dann kein Standard-Repertoire mehr, sondern eine echte Neuentdeckung, die man nicht aufnehmen kann, sondern aufnehmen muss. Wir haben mit der Kammerphilharmonie zwölf Jahre lang immer mal wieder Beethoven aufgeführt, und es gab im Orchester ein Faible für seine Musik – deshalb haben wir ihn uns nun noch einmal richtig vorgenommen. Wie entsteht ausgerechnet bei der „Eroica“ so etwas wie ein neuer Klang?

Järvi: Hauptsächlich durch die Begeisterung für die Musik. Viele Musiker großer Orchester sind bei großen Werken ziemlich skeptisch geworden, oder sagen wir lieber: routiniert. Sie denken, dass sie jede Note kennen und wissen, wie jeder Takt angelegt werden muss. Wenn man ihnen dann bei den Proben in die Augen schaut, ist da immer ein Funkeln von Skepsis. Es ist da eine fast religiöse Haltung mit dem Credo: Wir haben das schon immer so gemacht, und es wird auch immer so bleiben. Aber es gehört eben mehr zur Musik als sich auf eine Interpretation festzulegen. Viel wichtiger ist das dauernde Befragen der Musik. Dazu ist Offenheit nötig. Und diese Offenheit ist in Bremen sehr ausgeprägt. Das mag daran liegen, dass es bei diesem Orchester keine Tradition gibt, die sich auf frühere Interpretationen berufen kann.

Järvi: Wenn man sich Furtwänglers, Knappertsbuschs oder Kleibers Beethoven anhört, gibt es da nichts Unauthentisches – und sie stehen auch heute noch im interpretatorischen Raum. Für jedes Orchester. Sie sind ja als Revolutionäre bekannt geworden. Aber sie haben ihren Stil nie als Dogma begriffen, sondern als selbstverständlichen Beitrag zur Interpretationsgeschichte. Die Dogmatik ist erst in der Rezeption dazugekommen. Diese Dirigenten haben Beethoven nicht neu erfunden, sondern ihn selbst nur aus einer Tradition heraus gespielt. Eine Tradition, die sie befragt und gebrochen haben. Und wie gehen Sie mit dieser Tradition um?

Järvi: In den Proben in Bremen haben wir uns manchmal den Spaß gemacht und das gleiche Stück in verschiedenen Karikaturen gespielt: Mal so, wie es Furtwängler dirigiert hätte und dann wie Böhm es gemacht hätte. Nicht, weil wir das gut finden, sondern

weil wir Spaß an der Tradition haben. So finden wir heraus, warum Furtwängler sich in der „Eroica“ so viel Zeit genommen hat – nicht aus Effekt, sondern aus dramaturgischer Überzeugung. Wir fragen uns nach dem „warum“ und suchen nach neuen Wegen. Inzwischen musizieren wir doch in einer Zeit, in der wir sowohl Respekt vor den alten Meistern haben, sie aber gleichzeitig auch befragen können. Es geht nicht um den Bruch mit der Tradition, sondern um ihre Fortführung.

Das Klavier von A bis Z

Tradition ist zum Kampfwort der Klassik geworden: Entweder soll sie bewahrt werden, oder man will nichts mit ihr am Hut haben.

Järvi: Jede Form von Dogmatik widerspricht dem musikalischen Geist. Sobald man nicht fragt, sondern weiß, klingt die Interpretation nicht mehr authentisch. Es ging auch Furtwängler nie darum, zu schocken, einen neuen Klang zu formen, sondern es ging ihm um die Lesart von Beethoven in seiner Zeit. Am Anfang stand für ihn immer der Klang, die Musik, und nicht das künstlerische Ego. Heute hat sich das zuweilen etwas verschoben, wenn Musiker auf Tricks und Effekte setzen, nur um anders zu klingen als alle Musiker vor ihnen. Wenn man Tradition als Gesetz begreift, ist das genauso schlimm, als wenn man die Tradition ganz brechen will. Wer eines von beidem tut, sucht letztlich nur eine Entschuldigung für seine intellektuelle Faulheit. Musik ist Tradition und die Fortführung von Tradition. Alles andere wäre also eine Revolution ohne Anlass oder die Errichtung eines klingenden Musik-Museums? Järvi: Die sogenannte Traditionspflege ist ja nicht einmal ein Museum. Dort werden immerhin Originale ausgestellt. Aber was ist denn das Mozart-Original? Mein Lehrer am Curtis-Institut hat gern gesagt: „Die Wiener Philharmoniker haben den MozartKlang gepachtet. Mich würde einmal interessieren, welcher Musiker denn schon unter Mozart gespielt hat.“ Tatsächlich ist es doch so, dass Josef Krips die große Mozart-Tradition in Wien gegründet hat – und das war in den 40er Jahren. Darin liegt der Betrug der sogenannten Museums-Musiker. Das Gespräch führte Axel Brüggemann

Dreimal Beethoven radikal Für große Orchester gehört Beethoven zum Routine-Repertoire. Aber nun sind gleich drei junge Ensembles angetreten, um den Klassiker neu zu hören. Daniel Barenboim dirigert die Neunte mit dem „West Eastern Divan Orchestra“ (Warner), Gustavo Dudamel nimmt sich Sinfonie 5 und 7 mit dem Simón Bolívar Youth Orchestra aus Venezuela vor (DG), und Paavo Järvi hat die Sinfonien 3 und 8 eingespielt (RCA). Was alle Aufnahmen verbindet, ist ihre ungeheure Frechheit, und die Interpretation auf Leben und Tod. Radikaler kann man Beethoven derzeit nicht hören. Für Abonnenten: Mehr Beethoven auf der premium-CD (Seite 27)

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Lexikon des Klaviers Herausgegeben von Christoph Kammertöns und Siegfried Mauser Mit einem Geleitwort von Daniel Barenboim Das bisher umfassendste Nachschlagewerk über das Klavier: Mit mehr als 840 Stichwörtern zu den Bereichen Instrumentenkunde, Spielpraxis, Komponisten und ihre Werke, Klavierbauer sowie Interpreten und Pädagogen. »Dieses Lexikon ist eine wirklich grandiose Arbeit, eine umfassende Darstellung aller Pianisten, Komponisten für das Klavier, aller Fachbegriffe und Besonderheiten, die es zu entdecken gilt.« PianoNews Lexikon des Klaviers 805 Seiten mit 131, z.T. farbigen Abb. Leinen. € 98,– (Subskriptionspreis bis 31.12.2006, danach ca. € 118,–) ISBN 3–89007–543–6 Umfangreiche Informationen, Artikel- und Autorenverzeichnisse sowie Musterartikel zum Lexikon des Klaviers und zu weiteren Lexika aus unserem Programm finden Sie auf

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rezension 30 | crescendo 07 2006

Salvatore Licitra: Arien

Verbotene Liebe mit Tenor-Schmalz

Foto: Paul Cox, Warner Classics

Hübscher Kitsch. Von all den Tenören, die die Plattenindustrie seit dem Ende des „Drei Tenöre“-Zeitalters aufzubauen versucht, gehört der Sizilianer Salvatore Licitra sicherlich zu den talentiertesten. Klug ist sein Imagewandel zum smarten Anzugträger auf den SchwarzweißFotos des Covers inszeniert. Kreuz und quer geht es durch 14 Arien des klassischen Tenor-Repertoires, von Rossini über Verdi bis hin zu Cilea bietet er das, was man erwarten kann: weite Kantilenen, Stimmschmelz, vordergründige Leidenschaft und krönende Spitzentöne. Freilich klingt die Höhe nicht wirklich frei, herrscht mehr weinerliche Larmoyanz, als differenzierte Couleur. Es ist mehr die Präsenz des Tenor-Materials, als der wenig variable Umgang damit (Rossinis ‚La danza’), der Gefallen hervorruft. Den einzelnen Nummern fehlt es an charakteristischer Individualität, da kann auch die ebenso präzise wie vorlaute Orchesterbegleitung unter Roberto Rizzi Brignoli wenig dran ändern. Uwe Schneider

Pierre-Laurent Aimard spielt Schumann Aimard und Koch: Schumann

Überzeugt, radikal und durchdacht Zu seinem 150. Todestag wurde Robert Schumann in Düsseldorf ein würdiges Festival bereitet, als dessen Protagonist der Pianist Tobias Koch hervorstach. Koch versteht sich als Vertreter des „historisch informierten“ Klavierspiels. An diesem magischen Ort entstand auch Kochs SchumannEinspielung für das Label „Genuin Classics“. Koch, der in seiner bisherigen SchumannExegese das Spätwerk bevorzugt, will die Wissenschaft eines Besseren belehren, die stilistische Integrität „spielend“ unter Beweis stellen. Dabei ist sein pianistischer Ansatz kraftvoll und packend, wobei bei seinem Live-Auftritt mit dem Faschingsschwank aus Wien mögliche Differenzierungen einem allzu forschen Zugriff geopfert werden, Schumanns „flammende Nervosität“ (Joachim Kaiser) raketenhaft vorbeisaust, die Feinnervigkeit einer gewissen Nervigkeit weicht. Auf seinen Platten hingegen erweist sich Koch als planvoller Gestalter, zumal ihm der Gebrauch der um 1850 gebauten Fortepiani zu Glanzleistun-

gen hinreißt. Für die Gesamtaufnahme der Werke für Violine und Klavier hat Kochs Ehefrau Lisa Marie Landgraf ihre Geige mit Darmsaiten bespannt. Schumann selber haben sich derweil auch andere Interpreten verschrieben. Auf Pierre-Laurent Aimards „Sinfonische Etüden“ und „Carnaval“ durfte man gespannt sein, denn längst gilt er nicht mehr als Jünger nur von Boulez. Aimard spannt in den „Sinfonischen Etüden“ einen Bogen vom äußerst düster genommenen Anfang bis zum überschwänglichen, aber kontrollierten Finale. Auch op.9 klingt ausgewogen, fein balanciert, aber mitreißend. Aimard überzeugt durch seine Interpretation, Koch zusätzlich durch die Durchdachtheit seines Großprojekts. Mehr kann man vom ausklingenden Schumannjahr nicht erwarten.

Für Abonnenten: Mehr Aimard auf der premium-CD (Seite 27)

Tobias van de Locht Robert Schumann: „Gesamtwerk“, Tobias Koch (Genuin) Robert Schumann: „Carnaval“, Aimard (Warner).

Salvatore Licitra: „Forbidden Love“ (Sony BMG).

Michael Korsticks Beethoven

Es geht ab wie eine Rakete

Korstick ist Beethoven. Über Vladimir Ashkenazy sagte André Previn, er spiele Rachmaninow, als sei er Rachmaninow. Jetzt legt Michael Korstick Vol.2 seiner Gesamtaufnahme der Beethovenschen Klaviersonaten vor, und das Ergebnis ist so sensationell, dass man hinterher sicher ist, nur so und nicht anders hätte Beethoven seine frühen Sonaten selber gespielt. Obwohl keine Wiederholung auslassend, passen die drei ersten Sonaten op.2 bei ihm auf eine CD, was zum einen an den durchgehend zügigen Tempi liegt (die f-Moll-Sonate, die mit der berühmten „Mannheimer Rakete“ beginnt, geht tatsächlich ab wie eine solche), zum anderen an dem erfreulichen Umstand, dass endlich einmal jemand geradlinig ohne Rubati die Sätze ohne dauernde Ritardandi in einem Tempo durchspielt, was selbstverständlich sein sollte, aber einem im Konzert- und Plattenalltag so selten begegnet wie der Halleysche Komet. Tobias van de Locht Beethoven: „Klaviersonaten“, Michael Korstick (Oehms )


crescendo 07 2006 | 31 rezension

Indra Thomas singt Lieder

Queyras und Tharaud

Netrebkos „Russian Album“

Ohne Intimität. Sie ist im Kommen, die US-amerikanische Sopranistin Indra Thomas, die mit fülligem Organ schnell auf die internationalen Bühnen und ins dramatische Fach drängt. Wagners „Wesendonck Lieder“ hat sie nun mit der sentimentalen bis unaufdringlichen Begleitung durch die Moscow Virtuosi unter Vladimir Spivakov eingespielt. Mit viel Körper, beginnendem Tremolo und breiten Vokalen ist es eher eine emotionale, denn eine subtile Deutung geworden. Vordergründig fällt der mächtig aufblühende Gesangspart aus, dem es im „Treibhaus“ dann an der nötigen Intimität fehlt. Mit Gustav Mahlers spätromantisch inspirierter Instrumentation von Franz Schuberts „Tod und das Mädchen“-Quartett gesellt sich auf der CD eine Kuriosität hinzu, die ebenfalls die kräftigen Gesten bevorzugt. Dem Moskauer Ensemble fehlt dabei über der Akkuratesse und Transparenz des aufgeblähten Klangbildes jedoch die Tiefe und Eindringlichkeit, die zum Kern der Uwe Schneider Komposition vordringen könnte.

Das vergessene Instrument. Guitarre dàmour – so lautete der Name des wunderlichen Zwitterwesens. Ein Instrument des Instrumentenbauers Johann Georg Stauffer. Es sollte ein Brückenschlag zwischen Streich- und Zupfinstrument sein. Aber die ausübenden Musiker zeigten kein Interesse. Folglich nahmen die Komponisten kaum Notiz von ihr. Franz Schubert bringt 1824 ein Werk zu Papier, das die historische Bedeutung von Stauffers Erfindung umfasst. Eine klavierbegleitende Sonate für das Arpeggione. Das dreisätzige Stück in a-Moll ist ein Wegweiser zu Schuberts kammermusikalischem Spätwerk. Schwelgerisch, etwas melancholisch gestimmt und ohne konflikttaugliche Gegensätze. So setzen es Queyras und Tharaud im Spiel um. Das Arpeggione erklingt auch hier nicht mehr. Die wunderbare Stimmung und Klangintensität dieser gefühlvollen Musik wird von den beiden großartigen Musikern auf dem Piano und dem Violoncello Anna Drechsler zum Besten gegeben.

Netrebko kommt an. Es ist schon interessant, sich die Aufnahmegeschichte von Anna Netrebko anzusehen: Ihr Debütalbum war noch die Eroberung einer fremden Welt, beim zweiten Album öffnete Claudio Abbado ihr die musikalischen Türen, und jetzt, mit ihrer dritten CD, ist Anna Netrebko tatsächlich angekommen: Das „Russian Album“ ist auch eine Zeitreise zurück an den Anfang ihrer Karriere in St. Petersburg, als sie in der Kaderschmiede kein Star war, sondern zum ganz normalen Singpersonal gehörte. Wie gut die russische Schule ist, und wie nachhaltig, hört man nun in den Arien von Prokofjew, Tschaikowsky oder in den Liedern von Rachmaninow. Netrebko hat, was sie sonst zuweilen vermissen lässt: eine Innigkeit zur Musik und ihren Charakteren, eine Natürlichkeit, die im russischen Repertoire größer ist als im italienischen – plötzlich leistet sie sich sogar vokale Zerbrechlichkeit. Valery Gergiev schwelgt dafür im russischen Klang. Eine durchaus spanAxel Brüggemann nende Mischung.

Freudig erregter Schubert

Schubert/Mahler: „Tod und das Mädchen“, Wagner: „Wesendonck“, Spivakov (Capriccio).

Zurück nach St. Petersburg

Schubert: „arpeggione sonata“, Jean-Guihen Queyras, Alexandre Tharaud (harmonia mundi).

Netrebko: „Russian Album“, (Deutsche Grammophon)

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19.10.2006 11:40:36 Uhr

Für Abonnenten: Mehr Netrebko auf der premium-CD (Seite 27)

Vordergründige Größe


Klassik-Charts:

Sting, Edin Karamazov 1 Dowland: „Songs from the Labyrinth“ (Deutsche Grammophon)

2

Lang Lang, Long Yu „Dragon Songs“ (Deutsche Grammophon)

3

Albrecht Mayer Händel: „New Seasons“ (Deutsche Grammophon)

4

Netrebko, Villazón Verdi: „Arien und Duette aus ‚La Traviata‘“ (Deutsche Grammophon) Nicht aus den Charts zu vertreiben: Das Traumpaar der Oper.

5

Netrebko, Quasthoff, Terfel „Das Mozart-Album“ (Deutsche Grammophon)

6

Martin Stadtfeld Klavierkonzerte (Sony Classical)

7

Hilary Hahn, Eije Oue Paganini: „Violinkonzerte“ (Deutsche Grammophon)

8

Paul McCartney „Ecce cor meum“ (EMI Classics)

9

Lang Lang „Memory“ (Deutsche Grammophon)

10 Joshua Bell „Voice of the Violin“ (Sony Classical) Wem das Säuseln der Geige gefällt, der hat hier eine gefällige Musikstunde. 11 Kožená, Rattle Mozart: „Arias“ (Archiv Pro) 12 Netrebko, Abbado: „Sempre libera“ (Deutsche Grammophon) 13 Mutter, Bashmet Mozart: „Violinkonzerte/ Sinfonia Concertante“ (Deutsche Grammophon) 14 Fritz Wunderlich Wunderlich privat (Deutsche Grammophon) Ein Klassiker, der es in die Charts schafft! Bravo Wunderlich! So leben Legenden! 15 Anne-Sophie Mutter Mozart: „Violinsonaten“ (Deutsche Grammophon)

Die Klassik-Charts wurden ermittelt durch Mediacontrol im Auftrag des Bundesverbandes der phonographischen Wirtschaft e.V.

2

Järvi, Kammerphil. Beethoven: „3., 8. Sinfonie“ (RCA) Marthaler, Cambreling Mozart: „Nozze di Figaro“ (Opus Arte)

Diese DVD weckt die Erinnerung an die SkandalAufführung aus Salzburg. 3

Aimard Schumann:„Carnaval“ (Warner)

4

Hilary Hahn Paganini: „Violinkonzert“ (Deutsche Grammophon)

5

Michael Korstick Beethoven: „Klaviersonaten“ (Oehms)

6

Gustavo Dudamel Beethoven: „5. Sinfonie“ (Deutsche Grammophon)

Herrlich unkorrekter BeethovenZugang mit allerhand Schmackes. 7

Theodorakis Theodorakis: „Metamorphoses of Dionysus“ (Intuition)

8

Furtwängler, Mödl Wagner: „Die Walküre“ (Naxos)

9

Netrebko, Gergiev „Russian Album“ (Deutsche Grammophon)

10 Renée Fleming „Homage. Age of the Diva“ (DECCA) 11 Christian Thielemann Mozart: „Requiem“ (Deutsche Grammophon) Opulente Trauerfeier mit großem Chor und Romantik. 12 Leonard Bernstein Brahms: „1. und 3. Sinfonie“ (DVD/Unitel) 13 Vivica Genaux „Arien“ (EMI) 14 Petr Fiala Bruckner: „Motetten“ (MDG) 15 Orchester Granada Nino Rota: „La Strada u.a.“ (HM) Die crescendo Klassik-Charts werden in der Redaktion ermittelt. Zu Grunde liegen Einspielungen der letzten fünf Monate.

Tango Nuevo: Bitter Sweet

Bryn Terfel: Tutto Mozart

Tango aus Europa. So authentisch klingt der Tango selten – vielleicht auch deshalb, weil er eben ein bisschen anders klingt. „Quadro Nuevo“ mischt Flamenco, Musette Valse und BalkanSwing in seine Interpretationen. Seit zehn Jahren touren sie durch die Welt, und jedes ihrer Alben ist ein neues Highlight der leichten und melancholischen Lebensfreude. Mulo Francel (Saxophon), Robert Wolf (Gitarre), D.D.Lowka (Bass) und Andreas Hinterseher (Akkordeon) entziehen sich den typischen Genre-Schubladen, sie spielen jenseits der Klischees. Das Quartett besticht durch Spielwitz und durch freie und freizügige Interpretationen. Auf ihrem neuen Album, „Tango bitter sweet“ legen sie Klassiker wie „Petite Fleur“, „Tango Jalousie“ und den „Säbeltanz“ in ihre eigene Klang-Marinade ein: würzig, feurig, und trotzdem mit Bodensatz. So hört sich Tango an, nach dem man sowohl tanzen kann, der sich aber auch prächtig und entspannt im Lehnsessel genießern Moritz Meinken lässt.

Bestes Recital. Ansprechend und kommunikativ kommen sie daher, die 19 Tracks auf Bryn Terfels „Tutto Mozart!“. Ob als Figaro, Don Alfonso, Papageno, Don Giovanni, Leporello oder in Konzertarien, Terfel findet einen packenden Zugang, geht virtuos mit den Farben der Verführung, des Zynismus, des Scherzes oder der Verzweiflung um. Dabei wird er subtil von Charles Mackerras und der federnden Leichtigkeit des Scottish Chamber Orchestra unterstützt. Mit den beiden kommenden Stars Miah Persson und Christine Rice hat er mehr als nur Ansingpartner. Wunderbar schwebend im Terzett aus „Così fan tutte“ und in Giovannis Serenade. Terfel hat hier eine seiner besten Solo-CDs aufgenommen. Nur die volkstümliche Naivität Papagenos will ihm nicht so ganz gelingen. Trotzdem: es ist eine frische, abwechslungsreiche CD, die von Terfels musikalischer Gestaltungskunst, manch überraschender fioritura und der Lebendigkeit Mozarts Uwe Schneider lebt.

Tanzen und Lehnstuhl

Quadro Nuevo: „Bitter Sweet“ (GLM)

Musikalische Wandlungskünste

Bryn Terfel: „Tutto Mozart!“, Charles Mackerras (Deutsche Grammophon).

Christine Brewer

Monteverdi: Villazón und Haim

Zu strahlend. Kennern der Oper ist die USSopranistin Christine Brewer längst bekannt. Mit groß aufblühender, mächtiger Stimme hat sie sich ihren Platz unter den gefragten heldischen Stimmen ersungen. Isoldes Liebestod scheint der Stimme mit seiner Mischung aus Ekstase und Verklärtheit zu liegen. Höhensicher gestaltete sie die Phrasierung und erreicht bezwingenden Ausdruck. Nicht ganz so souverän gelingen ihr Richard Strauss’ „Vier letzte Lieder“, weil sich die Intimität der Miniaturen nicht einstellen will und die Tugend der Zurückhaltung an entscheidenden Stellen fehlt. Die kräftige Leuchtkraft ihres Soprans drängt sich in den Vordergrund und wird zu gewichtig, um liedgerechte Simplizität zu entfalten. Donald Runnicles und das Atlanta Symphony Orchestra begleiten alles mit großem Ton, dramatischer Steigerung, weiten Streicherbögen und etwas zu viel Wohlfühlgefühl. Uwe Schneider

Peitschen durch die alte Zeit. Auf den ersten „Hör“ ist die Konstellation schon sehr eigenwillig: Emmanuelle Haim hat Monteverdis „Combattimento“ neu ausgegraben und taucht tief ins 17. Jahrhundert, rekonstruiert Klang und Stimmungen. Auf der Sängerliste dieser CD steht neben Patrizia Ciofi und Topi Lehtipuu auch Rolando Villazón. Kann das überhaupt gut gehen? Der Verdi-Tenor bei Monteverti, eine durch und durch gegenwärtige Stimme in der Alten Musik? Die Antwort ist: Ja. Villazóns auf Karneval-Rausch getrimmtes ungezügeltes Organ scheint genau zu passen. Der Tenor, der überall singt, und besonders gern, wenn er nicht auf der Opernbühne steht, scheint hier ein Feld zum Austoben gefunden zu haben. Gemeinsam mit Haim und dem Concert d‘Astrée peitscht er durch die Madrigale und Scherzi, dass es nur so kracht. So hört sich die Welt in einer Stimme an.

Strauss: „Vier letzte Lieder“, Wagner: „Liebestod“, Brewer, Runnicles (Telarc).

Monteverdi: „Combattimento“, Haim, Villazón (Virgin).

WohlfühlLiebestod

Für Abonnenten: Mehr Terfel auf der premium-CD (Seite 27)

1

Die Besten

Ein Tenor tobt sich aus

Axel Brüggemann

Für Abonnenten: Mehr Monteverdi auf der premium-CD (Seite 27)

Die Bestseller

rezension 32 | crescendo 07 2006


crescendo 07 2006 | 33 rezension

Ensemble Berlin-Shanghai

Highlights der Filmmusik

Schnittke präzise. Die Benefiz-Konzerte und -CDs der IPPNW, der Internationalen Ärztebewegung zur Verhinderung des Atomkrieges, blicken auf eine über 20-jährige Tradition zurück. Mit dem Live-Mitschnitt des Debüt-Konzerts des Ensemble Berlin-Shanghai vom Dezember 2005 liegt inzwischen die 56. Produktion vor. Alfred Schnittkes atmosphärisch dichtes und etwas sprödes Streichtrio von 1985 und Johannes Brahms’ bekanntes Klavierquartett op. 60 standen auf dem Programm. Das Spiel der erfahrenen Solisten Ying Zhang (Violine), Ulrich Knörzer (Viola), Nicolas Altstaedt (Cello) und Francesco Piemontesi (Klavier) zeichnet sich neben Präzision durch eine bemerkenswert warme Tongebung aus, die sich vor allem in Brahms’ Finalsatz zu emotionaler Dichte steigert. Diese Aufnahme stellt zwei hörenswerte Interpretationen vor, die nicht zuletzt vom eindringlichen Kontrast der beiden Werke leben.

Rota bleibt ungeschlagen. Trotz zeitgeistiger Elemente und nerviger Vangelis-typischer Ohrwürmer (Unisono-Chorgesumme abgeschmackter Melodien) überrascht die Musik des griechischen Synthesizer-Königs Vangelis für Oliver Stones etwas zu langen, aber gar nicht so schlechten historischen Film über den makedonischen Eroberer „Alexander“ (Sony). Es finden sich originelle Instrumentalstücke, auch wenn dies eher das Verdienst des Orchestrators Nic Raine ist. Auch James Galway verfügt über langjährige Filmmusikerfahrung. So wirkte er an Alben mit Malcolm Arnold oder Henry Mancini mit oder spielte Flöte und Tin Whistle in „Herr der Ringe“. Jetzt präsentiert er 13 Filmthemen unterschiedlicher Qualität bei RCA. Die CD könnte zwar länger sein als 45´11, aber Galway entschädigt durch sein glasklares Spiel. Ärgerlich wird es, wenn sich Popballaden von Phil Collins mit Puccini-Arien und mit veritabler Filmmusik von John Williams oder James Horner vermischen. Wie aus einem Guss wirkt hingegen die Musik zum diesjährigen Auslands-Oscar-Gewinner „Mar adentro“ des Spaniers Alejandro Armenábar, auch wenn die zündende Idee fehlt (Sony Classical). Zu einem anderen Mediterraner: Immer willkommen sind Neueinspielungen der herrlichen Musik des Italieners Nino Rota, noch dazu, wenn sie in so aufwändiger Aufmachung daherkommen wie das jüngste Harmonia Mundi-Album mit 84seitigem Büchlein. Die Zusammenstellung des Dirigenten Josep Pons vereinigt äußerst klug drei Werke dreier Schaffensperioden und Gattungen: die Ballettsuite „La Strada“ (wann kommt endlich das komplette 75minütige Ballett?), eines der vier in toccatenhafter Virtuosität und schwungvoller Eleganz Prokofjew ebenbürtigen Klavierkonzerte, von Benedetto Lupo gemeistert, sowie Tänze aus dem Film „Der Leopard“. Typische anekdotenhafte Filmmusik wurde bewusst ausgespart. Das Orchester von Granada steht in „La Strada“ nicht hinter dem der Scala zurück, das auf dem (Referenz-)Sony-Album unter Muti zu hören ist.

Emotionale Dichte

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GroßbildKlänge

Krieg und innerer Frieden Rückkehr nach Birmingham. Die „Harnasie“ Liederzyklen des ukrainischen Komponisten Szymanowski sind tragisch und melancholisch. Der Komponist litt seit seiner Kindheit an Knochentuberkulose, dadurch blieb ihm der Militärdienst erspart und er konnte sich während des ersten Weltkrieges im Haus seiner Eltern voll und ganz auf seine Kompositionen konzentrieren. Beim Hören der Lieder meint man Krankheit und Leid heraus hören zu können. Szymanowski schuf eine innere Landschaft, die aus Symbolen und Bildern bestand. Ausgerechnet für dieses düstere Werk ist Simon Rattle zurückgekehrt an seinen alten Wirkungsort, zum City of Birmingham Symphony Orchestra. Und: Die Chemie scheint noch zu stimmen. Rattle schwelgt in den zerrissenen Welten, sucht – wie immer – die Extreme der Musik. Und was für andere Komponisten nicht immer klapp, ist hier ein durchaus hörenswertes Unterfangen. Anna Drechsler . Szymanowski: „Harnasie“, Rattle (EMI).

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Rattles Szymanowski

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Schnittke: „Streichtrio“, Brahms: „Klavierquartett“, Ensemble Berlin-Shanghai (IPPNW-Concerts)

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Tobias van de Locht Vangelis: „Alexander“ (Sony); Alejandro Armenábar: „Mar adentro“, (Sony); Nino Rota: „La Strada u.a.“ (HM).

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Uwe Schneider

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rezension 34 | crescendo 07 2006

Diva des Monats Die Sopranistin Renée Fleming Die US-Sängerin hat in der Geschichte der Diven gegraben – herausgekommen ist ein Album mit Trouvaillen. Die größten Hits von Jeritza bis Callas. „Homage. The Age of the Diva“ (DECCA) ist eine Zeitreise in die Ära, als das Singen noch ein Abenteuer war. Parallel zur CD ist Fleming auf Tournee: 26.11. in Mannheim, Rosengarten; am 28.11. in Berlin, Philharmonie; am 30.11. in Luzern, KKL und am 06.12. in München, Herkulessaal. Hier beantwortet sie Axel Brüggemann fünf Fragen.

1. Alte Zeit:

Frau Fleming war die Ära der Diven besser?

Sie war anders. Damals waren Sängerinnen auch Salon-Löwinnen. Ihnen lag die Männerwelt zu Füßen.

2. Die Vamps:

Wären Sie auch gern so ein Vamp?

Ach, wenn Puccini mir den Weg an die MET geebnet hätte und Strauss mir eine Oper geschrieben hätte, so wie meinen Vorgängerinnen, wäre ich schon stolz.

3. Die Dame:

Haben wir heute Angst vor solchen Frauen?

Vielleicht. Heute steht die technische Perfektion im Vordergrund. Ich halte das für falsch. Auch die Hässlichkeit kann schön sein.

4. Benehmen:

Sie wirken braver als Ihre Vorgängerinnen.

Wenn ich mir vorstelle, dass Soprane früher für Zigaretten geworben haben, muss ich sagen, dass ich das wohl nicht tun würde. Aber das Verruchte des letzten Jahrhunderts zieht micht trotzdem sehr an.

5. Vergangenheit heute?

Was haben Sie von den alten Sängerinnen gelernt?

Dass das Singen für sie nicht nur eine Bühnenkunst, sondern eine Lebenskunst war. Das macht sie so authentisch. Für Abonnenten: Mehr Fleming auf der premium-CD (Seite 27)

Für Abonnenten: Mehr Stadtfeld auf der premium-CD (Seite 27)

Stadtfelds Bach

Wie finde ich meinen Stil? Kleine Grenzerweiterungen. Es ist gar nicht so leicht, für Klavierspieler, einen eigenen Charakter zu finden. Und auch bei Martin Stadtfeld hat das einige Jahre gedauert. Als er mit seinem ersten BachAlbum auf den Markt kam („Goldberg-Variationen“) waren die hauptsächlich eines: anders. Das sorgte für Aufhorchen. Aber es war nicht klar, wohin die Reise gehen soll. Nun hat Stadtfeld wieder Bach aufgenommen – hauptsächlich Klavierkonzerte mit den Festival Strings Lucerne. Und so langsam bekommt er Charakter. Sein Ton ist schlank, klar, analytisch – und trotzdem nicht ohne Wärme. Stadtfeld scheint sich nicht mehr beweisen zu müssen und das tut seinem Klavierspiel gut.

Lilya Zilbersteins „Bilder“

Greenberg singt Händel

Seele in Bildern. Wer ist Viktor Hartmann? Kaum jemand hat die Bilder des Künstlers gesehen, aber Menschen in der ganzen Welt haben sie gehört. Mussorgski hat die „Bilder einer Ausstellung“ zu Ehren seines Freundes komponiert. Auch Rachmaninow will mit seinen sechs Momentaufnahmen Assoziationen eröffnen. Er schwankt zwischen Melancholie und hypermotorischer Ruhelosigkeit. Die Russin Lilya Zilberstein hat sozusagen ein Heimspiel. Sie versteht, dass die Seele ihrer Nation im Rausch und in der Melancholie zu Hause ist. Und mit solch starkem Strich malt sie die Bilder der Komponisten auch am Flügel nach.

Früher war eben doch alles besser. Unsaubere, leiernde Koloraturen und Verzierungen, Höhenschärfe und eine über Details hinweg huschende Artikulation, die mitunter bis hin zum Jaulen geht, trüben das Bild der im Duktus leichtgewichtigen Interpretation einer neue entdeckten Fassung von Händels Kantate „Crudel tiranno amor“. Sylvia Greenberg, die Interpretin dieser Händel-Aufnahme, hat deutlich ihren vokalen Zenit überschritten. Gemessen an dem, wie lebendig und leidenschaftlich Kammerkantaten aus der Zeit um 1800 interpretationsgeschichtlich mittlerweile klingen, ist das auch ästhetisch ein unerfreulicher Schritt zurück.

Anna Drechsler

Uwe Schneider

Mussorgski, Rachmaninow: „Pictures at an Exhibition“, Lilya Zilberstein (hänssler)

Händel: „Crudel tiranno amor“, etc., Greenberg (Oehms).

Die Musik sehen

Unter dem Standard

Axel Brüggemann Bach: „Klavierkonzerte“, Stadtfeld (Sony).


crescendo 07 2006 | 35 rezension

Giulinis Bruckner

Klar und deutlich. Sein wir ehrlich, die Verzierungen, der sichere Registersitz, die Behandlung fast jeden Tones als Solitär und die Koloraturketten, die Vesselina Kasarova der „Cenerentola“ abgewinnt, nötigen Bewunderung für ihre technische Souveränität ab. Idiomatischer, stilistisch brillanter und das Dramma giocoso am Leben haltend ist jedoch das Ensemble um sie herum. Diese Charaktere haben Esprit, natürliche Virtuosität und Entwicklung. Antonio Siragusa mit empfindsam geführtem Rossini-Tenor, Bruno de Simone mit hellem Bass und der überraschend wendige Vladimir Chernov. Die Kasarova will zuviel und verliert dabei Fluss und Witz der Partitur, die zu erreichende Leichtigkeit der Wirkung wird durch so manchen überflüssigen Manirismus abgewürgt. Carlo Rizzi bemüht sich mit dem gut disponierten Münchner Rundfunkorchester um Präzision und schwungvollen Rossinisound. Vermutlich ein Vergnügen für Kasarova-Fans, Rossini-Fans werden eine andere Aufnahme wählen.

Bruckner in Balance. Um einen Konzertmitschnitt aus dem Jahre 1996 handelt es sich bei dieser Neuveröffentlichung, die eine Bereicherung der mageren Bruckner-Diskographie Giulinis darstellt, die außer der bewegenden Achten mit den Wienern wenig zu bieten hat. Und das ist mehr als schade, denn der im letzten Jahr Verstorbene Künstler findet eine beachtliche Balance zwischen Celibidaches übertriebener Versenkung und der kapellmeisterlichen Strenge eines Wand oder Strowaczewski, eine erstaunlich spannende Gratwanderung. Seine Bruckner-Exegese vereint italienische Eleganz durchaus mit der Strenge von Bruckners kuppelähnlichen sinfonischen Bauten. Dabei verzichtet er auf Extreme und bietet endlich einmal empfunden „richtige“, normale Tempi, ohne sich zum kargen High-Speed-Lager Harnoncourts oder zum aufgemotzten Bruckner-Buddhismus Celis zu bekennen. Eine sehr angenehme und schöne Aufnahme! Tobias van de Locht

Zuviel des Guten

Italienische Eleganz

Uwe Schneider Rossini: „Cenerentola“, Kasarova, Rizzi (RCA).

Bruckner, „Sinfonie Nr. 9“, RS Stuttgart, Carlo Maria Giulini (hänssler classic).

Die besten Klassik CDs für Jugendliche

Wie sag ich‘s meinen Kindern? Der Wunsch, Kinder für klassische Musik zu begeistern, ist das Eine – es zu schaffen etwas ganz Anderes. Wir kennen das aus unserer Kindheit: Ins Theater oder Konzert gezwungen zu werden, begeistert nicht. Begeistert waren wir nur, wenn andere begeistert waren. Und das sollte auch das oberste Gebot von Kinder-Klassik-CDs sein. Seit Jahrzehnten gibt es die Reihe „Klassik-Hits für Kinder“, in der Karlheinz Böhm Komonistenleben mit Musikbeispielen erzählt. Das ist ein bisschen altbacken, aber es funktioniert noch immer. Moderner sind die Krimis in Dur und Moll (DG), in denen die Detektive Gärtner und Schmitz auf Spurensuche in die Musikgeschichte gehen. Jede Serie schafft eine eigene Stimmung: assoziative, lustige und spannende Klassik-Erziehung. Marko Simsa lebt von der Klassik-Vermittlung. Er hat die Erfahrung aus Schulen und Kindergärten, wie Kinder auf Musik reagieren. Das macht seine CDs (z.B.: „Mit Gesang und Himmelsklang“, Jumbo) so authentisch. Einer, der tatsächlich über Musik redet und darauf setzt, wie nahe Jugendliche ihr sowieso schon sind. Ein wirklich neues und spannendes Konzept hat Eva Mattes erdacht: Sie erzählt mit „Allerleirauh“ eine wunderschöne Geschichte, in der klassische Musik durch alle Epochen ein logischer und assoziativer Erzählstrang ist. Diese CD (Seeigel) ist das crescendo Willkommensgeschenk – und ein Muss in jeder Kinderklassik-Sammlung. Wie ernsthaft die Vermittlung der Musik sein kann, beweist nach wie vor die DVD „Rhythm is it“ mit Simon Rattle – es ist vielleicht einer der besten pädagogischen Filme über Musik und Bildung. Pflichtmaterial für alle Lehrer!

„Allerleirauh“ ist unsere Begrüßungs-CD für neue Abonnenten (Seite 27)

NAXOS news Sämtliche NEUHEITEN finden Sie in unserem wöchentlichen e-mail NEWSLETTER! Einfach anfordern!

Kasarovas „Cenerentola“

CD des Monats NOVEMBER 8.557671

8.570217-18 2 CDs

8.570075

8.557524

E-Mail:info@naxos.de Internet:www.naxos.de


rezension 36 | crescendo 07 2006

Sie lebt keine Oper, und das macht sie so authentisch. Angelika Kirchschlager singt wie ein Cello: bodenständig und dennoch weltentrückt. Eine Liebeserklärung von Axel Brüggemann.

Foto: Sony BMG

Händel aus der Nutella-Werbung


crescendo 07 2006 | 37 rezension PRÄSENTIERT

„Liebe Hoffnung, du beginnst diesem Herzen einzuschmeicheln.“

MIRELLA FRENIS DEBÜT IN: Umberto Giordano

(Sesto in Giulio Cesare)

Es gibt Möglichkeiten des absoluten Ausdruckes, die in Wirklichkeit nichts anders sind als ein Schutz vor dem wahrhaftigen Ausdruck. In der Oper nennt man das vielleicht Hysterie, in einer Beziehung wäre es der Moment, in dem das Porzellan an die Wände fliegt. Hysterie, Pathos und Überschwänglichkeit sind die Grundsubstanzen der großen BarockArien. Dann werden in endlosen Koloraturen, in dauernden Wiederholungen, in atemberaubenden Höhenwanderungen und mit vokalen Salti mortali auf offener Szene die Herzen ausgequetsch, bemitleidet, gestreichelt oder herausgerissen. Das sind die Momente, in denen der Affekt zum Effekt wird, wenn die Kunst zur Künstlichkeit verkommen könnte, wenn der Musik der Mensch abgeht. So ähnlich hat das auch der Philosoph Johann Georg Sulzer gesehen, als er über das Singen gesprochen hat. Er spöttelte, es sei eine „Sprache der Leidenschaften in unartikulierten Tönen“. Sein Denker-Kollege Georg W.F. Hegel ging die Sache etwas differenzierter an, als er sich in seinen Ästhetik-Vorlesungen den Komponisten Georg Friedrich Händel vornahm und befand, dass er in seinen Opern für einzelne lyrische Momente „oft eine Strenge des Ausdrucks“ fordern würde. Hegel eröffnete das Spannungsfeld der Barock-Oper: ungestüme Gefühle auf der einen Seite, strenge kompositorische Form auf der anderen. In der Tat ist die Barockoper ein ewiges Wandeln auf einem Grat. Links droht der Abgrund des Manierismus, rechts der emotionale Affekt. Nirgends anders wird in der Opernliteratur so nahe an der Seele, an der Liebe und am Tod gesungen, am Schicksal des Menschen, wie bei Händel. Angelika Kirchschlager ist kein Operncharakter. Sie ist ein ganz normaler Mensch. Die Sängerin steht mit beiden Beinen im Leben. Man weiß nicht, ob bei ihr zu Hause zuweilen das Porzellan fliegt, man weiß aber sehr wohl, dass sie es genießt, daheim zu sein. Die Sonne scheint in ihre Wiener Wohnung, und die Sängerin freut sich am Spätsommer mitten im Herbst. Es herrscht eine Stimmung wie in der Nutella-Werbung: Aufstehen, in die Küche schlendern, Kaffee kochen, Kind in die Schule bringen und ein bisschen üben. Viel zu langweilig für Händel! Aber Angelika Kirchschlager genießt diese Normalität, hat sich gerade von einer Erkältung erholt und freut sich nun auf die Momente des

Tages, an denen sie ein bisschen allein sein kann. Allein mit ihrer Stimme. Kirchschlager ist besonders in ihrer Heimat Österreich einer der größten Klassik-Stars. Aber sie ist keine Diva. Das mag daran liegen, dass sie kein Sopran, sondern „nur“ Mezzo ist. Angelika Kirchschlager ist in erster Linie – ja wie nennt man das? – bodenständig! Und dieser Charakter scheint auf den ersten Blick so gar nicht in die Puderperrücken-Welt des Barock zu passen. Aber wie schon bei ihrem Bach-Album stellt sich die Normalität nun auch bei Händel als Tugend heraus. Kirchschlager verrenkt sich nicht, künstelt nicht, verbiegt sich nicht. Sie singt einfach! Die Arien aus „Ariodante“, „Giulio Cesare“ und „Arianna in Creta“ hören sich bei ihr nicht wie Gratwanderungen an, wirken authentisch. Kirchschlager hat die Gabe, das Pathos auf Normalmaß zu schrumpfen, dem entrückten Geist vokales Fleisch zu geben. Da säuselt nichts, da ist alles von Blut durchströmt. Das Kammerorchester Basel unter der schwungvollen Stabführung von Laurence Cummings hilft ihr dabei. Wenn sie zum „Cara speme, questo core“ aus „Giulio Cesare“ anhebt, hört sich das an, als würde die Außenwelt nur existieren, um mitgenommen zu werden, irgendwo nach innen, dann werden die Dinge der Welt in Seelenzustände verwandelt. Kirchschlager singt wie ein Cello. Und egal, in welchem Metier, ob in Uraufführungen, bei Strauss, Mozart oder eben bei Händel – sie ordnet ihrer Stimme die verschiedenen Stile spielerisch unter. So entstehen Spannungsfelder aus der Individualität der Interpretin und den unterschiedlichen Charaktereigenschaften der Kompositionen. Die Frage von Emotion und Form, von überbordendem Pathos und dem strengen Da capo-Aufbau der Arien, die Frage, welche Rolle die Koloraturen im Barock spielen, scheint Kirchschlager gar nicht zu stellen – sie beantwortet sie einfach. Das Singen scheint ein natürlicher Akt, eine Selbstverständlichkeit. Normaler – und das ist uneingeschränkt positiv gemeint – hört man die Barockoper derzeit selten. Die Wahrhaftigkeit des Ausdruckes steht bei Kirchschlager immer im Vordergrund. So klingt das Pathos, das aus dem Leben kommt.

FEDORA

Mailänder Scala, 1993

Mirella Freni Placido Domingo Orchestra e Coro del Teatro alla Scala

GIANANDREA GAVAZZENI Inszenierung:

Lamberto Puggelli DVWW-OPFED

Richard Strauss ELEKTRA Opernhaus Zürich, 2005

Marjana Lipovsˇek Eva Johansson Melanie Diener Orchester der Oper Zürich

CHRISTOPH VON DOHNÁNYI Inszenierung: Martin Kusˇej DVWW-OPELEK

Die erfolgreichste „Aida”-Produktion aller Zeiten in Originalkostümen!

Giuseppe Verdi AIDA Arena di Verona, 1992

Maria Chiara Dolora Zajick Kristjan Johannsson Juan Pons · Nicola Ghiuselev Orchestra e Coro dell’ Arena di Verona

NELLO SANTI Inszenierung: Gianfranco de Bosio DVWW-OPAIDV

Richard Strauss DER ROSENKAVALIER Salzburger Festspiele, 2004

Adrianne Pieczonka Angelika Kirchschlager Miah Persson · Franz Hawlata Franz Grundheber · Piotr Beczala Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor Wiener Philharmoniker

SEMYON BYCHKOV Inszenierung: Robert Carsen DVWW-OPROKA (2 DVDs)

Giuseppe Verdi RIGOLETTO Gran Teatre del Liceu, Barcelona, 2004

Carlos Álvarez · Inva Mula Marcelo Álvarez Orquestra Simfònica i Cor del Gran Teatre del Liceu

JESÚS LÓPEZ COBOS Inszenierung: Graham Vick

Händel: „Arien“, Angelika Kirchschlager (Sony).

Für Abonnenten: Mehr Kirchschlager auf der premium-CD (Seite 27)

DVWW-OPRIGL

Vertrieb in Deutschland:

www.tdk-music.com


musikerlebnis Wer hören will, kann was erleben.

geschenkt 38 | crescendo 07 2006

München Saison 2006 /07

Weihnachtsgeschenke

Die 10

Andreas Scholl, Philippe Herreweghe, Hannelore Elsner, András Adorján (v.l.)

Mi, 06.12 Philharmonie München 20 Uhr

Andreas Scholl

Mo, 18.12. Herkulessaal München 20 Uhr

Countertenor

Accademia Bizantina · O. Dantone Leitung Werke von Händel und Bach

The Very Best of Black Gospel

In Kooperation mit dem Istituto Italiano di Cultura München

Gregory M. Kelly Leitung

Do, 07.12. Herkulessaal München 20 Uhr

Mi, 20.12. Philharmonie München 20 Uhr

Philippe HerrewegheLeitung Schumann „Frühlingssymphonie“, „Rheinische“ Symphonie u.a.

Radio-Sinfonieorchester Prag Leoˇs Svárovsk´y Leitung L. Mozart Trompetenkonzert D-Dur Hummel Trompetenkonzert E-Dur Tschaikowsky u.a. Nußknacker-Suite

Orchestre des Champs-Elysées

Laura Vukobratovic

Fr, 08.12. Prinzregententheater München 20 Uhr

Hannelore Elsner

liest

„Mozart und die Frauen“ Sebastian Knauer Klavier

Francisco Araiza

Trompete

Do, 21.12. Prinzregententheater München 20 Uhr

The New York Voices

A Swinging Christmas

Do, 14.12. Philharmonie München 20 Uhr

Tenor

Ensemble Sayari-Pankara Cäcilienchor Frankfurt Christian Kabitz Leitung Ariel Ramirez Misa Criolla sowie deutsche und spanische Weihnachtslieder

Es ist nicht leicht, einen Klassik-Liebhaber zu beschenken. CDs hat er meist. crescendo sagt Ihnen, wie Sie trotzdem überraschen.

Mo, 01.01. Herkulessaal München 19.30

Münchner Neujahrskonzert

1

Musik-Füller: Montblanc In der Serie „Donation Pen“ hat Montblanc wunderschöne Füllfederhalter herausgebracht, die unter anderen Bach, Bernstein (Foto), Menuhin, Solti und Karajan gewidmet sind. Briefe schreiben wird wie Musik machen. Ca. 200 Euro. Zu beziehen über www.montblanc.de

Münchner Salonorchester Tibor Jonas

Fr, 15.12. Prinzregententheater München 20 Uhr

Emma Kirkby

Sopran

Di, 13.02. Philharmonie München 20 Uhr

RSO Prag

2

András Adorján Flöte Vladimir Valek Mozart Flötenkonzert G-Dur Beethoven Symphonie Nr. 5

London Baroque Die „First Lady der Alten Musik“ mit Musik von J.S. Bach, A. Scarlatti u.a.

Autograph: Karajan Bei www.collect.at können Sie seltene originale Künstler-Devotionalien erstehen. Unter anderem dieses signierte Karajan-Foto für 110,98 Euro.

Fr, 23.02. Prinzregententheater München 20 Uhr

Bach: Weihnachts- In the Mood oratorium Anthony & Joseph Paratore So, 17.12. Philharmonie 18 + 20.30 Uhr

Eine Hommage an Glenn Miller mit der Original Swingtime BigBand

Simone Nold · Anna Zander · Martin Petzold · Thomas E. Bauer Solisten Münchener Bach-Chor Bach Collegium München Hansjörg Albrecht Leitung

So, 04.03. Prinzregententheater 20 Uhr

In der Pause: Einführung mit Hansjörg Albrecht und weiteren Mitwirkenden

Werke für Klavier zu vier Händen von Schubert, Brahms, Bolling und Gershwin

Tel.0800-5454455 www.musikerlebnis.de

Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium Peter Schreier

3

Aufziehpuppe: Richard Wagner Witzig und kuschelig. Wagner als Stoffpuppe mit integrierter Spieluhr.. Wer den Komponisten am Rücken aufzieht, hört den Walkürenritt. 16,95 Dollars bei www.wackyplanet.com

4

Evangelist und Leitung

Peter Schreier tritt mit dieser DVD-Einspielung des Weihnachtsoratoriums zum letzten Mal als Evangelist und Sänger auf und beendet eine beispiellose Karriere, die vor über 60 Jahren im Dresdner Kreuzchor begann.

2 DVDs Bach: Weihnachtsoratorium, Kantaten I–VI Sibylla Rubens Sopran Elisabeth Kulman Alt Martin Petzold Tenor Andreas Scheibner Bass Münchener Bach-Chor · Bach Collegium München Peter Schreier Evangelist und Leitung Bestellnummer: ob. 01.910 Preis: e 28,95 Aufnahme: Herbst 2005 in der Wallfahrtskirche Tading. Gesamtspieldauer: DVD 1 76:46 · DVD 2 67:51 DVD-Bonusmaterial: Interview mit Peter Schreier und „Making of“ Eine Koproduktion des ZDF und des Bayerischen Rundfunks mit Förderung der WestLB AG

Bestellungen über Tel. 0800-545 44 55 (kostenfrei) Tonicale Musik- und Filmproduktion · Brienner Straße 55 · 80 333 München

5

Basteln: Opernhäuser Sie wollen nicht so viel Geld ausgeben und trotzdem originell sein? Die Bastelbögen von Opernhäusern gibt es kostenlos im Internet. Zum Beispiel unter www.bastelbogen-online.de

Antikes: Grammofon Wer träumt nicht davon: Caruso original auf der Schellack-Platte zu hören. Die nötigen Grammofone gibt es in Antikläden in allen Preislagen (100 Euro aufwärts) oder unter www.grammofon.de


crescendo 07 2006 | 39 geschenkt

L i e b e s ü ß - sa u e r

für Klassik-Fans

Besten

Mit Vivian Wu

(„Die BETTLEKTÜRE“)

Ein Film von Henrik Ruben Genz, ausgezeichnet mit dem FIPRESCI und dem Preis der ökumenischen Filmjury des Film-Festivals Karlovy Vary 2005.

6

Kalender: Opernmorde Kalender sind langweilig? Von wegen! Tanja Stern hat einen Kalender mit Geschichten und Grafiken der schönsten Opernmorde herausgegeben. 12 Euro unter www.tanjastern.de

7

MET: Die Uhr zur Oper Wenn Sie zufällig in New York sind, können Sie dem Opernfan die MET-Uhr mitbringen. Sie kostet 40 Dollar und ist im Opernshop zu haben – oder auch online bei der MET bestellbar. Achtung: Lange Lieferzeit.

8

9

Swarovski: Opernglas 770 Euro kostet das Binokular von Swarovski. Bei dem Preis kann man das Opernglas zwar auch als Kette tragen. Aber: Ideal zum sehen und gesehen werden. Nur hören müssen Sie noch selbst.

10

Videospiel: Opera Das Kind sitzt dauernd vorm Computer? Macht nichts. Legen sie „Opera“ ein. Eine gespenstische Spurensuche in der Bibliothek und auf der Bühne – hoher Lernwert!

www.galileomedien.de

Operatunes: Spieluhr Nur singen müssen Sie selber. Unter www.spieluhr.de gibts die besten Klassik-Hits zum selbst drehen – mit beliebig vielen Tönen.

Ab 07.12.06 im Handel und in der Videothek!

„Eine ebenso subtile wie anrührende Geschichte voll zärtlicher Melancholie.“ Filmfest Hamburg


Wenn’s draußen kalt ist, braucht man was für die Ohren...

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Limitierte Erstauflage mit Bonus-CD

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… zum Beispiel gute Musik

Der englische Starbariton Simon Keenlyside präsentiert seine persönliche Auswahl großer Opernarien, u. a. von Rossini, Verdi, Mozart und Wagner.

„Beeindruckend: Eine gleichzeitig hyperwache wie auch fast traumwandlerisch anmutende Interpretation.“ (Die Zeit)

„Ein wunderbar warmer und lyrischer Mezzo-Sopran.“ (Brigitte)

„Hochgenuss … Operngesang at its best“ (Das Opernglas)

Hille Perl und das Freiburger Barockorchester spielen virtuose und schwungvolle Konzerte für Viola da Gamba von Georg Philipp Telemann.

Klassische Melodien treffen kubanische Rhythmen – die neue Live-Doppel-CD mit den großen Hits und bisher unveröffentlichten Stücken. Die Echo Klassik Preisträger Klazz Brothers & Cuba Percussion in Hochform: „mit Spaß, Charme und Virtuosität“ (Süddeutsche Zeitung).

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Die österreichische Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager singt auf ihrer neuen CD wunderschöne Arien von Georg Friedrich Händel.

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Martin Stadtfelds neue CD mit Klavierkonzerten von Bach: „… einen derart quirlig perlenden, absolut transparenten Bach hat man selten gehört.“ (Audio)

Klassik goes Jazz: Auch auf ihrer ersten CD als Trio widmen sich die Klazz Brothers berühmten Stücken der Klassik – und spielen Schumanns „Kinderszenen“, Bachs „Wohltemperiertes Klavier“, Beethovens 9. Symphonie (u. a.) mit swingenden Rhythmen. www.sonybmgclassical.de


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Der LCD-Fernseher Philips Cineos

Während im Röhren-Markt der Anteil an kleinen Zweitgeräten noch immer wächst, investieren viele Kunden bei Flachbildfernsehern in größere Bildschirme im 16:9-Breitbildformat. Allerdings ist ein Flat-TV um einiges teurer als ein entsprechendes Röhrengerät. Sich vor dem Kauf eingehend zu informieren lohnt daher. Wir beantworten die wichtigsten Fragen. Schaut die Röhre bald in die Röhre? Trotz niedrigen Preises, natürlicher Farben und hohem Kontrast ist die Röhre ein Auslaufmodell. Bei einer

Bildschirmdiagonale von 32 Zoll ist zudem Schluss. Wer ein zeitgemäß großes TV-Bild sucht, kommt um einen modernen „Flachmann“ nicht herum. Was sind die Vorteile von Flat-TVs? Flachbildfernseher zeichnen sich durch reduzierten Platzbedarf, verringerte Strahlen-Emission sowie ein flimmer- und verzerrungsfreies Bild aus. LCDs verbrauchen sogar weniger Strom als die Röhre. Bei Plasmas ist allerdings (noch) das Gegenteil der Fall. Eine Besonderheit von LCDs ist die Abhängigkeit vom Betrachtungswinkel. Neue Technologien wie etwa Philips „ClearLCD“ beugen diesem Problem

Multimedia News ++ Bose bietet mit dem QuietComfort 3 einen idealen Begleiter für Flugzeug, Bahn, Sport oder Zuhause. Anschluss findet der 400-Euro-Kopfhörer an jedem tragbaren Player oder Computer. ++ Marantz zeigt eine Möglichkeit, sein Stromnetz als Verbindung für Audio- und Steuerdaten zu nutzen. Das WEAVE-System (AV-Receiver ZR6001 und Nebenraumempfänger ZC4001) ermöglicht Musikhören über die Steckdose, in jedem Raum im Haus. ++ Focal Boxen für kleine Räume – das Modell Chorus 806V. Sie glänzt im Hochton mit der ebenso teuren wie legendären Inverskalotte aus eigener Fertigung.

vor und sorgen so für flüssige Bewegungen und konstante Detailschärfe bei schnellen Bildschwenks. Auch Plasmas überwinden ihre Kinderkrankheiten und vermeiden das so genannte Einbrennen, bei dem etwa der Schatten eines kontrastreichen Senderlogos, das über längere Zeit eingeblendet wurde, dauerhaft sichtbar bleibt. Plasmas verlieren schleichend an Leuchtkraft. Da dieser Prozess über Jahre verläuft, kann von einem Problem aber keine Rede sein. Bei der Röhre sah es nämlich nie anders aus. Allerdings besteht die (theoretische) Möglichkeit, dass sie ungleichmäßig altern, sprich: sich die am Bildrand liegenden Pixel langsamer abnutzen. Plasma-Geräte und LCDs über-


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Wer neue Dimensionen für den Flachbildschirm sucht, dem empfiehlt crescendo das fivetwoBoxen-Set von KEF als Ergänzung.

dauern etwa 60.000 Stunden, bei durchschnittlichem Fernsehkonsum reicht das für mehrere Jahrzehnte. LCD oder Plasma? Eine pauschale Antwort auf diese Frage ist in etwa so sinnvoll, wie die Behauptung: „Mozart komponierte besser als Beethoven.“ Hilfreicher als solche Urteile sind Hinweise auf den passenden Einsatzzweck. In hellen Räumen oder bei direkter Sonneneinstrahlung sind LCDs überlegen. Plasmas laufen erst zu großer Form auf, wenn es dunkler ist. Zudem spiegeln ihre Frontscheiben. Mit Plasma-Fernsehern sind bessere Schwarzwerte möglich. Der Grund: Das Hintergrundlicht von LCDs leuchtet permanent. Vor allem in dunklen Räumen erscheint Schwarz auf LCDs deshalb meist grau. HD-ready. Was ist das? „HD“ steht für „High Definition“ – hoch auflösendes Fernsehen, kurz: HD-TV. In den USA ein neuer Standard, sieht die Fernseh-Realität hierzulande noch anders aus: Bis auf Kunden des Bezahlsenders Premiere schaut Deutschland grosso modo noch immer den 40 Jahre alten PAL-Standard. „HD“ wird aber Flächen deckend kommen: ARD und ZDF haben just beschlossen, 2008 zur Pekinger Olympiade los-

CrescendoAndsnes

24.10.2006

10:05 Uhr

zulegen. Für die Zukunft sind die Geräte optimal, deren Auflösung dem HD-TV-Signal entspricht. Das ist allerdings nur bei Geräten der Fall, die Halbbilder von 1.920 mal 1.080 Pixeln (1.080i, „Full-HD-TV“) verarbeiten können, auch, wenn nicht nur diese das HD-ready-Logo tragen. Und das empfiehlt crescendo Wer sich den neuen Technologien vorsichtig nähern möchte, dem empfiehlt crescendo den LCD-Preiskracher Toshiba 32WL66Z, der online bereits für unter 1.000 Euro offeriert wird. Der schicke 32-Zöller glänzt mit zwei HD-TV-fähigen Eingängen und erstklassiger Bildqualität. Das besondere TV-Erlebnis bietet der Philips Cineos 37PF9731D (Bild, Listenpreis: 3.800 Euro) – ein Full-HD-LCD, der jedes Fernsehereignis mittels farblich passendem Umgebungslicht atmosphärisch aufwertet. Apropos Farben: Kein anderer LCD-Fernseher kann es in punkto Farbbrillanz mit dem Sony Bravia 46X2000 (5.900 Euro) aufnehmen – Color like no other eben. Der ultimative Plasma-Tipp stammt dagegen von Pioneer: Der PDP-5000EX ist ein cineastischer Traum und momentan das einzige PlasmaGerät mit voller HD-Auflösung (8.300 Euro).

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Andsnes, Weltklasse-Pianist aus Norwegen, präsentiert jetzt seine immense Repertoire-Bandbreite auf allerkleinstem Raum: Sein neues Solo-Album Horizons enthält Klavierminiaturen, kleine persönliche Lieblingsstücke, die Leif Ove Andsnes sein Leben lang begleitet haben, die er jedoch noch nie aufgenommen hat. Horizons ist ein ganz persönlicher, auf CD gebannter Klavierabend, eine klingende Biografie des großen Pianisten.

Aktuelle Konzerttermine mit dem Artemis Quartett: 30.11.2006 Berlin Philharmonie 04.12.2206 Köln Philharmonie 05.12.2006 München Herkulessaal

„ … die kleinen Werke der Pianoliteratur … Andsnes spielt sie mit Leichtigkeit und luftiger Phantasie.“ Crescendo

Foto: Simon Fowler

Leif Ove Andsnes HORIZONS mit Stücken von Sibelius | Mendelssohn | Chopin | Liszt | Schostakowitsch | Grieg | Smetana | Debussy | uva. CD 3 41682 2 oder als digital download. Bestellen Sie unseren kostenlosen Newsletter unter www.emiclassics.de Der KlassikPodcast auf www.emiclassics-podcast.de


Verlags-Sonderveröffentlichung in Zusammenarbeit mit Sony

Sonys neue High End Kopfhörer

Mobile Klangwunder MP3-Player im Test

Geräuschlos

glücklich

Kompaktanlagen

Kompatibel

auf allen Ebenen Special: Bluetooth-Technologie

Das Kabel-Grab


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CPF-NW001 (mit MP3-Walkman) Beschreibung Mini-Lautsprecher für MP3-Player der NW-S700er Serie. Maße 206 x 53 x 88 mm Besonderheiten Mobiler Lautsprecher, der automatisch auch als Ladestation dient. Überzeugt durch elegantes Design und einmaliges Klangerlebnis Unverb. Preisempf. 250,– Euro

Wundertüte MP3

Digitales Musik-Heiligtum Haben Sie einmal versucht, Ihre komplette CD-Sammlung in Ihren Reisekoffer zu verstauen? Kein Problem, sagen die, die nur fünf besitzen. Aber die anderen? MP3 macht es möglich: Mindestens zwölf Stunden Musik passen auf die kleinen mobilen Abspielgeräte. Und die Bedienfunktionen sowie das Herunterladen sind einfacher als ein Dinner für zwei. Highlight der Wintersaison: Sonys neue Walkman NW-S700er Serie eliminiert störende Geräusche und dockt auf Wunsch an einer mobilen Abspielstation an (siehe Abbildung links). Zuerst etwas Nachhilfe: MP3 ist ein Musikformat, das die Musik in kompakte digitale Daten umwandelt. Zum Abspielen dieser Daten wurde der sogenannte MP3-Player erfunden, eine konsequente Fortführung des legendären Sony Walkman, der vor gerade einmal 25 Jahren noch mit Kassetten auskommen musste. Experten gehen davon aus, dass sich MP3-Player im Musikbereich ähnlich durchsetzen werden wie digitale Kameras im Fotobereich. Es könnte also sein, dass die Alben der riesigen Musikgemeinde in ein paar Jahren vor allem in digitaler Form verkauft werden. Also als unsichtbare, zum Herunterladen freigegebene Daten. Das mag für Traditionalisten klingen wie eine komplette Virtualisierung der Musik. Vor allem in der Welt der greifbaren, mit echten Instrumenten gespielten Klassischen Musik. Wenn man es genau nimmt, ist es aber nur die logische Fortführung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten im 21. Jahrhundert. Und die sind – zumindest was die Musik betrifft – ein großer Vorteil für den Konsumenten. Preislich, aber vor allem quantitativ. Oder konnten Sie bisher ihre gesamte CD-Bibliothek mit in den Urlaub nehmen? Ein knapp 50 Gramm schwerer und 8,5 Zentimeter langer MP3-Spieler mit zwei Giga Byte


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WALKMAN NW-S700er Serie Beschreibung MP3 Walkman Player mit integriertem Noise-Cancelling-System, das störende Umgebungsgeräusche stark reduziert. Gewicht ca. 47 Gramm Akku-Betriebsdauer bis zu 50 Stunden (Lithium-Ionen Akku integriert) Besonderheiten Eingebautes Radio, Akku-Schnell-Ladung, erhältlich in 1 GB, 2 GB und 4 GB Speicherkapazität, 3-zeiliges OLED Farbdisplay, Clear Sound Technologie, 5-Band Equalizer, USBAnschluss und mit Adapter Bluetooth-fähig. (siehe Seiten 53 bis 56) Unverb. Preisempf. ab 150,– Euro

CKL-NW-S700W Beschreibung Edle Ledertasche für den Sony Walkman der NW-S700er Serie zur Befestigung an Neckbands, Taschen oder Schlüsseln. Unverb. Preisempf. 30,– Euro


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Die Möglichkeiten von MP3 sind – zumindest was die Musik betrifft – ein großer Vorteil für den Konsumenten (GB) Speicherkapazität schafft das. Spielend. Und Sony ist als Erfinder des Walkman seit fast drei Jahrzehnten Anbieter von mobilen Abspielgeräten. Deshalb haben wir „die Neuen“ schon mal für Sie getestet.

und 4 GB (ca. 50h bei 132 Kbit/s) sowie in den Farben Violett, Schwarz, Pink und Gold (exklusiv auf Sony Style online) inkl. hochwertiger „Noise-Cancelling“-Kopfhörer erhältlich. Highlight der Design- und Klangoffensive ist das passeende Abspielgerät CPF- NW001 (siehe Abb. auf der Seite 44). Das Lautsprechersystem erweist sich im Test trotz seiner minimalen Größe als wahres Klangwunder.

Die Diplomaten: NW-S700er Serie Die NW-S700er Serie (siehe Abb. auf der linken Seite) besitzt unter den MP3Playern diplomatisches Geschick: Mit Hilfe eines eingebauten Mikrophons erkennt der Walkman die Umgebungsgeräusche und schaltet diese quasi aus. Die Sportlichen: NW-S200er Serie Das nennt sich „Noise-Cancelling“-Technologie. Wie das funktioniert? Das „S“ in der neuen NW-S200er Serie (siehe Bild auf Seite 48) steht für Ganz einfach: Die eingebauten Mikrofone im Kopfhörer fangen die Um- Stil und Sportlichkeit. Stil verkörpert das ultra-schlanke Stift-Design, dem gebungsgeräusche ein und die Elektronik des Walkman errechnet anhand trotz seiner filigranen Form eine bislang unbekannte Robustheit innewohnt: einer Analyse des akustischen Profils die Als erster digitaler Musikspieler besitzt nötigen Gegenmaßnahmen. Dieses Signal der neue Walkman ein hochwertiges Alumiwird dann mit dem Originalsignal gemischt, niumgehäuse, das nicht nur stoßfest, sondern dadurch werden die lästigen Störgeräusche auch resistent gegen Spritzwasser und Feuchstark minimiert. Im Ergebnis empfindet der tigkeit ist. Musikfreund den Umgebungslärm wie ausgeDer wahre Clou dieses Geräts: er misst die schaltet und das mobile Musikhören als das, Schritte, die Distanz und die verbrauchten Kawas es eigentlich immer sein sollte: purer lorien auf Ihrer zurückgelegten Strecke. Egal, Genuss. Die digitale Geräusch-Minimierung ob Sie nur die Tauben am Ufer beobachtet wird über den mitgelieferten Sony Kopfhörer haben oder eine Marathondistanz gelaufen 13.5 EX erzeugt. sind. Die NW-S200er Serie lässt sich in jedes Ein weiteres Highlight ist – neben dem Fitnessprogramm einbauen. Der Sportler kann Sony-typischen Design – die Akku-Betriebssich ein beliebiges Ziel setzen, sei es eine Disdauer von bis zu 50 Stunden. Der Walkman tanz, eine Zeit oder eine Anzahl verbrauchter besitzt eine Kondition und eine Fähigkeit Kalorien. Wie ein grimmiger autoritärer Traizur Regeneration wie kein anderer digitaler ner stoppt der neue Walkman die MusikwieMusikspieler: Ist der Akku erschöpft, tankt dergabe, sobald der Sportler im Training das er in nur drei Minuten Ladezeit ausreichend definierte Ziel erreicht hat. Energie für drei Stunden Musikgenuss. ReAuch das technische Innenleben ist sportkordverdächtig! Um die Daten von Ihrem CD-, Immer mit dabei: Der Walkman der NW-S700er Serie lich: Auch dieser Walkman braucht nur drei sowie MD-Spieler oder einem entsprechenden wird mit einem hochwertigen Kopfhörer ausgeliefert. Minuten Ladezeit für drei Stunden SpielComputer auf den Walkman überspielen zu dauer. Der volle Ladestatus ist bereits nach 45 können, benötigen Sie nur ein separat erhältliches Audiokabel. Das wars. Mit Minuten erreicht und genügt für ganze 18 Stunden Musikwiedergabe. Unser der integrierten Encoding Function wandelt der Walkman Musik aus einer Highlight: Die Funktion „Music Pacer™“ protokolliert den Laufschritt und analogen externen Audio-Quelle direkt (und ohne Hilfe eines PCs) in digitale wählt aus definierten Abspiellisten automatisch diejenige aus, die am besten Musikdateien um. Ein 5-Band-Equalizer ermöglicht es nach der Aufnahme zum aktuellen Laufrhythmus passt. Die Funktion „Shuffle Shake“ gewährindividuelle Klangvorlieben anzupassen. Zusätzlich erzeugt die „Virtual Pho- leistet eine einfache Bedienung auch während eines Zwischenspurts: Wird ne Technology“ aus der Signalquelle einen beeindruckenden 3D-Sound. der Player dreimal geschüttelt, wechselt er automatisch vom Zufallsmodus Und: Alle Modelle der NW-S700er Serie sind mit einem UKW-Ra- zu einer definierten Abspielliste – und umgekehrt. Die neue NW-S200er Serie dio ausgestattet. Die Walkman Serie ist in den drei Speichergrößen umfasst vier Modelle mit drei Speicherkapazitäten (512 MB, mit UKW-Radio, 1 GB (ca. 12h Musik bei 132 Kbit/s), 2 GB (ca. 24h bei 132 Kbit/s) 1 GB und 2 GB) und ist wahlweise in Schwarz und Silber erhältlich.


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Sportlich elegant: NW-S200er Serie Beschreibung MP3 Flash Walkman (2 GB) mit UKW-Radio und Sportfunktionen Gewicht ca. 26 Gramm Akku-Betriebsdauer bis zu 18 Stunden Besonderheiten Inklusive Schritt-, Kalorien-, sowie Distanzzähler und Spritzwasserschutz. Unverb. Preisempf. 180,– Euro


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Mehr Sound für’s Ohr

Der große

Lausch-

Angriff Die neuen Sony High End Kopfhörer versprechen höchsten Musikgenuss und Tragekomfort in einem. Der Vorteil: Sie halten es auch.


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MDR-V900HD Beschreibung DJ-HiFi-Kopfhörer der Spitzenklasse mit Faltmechanismus (s. Abb.) Gewicht ca. 300 Gramm Membran* 50 mm Besonderheiten Hoher Nennübertragungsbereich durch HD-Treibereinheit (bis zu 80.000 Hz) Besonders geeignet für die Wiedergabe von SACD Unverb. Preisempf. 250,– Euro

*Glossar: Der Lautsprecher ist das Herz des Kopfhörers. Mithilfe einer Membran wandelt er elektrische Signale in Töne um. Je größer die Membran ist, desto mehr Luft kann sie bewegen, wenn sie vor- und zurückschwingt. Je größer die Luftbewegungen sind, desto lauter kann der Ton ohne Verzerrung wiedergegeben werden.

links: MDR-SA1000 Beschreibung Einstiegsmodell der „High End“ Kopfhörer mit hohem Frequenzbereich. Gewicht 265 Gramm Membran ca. 50 mm Besonderheiten Hohe Frequenz im DynamikBereich, Ultraleichtgewicht mit sehr sanft abschließenden Ohrpolstern Unverb. Preisempf. 200,– Euro

MDR-XD400 Beschreibung Hochwertiger HiFi-Kopfhörer Gewicht ca. 260 Gramm Membran 50 mm Besonderheiten sanft abschließende Ohrpolster. „Sound Mode“ (Movie/Music) Unverb. Preisempf. 100,– Euro

unten: MDR-EX90LP Beschreibung Geschlossener Premium In-Ohr-Kopfhörer Gewicht ca. 76 Gramm Membran 13,5 mm Besonderheiten Gummilippen in drei Größen für beste Klangqualität und Tragekomfort durch optimale (Ohr)-Passform Auch mit Ledertasche erhältlich Unverb. Preisempf. 100,– Euro


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Die neue Kompaktklasse

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft Braucht Beethovens Neunte zehn Boxen? Muss Wagner in Dolby-Surround das Wohnzimmer zerschmettern? Nein. Finden wir. Denn die neuen Micro-Systemanlagen von Sony verfügen über neue Klangverstärker, die in erster Linie eines bieten: puren Musikgenuss – sogar via Bluetooth-Möglichkeit und mit edlem Design. Sehr edel sogar.

CMT-U1BT Beschreibung Micro-Systemanlage Maße 160 x 241 x 218 mm Zusätzliche Anschlüsse Micro-Anlage mit USB und einem Audioeingang, z.B. für den Anschluss eines MP3-Players.

Besonderheiten: USB-Buchse zum direkten Anschluss von MP3-Playern, Bluetooth-tauglich. Verstärker 2 x 25 Watt Sinus RMS Unverb. Preisempf. 399,99 Euro


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CMT-CPZ2 Beschreibung Micro-Kompaktanlage Maße 175 x 240 x 295 mm Besonderheiten S-Master Digitalverstärker, 2 x 75 Watt Sinus RMS, analoge Eingangsbuchse, z.B. für MP3-Abspielgeräte. Unverb. Preisempf. 300,– Euro

Das Wichtigste zuerst: die CMT-U1BT ist ein wahres Klangwunder. Und das liegt zum einen am so genannten „Kalottenhochtöner“ und zum anderen am 25cm Aluminium Woofer (BassLautsprecher), die im Normalfall nur bei erheblich teureren Lautsprechern zu finden sind. Damit

sogar das Aufladen ihrer mobilen Geräte. Weiter verfügt die CMT-U1BT über einen wichtigen USBAnschluss. Nicht Bluetooth-fähige digitale Geräte können Sie somit auch ganz simpel per Kabel anschließen. Der Clou: Die Lieder können dann über die Fernbedienung der Anlage gesteuert werden. Achja: neben all den Features wird eines oft vergessen: natürlich ist die CMT-U1BT in erster Linie ein Abspielgerät für CDs und verfügt über ein eingebautes Radio für UKW und Mittelwelle mit RDS. Die zweite von uns vorgestellte Anlage, die CMT-CPZ2, ist eine klassische Kompaktanlage mit sehr guten Klangqualitäten, vor allem im lauteren Bereich. Dafür sorgt die so genannte S-Master Digitalverstärkertechnik. Sie ermöglicht – trotz geringer Größe – einen natürlich-räumlichen Klang. Der eingebaute Verstärker ist ein 2 x 75 Watt Sinus RMS. Die mächtigen Bassreflexlautsprecher verfügen über 13 Zentimeter breite Fiberglas Membrane. Mehr Sound ist in dieser Größe schwer möglich. Direkt vorne am Gerät befindet sich eine herkömmliche analoge Eingangsbuchse für den schnellen und unkomplizierten Anschluss von MP3-Playern. Die digitale Musik wird – wie bei der CMT-U1BT – direkt übernommen. Ein Unterschied im Klangverhalten ist nicht zu erkennen. Ein Digitaltuner sowie ein Kassettendeck mit Auto-Reverse und Synchro-Aufnahmefunktion einer CD runden das Portfolio dieser klassischen Micro-Systemanlage ab. Händlerlisten, Produktübersichten und nützliche Tipps zu weiteren SonyProduktfamilien finden Sie auf www.sony.de.

Die CMT-U1BT versteckt die Luken und Kabel elegant hinter ihrer silbernen Maske entfalten sowohl Bässe als auch die für klassische Musik so wichtigen feinen Klangnuancen in dieser Kompaktanlage ihre ganze Schönheit. Die ist im übrigen auch von außen erkennbar. Denn die CMT-U1BT, gerade einmal 3,2 Kilogramm schwer und 24 Zentimeter hoch, versteckt ihre Luken und Kabel elegant hinter ihrer entweder metallic schwarzen oder silbernen Maske. Beide Varianten sind bereits im Handel erhältlich. Das Beste daran: die Anlage verfügt über einen eingebauten Bluetooth-Empfänger. Damit können Sie Musik von allen anderen Bluetooth-fähigen Geräten wie zum Beispiel einigen Handys, MP3-Playern, Laptops und PCs direkt anhören. Die Stereoanlage erkennt automatisch das Signal des MP3-Players, übernimmt die Daten und Playlisten und spielt diese ohne Verzögerung ab. Allerdings in höherer Qualität. Geräte, die nicht Bluetooth-tauglich sind, benötigen den Adapter HWS-BTA2W (siehe Seite 47). Auch hier gilt: sich trauen und die neue Technik ausprobieren. Sind die Geräte angeschlossen, bleibt dem Konsumenten nur noch purer Musikgenuss. Die CMT-U1BT übernimmt


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Bluetooth-Technologie präsentiert drahtlose Zukunft

HWS-BTA2W Beschreibung 2-Wege Bluetooth Audio Adapter (Sender & Empfänger) Besonderheit Damit machen Sie alle Geräte Bluetooth-fähig. Z.B. CD-Spieler, PC, Notebook, etc. Unverb. Preisempf. 80,– Euro

Ohne Kabel, bitte! Das Prinzip des Philosophen Antoine de Saint-Exupéry („Wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, ist man fertig…“) gilt nicht für den modernen Audiogenuss: mit der neuen Supertechnologie Bluetooth beschränken sich die Hersteller lieber auf das Wesentliche. Und entfernen endlich den lästigen Kabelsalat.


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((( DR-BT30Q Beschreibung Bluetooth Clip-On Kopfhörer mit automatischem Kabeleinzug Gewicht ca. 60 Gramm Akkubetriebsdauer ca. 11 Stunden Besonderheit Steuerung des Abspielgeräts (z.B. Handy, MP3-Player) direkt am Kopfhörer. Unverb. Preisempf. 130,– Euro

Ist es nicht ein Traum, wenn Bachs Tremoli von der Abspielstation wie Blätter im Orkan unsichtbar durch die Luft zwirbeln und anschließend mit nicht zu beachtender Verzögerung im Lautsprecher oder einem persönlichen Kopfhörer landen? Wie schön, dass Träume (manchmal) Wirklichkeit werden. Denn: Ohne Kabel lebt es sich besser. Und einfacher. Vor allem in den Zeiten der Digitalisierung und der unendlichen Variationen, Musik zu hören. Egal, ob zu Hause oder unterwegs: die neue Technologie wird unser Leben verändern und die Schublade der Drähte und Kabel leeren wie Gourmets den Garnelenteller. Aber: Was ist Bluetooth? Bluetooth heißt übersetzt: Blauer Zahn. Und bedeutet: die drahtlose Übertragung von Daten auf kürzeren Distanzen. Ein mit der Bluetooth-Technologie ausgestatteter Kopfhörer benötigt keine Verbindung mehr zum Abspielgerät. Gar keine! Oder: Eine Stereo-Anlage kann die Musik direkt von einem Handy übernehmen und problemlos (und kabellos) abspielen.

Der Trick: die Musik wird über ein Funknetz, welches im 2.45-GHz-Bereich angesiedelt ist, kabellos übermittelt. Die digitale Revolution findet nicht mehr nur im Internet oder auf dem Handy statt, sondern auch im HiFi-Bereich! Ende des Jahrhunderts vor allem für Mobiletelefone entwickelt, sprintet die Bluetooth-Technologie derzeit an die Spitze der beliebtesten Erfindungen. Dank Sony vor allem im Bereich der Musik. Denn Sony ist führend auf dem Markt der Bluetooth-Technologie und bietet seinen Kunden einzigartige Produkte, die in Sachen Design, Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit immer einen Schritt voraus sind. Die Möglichkeiten: Sie besitzen einen MP3-Player. Sony hat für seine MP3-Player einen Miniadapter (WLA-NWB1, siehe Seite 56) entwickelt, der ganz simpel auf das Gerät gesteckt wird und eine Verbindung zu einem Kopfhörer (z.B. dem DR-BT30Q, siehe Abb.) herstellt. Die Musik des MP3-Players wird automatisch und ohne Zusatzkabel oder -module direkt an den Kopfhörer übermittelt. Der MP3-Player verschwindet in der Hosentasche (zu Hause sogar in der Schublade) und der Kopfhörer garantiert optimale Bewegungsfreiheit.


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WLA-NWB1 Beschreibung Bluetooth Audio Adapter für Sony MP3-Player Gewicht 5 Gramm Maße ca. 29 x 28 x 7 mm Farbe schwarz Unverb. Preisempf. 70,– Euro

Die Clip-On-Technologie des Kopfhörers garantiert zudem eine angenehme Befestigung am Kopf beziehungsweise dem Ohr. (Informationen zu MP3Playern auf den Seiten 44 bis 47) Sie nutzen Ihre Anlage (zum Beispiel die CMT-U1BT) und wollen in einem anderen Zimmer eine CD hören. Dorthin reichen die Kabel der Lautsprecher aber nicht. Für Bluetooth gilt: Alles, was in zehn Metern Reichweite steht, ist grundsätzlich kein Problem. Statten Sie Ihr Schlafzimmer mit zusätzlichen Lautsprechern aus, ohne die Wände durchbohren (und zerstören) zu müssen. „Die Wände können gerne verwinkelt sein, zehn Meter sind in einem Haus relativ viel Platz“, sagt Sony-Technikexperte Andrew Goodrum. Dazu benötigen Sie nur den 2-Wege Bluetooth-Audio-Adapter HWS-BTA2W (Seite 54). Er ist Übermittler und Empfänger zugleich. PS: Wenn die Kinder mit dem Handy oder dem kabellosen Telefon telefonierend durchs Haus zappeln, stört auch das nicht: Bluetooth erkennt seinen Sender aus mehr als 50 verschiedenen Funkverbindungen spielend. Sie kommen nach Hause, lauschen per Kopfhörer klassischen Klängen auf Ihrem portablen MP3-Player und wollen die Musik nun auf Ihrer Stereoanlage weiterhören. Mit Bluetooth kein Problem. Die Anlage erkennt das Signal des MP3-Players. Der Kopfhörer des MP3-Players wird abgeschaltet, die Lautsprecher übernehmen die Musik. Die elektromagnetische Strahlung von Bluetooth ist aufgrund ihrer relativ beschränkten Reichweite sehr gering. Ein Handy und das kabellose

Telefon zu Hause strahlen deutlich stärker. Sony bietet in der neuen, kabellosen Bluetooth-Welt ein Höchstmaß an Kompatibilität, technischen Feinheiten und aufeinander abgestimmtem Design. Der große Vorteil liegt in der Vernetzung der einzelnen Produktgruppen ohne viele Zusatzadapter. Die Produkte im Test: – Highlight der Bluetooth-Familie ist zweifelsohne der Kopfhörer DR-BT30Q (siehe Abbildung auf Seite 55): Das kleine, portable Soundgenie verfügt über eine 30 mm Membran mit Neodym-Magnet. Schön kompakt und sehr leise ist die im Kopfhörer integrierte Steuerung: Die Funktionen Play, Stop, Pause, AMS-, AMS+ und natürlich Lautstärke sind direkt an der Ohrmuschel zu bedienen. Das Verbindungskabel zwischen den Ohrmuscheln verläuft „Frisur schonend“ und unauffällig am Nacken und wird – wenn man es wünscht – mit einem leichten Knopfdruck am Gerät automatisch in der linken Muschel eingerollt. Mit nur 60 Gramm gehört der DR-BT30Q zu den Leichtgewichten seiner Klasse. Der Akku hatte im Test eine Leistungsdauer von ca. 11 Stunden, bei geringer Lautstärke auch länger. Besonders hervorzuheben ist die rauschfreie Soundqualität und der hohe Tragekomfort. – Der geschlossene In-Ohr-Kopfhörer DR-BT10CX verfügt über eine manuelle Bedienführung mit den Features Lautstärkeregelung und Telefonannahmefunktion, allerdings nicht an den Ohrstöpseln, sondern über einen Finger großen Sender, der mit dem Kopfhörer verbunden ist. Auch der Akku

TMR-BT10CX Beschreibung Geschlossener Bluetooth In-Ohr-Kopfhörer mit Sender Besonderheiten 26 Gramm Leichtgewicht, Stereo-Streaming, einfache Bedienführung Unverb. Preisempf. 100,– Euro


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dieses Geräts hielt im Test bis zu elf Stunden und kann innerhalb weniger Minuten wieder aufgeladen werden. Mit 26 Gramm ist das Gerät leichter als ein Kaschmirhalstuch und dadurch noch komfortabler als der Komplettkopfhörer. Der DR-BT10CX ist daher vor allem für Reisende gedacht, die zum Beispiel in einem Zug ihr Abspielgerät (z.B. einen MP3-Player) im Aktenkoffer lassen, gleichzeitig aber die Vorzüge der Bluetooth-Technologie mit nur einem Kopfhörer auch zu Hause genießen wollen. Die Klangqualität dieser neuen Generation von minikleinen In-Ohr-Kopfhörern ist immer wieder erstaunlich. Die Membran ist kleiner als der Power-Knopf einer Stereoanlage. Modische Halskette inklusive – Bleibt noch der crescendo Redakteurinnen-Favorit, der geschlossene Bluetooth Kopfhörer DR-BT20NX. Wie auf der Abbildung gut zu erkennen, verfügt dieses grazile Heiligtum über eine leicht zu tragende Halskette, an der sowohl die beiden Kopfhörer als auch der Empfänger angeschlossen sind. Die Bedienfunktionen lassen keine Wünsche offen, manchmal ist bei der wirklich kleinen Größe allerdings etwas Geschick gefragt. Das Gewicht dieses musikalischen Colliers liegt mit 33 Gramm ebenfalls im Halstuchbereich, der Akku hält wie bei den anderen beiden Modellen elf Stunden. Der Vorteil dieses Geräts besteht eindeutig in der sich an den Körper anpassenden (und nicht störenden) Halskette, die eine optimale Bewegungsfreiheit garantiert. Auch hier gilt: dieser Kopfhörer ist für alle Anwendungen komplett kompatibel. Fazit: Optimal geeignet für Damen (und Herren, klar), die während der – z.B. grafischen oder künstlerischen – Arbeit am Computer gerne ihre eigene Musik hören wollen. Selbstverständlich funktioniert der Kopfhörer auch an nicht Bluetooth-fähigen Geräten wie einigen Computern, MP3-Playern, Stereoanlagen und allen anderen Abspielgeräten. Hierfür benötigen Sie nur den blauen Adapter HWS-BTA2W, HWS-BTA2W der die Daten dann drahtlos übermittelt.

DR-BT20NX Beschreibung In-Ohr-Kopfhörer mit Bluetooth-Empfänger, der in die Halskette integriert ist Gewicht 33 Gramm Akkubetriebsdauer ca. 11 Stunden Besonderheiten Steuerung direkt an der Halskette Unverb. Preisempf. 100,– Euro

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Christian Kellersmann über die Chancen am Plattenmarkt

Mehr als 40 Mark gab’s nicht Im letzten crescendo berichtete Dieter Oehms über die Schwierigkeiten der unabhängigen Labels. Nun antwortet ihm Christian Kellersmann – Chef von Universal Classics in Deutschland. Er versucht den Geist der Independent Labels in den großen Plattenmarkt zu retten.

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eit 25 Jahren verfolge ich sowohl als aktiver Musiker wie auch als Manager Kompetenz und der Breite des Klassiksortiments unterstützend zur Seite zu stehen. die Diskussion um Major-Konzerne und Independent-Firmen. 1980 ging es Diese Händler sind für alle Labels enorm wichtig: Sie unterstützen den Aufbau für mich beim Indie los: Meine Band spielte eine Single für ein kleines aber späterer Weltstars und sie sorgen mit ihren erfreulich tiefgestaffelten CD-Regalen angesagtes Label ein. Die Platte verkaufte sich ganz ordentlich und wir erhielten für ein weiterhin vielfältiges und vielseitiges Klassikgenre. immerhin 40 Mark pro Musiker. Danach wurden noch einige weitere Produktionen Neben dem Handel profitieren auch die spezialisierten Klassikmagazine von bei Indie- und anschließend auch bei Majorfirmen veröffentlicht. Jene 40 Mark der Existenz der Majors. Die Budgets für Anzeigen, die oft in keiner Relation zu den waren die einzige Bezahlung für meine künstlerischen Verkäufen stehen, sichern nicht selten die Existenz dieBemühungen, die ich je von einem Indie gesehen habe. ser Magazine. Doch die Majors brauchen die Magazine, Zehn Jahre später begann ich als Manager bei einem genauso wie wir auch auf den spezialisierten Handel Major. Als studierter Musikwissenschaftler musste ich setzen und beide Bereiche mit unseren Mitteln so gut zunächst Toleranz lernen. Mein Musikgeschmack war wie möglich unterstützen. nicht allein entscheidend. Ohne Frage ist das Leben bei einem Major oft von Ich erkannte, dass Musik, die für mich wertvoll war, Rahmenbedingungen beeinflusst, die außermusikalisch begründet sein können: Fusionen, Willkür von trotz erheblicher Promotion- und Marketingaufwendungen Vorgesetzten usw. Wo ich zuvor von internationaler nicht selten keinen Journalisten und/oder Konsumenten Unterstützung sprach, gibt es genügend Beispiele von interessierte. Andererseits verkauften – aus meiner Sicht – Konzernen, innerhalb derer sich die internationalen langweilige Produktionen oft unverständlich viel. Zentralen um kulturelle Werte und historische Labels Doch ich lernte auch sehr schnell, dass ich mit den wenig scheren und unüberlegt fragwürdige Gemetzel Möglichkeiten eines Majors musikalische Akzente setzen anrichten. konnte. Dank eines großen Vertriebes, einer funktionierenden Promotion, der internationalen Unterstützung Bislang wurde meine Arbeit durch solche Maßnahund auch dank guter Budgets lassen sich Ideen realimen glücklicherweise nur selten gestört und ich erhielt Das Leben bei einem Major-Label sieren, die ein kleines Label nur selten umsetzen kann. meist die Unterstützung meiner Vorgesetzten. Sicherlich ist von Rahmenbedingungen beeinflusst, die außermusikalisch Hinzu kommt eine Menge symbolisches Kapital: die mitentscheidend ist dabei die Tatsache, dass die Zahlen begründet sein können: Fusionen Wertigkeit der Labelnamen (eine Aufnahme der „Deutam Jahresende korrekt waren. Das wiederum ist auch oder Willkür von Vorgesetzten. schen Grammophon“ bekommt aufgrund der historisch mein Anspruch: Wir müssen aus eigener Kraft mit gewachsenen Bedeutung der Labelmarke nun mal eine unseren Künstlern und Katalogen am Jahresende ein größere Aufmerksamkeit als von jeder anderen Plattenfirma) und die Tiefe und positives Ergebnis erzielen! Denn wir haben auch Verantwortung für eine Menge Breite der Kataloge, aus denen wir schöpfen können. Aufwändige, innovative und Arbeitsplätze in unserem Haus und bei unseren Partnern. langfristig angelegte Aktivitäten wie z.B. die „Trifft“-Serie, die „Yellow Lounge“, Um den Bogen zu meinen anfänglichen künstlerischen Gehversuchen zu schla„99xKlassik“ oder jüngst „Recomposed“ wären von einem kleinen Label nicht gen: auch meine Indie-Erfahrungen setzten sich fort. Beide Labels, für die ich denkbar gewesen und hätten auch nicht die verdiente Aufmerksamkeit erhalten. aufgenommen habe, existieren noch. Und egal, wie jetzt der Leser inhaltlich zu diesen Themen steht, eines ist unbestritDas Eine lizensiert unsere Songs für fragwürdige Compilations bei Majors weiter, ten: Sie haben die Diskussion um die Relevanz der klassischen Musik angestoßen. die dann durchaus mal fünfstellig verkaufen. Leider ohne unser Einverständnis, Auch die Möglichkeit, großartige Interpreten zu promoten, setzt wichtige Signale obwohl wir freundlich darum baten, uns zumindest vorher zu fragen. Ein Vertrag für das gesamte Segment Klassik. Namen wie Anna Netrebko, Cecilia Bartoli, Lang liegt seit 20 Jahren nicht vor; ebenso nicht eine (!) Abrechnung. Das andere Label Lang erobern neue Medienplattformen und wir können sie – auch hier dank guter wird nun erfreulicherweise mein neues Album veröffentlichen – die ProduktionsBudgets und eines großen Vertriebes – aktiv unterstützen. Wenn diese Künstler kosten wurden von uns, den Musikern, komplett selbst finanziert... plötzlich im Abendhauptprogramm einer öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt Raum Christian Kellersmann ist Chef von Universal Classics in Berlin. Zuvor war er finden, hat das wiederum Einfluss auf den Handel. Denn die großen Stars ziehen die Konsumenten in die Läden. Für die großen jahrelang als Jazz-Produzent erfolgreich. Seine Ernennung an die Spitze der KlassikKetten ist es das Signal, Klassik weiterhin in ihrem Sortiment zu führen. Die speziaSparte erstaunte die Branche. Mit neuen Konzepten und Ideen galt Kellersmann als lisierten Händler wiederum haben die Möglichkeit, den neuen Käufern mit ihrer Quertreiber. Inzwischen beweist der Erfolg, dass er Recht hatte.


reise 60 | crescendo 07 2006

Notizen von unterwegs von Daniel Hope

Emotion und Musik In meinem Hotelzimmer in Florenz, zwischen Proben und Konzert, habe ich Papst Benedikt gesehen, als er Auschwitz besucht hat. Dass ein Deutscher, der zur Zeit des Holocaust schon lebte, eine solche Reise unternommen hat, war ein bewegendes und starkes Bekenntnis. Mich hat noch etwas anderes bewegt: Der Papst-Besuch wurde von einem „Soundtrack“ begleitet, von Live-Musik. Die Geigerin Ida Haendel, inzwischen über 70, spielte „The Prayer“ aus dem „Dettingen Te Deum“ von Händel – ihr unglaublicher Klang brachte viele Zuhörer zum Weinen. Was hat es nur auf sich mit der Musik! Wenige Tage vorher war ich in Deutschland, irgendwo bei Hannover. Ich hatte eine Aufführung mit Klaus Maria Brandauer in einem Schloss aus dem 17. Jahrhundert. Es ging um die tschechische Geschichte, um Kafka, Kokoschka, um Dvorˇák, Janácˇek und andere. Irgendwann hat Brandauer ein tschechisches Rezept vorgelesen, das Publikum klatschte, und in diesem Moment begannen wir ein Stück von Gideon Klein zu spielen – das Meisterwerk eines tschechischen Komponisten, der im Auschwitz ermordet wurde. Das Werk fing heiter an, nur wenig später wurde klar, dass diese Musik nicht lustig ist, und nach dem letzten Ton las Brandauer einen Augenzeugenbericht über den Einmarsch der Deutschen in Prag 1939 vor, danach Kindergedichte aus Theresienstadt. Das Publikum erstickte fast an seinem vorherigen Lachen. Dann haben wir Dvorˇáks himmlisches Andante aus dem Klavierquintett gespielt – und die ganze Anspannung löste sich in absolutem Strömenlassen aller Gefühle auf. Am Ende geht es eben doch immer um die Gefühle der Musik, oder vielleicht um die Musik der Gefühle. Das auf der Bühne zu erleben, kann inspirierend sein oder erstaunen. Jeder, der glaubt, Musiker zu sein, sollte noch einmal genau nachdenken über die Kraft und die Macht der Musik. Daniel Hope ist Geiger und schreibt von nun an regelmäßig für crescendo – er hat die Kolumne von seinem Freund Uli Schirmer übernommen, dem wir herzlich danken.

Welt-Jogging mit dem DSO

Musik am laufenden Meter crescendo-Serie: Orchester erzählen von ihren Konzertreisen. Dieses Mal geht es um das Deutsche Sinfonie Orchester – und darum, wie es sich fit macht für Gastspielabende. Von Andreas Lichtschlag. „Diese tollen Reisen – was ihr alles sehen könnt. Und dafür werdet ihr noch bezahlt!“ Soweit die landläufige Meinung über Orchestermusiker. Die Tourneewirklichkeit sieht allerdings anders aus: Packen, Fliegen, Warten, Busfahren, Üben, Proben. Man versucht, genug Schlaf zu bekommen und sich irgendwie fit zu halten, für den abendlichen Auftritt. Es bleibt kaum Zeit für Stadtbummel oder Museen. Oder lassen sich Fitness und Sightseeing doch kombinieren? Durchaus – wir Musiker(innen) des DSO Berlin schreiben an einem Buch mit dem Titel „Joggen in Tourneestädten“. Seit einiger Zeit führt uns die Zusammenarbeit mit der Deutschen Welle als Kulturbotschafter in osteuropäische Metropolen, die überhaupt erst einmal entdeckt werden wollen. Wunderschöne Konzertsäle mit begeisterungsfähigen Zuhörern überraschen uns ebenso wie die Aufbruchstimmung in den atmosphärisch dichten Städten. Wir rennen also frühmorgens durch die Stadt. Das hilft uns, abends in den Konzerten so richtig zu brennen. Läufergrüße aus Moskau Nach dem gelungenen Auftakt in Sofia im Dezember 2004 ging es ein halbes Jahr später nach Moskau. Wie sehr es sich doch in den sieben Jahren nach unserem letzten Auftritt verändert hat! Wir joggten über den Roten Platz, am Kreml vorbei, hinunter zur Moskwa. Es war schon am frühen Morgen sehr warm, was unsere Stimmung noch euphorischer werden ließ.

Für den Dirigenten Vladimir Ashkenazy und den Solisten Lynn Harrell war der Auftritt im Tschaikowsky-Konservatorium gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit. Der eine, Russe, hatte hier studiert, der andere erlebte einst als ganz junger Amerikaner beim Tschaikowsky-Wettbewerb seinen internationalen Durchbruch. Nach dem Konzert nahmen beide den Dank von Schostakowitschs Witwe entgegen.

Joggen für den Warschauer Brahms In Warschau war es im Februar 2006 bitterkalt. Wir starteten vor Sonnenaufgang und erlebten im Łazienki-Park eine verschneite, traumhafte Winterlandschaft – die perfekte Einstimmung zu Brahms vierter Symphonie unter Kent Nagano in der Nationalphilharmonie. In Bukarest blieb uns auch nur der Morgen zum Joggen, denn am Nachmittag war Probe mit Kent Nagano und abends Konzert (wir haben die Komponisten Mozart und Widmann gespielt, also das Alte und das Neue miteinander verbunden) im wunderschön restaurierten Athenäum. Wir hatten lange überlegt, ob wir überhaupt die Laufschuhe einpacken sollten, denn im Reiseführer wurde vor den herumstreunenden, mitunter aggressiven Hunden gewarnt.

Warnung vor wilden Hunden Der Oktobermorgen war recht kühl, als wir im Halbdunkel starteten. Unglaublich viel Verkehr, Menschenmassen unterwegs zur Arbeit. Im Herstru-Park war es ruhiger, auch die Hunde hielten respektvoll AbDas Tourplakat des DSO.


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dem Deutschen Sinfonie Orchester

Der Sala Konkertowa in Warschau.

Und eins und zwei und ... Musikerin des DSO vor dem Kreml.

Beschädigungen gesperrt ist. Aber wir wollen ja nur zum Meji-Garten mit seinen alten Bäumen und dem prächtigen Schrein. In Japan gilt: Rennen verboten! Am Parkeingang steht der größte hölzerne Torbogen Japans. An einer der beiden mächtigen Säulen ist die Parkordnung angeschlagen, aber nur auf Japanisch. Wir laufen los. Plötzlich überholt uns ein uniformierter Parkwächter auf dem Fahrrad. Ziemlich wütend ist er. So erlebt man die Japaner äußerst selten, es sei denn, etwas wirklich Schlimmes ist vorgefallen. Allmählich verstehen wir: Joggen ist hier streng verboten. Der Schrein ist eine der heiligsten Pilgerstätten Japans. Wir beschließen, uns demnächst besser zu informieren. Die nächsten Reiseziele des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin in Zusammenarbeit mit der Deutschen Welle sind Sarajewo und das Arabische Emirat Abu Dhabi. Dort wird uns Kent Nagano in einem feinsinnig auf den Ort abgestimmten Programm dirigieren. Brahms’ Erstes Klavierkonzert und Chatschaturians Säbeltanz umrahmen RimskyKorsakows Scheherazade. Joggen in Arabien? Was ziehe ich an?

stand, sie machten eher einen verängstigten Eindruck. Später im Hotel, am opulenten Frühstücksbuffet, fielen einem unwillkürlich die Straßenkinder in den Toreinfahrten ein, die sich frierend an ihre Hunde schmiegten. Es kann durchaus auch unliebsame Überraschungen beim Joggen in Tourneestädten geben. In Tokio nehmen wir zunächst die S-Bahn zum Meji-Garten, der größten grünen Oase in der 12Millionen-Metropole. Plötzlich hält die Bahn an, es schaukelt ein wenig. Erdbeben! Die dicht gedrängt stehenden Anzugträger und Schulkinder in Uniform nehmen es gelassen hin. Nach einigen Minuten fährt der Zug wieder an. Dem Display entnehmen wir, dass die Bahnlinie zum Flughafen bis auf Weiteres wegen

Es ist Jahrzehnte her, dass unser Orchester in einem arabischen Land gespielt hat. Haben wir neben Probe und Konzert überhaupt Zeit zum Joggen? Sonnenaufgang und Wetter lassen sich ja im Voraus schnell ermitteln, aber könnte Joggen vielleicht der Landessitte widersprechen? Dürfen unsere Kolleginnen überhaupt joggen und wenn ja, in welchem Outfit? Wir sind nicht nur joggende Musiker, sondern fühlen uns immer auch als Botschafter, die das Gastland respektieren. Auch beim Joggen in Tourneestädten. Andreas Lichtschlag ist Cellist beim DSO und hat bereits viele Touren des Orchesters hinter sich. Meistens ist er dabei gelaufen – nun plant er einen weltweiten Joggingführer.

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crescendo 07 2006 | 61 reise

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plus regional nord-mitte 62 | crescendo 07 2006 Richard Wagner: Sein „Ring des Nibelungen“ ist die größte Oper, seit es Singspiele gibt.


crescendo 07 2006 | 63 plus regional nord-mitte

3 Opern – 3 Aufzüge – 3 Abende „Wagner kompakt“ unter Marek Janowski

So kurz war die längste Oper selten Richard Wagner hat die längste Oper geschrieben, seit es Singspiele gibt. Mit fast 16 Stunden ist der „Ring des Nibelungen“ eine Art SoapOpera, ein gigantomanisches Riesenepos, geschmiedet aus deutschen und nordischen Sagen. Aber letztlich gibt es keinen Grund Angst zu haben vor „Rheingold“, „Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ – schon George Bernard Shaw hat in seinem „Wagner Brevier“ behauptet, dass die Tetralogie, wenn man sich erst einmal an sie herantraut, eigentlich ganz leicht zu verstehen ist. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) hilft nun etwas beim Einstieg. An drei Abenden dirigiert Marek Janowski jeweils einen Akt aus den letzten drei Teilen des „Ringes“ – und dafür hat er ein Wagner-All-Star-Ensemble eingeladen. Janowski ist ein bewährter Wagner-Dirigent. Seine Einspielung mit der Staatskapelle Dresden gehört zu den Standard-„Ringen“, auf der die besten Stimmen ihrer Zeit zusammen zu hören sind – von Janowski in einem musikalischen Sog dirigiert. Nun nimmt er den „Ring“ noch einmal mit dem RSB in Angriff, und wieder legt er höchsten Wert auf seine Solisten. Eine bayreuthreife Sängerriege kommt nach Berlin. Den ersten „Walküren“-Akt, den vielleicht erotischsten Aufzug der Wagner-Literatur mit dem „Wonnemond“-Duett des Zwillingspaares, singen Camilla Nylund (Sieglinde) und Nikolai Schukoff (Siegmund), außerdem ist Kwangchul Youn als Hunding zu hören. Parallel zum „Walküren“-Akt hat das RSB Anton Weberns „Sechs Stücke für Orchester“ und Strauss‘ „Tod und Verklärung“ aufs Programm gesetzt. Am zweiten Abend sind dann aus der

„Götterdämmerung“ „Siegfrieds Rheinfahrt“, der „Trauermarsch“ und die Schluss-Szene der Brünnhilde zu hören. Elizabeth Connell singt dieses Weltuntergangsszenario, das gemeinsam mit Wagners „Wesendonck-Liedern“ und dem „Karfreitagszauber“ aus „Parsifal“ zu hören sein wird. Den letzten Teil von „Wagner kompakt“ macht, im Juni, der dritte „Siegfried“-Aufzug. In dieser konzertanten Aufführung werden ebenfalls Elizabeth Connell (Brünnhilde), Birgit Remmert (Erda), Jukka Rasilainen (Wanderer) und der Bayreuth-Tenor Stephen Gould als Siegfried zu hören sein. Ein Abend, an dem neben Wagner auch die „Sieben frühen Lieder für hohe Stimme“ von Alban Berg gegeben werden. Die Serie „Wagner kompakt“ ist ein idealer Einstieg in die größte Oper der Welt, gleichzeitig eröffnet sie versierten Wagnerianern neue Horizonte, indem das Werk des Bayreuther Meisters mit seinen Nachfolgern verglichen werden kann. Janowski und das RSB werden beweisen, dass Wagner wirklich Zukunftsmusik geschrieben hat.

Wagner Kompakt – die Termine „Walküre“, Webern und Strauss am 17. Dezember; „Götterdämmerung“, „Parsifal“ und „Wesendonck-Lieder“ am 4. Februar 2007; „Siegfried“ und Berg am 2./3. Juni 2007. Die ersten Konzerte finden in der Philharmonie Berlin statt, das letzte im Konzerthaus. Karten: Tel. 030-20298715, www.rsb-online.de

Claudio Abbado in Ludwigshafen

Nachwuchsförderung aus Berufung Claudio Abbado gehört zu jenen Dirigenten, die alles erreicht haben, aber denen die regelmäßigen Auftritte mit den renommiertesten Orchestern der Welt nicht genug sind. Vor zehn Jahren hat er das Mahler Chamber Orchestra gegründet, dessen junge Musiker inzwischen zu den besten der Welt gehören – viele haben seither in große Klangkörper gewechselt. Abbado und das Mahler Chamber Orchestra geben nun das Benefizkonzert der BASF Aktiengesellschaft, das am 7. Dezember im BASF Feierabendhaus in Ludwigshafen stattfinden wird. Neben Mozart und Brahms steht auch eine Komposition des jungen und mehrfach ausgezeichneten Münchner Komponisten Jörg Widmann auf dem Programm. Im Vorfeld des Konzertes diskutieren Eleonore Büning (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Musikkritikerin), Michael

Haefliger (Lucerne Festival, Intendant), Christian Höppner (Deutscher Musikrat, Generalsekretär), Stefan Piendl (Ex-Manager bei EMI, BMG), der Nachwuchskomponist Jörg Widmann, ein Vertreter des Mahler Chamber Orchestra sowie Dr. Klaus Philipp Seif (Leiter Kultur, Sport und Sozialberatung, BASF Aktiengesellschaft) das Thema „Neue Modelle der musikalischen Nachwuchsförderung“ im Rahmen eines Fachgespräches. Info: www.basf.de/kultur

Claudio Abbado: Meister und Mentor


plus regional nord-mitte | 64 crescendo 07 2006

Diese Termine sollten Sie nicht versäumen:

Hamburg: Oslo Philharmonic Jukka-Pekka Saraste gibt sein Debüt als Musikdirektor des Oslo Philharmonic Orchestra. Mit Boris Berezovsky spielt er Mozarts Klavierkonzert und Mahlers Sinfonie Nr. 5. 28.11.06, Tel. 040-346920, www.laeiszhalle.de

Weitere Termine ab 20. November Der kleine Schornsteinfeger, Staatsoper Hannover www.oper-hannover.de 28. November Renée Fleming, Philharmonie, Berlin www.deag.de

Hamburg

Braunschweig: Classix

ab 28. November (Premiere) Gramma – Gärten der Schrift, Dt. Oper Berlin www.deutscheoperberlin.de

Im Rahmen des Braunschweiger Classix-Festivals tritt Martin Stadtfeld in Clausthal-Zellerfeld auf. Dabei wird er Bach, Mozart und Schubert spielen. Durch das Programm führt Wolfgang Knauer, die Stimme von NDR3.

29. November Anna Gourari, Alte Oper Frankfurt www.alteoper.de ab 2. Dezember (Premiere) Der Zwerg, Theater Erfurt www.theater-erfurt.de ab 3. Dezember Peter und der Wolf, Theater Duisburg www.rheinoper.de 3./25. Dezember Alice im Wunderland, Pfalztheater Kaiserslautern www.pfalztheater.de 7. Dezember Kinderkonzert, Philharmonie Essen www.philharmonie-essen.de

25.11., Tel. 0531-222111, www.classixfestival.de

Mönchengladbach: Papageno In Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“ wimmelt es nur so von märchenhaften Figuren, bunten Vögeln und wundersamen Zufällen. Und natürlich ist der Lebemensch und Vogelfänger Papageno der Held aller Kinder. Eberhard Streul hat mit „Papageno spielt auf der Zauberflöte“ eine gekürzte und überaus phantasievolle Fassung für Kinder erarbeitet, die im Mozartjahr auch für die Kleinen ein großes Mozarterlebnis bereit hält. bis 26.12., Tel. 02151-805125, www.theater-krefeld.de

Braunschweig

ab 7. Dezember Pechvogel und Glückskind, Neuköllner Oper, Berlin www.neukoellneroper.de 9./10. Dezember Weihnachten mit T. Brönner, Philharm. Berlin www.dso-berlin.de 11. Dezember Weihnachtsoratorium, Rilling, Konzerthaus Dortmund www.konzerthaus-dortmund.de 13./28. Dezember Hänsel und Gretel, Stadttheater Flensburg www.sh-landestheater.de 14. Dezember von Otter, Mahler Chamber Orchestra, Tonhalle Düsseldorf www.tonhalle-duesseldorf.de 27. bis 30. Dezember Janosch´s „Tiger-Reise“, Alte Oper Frankfurt www.alteoper.de 15./21./22. Januar 2007 Karneval der Tiere, Philharm. Ludwigshafen www.staatsphilharmonie.de Kino – Klassik sehen: Klassik im Kino Mit Carmen, Otello, Der Cavalleria Rusticana und dem Neujahrskonzert unter Herbert von Karajan ins Kino! Alle Termine, Hintergründe und das Kinoverzeichnis bundesweit unter www.klassik-im-kino.de VITUS (Kinostart: 21. Dezember) Vitus, das „Wunderkind“ mit Willen und Gespür, nimmt sein Leben in die Hand und uns mit auf eine wunderbare Kinoreise. www.vitus-film.com

Mönchengladbach

Köln Bonn

Köln: PhilharmonieLunch Bei freiem Eintritt bietet das Projekt PhilharmonieLunch einmal pro Woche kostenlosen Einblick in die Probenarbeit des Gürzenich-Orchesters. wechselnde Termine, Tel. 0221-280280, www.koelner-philharmonie.de

Bonn: BeethovenNacht Die BeethovenNacht des Beethoven Orchesters Bonn findet in diesem Jahr unter dem Motto „200 Jahre Leonore“ statt. Im Jahre 1806 verfasste Beethoven die Frühfassung seiner einzigen Oper „Fidelio“, die unter dem Titel „Leonore 1806 oder der Triumph der ehelichen Liebe“ bekannt wurde. Dieses Werk hatte das Orchester bereits im Jahr 1997 eingespielt. Nun nimmt es sich zusammen mit renommierten Solisten wie Dorothee Jansen dieses Werkes erneut an. Die konzertante Aufführung steht im Mittelpunkt der BeethovenNacht. 16.12., Tel. 0228-778008, www.beethoven-orchester.de

Frankfurt

Frankfurt: Macbeth Verdis „Macbeth“ wird in Frankf ur t wieder au f geno m m en . Martyn Brabbins dirigiert, und Keith Warner inszeniert das Erfolgsstück – in Kooperation mit dem KlangBogen Festival Wien. ab 30.12., Tel. 069-1340400, www.oper-frankfurt.de

Mannheim


crescendo 07 2006 65 | plus regional nord-mitte Sonderveröffentlichung/Anzeigen

Berlin: Pinocchio Pinocchio, die Geschichte einer Holzpuppe, die Mensch werden will. Der italienische Schriftsteller Carlo Collodi erdachte vor 130 Jahren die Abenteuer und machte Pinocchio in aller Welt berühmt. Die Kinderoper entstand 2001 in der norditalienischen Stadt Vicenza und folgt der Geschichte des Kinderbuches. Regie führt die holländische Regisseurin Jetske Mijnssen. Sie erzählt mit prägnanten Mitteln die Geschichte als „Theater auf dem Theater“. bis 15.1.07, Tel. 030-47997400, www.komische-oper-berlin.de

crescendo auf den Klassiktagen im KulturKaufhaus Dussmann

Reden über Musik Klassische Musik ist eine Kunst des Dialoges. Über Interpretationen streiten, neue Ansätze der Musikvermittlung diskutieren, eine Streitkultur auf Basis der gemeinsamen Begeisterung – das ist, wofür die „Klassiktage“ im Berliner KulturKaufhaus Dussmann stehen. Und das ist der Grund, warum crescendo alle Künstler, Journalisten und Kulturmanager in der eigenen Lounge empfängt. Sie ist Ort der Debatte, der Netzwerke und Ideenschmiede. Impressionen von den Klassiktagen in Bildern:

Der Nussknacker Der Choreograph Patrice Bart erzählt Tschaikowskys Geschichte von der kleinen Marie, die am Weihnachtsabend einen Nussknacker bekommt. 14.12.06 bis 5.1.07, Tel. 030-20354555, www.staatsoper-berlin.de

Händels „Messiah“ Manche nennen Händels „Messiah“ das „Oratorium der Oratorien“. Der RIAS Kammerchor führt es nun unter Berlin Hervé Niquet zu Neujahr auf. 1.1.07, Tel. 030-20298725, www.rias-kammerchor.de

Dessau: Kurt Weill Fest Das Motto ist: Kurt Weill getanzt. Der Komponist verwendete Tango-, Foxtrott- oder Blues-Rhythmen. In Dessau kümmern sich der Artist-in-Residence Michael Rische, die Rambert Dance Company, Max Raabe und viele andere um diese vergessene Tradition. 2. bis 11.3.07, Tel. 01805-564564 (12Ct/Min) , www.kurt-weill.de

Altenburg

Dresden

Altenburg: Dornröschen Der Choreograph Peter Werner-Ranke erarbeitete eine Fassung, die den besonderen Möglichkeiten des Ensembles und den verschiedenen Spielstätten des Theaters Rechnung trägt. Dabei orientierte er sich an der Märchenversion der Brüder Grimm. bis 21.12., Tel. 0365-7736343, www.theater.altenburg.gera.de

Dresden: Weihnachtskonzert Reinhard Goebel dirigiert die Dresdner Philharmonie mit Quantz „Pastorale“, Telemanns „Die Hirten bei der Krippe“ und Bachs „Missa“ in D-Dur. 25. und 26.12., Tel. 0351-4866866, www.dresdnerphilharmonie.de

Mannheim: Renée Fleming Für ihre neue Tournee hat sich die amerikanische Sängerin in die Geschichte der großen Diven eingearbeitet. Parallel zur gerade veröffentlichten CD, stehen auch ihre Bühnenauftritte unter dem Motto „Diva“. Fleming stöberte Arien auf, die ihre Vorgängerinnen bekannt gemacht haben. Neben einigen Trouvaillen, etwa von Korngold, stehen auch Opernklassiker auf dem Programm – zum Beispiel Puccinis „Tosca“. Mit dieser Rolle ist eine Maria Callas berühmt geworden. 26.11., Tel. 01805-332433 (12 Ct/Min) , www.deag.de

Bild 1: Vorgestellt crescendo-Chefredakteur Axel Brüggemann (links) debattiert seine neue Wagner-Biographie „Wagners Welt“ gemeinsam mit Marek Kalina (rbb) . Fotos: Claudia Heysel; Monika Rittershaus; Decca; KMP GmbH; Matthias Stutte; Karen Rettinghaus; Habel; Beethoven Orchester Bonn

Dessau

Bild 2: Sprech-Gesang Die Sopranistin Anja Harteros erklärt im crescendo-talk den Spagat von Mozart zu Verdi. Bild 3: Nachwuchsförderung Marko Simsa begeistert hunderte Kinder von klassischer Musik. Bild 4: Verschnaufen Entspannen in der Lounge – Dieter Oehms (rechts) und der Pianist Michael Korstick. Bild 5: Konzert Der Cellist und crescendo-Autor Alban Gerhardt bei einem kleinen Konzert. Bild 6: Relax Die crescendo-Lounge ist Anlaufpunkt für ernste Debatten und lockeres Entspannen. Bild 7: Für Sie da. Das crescendo-Team: Petra Lettenmeier (Organisation und Anzeigen), Winfried Hanuschik (Herausgeber) und Nicola Kremer (Anzeigen).


lieto fine 66 | crescendo 07 2006

Ist Daniel Harding wirklich der neue

Karl Böhm? Er dirigiert viel Mozart, aber ist der Dirigent Daniel Harding wirklich der neue Karl Böhm? Der crescendo-Test: Körperteil für Körperteil

Die Finger Anweisend bei Böhm, beschwörend bei Harding. Oder anders: Böhm gibt vor, wo es lang geht, Harding wartet, was kommt.

Die Frisur Böhm sah ein bisschen aus wie Heinz Rühmann. Harding hat auch etwas Bubihaftes – aber hinter der Fassade lauert der Karrierist. Der Mund Eng und verkniffen bei Böhm, bei Harding offen und abwartend. Es gibt lachendere Mozart-Interpreten als diese beiden.

Das Outfit Harding trägt am liebsten T-Shirt, Böhm scheint im Anzug geboren zu sein. Aber der eine hat in der Steifheit Haltung, der andere lässt in der Laxheit Willkür walten.

Die Hand Kraft oder kneten? Böhm packte die Sachen beim Schopf, Harding massiert sie.

Fotos: DG, Kammerphilharmonie Bremen

Impressum Verlag:

Port Media GmbH Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-89-741509-0, Fax: -11 info@portmedia.de www.portmedia.de Herausgeber: Winfried Hanuschik hanuschik@portmedia.de Chefredakteur: Axel Brüggemann (verantwortlich) brueggemann@portmedia.de Artdirector: Stefan Steitz (verantwortlich) crescendo-layout@portmedia.de Redaktion: Marius Dittert (Hifi) hifi@portmedia.de Michaela Wurstbauer

plus regional:

Projektleitung: Liselotte Richter-Lux richter-lux@portmedia.de crescendo special hifi: Robert C. Kittel Schlussredaktion: Michaela Wurstbauer Autoren dieser Ausgabe: Werner Brösel, Brosk, Axel Brüggemann, Alexander Busche, Marius Dittert, Anna Drechsler, Hilary Hahn, Daniel Hope, Christian Kellersmann, Andreas Lichtschlag, Nike Luber, Moritz Meinken, Peter Pfaff, Eckart Runge, Uwe Schneider, Willi Stadelmann, Tobias van de Locht, Otto Waalkes, Götz Werner. Grafik und Zeichnungen: Titelseite: EMI Süd: Mozarteum, Nord: RSB

Produktionsmanagement: Michaela Wurstbauer Auftragsmanagement: Petra Lettenmeier (verantwortlich) lettenmeier@portmedia.de Michaela Wurstbauer wurstbauer@portmedia.de Verlagsrepräsentanten: Petra Lettenmeier lettenmeier@portmedia.de Kulturbetriebe & Markenartikel: L. Richter-Lux richter-lux@portmedia.de Nicola Kremer, kremer@portmedia.de Horst Kibbel, kibbel@portmedia.de Gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 9 v. 1.1.07 Druck: Westermann Druck, Braunschweig

Das nächste crescendo erscheint am 6. Februar 2007

Erscheinungsweise: crescendo erscheint mit sechs Ausgaben pro Jahr und zusätzlichen crescendo-themenspecials. crescendo ist bei Opern- und Konzerthäusern, im Kartenvorkauf und im Hifiund Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Beiträge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe d. Beteiligungsverhältnisse: Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik (Werbekaufmann), München

Beilage Diese Ausgabe enthält eine Beilage der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH sowie eine Teilbeilage der Editions Atlas. Abonnement-Preis: crescendo premium inklusive sechs premium-CDs: Inland: EUR 34,- pro Jahr inkl. 7% MwSt. Bei Zahlung per Rechnung fallen zusätzlich EUR 5,- Bearbeitungsgebühr an. Europäisches Ausland: zzgl. EUR 10,- Bank-/ Portospesen Kündigung: vier Wochen zum Ende des Kalenderjahres Verbreitete Auflage: 102.444 (laut IVW-Meldung III/06) ISSN: 1436-5529 geprüfte Auflage


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Photo-Illustration: Lord Snowdon/Millington; Art direction and design: Marc Millington for WLP

PUCCINI, KORNGOLD, LEHÁR U.A.

N O R DW E S T D E U T S C H E P H I L H A R M O N I E DIRIGENT A N D R E A S D E L F S 26.11.06 MANNHEIM Rosengarten | 28.11.06 BERLIN Philharmonie 30.11.06 LUZERN KKL | 06.12.06 MÜNCHEN Herkulessaal Tickets: 01805

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