HERTEN AKTUELL
Reise in die Vergangenheit In seinem Museum zeigt Gregor Höbrink Geräte aus der Pionierzeit des Rundfunks Vorsichtig dreht Gregor Höbrink die Kurbel des Grammophons im Uhrzeigersinn und legt die Nadel behutsam auf die Schallplatte, die sich daraufhin rasant in Bewegung setzt. Plötzlich spuckt der goldene Trichter ein Kratzen aus, das langsam zu einem Rauschen wird und sich zu einer klar erkennbaren Melodie entwickelt. Die ertönenden Klänge der 1920er Jahre versetzen jeden Zuhörer gedanklich in eine längst vergangene Zeit. Dazu tragen auch viele weitere Geräte aus der Pionierzeit des deutschen Rundfunks bei, die in den Regalen des kleinen Rundfunkmuseums im Fachgeschäft TV-HiFi-Video-Elektro Höbrink aufgestellt wurden. Wer das Gebäude in der Zechenstraße 27 in Herten betritt, trifft zunächst auf eine breite Auswahl an modernster Unterhaltungselektronik und Elektrohausgerätetechnik. Eine kleine Tür im Kassenbereich führt die Besucher schließlich in eine andere Zeit: Radio- und Fernsehtechnikermeister Gregor Höbrink hat sich dort vor rund vier Jahren einen Traum erfüllt und sein eigenes Rundfunk- und Fernsehmuseum eröffnet. Wahrlich „alte Schätzchen“ wie Rundfunkempfänger, Kofferradios oder Röhrenfernseher mit Holzgehäuse laden jeden Nostalgiker und Geschichtsinteressierten zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Rund 100 Exponate können hier bestaunt werden; zum Teil sind sogar noch die originalen Bedienungsanleitungen vorhanden. „Zu meiner Sammlung gehört noch einmal die gleiche Menge an Geräten, doch mir fehlt der Platz alle auszustellen“, sagt der 49-Jährige, der das 1967 gegründete Fachgeschäft Höbrink heute in der zweiten Generation führt. Zu sehen sind beispielsweise ein „Lorenz Heimstudio“ von 1957. Das Gerät spielt Musik von einer Drahtspule ab und ist äußerst selten zu finden. „Immerhin kostete es damals um die 1.700 Mark – das ist heute vergleichbar mit einer Stereoanlage für 30.000 Euro.“ Weitere Highlights sind der Rundfunkempfänger Typ OE 333 von Loewe Opta aus dem Jahr 1927, ein Rundfunkempfänger T9A von Telefunken mit Lang- und Mittelwellen-Empfang oder eine Wurlitzer Musiktruhe. Ein altes Projektionsgerät zeigt, wie 1957 in Kneipen Fußballspiele übertragen wurden. Viele Geräte stammen von Kunden, die ihre alten
Schätzchen loswerden und in guten Händen wissen wollten. Andere wurden auf Messen oder Flohmärkten erstanden. Nachdem Höbrink 2011 eine Ausstellungsfläche für seine Exponate geschaffen hatte, wurden alle Gegenstände auch katalogisiert. „Die Sammelbegeisterung ist berufsbedingt. Ich bin in der Werkstatt großgeworden und als Jugendlicher mit meinem Vater zum Kundendienst mitgefahren. Daher kommt das Interesse für das Handwerkliche“, sagt der Radio- und Fernsehtechniker, der in diesem Jahr seinen Silbernen Meisterbrief entgegennehmen darf. „Die Sammlung ist zu meinem Hobby geworden. Wenn ich mal in Rente gehe, dann kann ich mich noch intensiver darum kümmern. Ein paar Geräte müssen dann überholt und repariert werden.“ Ausschau hält Gregor Höbrink aber noch nach einem ganz bestimmten Gegenstand: „Auf meiner Wunschliste steht ein „Peter Pan“-Grammophon aus England. Die sind ganz selten, aber sehr faszinierend.“ Für alle Interessierten steht die Tür zum Museum übrigens zu den Öffnungszeiten des Fachgeschäftes offen. [JH]
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