100% BUER (10/2015)

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SCHALKER MIT LEIB UND SEELE Ernst Kuzorra wäre in diesem Jahr 110 Jahre alt geworden

„Ich wusste nicht, wohin mit dem Ball, da hab‘ ich ihn einfach reingewichst.“ So kommentierte Ernst Kuzorra 1934 sein entscheidendes Tor im Spiel gegen Nürnberg, das den FC Schalke 04 schließlich zur ersten deutschen Meisterschaft führte. Um einen lockeren Spruch war Schalkes größter Sohn bekanntermaßen nie verlegen. Gleichzeitig gilt er bis heute als einer der besten Fußballer seiner Zeit. Im Oktober wäre Schalkes Idol mit der einzigartigen Persönlichkeit 110 Jahre alt geworden. 100% BUER nimmt dieses Ereignis zum Anlass, einen Blick auf das Leben des Gelsenkircheners zu werfen.

A

ls Sohn eines Bergmannes und als viertes von sieben Kindern am 16.Oktober 1905 geboren, arbeitete Ernst Kuzorra zunächst auf der Zeche Consolidation. Schon als Kind war er vom Fußballvirus infiziert; mit gerade mal 14 Jahren spielte er bereits in der Schalker A-Jugend. Im Jahr 1923 bestritt Ernst Kuzorra, der später „Clemens“ gerufen wurde, weil drei seiner Mitspieler den gleiche Vornamen trugen, seine Premiere in der ersten Mannschaft. Schnell wurde er zur bestimmenden Spielerfigur der Schalker und gab auch abseits des Platzes die Marschrichtung vor. Schließlich übte er auch Einfluss auf die Zusammensetzung der Mannschaft, das Training und die Taktik aus. Verbunden ist der Name Kuzorra bis heute mit der erfolgreichsten Zeit der Schalker Vereinsgeschichte und mit dem berühmten Schalker Kreisel, den er gemeinsam mit seinem Schwager Fritz Szepan begründete. Zwischen 1934 und 1942 wurden die Knappen sechsmal Deutscher Meister, drei Mal Vizemeister und einmal Pokalsieger. Sein Debut in der Nationalmannschaft gab er 1927. Damit war er der erste Schalker überhaupt, der für Deutschland auflief. Aufgrund des schlechten persönlichen Verhältnisses zu Trainer Otto Nerz stehen am Ende jedoch nur zwölf Länderspiele auf seinem Konto. Trotz guter Angebote anderer Vereine blieb er dem FC Schalke 04 immer treu und verbrachte seine gesamte aktive Fußballerkarriere in Gelsenkirchen.

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Somit zählt er zu den wenigen Spielern, die in ihrer Karriere nur für einen einzigen Klub gespielt haben. Seine aktive Laufbahn beendete er schließlich im Jahr 1950 im Alter von 45 Jahren. Doch schon viele Jahre zuvor war er auch als Trainer tätig. In der Saison 1935/36 leitete er für einige Wochen bei Borussia Dortmund das Training, um Fritz Thelen zu vertreten. Ernst Kuzorra trainierte darüber hinaus von 1942 bis 1946 die SpVgg. Erkenschwick und von Juni 1949 bis 1951 Borussia Hückelhoven. Bis 1974 führte er einen Tabakladen. 1980 wurde Ernst Kuzorra mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet und 1985 zum Ehrenbürger von Gelsenkirchen ernannt. Im Alter von 84 Jahren starb der Gelsenkirchener am 1. Januar 1990. Bei seiner Beerdigung soll es schließlich zu einem ungewöhnlichen Zwischenfall gekommen sein: Die Legende besagt, dass der damalige Vereinspräsident des FC Schalke 04, Günter Eichberg, nicht rechtzeitig aus seinem Urlaub auf den Bahamas zurückkehren konnte, aber dennoch unbedingt auf dem offiziellen Foto der Beisetzung zu sehen sein wollte. Aus diesem Grund wurde der Trauerzug und die Kranzniederlegung nach der Beerdigung ein zweites Mal durchgeführt. In diesem Jahr wäre die Schalker Legende 110 Jahre alt geworden; bis heute verkörpert Ernst Kuzorra den Mythos Schalke wie kein Zweiter. [JH] Ernst Kuzorra (li) mit seinem kongenialen Spielpartner Fritz Szepan (re). Die Aufnahme entstand in der Glückaufkampfbahn, ca. 1950.


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