Pronto Kundenmagazin 06/2019

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Pronto Persönlich  7

Essen, serviert in monochromen Farben, ist eine Spezialität von Tanja Grandits.  Produkten. Weiter schreibe ich Menüvorschläge für Veranstaltungen, gebe Interviews, schreibe Kochbücher und, und, und ... Was unternehmen Sie in Ihrer freien Zeit? Den grössten Teil verbringe ich mit meiner 14-jährigen Tochter. Am Sonntag und Montag haben wir Ruhetag, das heisst, der Sonntag ist unser gemeinsamer Tag. Wir ma-

«Mit Freude und Herzblut funktioniert alles.»

Fotos: digitale massarbeit

chen immer das, worauf wir gerade Lust haben. Wir gehen essen oder ins Kino, in den Stall zum Pferd oder führen unseren Hund aus. Also alles sehr gemütlich. Ich bin nach einer Arbeitswoche sehr ruhebedürftig, weil ich immer um Menschen bin und es in der Küche turbulent ist. Am Wochenende zu Hause zu sein und nichts zu machen ist dann sehr schön. Ich mache auch viel Yoga. Viele sagen, dass der Beruf des Kochs für Frauen zu anstrengend sei. Wie ist Ihre Haltung dazu? Diese Meinung ist schade. Es hat sich einiges geändert, auch in der Küche. Es gibt ja keine 300-Liter-Kupfertöpfe mehr. Klar, manchmal muss man sagen: Du, hilf mir doch mal schnell. Aber ein Riese muss man nicht sein. Man kann al-

les machen, wenn man möchte. Das sage ich jungen Frauen in der Küche immer. Ich möchte da wirklich Vorbild sein. Ich bin jetzt 49 Jahre alt und habe so viel erreicht, auch durch meine Art, wie ich bin. Ich bin anders als andere Köche. Ich bin ruhig, ich bin bei mir, ich arbeite in einer wunderschönen Atmosphäre mit meinem tollen Team. Man kann auch ein Kind haben. Natürlich arbeitet man viel und muss sich gut organisieren. Aber mit Freude und Herzblut funktioniert alles. Wann haben Sie realisiert, dass Sie Köchin werden wollen? Da war ich Teenie. Auch mir riet man davon ab, Köchin zu werden. «Du hast doch eine gute Matur gemacht, studier doch was», hiess es. «Kochen ist doch anstrengend! Diese Arbeitszeiten!» Ich habe früh schon im Service und als Barkeeperin gearbeitet. Das fand ich immer toll. Nach dem Abitur begann ich ein Chemiestudium, das ich nach zwei Semestern abbrach. Dann ging ich als Au-Pair ins Ausland. Dort habe ich gekocht und gemerkt, dass ich genau das machen möchte. Dazwischen ging ich reisen, sodass ich erst mit 23 meine Kochlehre begann. Das war kein Nachteil, denn ich war schon erwachsen und hatte eine normale Jugendzeit. Als Köchin verpflichtet man sich ja zu etwas, man ist in einem anderen Lebensrhythmus als

andere. Ich finde, man sollte schon 18 sein, wenn man den Beruf ergreift. Es wird einem sonst zu viel Jugend genommen. Kochen im Alltag ist für viele anstrengend. Haben Sie Tipps, wie man sich trotzdem gesund ernährt? Am besten mit meinem Kochbuch (lacht). «Tanjas Kochbuch» hat ganz einfache Rezepte mit Tipps, welchen magischen Vorrat es braucht. Die Rezepte sind simpel. Auch durch die vielen Reaktionen auf meine Kolumne in der Coopzeitung habe ich realisiert, wie gross das Bedürfnis nach einfachen Alltagsrezepten ist. Welche drei Lebensmittel nehmen Sie mit auf eine einsame Insel? Ingwer. Matcha-Tee. Hmm. Schwierig. Vielleicht noch was Nahrhaftes (lacht). Ein gutes Sauerteigbrot. 

Kurzbiografie Tandja Grandits wuchs bei Tübingen (D) auf. Ihre Kochlehre absolvierte sie in der Traube Tonbach im Schwarzwald. 2001 eröffnete sie ihr Restaurant Thurtal (TG). Seit 2008 ist sie Küchenchefin im Restaurant Stucki in Basel. Für ihre Aromaküche erhielt sie zwei Sterne im Guide Michelin. 2014 wie 2020 erhielt sie von Gault Millau die Auszeichnung «Koch des Jahres» und wurde neu mit 19 Punkten bewertet.


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