100% BUER (06/2016)

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KUNST & KULTUR

Die „werkstatt“ – ein Buersches Urgestein steht vor dem Aus Am 24. Juni feierte die „werkstatt“ an der Hagenstraße 34 in Gelsenkirchen-Buer ihr 40-jähriges Bestehen. Künstler und Kunstfreunde versammelten sich im Rahmen einer Jubiläumsausstellung zum geselligen Beisammensein und ließen die Geschichte der Galerie Revue passieren. Trotz vieler schöner Erinnerungen und neuer Pläne für die Programmgestaltung hing an diesem Tag jedoch ein Damoklesschwert über der Veranstaltung: Die Mitglieder des ehrenamtlich geführten Kulturtreffpunkts müssen zum Jahresende aus den angemieteten Räumen an der Hagenstraße ausziehen …

40 Jahre Kunst und Kultur aus Buer • 40 Jahre werkstatt 1976-2016

Many Szejstecki und Rolf Feddern, zwei Grubensteiger und Hobbykünstler, die sich bei ihrer Arbeit auf der Zeche Westerholt kennengelernt hatten, gründeten die „werkstatt“ 1976. Damals hätten die beiden sich nicht träumen lassen, dass aus ihrer Idee eine feste Größe innerhalb der Buerschen Kunst- und Kulturszene wird. Sicher hätten sie sich aber auch nicht vorstellen können, dass das Fortbestehen des Vereins irgendwann einmal an einem Mietvertrag hängen würde. Dabei war bereits das erste Gemeinschaftsatelier am Marientor in Buer eine Bleibe auf Zeit. Der Abriss der ehemaligen Werkräume im Flachbau war beschlossene Sache, als die Gründungsmitglieder Szejstecki (Zeichner) und Feddern (Bildhauer), die Goldschmiede Klaus und Michael Schadek sowie der Maler und Zeichner Berni Woschek dort einzogen. Mit Dr. Helga Redlich fanden die Künstler bald darauf eine Vermieterin und begeisterte Unterstützerin ihrer Arbeit. In ihr Haus zog die „werkstatt“ im Juni 1980 ein. Auf etwa 140 qm an der Hagenstraße boten sich fortan Möglichkeiten des gemeinsamen Arbeitens sowie für Ausstellungen und andere Veranstaltungen. Vom Künstlertreff zum Kunstverein Im Laufe der Jahre veränderte sich die Arbeitsgemeinschaft. Bekannte Köpfe gingen und neue Künstler kamen hinzu. Von 2006 bis 2009 leiteten Many Szejstecki und Monika Simon die Künstlergruppe. Als Wolfgang Ullrich anschließend die Aufgaben der Bildhauerin als Vorsitzender übernahm, erfolgte die Gründung des „werkstatt e.V. – Verein zur Förderung für Kunst und Kultur“. In Buer wurde die „werkstatt“ in vier Jahrzehnten zu einer festen Institution und Anlaufstelle für Kulturinteressierte. Die Künstler arbeiteten nicht nur im stillen Kämmerlein. Sie zeigten ihre Werke einem breiten Publikum und luden andere Kreative dazu ein, in den Atelierräumen auszustellen. So mancher Ausstellungsbesucher hat bei einer dieser zahlreichen Vernissagen ein echtes „Meisterstück“ erstehen können. Das schöpferische Engagement der „werkstatt“ erstreckt sich jedoch nicht nur auf die bildende Kunst. Die darstellenden Künste haben innerhalb regelmäßiger und facettenreicher Aufführungen ihren Platz im Programmplan gefunden. Livemusik wie die monatliche Konzertreihe „Hammer+3“ des Gitarristen Christian Hammer

samt drei musikalischen Mitstreitern, Kabarett, Pantomime, Schauspiel oder das literarische Gefecht „Poetry Slam“ begeistern ein breites Publikum. Mit der Veranstaltungsreihe „junge werkstatt“ – unter der Federführung der Studentinnen Dea Sinik und Anabel Starosta – konnte die „werkstatt“ die Herzen der Jüngeren schnell erobern. Verliert Buer ein kulturelles Wahrzeichen? Seit 1976 schreiben Buer und die „werkstatt“ gemeinsame Geschichte. Zusehends etablierte sich die Galerie ins Stadtleben. Die „werkstatt“ und die günstige Miete von rund 500 Euro konnten weitestgehend aus den Mitgliedsbeiträgen, dem Verkauf des Werkstattkalenders und Spenden wie dem „Kulturcent“ bestritten werden, mit dem das Musiktheater im Revier (MiR) in 2015 und 2016 das Projekt förderte. Mit dem Tod der Vermieterin änderte sich diese Situation schlagartig, denn der Erbe und neue Vermieter erhöhte den Mietpreis kurzerhand auf das Dreifache. Eine Summe, die für den Verein unmöglich zu stemmen ist. Es fehlen 12.000 Euro pro Jahr. Zu einem Entgegenkommen scheint der Eigentümer nicht bereit und schickte die Kündigung zum 31. Dezember. Wolfgang Ullrich und den anderen Künstlern bleibt nicht mehr viel Zeit, bevor an der Hagenstraße 34 die Lichter für die „werkstatt“ ausgehen. Sie hoffen auf die Hilfe von Spendern und Kulturstiftungen, um in ihrem angestammten Quartier bleiben zu können. Alternativ suchen sie schweren Herzens nach einer neuen Unterkunft in Buer. Wer kann helfen und geeignete Räumlichkeiten in entsprechender Größe zu einem erschwinglichen Mietpreis anbieten? Kreative Köpfe und potenzielle Mäzene sind aufgerufen, aktiv zu werden, um ihr Buersches Urgestein vor dem Aus zu bewahren. [CMR] „werkstatt“ Hagenstraße 34 45894 Gelsenkirchen-Buer Öffnungszeiten: Di.–Fr.: 16–18 Uhr, Samstag: nach Vereinbarung Tel.: (0209) 402 445 43

Jahre

werkstatt

Vorsitzender Wolfgang Ullrich Tel.: (0209) 7 90 17 33 E-Mai: ullrich46@gmx.de

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