10 minute read

Die schönsten Dörfer

Lieblingsdörfer der Franzosen Von märchenhaft bis höchst idyllisch

Einmal im Jahr wählen die Franzosen live im Fernsehen ihre Lieblingsdörfer. Moderator Stéphane Bern präsentiert begeistert die beliebte Show über französisches Kulturgut, das Frankreich Magazin stellt die Top 10 der Villages-préférés 2022 vor.

Advertisement

TEXT EUGENIE GOLDSCHMEDING FOTOS MORGANE PRODUCTION ILLUSTRATION EDITH BUENEN

1

Märchenhaft Bergheim (Grand Est) GEWINNER 2022

Auch bei dieser jüngsten Wahl des Lieblingsdorfes der Franzosen gewann ein Dorf nahe der deutschen Grenze (2020 gewann Hunspach). Das malerische Dorf im Elsass, das wie aus einem Grimm'schen Märchen entsprungen scheint, ist von imposanten Stadtmauern umgeben, und überall wallen rosa und rote Geranien von den Balkonen. Der Tour des Sorcières erinnert an eine weniger schöne Vergangenheit, als hier sogenannte Hexen hingerichtet wurden. Eine Statue am Stadttor stellt einen Mann dar, der den Gendarmen die Zunge herausstreckt und seinen nackten Hintern zeigt. Er erinnert an die Zeit als Bergheim ein Zufluchtsort für Malfrats war, also Gauner, Schurken und andere Schelme. Die Fachwerkhäuser sind in rosa, rot, gelb und blau getüncht: Die Winzer haben früher gut gewirtschaftet, dadurch konnten sie sich die damals teuren Pigmente leisten, um ihre Häuschen in fröhlichen Farben zu streichen. Bei all den Weinbergen rund um Ihr Dorf kommt automatisch gute Laune auf und so wird hier regelmäßig ein schwungvoller Elsässer Walzer getanzt, während Gäste eine leckere Wurst und elsässischen Weißwein genießen. Santé, oder sollten wir Gesundheit sagen?

2

Mit künstlicher Eisbahn La Grave

(Provence-Alpes-Côte d’Azur)

Moderator Stéphane Bern reiste persönlich zu den hohen Gipfeln von La Grave in den AlpesMaritimes, wo das Massif de la Meije bis auf 3987 Meter reicht und der Bürgermeister JeanPierre Pic heißt. Wer sich als Mensch nicht immer brav an die Regeln halten möchte, will womöglich als Skifahrer neben der Piste die Hänge hinabfahren. Genau das ist die Spezialität dieses Skigebiets, wo präparierte Pisten rar sind. Auch Schnee ist garantiert. Aus der Dorfquelle zapfen Besucher das vielleicht am besten schmeckende frische Alpenwasser, das locker mit teuren abgefüllten Marken mithalten kann. Früher ließen zum Spaß aufgelegte Jugendliche das Wasserbecken absichtlich überlaufen, so dass in kürzester Zeit eine fantastische Eisbahn entstand (damals war es wirklich kalt). Auf 1500 Metern Höhe steht die kleine Kirche Notre Dame de l'Assomption. Dort oben können Besucher die schöne Aussicht auf das Tal und die Berge genießen. Im Sommer ist das schöne Naturschutzgebiet sehr beliebt.

3

Colettes Jugend Saint-Sauveuren-Puisaye (Burgund-Franche-Comté)

Wir kannten diesen Ort bereits aus den Büchern von Colette, der großen Schriftstellerin, Journalistin, Schauspielerin und Schönheitssalonbesitzerin, die hier mit ihrer geliebten Mutter Sido aufwuchs. In diesem Dorf mit heute über 900 Einwohnern, das von freundlichen grünen Hügeln umgeben ist, brachte Sido ihrer Tochter SidonieGabrielle Colette die Freude an der Natur näher. Durch ihren exzentrischen Lebensstil sorgte sie dafür, dass auch ihre Tochter eine freigeistige und eigensinnige Rebellin und später eine berühmte Schriftstellerin wurde. „Es ist, als wäre ich 300 Jahre zu früh geboren worden“, seufzte Sido. Sie verlangte neben dem Ehebett auch ein eigenes Bett, denn verheiratet zu sein, bedeute keineswegs, dass man seinen Époux ständig neben sich dulden müsse, so die feministische Vordenkerin. Das farbenfrohe Bürgerhaus mit prächtigen Tapeten voller chinesischer Motive und Louis XVMöbeln wurde so restauriert, wie Colette es als Kind kannte. Weitere Sehenswürdigkeiten des Dorfes sind das Schloss aus dem 11. Jh., La Tour Sarrasine, die Künstlergemeinschaft La Poèterie und das Musée Saint Sauveur, in dem auch das Musée Colette untergebracht ist.

4

Der pfiffige Abbé Prévost Hesdin

(Hauts-de-France)

Das im Norden gelegene Dorf Hesdin ist die Reinkarnation eines Ortes, der vor 1553 sechs Kilometer entfernt lag. Dieses Dorf wurde von Karl dem Fünften aus strategischen Gründen geschleift und mit neuen Wällen und tiefen Gräben für die damals moderne Kriegsführung andernorts wieder aufgebaut. Das iTüpfelchen war ein hoher Turm, von dem aus man den Feind schon von weitem sehen konnte. Das Dorf ist vor allem für den schelmischen Abbé Prévost bekannt, dessen Skandalroman Manon Lescaut die Leute mit hochrotem Kopf gelesen haben, ehe er verboten wurde. Der Priester, ein bekannter Frauenheld, beschrieb Manon als sinnliche und moderne Frau, die ein abwechslungsreiches Liebesleben führen wollte, in dem sie häufig den Liebhaber wechselte. Die Zeiten haben sich geändert, denn inzwischen steht das Buch auf der Leseliste für das Baccalauréat (die französischen Abiturprüfungen). Übrigens: Nach einer kurzen Zeit in der Armee desertierte der Abbé und betrieb vorübergehend eine Kneipe in Holland. Tipp für Wanderer: Entdecken Sie den Tour de Chaussée, einen schönen Wanderweg.

5

Von Gottes Hand Dieulefit

(Auvergne-Rhône-Alpes)

Der Name dieses schönen Dorfes in der provenzalischen Region Drôme bedeutet „Gott hat es gemacht“. Das Besondere an dieser rund 3000 Seelen zählenden Gemeinde mit ihren drei kleinen Kirchen ist, dass sie seit jeher eine tolerante Haltung gegenüber Religion und Außenstehenden hat. Selbst während der Religionskriege im 16. und 17. Jh. konnte sich hier eine kleine protestantische Minderheit verstecken und behaupten. Vor allem während des Zweiten Weltkriegs verdoppelte sich die Einwohnerzahl durch den Zuzug jüdischer Familien und Widerstandskämpfer (wie dem Schriftsteller Louis Aragon und seiner Frau Elsa Triolet). Keiner wurde verraten, niemand wurde verhaftet. Eine der Heldinnen, die dies ermöglichte, war die 20jährige Stadtschreiberin Jeanne Barnier, die ein Genie im Fälschen von Personalausweisen war. Wie der Dichter PierreEmmanuel sagte: „In Dieulefit ist niemand ein Fremder“. Die beliebteste Freizeitbeschäftigung hier ist die Herstellung von Keramik und Töpferwaren, dank des guten Tons, der rund um Dieulefit vorkommt.

6

Wie in Grimms Märchen Levroux

(Centre-Val de Loire)

Dieser Ort verdankt seinen Namen einer dunklen mittelalterlichen Vergangenheit, als Leprakranke hierher kamen, um von den Kanonikern gepflegt zu werden. Eines der Wahrzeichen von Levroux ist das Maison de Bois, das mit seinen Holzschnitten direkt aus einem Märchenbuch der Gebrüder Grimm zu stammen scheint. Ein weiteres Denkmal ist die imposante Collégiale SaintSylvain, auch La Petite Cathédrale du Berry genannt, in der der Heilige Sylvain verehrt wird, ein Spezialist für die Heilung von Hautkrankheiten. Daher ist der Bau ein beliebtes Ziel für Pilger. Die kleine Kathedrale beherbergt ein gotisches Prunkstück: eine der schönsten und ältesten Kirchenorgeln Frankreichs. Das Dach des Stadttors aus dem 15. Jahrhundert wurde durch eine spielerische Form des Crowdfunding finanziert (jeder konnte für fünf Euro einen Dachziegel kaufen und unterschreiben).

7

Schalkhafte Katholiken Quintin

(Bretagne)

Dies war einmal eine stolze bretonische Stadt, in der das Handwerk blühte. Ob es an der Anwesenheit der vielen Protestanten lag, wissen wir nicht, aber die Menschen arbeiteten hart, um so viel Leinen wie möglich herzustellen. Quintin war berühmt für seine Leinenwebereien. Um die Protestanten zu ärgern, mauerten die Katholiken schalkhafte Gesichter in die Wand und zeigten den gläubigen Protestanten so die Zunge. Die erfolgreichen Leinenproduzenten bauten neben den freundlichen Fachwerkhäusern stattliche Villen, die sich an der Architektur von SaintMalo orientierten. Hauptattraktion des Dorfes ist das Château de Quintin, das noch immer von einer adretten Familie bewohnt wird, die das rez-dechaussée (Erdgeschoss) für die Öffentlichkeit geöffnet hat. Dort sind die Speisesäle mit den im LouisXVIStil gedeckten Tischen zu bewundern.

8

Geduckte Häuschen Port-Joinville-Île-d’Yeu

(Vendée)

Jedes Jahr wurde auch ein Hafendorf im Wettbewerb berücksichtigt. Diesmal war die Ehre PontJoinville auf der Îled'Yeu vorbehalten. Wie das auf Inseln so üblich ist, hat man dort stets mit viel Wind zu kämpfen. Deshalb sind die meisten Häuser klein und niedrig, so dass der Sturm nicht so gut daran zerren kann. Die Gemüsegärten sind von hohen Steinmauern umgeben, die viele kleinen Gassen, so genannte Venelle, bilden. Hier gehen die Inselbewohner vorzugsweise dann spazieren, wenn der Wind besonders heftig über das Eiland fegt. Das letzte hölzerne Fischerboot heißt Le Corsaire und ist im Hafen zu bewundern. Doch letztlich kann nichts mit dem herrlichen Blick über den endlosen Ozean konkurrieren.

Filmkulisse Saint-Sulpicede-Favières

(Île-de-France)

9 10

Sonntagsmaler La Bouille

(Normandie)

Das etwa 20 Kilometer von Rouen entfernte Dorf La Bouille liegt an einer schönen Schleife der Seine, wo die Sonne die Landschaft zu jeder Tageszeit in ein anderes Licht taucht. Maler wie Sisley, Turner und Gauguin ließen sich hier inspirieren; heute ist La Bouille ein bekannter Ort für begeisterte Sonntagsmaler. Nach der Erfindung des Dampfschiffs wurde La Bouille zu einem beliebten Urlaubsziel für die Rouennais, die sich schöne Häuser in der Normandie direkt am Wasser bauen ließen und sich in den Guinguettes vergnügten, den unprätentiösen Kneipen, in denen man tanzen, essen und trinken konnte. Hector Malot, der Autor der weltberühmten Schnulze Sans famille (Allein auf der Welt), wurde hier geboren. Die Geschichte besagt, dass wenige Stunden nach seiner Geburt der Mast eines Schiffes das Fenster seines Geburtszimmers durchbohrte (die Häuser lagen damals sehr nahe am Kai) und der kleine Hector ungestört und friedlich weiterschlief. Hier an der Loire kommt leicht Urlaubsstimmung auf. Nur 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, finden die Pariser hier Ruhe und Entspannung bei Vogelgezwitscher. Doch was hat eine gigantische, 23 Meter hohe Kirche, die 4000 Gläubige fassen kann, in einem Weiler mit rund 300 Einwohnern zu suchen? SaintSulpicedeFavières ist ein berühmter Wallfahrtsort, der seit Jahrhunderten von Gläubigen besucht wird. Dieses gotische Meisterwerk aus dem 13. Jh. gilt als eine der schönsten Kirchen und Kathedralen Frankreichs. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie man im himmlischen Licht, das durch die hohen Fenster fällt, seine dunkelsten Seelengeheimnisse beichtet. Inzwischen hat SaintSulpice auch einen weltlichen Erfolg: Seit der Jahrhundertwende diente es dank seiner malerischen Straßen und gepflegten Steinhäuser mehr als 20 Spielfilmen als Kulisse. Für Naturliebhaber beherbergt die Domaine de Segrez ein jahrhundertealtes Arboretum, in dem seit mehr als 200 Jahren Gewächse von kernigen Baumpflegern versorgt werden.

Côte d’Azur

Urlaub an der Côte d’Azur, direkt am Strand? Im Schatten eines weitläufigen Pinienwaldes an der Küste finden Sie den FünfSterne-Campingplatz Camp du Domaine, ein idealer Ort für die ganze Familie.

Wenn Sie abends vor Ihrem Wohnmobil, Zelt oder Wohnwagen unter dem Sternenhimmel das Rauschen des Meeres hören, sind Sie wie verzaubert. Dies ist der Campingplatz am Meer, von dem Sie geträumt haben. Für jeden ist etwas dabei, da man auch mieten kann. Die Bungalows, die etwas höher auf einem bewaldeten Hügel liegen, bieten von der Terrasse einen Meerblick. Auf diesem großen Campingplatz fi nden Sie alles, was Sie brauchen, von Restaurants und Bars bis hin zu einem Supermarkt.

Sehenswürdigkeiten

Wer gerne die Umgebung erkunden möchte, kann Monaco und Saint-Tropez besuchen. Bormes-Les-Mimosas, ein typisches provenzalisches Dorf mit verwinkelten Gassen, liegt nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Das alte Fischerdorf Le Lavandou ist über einen Pfad entlang der Küste zu erreichen. Es gibt einen Markt am Donnerstagmorgen. Der Campingplatz organisiert auch Ausfl üge mit dem Minibus und einer Führung. Einfach praktisch.

Auf dem Campingplatz

Für kleine Kinder gibt es schöne Spielplätze, Wasserfontänen und einen kostenlosen Miniclub. Sie fi nden sogar spezielle Babybäder! Die Kinder können Bogenschießen, Windsurfen und Wasserski fahren, für Jugendliche gibt es die Möglichkeit, Tennis oder Beachvolleyball zu spielen. Herausforderung: vielleicht sogar einen Tauch- oder Segelkurs machen. Abends sorgt das Animationsteam für Spaß. Camp du Domaine ist ein großartiges Urlaubsziel und weit genug vom Trubel von St. Tropez entfernt.

CAMP DU DOMAINE

2581 La Favière F-83230 Bormes-les-Mimosas Tel. (0033) 4 94 71 03 12 GPS 43.1179, 6.35183 9 April bis zum 31 Oktober 2022 geöffnet. Der Campingplatz liegt in einem 45 Hektar großen Park direkt am Strand mit vielen Plätzen für Camping und Bungalow.