Red Bulletin 0209

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EIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN / FEBRUAR 2009

„ALLES ANDERE IST WURSCHT“

SEBASTIAN VETTEL UND DIE LIEBE ZUM RENNSPORT. EIN INTERVIEW.


ÜBERFLIEGER HABEN EIN ZUHAUSE. WILLKOMMEN IN DER WELT VON RED BULL. Mit Red Bull MOBILE. Mehr Infos zu Handys und Tarifen in allen A1 SHOPS und Telekom Austria Shops, unter 0800 664 750 oder auf www.redbullmobile.at


Bullhorn

CoVERBILD: LAT PHoToGRAPHIC; BILD: PHILIPP HoRAK

Winter, unvergesslich Auch wenn uns Sebastian Vettel am Cover und im ausführlichen Interview ab Seite 28 schon eine wärmende Ahnung von hitzeflimmerndem Formel-1Asphalt vermittelt, von Melbourne, Sepang, Monte Carlo, Monza und São Paulo – die vorliegende Ausgabe des Red Bulletin will die Jahreszeit ihrer Entstehung nicht verleugnen. Das liegt zum Beispiel an Gregor Schlierenzauer und Lindsey Vonn, zwei der großen Helden dieses Winters, die sich für unsere Autoren und Fotografen selbst dann Zeit nahmen, als sie eigentlich keine hatten: Während der Vierschanzentournee und beim Skiflug-Weltcup am Kulm entstand Christian Seilers höchst lesenswertes Porträt des Flugwunders aus Tirol. Zwischen dem Technik-Wochenende in Maribor und der SpeedWoche von Zauchensee und Cortina stärkte sich Lindsey im Hangar-7„Ikarus“ beim Dinner mit Red Bulletin-Autorin Uschi Korda, ein überaus charmantes Protokoll des Treffens finden Sie ab Seite 80. Die bemerkenswerte fotografische Begleitung der beiden Storys stammt vom Wiener Philipp Horak, der Red Bulletin-Leser schon seit der ersten Ausgabe mit seinen Arbeiten in Atem hält. (Man denke nur an den spike-scharfen Aufmacher der Eisspeedway-Story über Franky Zorn vom Jänner 2008.) Die Porträts, die ihm am Kulm von Gregor Schlierenzauer gelangen, dürfen Ihnen einfach nicht vorenthalten werden … das Highlight auf Seite 39 soll daher auch als Appetizer für einen Besuch im Web dienen: Horaks einzigartige Schlierenzauer-Serie gibt’s vollständig als Diashow auf www.redbulletin.com. Apropos atemberaubende Fotografie: Auf satten elf Seiten posiert ab Seite 56 der Winter in seiner wunderbarsten Form, nämlich als unwiderstehlich verschneite und pickelhart gefrorene Herausforderung an Menschen mit einem gelassenen Verhältnis zu herkömmlichen Vernunftbegriffen. Nach diesem Pictorial keine Lust aufs Freeskiing, Snowkiting oder Iceclimbing zu kriegen ist ein Ding der Unmöglichkeit. (Red Bulletin-Autor Werner Jessner vertiefte sich bei seinen Recherchen zum Snowscooting so vorbildlich ins Thema, dass er nun sogar eine Teilnahme bei der nächsten WM anstrebt.) Dafür, dass dieser Winter auch im engsten Wortsinn ein unvergesslicher bleibt, sorgt ab Seite 68 und nochmals ab Seite 76 Johannes Mallow: Der zweifache Gedächtnissport-Weltrekordhalter erklärt Ihnen, wie er sich vierzigstellige Zahlen in ein paar Sekunden merkt. Und wieso Sie das auch können.

Bergwärts fuhren sie noch gemeinsam, talwärts trennten sich jedoch ihre Wege: Skiflug-Sensation Gregor Schlierenzauer und Red Bulletin-Fotograf Philipp Horak.

20. 01. 2009 / Nr. 5 www.speedweek.eu € 2,00 / Benelux € 2,40. Italien, Spanien, Portugal (kont.) € 2,80

Neue Chance F1-Feld voll: Sébastien Bourdais darf auch 2009 für Toro Rosso fahren. 22 Bourdais

Der Gigant erzählt

Michael Schumacher über sein neues Leben

Was taugen die F1-Autos? Technik: Ferrari, Toyota, McLaren im Vergleich. 12

Es ist getan! Rallye Dakar: Nach dem Sainz-Crash sprang Giniel de Villiers für VW in die Bresche. 32

Giniel de Villiers

Neue Stärke Nicky Hayden: Der bei Honda abservierte ExWeltmeister will wieder siegen. 47 Nicky Hayden Weitere Themen: Casey Stoner: «2009 werde ich aggressiver überholen.» — Ducati: Neue Konzepte für neue Siege. — Kawasaki: John Hopkins hat schlaflose Nächte. — Freddie Spencer ist pleite.

NEU am Kiosk

Eine ziemlich verbindliche Empfehlung für Ihren nächsten Kioskbesuch: Die neue „Speedweek“ versorgt Sie um gerade einmal zwei Euro mit allem, was man als echter Motorsportfan wissen sollte.

Viel Spaß dabei! Die Redaktion

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I N H A LT

WILLKOMMEN IN DER WELT VON RED BULL

Für Sie unterwegs: auf Eis, über Wasser, durch die Luft.

Bullevard 08 FOTOS DES MONATS

14 WAS WIRD AUS … … Wasserski-Junior Dorien Llewellyn? 15 RED BULL & CO. 16 WER BIN ICH? Matthias Dolderer, neuer Red Bull Air Racer 17 MEINE WELT Fremdenführer: Biathlet Michael Rösch 18 EINST & JETZT 20 PINNWAND & MOTORSPORT Kurz & dennoch einzigartig. 21 MEIN KÖRPER UND ICH Mountainbike-Downhiller Gee Atherton 22 FORMELSAMMLUNG Physikalisch driften mit Rhys Millen 24 ZAHLEN DES MONATS Red Bull Crashed Ice

Heroes

28 SEBASTIAN VETTEL war 2008 der Shooting-Star der Formel 1. Der Sieg in Monza hat seinen Appetit auf mehr geweckt.

28

36 KAREN PEARSON erklärt die digitale Radio-Revolution. Die Engländerin kann das, denn sie ist eine der Macherinnen der Red Bull Music Academy. 38 GREGOR SCHLIERENZAUER ist immer noch nicht draufgekommen, wie man ein Skifliegen nicht gewinnt.

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42 AXL ROSE ist der Held des MotoGP-Piloten James Toseland. Ersterer gibt auf der Bühne mit seiner Band Guns N’ Roses Gas, Letzterer macht als Hobbymusiker am Klavier tadellose Figur. 44 PHILIPPE PETIT spazierte vor 25 Jahren über ein Seil, und das in über 400 Meter Höhe: der Hochseilakt schlechthin, nun Gegenstand eines Films. 48 RICCARDO CASSIN wurde im Jänner hundert und war einer der besten Kletterer der Welt.

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I N H A LT

Action

52 BREAKDANCE Auch dafür gibt es eine Schule: Die weltbesten Flying Steps betreiben sie in Berlin. 56 SCHNEESPORT Auf Skiern, mit dem Eispickel, hinterm Gleitschirm und auf einem Brett mit Lenker: beispielhafte Behandlungen von Eis und Schnee. 68 GEHIRNAKROBATIK Johannes Mallow, Gedächtnissportler, hilft Ihnen, Ihr Vorzimmer zu verwüsten.

More Body & Mind

76 UNVERGESSLICH! Wie Sie in fünf Minuten nie wieder Ihre Kontonummer vergessen.

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38 90

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BILDER: CHRIS FLOYD, PHILIPP HORAK, OLIVER GAST, MARCEL KÖHLER, RED BULL PHOTOFILES, REX FEATURES (2)

77 SNOW UNLIMITED Ab Seite 56 die Disziplinen, hier werden die passenden Locations nachgereicht. 78 SNOWSCOOTING ist ganz einfach, wenn Red Bull-Athlet Filip Polc es vorzeigt. 80 HANGAR-7-INTERVIEW … … mit Ski-Weltcup-Siegerin Lindsey Vonn. Anlass (ca. 6-gängiges Dinner) und Location („Ikarus“) garantieren, dass es nicht um Hundertstelsekunden geht. 83 EISKLETTERN Griffiges Equipment im Überblick. 84 HOT SPOTS Was rund um die Welt los ist. 86 DIE MACHT DER NACHT Ein Besuch in Münchens Q-Club, eine Stadtrunde durch Sheffield (Reiseführer ist Toddla T), die Red Bull PlaystreetsParty in Bad Gastein und backstage mit The Late Greats, die sogar Bruce Springsteen alt aussehen lassen. 94 SATIRE Ganz im Stil des Simplicissimus. 96 READ BULL Es schreibt: Leser Thomas Altmann. 98 GEIST MIT KÖRPER Christian Ankowitschs Kolumne belebt. RED BULLETIN TÄGLICH NEU: WWW.REDBULLETIN.COM 05


leserbriefe

briefe an die redaktion Die nächste Ausgabe ist schon unterwegs – da diese erstmals in Deutschland erscheint (als Beilage des „Münchner Merkur“ und der „tz“), freuen wir uns, dass wir über Ihr Hostel auch in Berlin eine Lesergemeinde aufbauen können! Die Red. Ich möchte alle Leser, die mich seit der letzten Ausgabe des Red Bulletin kennen, über meine neue Aufgabe informieren: stolzer Papa sein! Ich habe nämlich am 8. Jänner ein Baby bekommen (natürlich nicht ich, sondern meine Verlobte Karen). Unsere entzückende Tochter heißt Logann Elizabeth, ist drei Kilogramm schwer und 53 Zentimeter groß. Erik Guay, per E-Mail Letzte Woche war ein netter junger Mann mit einem Stapel Red Bulletin-Magazinen bei uns und bat um Auslegung in unserem Hostel in Berlin. Die Magazine finden schon jetzt großen Zuspruch, und somit bitten wir um weitere Zusendung. Wir sind ein zirka 300 Betten starkes Hostel und beherbergen vornehmlich Jugendliche (16 Jahre) auf Klassen- und Vereinsfahrten. Jana Schleske, per E-Mail

Also eins muss Euch der berufsbedingte Neid lassen: Vom Layout über die technisch großartige Bildredaktion bis hin zu den darauf abgestimmten Texten kann Euch so schnell keine Blattmachertruppe das Wasser reichen. Was jedoch die Themenauswahl an sich betrifft, halte ich es emotionell ganz mit der Tiroler Sennerin Ruth und ihrer Ziege Esther (Jänner 2009, Seite 83). Mag. G. Reichlin-Meldegg, per E-Mail Recht herzlichen Dank für die prompte Übersendung der Oktober-2008-Ausgabe. Sie haben mir damit eine große Freude bereitet, und ich habe dadurch gute Informationen über die Gestaltung der Lightning bekommen. In der Zwischenzeit habe ich auch weitere Ausgaben gelesen und bin von Ihrer Zeitschrift be-

geistert. Sie haben mit Sicherheit einen weiteren Leser gewonnen. Werner Eberhartinger, 5164 Seeham Obwohl im Alter schon ein paar Minuten über Ihr Zielpublikum hinaus, finde ich, dass „The Red Bulletin“ völlig differente Themen gekonnt publiziert. Einzig die etwas unruhige Gestaltung in Form moderner Videoclips beunruhigt ein wenig mein Auge. Leo Schejda, per E-Mail Gratulation – ein Spitzenmagazin! Die schlechte Nachricht: Ich krieg das Red Bulletin leider immer nur alle paar Monate zufällig in die Hände. Die gute Nachricht – ich hab grad gesehen, dass man sich jetzt auch ein Abo holen kann! Gibt es eine Möglichkeit, auch alte Ausgaben nachzubestellen? Johannes Singer, per E-Mail Gibt es. Schreiben Sie uns, welche Hefte Ihnen fehlen, und prompt kommt Post vom Red Bulletin. Die Red.

des Magazin in Händen. Kurze Frage: Wie stehen Sie zu Randsportarten? Ich bin sportlicher Leiter von Paris Lodron Salzburg Wasserball. Und Wasserball ist die älteste olympische Mannschaftssportart … Gerhard Kreil, per E-Mail Das Red Bulletin-Herz schlägt heftig für Sportdisziplinen, die nicht Mainstream sind. Deshalb: Wir schreiben Wasserball groß auf unsere To-do-Liste und kommen einmal auf Besuch. Die Red.

Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Name, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.

Ich hielt heute erstmals Ihr informatives und ansprechen-

l e s e r f r a g e n , w e lt m e i s t e r a n t w o r t e n

Wir fragen nach bei Hannes Arch, 2008 Weltmeister im Red Bull Air Race und Stammgast im Hangar-7 am Salzburger Flughafen.

Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com

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Jedes Mal, wenn ich Salzburg anfliege, bin ich überwältigt von dem, was hier geschaffen wurde. Unter mir liegt dieser durchsichtige, überdimensionale Flügel, ein Meisterwerk der Architektur. Der Hangar-7 (Architekt Volkmar Burgstaller) pulsiert bei Tag und bei Nacht – er ist immer in Bewegung. Er ist kein Gebäude, das einfach nur da steht. Kultur, Architektur, Kunst, Fliegerei – alles vermischt sich immer wieder neu zu einer harmonischen Einheit. Seit der Eröffnung vor sechs Jahren bin ich immer wieder hier. Auf Partys, Meetings, in der Bar, essen

im Restaurant „Ikarus“ oder einfach nur so abhängen zwischen all den historischen, sauber polierten Fliegern, wie der Corsair, den Alpha Jets, der B-25. Das Beste: Vom Hangar-7 ist es nicht weit zu meiner Homebase, dem Hangar-8. Im Hangar der Flying Bulls steht zwischen den Europa-Rennen und teilweise auch in der Winterpause mein Rennflieger. Da tüfteln wir dann ab und zu gemeinsam dran herum. Auch meine Kunstflugmaschine hat da ihr Zuhause. Mehr Weltmeister-Tipps: redbulletin.com/deinefrage/de

BILDER: MARKUS KUCERA, PRIVAT

was ist das tolle am hangar-7?


K a i n r at h s K a l e n d e r b l at t

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Bullevard Befl端geltes in kleinen Dosen.


Foto d e s m o n at s (1)

reise in den süden Buenos Aires statt Dakar, Anden statt Atlasgebirge: Die Verlegung des Wüstenrallye-Klassikers von Afrika nach Südamerika hat sich ausgezahlt. Freilich teilen diese Ansicht nicht alle: Seriensieger Stéphane Peterhansel erst chancenlos, dann out. Carlos Sainz erst lang in Führung, dann spektakulär abgegangen. Die Co-Favoriten Al-Attiyah und Alphand reine Nebenfiguren. Bühne frei also für neue Helden: Giniel de Villiers (RSA, Foto) ist bei dieser Rallye Dakar ins erste Glied vorgerückt. 2006 schon Zweiter, feiert der passionierte Kitesurfer den größten Erfolg seiner Karriere. Trotzte der brutalen Streckenführung, die das Feld bis auf 5000 Meter übers Meer führte, durch tiefen Sand und tückisches Gras, besiegte das rudimentäre Roadbook, das sogar die Profis im Kreis irren ließ. „Das waren nicht 100 Prozent Dakar, das waren 120 Prozent.“ Famos: Insgesamt brachte das Rennen drei Doppelsiege für die Red Bull-Teams: de Villiers vor Mark Miller (USA, beide VW Touareg) bei den Autos, Marc Coma (ESP) vor Cyril Despres (FRA, beide KTM) bei den Motorrädern, Firdaus Kabirov vor Vladimir Chagin (beide RUS, auf Kamaz) bei den Trucks.

bild: GAbRiEl bOUYS/AFP/GEttY imAGES

Die Insider-Blogs von der Rallye Dakar: redbulletin.com/dakar/de

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FOTO D E S M O N AT S (2)

FEAR AND FLYING … … in Las Vegas. Ganz geheuer war Red Bull X-Fighter Robbie Maddison selber nicht, was er sich da als Silvester-Einlage überlegt hatte: mit seiner Yamaha zehn Stockwerke hoch auf die hiesige Nachbildung des Arc de Triomphe springen. 30 Meter Luftstand: Das ist nicht nichts. 12 Meter Landezone: Das ist gar nichts. 300.000 aufgekratzte Fans skandierten, Robbie sprang. Und weil es rauf gar so gut geklappt hatte, nahm er retour ebenfalls den Luftweg. Kurzer Gasstoß, 20 Meter freier Fall, mörderische Kompression in der Rampe, endloser Jubel. Wen kümmerte es, dass Maddos linke Hand im Anschluss genäht werden musste? Am allerwenigsten den 27-jährigen Aussie. „Ich habe dem Tod ein Schnippchen geschlagen – schon wieder.“ Genau vor einem Jahr hatte er zu Silvester ein Football-Feld übersprungen. Alle Tour Stops 2009 auf: www.redbullxfighters.com Das Video vom Jump des Jahres: redbulletin.com/maddo/de

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BILD: CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL PHOTOFILES


next exit atatürk Ein „normaler“ BASE-Jump vom zweithöchsten Viadukt Europas, dem Atatürk-Viadukt in Anatolien (Türkei), war dem Schweizer Ueli Gegenschatz zu wenig. Deshalb pirschte er sich zuerst per Motorrad an einen Lkw an (als Beifahrer), kletterte dann auf den fahrenden Truck und hüpfte, als dieser an der richtigen Stelle angelangt war, 150 Meter in die Tiefe. Die Huckepack-Aktion war ein Muss: Die Brücke ist extrem dem Wind ausgesetzt und die Fahrbahn deshalb mit 2,5 Meter hohen Wänden abgeschirmt – nur vom Lkw-Dach aus war der Sprung überhaupt möglich. „Eine interessante Aktion“, gestand Gegenschatz nachher, weil er Motorrad, Lkw, Wind und Jump unter einen Hut bringen musste. Belohnung? Adrenalin vom Feinsten. Red Bull Airshow Chamonix mit Ueli Gegenschatz im Wingsuit: 20./21. Februar 2009 Das Video vom Wahnsinns-Jump: redbulletin.com/gegenschatz/de

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bild: Predrag VuckoVic/red bull Photofiles

Foto d e s m o n at s ( 3)


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Was Wird aus

Dorien LLeweLLyn?

Wasserski oder Eishockey? Der zwölfjährige Austro-Amerikaner weiß nicht, was ihm lieber ist. Nur Champion will er auf jeden Fall werden.

„ehrgeizig? Ja, ich glaub, das bin ich.“ die antwort kommt noch zögerlich, die Bestätigung folgt im zweiten anlauf. „ich will immer gewinnen“, sagt dorien llewellyn, gerade zwölf Jahre alt, „sogar beim Fußballspielen, obwohl ich gar kein talent dazu habe.“ Muss er auch nicht. dafür kann er sich wie kaum ein Gleichaltriger auf Wasserskiern und in Schlittschuhen bewegen. Bei diesen Genen kein Wunder. Mama Britta aus Österreich war in ihrer aktiven Wasserskizeit unter ihrem Mädchennamen Grebe mehrfache Welt- und europameisterin, erzielte sogar zwei Weltrekorde. Und vater Jaret llewellyn aus kanada kann im selben Sport elf Weltrekorde auf sein konto verbuchen und ist regierender Weltmeister. trotzdem spielte dorien im zarten kleinkindalter lieber eishockey. „Weil er mehr ein teamsportler ist“, sagt seine Mutter. „Weil ich in meiner heimat Florida in diesem Sport mehr Freunde habe“, sagt dorien, der mit den Florida Junior Panthers in dieser Saison noch ungeschlagen ist und im März den titel kassieren wird. aufs Wasserskilaufen kam er erst mit neun Jahren, und das im Salzkammergut, der heimat seiner Mutter. Gleich bei seinem ersten internationalen Bewerb, der eM im august 2008, gab es eine Goldene im Slalom. Jetzt will er bei der WM 2009 in Calgary antreten. Für Österreich und gegen seinen vater. Und die Mutter will es dann auch noch einmal wissen. EC Red Bull Salzburg vs. Alba Volán SC: 13. Februar 2009, Eishalle Salzburg Top News: redbulletin.com/icehockey/de

BilDer Des monats aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach hochladen auf: www.redbulletin.com Jedes veröffentlichte Foto wird mit einem 30-Euro-Gutschein für den Red Bull OnlineShop belohnt! www.redbullshop.com

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Houston Zwar nicht ganz so groß wie das Original, aber mindestens genauso anmutig. Ed Schipul, Red Bull Art Show, Juli 2008

Dubai

„Ich bin eine Legende“ nannte Michael Turda dieses Gemälde – und gewann damit den ersten Preis. Naim Chidiac, Red Bull Art of Copy, Dezember 2008

Bilder: PhiliPP horak (2), Privat

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b u l l e va r d

WELTKLASSE Der neue Tormann von Red Bull Salzburg ist überall zu Hause. Wenn Fußballtormann douglas edward Gustafsson Mcintosh heimweh bekommt, stellt sich die Frage: nach welchem land? Nach Schweden, der heimat seines vaters? den Bahamas, der heimat seiner Mutter? den USa, wo er geboren und zum teil aufgewachsen ist? oder bald nach Salzburg, wo eddie, wie ihn seine Freunde rufen, bei den red Bulls gelandet ist. als neunfacher schwedischer Nationalspieler, der zuletzt beim FC lyn oslo unter vertrag stand, ist er nach der verletzung von timo ochs die neue Nummer 1 im tor des österreichischen herbstmeisters. Sein Ziel ist klar: „Mit den Bullen den titel holen!“ Und wie will er es vom Spielstil her anlegen? „Früh attackieren und weit vor dem tor stehen – man könnte sagen, ich bin eine art extra-libero.“ Österreichische Fußball-Bundesliga, 23. Runde: Red Bull Salzburg – Rapid, Red Bull Arena, 21. Februar 2009, 18 Uhr Das Videointerview mit Eddie: redbulletin.com/eddie/de

GUSTAFSSON

1234567890 MCINTOSH

DOUGLAS EDWA

RD 187 CM

31 JAN/JAN 77 M/M

PHILADELPHI

SVERIGES AM

A/USA

1234567890

ASSAD

28 MAJ/MAY 02

mayrhofen

Freeski-Meister Patrick Hollaus wurde mit einem Red Bull Mobile-Handy belohnt. Alexander Zika, Austrian Freeski Open, Jänner 09

london Bodenturnen auf dem Motorrad. Den Handstützüberschlag probiere ich beim nächsten Mal. Sophie Collet, Red Bull X-Fighters Exhibition, Dez. 08

tauplitz Gregor Schlierenzauer bekommt seine KTM 690 Supermoto R für den Sieg beim Sommer-GP. Andreas Hengstberger, FIS Skifliegen, Jänner 2009 15


B U L L E VA R D

FLUGSHOW EINMAL OHNE NETZ

Ein Team-Match um die Luftherrschaft am Kulm mit überraschendem Ausgang: Ein Beachvolleyballer knackte die 200-Meter-Hürde.

Deutschlands beliebtester Tankwart Heidi Klums Cousin vierten Grades Red Bull Air Race Rookie Geologe und Erdölexperte

Zugegeben, nicht ganz einfach. Damit es leichter geht, wird noch etwas geholfen. So groß und stark ist er: 183 cm und 85 kg. Geboren unter dieser Sternenkonstellation: Jungfrau, Aszendent Wassermann. So lange schon im Hier und Jetzt: 38 Jahre, vier Monate, 19 Tage. Sein erster Traumberuf: Profi-Skifahrer. Hier pfeift er am liebsten ein: In Tannheim, Bayern. Seine größten Highlights 2008: Deutscher Meister im Kunstflug, Unlimited; Zweiter bei der Kunstflug-Weltmeisterschaft,

Red Bull Air Race-Superlizenz. Sein Erfolgsgarant: Summertime, sein kleiner Teddybär. Sein absoluter Lieblingsfilm: „Top Gun“. Gar nicht sein Ding: Ein Job von 7.30 Uhr bis 17 Uhr. Sein erstes Mal: Mit vierzehn. (Es war sein insgesamt 18. Start auf dem Segelflieger.) Seine große Liebe: Die Chance Vought F4U-4 Corsair, ganz besonders die mit der Registrierung OE-EAS, das Flaggschiff der Flying Bulls. redbulletin.com/redbullairrace/de

Leogang Im Vorjahr zeigte Trond Hansen (NOR) Staudach Bernd hat jetzt schon Benzin im Blut. den spektakulärsten Run auf Schnee und Holz. Seine Lieblingssportarten: natürlich Rallyes und Formel 1. Tarek Rassouli, Nissan White Style, Februar 2008 Fritz Dorn, Dezember 2008 16

Ski Jump Challenge 09: www.thomasmorgenstern.com redbulletin.com/skijumping/de

Antwort: C, Matthias Dolderer

A: B: C: D:

BILDER: RED BULL PHOTOFILES, MARKUS KUCERA

WER IST DAS?

Der Modus war einfach: Ein Star des Skiflugwochenendes am Kulm und ein Nachwuchsspringer sprangen real, ein Promi und ein Online-Qualifikant der Ski Jump Challenge 09 am PC. Dann wurde addiert: Das Volksbank-Team von Gregor Schlierenzauer gewann dank eines 203-Meter-Hupfers von Volleyball-Ass Clemens Doppler, Thomas Morgenstern (unten mit dem Schweizer Simon Ammann) belegte Platz vier. Unter den Promis in Bad Mitterndorf auch Ex-Skiheld Franz Klammer, Schauspielerin Elke Winkens und Gemeindepfarrer Michael Unger. Der Erlös des Teamsponsorings ging an den Nachwuchs des SC Bad Mitterndorf.

Sillian Ich nenne den Sprung „One Foot, Four Cans“. Gelandet bin ich allerdings leider auf meinem … Stävy, Yellowsnowpark, Dezember 2008


B U L L E VA R D

MEINE WELT

MICHAEL RÖSCH Einer seiner Lieblingssportler heißt Schnix. Sein Lieblingswein ist der Fragolino. An seine Haare lässt er nur seine Tante. Sein Pate war Skispringer-Ass Jens Weißflog. Trotzdem ist der deutsche Michael Rösch Biathlet geworden – und 2006 Staffel-Olympiasieger. WAS IST IMMER IN DEINEM KÜHLS CHRAN K? Red Bull – und sonst viel Schimmel.

SÜSS ODER SCHAR F?

Süß. Scharf nur beim Sex. Ja!!!

HAMBU RGER JA ODER NEIN? Ja!!!

LIEBLI NGSWE IN?

Trotzdem der norditalienische Fragolino, mit dem typischen Erdbeergeschmack.

LIEBLINGSTHEATERSTÜCK? Habe genug Theater zu Hause …

LIEBLINGSMUSICAL? „Tanz der Vampire“ – aber ich war erst in einem Musical.

LIEBLI NGSFIL M?

„Der Herr der Ringe“ von Peter Jackson.

UND BIER? Ja, Porter!

LIEBLINGSBUCH? Ich lese nicht.

DUS CHE ODE R VOL LBA D?

Duschen reicht. Mit Kernseife!

WELCHES PARFUM? Acqua di Giò von Giorgio Armani. Seit zehn Jahren treu – der Marke, nicht der Flasche.

LIE BL IN GS FR ISEUR

?

Meine Tante!

TRÄGST DU SCHMU CK? Nö.

WELCHE SPORTGERÄTE HAST DU ZU HAUSE? Fußball, Skier, Snookertisch.

UND POKAL E?

Vierzig vielleicht, sonst Medaillen in Massen.

UND SPORTSCHUHE? Ach du Schei…! Zirka dreißig Paar.

LIE BLI NGS SPO RTL ER?

Schnix (der deutsche Fußball-Nationalspieler Bernd Schneider, Bayer Leverkusen), Ronnie O’Sullivan (englischer Snooker-Weltmeister) und der deutsche Biathlet Sven Fischer (vierfacher Olympiasieger, siebenfacher Weltmeister).

ABER EINE UHR? Ja – und da auf jeden Fall eine digitale. Mit dem Zeigern vertue ich mich immer.

WIE VIE LE ZIM MER HAT DEI NE WO HNU NG?

Ich habe ein Haus, ganz neu. Also Moment, ich muss nachzählen: … 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14 – mit dem Dachboden!

WO VERBR INGST DU DIE MEIST E ZEIT? Im Wohnzimmer.

WEISS E WÄND E? Bunte.

BI LD ER OD ER FOTO S? Beides.

LIEBLI NGSSPORT IM TV?

ILLUSTRATION: LIE-INS AND TIGERS

Biathlon, Snooker, Fußball.

WEN HAST DU SCHON UM EIN AUTOGRAMM ANGEBETTELT? TV-Moderator Kai Pflaume, Popsänger Eric Fish und den Inzwischen-Ex-Biathleten Ricco Groß. Michaels Insider-Blogs auf: redbulletin.com/roesch/de

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B u l l e va r d

einst & jetzt

sturzhelme

JameS Hunt Bell Star II SW, 1976 Freddie Hunt „Diesen Helm hat mein Vater in der Saison 1976 getragen, als er Formel-1-Weltmeister geworden ist. Alles ist original – von den Aufklebern bis zu den Kratzspuren. Mir bedeutet der Helm viel, mein Vater hingegen hat ihn nicht besonders geschätzt, jedenfalls weniger als Rennfahrer heutzutage. Für ihn 18

war er ein Teil der Ausrüstung, den er einfach benutzte, aber ich weiß, dass er ihn gut in Schuss hielt. Der Helm ist in den Farben seiner Schule, des Wellington College, dekoriert. Viele Leute fragen mich, warum er das tat. Ich denke, er war ganz einfach stolz auf seine Schule – das war Tradition in der Familie Hunt.“

ScHale gewebtes Fiberglas-Material ViSier 1,5 mm starkes, klares Polycarbonat, keinerlei optische Verbesserungen innenleben weißes Styropor GewicHt 1,85 kg

küHlunG/belüFtunG keine aerodynamik Blieb unberücksichtigt; der Helm wurde damals nicht als Teil des Autos angesehen. widerStandSkraFt In Tests absorbierte und entschärfte der Bell Star II SW Kräfte bis zur 300fachen Erdbeschleunigung.

text: Stuart tom hall; Codling; Bilder:photoS: luke kirwan thomaS Butler

Drei Dekaden von Entwicklung und Design verwandelten James Hunts eher schlichten Kopfschutz in Sebastian Vettels High-Tech-Helm.


text: Stuart Codling; photoS: thomaS Butler

BB u u ll ll ee v va a rr d d

SebaStian Vettel araI GP-5 rC, 2008 SebaStian Vettel „Seit ich Arai-Helme verwende, war ich immer zufrieden. Ich arbeite mit Arai und Red Bull zusammen, um das beste Ergebnis zu erzielen. Wesentlich während langer, heißer Rennen sind Belüftung und Kühlung. Andererseits habe ich nichts von Komfort und einem kühlen Kopf, wenn Helm und Auto

nicht zusammenpassen. Erst eine gelungene Kombination aus Aerodynamik, Komfort und Sicherheit machen einen guten Helm aus. Ich trage das Red Bull-Design am Helm, aber es ist Platz für eigene Ideen: Letztes Jahr in Brasilien habe ich mir Bilder des Toro Rosso-Teams auf den Helm malen lassen.“

ScHale selbstlöschendes und feuerfestes Carbonfiber-Material ViSier 3 mm stark, verzerrungsfrei, abreißbare Schichten innenleben dem Kopf des Fahrers angepasst GewicHt 1,2 kg

küHlunG/belüFtunG zwei Lufteinlässe aerodynamik Spoiler und Abrisskanten, in die Aerodynamik des Autos integriert widerStandSkraFt doppelt so hoch wie beim Helm von James Hunt Sebastian Vettel bloggt auf: redbulletin.com/vettel/de

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B U L L E VA R D

JUNIOR BUS

Das rasende Klassenzimmer unterwegs in die Saison 2009: Wie viele Titel schaffen unsere neun Juniors bis zum Jahresende? BRANDON HARTLEY

MIKA MÄKI

NEUSEELAND F3 EUROSERIES

DANIEL RICCIARDO DANIEL JUNCADELLA

AUSTRALIEN BRITISCHE F3

FINNLAND F3 EUROSERIES

MIRKO BORTOLOTTI

ITALIEN F2

SPANIEN BMW EUROPEAN SERIES

JAIME ALGUERSUARI

SPANIEN WORLD SERIES BY RENAULT

ROBERT WICKENS

MIKHAIL ALESHIN

KANADA

RUSSLAND F2

F2

JEAN-ERIC VERGNE

KURZ & DENNOCH EINZIGARTIG Irgendwo auf der Welt gibt es immer was zu gewinnen, und unsere Jungs sind stets dabei: Matthias, Sigi, Tony und die Juniors: Bitte vor den Vorhang!

Matthias Dandois Delaigue (FRA) heißt der Sieger der mexikanischen BMX Flatland Championships. Die Einheimischen feierten den 19-jährigen Schlaks aus Paris als „King of Revolcón“.

Die Red Bull Juniors holten sich erstmals den Salzburger Stier. Der gebührt dem Sieger beim Salzburger Hallencup. Beeindruckend, wie die Jungbullen abräumten: zehn Spiele, zehn Siege. Erfolgreichster Torschütze: der 18-jährige Stefan Schwab.

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Sigi Grabner (AUT) gewann den ParallelRiesenslalom am steirischen Kreischberg vor Simon Schoch (SUI) und Meinhard Erlacher (ITA). Fast ein Heimsieg für den sympathischen Kärntner: „Ich mag den Hang. Hier war ich nie schlechter als Fünfter.“

Tony Cairoli (ITA) wurde beim SportFilmFestival in Palermo als „Best International Ahlete of the Year“ ausgezeichnet. Große Ehre für den Motocrosser, der nach einem bösen Unfall in Südafrika die zweite Saisonhälfte hatte auslassen müssen.

BILDER: GEPA PICTURES (10), HUGO HERRERA ACOSTA, SPORT BILDAGENTUR KRUG, DAMIANO LEVATI/RED BULL PHOTOFILES,

FRANKREICH NEC FORMULA RENAULT 2.0


B U L L E VA R D

MEIN KÖRPER UND ICH

GEE ATHERTON

Bei einem Showrennen durch Lissabon war er schneller als ein Auto, aber wie kommt der 23-jährige englische Mountainbike-Downhiller mit seinem Sport zurecht?

LINKE SCHULTER

BEINE UND LUNGE

Red Bull Rampage in Utah ist ein Bewerb, der von der Startern die unerschrockenste Linie hinunter ins Tal verlangt – eine Jury bewertet deine Vorstellung. Ich sprang drei Meter in die Tiefe auf einen schmalen Ziegenpfad, der nach einer Drehung über eine Reihe von Wellen führte. Dann ging es steil hinunter in Richtung Landung. Ich vermurkste den ersten Sprung, weshalb mich die nächste Welle in einem gefährlichen Winkel abwarf. Ich schlug einen Salto über den Lenker und kullerte wie eine Stoffpuppe den Hang hinunter. Dabei habe ich mir die Schulter ausgekegelt. Eine ärgerliche Verletzung, denn wenn du dir die Schulter einmal ausgekegelt hast, kann es immer wieder passieren.

Da kommt mein Straßenrad ins Spiel: Viermal die Woche gibt’s einen dreistündigen Ausflug, in mittlerem Tempo, als Ausdauertraining. Ich fordere meinen Körper ziemlich, und ich habe das Glück, dass er prächtig darauf reagiert: Wenn ich etwa feststelle, dass meine Beinmuskeln da und dort ein bisschen nachlassen, investiere ich einige Wochen Training und bemerke sehr schnell ein Resultat. Was das Essen betrifft: Ich esse kein Junk-Food, aber nicht, weil ich strikt bin, sondern weil ich es nicht mag. Das Wichtigste, wenn ich hart trainiere? Genügend Kalorien in mich hineinstopfen, um keine Muskelmasse zu verlieren. Das Action-Video mit der Atherton-Family: redbulletin.com/atherton/de

RUMPFMUSKELN Ein Mountainbiker holt sich all seine Kraft, Energie und Beweglichkeit aus den Muskeln des Bauchs, der Brust und des unteren Rückens. Diese Körperpartien müssen am meisten einstecken, deswegen muss man sie am intensivsten trainieren: Ich arbeite deswegen viel mit dem Medizinball. Außerdem: Wenn es dich bei vollem Tempo hinhaut oder du gar gegen ein Hindernis prallst, bietet eine austrainierte Rumpfmuskulatur den besten Schutz. Aber natürlich nicht immer: Ich habe mir zweimal je sechs Rippen gebrochen, was ziemlich schmerzhaft war. Noch schlimmer war es, als ich mir einmal die Zwischenrippenmuskeln gezerrt habe – das war die schiere Agonie! Das passierte im vorletzten Saisonrennen, weshalb ich beim letzten nicht mehr so fit war wie normal.

BILD: MAURITS SILLEM

HÄNDE UND ARME Finger habe ich mir schon oft gebrochen, weil ich irgendwo hängen geblieben bin. Letztes Jahr habe ich mir bei einem Sturz den rechten Daumen überdehnt, und alle Bänder mussten neu angenäht werden. Hände und Unterarme sind beim Mountainbiken sehr wichtig. Auf einer Strecke wie in Fort William in Schottland, wo es fünf Minuten über knüppelhartes Terrain bergab geht, musst du die ganze Zeit kräftig zupacken können. Dabei schwellen die Muskeln richtig an, und die Fingerknöchel fühlen sich an, als würden sie zerspringen. Nur im Fitnessraum fleißig zu sein ist da zu wenig: Du musst auch eine gewisse Zeit auf dem Rad sitzen, damit sich der Körper an diese spezielle Belastung gewöhnt.

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b u l l e va r d


b u l l e va r d

Formelsammlung (XvI)

Hintern raus!

Formula Drift: Bei dieser Spielart des Motorsports geht es nicht um Bestzeiten, sondern um ein möglichst spektakuläres und kontrolliertes Querfahren.

Foto: GARtH MiLAN/RED BULL PHotoFiLES; iLLUStRAtioN: MANDy FiScHER

Keiner lässt das Heck spektakulärer raushängen als der neuseeländische Drift-Champ Rhys Millen das seines Pontiac Solstice GXP. Und so sieht der Physiker* die hohe Kunst des instabilen Fahrzustandes:

Beim Driften mit hinterradgetriebenen Autos bricht das Heck aus. Die Hinterräder stehen quer zur Fahrrichtung, wie das am Foto zu sehen ist. Je mehr Grip und Seitenführungskräfte die Reifen haben, desto geringer fällt der Drift aus, je mehr Nässe/ Schotter/Eis, desto stärker. Sehen wir uns das formelmäßig an. Damit ein Auto durch eine Kurve fahren kann, braucht es Seitenführungskräfte. Die Summe dieser Kräfte bildet die Zentripetalkraft (FZ), die zum Mittelpunkt der Kurvenbahn zeigt. Diese Kraft hängt von der Masse (m), der Fahrgeschwindigkeit (v) und dem Kurven­ radius (r) ab. Die Seitenführungskräfte entstehen durch Reibung zwischen Reifen und Untergrund. Auch diese Reibungskraft FR kann man formelmäßig erfassen. Sie hängt unter anderem vom Reibungs­ koeffizienten μ ab. Je größer dieser ist, desto größer die Rei­ bung. Die Seitenführungskräfte können natürlich die maximale Reibungskraft niemals übersteigen. Es gilt also FZ ≤ FR. Man kann beide Formeln gleichsetzen und nach v auflösen. Man sieht dann, dass die maximal mögliche, also kritische Kur­ vengeschwindigkeit bei gleichem Kurvenradius von der Wurzel des Reibungskoeffizienten abhängt. Bei Nässe, Schotter oder Eis ist die Reibung kleiner und somit auch die kritische Ge­ schwindigkeit. Deshalb muss man bei diesen Bedingungen langsamer durch die Kurven fahren, um nicht zu rutschen. Hier kommt bei Hecktrieblern das Driften ins Spiel. Dabei rutschen nämlich nur die Hinterräder. Ein driftendes Fahrzeug ist für Könner immer noch sicher zu bewegen, weil die Vorder­ räder nach wie vor nicht rutschen. Der Drift wird durch einen Gasstoß, vorheriges Gegenlenken oder Ziehen der Handbremse eingeleitet. Gelenkt wird beim Driften primär mit dem Gaspedal. Je mehr Gas, desto größer der Driftwinkel und desto kleiner der Kurvenradius. Natürlich muss man dann auch stärker einschla­ gen. Der Fahrer hat dabei die schwierige Aufgabe, durch stän­ dige Korrekturen diesen instabilen Fahrzustand mit Gas und Lenkrad so zu kontrollieren, dass das Auto die Kurve in geplan­ ter Richtung verlässt – wenn möglich, schneller als ohne Drift. * DDr. Martin Apolin ist Physiker und Sportwissenschafter und unterrichtet an einer AHS in Wien.

Formula Drift Pro Championship: 12. April 2009, Long Beach, USA www.redbulldriftteam.com; die Formelsammlung: redbulletin.com/formel/de

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B U L L E VA R D

ZAHLEN DES MONATS

CRASHED ICE

Red Bull Crashed Ice ist das härteste Rennen auf Schlittschuhen. Von Eiswürfeln bis zu Eisköniginnen: Diese Zahlen sollten Sie sich merken.

2001 Das erste Red Bull Crashed Ice fand 2001 in Stockholm statt. Andere Austragungsstätten der bislang 14 Bewerbe waren zum Beispiel Klagenfurt (AUT), Moskau (RUS), Prag (CZE), Helsinki (FIN) oder Davos (SUI). Tradition hat das Eisspektakel in Quebec (CAN), wo es am 24. Jänner bereits zum vierten Mal ausgetragen wurde – quer durch die Innenstadt.

45 Einige Passagen in Davos (dort führt der Kurs auf natürlichem Weg vom Berg ins Tal) und Quebec (Streckenteile auf einer Gerüstkonstruktion) weisen ein Streckengefälle von 45 Grad auf. Dies entspricht ungefähr der Steilheit einer schwarzen Skipiste.

46.260 85.000

65 KM/H Für das Red Bull Crashed Ice gelten keine innerstädtischen Speedlimits. Spitzentempo der Cracks? Bis zu 65 km/h. Unerlässlich ist klarerweise das rechtzeitige Bremsen nach der Zieldurchfahrt!

100 Tausende Anmeldungen gehen für die einzelnen Events ein. Die rund hundert Qualifikations-Besten (heuer in Quebec auch erstmals zwanzig Frauen) kämpfen in direkten Viererduellen im Boardercross-Stil um die Titel Red Bull Crashed Ice King bzw. Queen.

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Grenzenlos ist im Eishockey-Mutterland Kanada die Begeisterung für „The Fastest Game on Earth“. Dies merkt man an den Zuschauerzahlen des Red Bull Crashed Ice: In Quebec 2008 kamen über 85.000 an den Eiskanal.

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Angst darf man beim Red Bull Crashed Ice nicht kennen, denn ungefährlich ist die Raserei nicht. In der Saison 2008 konnten zehn Starter ihre Läufe nicht beenden. Unverzichtbar: Eishockeymontur mit Helm und Protektoren.

In Kanada hat man bekanntlich viel Platz. Es verwundert also nicht, dass es in Quebec mit 550 Metern die längste Rennstrecke gibt, gespickt mit Steilkurven, Sprüngen und Hindernissen. Die kürzeste befand sich mit 320 Metern 2005 in Prag. Blogs und Videos vom Red Bull Crashed Ice: redbulletin.com/redbullcrashedice/de

550

BILD: WWW.ALEXSCHELBERT.DE/RED BULL PHOTOFILES

Eisbahnbau am Beispiel Quebec: 60 Container, gefüllt mit 46.260 Kilogramm Eis, werden für die Präparierung herangekarrt. Sieben Eismaschinen und ein Kühlsystem, das bis zu –12 °C erzeugen kann, sorgen für optimalen Zustand der drei Zentimeter dicken Eisschicht und der insgesamt 2700 m² großen Eisfläche.


DAS COLAVON RED BULL.

STRONG & NATURAL. Das Cola von Red Bull ist eine einzigartige Komposition an Inhaltsstoffen, allesamt 100 %

die Original-Kolanuss als auch das Cocablatt verwendet. Sein natürlicher, nicht zu süßer

extrakte zustande. Darüber hinaus enthält das Cola von Red Bull keine Phosphorsäure,

natürlicher Herkunft. Außerdem ist

Cola-Geschmack kommt durch die

keine Konservierungsstoffe sowie keine

es das einzige Cola, das sowohl

Verwendung der richtigen Pflanzen-

künstlichen Farbstoffe und Aromen.



bild: philipp horak

Hinter ihm der Zitterbalken, vor ihm die Anfahrtsspur der Skiflugschanze am Kulm: Gregor Schlierenzauer macht sich auf den Weg.

Sebastian Vettel seite 28 Karen Pearson seite 36 Gregor Schlierenzauer seite 38 Axl Rose seite 42 Philippe Petit seite 44 Riccardo Cassin seite 48

Heroes Helden und ihre Taten: Wer uns diesen Monat bewegt.


Heroes

SebaStian Vettel findet sein inneres Gleichgewicht auf der Rennstrecke. Der erfrischende Shooting-Star der Formel 1 über Teamkollegen, Schauspieler und warum er sich bei Red Bull Racing in die Küche stellen wird. Interview: Werner Jessner, Bilder: Thomas Butler, Chris Floyd

Name  Sebastian Vettel Geburtsdatum/-ort  3. Juli 1987, Heppenheim, BRD Wohnort  Walchwil, Schweiz Beruf  Rennfahrer Erfolge  jüngster Grand-PrixSieger und PolePosition-Mann der Formel-1-Geschichte; 35 WM-Punkte in seiner ersten Saison Web  sebastianvettel.com

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RED BULLETIN: Abschied von Toro Rosso, Einstieg bei Red Bull Racing: Hast du schon kulturelle Unterschiede zwischen England und Italien feststellen können? SebaStian Vettel: ich hab zwar spontan noch keinen engländerwitz parat, aber mir gefällt ihr Humor sehr. englischer Humor ist viel bissiger und unkorrekter, die machen Witze beispielsweise über arme oder behinderte, was auf Deutsch ja gar nicht geht. Für engländer ist das ganz normal! Der größte Kulturschock für mich werden wohl die essgewohnheiten werden, da gibt es ja keinen größeren Unterschied als den zwischen england und italien. Das britische nationalgericht ist mittlerweile Chicken teriyaki, weil sich die originäre Küche mangels Genießbarkeit nicht bewährt hat. Die Teamsprache bei Toro Rosso ist Englisch. Warum hast du trotzdem Italienisch gelernt? es hat mich niemand dazu gezwungen. ich wollte nur die leute im team, so gut es geht, verstehen. Manche von den Jungs sprechen gut englisch, andere eben nicht. Jeder hat verdient, dass er jederzeit mit mir reden kann, wenn ihm was nicht passt. Denn nur so können wir uns als team verbessern. In welcher Sprache denkst du im Auto? auf Deutsch. es wird irgendwann zur Gewohnheit, dass man auf englische Sprache umschaltet, sobald man den Funkknopf im auto drückt und mit der box spricht. aber „Die Scheißkiste will net so, wie ich will“ denk ich mir im auto genauso, wie ich’s sag. Sprichst du mit dir selbst im Auto? Ja. Waren die Worte in Monza nach der Zieldurchfahrt spontan, oder hast du dir die zuvor überlegt? im Qualifying, als ich Pole geholt hatte, wusste ich genau, was ich sagen wollte, ich hab geschrieen und mich gefreut. im Rennen selber kam es für mich überraschend: Plötzlich wirst du auf P1 abgewunken, das Rennen ist aus, und du hast deinen ersten Grand Prix gewonnen. ich hab’s erst mal überhaupt nicht verstanden und zu überlegen begonnen: Was

sagt man denn in so einer Situation? letzten endes kam mir mein ingenieur zuvor, vom typ her ein sehr ruhiger Mensch, und hat ganz cool durchgegeben, dass ich den Großen Preis von italien gewonnen habe. ich hab den Funk aufgedreht und begonnen, ganz langsam und gefasst zu reden und mich zu bedanken. ist blöd: Da arbeitest du dein leben lang auf diesen Moment hin, und wenn es schließlich so weit ist, weißt du nicht, wo vorn und hinten ist. Gegen ende der auslaufrunde ist es dann gesickert, ich hab den Funk noch mal aufgedreht und mich schreiend bedankt, diesmal auf italienisch. Was war retrospektiv der schönste Moment an diesem unglaublichen Wochenende? als ich aufs Podium gestiegen bin und wusste, ich bin ganz oben, über allen anderen, und kriege meine Hymne gespielt und die für mein team. Wenn ich einen Moment auf ewigem Repeat laufen lassen könnte, das wäre er. Fast genauso schön war es, nach unten zu blicken, zehntausende Menschen stehen da, jubeln und freuen sich mit. Und dann in die box retour zu kommen, die emotionen des teams zu sehen, da ist alles echt, bei jedem einzelnen. natürlich ist jeder Sieg schön, aber die emotionen, die dir ein Sieg beim Underdog toro Rosso bietet, kann ein Sieg bei Mclaren oder Ferrari nicht bieten. Jahrelang hatte das ehemalige Minardi-team keiner ernst genommen, und dann kann ich ihnen den ersten Sieg schenken, das war schon einzigartig. Dass man Menschen durch so wenig, durch zwei Stunden auto fahren, so viel Freude bereiten kann! Was war fahrerisch am schönsten? auch das Monza-Rennen. ich hab nicht groß nachgedacht, war nicht nervös, hab einfach mein Ding gemacht, jede Runde gepusht, versucht, noch mehr Vorsprung rauszuholen. ich hab das Rennen kontrolliert, und darum geht’s ja. Monaco war auch okay, von Startplatz 19 auf 5 vor, in Montreal aus der box gestartet und noch in die Punkte gefahren. Valencia war zwar stinkfad für die Zuschauer, aber im Cockpit ging’s doch.


Was wirst du von Toro Rosso f체r die Karriere mitnehmen? Jeder Einzelne kann den Unterschied machen. Die Liebe zum Rennsport, die Leidenschaft, das z채hlt.


Wie schaffst du es, gegen die Gehirnwaschmaschine Formel 1 resistent zu sein? Mir macht’s einfach SpaĂ&#x;. Alles rundum. An mir zu arbeiten. Besser zu werden.


CReDitS

Heroes

Was hat dich an deinen Kollegen beeindruckt? Die entschlossenheit von Felipe Massa in brasilien, den WM-titel holen zu wollen. ich hätte nicht gedacht, dass er diesen Kampfgeist aufbringt. Und als er dann nach einem perfekten Wochenende am Podium stand und nicht Weltmeister war, sah man, wie in ihm das Feuer brennt. Zweitens: das Rennwochenende vom Kimi in barcelona. Perfekt von Freitag bis Sonntag. Da war er unbesiegbar. Wen hättest du lieber in einem WM-Finale als Gegner: Massa oder Hamilton? Den besten. ich hab da keine großen Sympathien oder antipathien. ich will den besten schlagen. Denn wenn ich den schlage, bin ich der allerbeste. Was kann dein neues Team, Red Bull Racing, von deinem alten Team, der Scuderia Toro Rosso, lernen? toro Rosso hat sich extrem entwickelt. Gerhard berger, Franz tost oder Giorgio ascanelli haben den laden aufgeräumt. Jeder einzelne im team ist über sich hinausgewachsen und hat anders zu denken begonnen. Jeder wollte plötzlich aus tiefstem Herzen erfolgreich sein, obwohl die Voraussetzungen gegen uns sprachen. Das muss man versuchen mitzunehmen und weiterzugeben: Jeder einzelne kann den Unterschied machen. Die liebe zum Rennsport, die leidenschaft, das zählt, alles andere ist wurscht. Diese eigenschaft hat toro Rosso zum Siegerteam gemacht. ansonsten ist Red bull Racing ein super team, das nur ein kulinarisches Defizit hat. Darum kriegen die von mir einen Crashkurs im nudelkochen. Wie stell ich mir das jetzt vor? ich stell mich in die Küche, weil so nudeln krieg ich schon al dente. nö, im ernst: ich kann nicht bei RbR reinspazieren und sagen, ihr müsst das jetzt so oder so machen, denn ich weiß, wie man Rennen gewinnt. Das funktioniert nicht. Sauber war anders als toro Rosso, Red bull Racing hat wieder eine andere teamkultur. Man muss erst mal verstehen, wie ein team funktioniert, man muss sich integrieren. alles, was zählt, sind Siege. Der Rest ist nur heißes Gerede. Wenn man am Weg etwas sieht, das dem erfolg entgegensteht, muss man es abstellen. Renault darf mit dem Motor auf den Level der Konkurrenz nachlegen. Somit sollte auch Red Bull Racing besser aussehen als im Vorjahr. Der Zeitunterschied, den der Motor ausmacht, ist kleiner, als man glaubt. Dennoch: eine ausrede weniger. Wenn wir ein gutes auto haben, wird alles leicht, wenn nicht, werden wir das Jahr auch rumkriegen. Weil es heuer außer am GP-Wochenende keine tests mehr gibt, wird es noch schwieriger, ein langsames auto schnell zu machen. Ein Vorteil, dass man mit RBR und STR gleich vier Autos hat, die testen können? eigentlich schon. auf der Strecke fahren RbR und StR natürlich gegeneinander, aber beim testen kann man 2009 sicher noch mehr davon profitieren, dass man unter demselben Dach untergebracht ist. Wird das neue Reglement mit anderer Aerodynamik, Slicks statt Rillenreifen und KERS¹ das Feld eher zusammenschieben? Man weiß es nicht. in der Formel 1 fahren die besten Fahrer mit den besten autos in den besten

¹ KERS: Kinetic Energy Recovery System. Energie, die ansonsten beim Bremsen verlorenginge, wird elektronisch oder mechanisch gespeichert. Der Fahrer kann diese Energie (maximal 60 kW/80 PS) über Knopfdruck wieder abrufen, wobei das pro Runde nicht mehr als 400 Kilojoule sein dürfen. Das entspricht rund sechseinhalb Sekunden Power-Boost.

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vettel über buemi

Seb lobt Séb

Formel BMW, 2004: Vettel holt sich überlegen den Gesamtsieg, Rookie Buemi wird Dritter. „Sébastien Buemi ist so weit ein netter Kerl, ich hatte bislang noch nie  ein Problem mit ihm. Auf der Strecke  ist er ein harter, aber fairer Fahrer,  einer, der dir die nötige Luft zum  Überleben lässt. Ich bin jetzt schon  zwei oder drei Jahre nicht mehr gegen ihn gefahren, aber ich denke, er  ist diesbezüglich derselbe geblieben.  Er hat alles, was man braucht, er ist  schnell, sehr ehrgeizig. Die Zeit für  junge Fahrer ist extrem hart geworden. Mit den neuen Regularien und  dem De-facto-Testverbot wird es zunehmend schwerer für junge Leute,  Fuß zu fassen. Ohne Praxis ist es fast  unmöglich, jemanden zu schlagen,  der ständig in der Kiste sitzt, das  weiß ich noch von meiner Zeit bei  BMW. Wenn du also nur hie und da  gnadenhalber ins Auto darfst und  unwichtige Sachen testest, ist es  schwer, die nötige Routine zu kriegen. Es ist wie beim Skifahren: Am  ersten Tag geht nix, dann schläft  man eine Nacht drüber, und am  nächsten Tag geht’s plötzlich. Formel  1 ist nicht Fußball, wo ein Junger sich  den Ball schnappt und damit übt, bis

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er besser ist als Ballack. Ein Läufer  zieht sich die Schuhe an und läuft  los. Training in dem Sinn gibt es bei  uns nicht. Darum kommt Buemi genau im richtigen Moment, und bei  Toro Rosso machen sie alles richtig,  damit Sébastien die faire Chance  kriegt, die er verdient. Seine Tests  vor der Weihnachtspause waren ja  schon richtig gut. Wenn er Fragen hat, kann er jederzeit  zu mir kommen. Ich bin der Letzte,  der einen anderen auf die falsche  Fährte lockt und sagt, du musst 50  Meter vor der Kurve bremsen, obwohl 150 Meter schon zu spät wären.  Gewisse Geheimnisse gibt es natürlich immer. Ein Gemeinschaftsgefühl  zwischen den ehemaligen Red Bull  Junioren kann ich durchaus bemerken. Das kommt wahrscheinlich auch  daher, dass Sébastien eher meine  Generation ist als, sagen wir, ein   David Coulthard. Grundsätzlich ist  es wie in der Schule: Mit manchen  kommt man besser aus als mit  anderen. Und Buemi ist okay.“ www.buemi.ch

teams gegeneinander. Mit sehr viel Fleiß, Wissen, einsatz, Forschung und Geld kann man sich einen kleinen Vorteil verschaffen. Vielleicht gibt es die Revolution, vielleicht findet ein team etwas Geniales. aber es ist noch zu früh, etwas darüber zu sagen. auch wie die autos dann tatsächlich aussehen, wird man erst beim ersten GP in Melbourne wissen. Warum muss der Fahrer bei KERS eigentlich einen Knopf drücken, um die gespeicherte Energie abzurufen? Warum werden die Extra-PS nicht einfach selbständig eingespeist? Man möchte dem Fahrer die Möglichkeit geben, selbständig zu entscheiden, wann er den Knopf drückt und den boost abruft. Würde das automatisch funktionieren, käme es zwar zu einer optimierung der Rundenzeit, allerdings würde es das Überholmanöver wieder schwieriger machen. Wird man KERS brauchen, um 2009 zu gewinnen? KeRS bedeutet einen Gewichtsnachteil. Das Ding wiegt, je nachdem, zwischen 25 und 40 Kilo. Und diese 25 bis 40 Kilo sind dort, wo sie eben technisch sein müssen. Man hat also weniger ballast, um damit spielen und das auto ausbalancieren zu können. nun kann es passieren, dass dieses Handicap den PowerVorteil wieder auffrisst. Dazu kommt, dass das System nicht nur schneller, sondern auch sicher sein muss. nicht nur für den Fahrer, sondern auch für alle, die am auto arbeiten, und für alle Streckenposten. Da sehe ich bis heute noch ein paar Fragezeichen. Durch die neue Aerodynamik sollen Fahrer dichter auf den Vordermann auffahren können als bisher. Provoziert das nicht Unfälle? Schon in der F3 war es extrem schwer, zu überholen, und die luft hinter dem Vordermann war kritisch. F1-autos sind aerodynamisch noch besser, also noch schlechter zu überholen, das macht eine aussage noch schwieriger. Große Frontflügel und kleine Heckflügel sollten das Problem entschärfen, aber wie es in der Praxis aussieht, kann man noch nicht sagen. Vor einem Jahr hieß es, dass das ende der traktionskontrolle Überholmanöver vereinfachen sollte, aber im endeffekt haben es alle Fahrer geschafft, sich ganz gut darauf einzustellen. Somit war’s wieder wurscht. Mit Slicks kann man ja noch tiefer in die Kurven reinbremsen als mit Rillenreifen. Gut oder schlecht für die Show? auch das ist schwer zu beantworten. es sind ja nicht die Reifen allein. Der höhere abtrieb hat bisher ja auch in der Kurve geholfen. Künftig sind autos auf der Geraden nicht mehr so effizient, dasselbe gilt aber auch für die bremszone. Wo man sein wird, auch mit den Rundenzeiten, wird sich noch weisen. Überholmanöver werden immer schwierig bleiben in der F1. nicht unmöglich, aber schwierig. Kommen Slicks Newcomern entgegen, da sie profillose Reifen aus kleinen Formulae gewohnt sind? in gewisser Weise ja. Reifen werden heuer einfach weniger ein thema werden. Die Rillenreifen waren schon sehr speziell. aber in der Formel 1 sind durchwegs keine Pappnasen unterwegs. Selbst wenn man ihnen Dreiräder mit Slicks, Rillenreifen oder sonst was gibt, wird es schwer sein, schneller als diese leute zu sein, weil sie 99 Komma irgendwas Prozent aus jedem Fahrzeug zu holen gewohnt sind.

bilD: SUtton iMaGeS

Heroes


Heroes

Ein Vorteil, dass dein neues Auto von Adrian Newey stammt, der immer dann besonders gut war, wenn sich das Reglement radikal geändert hat? ich hoffe natürlich, dass das auto eine Rakete wird. adrian ist ein top-top-Mann, aber die F1 hängt längst nicht von einem einzelnen Menschen ab. Man hat ein Produkt in der Hand, das von sehr vielen Menschen geschaffen wurde. F1 ist mehr und mehr ein teamsport geworden, allein hast du keine Chance. Ginge ich jetzt her und würde sagen, baut mir irgendeine Schüssel, ich fahr damit auf Platz 1 – schön wär’s, aber diese Zeiten sind vorbei. „Jedes Mal, wenn ich aus der Box fahre, will ich Bourdais schlagen. Nicht, weil er Bourdais ist, sondern weil er mein Teamkollege ist.“ ich seh das nicht so verbissen, wie es vielleicht so aus dem Kontext gerissen klingt, aber tatsache ist, dass der teamkollege dein erster Gegner ist. er hat dieselben Möglichkeiten wie du, und wenn du weniger aus dem Gesamtpaket herausholst als er, zeigt das, dass du was falsch gemacht hast. Vielleicht nicht einmal fahrerisch, vielleicht bei der abstimmung, ganz egal wo. es zeigt, dass es mit demselben Paket möglich ist, schneller zu fahren. Und das ist dann eine niederlage. So wie ich das verstehe, muss man jeden schlagen, wenn man der beste sein will. Ganz egal, ob der einen roten, blauen oder gelben overall trägt. Wäre ich Mark Webber, würde ich mich schon zu fürchten beginnen. Bislang hast du jeden einzelnen Teamkollegen in deiner Karriere demontiert. Mark ist schon lang genug im Geschäft, der gehört mit zu den besten Fahrern. er hat viel mehr erfahrung, und ich will von ihm lernen. trotzdem werde ich natürlich versuchen, schneller zu sein als er, ganz klar. ich will vorn sein, sonst wäre ich nicht hier. Wie verabschiedest du dich von deinen Teamkollegen zu Saisonende? „Sorry, dass ich dich gebrochen habe.“? Man hat zwei beziehungen zu seinem teamkollegen: eine im auto, eine außerhalb. Die Fronten im auto sind klar: Man möchte ihn schlagen, ende, aus. außerhalb des autos kann man sich durchaus gut verstehen. ich bin mit all meinen teamkollegen ganz gut ausgekommen. Hast du schon eine konkrete Vertrauensperson bei RBR gefunden, wie es Gerhard Berger oder Franz Tost bei STR waren? natürlich waren Franz, Giorgio oder Gerhard sehr wichtig, aber mindestens genauso wichtig ist das team, mit dem man arbeitet. Die Zeit im Winter ist genau dafür da, dass man mit seinem ingenieursteam eine gemeinsame Sprache findet. Gab es einen Moment in der letzten Saison, wo du dankbar warst, das jetzt erleben zu dürfen, einmal abgesehen vom Sportlichen? Da gab es viele Momente. Mein leben ist ein Riesengeschenk. Man kommt in viele verschiedene länder, lernt viele verschiedene Menschen kennen und reift ganz anders, als wenn man ein „normales“ leben führen würde. aber schon im Kart-Sport war das so. ich will nicht sagen, dass ich deswegen extrem gebildet wäre, weil ich für mein geringes alter schon recht viel gesehen habe, aber ich betrachte das schon

Das heißt, dein Puls geht noch immer in die Höhe, wenn du ins Auto steigst? Ja, klar. als großes Geschenk. nur weil ich im auto schneller fahren kann als sehr viele andere, fühle ich mich nicht als etwas besonderes. So wie andere Kinder den traum haben, Feuerwehrmann zu werden, hatte ich den traum, Rennfahrer zu werden. Und heute bin ich dankbar, dass ich einer der wenigen bin, deren träume wahr geworden sind. ich war zur richtigen Zeit am richtigen ort, hatte die richtigen leute um mich und war hartnäckig genug. Nachdem du so viel in dein Ziel investiert hast: Was hat dir die Formel 1 zurückgegeben? innere Zufriedenheit. Wenn ich die Kiste im Qualifying rumschmeiße und merke, jede Kurve ist am limit, dann fahr ich über die Ziellinie, sehe die Zeit und denke, boah, das hat jetzt gesessen: Diesen Moment kann man nicht erkaufen. Das ist es, was das Ganze ausmacht. Dass man in eine Sache so vertieft ist, dass man nix mehr sonst spürt, alles ausblendet, das kann mir nur das Rennfahren geben. Geld, Promis, der ganze Zirkus ist irrelevant im Vergleich. Sind schon irgendwelche Gewöhnungseffekte bekannt? eine gewisse Routine kommt natürlich rein. Wenn ich heute bei einem test ins auto steige, empfinde ich natürlich nicht mehr dasselbe wie beim ersten Mal. ist ja auch logisch. Wenn es allerdings je normal würde, ein Job, Routine, wenn ich ins Rennauto steige, dann wäre es wohl Zeit aufzuhören. Das heißt, der Puls geht noch immer in die Höhe, wenn du ins Auto kletterst? Ja, klar. Inneres Gleichgewicht: Was sagt dir das? ich bin jetzt keiner, der meditiert oder so was. Wenn man etwas gefunden hat, das einem so viel gibt, dass man alles rundum vergisst, wie in trance ist und auf einem anderen level funktioniert, dann kommt das vielleicht ziemlich nahe ans innere Gleichgewicht heran. Und ich finde das eben auf der Strecke. Wer lenkt dich? Keiner. Man kann niemanden kopieren. Man kann sich vielleicht hie und da etwas abschauen, und das 33


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ist auch schlau so. im Moment setzt der Michael [Schumacher] noch immer die benchmark für mich. Auch menschlich? Menschlich muss man seinen eigenen Weg finden. Man kann sich nicht verstellen, nicht auf Dauer. Sogar Schauspieler können nur eine beschränkte Zeit lang jemand anders sein. in einer extremsituation, wie es die F1 ist, wo du an deine Grenzen getrieben wirst, reagierst du so, wie du eben bist. Da hast du gar nicht groß die Chance, dich zu verstellen. Da arbeitest du am Langzeitprojekt „besserer Vettel“ und kriegst jedes Wochenende über die Telemetrie schwarz auf weiß geliefert, wie weit du auf diesem Weg bist. Wie fühlt sich das an? Zu Gerhard bergers Zeiten wusste man noch nicht, warum der Sack in der nachbarbox da jetzt eine halbe Sekunde schneller war als man selber. Da konnte man versuchen, mit ihm zu reden oder an den Streckenrand zu fahren, um zu schauen, wo er lupft, aber es war unheimlich schwer. Jetzt ist alles transparent. Wenn man heute als einziger die eier in der Hose hat, um Kurve 5 voll zu fahren, dauert es nicht lange, bis die anderen das auch probieren. ob sie es schaffen, steht auf einem anderen blatt, aber es hilft, wenn man weiß, dass es geht. So kann man sehr gut an sich selbst arbeiten. Man kriegt über die telemetrie viele anreize, viele Denkanstöße und wird so noch mal besser. Woran erkennt man einen guten Autofahrer? Man kann Rundstrecke nicht mit Rallye vergleichen, und F1 ist wieder eine eigene liga. ein Sébastien loeb fand es beim F1-test im Vorjahr unheimlich schwierig, ins auto reinzuhören, um alles aus ihm rauszuholen. Wenn er sich aber ins Rallyeauto setzt, muss er nicht viel denken, sagt er. ich hab danach im Meeting das Wort ergriffen und gesagt, der Kerl hat sie doch nicht alle. Fährt mit 200 durch den Wald und sagt, er muss nicht denken. Jeder einzelne von uns würde sich da in die Hosen machen. Drum ist der Vergleich schwer. Wenn ich auf der autobahn fahre und es regnet in Strömen, fahre ich vielleicht 110, sonst wird mir mulmig. andere fliegen mit 130 an mir vorbei, und ich denke, mamma mia, so geht’s also auch. aber ob der deswegen ein guter autofahrer ist? Kannst du dich an das letzte Mal erinnern, dass du richtig geschimpft wurdest? Früher ist das Kart schon auch mal durchs Zelt geflogen. auch der Start in die letzte Saison war schwer. es war hart, die Geduld nicht zu verlieren. ich bin sehr streng zu mir selbst. als ich beim Race of Champions von einem gewissen Sébastien loeb schon im Viertelfinale rausgekickt wurde, war ich so sauer, dass ich abends nicht mehr aus dem Zimmer bin. Da brauch ich schon jemanden, der mir den Kopf zurechtrückt und sagt, jetzt hab dich nicht so. Bleibt in der F1 noch Platz für Unfug? Dein ExTeamchef Gerhard Berger als berüchtigter practical joker war ja ein leuchtendes Vorbild dafür, wie man den Spaß nicht verliert. Vieles, was die Jungs damals aufgeführt haben, geht heute nicht mehr. Das Passfoto des teamkollegen mit dem Foto einer berüchtigten historischen Figur zu überkleben: Wenn du am Flughafen heute nur 34

bomb…astisch sagst, stehst du unter terrorverdacht. beim testen oder bei Demo-Fahrten passiert schon noch immer so einiges. Sehr beliebt ist zum beispiel, die Handschuhe des Fahrers innen voll Vaseline zu füllen und sie ihm erst kurz vor dem Wegfahren ins Cockpit zu reichen. Harmloses Zeug, aber seeehr lustig. Wie hat sich dein Verhältnis zu den Fans im letzten Jahr geändert? es ist nicht so, dass ich aus dem Haus gehe und die leute kreischend zusammenlaufen. Die leute auf der Straße haben ja was vor, wenn sie rausgehen, die wollen Milch und brot kaufen oder sind am Weg in die arbeit. Die laufen nicht rum, um zu schauen, welches bekannte Gesicht sie in der Menge entdecken. aber wenn ich wo hinkomme, kennen mich die Menschen, die rufen meinen namen und wissen alles von mir. ich krieg auch viele Geschenke von Fans. Manches davon hast du noch nie zuvor gesehen, vor allem, wenn es Richtung asien geht. Stofftiere in allen Formen und Farben, Sushi to go, das ein halbes Jahr halten soll und so aussieht, als ob man es besser nie anfassen sollte. Wie viel kostet ein Kilo Brot? Milch könnte ich dir sagen: zwischen 1,10 und 1,95 Franken. Hmm, brot … das, welches ich mir immer hole, 3,95 Franken, glaub ich. Hast du eine Meinung zur Wirtschaftskrise? In der F1 hat sie mit dem Honda-Ausstieg ja schon handfeste Auswirkungen gezeigt. ich bin kein experte. Mir kommt nur vor, dass die Medien Dinge negativer und negativer darstellen. Sogar jene leute, die daheim auf dem Geld sitzen und sich die Jacke eigentlich kaufen wollten, kaufen sie heute nicht, weil sie dauernd hören, wie schlecht es morgen werden wird. aber was soll denn schon kommen? Die Welt wird sich weiter drehen. Wenn jetzt aber keiner in den laden geht und die Jacke tatsächlich kauft, setzt sich die Problemkette fort. Um wieder auf die F1 zurückzukommen: Das testverbot während der Saison bedingt, dass bei StR, bei RbR, bei allen teams im Fahrerlager Jobs abgebaut werden, weil man kein testteam mehr braucht. Die Rennstrecken stehen leer, Hotels, equipment ist unnötig geworden, Streckenposten werden nicht gebraucht, Heli-Piloten, Sanitäter, Portiere. Rennfahren erhält arbeitsplätze. Genau wie die Fußballbundesliga oder sonstige auf den ersten blick „unnötige“ branchen. aber ich bin halt kein experte. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali ist der Ansicht, dass auch die Fahrergagen sinken werden. ich habe meinen Vertrag. nicht jeder, der in der F1 fährt, ist automatisch Millionär. ich kann mich nicht beklagen, aber so weit ist es noch nicht. Was passiert mit dem Monza-Siegerauto? Wäre ein schöner Grundstein fürs Privatmuseum. Da muss ich mit dem Franz noch reden (grinst). Vielleicht wird das interessant, wenn ich einmal vierzig bin. Und dann hoffe ich, dass es noch irgendwo auf der Welt steht und in gutem Zustand ist. Helm, Handschuhe und overall von meinem Sieg hab ich mir jedenfalls aufgehoben. Saisonstart: GP von Australien, 29. März 2009, Melbourne  www.redbullracing.com; das Homevideo mit Sebastian  Vettel: redbulletin.com/sebdaheim/de


bilDeR: iMaGo/SCHiFFMann, SaMo ViDiC

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Der schönste Moment in Monza? Als ich aufs Podium gestiegen bin und wusste, ich bin ganz oben, über allen anderen, und kriege meine Hymne gespielt und die für mein Team. Das wäre mein Moment für den ewigen Repeat. 35


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Karen Pearson Podcasts, On-demand-Sendungen und Webstations haben den alten Wellenempfänger abgelöst. BBCExpertin Karen P erklärt uns die Radio-Revolution. Text: Florian Obkircher, Bild: Chris Floyd

Name Karen Pearson Künstlername Karen P Lebt in London Ist eine der Pionierinnen der Podcast-/WebradioSzene Arbeitet als Radio- und Musikproduzentin, DJ, PRSpezialistin und seit 2005 für die Red Bull Music Academy Leitet eine preisgekrönte Firma für Tonproduktionen (mit Kunden wie BBC) Web www.karenp.co.uk

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RED BULLETIN: Karen, hat jemand, dem britische Medien den Spitznamen „Podcast Queen“ verpasst haben, noch ein gutes altmodisches Radio? KAREN PEARSON: Klar! In meinem Schlafzimmer steht ein schönes altes Gerät, auf dem ich beim Aufstehen BBC-4-Nachrichten höre. Internetradio hör ich im Büro. Wie bist du zum ersten Mal auf das Thema Webradio aufmerksam geworden? Während meines Jobs bei der BBC. Vor ungefähr acht Jahren begann der britische Rundfunk als Erster seine Sendungen über seine Website im „Listen again“-Modus anzubieten, Shows auf Abruf. Gerade für Gilles Petersons Show „Worldwide“, die ich damals produzierte, bedeutete diese Umstellung den internationalen Durchbruch. Wir lizenzierten die Sendung an Radiostationen in anderen Ländern und erhielten plötzlich Feedback aus der ganzen Welt. Wie kommst du als Konsumentin mit der neuen Vielfalt an Webstations und Podcasts zurecht? Radio ist ein persönliches Ding, das auf Empfehlungen beruht. Eine wesentliche Rolle in der Verbreitung spielt, dass die Leute Links verschicken oder in Internet-Foren posten. Außerdem sind heute im Radio Qualität und ein spezieller Ansatz wichtiger denn je, weil täglich tausende neue Podcasts starten, von Firmen, Musiklabels, DJs. Und da entsteht schon viel Beliebigkeit. Wie positioniert sich das Red Bull Music Academy Radio im Podcast- und Webradio-Dschungel? Mit dem Academy Radio sprechen wir Musikliebhaber ohne Scheuklappen an. Leute, die neugierig sind und frische Sounds entdecken wollen. Und wir bieten neben stilistischer auch technische Vielfalt: Es gibt inzwischen über tausend DJ-Mixes, Liveshows und Podcasts mit hohem Wortanteil on demand, und außerdem haben wir noch einen Live-Stream für Leute, die sich einfach mal reinschalten wollen. Seit Anfang letzten Jahres bist du ja nicht nur Redakteurin, sondern selbst Gastgeberin einer Sendung im Red Bull Music Academy Radio.

Die heißt „Broad Casting“ und geht auf eine alte Idee von Gilles und mir zurück. Früher veranstalteten wir in London regelmäßig Liveshows, allerdings ohne mitzuschneiden. Ein Umstand, den ich heute sehr bereue. Deshalb mache ich es bei dieser neuen, monatlichen Clubreihe im Cargo besser: Ich möchte Musikfans in aller Welt an den Konzerten teilhaben lassen. Von Jimi Tenor bis Mulatu Astatke, ich interviewe die Acts, die bei „Broad Casting“ auftreten, vor und nach ihrem Auftritt, ihre Shows werden in Topqualität mitgeschnitten und dann im Red Bull Music Academy Radio zum Nachhören präsentiert. Was würdest du Leuten raten, die in Sachen Radio selber aktiv werden wollen? Wie so oft im Leben bilden auch hier harte Arbeit und Ausdauer die Grundvoraussetzungen. Es gibt zwei Möglichkeiten, sich da durchzusetzen: Ich persönlich baue bei meinen Formaten auf Qualität, meine Shows sind ebenso aufwendig produziert wie meine Sendungen für die BBC. Die andere Erfolgschance im Podcast-Geschäft ist eine solide, loyale Fanbase. Das erklärt auch, warum Comedy-Podcasts so hohen Zuspruch erhalten. Auch wenn oft nicht toll produziert, sind sie sehr beliebt, weil sie von den Fans wie YouTube-Clips weitergeschickt werden. Der „Observer“ hat dich vor kurzem in die Top Ten der „Future 500“, eines Rankings der wichtigsten Personen im britischen Mediengeschäft, gewählt. Wenn du kurz für uns in die Kristallkugel blickst: Wie wird das Radio im Jahr 2018 aussehen? Ich glaube, dass der Podcast-Boom wieder etwas zurückgehen und hochqualitatives Programm übrig bleiben wird. Egal ob nun im Web oder im FM-Radio. Aber letztendlich hat es das Publikum in der Hand. Und als Optimistin sage ich, das ist auch gut so. Red Bull Music Academy Radio: „On demand“-Zugriff auf mehr als 1000 DJ-Mixes, Interviews und Liveshows, präsentiert von Musikern aus über 50 Ländern: www.rbmaradio.com Karen Ps Insiderblogs: redbulletin.com/karen/de


„Internet hat Radio revolutioniert: Die Sendungsmacher können plötzlich direkter mit den Zuhörern in Kontakt treten.“


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GreGor Schlierenzauer ist ein Skispringer, wie es nur alle zehn Jahre einen gibt. Er mag Jack Johnson, beherrscht die Lüfte, sammelt Schanzenrekorde und legt stets Wert darauf, alle Aufgaben stilvoll zu erledigen. Siehe Mütze rechts. Text: Christian Seiler, Bilder: Philipp Horak

Name Gregor Schlierenzauer Geburtsdatum/-ort 7. Jänner 1990 in Rum, Tirol Wohnort Fulpmes Erfolge zweifacher SkiflugWeltmeister, 16 Weltcupsiege (bei Redaktionsschluss) Web www.gregorschlierenzauer.com

Am letzten Wettkampftag der Vierschanzentournee steht Gregor Schlierenzauer auf der kleinen Plattform vor dem Balken der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen und klopft sich mit der Faust an die Brust. Bumm-bumm-bumm. Er hat die Qualifikation ausgelassen und startet mit der hohen Startnummer 50 zum direkten Duell mit dem Trainingsbesten Dimitri Wassiliew. Sein Kalkül lautet: ein paar Meter weiter springen als Wolfgang Loitzl, der Führende in der Tourneewertung. Loitzl, dessen Vorsprung auf Schlierenzauer vor dem letzten Wettkampf 24,5 Punkte betrug, hatte in der Qualifikation nicht die Souveränität der letzten Wettkämpfe in Garmisch und Innsbruck gezeigt, wo er so überraschend wie sicher gewonnen hatte, und Schlierenzauer spekulierte auf einen knieweichen ersten Sprung Loitzls, er selbst würde nachlegen, dann immenser Druck auf Loitzl, Showdown im zweiten Durchgang, Topsensation, Schlierenzauer fliegt im letzten Bewerb zu Tages- und Tourneesieg: bumm-bumm-bumm. Die Strategie ist gut, aber Schlierenzauer hat zwei Details außer Acht gelassen: Erstens ist auch Weltcupleader Simon Ammann auf dieselbe Idee gekommen, und zweitens schwächelt Wolfgang Loitzl überhaupt nicht. Dessen erster Sprung trägt ihn auf 142,5 Meter, und als Schlierenzauer sich an die Brust klopft, gibt Loitzl schon Siegerinterviews. Schlierenzauer springt gut, aber nicht überragend. Er wird Vierter in Bischofshofen, Dritter der Tourneegesamtwertung, er trägt Wolfgang Loitzl auf den Schultern zur Siegerehrung, schenkt dem Publikum sein sympathisches Lächeln, aber in seinem Kopf formuliert sich einzig der Gedanke, dass der Platz in der Mitte falsch besetzt sei, oder wie es Schlierenzauer in kernigem Tirolerisch ausdrückt: „I gönn es jedem, dass er g’winnt. Aber mir am meischt’n.“ Wenige Tage später formiert sich das österreichische Springerteam zum Abendessen in einem Hotel in Tauplitz bei Bad Mitterndorf. Das Fernsehen ist da, Zeitungsreporter, Ö3-Interviewerin Claudia

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Stöckl. Interesse am Springerteam wie gewohnt, aber die Primäraufmerksamkeit gilt diesmal Wolfgang Loitzl, ein etwas ungewohntes Bild in einer Runde, in der mediale Aufmerksamkeit die Wechselwährung für den aktuellen Erfolg ist. Thomas Morgenstern holt sich Salat. Martin Koch holt sich Salat. Wolfgang Loitzl isst seinen Salat auf und bricht mit Claudia Stöckl auf, um „Frühstück bei mir“ abends bei ihm aufzunehmen. Gregor Schlierenzauer kommt vom Zimmer heruntergeschlendert, struwweliges Haar, lindgrüne Trainingshose, rote Sportjacke, offene Badelatschen, und was wie einfach in den Kasten gegriffen und zufällig angezogen aussieht, ist in Wahrheit das Resultat eines entschiedenen Stilwillens, der sich weniger an der technoiden Ästhetik des Spitzensports als an der entspannten Lässigkeit snowboardender Slacker orientiert. Er redet nicht viel. Er holt sich Salat. Dann setzt er sich zurück an den großen Tisch zu den Freunden, die seine harten Konkurrenten sind, oder sind sie Konkurrenten, mit denen er befreundet sein muss? Für einen Moment lässt sich erahnen, wie viel Fingerspitzengefühl ein Betreuer aufbringen muss, der einen großen Haufen von Individualisten zu einer Mannschaft zu formen hat, ohne ihre individuellen Bedürfnisse außer Acht zu lassen, Bedürfnisse, die das Talent befeuern, die es, um im Bild zu bleiben, zum Fliegen bringen. Zur Welt kam Gregor Schlierenzauer 1990 in Rum. Er war neun Jahre alt, als ihn sein Vater zum ersten Mal beim SV Bergisel zum Schnuppern vorbeibrachte. Sport stand bei den Schlierenzauers hoch im Kurs. Vater Paul hatte als Alpinskifahrer österreichische Meistertitel gewonnen und als Profiskifahrer Geld verdient. Der Bruder von Mutter Angelika, Markus Prock, sammelte internationale Trophäen bei den Kunstbahnrodlern und machte die Familie mit dem Begriff „Weltklasse“ vertraut. Das Schnupperspringen gefiel Gregor, und bald machte er eine Begegnung, die sein unübersehbares Talent konsequent befördern sollte. In seiner Trainingsgruppe traf er auf Mario Innauer, hochbegabt wie Gregor selbst, und die beiden ließen sich, wie es


Ziel einer Skispringerkarriere? Ich will eine Ikone sein.


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PUBLIKUMSLIEBLING Während sich Gregor, genannt „Schlieri“, auf den Weg nach oben macht (oben), stehen sich unten im Auslauf der Flugschanze am Kulm in Bad Mitterndorf bereits die jugendlichen Fans die Beine in den Bauch, um einen Blick auf ihr Idol zu erhaschen.

Marios Vater Toni Innauer formuliert, „von da an nicht mehr in Ruhe“, rasten durch die Nachwuchsklassen und stimulierten einander zu immer besseren Leistungen, bis am Horizont die Wettkämpfe der Leistungselite auftauchten. Schlierenzauer, dessen Management Onkel Markus übernommen hatte, schaffte den Umstieg in die Königsklasse – im Gegensatz zu seinem Freund Mario – mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit. Einem ersten Weltcupeinsatz in Oslo, Platz 24 im März 2006, folgten eindrucksvolle Resultate beim Sommer-Grand-Prix 2007, und als die Weltcupsaison 2007/08 begann, zählte Schlierenzauer bereits zu deren Stars. Er gewann sein erstes Weltcupspringen in Lillehammer, seine ersten beiden Konkurrenzen bei der Vierschanzentournee, er hatte sich in der Weltelite etabliert, bevor das Publikum seinen Namen buchstabieren konnte. Seine erste Weltcupsaison beendete Schlierenzauer als Vierter. Im Jahr darauf, es war das große Jahr des Thomas Morgenstern, schloss Schlierenzauer als Gesamtzweiter ab und holte sich, quasi zur

Der Treibstoff für den Weg zur Ikone? Die Gier und die Lust, der Beste zu sein. Gier oder Lust? Beides. 40

Entschädigung, den Titel eines Skiflug-Weltmeisters im Einzel und der Mannschaft. Im Sommer 2008 gewann er den Sommer-Grand-Prix, und das Ziel für die laufende Saison, das er locker formulierte, hieß „Vierschanzentournee“. Damit meinte Gregor nicht den dritten Platz, den er am Ende belegte, und die schwärende Unzufriedenheit über eine Leistungskurve, die ihn zwar immer unter die ersten vier, aber nicht immer ganz nach oben befördert hat, lässt tief in die Psyche eines ausgeprägten Siegertyps blicken: Solange es besser geht, verschenkt Gregor Schlierenzauer vielleicht ein verbindliches Lächeln, schreibt geduldig Autogramme, drückt Hände, spendet Worte. Zufrieden aber wird er nicht sein können, nicht mit sich, nicht mit denen, die ihm dazu verhelfen sollen, der Beste zu sein. Gregor Schlierenzauer setzt sich im Lotussitz auf die Polsterbank des Kaminzimmers und hört aufmerksam zu, was man von ihm wissen will. Er ist einen Meter achtzig groß, wirkt aber größer, weil sein Körper lang und schmal gebaut ist – ein Grundvorteil beim Skispringen, wie sein Trainer sagt, weil der leichte Oberkörper und die Hebel der langen Beine dem Sportler dabei helfen, seinen Schwerpunkt beim Absprung zielsicher zu treffen und auf langem Weg sauber und schwungvoll zu beschleunigen. Gerade erst ist er neunzehn Jahre alt geworden. Zum Feiern war wenig Zeit, die Tournee gerade vorbei, das Skifliegen auf dem Kulm vor der Tür. Schlierenzauer spricht ruhig, er sondert keine Worthülsen ab, wie es manche Sportler mangels Alternativen gern tun, und er orientiert sich auch nicht daran, was sein Gesprächspartner gern hören will. Er ist sich bewusst, dass er im Elfenbeinturm des Spitzensports agiert, aber er verwechselt sein Terrain nicht mit der realen Welt. Die Welt, das Draußen: Sie müssen freilich warten auf diesen klugen, überlegten jungen Mann, denn der weiß, dass der Sport derzeit seine ganze Aufmerksamkeit verlangt. Er instrumentiert geschickt das System aus Trainern, Vertrauten, Familie, holt sich Vertrauen und Zuspruch, wo er es bekommen kann, lässt das erstklassige Trainingssystem des ÖSV wirken und pflückt sich spezielle Vorteile aus der individuellen Umgebung, über die ausschließlich er verfügt. Seine Ansprüche sind hoch. Das komplizierte Geflecht aus Athletik, Technologie und Psychologie, das einen Spitzensportler umgibt, will perfekt gestrickt sein. Es erübrigt sich, Schlierenzauer danach zu fragen, ob sein Hunger auf Erfolg gestillt ist, er kommt der Frage nach subjektiver Zufriedenheit mit einem Postulat zuvor: „Ich weiß, dass meine ganz großen Jahre erst kommen werden.“ Es entspinnt sich ein rasender Dialog über die Zukunft, die Anlaufspur dorthin und ihre Wirkungsgeschichte, von hinten nach vorne betrachtet. Zum Beispiel sagt Schlierenzauer, dass er mit seinen Erfolgen noch lange nicht genug hat, er versteigt sich fast ins Mythische: „Ich will eine Ikone sein.“ Der Treibstoff für den Weg zur Ikone? „Die Gier und die Lust, der Beste zu sein.“ Gier oder Lust?


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„Beides.“ Wie passt zu diesem sportlich-religiösen Ehrgeiz die Freude am Styling, an coolen Kleidern, der perfekt zerzausten Frisur? „Wenn die Leute in fünfzig oder siebzig Jahren über mich reden, will ich nicht, dass sie sagen: Der war gut, hat aber scheiße ausgesehen.“ Als Gregor Schlierenzauer die mächtige Naturschanze auf dem Kulm besteigt, um das erste Training zu absolvieren, stehen im Zuschauerraum bereits Hundertschaften begeisterter Mädels, die auf ihren Schwarm, den herzigen „Schlieri“, warten. Der herzige Schlieri hat in diesem Moment freilich etwas ganz anderes im Kopf als kreischende Mädels. Er muss die Hierarchie im Feld wieder herstellen, eine Hierarchie nach seiner Façon. Er hat bisher an vier Skiflugtagen teilgenommen, alle vier hat er als Sieger beendet. Daran soll sich nichts ändern. Als er auf den Balken hinausgleitet, hat sein Gesicht nichts von der amüsierten Freundlichkeit, mit der er sonst durchs Leben geht, grüßt, Blickkontakte erwidert. Der Mann hat etwas vor, bumm-bummbumm. Schlierenzauer fliegt auf 209,5 Meter, das ist eine furchteinflößende Weite auf dieser Schanze, deren Juryweite bei 200 Meter liegt. Bei der Landung eine energische, fast zornige Jubelgeste mit der Hand, so. Das wäre erledigt. Im Auslauf kann er

schon wieder lächeln, so wie es ihm gefällt, von innen heraus, nicht von außen nach innen, wie nach der Tournee. Als tags darauf, im ersten Wettkampfdurchgang, der Schweizer Simon Ammann sich erdreistet, Schlierenzauer einen ziemlich beeindruckenden Flug auf 207 Meter vor den Latz zu knallen, sieht sich dieser herausgefordert, die eigene Legendenschreibung nicht der Zukunft zu überlassen. Im Entscheidungsdurchgang fliegt er auf 215,5 Meter. Der Aufsprung im Flachen ist so hart und schwierig, als würde man mit Turnschuhen aus dem ersten Stock auf einen glitschigen Asphaltboden springen. Die Kräfte der Schwerkraft zerren an Schlierenzauer, sie wollen ihn von den Skiern reißen, aber der junge, starke Mann widersetzt sich, er hat keine Lust, das Wunder des Fliegens von der Rückkehr auf den Boden banalisieren zu lassen. Und er gewinnt den Kampf. Er hat, was ihm bisher noch nicht gelungen war, „eine außerirdische Bombe“ abgeliefert, wie es in der ausgefeilten Fachterminologie der österreichischen Skispringer heißt. Später beim Interview formuliert Schlierenzauer das ganz ungeschminkt. Er glaube nicht, dass man hier noch weiter springen könne. Punkt. Nächstes Kapitel.

VOLLE KONZENTRATION Die Minuten vor dem Sprung nützt der Athlet in der Regel zu einer Vergegenwärtigung der Wettkampfsituation. In diesem Fall genügt der Blick hinunter in die Spur, und die Konzentration kommt von allein. Hier richtet sich Gregor Schlierenzauer den Schuh, wenig später segelt er hinunter auf 209,5 Meter.

FIS Nordische Ski-WM: 18. 2 bis 1. 3. 2009, Liberec, Tschechien Die exklusiven Schlieri-Blogs auf: redbulletin.com/adler/de

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Hero’s Hero

axl rose ich bin ein großer Musikfan, weil Musik etwas ist, was ich verstehe. ich habe vom siebenten lebensjahr an Klavier gelernt und Pianisten wie Jools holland und Jamie cullum bewundert – und natürlich songschreiber wie elton John. Aber im innersten bin ich ein alter rocker, und deshalb würde ich sehr gerne einmal Axl rose von den Guns n’ roses treffen. Axl ist mein rock-idol. ich denke, er war und ist ein brillanter sänger und frontman, besonders in seiner Anfangszeit. wenn ich am start mein helmvisier herunterklappe, kann ich der sein, der ich sein will – so habe ich den Axl von damals in erinnerung. No rules! Vor ein paar Jahren habe ich ein Guns-n’-roses-Konzert in Manchester besucht. Axl hatte an diesem Abend offenbar Probleme mit der tonanlage und hat seinen toningenieuren von der bühne aus die hölle heiß gemacht. nach einer halben stunde hat er sein Mikrofon weggeschmissen, als wollte er den Jungs sagen: „ich tu mir diesen scheiß nicht mehr an!“, und ist einfach von der bühne gegangen. super: ich wollte Axl live sehen und bekam als bonus noch einen wutanfall dazu! nach einer weile ist Axl übrigens wieder auf die bühne gekommen und hat die show zu ende gespielt. willst du als Athlet erfolgreich sein, brauchst du auch diesen Glauben an dich selbst. Auf meinem weg als Profi nach oben waren all die sportler, die ich am meisten bewunderte, immer solche, die es hassten, Zweiter zu werden. tiger woods, Valentino rossi, Michael schumacher und roger federer – alle phänomenal in dem, was sie tun (bzw. taten), und es ist unmöglich für mich, zu sagen, wer der beste ist von ihnen. 42

James Toseland: Rock ’n’ Roll und Motorradfahren passen für den Engländer perfekt zusammen.

James Toselands Job als MotoGP-Rennfahrer kann seiner Leidenschaft für Musik nichts anhaben. Schon gar nicht schmälert sie seine Verehrung für GunsN’-Roses-Frontman Axl Rose.

sich dem Publikum stellen und immer wieder gewinnen wollen heißt, auch jedes Mal gegen das scheitern zu kämpfen: du bist der bursche, den alle besiegen wollen. Aber die sportler, die ich genannt habe, kommen nicht nur immer wieder zurück, sie werden auch immer stärker und besser und setzen neue standards. dem erfolg hinterherzujagen in einem stressigen sport wie Motorradrennfahren

kann hektisch sein. Musik hilft mir, mich zu entspannen. Mein lieblinglied der Guns n’ roses ist wahrscheinlich „sweet child o’ Mine“, das ich auch mit meiner band crash interpretiere. Aber: Als Pianist schätze ich natürlich auch die klassische ballade „november rain“. Motorradfahren und rock ’n’ roll haben viel gemeinsam. das lederzeug und das klassische bikergewand gehen hand in hand mit bands wie Guns n’ roses, Metallica und bon Jovi. ich genieße das, weil ich ins Motorradfahren hineingeboren wurde. der freund meiner Mutter hat mich angesteckt. er schätzte auch die Guns n’ roses, und er brachte mich zum rock ’n’ roll. Als ich das erste Mal Queen hörte, war ich jedoch verwirrt: ich hatte bis dahin nicht mitgekriegt, dass die englische Königin in einer rockband spielt … Von allen champions, die ich zuerst erwähnt habe, kenne ich rossi am besten, schließlich fahren wir beide MotoGP. er ist ein exzellenter fahrer und sehr, sehr schnell. trotz bislang 97 siegen hat er keine Probleme, sich zu motivieren. wenn du auf den ergebnislisten nahe an ihm dran bist, hast du deinen Job gut gemacht. schumachers rekord von sieben f1wM-titeln spricht für sich. Aber es ist schwierig, zu erkennen, was ein Autorennfahrer wirklich leistet: Von außen siehst du nicht, wie im cockpit seine hände und füße arbeiten müssen. wenn wir Motorradrennfahrer einen fehler machen, siehst du überall Arme und beine. Glücklicherweise trage ich einen helm – damit bleiben wutausbrüche wie der von Axl seinerzeit in Manchester unbemerkt. Start der MotoGP-Saison: 12. April 2009, Doha/Losail, Qatar; www.jamestoseland.com News & Blogs: redbulletin.com/motogp/de

bilder: Andrew northcott/red bull Photofiles, GeorGe chin/redferns

Text: James Toseland


Name William Bruce Rose jr. Geburtsdatum/-ort 6. Februar 1962, Lafayette, Indiana/USA Beruf Frontman und Sänger bei Guns N’ Roses (seit 1985) Spielte vorher bei Rapidfire, L. A. Guns, Hollywood Rose Wichtigste Alben „Appetite for Destruction“ (1987), „G N’ R Lies“ (1988), „Use Your Illusion“ I & II (1991), „The Spaghetti Incident“ (1993), „Chinese Democracy“ (2008) Allerhand Die Liebe zur Musik entwickelte sich bei Axl im Kirchenchor. Web www.gunsnroses.com

Was Guns-N’-RosesFrontman Axl Rose und James Toseland verbindet: erfolgreich zu sein in etwas, was einem Spaß macht.


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PhiliPPe Petit verband vor 25 Jahren die Türme des World Trade Center mit einem Stahlseil und spazierte darüber. Jetzt können wir ihm im Kino dabei zuschauen.

Name Philippe Petit Geburtsdatum/-ort 13. August 1949, Nemours, Frankreich Wohnort Shokan bei Woodstock, New York Ist zusammen mit seiner Managerin Kathy O’Donnell Berufen zum Anarchisten Lebt als Hochseilartist, Gaukler, Jongleur, Künstler Wurde in seinem Leben etwa 500 Mal verhaftet Träumt von einem Seiltanz über den Grand Canyon

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Philippe Petit wohnt in einem braunen Holzhaus am Rande des Waldes von Woodstock, New York. Wenn das Wetter es nicht erlaubt, dass er auf seinem Hochseil trainiert, steht er auf der Veranda und beobachtet die Natur. Zum ersten Mal in diesem Jahr fällt Schnee. Der Himmel und die Erde nehmen dieselbe hellgraue Farbe an. Petit schaut einem Hasen nach, der im Garten verstört durch den Matsch hoppelt. Petit behauptet, er habe den Verstand eines Kriminellen, sei so oft verhaftet worden, dass er jede Zelle zwischen Sydney und Paris von innen kenne. Doch er gehört zu der Sorte Verbrecher, die mit einem frierenden Hasen leiden. Weil das Tier nicht wie Petit dem Irdischen entfliehen kann, indem es hunderte Meter über dem Erdboden auf einem Seil balanciert. Das ist der Luxus, den sich Petit gönnt, wenn ihn das Hier und Jetzt nervt: Er spannt ein Seil über eine Schlucht oder zwischen zwei Wolkenkratzern und tanzt darauf für ein paar Minuten oder Stunden. Bis alle Sorgen vergessen sind; bis die Zuschauer applaudieren oder die Polizei ihn verhaftet. Wie am Morgen des 7. August 1974, als ihm sein waghalsigstes Manöver gelang. Petit befestigte ein sechzig Meter langes Seil an den einander gegenüberliegenden Dachkanten der beiden Türme des World Trade Center, und eine Dreiviertelstunde lang führte er in 417 Meter Höhe ein Schauspiel auf. Am nächsten Morgen war er ein Weltstar. Der Polizist, der ihn hinterher festnahm, gab zu Protokoll: „Petit ging nicht einfach nur über das Seil. Er sprang, er schwebte, er lief hin und her, legte sich hin, machte Faxen. Als er uns sah, lachte er und rannte wieder zurück in die Mitte. Niemals wird jemand etwas Verrückteres machen. Ich bin dankbar, dabei gewesen zu sein.“ Wer nicht so viel Glück hatte wie der New Yorker Polizist, sollte sich den preisgekrönten Film „Man on Wire“ nicht entgehen lassen, der im Februar in die Kinos kommt. Regisseur James Marsh und Petit arbeiteten zwei Jahre daran, den spektakulärsten Hochseilakt aller Zeiten und dessen sechsjährige Entstehungsgeschichte zu dokumentieren. Das Ergebnis

ist eine Mischung aus Krimi, Psychodrama und Slapstick-Komödie. Vollkommen unglaublich, dass sich diese Geschichte tatsächlich zugetragen hat. Zu Recht ist „Man on Wire“ für den Oscar nominiert – und Petit hofft, dass er jetzt ein paar neue Geldgeber findet. Er möchte nach Jahrzehnten der Planung endlich über den Grand Canyon wandern, und falls das nicht klappt, hat er einen Plan für die Strecke von der Sydney Opera zur Sydney Harbour Bridge. Wenn Petit mit dem Gesetz in Konflikt gerät, liegt es nie daran, dass er Menschen schaden will. Ja, es stimmt: Petit ist ein begnadeter Trickdieb. Er sagt, er könne Schlips und Brille stehlen, ohne dass der Träger es bemerkt. Doch die entwendeten Portemonnaies und Schmuckstücke gibt er seinen Opfern stets zurück, bevor sie den Verlust feststellen. Die Bestohlenen fallen ihm dann vor Verzückung um den Hals, sagt er. Petit streitet es nicht ab: Als Straßenkünstler, Einradfahrer und Magier verstößt er gegen jede Vorschrift, die erlassen wird, um Leute wie ihn von Fußgängerzonen und Marktplätzen fernzuhalten. Er kann doch gar nicht anders. Seit er ein kleiner Junge war, befiehlt ihm ein anarchischer Geist, gegen jede bürgerliche Regel zu verstoßen. Unaufhörlich. Jeden Tag. Sechs Mal flog er von der Schule, und weil er die Kinder in seinem Alter langweilig und feindselig fand, brachte er sich in seiner Einsamkeit das Zaubern bei und schlief lieber bei den Pferden im Stall statt in seinem Zimmer. Gegen Ende seiner Pubertät fand Petit einen Weg, den Zwängen der Zivilisation auf elegante Weise zu entfliehen. An seinem 18. Geburtstag zeigte ihm sein Bruder Alain ein Buch über den Hochseilartisten Rudolf Omankowsky. „Ich dachte sofort: Das ist es“, sagt Petit. „Mir wurde klar, dass ich lernen musste, wie man auf einem Seil balanciert. All meine Zweifel, all die Zeit, die ich damit verbracht hatte, mir Zeichnen, Malen, Jonglieren, Klauen, Einbrechen beizubringen; all die Energie, die ich darauf verschwendet hatte wegzulaufen, kristallisierte sich plötzlich zu der schlichtesten Form der Existenz:

BILD: ALAN WELNER/AP PHOTO

Text: Lars Jensen


World Trade Center, New York, 7. August 1974, kurz nach sieben Uhr morgens: Ein Seiltanz in 417 Meter HĂśhe Ăźber Manhattan macht aus Philippe Petit einen Popstar.


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d e r ta n z z w i s c h e n d e n t ü r m e n

Poesie in den wolken

In dem Dokumentarfilm „Man on Wire“ fragt Regisseur James Marsh den Artisten Philippe Petit, wie er damals die Chancen einschätzte, seinen Traum zu verwirklichen. Petit antwortet: „Null. Absolut unmöglich, unmöglich.“ Kein Wunder: Der Mann träumte davon, auf einem Drahtseil zwischen den beiden Türmen des damals neu erbauten New Yorker World Trade Center zu balancieren. Er war bereit, jedes Gesetz zu brechen und jede Sicherheitsvorkehrung in den Wolkenkratzern auszutricksen, um diese Idee zu verwirklichen. Nach sechs Jahren Planung wurde der Traum am 7. August 1974 wahr: Petit tanzte

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eine Dreiviertelstunde lang auf einem Kabel in 417 Meter Höhe, bis die Polizei ihm Handschellen anlegte. In New York erklärten sie ihn am Tag darauf zum Volkshelden, im Rest der Welt zum Star. Nun erinnert der englische Filmemacher James Marsh an diese unglaubliche Geschichte von Petit und seinen Komplizen und wie sie mit einem Drahtseilakt die spektakulärste Kunst-Performance aller Zeiten aufführten. Das Skript basiert auf Petits Autobiografie „To Reach the Clouds“. Marsh arbeitete zwei Jahre lang daran, Dutzende Weggefährten und Polizisten, Richter und Liebhaberinnen zu interviewen. Die Arbeit lohnte sich: „Man on Wire“ gewann ein gutes Dutzend Preise und ist für den Oscar 2009 nominiert. Der Regisseur beschränkt sich auf die schlichtesten filmischen Mittel – Augenzeugenberichte, Archivmaterial. Petits Geschichte bekommt den Vortritt, denn die ist kraftvoll genug, um die Zuschauer zu Tränen zu rühren. Petit sagt, seine Arbeit sei nicht Artistik, sondern „Poesie in den Wolken“. Wenn das stimmt, ist er der Goethe der Wolkenpoesie.

einer Linie. So einfach, so rein. Auf dem Seil sagt keiner zu dir: ‚Iss deinen Teller leer.‘“ Das war 1966. Ein Jahr später gewann Petit ein Stipendium, das die französische Regierung für die begabtesten Kleinkünstler auslobte. Omankowsky bot ihm eine Stelle an als Artist in der Hochseiltruppe „Les Diables Blancs“. Doch binnen kürzester Zeit eckte Petit bei den Kollegen an: Er wollte nicht jeden Abend die Choreographie wiederholen – im selben Zelt auf demselben Seil die gleichen Tricks zu zeigen langweilte ihn. „Mein Gott, ich wollte nicht in der Bürokratie des Zirkus versinken, sondern großes Theater in der Luft aufführen. Natürlich fanden mich meine Kollegen überheblich, und ich musste gehen.“ Seinen ersten illegalen Hochseilakt führte Petit 1968 zwischen den beiden Türmen von Notre Dame vor. Nachdem er aus der Haft entlassen worden war, ging er in Paris zum Zahnarzt, schlug im Wartezimmer ein Magazin auf und entdeckte ein Foto der Zwillingstürme des World Trade Center. Philippe Petit sieht nicht aus, wie man sich einen sechzigjährigen Hochseilartisten vorstellt. Er ist eins fünfundachtzig groß und stämmig. Sein rotes Haar kämmt er in die Höhe, was ihn noch imposanter erscheinen lässt. Wenn er den Weg vom Haus zur Scheune mit schnellem Schritt zurücklegt, wirkt er mindestens zehn Jahre jünger. Den Unterschied zwischen einem Hochseilartisten, der in jeder Höhe bei jedem Wetter jede Entfernung zurücklegen kann, und einem Hochseilartisten, der beim ersten Windhauch abstürzt, liegt in der Übung.

BILDER: BERND KAMMERER/AP PHOTO, POLYFILM

Immer auf der Höhe: 1994 balanciert Philipp Petit in Frankfurt am Main zwischen der Paulskirche und dem St.-Bartholomäus-Dom.


Heroes

BILDER: HENRI CARTIER-BRESSON, MARTINE FRANCK (2), RENE BURRI (ALLE MAGNUM)

Zitat Head: Zitat.Velis exer suscipsusto dion ut loborer ostiniamet in henisse vero exero odigna facipsusto corero

Seit 42 Jahren trainiert Petit täglich sechs bis sieben Stunden. In seinem Garten hat er zwischen zwei Stangen ein etwa fünfzehn Meter langes Seil montiert. Hier simuliert er alle denkbaren Katastrophen. Manchmal ruft er die Nachbarskinder, damit sie an dem Tau rütteln, bis er die Balance verliert. Doch er verliert sie nicht. „Ich kann gar nicht fallen“, sagt Petit. „Denn ich denke nicht daran. Manche Leute fragen, ob ich einen Todeswunsch hätte. Eine Beleidigung: Ich bin kein Abenteurer und kein Stuntman. Ich bin Künstler. Ich habe einen Lebenswunsch.“ So gab Petit dem Richter, der ihn fragte, was er mit der Darbietung auf dem World Trade Center hatte beweisen wollen, die Antwort, die ihn vor einer Gefängnisstrafe bewahrte: „Wenn ich drei Orangen sehe, jongliere ich. Wenn ich zwei Türme sehe, spanne ich ein Seil und laufe drüber.“ Zu diesem Zeitpunkt, im Herbst 1974, war Petit von Amerika bereits zum Volkshelden erklärt worden. Andy Warhol, Robert De Niro, Woody Allen waren seine Freunde geworden; Dutzende Firmen boten Werbeverträge in Millionenhöhe (er lehnte ab, weil ihm die Sprache dieser Leute nicht gefällt, wie er sagt). Das Urteil des Gerichts fiel milde aus: Alle vierzehn Anklagepunkte würden fallen gelassen, wenn Petit im Central Park ein paar Mal gratis auftreten würde. An jenem Tag im Sommer 1974 wurde Philippe Petit zum zweiten Mal geboren. Die Menschen in seiner Umwelt belächelten ihn nicht länger als Außenseiter mit spinnerten Ideen. Plötzlich war er der Star, mit dem andere Stars gesehen werden wollten. Um

die Performance auf dem World Trade Center zu organisieren, hatte er sechs Jahre lang die Baustelle ausspioniert, Ausweise gefälscht, Luftbilder angefertigt, Baupläne geklaut, Uniformen nachgeschneidert und war in Fahrstuhlschächte eingebrochen. Nach der New Yorker Performance musste er seinen kriminellen Verstand nicht mehr nutzen, um einen Hochseilakt zu organisieren. Nun riefen Firmen und Bürgermeister aus aller Welt an, um Petit zu bitten, ihre Städte mit einem Auftritt zu beehren. Ging damit nicht ein wichtiger Teil seiner Kunst – der zivile Ungehorsam – verloren? „Nein“, sagt Petit. „Mir ist es wichtig, im Himmel zu tanzen. Auf die Nächte im Gefängnis kann ich verzichten.“ Heute wird nicht mehr viel passieren außer vielleicht Gymnastik und Balanceübungen. Petit sitzt in seiner Scheune, die er das „kleinste Theater der Welt“ nennt. Im vergangenen Sommer errichtete er das Gebäude mit der Hilfe seiner Nachbarn, jetzt lädt er manchmal deren Kinder ein, um ihnen beizubringen, wie man jongliert, Karten zinkt, ein Portemonnaie klaut. Am Vormittag hatte Robert Zemeckis aus Hollywood angerufen. Der Regisseur von „Forrest Gump“ erzählte, er habe „Man on Wire“ gesehen und wolle die Geschichte fürs Kino verfilmen. Etwa mit Tom Hanks in der Rolle des Philippe Petit? „Nein“, sagt der Hochseilartist. „Ich spiele mich selbst. Das habe ich schon mein Leben lang getan.“

Petit beim Vorbereiten seines Projekts am Pariser Palais du Trocadéro (1984, oben) und einem Spaziergang über eine Schlucht in New Jersey (1974). Obwohl der gebürtige Franzose inzwischen seit einem Vierteljahrhundert in Amerika lebt, spricht er Englisch mit starkem Akzent. Klingt lustig und glaubwürdig zugleich, wenn er sagt: „Ich hasse die französischen Menschen.“ Frankreich verließ er Anfang der achtziger Jahre, nachdem er festgestellt hatte, dass er überall auf der Welt mehr Anerkennung fand. „Die Franzosen sind Barbaren.“ 78 Auftritte absolvierte Petit bislang, aber nur wenige in seiner Heimat. 1989, zur 200-Jahr-Feier der Republik, lief er über ein 700 Meter langes Kabel hinauf zur zweiten Ebene des Eiffelturms.

Filmstart von „Man on Wire“: in Österreich am 13. Februar 2009, in Deutschland ab sofort; www.manonwire.de Der Filmtrailer auf: redbulletin.com/petit/de

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Heroes

riccardo cassin hat als Bergsteiger, als Expeditionsleiter und als Entwickler moderner Kletterausrüstung Alpingeschichte geschrieben. Diesen Jänner ist er hundert Jahre alt geworden. Text: Peter Popham

Geburtsdatum/-ort 2. Januar 1909, San Vito al Tagliamento, Friaul Wohnort Lecco am Comer See, Lombardei Erlernter Beruf Schmied Bekannt für Erstbesteigungen in Italien (alle vor dem Zweiten Weltkrieg) und Expeditionen (USA, Pakistan, Peru) sowie die Entwicklung von richtungweisendem Kletterzubehör Web www.cassin.it

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Zu einer Zeit, als Klettern wegen der schlichten Ausrüstung noch deutlich gefährlicher war, setzte Cassin Zeichen mit kaum vorstellbaren Routen. Für ihn sprechen weniger Trophäen und Ehrungen als die verschnörkelten Linien, die er auf den Bergkarten zurückließ: Sie zeigen, dass Cassin als einer der Ersten begriffen hatte, wie man wirklich klettert. Mit der Besteigung der Nordflanke der Grandes Jorasses, des Walkerpfeilers, in 82 Stunden lösten er und seine Gefährten Gino Esposito und Ugo Tizzoni im August 1938 das letzte der drei „Probleme der Alpen“, neben Eiger- und Matterhorn-Nordwand. Italien hatte einen neuen Nationalhelden.

Cassin eröffnete dem Klettern viele Wände: Er kam auf über 2500 Touren, darunter mehr als hundert Erstbesteigungen. Und: Der Italiener bestimmte die Zukunft des Sports nicht nur als aktiver Kletterer, sondern auch als tüftlerischer Erfinder. Spezielle Kletterhaken, von ihm geschmiedet, waren nach dem Zweiten Weltkrieg der Beginn einer Firma für Kletterzubehör. Auch wenn Cassin als Geschäftsmann letztlich scheiterte, die Marke existiert noch. Was Cassin als Bergsteiger bis heute grämt, war sein Ausschluss von der italienischen Karakorum-Expedition, der im Juli 1954 die Erstbesteigung des K2 glückte, aus fadenscheinigen Gründen. Eine Enttäuschung, die er 1961 mit einer eigenen Expedition auf den Mt. McKinley in Alaska etwas milderte. Dabei wählte er eine neue Route zum Gipfel, die „Cassin Ridge“, die bis dahin als unkletterbar gegolten hatte. Unter den Glückwünschen war auch ein Telegramm von US-Präsident John F. Kennedy. Selbst in einem Alter, in dem sich die meisten Kletterer nur mehr via Fernglas den Bergen nähern, suchte Cassin die Herausforderung. Fünfzig Jahre nach seiner Erstbegehung der Nordostwand des Piz Badile über die nach ihm benannte Cassin-Route wiederholte er sie, mit 78. Und für die Presse, die das verpasst hatte, ein paar Tage danach noch einmal. „Ich bin stur“, bekennt Cassin. „Was ich angehe, bringe ich zu Ende. Ich bin nie von einem Berg heruntergekommen, ohne auf dem Gipfel gewesen zu sein.“ Heute ist Riccardo Cassin eine Legende. Zu seinem 100. Geburtstag enthüllte der Bürgermeister von Lecco eine Statue von ihm, vor dem Bahnhof. Schon vor den offiziellen Feierlichkeiten erwiesen große Bergsteiger Cassin ihre Reverenz, auch Reinhold Messner. Was ihn zeitlebens ausgezeichnet habe? Cassin: „Ich bin immer total ernsthaft geklettert. Deshalb wurden die Berge meine Freunde und haben mich und meine Kameraden nie verletzt.“ IFSC Kletter-Weltcup Boulder: 11./12. April 2009, Kazo, Japan Die Kletter-Stars von heute auf: redbulletin.com/climbing/de

BILD: FoNDAZIoNE CASSIN

Name Riccardo Cassin

In Italien sind die Berge immer nah, aber als Riccardo Cassin mit siebzehn vom Friaul, wo er geboren wurde, nach Lecco am Comosee übersiedelte, um sich in der hiesigen Industrie als Metallarbeiter zu verdingen, konnte er ihnen nicht mehr entkommen. Zunächst hatte Riccardo noch geboxt, jetzt ging es jeden Sonntag auf Leccos Hausberg, die Grignetta. Riccardo und seine Freunde waren bald als die Rocciatori Lecchesi, die Felskletterer von Lecco, bekannt: Keine Wand war vor ihnen sicher. „Wir hatten kein Geld, aber eine Leidenschaft fürs Klettern“, erzählte Cassin in einem Interview für climbing. com. Um das erste Seil und Karabiner zu kaufen, legten alle ihre Ersparnisse zusammen. Zu acht teilten sie sich die Ausrüstung, und das Klettern spielte sich so ab: Zwei bezwangen die Wand und warfen dann das Seil nach unten, damit die Nächsten nachkommen konnten. Auch die Anreise zu den tollen Wänden war mühsam. „Um zum Mont Blanc zu kommen und die Grandes Jorasses zu klettern, musste ich mit den Zug nach Pré-Saint-Didier, dann weiter mit dem Rad nach Courmayeur, zu Fuß zum Col du Gigante, den Gletscher hinauf zum Rifugio Leschaux. Dann erst war ich auf dem Plateau der Grandes Jorasses und konnte in die Wand. Auf diese Art war ich wenigstens gut aufgewärmt.“


„Alle, die mit mir losgezogen sind, habe ich gesund wieder nach Hause gebracht. Ich habe keinen Freund am Seil verloren.“


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Action Ganz schĂśn was los: Was uns diesen Monat bewegt.

bild: lorenz AndreAs Fischer/red bull PhotoFiles

Breakdance seite 52 (S)no(w) Limits seite 56 Brainstorming seite 68

Eines der heiĂ&#x;esten Dinge, die man auf Gefrorenem unternehmen kann: Eisklettern wie Urs Odermatt.


Von den Besten lernen: Die Berliner Flying Steps mischen nicht nur die Breakdance-Welt auf, sondern unterrichten ihre Disziplin auch.


ACTION

LET THE

Blabla: Rud magna feugiam corper sequis doloreet ulla conseniam zzrit duis delenibh eugiamet ullan henisci psusci.

STEPS

FLY

Headspins statt Walzer, Powermoves statt Foxtrott. Die Berliner Breakdance-Weltmeister Flying Steps betreiben eine etwas andere Tanzschule. Text: Florian Obkircher, Bilder: Marcel Köhler

Er dreht sich und dreht sich. Auf dem Kopf, ganz ohne Einsatz der Hände. Wenn Benny den Headspin vorzeigt, scheint die Schwerkraft außer Kraft gesetzt. Bei jedem Drall holt er mit dem Oberkörper neuen Schwung, und während dem Publikum ringsum schon beim Zuschauen ein wenig schwindlig wird, lächelt der B-Boy entspannt … und dreht sich und dreht sich. So, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt. Wobei: Für ihn ist es das auch, irgendwie. Denn der menschliche Kreisel ist Benny von den Flying Steps, der besten Breakdance-Crew der Welt.

Nach seiner kleinen Vorführung erntet er Applaus und respektvolle Abklatscher von rund zwanzig jungen Tänzern in weiten Trainingshosen und weißen Turnschuhen, mit Wollmützen oder gepolsterten Baseball-Caps auf den Köpfen. Und nur wenig später steht der gesamte Übungsraum kopf: Die Youngsters versuchen, es ihrem Lehrer gleichzutun, Benny beobachtet seine Schüler im Wandspiegel. „Sehr gut macht ihr das … nur nicht schwindlig werden!“ In Berlin-Kreuzberg befindet sich die Dance Academy des B-Boy-Kollektivs Flying Steps. Hier Breakdance zu lernen be-

deutet, von den Besten zu lernen. Denn die Crew hat es seit der Gründung 1993 weit gebracht. Etliche deutsche Meisterschaften hat sie gewonnen, viermal gar den Weltmeistertitel. Öfter als jede andere B-Boy-Crew bisher. Best of Breakdance. Was die Steps auszeichnet, ist nicht nur technisch perfekter Style, sondern vor allem kreative Lust, Breakdance auf einen neuen Level zu hieven. Warum am Parkett tanzen, wenn man dies auch auf Laufbändern oder Tischen machen kann? Warum nicht mal auf Inlineskates breaken oder 53


ACTION

BENNY

Ist eine Spielfigur im Sony-PlayStation-Game „B-Boy“. Eröffnete die Fußball-WM 2006.

LIL’ CENG

Gehört zu den größten B-Boy-Talenten der Welt, was sein Auftritt beim Red Bull BC One im November 2008 in Paris eindrucksvoll bewiesen hat.

Basketbälle in die Choreographie integrieren? Solche Ideen verarbeiten die Flying Steps zu atemberaubenden Tanzshows, mit denen sie seit mehr als zehn Jahren um die Welt reisen. Auf Einladung des Goethe-Instituts waren sie unlängst in Ägypten, regelmäßig unterrichten sie in Japan oder Frankreich. Die Flying Steps sind freilich nicht nur als Gruppe Weltklasse, sondern auch jeder Einzelne für sich: Benny schaffte es als Held eines PlayStation-Spiels ebenso auf die Bildschirme der Nation wie 2006, als er bei der Eröffnungsfeier der Fußball-WM in der Allianz Arena in München mit einer Tanzeinlage dabei war. Attila gibt via Kinderkanal TV-Tanzstunden, Teamküken Lil’ Ceng hat Deutschland letzten November beim Breakdance-Contest Red Bull BC One in Paris vertreten. Die Dance Academy ist den glorreichen Sieben des Breakdance ein gemeinsames Anliegen. „Wir haben schon vorher viel in Jugendzentren unterrichtet, waren oft auf Workshop-Reisen. Uns war’s aber irgendwann wichtig, eine Homebase zu haben. Einen fixen Ort, wo die Leute, die unsere Shows kennen, hinkommen können, um es mal selber zu probieren“, erzählt Mikel, B-Boy schon seit 1990. Am Tempelhofer Ufer hat die Crew ein Quartier gefunden, übrigens in einer 54

VARTAN

Hat die Flying Steps 1993 gemeinsam mit Amigo gegründet; galt damals bereits als bester deutscher Breakdancer.

besonders netten, ruhigen Wohngegend. 120 Quadratmeter Tanzfläche stehen dem Nachwuchs dort zur Verfügung, und die ist angesichts der prominenten Lehrer meist gut gefüllt. Denn auch wenn der Terminkalender aus allen Nähten platzt, die Weltmeister verbringen so viel Zeit wie möglich in ihrer Schule. Mikel beispielsweise sieben Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Einfach nur den prominenten Namen herzugeben und dann anonyme Stellvertreter unterrichten zu lassen, das wäre den Flying Steps eben zu wenig. „Natürlich haben wir auch Tänzer, die für uns einspringen, wenn wir mal wieder auf Reisen sind. Diese sieben weiteren Lehrer gehören aber zur Familie und sind voll in den Schulbetrieb mit eingebunden – alles Topleute“, sagt Mikel. Breakdance nonstop. Ohne diese Kollegen wäre der vielseitige Kursbetrieb auch nicht zu bewältigen. Immerhin vier bis fünf eineinhalbstündige Einheiten stehen täglich am Programm, mit maximal 25 Teilnehmern pro Kurs. Die Schüler können dabei zwischen Breakdance und anderen Urban-Dance-Styles wie Popping, Locking, HipHop, House oder New Style wählen. Obendrein wächst das Programm ständig (die neuesten Zugänge am Kursplan sind Jazzdance und Pilates); am begehrtesten, so Mikel, ist aber nach wie

vor Breakdance. Gerade die Spezialdisziplin Powermoves ist bei Jugendlichen sehr angesagt. Darunter versteht man Handstände, Kopfdrehungen und schnelle Verbiegungen jeder Art. Jene Moves eben, die am spektakulärsten, am kraftvollsten aussehen. Allerdings sind die Powermover auch diejenigen Schüler, die’s gelegentlich etwas zu übermütig angehen. Das fängt damit an, dass einige partout keine Lust aufs Aufwärmen haben. Wofür auch Streck- und Dehnübungen, wenn man die Kurszeit doch zum Headspin-Training nützen könnte? „Kamikazepiloten“ nennt Mikel solche Schüler. Aus eigener schmerzlicher Erfahrung weiß er, wie leicht man sich beim Tanzen ohne körperliche Vorbereitung wehtun kann. „Breakdance an sich ist, was Verletzungen angeht, eigentlich nicht gefährlicher als jede andere Sportart. Doch natürlich muss der Körper auf die akrobatischen Bewegungen vorbereitet werden, und da führt kein Weg am Aufwärmen vorbei, auch wenn’s vielleicht nicht so Spaß macht.“ Außerdem rät der Profi zur Vermeidung blauer Flecken am Anfang der B-Boy-Karriere, sich Schweißband (zum Schutz von entstandenen Schürfwunden), Knie- und Handgelenksschoner zu besorgen. Später dann auch eine Wollmütze für die Headspins. Denn wie hart und ungnädig der Fußboden wirklich


ACTION

KC-1

Ist vom Schüler der Flying Steps zum festen Crew-Member aufgestiegen. Spezialist für Powermoves.

MIKEL

BILD: TED POLHEMUS/PYMCA

Engagiert sich stark im Bereich Nachwuchsförderung. Unterrichtet noch immer in Jugendzentren.

sein kann, das merkt man beim Breakdancen ziemlich schnell. Mikel selbst unterrichtet die Jüngsten der Dance Academy, die Kids im Alter von sechs bis neun. „Bei den Kleinen muss man behutsam vorgehen, weil manche ihre Körpermotorik noch nicht so steuern können. Da sind erst mal einfache Übungen angesagt, die auf Breakdance vorbereiten.“ Spielerisch führt er die Kinder hin zu ersten Breakdance-Schrittfolgen. Aus Stocktanzspielen entwickelt er mit den jungen B-Boys erste Top-Rocks, aus dem Herumtollen auf allen vieren wird plötzlich ein ansehnlicher Six-Step. „Prinzipiell kann’s jeder lernen, unabhängig vom Alter“, sagt Mikel. Als Beispiel nennt er einen Workshop der Flying Steps mit einer Gruppe betagter Damen. Die B-Boys brachten ihnen Breakdance bei, die Frauen führten sie im Gegenzug in die Grundlagen des Gesellschaftstanzes ein. „Wir haben ganz schön aus der Wäsche geschaut, als die alten Damen da plötzlich wirklich gut abgebreakt haben!“, erinnert er sich. Das Wichtigste sei beim B-Boying einfach das Rhythmusgefühl. Es ist das Erste, was er mit seinen Schülern trainiert, gewissermaßen die Voraussetzung, um mit Breakdance zu beginnen. „Aber auch das haben die meisten ziemlich schnell drauf.“ Über hundert Schüler sind derzeit für 35 Euro im Monat für einen der Kurse

AMIGO

Flying-Steps-Gründer. Betreibt „Dance Unity“, eine Online-Plattform zum Thema Urban Dance.

bei der Dance Academy angemeldet. Nicht mitgerechnet die unzähligen, die gelegentlich vorbeischauen, und die, die das Flat-Rate-Abo besitzen – quasi ein Abo für eine Breakdance-Gesamtausbildung. Für einige ist die Tanzschule wirklich zum zweiten Wohnzimmer geworden, „manche sind fast öfter hier als ich selbst“, sagt Mikel. Vom Schüler zum Lehrer. Ein Youngster, der vom Breaken nicht genug bekommen konnte, war KC-1. Der heute 21-Jährige heuerte im Jahr 2000 bei Mikel als Schüler an. Aufgrund seines großen Talents gründete er mit dem Youngster die Nachwuchs-Crew B-Town Allstars, mittlerweile ist KC-1 festes Mitglied der Flying Steps und bei allen Shows und Battles mit dabei. Lil’ Ceng hat es vom Studenten zum Meister gebracht. 2007 holten ihn die Flying Steps ins Team, im November 2008 kickte er beim Red Bull BC One in Paris den Turnierfavoriten Kid David aus dem Bewerb und erreichte das Halbfinale. „Es ist schön, zu sehen, wenn einen seine Schüler überholen“, sagt Mikel stolz. „Da weiß man, dass man was richtig gemacht hat.“ Alle Termine und Infos zur Flying Steps Dance Academy auf: www.flying-steps.de Die ersten Breakdance-Schritte mit Mikel im Videoclip auf: redbulletin.com/flyingsteps/de

BREAKDANCE BASICS Breakdance gilt als Teil der HipHop-Bewegung und wurde Anfang der 1970er Jahre von afroamerikanischen Jugendlichen in New York erfunden. Der Name leitet sich von der Musik der DJs ab, die die Instrumentalteile ihrer Funk-Platten – die sogenannten Breaks – derart ineinander mischten, dass die Tänzer eine optimale rhythmische Vorlage hatten. In Straßenwettkämpfen, den Battles, traten die B-Boy-Crews gegeneinander an. Die beiden rivalisierenden Gruppen stellten sich dabei im Kreis auf, Tänzer traten abwechselnd ins Innere und zeigten ihre Skills. Diese Wettkampftradition hat sich erhalten, wenn sich auch der Tanzstil selbst weiterentwickelt hat. Nebenströmungen wie Popping oder Locking haben sich herausgebildet, die klassischen BreakdanceMoves wurden um Elemente aus Capoeira oder Kung-Fu erweitert. Wohl mit ein Grund dafür, warum Breakdance auch nach über dreißig Jahren Kids noch immer begeistert.

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schnee mit stil Natürlich könnte man sich ein Liftticket kaufen und die Ski anschnallen. Muss man aber nicht. Es gibt nämlich souligere Arten, draußen zu spielen. Fünf Schneekönige unseres Vertrauens berichten uns von ihrem winterlichen Vergnügen.

Chris Davenport, Freeski Mountaineering: Wenn das Rauf so wichtig ist wie das Runter.

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bild: Jordan Manley/ K채stle GMbH

Action


Free ski

Chris Davenport

„Die Antarktis war der siebente und letzte Kontinent, den ich mit Ski bezwungen habe. Schon vom Schiff aus konnte man überall traumhafte Hänge sehen, die förmlich nach Erstbefahrung riefen. Die Antarktis ist der windigste, kälteste und trockenste Platz der Erde – dementsprechend war der Schnee. Ich bin der – manche mögen sagen: altmodischen – Ansicht, dass man sich seine Berge selber verdienen muss, rauf wie runter. Ich nenne das ‚Freeski Montaineering‘. Wir haben bei unserer Antarktis-Expedition sehr drastisch gesehen, wie sich die Klimaveränderung auf die Gletscher auswirkt: Das Wilkins-Schelf mit gigantischen 13.000 Quadratkilometern zerbröselt gerade.“

Extreme Anforderungen auch ans Material: Chris testet einen Ski-Prototyp für die Saison 2009/10. Chris schreibt über seine Abenteuer auf: redbulletin.com/davenport/de

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bild: Jordan Manley/ K채stle GMbH

Action

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Action

Faustregel: Eiszapfen mĂźssen mindestens vier Meter lang und einen Meter dick sein, um darauf klettern zu kĂśnnen. Also alles okay hier am Dachstein. Urs Odermatt bloggt auf: redbulletin.com/odermatt/de

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cave climbing urs oDermatt

„Gutes Eis erkennst du an seiner grünlichen Farbe und am Klang, wenn du mit dem Pickel reinhaust. Eis ist vergänglich, du kannst nicht einfach am nächsten Tag wiederkommen, wenn das Gefühl nicht passt. Das macht Eisklettern so besonders. Fels wartet. Eis wartet nicht. Dafür ist jede Besteigung einzigartig. Schon am nächsten Tag sieht der Wasserfall, die Eishöhle vielleicht ganz anders aus. Höhlen wie die am Dachstein, in der ich auf dem Foto zu sehen bin, sind tendenziell konstanter zu klettern als Wasserfälle, wo sich kleine sommerliche Rinnsale im Winter in gigantische Wände verwandeln. Frischer Schnee verändert den Charakter, du spürst jedes Grad Eistemperatur. Dass wir uns stets auf dünnem Eis bewegen, habe ich bei meinem Unfall im März lernen müssen, als eine Eissäule mit mir drauf kollabiert ist. Der Berg ist immer größer als der Mensch.“

bild: ulricHGrill.coM/red bull PHotofiles

Action

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Action

snow kite guillaume Chastagnol

Chastas Tipp für KiteRookies: „Erst richtig gut snowboarden lernen. Der Rest kommt dann von allein.“ Videos und Blogs von Chasta: redbulletin.com/chastagnol/de

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„Der Ort auf dem Bild heißt passenderweise Geilo. Er liegt hoch oben in Norwegen, was das irre Licht erklärt, das wir an diesem Dienstag im April hatten. Man sieht sehr schön, worum es beim Snowkiting geht: der Berg, der Schnee und du, ein Gesamterlebnis in 3-D. Nach einer Dekade als Snowboard-Pro – X-Games-Medaillen und Olympia-Teilnahme inklusive – hat mir das Snowkiten eine zweite Karriere geschenkt. Selbst wenn ich mittlerweile zweifacher Weltmeister in dieser Disziplin bin, habe ich es doch am liebsten, einfach so loszuziehen, ganz ohne Wettkampfdruck. Nur der Kite, der Berg, das Board und ich. Keine Limits. Ich bestimme. Ich kann fliegen.“


bild: Pascal boulGaKow/red bull PHotofiles

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bild: michael alschner

Action

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Action

Filip polC „Mein Vater hat mich einst zum Snowscooten gebracht. Er hat gemeint, dass mir diese Kombination aus BMX und Snowboard helfen könnte, den Winter zu überstehen und das Gefühl für Speed und die Rutschgrenze zu behalten. Als Downhill-Pro in Mitteleuropa bleibt dir sonst ja nur die Flucht in den Süden. Seit ich im Winter scoote, kann ich mir das sparen. Am liebsten bin ich im Gelände zum Freeriden unterwegs. Powder, Klippen, Jumps shapen, Vollgas. Hie und da zieht es mich aber auch auf die Piste. CarvingTurns mit dem Scoot fühlen sich nach Motorrad auf der Rennstrecke an. Mein Speed-Rekord von 134 km/h ist mittlerweile ja überboten worden. Aber da geht noch was!“

snow scoot

Die Scoot-Supermächte heißen Frankreich und Schweiz, da muss sich selbst einer der besten Downhiller Europas strecken, um bei der WM vorn mitzufahren. Mehr über Filip Polc auf: redbulletin.com/polc/de

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ice climbing

41-jähriger Kanadier auf 10.000 Jahre altem Eisberg: Wir sehen die ganz hohe Schule des Eiskletterns. redbulletin.com/gadd/de

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„Ernest Hemingway hat einst gesagt, dass nur Stierkampf, Autorennen und Klettern echte Sportarten sind; der Rest seien Spiele. So weit würde ich zwar nicht gehen, aber Klettern, vor allem Eisklettern, ist schon was Spezielles. Und seinen Pickel in einen 10.000 Jahre alten Eisberg zu hauen ist noch einmal eine Stufe drüber. Diese Dinger, die durch das Labrador-Meer schunkeln, sind unberechenbar. Sie rollen im Wasser, hie und da bricht ein Teil ab – völlig ohne Vorwarnung. Ich habe ja schon viele arge Dinge in meinem Leben gemacht – unter anderem bin ich als erster Mensch mit dem Paraglider quer durch die USA geflogen –, aber so dringend wie diesmal habe ich mich nie gefragt, was ich da mache. Andererseits: Meinen ersten Wasserfall bin ich schon mit zwölf Jahren geklettert und habe nie damit aufgehört. Klettern ist etwas ganz Natürliches. Schaut euch Kinder an: Jedes klettert.“

bild: cHristian Pondella/red bull PHotofiles

will gaDD


Kostenlose Schaltung.

“Das Schicksal entscheidet sich oft in nur einer Sekunde.” Gerhard Berger.

10-facher Formel 1-Grand Prix Sieger und Wings for Life Botschafter.

Es war ein Autounfall, bei dem er sich die Halswirbelsäule schwer verletzte, und die Zeit schien für ihn einen Augenblick lang stillzustehen. Rund 2,7 Millionen Menschen weltweit haben eine ganz ähnliche Geschichte zu erzählen. Doch sie hatten weniger Glück als Gerhard Berger. Sie sind seit ihrem Unfall an den Rollstuhl gefesselt. Diagnose: Querschnittslähmung. Lange Zeit galt eine Verletzung des Rückenmarks als unheilbar. Bahnbrechende Erfolge in Laborversuchen haben jedoch bewiesen, dass die Heilung möglich ist. Um den Fortschritt auf dem komplexen Gebiet der Nervenregeneration zu gewährleisten, fördert Wings for Life die weltweit besten Forschungsprojekte zur Heilung des verletzten Rückenmarks. Denn Querschnittslähmung darf keine Frage des Schicksals bleiben.

Jede Spende zählt. Wings for Life. Stiftung für Rückenmarksforschung. Bankhaus Carl Spängler & Co., Salzburg. Kontonummer 1000 11911. Bankleitzahl 19530.

www.wingsforlife.com


Action

die explosion

der tänzerin Um sich vierzigstellige Zahlen merken zu können, sind nur ein paar verrückte Orgien im eigenen Vorzimmer nötig. Eine Reportage aus dem Kopf des zweifachen Gedächtnis-Weltrekordlers Johannes Mallow. Text: Stefan Wagner, Illustrationen: Andreas Leitner

Ein schaumiges Seifenstück küsst auf einem braunen Vorzimmerstuhl ein schnatterndes Krokodil, das von einem Truck überfahren wird, bis oben voll geladen mit fetten, saftigen Tomaten. Die Tomaten fallen gegen einen Spiegel, ploppen auf wie Popcorn, blühen auf zu elfengleichen Tänzerinnen, die zu einer Lampe aufsteigen, in einer Drehung explodieren und sich dabei in scharf gezackte Brotmesser verwandeln. Die Brotmesser rasen auf einen Wald zu, der eine Wohnzimmercouch überzieht, die Messer bohren sich zitternd in die Baumkronen, der ganze Wald eine Brotmesserplantage, dann erscheint aus der Lautsprecherbox einer Stereoanlage eine alte Bäuerin mit Kopftuch, brüllt wie ein Wolf, verschlingt alle Bäume, einen nach dem anderen, und rülpst. Ungefähr so sieht zum Beispiel eine Telefonnummer im Kopf von Johannes Mallow aus. Johannes Mallow ist 27 Jahre alt, lebt in Sachsen-Anhalts Hauptstadt Magdeburg, wo er an der Uni das Gehirn von Gedächtnissportlern erforscht, er unterrichtet Gedächtnistechniken und ist einer der besten Gedächtnissportler der Welt. Bei der Weltmeisterschaft in Bahrain im vergangenen Oktober, dort wurde er Dritter, stellte er zwei Weltrekorde auf: Niemand kann sich in fünf Minuten so viele vierzigstellige Zahlen merken wie er (es sind zehn), niemand eignet sich in fünf Minuten mehr fiktive historische Daten an (99). So etwas ist nur durch außergewöhnlich virtuose Beherrschung rülpsender Bäuerinnen und ploppender Tomaten möglich. Weitere Voraussetzungen, 68

sagt Mallow, sind nicht vonnöten. „Ich bin kein Superbrain. Das kann jeder, theoretisch.“ Außerdem, erzählt er, ist ihm einmal nach einem Fernsehauftritt der PIN-Code seines Handys nicht auf Anhieb eingefallen. Das Chaos und die Ordnung. Johannes Mallow funktioniert wie alle Gedächtnissportler: nicht wie ein Schwamm, der alles in sich aufsaugt und nichts vergessen kann (auch das gibt’s, jedoch als bedauernswerten Fall für die Medizin). Sondern wie ein Huhn, das über den Hof seines Lebens stelzt und aufpickt, was es sich zu merken lohnt. Mallow benützt zum Sortieren der Körner Techniken, die zum Teil über zweitausend Jahre alt sind und einem sehr einfachen Grundprinzip folgen: Der Mensch behält Bilder und Emotionen leichter als Zahlen und Fakten. Und bei den Bildern und Emotionen funktionieren, zum Beispiel, explodierende elfengleiche Tänzerinnen weitaus besser als, zum Beispiel, ungezuckerter Haferbrei. Die Klasse eines Gedächtnissportlers hängt, sagt Mallow, daher wesentlich von der Einprägsamkeit seiner Bilder ab: Ein Gedächtnissportler ohne blühende Phantasie ist wie ein Marathonläufer mit Asthma. Und, äh, man sollte seine Tugendhaftigkeit im Griff haben: Wirklich gute Bilder sind selten jugendfrei. Sobald also Johannes Mallow entschieden hat, sich etwas zu merken, passiert in seinem Kopf Unerhörtes. Er transkribiert Zahlenfolgen, Gesichter, Namen, Begriffe, was immer, in abenteuerliche Bilder,


Action

So sieht ein bunt gemischtes Kartenspiel aus, wenn es in den Kopf von Johannes Mallow gespeichert wurde. Die Reihenfolge dieser 52 Karten und Mallows Kartentechnik: redbulletin. com/mallow/de


Action

JohanneS Mallow wurde am 7. Juni 1981 geboren, wuchs in Rathenow bei Berlin auf und lebt in Magdeburg. Er studiert und arbeitet an der Uni Magdeburg und arbeitet neben seiner Karriere als Gedächtnissportler (die 2003 begann) als freier Gedächtnistrainer. Mallow ist dreifacher norddeutscher Meister im Gedächtnissport (2006, 2007, 2008), Deutscher Meister und WM-Dritter 2008 sowie zweifacher Weltrekordhalter (Historische Daten, Speed Numbers). johannes-mallow.de

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mit den antrainierten bildhaften Symbolen der Ziffern, Buchstaben, Spielkarten oder Daten als Darsteller. Die Null verwandelt sich in ein Ei, die Zwei in einen Schwan, der Karokönig in einen Zirkusdirektor, der Kreuzkönig in einen Richter. Mallow hat sich im Lauf der Jahre Hunderte solcher Entsprechungen bis zur Selbstverständlichkeit angeeignet: Die meisten Gedächtnissportler haben für die Zahlen 0 bis 99 Symbole parat, Mallow erweiterte sein Kabinett in einem halben Jahr Spezialtraining bis zur Zahl 999. „Was ist denn“, fragt man ansatzlos aus dem Gespräch heraus und will ein bisschen listig sein, „zum Beispiel die … 563?“ „Ein Sieb.“ Mallow beherrscht den Zoo seiner Symboliken wie unsereiner das kleine Einmaleins. Die Symbole werden also im ersten Schritt durch den Einsatz einer möglichst üppigen Portion Phantasie miteinander verbunden, woraus im besten Fall ein verrücktes Durcheinander entsteht. Um dieses wieder korrekt dechiffrieren zu können, muss im Chaos aber für Ordnung gesorgt werden – aus einer 13 soll ja beim Übersetzen keine 31 werden. (Oder im konkreteren Fall des Sports, siehe Kasten auf der rechten Seite: Aus einer 1245678912342566483298 762348760903765482 keine 142567891234256648 3298762348760903765428.) Für diese Ordnung zuständig sind die sogenannten Routen: Das sind zu Linien abgespeicherte Punkte aus der konkreten Realität des Alltags, ein guter Gedächtnissportler beherrscht Dutzende solcher Routen. Mallow zum Beispiel geht, Route eins, im Kopf durch seine Woh-

nung: durch den Flur, vorbei am Spiegel, ins Wohnzimmer zur Couch, zum Computer, dem Fenster, dem Fernsehapparat und so weiter. Oder er fährt, Route zwei, den Weg von zu Hause in die Uni ab, Supermarkt, Trafik, Kreuzung, oder er klettert, Route drei, seinen Körper hinauf: Zehe, Knöchel, Schienbein und so weiter. Die einzelnen Routenpunkte benutzt Mallow, um die verrückten Bilder daran zu montieren, verbindet dadurch Einzelbilder zu Zeichentrickfilmen, die sich wiederum zu Zahlen, Buchstaben, Daten, Kartenreihen zurückverwandeln lassen. Das schaumige Seifenstück (als Symbol für eine dreistellige Zahl) küsst also auf Mallows echtem Vorzimmerstuhl (Routenpunkt) das Krokodil (Symbol), die Tomaten (Symbole) prallen gegen den Vorzimmerspiegel (Routenpunkt), und die alte Bäurin (Symbol) rülpst dann irgendwo im Schlafzimmer (Routenpunkt) des Johannes Mallow, was ja insofern ein gutes Bild ist als eines, das man recht leicht behält. Die Routen sind, nebenbei, auch im Alltag überaus praktische Helfer: Sie ersetzen Mallows Terminkalender, Notizzettel und Telefonbuch. (Abgesehen von der letzten Woche vor einem wichtigen Wettkampf: Dann müssen die Routen frei bleiben, damit nicht bei der WM eine Banane vom letzten Einkaufszettel in der Gegend herumhängt.) Leben, die Zweite. Johannes Mallow wuchs in Rathenow auf, einer Kleinstadt bei Berlin, war ein geschickter Bursche, Vorzugsschüler, spielte Tisch-

BILD: DIRK MATHESIUS

… AufpAssen, dAss bei der WM nicht eine bAnAne voM letzten einkAufszettel heruMhängt!


Action

die elfte WM-disziplin ist eine eher inoffizielle: die teilnehMer nennen dAs Abschlussfest „routen löschen“. d i e z e h n W M-d i s z i p l i n e n

drei tage denken Eine Weltmeisterschaft ist ein Zehnkampf der Gedächtnisdisziplinen, aufgeteilt auf drei Tage. Im Oktober 2008 in Bahrain lag Mallow nach sieben Bewerben auf Platz zwei, mit 5400 Punkten nur 100 Punkte hinter dem späteren Weltmeister Ben Pridmore. Am letzten Tag wurde Mallow von Gunther Karsten noch auf Platz drei verdrängt. Die zehn WM-Disziplinen AbstrAkte bilDer: Je fünf schwarzweiße (und tatsächlich höchst abstrakte) Grafiken bilden eine Reihe, 50 Reihen werden den Sportlern gezeigt. Nach 15 Minuten Merkzeit müssen möglichst viele Reihen in korrekter Folge nachgebildet werden. Gunther Karsten verbesserte bei der WM 2008 den Weltrekord auf 276 Punkte. nAMen unD Gesichter: 15 Minuten haben die Teilnehmer Zeit, um sich 110 Gesichter und die zugehörigen Namen einzuprägen, bunt gemischt asiatische, europäische, amerikanische. Danach werden nur die Gesichter gezeigt, die Namen müssen aus dem Gedächtnis hervorgekramt werden. Für jeden korrekten Vor- und Nachnamen gibt es je einen Punkt. zAhlenMArAthon: 60 Minuten Einprägezeit, zwei Stunden Wiedergabe: 40-ziffrige Zahlenreihen müssen fehlerfrei wiedergegeben werden; bei einem einzigen Fehler wird die Reihe nur halb gezählt, bereits bei zwei Fehlern gar nicht. binärzAhlen: 30 Minuten Zeit, um sich möglichst viele 30-stellige Zeilen, bestehend aus Einsen und Nullen, zu merken. Auch hier gilt: Beim ersten Fehler wird eine Zeile nur zu 50 Prozent gewertet, ab dem zweiten gar nicht.

speeD nuMbers: Der erste Bewerb des zweiten Tages. Fünf Minuten zum Einprägen von 40-stelligen Zahlen. Mallow behielt etwas mehr als zehn Reihen fehlerfrei, was ihn in Bahrain mit 405 Punkten zum neuen Weltrekordhalter machte. historische DAten: Fünf Minuten für das Merken von 120 fiktiven Daten (Dinge in der Art von: Beginn der Belagerung der Stadt München durch die Oberägypter am 2. April 1632). Mallows stärkste Disziplin („da bin ich einsame Spitze“), 111 korrekte Daten, Weltrekord. Wörter: Aus einer Liste beliebig aneinandergereihter (in die vom Teilnehmer gewünschte Sprache übersetzter) Wörter müssen so viele wie möglich in der korrekten Reihenfolge behalten werden. kArtenMArAthon: 60 Minuten Zeit, um sich möglichst viele Decks zu 52 Spielkarten in der korrekten Reihenfolge zu merken. Mallows schwächste Disziplin: Gerade einmal zehn Decks raubten ihm die Chance auf den Titel. Gesprochene zAhlen: Der erste Bewerb des dritten und letzten Wettkampftags. 400 Sekunden lang wird den Teilnehmern pro Sekunde eine Ziffer vorgesprochen. speeD cArDs: Im Königssprint gilt es, sich die 52 Karten eines Spiels so schnell wie möglich zu merken. Weltmeister Ben Pridmore entwickelte eine eigene Technik: Nicht jede einzelne Karte ist ein Symbol (wie bei Mallow etwa der Zirkusdirektor für den Karokönig), sondern immer die Kombination aus zwei Karten – macht statt 52 zu behaltender Symbole immerhin 2704, Pridmore allerdings zum König dieser Disziplin. Die elfte Disziplin ist übrigens eine eher inoffizielle und trägt den Namen „Routen löschen“: So nennen die Gedächtnissportler die Abschlussfeier eines Wettkampfs.

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Action

„es ist nicht zu verstehen, dAss kindern in der schule nicht beigebrAcht Wird, Wie sie sich den stoff leichter Merken.“

eIn BuchhalTeR alS welTMeISTeR Der Gedächtnissport ist keiner, der seine Besten reich macht: Die WMPrämie beträgt 10.000 Dollar, Spesen sind von allen Teilnehmern selbst zu tragen. Selbst die Besten gehen daher relativ herkömmlichen Brotberufen nach: Der britische Weltmeister Ben Pridmore ist Buchhalter, sein aktueller deutscher Vize Gunther Karsten betreibt ein Patentübersetzungsbüro. Sie geben ihr Wissen über Gedächtnistraining in diversen Kursen und Büchern weiter – ebenso wie Johannes Mallow, der übrigens am liebsten mit Kindern arbeitet: „Die meisten Erwachsenen haben ihre Phantasie verlernt. Sie haben Hemmungen, die verhindern, dass sie sich Geschichten ausdenken, die sie sich auch wirklich merken.“

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tennis. Als er vierzehn war, stoppte ihn der Sportlehrer bei einem Lauf während der Turnstunde und schickte ihn zum Arzt: „Lass dich mal anschauen, du hinkst so komisch.“ Es wurde Muskelschwund diagnostiziert. Mittlerweile ist die als unheilbar geltende, durch einen Gendefekt bedingte Krankheit bei Mallow so weit fortgeschritten, dass Gehsteigkanten ernsthafte Hindernisse sind und Glatteis, Schnee, Wind eine Bedrohung: „Wenn’s mich auf die Pfeife haut, komm ich nicht mehr ohne Hilfe auf.“ Mallow weigert sich, den Pessimismus der behandelnden Ärzte zu teilen – er hofft auf eine Überraschung aus der Ecke der Gentechnik –, und denkt nicht daran, sich von seiner Krankheit in die Knie zwingen zu lassen. Es gab natürlich Jahre, „in denen ich mein Selbstmitleid gepflegt habe“, sagt er, das war von sechzehn bis zweiundzwanzig. Dann aber, es war 2003, begann sein zweites Leben. Auf RTL lief damals gerade „Die Grips-Show“, in der es Deutschlands Gedächtnissport-Legende Gunther Karsten zuwege brachte, Verona Feldbusch quasi live beizubringen, zwanzig Zahlen in der korrekten Reihenfolge wiederzugeben. Das gefiel Mallow. Er begann, im Internet über den Gedächtnissport zu recherchieren, nahm bereits 2004 an den norddeutschen Meisterschaften teil, die er als Dritter beendete, dann bei den deutschen, Platz sieben, 2005 die erste WM-Teilnahme, 2008 der erste deutsche Meistertitel.

Bronze in Bahrain im Oktober 2008 war die erste WM-Medaille für den Aufsteiger im internationalen Gedächtnissport, das nächste Ziel ist natürlich der Weltmeistertitel. Daran arbeitet Mallow mit der Konsequenz, dem Ehrgeiz und der Motivation eines Leistungssportlers. Das wäre ohne positive Lebenseinstellung unmöglich. Mallows zweites Leben macht Spaß. Er hat irgendwie ein schlechtes Gewissen, es zu sagen, „denn ohne die Krankheit wäre ich ja nicht auf den Gedächtnissport gekommen, und es wäre ja absurd, zu sagen, dass man einer solchen Krankheit etwas verdankt“. Er treibt seine sportliche Karriere voran, leitet Gedächtnis-Trainingskurse, arbeitet an der Uni in der neurologischen Forschung – erst im Januar war er in Korea, um sich mit Forschern in Seoul auszutauschen –, er engagiert sich im Verein MemoryXL dafür, dass der Gedächtnissport in der Gesellschaft jenen Platz erhält, der ihm eigentlich zustände. „Es ist nicht zu verstehen“, sagt Mallow, und er wird dabei fast energisch, „dass Kindern in der Schule nicht beigebracht wird, wie sie sich ihren Lernstoff ganz einfach besser merken könnten.“ Den Spaß an seinem zweiten Leben möchte Mallow übrigens teilen: Er hatte eine ziemlich witzige Idee für „Wetten, dass …?“ – vielleicht sieht man sich ja demnächst. Die abfolge der in der Illustration dargestellten Karten, die Technik, sich ein komplettes Kartenspiel in einer halben Minute einzuprägen, und die wichtigsten links zu Gedächtniswebsites gibt’s auf: redbulletin.com/mallow/de


RALLY DAKAR: KILOMETER 3562

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INSIDE THE WORLD OF RED BULL


bild: philipp horak

Gedächtnistraining seite 76 Wintersportorte seite 77 Snowscoot seite 78 Lindsey Vonn seite 80 Eiskletter-Equipment seite 83 Tag & Nacht ab seite 84 Red Bulldog, Read Bull, Ankowitschs Kolumne ab seite 94

Diese Frau hat Spaß dran, sich ziemlich senkrechte Wände runterzustürzen. Aber bei ­Horrorfilmen fürchtet sie sich schrecklich, wie sie uns beim Dinner im Hangar-7 verriet.

More Body & Mind Wofür Sie sich Zeit nehmen sollten: Belebendes für Körper und Geist.


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Meine ersten Worte … Wie Red Bulletin-Autor Stefan Wagner Brotmesser, Elefanten und Zirkusdirektoren in seinen Kopf sortierte.

Das ist Johannes Mallow. Auf den Seiten 68 bis 71 hat er uns erklärt, wie er sich vierzigstellige Zahlen oder ganze Kartenspiele in ein paar Sekunden merkt. Hier überzeugt er uns davon, dass das jeder kann. (Im Prinzip.) Nicht nur Sie, sondern sogar der Red Bulletin-Reporter.

Mein Gedächtnistalent ist ausreichend dadurch beschrieben, dass ich aufbrach zum Termin mit Johannes Mallow, dem zweifachen Gedächtnis-Weltrekordler, und im Hotel meinen Notizblock vergaß. Ich bin kein Naturtalent des Behaltens. Ich saß also vor einem geborgten Block in Mallows Wohnzimmer, und Mallow sagte: „Jeder kann in zehn Minuten vierzig beliebige Begriffe in der richtigen Reihenfolge lernen.“ Ich sagte: „Nicht jeder.“ Er widersprach: „Doch!“ und bat mich in mein Wohnzimmer. Ich solle, sagte Mallow, in meinem Kopf durch das Zimmer gehen, vom Eingang im Uhrzeigersinn die Wand entlang, und mir zehn markante Punkte einprägen. Okay: (1) Tür zum Arbeitszimmer, (2) Fernseher, (3) Stereoanlage, (4) Fenster, (5) alte Couch, (6) Ecktisch, (7) neue Couch, (8) Tür zum Schlafzimmer, (9) Kachelofen, (10) Esstisch. Wir wiederholten das ein paar Mal, dann hatte ich mir die zehn Punkte eingeprägt. „Gut“, sagte Mallow, „das ist deine erste Route.“ Dann warf er mir zehn beliebige Begriffe an den Kopf: Brotmesser, Tomaten, Clown, Elefant, Wassereimer, Igel, Radiergummi, Joghurt, Zuckerwatte, Zirkusdirektor. „Die wirst du dir in fünf Minuten gemerkt haben“, sagte er. Nun ging es darum, die Begriffe in der richtigen

Reihenfolge an den Punkten meiner Route anzubringen, und zwar durch möglichst abenteuerliche Verknüpfungen. „Es muss krachen, stinken, du musst dich ekeln, es muss absurd sein“, sagte Mallow. „Sonst merkst du’s dir nicht.“ Also zerschnitt in meinem Kopf ein Brotmesser die Tür zu meinem Arbeitszimmer („sehr gut“, sagte Mallow, „aber richtig wild, und in richtig kleine Holzschnitzel“), Tomaten verklebten den Fernsehapparat („sie müssen ihn richtig versauen, sonst merkst du dir’s nicht“), ein Clown hüpfte aus dem Plattenteller meiner Stereoanlage („und lass ihn schreien, hör ihn schreien!“), ein Elefant sprang aus dem Fenster und rannte davon („er muss dabei ganz laut trompeten!“), auf der alten Couch stand ein Wassereimer („der umfällt und die Couch ruiniert, klar?“), auf dem Ecktisch tanzte ein Igel („am besten einen Striptease, einen richtig kessen Igelstriptease“), der Radiergummi wirbelte über die neue, teure Couch und versaute sie mit roten und blauen Radiergummistreifen („gut!“), auf der Tür zum Schlafzimmer war ein Becher Joghurt zerplatzt („ja, gut, und zwar so, dass es dich total ekelt, wenn du die Türklinke angreifst“), im Kachelofen wurde Zuckerwatte verbrannt, dass es im ganzen Zimmer rauchte und stank („na bitte, du lernst es ja!“), ein Zirkusdirektor saß auf dem Esstisch („zu langweilig, wirst du vergessen“).

… und Ihre ersten Zahlen

Schritt 1: Die Route. Für vier dreistellige Zahlen reichen vier Punkte – zum Beispiel vier Körperteile: Füße, Knie, Hüfte, Schultern. Schritt 2: Die Symbole. Mallow verwendet ein System, das sich an den Formen der Ziffern anlehnt und alternativ einen assoziierten Begriff dazustellt: 0 = Ei/Huhn, 1 = Baum/Holzfäller, 2 = Schwan/ Federn, 3 = Dreizack/Teufel, 4 = Stuhl/Kind, 76

5 = fünf Finger/Hand/ich, 6 = Schlange/Zahn, 7 = sieben Zwerge/Singen, 8 = Schneemann/ Schnee/Schneeballschlacht, 9 = luftballon/Clown. Schritt 3: Die Geschichten, durch Verknüpfung mit den als Anker dienenden Routenpunkten in die richtige Reihenfolge gebracht: Auf meinen Füßen (Routenpunkt I) zerhackt ein Holzfäller („1“) ein Ei („0“), aus dem ein Schneemann („8“) schlüpft. Auf mei-

IllUSTRATION: STEFAN STRATIl

Investieren Sie fünf Minuten Zeit und vergessen Sie nie wieder Ihre, zum Beispiel, Kontonummer. (Nehmen wir an, sie lautet 108 445 617 888.)


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BIlDER: PASCAl BOUlGAKOW /RED BUll PHOTOFIlES, BIlDAGENTUR HUBER, DIRK MATHESIUS, MAURITIUS IMAGES (4)

Wir gingen die zehn Geschichten noch einmal durch (er musste mir beim Igel helfen, den hatte ich unvorsichtigerweise nicht Striptease tanzen lassen, aber den Zirkusdirektor hatte ich behalten, weil ich mir gemerkt hatte, dass Mallow sicher war, ich würde ihn vergessen). Dann redeten wir über das Thema Vergessen, unter dem Gesichtspunkt der Gedächtnishygiene, sozusagen: Eine Route muss ja frei sein, um benützt werden zu können. Mallow erklärte mir, dass im menschlichen Gehirn erstens so viel Platz für Routen sei, dass jedermann damit locker für sämtliche Bedürfnisse sein Auslangen fände, zweitens, dass man unwichtige Sachen ohnehin schnell vergesse, zum Beispiel weiß er natürlich keine der vierzigstelligen Zahlen mehr, die er sich bei der WM einprägte. Dann sagte er: „Weißt du die zehn Begriffe noch?“ Ich schloss die Augen, tauchte in einen etwas surrealen Film ein und sagte: „… Brotmesser … Tomaten … Clown … Elefant … Wassereimer … äh, Igel! … Radiergummi … Joghurt … Zuckerwatte … und Zirkusdirektor.“ Das waren zehn Begriffe, gedauert hat die Sache nicht einmal zehn Minuten. Ein paar Minuten später hatten wir eine Route durch mein Schlafzimmer gelegt, zehn weitere Begriffe drangehängt. Johannes Mallow war mit sich zufrieden.

Schnee von morgen Praktische Ergänzungen zum Winterpanorama der Seiten 56 bis 66: gleich Urlaub nehmen!

Geilo, Norwegen Abfahrten von kaum mehr als zwei Kilometern, Höhenunterschied unter 300 Meter, aber viel Platz: Damit ist Geilo idealer Playground für Snowkiting. Denn: Mit dem Drachen in der Hand hat man den eigenen Lift stets dabei.

Semmering, Österreich Eines jener Skigebiete Österreichs, die im Vorgarten einer Großstadt liegen. SnowscootAnfänger können am Zau[:ber:]g auf 14 Pistenkilometern üben, Experten wird im SkiWeltcup-tauglichen Resort auch nicht fad.

Makkovik, Kanada Ein ähnliches Abenteuer wie Eisklettern für unseren Fotohelden Will Gadd ist für Normaltouristen schon die Anreise: 210 km zum Flughafen Goose Bay, weiter über Deer Lake– Halifax–Toronto. Schicken Sie uns eine Karte!

nen Knien (RP II) balanciert ein Kind („4“) auf einem Stuhl („4“), kippt um und bricht sich eine Hand („5“). Aus meiner Hüfte (RP III) wächst eine Schlange („6“), die sich einen Baum („1“) hinaufschlängelt, in dessen Krone sieben Zwerge („7“) sitzen. Auf meinen beiden Schultern (RP IV) stehen zwei Schneemänner („8“, „8“), die sich eine Schneeballschlacht („8“) liefern.

Ushuaia, Argentinien Die Anreise nach Patagonien zieht sich etwas, dafür findet man an Südamerikas Südspitze unberührte Hänge en masse (und trifft beim Freeskien vielleicht auch Chris Davenport). Nachteil: Diese Gegend ist absolut liftfrei.

Dachstein-Eishöhlen, Österreich Das Klettern in einer Eishöhle ist Spezialisten wie Urs Odermatt vorbehalten. Ambitionierte Amateure suchen sich ihr Gefrorenes dort, wo im Sommer Wasserfälle zu Tal rauschen, oder informieren sich unter www.eisklettern.com.

Täglich frische Wintersport-News: www.redbulletin.com

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Immer perfekter Schnee Wenn man sich die Bedingungen schon nicht aussuchen kann, dann doch das Gerät: Wir lernen snow­ scooten mit Weltrekordler Filip Polc.

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Leicht zu lernen. Snowscooting ist in den Westalpen bedeutend populärer als in Österreich und Deutschland, wo sich eine große Koalition aus Skifahrern und Snowboardern die Pisten untereinander aufteilt. Zu Unrecht, wie auch Filip Polc findet: „Mit dem Scoot kannst du alles machen. Die Taillierung erlaubt Schräglagen wie am Raceboard, die große Aufstandsfläche der beiden Boards macht dich in Tiefschnee und Bruchharsch unschlagbar. Auf zerfahrenen Pisten ist der Scoot wie eine MotocrossMaschine. Durch den Lenkeinschlag bist du im Gelände wendiger als Boarder oder Skifahrer.

Filip Polc @ Zau[:ber:]g Semmering. Oh yes, he can!

Und Tricks gelingen einfacher als am Mountainbike oder BMX, weil die Landung easy ist. Vor Weihnachten sind wir in der Hohen Tatra 4-Meter-Drops gejumpt, einfach so.“ Auch nicht schlecht: Man hat den ganzen Tag warme Füße, weil man sich nicht mit störrischen Skischuhen rumplagen muss, sondern in weichen Softboots oder Bergschuhen fährt. Die stecken in einer etwa zehn Zentimeter breiten Schlaufe und halten Kontakt zum Scoot. Lenker in die Pfoten, Knie beugen, los geht’s.

Snowscooten ist in längstens einem halben Tag erlernbar, zu Mittag fürchtest du dich auch vor der schwarzen Piste nimmer. Polc: „Man soll nur nicht den Fehler machen, zu langsam zu sein. 20, 30 km/h braucht es schon, damit die Fahrt stabil wird. Wer zu langsam ist, kriegt Übersteuern: Das hintere will das vordere Brett überholen, und schon hat man verkantet.“ Wer jetzt in der Panik noch die Bremshebel am Lenker sucht, hat ohnehin verloren. Gebremst wird wie

BiLDER: MiCHAEL ALSCHNER

Filip Polc kommt aus der Slowakei und ist Downhill-Pro. Europameister, jahrelanges Mitglied des Nationalteams, aktuell Platz 25 der UCI-Weltrangliste. Polc steht seit sieben Jahren am Scoot und hat 2004 mit 134,51 km/h einen Speed-Weltrekord aufgestellt. www.filippolc.sk

Was Gary Fisher für das Mountainbike, ist Franck Petoud für den Snowscoot. Die Legende besagt, dass der Schweizer auf einer Hütte in seiner Heimat saß und in einer Mischung aus Pioniergeist und Hüttengaudi ein Snowboard zerschnitt und an sein BMX montierte. Das ist mittlerweile auch schon 19 Jahre her. Und seit 1991, dem Jahr der ersten industriell gefertigten Scoots, hat sich dieser Sport zu einer ernst zu nehmenden Wintersport-Disziplin weiterentwickelt. Es gibt Weltmeisterschaften in vier Bewerben (Scootercross, Dual, Downhill, Freestyle), dazu jede Menge Contests und immer wieder Weltrekordversuche. Filip Polc, 26 Jahre alt, in der Nähe von Bratislava daheim, hat seinen Geschwindigkeitsweltrekord 2004 in Leysin, Schweiz, aufgestellt: 134,51 km/h, „das war schon richtig flott damals“. 2008 hat ihn der Schweizer Yann Grandjean gebrochen,141,25 km/h ist der aktuell gültige Wert.


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Scootistas Hideouts www.snowscoot.com Die Homepage von Insane Toys, der Firma des Erfinders Franck Petoud. Viersprachig, mit tollen Technik- und Riding-Tipps. www.snowscootfoundation.com Deutsche Site, die die Snowscoot-Community organisieren will. Race- und eventlastig. Zusammenarbeit mit Insane Toys. www.snowscoot-rider.de Alles rund um den Snowscoot. Serviceorientiert. Lexikon, Tuning-Tipps, Forum, Spotguide und Testberichte. www.snowscootaction.com Lebendige Site auf Französisch. Rennkalender und -berichte, Fotos und Videos am oberen Ende der Skill-Skala. Driften, Carven oder beides: Hier biegt der Polcster mit zartem Oversteer ums Eck.

mit jedem Wintersportgerät durch Aufkanten und Abschwingen. Kurven fährt man auf zwei Arten, sagt Polc: „Entweder durch Driften, wo du ganz klassisch in die Richtung lenkst, in die du fahren willst, wodurch das Heck nach außen schwingt. Wenn die Front in die gewünschte Richtung zeigt, kannst du wieder Kantendruck geben. Die zweite Art ist das Carven, wo du die komplette Kurve auf der Kante durchziehst: Hier belastest du die innenseiten der beiden Boards; bei tiefem Schnee unterstützt du das Einlenken durch aktive Hochentlastung der äußeren Kante.“ Snowboarder werden hier wissend nicken. So-

bald man verinnerlicht hat, dass man ein Sportgerät mit Kanten bewegt und keins mit Rädern, ist dieser Bewegungsablauf der einzig logische: „Am Bike gibst du außen Druck, am Scoot innen.“ Scoot, nicht Bob. Je steiler die Piste, desto mehr Druck gibst du aufs vordere Brett; auf guten Pisten kannst du umlegen bis der Lenker am Boden streift. im Gelände rückst du eher nach hinten. Der klassische Scoot-Sturz passiert nämlich so, dass sich das vordere Board im Schnee eingräbt und du dich ansatzlos nach vorn überschlägst. Nicht zuletzt deshalb empfehlen erfahrene

Scootistas einen Enduro- oder Downhill-Helm. Völlig problemlos auch das Liftfahren: Beim Schlepper klemmst du den Bügel zwischen Arm und Oberkörper durch, am Sessellift kommt der Lenker am Oberschenkel zu liegen. Liftwarte reagieren bisweilen noch ein wenig irritiert, hie und da wundert sich einer über „fehlende Kurzski“ an den Beinen, oder, eher noch, er will „den neuen Skibob“ an Ort und Stelle ausprobieren. Keine Frage: Hier zieht eine sympathische Lawine im Wintersport ostwärts. Werner Jessner Das Making-of, mehr Fotos: redbulletin.com/snowscoot/de

Snowscoot: BMX meets Snowboard 19 Jahre nach seiner Geburt ein ausgereiftes Sportgerät.

Stabiler Rahmen. Aus Alu oder Titan. Unterschiedliche Geometrie je nach Einsatzbereich. Rund neun Kilo schwer, ab etwa 500 Euro. Elastische Verbindung. Die Boards sind auf Silentblöcken flexibel gelagert.

Fußschlaufe. Sicherer Kontakt zum (beschichteten) Deck.

Flexbügel. Limitiert das Durchbiegen des hinteren Boards.

Softboots. Warme Füße den ganzen Winter, druckstellenfrei.

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Dinner with …

Lindsey Vonn Gehen Weltcupsiegerinnen gern gut essen? Au ja!, sagte die US-Skirennläuferin und traf sich mit uns im spannenden Ambiente des Hangar-7. Text: Uschi Korda, Bilder: Philipp Horak Und weil sie sonst kaum Zeit für ein feines Dinner für zwei haben, brachte der Skistar Ehemann Thomas mit. Der Ex-Rennläufer begleitet Lindsey als Coach durch die Skisaison und ist als technischer Tüftler nicht ganz unschuldig an ihren jüngsten Slalom-Erfolgen. Das verbindet, und so wurde der Abend zum Paarlauf der recht persönlichen Art. RED BULLETIN: Du bist jedes Jahr an die acht Monate in Europa. Vermisst du amerikanisches Essen? LINDSEY VONN: Nein. Ich liebe Abwechslung und probiere gerne etwas Neues, vor allem regionale Spezialitäten. Was hast du denn als Kind am liebsten gegessen? Eiscreme! Uuhh, ich hab vielleicht viel Eis gegessen! Und Cereals! Und French Toast und Pancakes. Und heute? Ich mag Steak und Pizza, aber die darf ich nicht so oft essen. Mein Lieblingsdessert ist Kaiserschmarrn, echt gut. Isst du alles? Ja, nur fette Sachen nicht, also kein Wiener Schnitzel für mich. Dessert darf ich auch nicht oft essen. Mehr gesund halt. Ehrlich, es gibt nichts, was du nicht essen würdest? Also gut: Ich hasse Leber, Nieren, überhaupt Innereien – keine Chance! Und Affenhirne und so ein Zeug würde ich auch nie probieren. Außerdem mag ich keine Essiggurken und Oliven. Aber das war’s. Du hast einmal eine Kuh als Preisgeld gewonnen. Wo ist die jetzt? In Kirchberg (Anm.: der Homebase des US-Teams), sie hat schon zwei Kälber. Du hast doch dort nur ein Apartment. Ein Freund von mir ist Bauer, er hat sie aufgenommen. Die Kuh war eigentlich nur als symbolische Geste gedacht. Als Siegerin wurden mit mir und der Kuh Fotos gemacht. Nachher kam jemand und sagte: Okay, du musst die Kuh nicht nehmen, hier sind 1000 Euro, und alles ist in Ordnung. Aber ich wollte die Kuh! 80

Die konnten es gar nicht glauben. Sie haben wahrscheinlich ihre schönste Kuh herausgeputzt. Es war jedenfalls die schönste Kuh, die ich jemals gesehen habe. Olympie heißt sie, die Babys habe ich Sunny und Karen getauft. Warum wolltest du sie unbedingt? Ich fand sie hübsch, und ich mag Tiere. Da kannst du Fleisch essen?

Delikatessen Das Menü von Star-Koch Kenneth Oringer für Lindsey Vonn.

Das Starkoch-Prinzip im „Ikarus“ bringt die Stars der Internationalen Küchen in den Hangar-7. Das Ehepaar Vonn wurde mit französisch-amerikanischen Kreationen von Kenneth Oringer aus dem „Clio“ in Boston (USA) verwöhnt. Im Bild die zarte Taube, die für Lindsey Vonn eine Premiere war. Dann brachte ein Mangomagnum den Skistar zum Jubeln. Im Februar kocht hier Dani García aus dem „Calima“ in Marbella (ESP) auf. Alle Gastköche auf www.hangar-7.com.

Nur, wenn es nicht meine Kühe sind! Wenn ich das Tier persönlich kenne, würde ich es nicht runterbringen. Thomas war ja früher auch als Skiläufer mit dem Rennzirkus unterwegs. Wie konntet ihr euch da überhaupt kennenlernen? Im Sommer in Park City beim Training mit dem US-Team. Man hängt zwei Monate miteinander herum, trainiert, fährt Rennen zusammen – da sind wir aufeinandergeknallt. War es Liebe auf den ersten Blick? THOMAS VONN: Ja, würde ich sagen. Zwar nicht wie in einem Liebesfilm, aber sie hat mir auf Anhieb gefallen. Und ich glaube, ich habe ihr auch gleich gefallen … ich hoffe es zumindest. LINDSEY (lacht schallend): Klar, war auch bei mir so! Hat man als Profi überhaupt Zeit, eine Beziehung aufzubauen? LINDSEY: Am Anfang war es hart. Da mussten wir immer tüfteln, wo die Mitte zwischen unseren Rennorten ist. Dort haben wir uns dann, jeder nach einer Anreise von ein paar Stunden, getroffen. Und wir mussten gleich checken, wann es das nächste Mal wo wieder geht. Erst als Thomas aufhörte, hat sich das geändert. Hast du wegen der Liebe aufgehört? THOMAS: Nein, nein! Es war einfach an der Zeit für mich. Lindsey hätte mich auch nie darum gebeten. LINDSEY: Sicher nicht. Als Profi weiß man, wie wichtig der Sport für einen ist. Man würde es bereuen, wegen des anderen darauf zu verzichten, und der Partner würde sich schuldig fühlen. Wer von euch ist schneller? THOMAS: Jetzt? Vermutlich Lindsey. Als Aktiver hätte ich sie sicher geschlagen! Man kennt dich als Speed Queen, plötzlich bist du auch im Slalom Weltklasse. Ist Speed nicht mehr dein Ding? LINDSEY: Speed ist immer noch die Nummer eins für mich! Dass ich jetzt im Slalom so gut bin, macht mir das Leben


„Fine dining ist schon etwas Besonderes. Daheim kocht man das nie.“ In der Profi-Küche des Hangar-7 stellte sich Lindsey Vonn jedenfalls nicht ungeschickt an. Souschef Andreas Senn (li. o.) attestiert ihr Talent, auf der Piste könnte er wohl nicht mithalten.

leichter. Die Abfahrt wird aber immer meine Lieblingsdisziplin sein. Hast du nie Angst? Nein. Nie. Was fasziniert dich am Speed? Es ist aufregend. Ich möchte mich immer zur Höchstleistung treiben, sehen, wie schnell es geht, wie gut ich Ski fahren kann. Wenn man keine Angst hat, fährt man schneller und immer schneller. Kein Limit? Ich hab das Gefühl, dass es kein Limit gibt. Ich muss mich nicht zwingen, schnell zu

sein, ich bin es einfach. Früher bin ich übers Limit gegangen, war so schnell, dass ich wenig Rennen zu Ende brachte. Jetzt komme ich ins Ziel, bin smarter geworden und habe dazugelernt. Es muss nicht mehr Vollgas sein, Hauptsache, ich gewinne. Hast du dich schon einmal schwer verletzt? Ja, aber es war nicht sooo schlimm. THOMAS: Wie durch ein Wunder ist ihr noch nie etwas Ernstes passiert. Nach ihrem Sturz bei den Olympischen Spielen in Turin habe ich schon die Taschen für

den Heimflug gepackt. Ich dachte: Das sind jetzt zwei kaputte Knie, wenn’s gut geht, nur eines. Niemand steht nach so was wieder auf. Lindsey, wie hast du reagiert, als du die gepackten Taschen gesehen hast? Ich hab sie nicht gesehen, weil ich im Spital durchgecheckt wurde. Als ich rauskam, hatte er schon wieder ausgepackt. Hast du den Crash im TV gesehen? Ja, cool! Ich dachte: Oh, ich wusste gar nicht, dass ich so elastisch bin! Ich hatte ja nur blaue Flecken, obwohl ich zuerst 81


Man wird es ja einmal probieren dürfen! Speed Queen Lindsey würde zu gern einmal in einem Formel-1-Auto sitzen. Allein, sie ist zu groß, sie passt nicht rein! Schon gar nicht in das von Sebastian Vettel, das derzeit im Hangar-7 parkt.

glaubte, mein Rücken ist gebrochen. Das wäre das Ende gewesen. Bist du dir manchmal der Gefahr bewusst? Nie, ich denke nicht darüber nach. THOMAS: Aber frage nicht, wenn wir einen Horrorfilm sehen. Du glaubst gar nicht, wie sie sich da fürchtet. Es macht ihr nichts aus, mit 110, 120 km/h die Piste runterzurasen und ihr Leben zu riskieren. Aber wenn es im Film gefährlich wird, klappern die Zähne, als würde der Mörder im Zimmer stehen. LINDSEY (lächelt leise): Jaja, wir Mädels sind so. Würdest du gerne einmal ein Formel-1Rennen fahren? Sehr gern! Ich habe einmal versucht, in einen Formel-1-Wagen zu steigen, aber ich bin zu groß. Selbst fahre ich einen Audi A6, hoffe aber nächstes Jahr auf einen R6. Super Auto, viel Power! Maria Riesch, meine Freundin, hat mich einmal mit ihrem fahren lassen. Ein unglaublicher Spaß! Es war so trrrrrr… 260 bin ich gefahren, auf der deutschen Autobahn. In Österreich hätten sie mich verhaftet. Maria Riesch ist im Weltcup deine größte Konkurrentin, im normalen Leben deine Freundin. Wie geht das? Wir unterstützen uns sehr. Natürlich will jede von uns gewinnen, aber nachher freue ich mich, wenn sie gewonnen hat, und sie macht das umgekehrt auch. Es 82

ist gut, jemanden zu kennen, der in derselben Situation ist. Wir können über alles reden. Würde das auch so sein, wenn sie und nicht du eine Goldmedaille gewinnt? Wir sind darauf gepolt, zu gewinnen. Wenn am Ende des Tages deine Freundin die Siegerin ist, musst du dich darüber freuen. Das hat mit Respekt zu tun. Wir wissen, wie hart wir dafür arbeiten. Was wäre ein Grund für dich aufzuhören? Erfolglosigkeit. Oder nicht mehr gesund genug zu sein. Ich möchte nicht zu lange Ski fahren, später eine Familie gründen. Nach Sotschi werden wir weitersehen. Wenn du in Sotschi bei den Olympischen Spielen keine Goldene machst, würde es dir wohl schwerfallen aufzuhören, oder? Definitiv! Ich würde vermutlich weitermachen. Der Sieg im Gesamtweltcup ist für mich sehr viel wert, weil es schwieriger ist, eine ganze Saison in Form zu sein, als nur bei einem einzigen olympischen Rennen. Aber in Amerika zählt halt nur eine Goldmedaille. Du willst eine Familie gründen. Wie viele Kinder sollen’s denn sein? Drei oder vier. THOMAS: Wir werden sehen. LINDSEY: Na, vielleicht sag ich nach dem ersten: Bitte, es reicht. Aber ich hatte ja auch eine große Familie mit einer jünge-

ren Schwester, und als ich sechs war, kamen noch Drillinge. Bewundern dich deine Geschwister? Wenn man sie in der Schule nach ihrem Idol fragt, sagen sie immer: die Lindsey. Doch ich bin nur die große Schwester. Und ich habe einen Talisman, den sie mir geschenkt haben: eine Kette mit einem vierblättrigen Kleeblatt, bei dem jedes Blatt ein Herz ist und für eines meiner Geschwister steht. Kann man mit Schmuck Rennen fahren? Ich trage Ohrringe und meinen schmalen Platin-Ehering. Den großen mit dem Diamanten habe ich versucht nach innen zu drehen. Da hätte ich mich aber leicht an der Handfläche verletzen können. Denkst du dir manchmal bei den Rennanzügen: Geh bitte, das soll ich anziehen? Manchmal dachte ich schon: Was ist denn das für eine Farbe?! Aber heuer darf ich als Gesamtweltcupsiegerin jedes Mal eine Farbe wählen, normalerweise geht das nicht. Die anderen Mädels müssen Schwarz und Grau tragen, das macht nicht so fröhlich. Obwohl im Rennen ist es dann egal. Trotzdem will man gut ausschauen … (Mittlerweile ist es halb elf. Lindsey gähnt, solange ist sie selten auf.) Bist du ein Morgen- oder Abendtyp? Vermutlich ein Nachmittagstyp, optimal funktioniere ich ab elf Uhr vormittags. Nur beim Rennen kann ich’s mir nicht aussuchen, wegen mir werden sie nicht später starten. Super sind Nachtrennen, wenn der erste Durchgang um drei am Nachmittag startet. Davon sollte es mehr geben. 9.15 Uhr Rennbeginn ist wirklich zu früh. Bist du schon einmal zu einem Rennen zu spät gekommen? Huhuhu … einmal, und das ausgerechnet bei der Junioren-WM. That was a big one, that was a bad one. Ich konnte beim Vorabend-Meeting nicht richtig hören, wann der zweite Durchgang startet, ich dachte, um 12.30 Uhr. Nach dem ersten Durchgang war ich Vierte, mein bis dahin bestes Ergebnis. Als ich dann zum Start kam, hatte das Rennen schon um zwölf begonnen! Wenn du bei den Junioren fährst, ist die WM der größte Event. Ich habe eine Woche geheult, alle waren böse auf mich, es war furchtbar! Der Coach hat nur geschrien, und mit sechzehn denkst du dir: Jetzt geht die Welt unter. Ich glaube, das muss jedem Rennläufer einmal passieren, damit es nie wieder passiert. Ich habe heute noch Albträume, in denen ich den Start verpasse, und bei Olympia stelle ich mir sogar drei Wecker. Das gesamte Interview und Lindsey in der Küche – das Video: redbulletin.com/vonn/de


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Kleider machen Profis Den Eispickel schultern wie Urs Odermatt? Kein Problem: Mit dieser Ausrüstung lässt sich locker jeder Eishang in der Direttissima erklimmen.

BILDER: SIMON VINALL

DARAUF SETZT DER EISKLETTERER: Von links oben im Uhrzeigersinn: Schützen selbst bei harschesten Bedingungen: Jacke Theta AR GTX Pro Jkt (384,43 €) und Hose Theta SV GTX Pro Bib Rx (330,30 €), beide von Arc’Teryx und aus Goretex. Leicht und trittsicher: Kletterschuhe Nepal EVO GTX von La Sportiva (329 €). Hart wie Flugzeugaluminium: Eispickel Reactor von Black Diamond (141,66 €). Achtung, Steinschlag: Schutzhelm Ecrin Roc von Petzl (61,50 €). Speziell für Eiskletterer konzipiert, aber universell einsetzbar: der Sicherheitsgurt Blizzard (65,90 €) von Black Diamond und das extrem leichte Seil Dry 8,1 mm × 60 m von Beal (131,70 €). Alles zum Online-Nachshoppen auf: www.ellis-brigham.com

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HOT SPOTS

Die besten Sport-Events des Monats rund um die Welt.

FIS ALPINE SKIWELTMEISTERSCHAFT 3. – 15. 2. 2009

CHILL AND DESTROY TOUR 7. 2. 2009

Lindsey Vonn ist in allen Einzelbewerben sowie im Teambewerb einer der heißesten Medaillentipps und möchte sich den ersten Titel ihrer Karriere holen. Val d’Isère, Frankreich

Der 300 Meter lange Park wartet mit zahlreichen Kickers und Rails auf die SnowboardFreestyler. Und nach der Competition gibt’s natürlich Party. Heubach, Deutschland

FIS SNOWBOARD WELTCUP 5. – 7. 2. 2009

WRC RALLYE NORWEGEN 13. – 15. 2. 2009

Im Valle di Susa bei Turin finden Slopestyle- und Halfpipe-Bewerbe für Damen und Herren statt. Bardonecchia, Italien

Nach einem Jahr Pause kehrt die Rallye-Elite heuer wieder nach Norwegen zurück. Der 14. Platz im Jahr 2007 auf Schotter, Eis und Schnee kann noch nicht alles von Weltmeister Sébastien Loeb gewesen sein. Hamar, Norwegen

SNOWFEVER 5. – 15. 2. 2009 Der Contest aus der World Freeride Tour ist der einzige Big-Mountain-Bewerb Österreichs. Spannend, wer über den Wildseeloder die schwierigste, aggressivste und flüssigste Linie finden wird! Fieberbrunn, Österreich

BILDER: GETTY IMAGES, NEIL MASSEY, RED BULL PHOTOFILES (2)

CHALLENGE THE WALL TOUR 2009 6. – 28. 2. 2009 Freeclimbing der besonderen Art: Kilian Fischhuber, Angy Eiter, David Lama und Anna Stöhr treten jeweils mit lokalen Kletter-Assen in einem Teambewerb gegeneinander an. 6. 2. DAV Kletterzentrum Gilching, München, Deutschland 13. 2. DAV Kletterzentrum Stuttgart, Deutschland 14. 2. Magic Mountain Berlin, Deutschland 27. 2. Kletterzentrum Gaswerk, Zürich/Schlieren, Schweiz 28. 2. Kletterhalle Wien, Österreich

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DAYTONA 500 15. 2. 2009 NASCAR-Auftakt mit dem legendären 500-Meilen Rennen. Für Red Bull Racing am Start: Brian Vickers und Scott Speed. Daytona International Speedway, Florida, USA

BOOST MOBILE PRO SHOW 13. – 15. 2. 2009 Zwanzig der weltbesten Surfer wie Mick Fanning und Julian Wilson werden versuchen, Vorjahressieger Kelly Slater im K.-o.-Modus zu entthronen. Gold Coast, Australien

IBU BIATHLON WELTMEISTERSCHAFT 13. – 22. 2. 2009 Die Biathleten suchen ihre Besten im fernen Ostasien. Holt Michael Rösch nach olympischem Gold in der Staffel in Turin 2006 seine erste WM-Goldmedaille? Pyeongchang, Südkorea

NATIONAL WAKEBOARDING SERIES 17. – 19. 2. 2009 Zweiter Stopp der südafrikanischen Wakeboarding-Serie. Die jeweiligen nationalen Gewinner qualifizieren sich für die IWSF Wakeboard Weltmeisterschaft. Emerald Casino, Vaal River, Südafrika

MOVISTAR KITESURF WELTCUP 2. 3. 2009 Fünfzig der besten Kitesurfer wie Gisela Pulido, Aaron Hadlow, Susi Mai und Maciek Kozerski werden am Start erwartet. Playa del Carmen, Playa Mamitas, Mexiko


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FIS SNOWBOARD WELTCUP 18. – 22. 2. 2009 EISSPEEDWAY GP 1 & 2 7./8. 2. 2009 Franky Zorn, Europameister 2008, möchte sich auch heuer wieder gegen die starke Konkurrenz aus Russland behaupten. Krasnogorsk, Russland

Sigi Grabner zeigte sich beim Heimsieg im PGS am Kreischberg in Bestform und zählt hier zu den großen Favoriten. Ausgetragen werden SnowboardCross, Halfpipe und PGS bei Damen und Herren sowie ein Big Air Contest. Stoneham, Kanada

FIS NORDISCHE SKIWELTMEISTERSCHAFT 18. 2. – 1. 3. 2009 Im Jänner 2003 holte Thomas Morgenstern auf der Großschanze seinen ersten Weltcupsieg. Sein Ziel vor der heurigen Saison: der Einzel-Weltmeistertitel. Gregor Schlierenzauer wird da aber sicher auch mitreden bzw. mitspringen wollen. Liberec, Tschechien

CHECK THE RIPPER 19. – 22. 2. 2009 Welcher All-Mountain-Freeskier und -Snowboarder ist der ultimative Ripper in den verschiedensten Geländeformen wie Park, geshapte Banks und Freestyle Section? Seegrube, Nordpark, Innsbruck, Österreich

RED BULL SALZBURG – SK RAPID WIEN 21. 2. 2009 Die Frühjahrsmeisterschaft beginnt mit dem großen Schlager der beiden Meister der letzten Jahre und der aktuellen Tabellenspitzenreiter. Wer kommt besser aus den Startlöchern? Red Bull Arena, Salzburg, Österreich

BOWL A RAMA 21. 2. 2009 Die besten Skateboarder wie Tony Alva, Rune Glifberg oder Bob Burnquist treffen im Bondi Skateboard-Park aufeinander. Bondi Skate Park, Sydney, Australien

RED BULL CRASHED ICE 6./7. 2. 2009 Gesucht werden zweikampfstarke Eisläufer. Sicher ein Klacks im Land des fünffachen Eishockey-Weltmeisters. Prag, Tschechien

RED BULL MAHALA 21./22. 2. 2009 Snowboardcross einmal anders: nicht auf einem Berg, sondern in einer engen, historischen Gasse in der Altstadt von Sarajevo. Vratnik Mejdan, Sarajevo, Bosnien-Herzegowina

GRAND RACING 26. – 28. 2. 2009 Heulende Motoren und packende Rad-an-Rad-Duelle in der Speedcar-Serie und GP2-AsiaSerie sowie die PrivatDrive Supercar Show stehen hier auf dem Programm. GP Circuit, Dubai Autodrome, Vereinigte Arabische Emirate

FIS ABFAHRT UND SUPER-G DAMEN 26. 2. – 1. 3. 2009 Erstmals werden in Bulgarien Weltcuprennen ausgetragen. Auf die Speed-Damen wartet eine anspruchsvolle Strecke. Bansko, Bulgarien

RED BULL UPSPRING 28. 2. – 4. 3. 2009 Die Snowboard-FreestyleGrößen Marco Smolla, Werner Stock, Marc Swoboda und Olympia-Goldmedaillengewinnerin Nicola Thost teilen ihre Erfahrung mit acht deutschen Hoffnungsträgern zwischen 13 und 16 Jahren. München, Deutschland

FIS ALPINE SKIWELTMEISTERSCHAFT JUNIOREN 28. 2. – 8. 3. 2009 Generalprobe für den WM-Ort 2011. Auf umgebauten Strecken gehen die Nachwuchshoffnungen der Jahrgänge 1989 bis 1994 auf Medaillenjagd. Kandahar, Gudiberg, Garmisch-Partenkirchen, Deutschland

ASP WORLD TOUR 28. 2. – 11. 3. 2009 Saisonauftakt der Surftour mit den Damen- und Herrenbewerben Quiksilver Pro und Roxy Pro. Im Vorjahr gewannen Sofia Mulanovich sowie Kelly Slater vor Mick Fanning. Gold Coast, Australien

REVOLCÓN GUADALAJARA 1. 3. 2009 Der Lokalmatador Hector Garcia möchte seinen Sieg im Bewerb BMX Pro Park aus dem Vorjahr wiederholen – olé! Parque Extremo, Guadalajara, Mexiko Mehr Hot-Spots auf: www.redbulletin.com

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dIe maCht der NaCht Mehr als einmal um die welt für alle, die niemals müde werden.

SINdeN & three 6 maFIa 6. 2. 2009 Ein junger britischer Club & House-DJ trifft auf preisgekrönten US-Rap. Die Rapper rund um DJ Paul und Juicy J gewannen 2006 mit „It’s Hard Out Here for a Pimp“ aus dem Film „Hustle & Flow“ einen Oscar für den besten Filmsong. Fabric, London, Großbritannien

laura daWSoN ShoW 12. 2. 2009 Designerin Laura Dawson präsentiert ihre neue Kollektion, die u. a. die Scissor Sisters, Moby und Mick Jagger kleidet. Red Bull Space, New York, USA

Bilder: aP PHoto,daniel Grund, Getty imaGes, Gary wolstenHolme/redferns, red Bull PHotofiles

red bull mooNlIghtINg 6. – 9. 2. 2009 Die einzigen Lichtquellen bei diesem einzigartigen Surferlebnis vor einsamen Stränden sind der Mond und zwei neun Meter hohe Lichttürme. Auckland, Neuseeland

muSINk tattoo CoNVeNtIoN & muSIC FeStIVal 7. 2. 2009 Musink verbindet Musik und Tattoos. Die Hard-Rock-Legenden Motörhead begleiten das Festival, das in 25 großen amerikanischen Städten Halt macht. Denver, Colorado, USA

FIS NaChtSkISprINgeN 7./8. 2. 2009 Der HS-145-Bakken von Willingen dürfte seit dem Vorjahr eine Norweger-Schanze sein. Im Team siegte Norwegen, Österreich belegte nur den dritten Platz. Im Einzelbewerb gingen auch zwei Podestplätze an die Wikinger. Wiedergutmachung ist heuer in Team- und EinzelNachtspringen angesagt. Willingen, Deutschland

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bIg earS FeStIVal 6. – 8. 2. 2009 Konzerte, Performances, Installationen und Workshops u. a. mit Fennesz, Philip Glass und Dan Deacon. Knoxville, Tennessee, USA


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el guINCho auStralIaN tour 8. 2. 2009

reSIdeNt artISt Vom Knutschen vor der DJ-Kanzel über Techno-House-Partys bis zum Kebab beim hippen Türken: Toddla T zeigt uns sein Sheffield.

Pablo Díaz-Reixa alias El Guincho in Down Under. Seine Musik ist beeinflusst von Samplings, Afrobeats, Dub, Tropicalia und Rock ’n’ Roll. 2008 war El Guincho mit seinem zweiten Album „Alegranza!“ erfolgreich. Laneway Festival, Sydney, Australien

red bull bIg aIr 10. 2. 2009 Teheran ist kein klassischer Wintersportort, doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. Die Rampe ist künstlich, der Schnee natürlich (wird von den Bergen eingeflogen). Die SnowboardPros wissen einfach, was man für eine richtige Show braucht. Teheran, Iran

FIS NaChtSkISprINgeN 11. 2. 2009

eVeNt- uNd party-tIpp Letztes Jahr bekam Filmstar Jude Law vom Freestyle-Skiing der Red Bull Playstreets nicht genug. Nur seine Kinder mussten danach einen Helm tragen. Bad Gastein

Beim letzten Bewerb vor zwei Jahren auf der HS-140-Schanze holte sich Gregor Schlierenzauer den Sieg. Wie weit wird er diesmal durch die Nacht springen? Klingenthal, Deutschland

buraka Som SIStema europeaN tour 12. 2. – 7. 3. 2009 Die portugiesische Kudoro-Band geht auf Europa-Tournee. 12. 2. Scala, London 13. 2. Digital, Brighton 14. 2. Crawdaddy, Dublin 19. 2. Uebel und Gefährlich, Hamburg 20. 2. Registratur, Rote Sonne, München 21. 2. EX-WMF, Berlin 22. 2. Stadtgarten, Köln 27. 2. Club NME, Paris 6. 3. Blaa, Oslo 7. 3. Rust, Kopenhagen

Skream & beNga IN JapaN 13. 2. 2009

Club deS moNatS Der beste Playground für Nachtschwärmer ist die Münchner Kultfabrik. Und dort ist wiederum der Q-Club der heißeste Spot des Geländes. München

Die beiden jungen britischen Dubstep-Produzenten Oliver Jones (Skream) und Beni Uthman (Benga) auf gemeinsamen Pfaden im Land der aufgehenden Sonne. Triangle, Osaka, Japan

ball der WIeNer kaFFeeSIeder 13. 2. 2009 Die 52. Auflage des traditionellen Balls steht unter dem Motto „L’Esprit français“. Wiener Hofburg, Österreich

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top club die besten clubs der welt

Fantasti-Q! Drei Areas, neun Lounges, elf Bars: Der Q-Club in der Kultfabrik ist der Tempel der Münchner Disco-Jünger.

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Die Kultfabrik, ein Jahrmarkt der Münchner Clubszene. Egal ob Raver oder Rocker, im 90.000 m² großen Party-Areal am Ostbahnhof findet jeder Nachtschwärmer ein Quartier. An den Wochenenden kommen über 20.000 Besucher hierher, Kneipen wie das „Titty Twister“, das 24-Stunden-Restaurant „Kantine“ oder kleine House-Bars sind dann zum Bersten voll. Das Herzstück dieser Kultur-Wiesn ist aber der Q-Club. Ein prächtiger Disco­ tempel mit glanzvoller Fassade: Zwölf Meter ragt ein hell beleuchtetes Q in die Höhe, die Pforte zum Partyhimmel sozusagen. Klar, dass es davor angesichts dieses Prunks gelegentlich zu Warteschlangen kommt. Ist aber nicht weiter schlimm, denn die Zeit wird den Besuchern mit gemütlichen Sofas auf einer mediterran gestylten Terrasse versüßt: Grünpflanzen, italienischer Stein, kleine Tische – der per­ fekte Ort, um die Ruhe vor dem Sturm zu genießen. Dieser erwartet die Partygänger im Inneren, beispielsweise in der Main

Arena. Dutzende Scheinwerfer verwandeln den Raum in ein schillerndes Farbenmeer, aus den vibrierenden Boxen dringt House, Rock und R ’n’ B. An die tausend Gäste tummeln sich nur auf dieser Etage. Entweder auf dem Dancefloor oder auf den geschwungenen Sofas. Ecken findet man in diesem Raum nicht, sowohl Sitzgelegenheiten als auch Bars schlängeln sich elegant durch den Raum. Eine wahrhaft runde Angelegenheit! Im Stock darunter geht’s relaxter zur Sache. Der Rote Raum besticht mit schweren Samtstoffen und Sitzgarnituren im Renaissance-Stil, die Aqua Lounge ­dagegen setzt auf dezent-minimalistisches Interieur. Und wem das noch nicht reicht, der wird in einer der vier anderen Lounges sein Glück finden. Ist so, denn im Partyhimmel des Q-Clubs kommt jeder Partyengel auf seine Kosten. Q-Club auf dem Gelände der Kultfabrik München, Grafinger Straße 6, München, www.qclub.de

Bilder: Daniel Grund

Der Q-Club, seit Ende 2006 der Hotspot am Gelände der Kultfabrik: Am Wochenende tanzen hier bis zu 3000 House-Freunde.


more body & mind FIS NaChtSkIFlIegeN 13. – 15. 2. 2009 Hält Gregor Schlierenzauers unglaubliche Serie auch auf der HS-213-Flugschanze an? Bislang blieb er bei seinen SkiflugAuftritten ungeschlagen. Oberstdorf, Deutschland

Chloé 13./14. 2. 2009 Die Französin zählt zur Speerspitze der Pariser Techno-DJs und vereint feinfühlig Deep-HouseGrooves mit pfundigen Beats. 13. 2. Pitch Club, Porto, 14. 2. Kapitol, Lissabon, Portugal

good VIbratIoNS FeStIVal 14. – 22. 2. 2009 Viele Top-Acts haben sich für die vier Stationen des SommerFestivals angesagt: The Presets, Q-Tip, Deadmau5, The Pharcyde, Sam Sparro und Norman Cook alias Fat Boy Slim. 14. 2. 2009 Sydney, 15. 2. Melbourne, 21. 2. Gold Coast, 22. 2. Perth, Australien

guStaV & baNd 16. 2. 2009 Hinter dem Musikprojekt Gustav, das Pop mit elektronischen Einflüssen verbindet, steckt Eva Jantschitsch. Live wird die gebürtige Grazerin von Oliver Stotz (Fender) und Elise Mory (Bösendorfer) unterstützt. ARGEkultur-Gelände, Salzburg, Österreich

„turN It looSe“WeltpremIere 16. 2. 2009 Der B-Boy-Film feiert in Anwesenheit des Regisseurs und der Protagonisten seine Weltpremiere, bevor er im April in die Kinos kommt. Dublin, Irland

brIt aWardS 2009 18. 2. 2009 Wer werden heuer die großen Abräumer der prestigeträchtigen Preise sein? Ein Gewinner steht bereits fest: Das britische Dance-Duo Pet Shop Boys wird mit dem „Outstanding Contribution to Music Award“ bedacht. Earls Court, London, Großbritannien

roSeNball 19. 2. 2009 Die Parallelveranstaltung zum traditionellen Opernball setzt seit 1992 auf House- und DiscoMusik statt auf Walzerklänge. Palais Auersperg, Wien

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The Late Greats fühlen sich eher dem US-Indie-Rock als dem Britpop zugetan. Das Königreich feiert sie dennoch!

harmoNIC 313 19. 2. 2009 Mark Pritchard, auch bekannt als Global Communication, Jedi Knights oder Troubleman ist ein Warp-Künstler der frühen Phase. Als Harmonic 313 nimmt er von seiner australischen Wahlheimat Perth aus den HipHop von Detroit ins Visier. Plastic People, London, Großbritannien

„Alles Walzer“ beim Ball der Bälle und dem gesellschaftlichen Höhepunkt des Wiener Faschings. Hochrangige Prominenz aus Wirtschaft, Kultur und Medien wird sich aufs Tanzparkett und den roten Teppich wagen. Davor noch nervöses Rätselraten: Wer sagt in letzter Minute zu oder ab? Wiener Staatsoper, Österreich

peter Fox 19. 2. 2009 Der Frontman der Berliner Gruppe Seeed ist auch solo höchst erfolgreich. Seine jüngsten Songs „Haus am See“ und „Alles neu“ aus dem Album „Stadtaffe“ behaupten sich im deutschsprachigen Raum in den Charts. Posthof, Linz, Österreich

bauerNbuNdball 20. 2. 2009 Zum 60. Mal geht es recht heimatverbunden zu, ab Mitternacht beim offenen Volkstanzen. Neben diversen Schuhplattlern findet ein Casting für den Jungbauernkalender 2010 statt. Grazer Stadthalle, Österreich

loNdoN FaShIoN Week 20. – 25. 2.2009 Zum 25. Mal zelebriert die Fashion-Szene die neuen Looks an der Themse. Gespannt sein darf man auf die Shows des Schotten Christopher Kane (22. 2.) und des Kanadiers Erdem (23. 2.), der u. a. Keira Knightley und Kirsten Dunst in puncto Kleider noch hübscher macht. London, Großbritannien

redoute 2009 21. 2. 2009 Am Ball der Kärntner sorgen seit 20 Jahren zahlreiche bekannte Künstler und ausgezeichnete Musiker für gute Unterhaltung. Für alle, die nachher partout nicht heimwollen: Man trifft sich in der Video Lounge. Messegelände, Klagenfurt

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back stage Hinter den Kulissen

Leben ohne Ballons the late greats lieben Überraschungsmomente. und von denen gab’s beim londonGig der band einige.

Die Wände des Backstage-Raums sind mit Setlists vergangener Nächte zugepflastert. Anonyme Notizen, die wenig Glamour ausstrahlen, eher wie eine Sammlung von Briefen wirken. Wer die Autoren von Songs wie „Jumping Jack Straw“ oder „Feeling Fascist?“ sind, lässt sich nicht mehr eruieren, alle eint jedoch, dass sie bereits hier in der Londoner O² Academy Islington im Scheinwerferlicht standen. So wie heute The Late Greats aus Eastbourne, England. Das junge Quartett lässt sich von der Zettel-Kulisse nicht beeindrucken. „Wir verkaufen mehr Platten als der Boss!“, sagt Drummer Jon Hammond scherzhaft. Und das stimmt. Mit ihrer zwinkernden Weihnachtssingle „Sleigh Ride“ hat die Noise-Pop-Combo kürzlich Bruce Springsteen in den US-Download-Charts überholt. Auch ihr Debütalbum „Life Without Balloons“ geht im Königreich weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

„Dabei sind wir keine typisch britische Band“, erklärt Gitarrist Max Arnold und kratzt seinen Dreitagebart, bevor die The Late Greats die Bühne zum Soundcheck betreten. Frontman Ryan Griffiths rückt seine dicke Brille zurecht und greift zum Mikrofon, seine Bandkollegen stecken die Instrumente an. Ein äußerlich etwas verlotterter Haufen, das muss man schon sagen, doch bald wird klar, warum diese Jungs von der britischen Musikpresse so gefeiert werden. Drahtige Bässe, wuchtige Drums, verzerrte Gitarren garnieren sie mit herrlichen Gesangsmelodien. Am Weg zurück Richtung backstage begrüßt sie der Sänger der Vorband Strangeways euphorisch: „Jungs, das war verdammt großartig! Ich freu mich auf euren Gig!“ Während sich draußen die Tore des Clubs öffnen, liegt leichte Nervosität in der Luft, die die Jungs mit kleinen Witzchen überspielen. Auf der Bühne dann ist von Lampenfieber nichts zu spüren. Spätestens beim zweiten Song „Kitty“, einer poppigen Ode an den Sommer, haben The Late Greats das Publikum auf ihrer Seite. Auch wenn dieses heute Abend vermutlich mehr wegen der Headliner-Band Dog hier ist. Der neuen Single „Destroy My Brain“ aber können selbst die strengsten Britpopper im Publikum nicht widerstehen. Sie drängen zur Bühne, kollektives Kopfnicken bricht aus, die Stimmung ist gelöst. Zum Abschluss stimmt die Band plötzlich ihr liebliches Weihnachtsständchen „Sleigh Ride“ an. Kommt etwas unverhofft nach den verzerrten Gitarrenpassagen. Doch diese ironischen Brüche zeichnen The Late Greats aus, heben sie vom RockEinheitsbrei ab und sorgen letztlich dafür, dass wir sie noch länger nicht mit der Springsteen-Fangemeinde teilen müssen. Neue CD der Late Greats: „Life Without Balloons“ Videos, Livedates und Soundproben auf redbulletin.com/thelategreats/de

Bilder: James Pearson-Howes, red Bull PHotofiles

operNball 19. 2. 2009


Ski-Akrobatik in Bad Gastein: Beim Freestyle-Skiing sind Stiegen, Dächer und Mauern vor keinem sicher.

… und Action! Der Event- und Party-Tipp

Stadt­ rundflug Mehr in der Luft als am Boden: Red Bull Playstreets bringt Freestyle-Skiing der ­Extraklasse nach Bad Gastein.

Als seinerzeit Kaiser, König und Adelsmann die verschneiten Hänge rund um Bad Gastein bevölkerten oder in einer der zahlreichen Thermalquellen ihre maroden Glieder pflegten, ging es noch recht beschaulich zu im Salzburger Kurort. Am 14. Februar wird von der verträumten Winterruhe nicht mehr viel zu spüren sein – BG wird rocken. 16 der besten Newschool-Skier des Planeten werden bei der dritten Auflage des Red Bull Playstreets wieder tief in die Trickkiste greifen und

die tausenden Fans in kollektives Staunen versetzen. Die Show der Freestyler ist so spektakulär, dass sie sich sogar bis nach Hollywood durchgesprochen hat. Im Vorjahr unterbrach der britische Schauspieler Jude Law kurzerhand seinen Skiurlaub, um erste Reihe fußfrei mit seinen Kids beim Red Bull Playstreets live dabei sein zu können. Am nächsten Tag verpasste der Schauspieler seinen Kindern gleich einen Helm, wohl aus Angst, sie könnten sich mit den Skiern vom nächsten Hausdach werfen. Ob der Star heuer wieder Bad Gastein beehren wird, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Sicher ist, dass sich die Jungs auf den Brettern erneut ordentlich ins Zeug legen werden. Die Spielwiese der Newschool-Skier führt wieder mitten durch den Ortskern – genial, aber furchterregend, wie der finnische Vorjahresdritte Oskari Raitanen respektvoll vermerkt. Treppen, Hausdächer, Mauern, Stiegengeländer – alles darf benutzt werden, um die Judges zu überzeugen und das Publikum zu gewinnen. Neben Mut sind Kreativität, Akrobatik und eine ordentliche Portion Style gefragt, denn es geht um eine Trophäe in Gestalt eines brandneuen Suzuki Grand Vitara. Ein besonderes Highlight wird ein neues Obstacle sein. Gleich nach dem Start soll

ein riesiges Crowd-Gap die Athleten über die Zuschauer hinwegkatapultieren. Am Start ist wieder alles, was Rang und Namen hat in der internationalen Newschool-Szene, allen voran der schwedische Vorjahressieger Oscar Scherlin. Er nennt Gastein die schrägste Veranstaltung, auf der er je gewesen ist, „und ich bin glücklich, wiederkommen zu dürfen“. Neben Paddy Graham (GBR), Russ Henshaw (AUS), Richard Permin (FRA) und Kim Boberg (SWE) haben bereits die Österreicher Tobi Tritscher, Patrick Hollaus, Fabio Studer und die Deutschen Sven Kueenle, Sebi Geiger und Benedikt Mayr ihr Antreten bestätigt. Eine beinharte Qualifikation und der für noch mehr Spannung sorgende „head-to-head“-Eventmodus verlangen den Athleten mit Sicherheit eine Extraportion Freestyle-Können ab. Bei all der sportlichen Action darf natürlich auch der Partyfaktor nicht zu kurz kommen. Bei der bereits legendären After Party im Silver Bullet wird die schwedische Rock-Coverband Southern Union einheizen. Und im Zielgelände sorgen jede Menge DJs für Partystimmung.

Red Bull Playstreets: 14. Februar 2009, Bad Gastein redbulletin.com/playstreets/de

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resident artist

23 Jahre jung, aber sehr begehrt: Acts wie Hot Chip und Róisín Murphy hat Toddla T bereits geremixt.

KÜnstler zeiGen iHre stAdt

die Pop-tradition in sheffield ist groß. ihr jüngster sprössling toddla t führt uns durch seine stadt. Ein seltsames Pflaster, dieses Sheffield, eine Stadt der Gegensätze. Einerseits haftet ihr trotz längst stillgelegter Stahlfabriken hartnäckig das Image einer Industriemetropole an. Andererseits ist sie die wohl grünste Stadt Englands und liegt inmitten des Peak-District-Nationalparks. Auch musikalisch liebt man es hier extrem. Zum einen ist Sheffield Heimat junger, wilder Gitarrenbands wie der Arctic Monkeys oder The Long Blondes, zum anderen gibt es eine lange Tradition in Sachen elektronischer Musik. Human League, Cabaret Voltaire oder Heaven 17 entwickelten hier ihre kühle Synthie-Pop-Ästhetik, das Techno-Label Warp Records eroberte von Sheffield aus die Dancefloors der Welt. Tom Bell alias Toddla T ist der jüngste Newcomer der Stadt, der virtuos aus den verschiedensten Inspirationsquellen seiner Heimat schöpft. Der Sound des 23-Jährigen ist elektronisch reduziert, geprägt durch wabernde Grime-Beats mit House-Sprengseln. Eine Soundmixtur, die so nur hier entstehen konnte, so der Musiker selbst. Toddla T über sein Shef-

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Toddla T – Konzerttermine, Videos und Soundproben auf redbulletin.com/toddlat/de

Scheuklappen sind bei Toddla Ts DJ-Sets fehl am Platz: Bei ihm kommt alles von TwoStep über Ragga bis Elektro auf den Teller.

text: Stuart Codling; fotoS: thomaS Butler

Von Disco zu Disco

field: „Sheffield ist klein, das hat Vor- und Nachteile. Es kann dir passieren, dass du beim Auflegen von der DJ-Kanzel plötzlich deine Exfreundin beim Knutschen mit deinem besten Freund erblickst. Gut ist, dass die Leute hier keine Scheuklappen haben. Du kannst Rock mit Ragga mixen, und die Tänzer gehen mit. Ich selbst schmeiße zwei regelmäßige Clubnächte. Eine heißt Kabal, die mache ich gemeinsam mit Winston Hazel von Warp Records. Ein klassisches SheffieldDing, bei dem wir Techno-House-Partys in alten Kirchen, Clubs und Leichenhallen veranstalten. Die andere findet in der Bar The Bowery statt, die von zwei Mitgliedern der Arctic Monkeys betrieben wird. Vorm Auflegen genehmige ich mir Maiskuchen im Siam Inter, dem besten Thai-Restaurant der Stadt, oder Kebab bei einem hippen Türken namens Zeugma. Etwas nobel, der Laden, aber keine Scheu: Der Kebab ist genauso geil fettig wie überall.“ Nach seinen Clubshows geht Toddla T gerne auf ein gemütliches Bier ins Pub The Sheaf, wo selbstgebraute Bitters und Ales serviert werden. Aber: „Die Bar ist eher ein Studententreff. Geht also nicht wegen der Musik hin, dort geht’s ums Bier.“ Zum Tanzen empfiehlt er den Tuesday Club. Kollegen wie Kode 9, Count & Sinden oder Oris Jay stehen dort regelmäßig hinter den Plattentellern. Toddla T spricht gern übers Nachtleben, für ihn war es der Anstoß, selbst mit dem Produzieren anzufangen. Außerdem stellt es seit zwei Jahren sein Arbeitsumfeld dar. Und das wird es wohl bleiben, wenn das Sheffield-Kid Mitte 2009 sein heiß erwartetes Debütalbum rausbringt.


Full Moon Run 21. 2. 2009 Dieser Lauf findet nicht unter gnadenloser Hitze der brasilianischen Sonne, sondern unter klarem Sternenhimmel statt. Jurere, Florianopolis, Brasilien

Red Bull Bedroom Jam 23. 2. 2009

Für Live-Gigs holt sich das Sheffield-Kid Verstärkung ans Mikrofon. Der Londoner MC Serocee ist sein „Partner in Crime“.

Junge Bands haben die Möglichkeit, ihre Performance auf die Red Bull Jam-Website hochzuladen. Die von den Fans gevoteten wöchentlichen Sieger dürfen zur Belohnung einen professionell live gestreamten Gig spielen. www.redbullbedroomjam.com

Oasis 26. 2. 2009 Liam und Noel Gallagher gehen mit ihrem neuen Album „Dig Out Your Soul“ auf Europa-Tournee. Stadthalle, Wien, Österreich

BUMM feat. PAN/TONE 28. 2. 2009 Die erste BUMM des neuen Jahres – und gleich ein Highlight. Der Kanadier Sheldon Thompson, bekannt durch seine Projekte Pan/Tone, Sid Le Rock oder Gringo Grinder, zählt zu den produktivsten und vielfältigsten Acts der Elektronik-Szene. VAZ Hafen, Innsbruck, Österreich

Marco Passarani 28. 2. 2009 Der italienische Label-Boss von Nature Records oder Pigna ist seit rund 15 Jahren ein fixer Bestandteil der ElectronicDance-Music-Szene. Panoramabar, Berlin, Deutschland

Bilder: Gary Wolstenholme/Redferns

Fat Freddy’s Drop live 28. 2. 2009 Die Band aus Wellington gibt ein Heimspiel. Die Gewinner des Gilles Peterson Worldwide Award 2006 galten lange als Geheimtipp und begeisterten bereits in Europa bei Live-Acts ihr Publikum mit einer Mischung aus Dub, Roots-Reggae, Soul und Jazz. Black Barn Vineyards, Hawkes Bay, Neuseeland Mehr Nacht-Events auf: www.redbulletin.com/whatson

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Abeerr! sich

more body & mind

Wir bleiben optimistisch! Die Vorzeichen mögen vielleicht da und dort ungünstig sein, aber das stört uns nicht. Es wird uns schon rechtzeitig etwas einfallen, um die Zukunft zu meistern.

Krank werden ja, aber preiswert! In Krisenzeiten ist man besser auch bei der Auswahl von Viren und Bazillen wählerisch. Generische Formen von Krankheiten kommen da immer besser an. Aus: „The New Yorker“.

Räuberleiter. Gefährdete Arten müssen besonders zusammenhalten. Insbesondere wenn es gilt, in Gefangenschaft Hindernisse zu überwinden. Aus der „FAZ“.

E imms ist n oc ’ganer wei h gen ter…

Lösungen für wirtschaftliche Probleme sind künftig womöglich nicht mehr ganz so schmerzfrei, weil bisweilen ohne Narkose operiert werden muss. Aus: „Die Zeit“.

Wer sich (rechtzeitig!) selbst hilft, hilft doppelt. „Ich hatte befürchtet, dass es einen Ansturm auf die Bank geben würde.“ Aus: „The New Yorker“.

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Etwas Witziges entdeckt? Schicken Sie uns ein Mail an: redaktion@at.redbulletin.com


more body & mind

Die guten alten Vorsätze. Wenn die Zeiten härter werden, ist es eine gute Idee, sich wieder auf sich selbst zu konzentrieren. Aus: „SZ am Wochenende“.

Große Worte müssen neu interpretiert werden. So setzt die „Welt am Sonntag“ die aktuelle Diskussion um Energiesparlampen in den historisch richtigen Kontext.

Ideen muss man haben! Unser Cartoonist Dietmar Kainrath rüttelt dafür sogar an Traditionen, die bisher als unverrückbar galten.

Sparen ja, aber in den richtigen Ställen. Also nicht in St. Moritz, wo die oberen Zehntausend ihre Poloturniere nur mit gut aufgewärmten Rössern gewinnen. (Entdeckt in der „FAZ“.)

Und noch etwas. Wenn wir uns auf technische Lösungen verlassen, sollten wir uns ganz sicher sein. So sieht es zumindest die „Welt am Sonntag“.

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Von Wolke 7 in den Hangar-7 Flugbericht von Thomas Altmann Seit ich denken kann, wollte ich Pilot werden. Mittlerweile dreißig Jahre alt, habe ich es „nur“ bis zum Paragleiter-Piloten geschafft. 2008 aber gewann meine Schwester über ein Seitenblicke-Abonnement einen Flug mit einem Alpha Jet der Flying Bulls. Schön für sie, doch das Schicksal wollte, dass sie schwanger war. Wer aber sollte nun statt ihr ins Cockpit des ehemaligen Kampfjets der deutschen Luftwaffe springen? Ohne zu zögern, war ich natürlich der Erste, der „Hier!“ rief. Mit Müh und not schaufelte ich ein Wochenende Anfang november frei. Der Sonntag sollte besser geeignet sein, und ich machte mich vom nebeligen niederösterreich aus auf in den sonnigen Salzburger Hangar-7. Daniel Angerer, etwa so alt wie ich, hatte anscheinend genau den Job, von dem ich immer schon geträumt hatte. Der Pilot war mir sofort sympathisch, kurze Einführung, und schon stieg ich das kleine Treppchen hinauf zum hinteren Cockpit des Alpha Jets. „Sieht ein bisschen klein und eng aus“, waren meine ersten Gedanken. Erst als ich mich ins Cockpit hineingezwängt hatte, wirkte es allmählich freundlicher auf mich. Vor mir ein Hau96

fen analoger Anzeigen und Schalter, links der Schubhebel, zwei Fußpedale und zwischen meinen Knien ein Steuerhebel. Ein Mitarbeiter der Bodencrew erklärte mir, wie ich den Fallschirm an mich und wie ich mich an den Sitz zu schnallen hatte. Die Gurte über Kreuz, links und rechts einfädeln und doppelt ins Gurtschloss einstecken, verriegeln, und irgendwann war ich dann eins mit dem Sitz. Zu guter Letzt bekam ich noch einen Helm mit Mikro und eingebauten Kopfhörern, dann begann das Triebwerks-Startprozedere. Die Turbinen wurden auf 650 °C aufgeheizt, alle Geräte durchgecheckt, und endlich rollten wir los Richtung Startbahn. Dabei funkte Daniel ständig mit dem Tower und handelte für uns einen „Quick-Start“ aus. So, als wollte man noch schnell bei Ampel-Orange über die

„Wir nehmen nur den Hebel. Beim Jetfliegen brauchen wir keine Fußpedale.“

Kreuzung fahren, kurvte er mit dem Alpha Jet bis ans Ende des Rollfeldes und brachte uns mit einer raschen 180-GradWende in Startposition. „Bist bereit?“, krächzte es durch den Bordfunk. Wie aus der Pistole geschossen antwortete ich: „Auf jeden Fall.“ Der Schubhebel zu meiner Linken schnellte nach vor, und ich wurde in den Sitz gedrückt. Mit einem breiten Grinsen lehnte ich den Kopf zurück und genoss die Beschleunigung, die ich nicht als viel stärker als bei einer Passagiermaschine empfand. Doch alsbald folgte eine neue Dimension. Daniel zog den Jet hoch, führte eine enge Rechtskurve aus, die mich noch fester an den Sitz schraubte. Zu meinem Grinser gesellte sich ein Wohlgefühl, das ich mir selbst mit einer geballten Faust bestätigte. nach der Kurve brachte Daniel das Fluggerät in die Horizontale, drosselte das Tempo und erklärte: „Das is’ jetzt die Maximalgeschwindigkeit …“ – Was?! Kann ja nicht sein – „… die wir in dieser Höhe fliegen dürfen.“ Aha, okay. Wenn das alles gewesen wäre, bräuchte man ja keinen Jet. „und wie schnell ist das jetzt?“ – „Zirka 300 km/h über Grund. Magst du mal beim Fliegen mitfühlen?“ – Sicher, sicher, was muss ich machen? „Der Steuerhebel, okay. ist mit den Fußpedalen auch irgendwas zu tun?“ – „Wir verwenden nur den Hebel. Beim Jetfliegen brauchen wir keine Fußpedale.“ Vorsichtig, als würde ich einen Schmetterling berühren, griff ich nach dem Joystick. nichts passierte. Das Flugzeug flog völlig normal weiter. Zaghaft bewegte sich der Hebel nach links, und der Jet neigte sich minimal nach links. Toll, ein riesiges Erfolgserlebnis! Daniel zog den Flieger leicht nach rechts, ein wenig runter, und ich begann, mir dabei die umgebung anzusehen. Bewaldete Berge und Täler zogen unter und neben uns vorbei. „Da vorne kommt der Wilde Kaiser. Da ist’s schön, wenn man neben den Felsen vorbeifliegt.“ Okay, na dann nix wie hin. Die riesige steile Felswand ragte neben uns empor, und gerade als wir etwas näher heranflogen, mischte sich Daniel mit einem „ich zeig dir mal was!“ ein. na klar, er fliegt jetzt sicher etwas näher ran, dachte ich. Doch es wurde noch spezieller. Relativ flott überflogen wir zwei Felsspitzen in Seitenlage (sprich ein Flügel oben, der andere unten), zirkelten in Schräglage um die Bergspitze, und ich fühlte mich wie in „Top Gun“, „Stählerne Adler“ und der Verfolgungsjagd durchs Tal in „independence Day“ – alles auf

iLLuSTRATiOn: AnDREAS LEiTnER

Read bull


Read bull

„Aaachtung!“ – Und schwuppdiwupp konnte ich das Inntal kopfüber betrachten. einmal. Einmal um den Gipfel herum, fiel mir nichts Gescheiteres ein als „Besser wär ich da auch nicht geflogen“. „Das glaub ich“, antwortete Daniel hörbar amüsiert. „Schau da, zwei Bergsteiger neben dem Gipfelkreuz. Die winken uns, da müss ma zurückwinken.“ Daniel sprach’s und wackelte sofort mit dem ganzen Flieger. Weiter ging’s Richtung innsbruck, obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte, wo wir uns befanden. Orte, Berge, Wälder und Straßen – aus dieser Perspektive und mit dieser Geschwindigkeit konnte ich mich einfach nicht orientieren. „Probieren wir einmal eine Rolle?“ ich war nicht abgeneigt, schließlich kannte ich das Manöver vom Paragleiten. „Dazu machen wir einen Steigflug von 30 Grad.“ Gesagt, getan und nichts neues. „Dann rollen wir nach links weg, Aaachtung …“ und schwuppdiwupp konnte ich das inntal kopfüber betrachten. Was mich verwunderte, war, dass ich trotzdem noch in den Sitz gepresst wurde. Was mich noch mehr faszinierte: ich hatte weder Angst noch ein komisches Gefühl. und schon flogen wir wieder in „normaler“ Flugposition. „Jetzt mach ma mal länger.“ und schon konnte ich das inntal wieder durch die Glaskuppel sehen. „Wie viel g waren das jetzt?“, wollte ich wissen. „Das war gar nichts, höchstens 2g.“ Hui, also mir kam das schon relativ anstrengend vor. nach einem Flug über den innsbrucker Flughafen, bei dem ich komplett in den Sitz gepresst wurde und Mühe hatte, meine Augenbrauen auf der Stirn zu halten, ging’s weiter Richtung Ötschtaler Gletscher. Langsam machte sich ein „Magengefühl“ bemerkbar, das ich aber mit den herrlichen Eindrücken der Berglandschaft ganz gut beiseite schieben konnte. „Wollen wir das Tal entlangfliegen?“, fragte Daniel. na klar! Das Tal war relativ schmal, keine Bäume mehr, nur Gras, vereinzelte Felsbrocken und angezuckerte Bergspitzen „Die Skisaison fängt schön langsam an“, bemerkte Daniel, und ich entdeckte unter uns Skipisten, Lifte und einige Skifahrer, die ihre Schwünge in Richtung Tal zogen. Auch Daniel machte Schwünge, allerdings mit dem Alpha Jet.

Sofort meldete sich mein Bauchgefühl wieder. Wir zogen in Schräglage um den Gipfel, keine Ahnung, um welchen, und weiter hoch an einer einsamen Wolke vorbei. Das Manöver endete in einer Rolle über dem Alpenhauptkamm – einfach herrlich. ich sog tief Luft ein, da das Bauchgefühl mittlerweile etwas unangenehmer geworden war. „Super Aussicht, oder?“, fragte Daniel. ich genoss, trotz des komischen Gefühls in der Magengegend, das wirklich phänomenale Panorama – und schwieg. „Bist eh noch da?“ – „Jaja, war nur gerade von der Aussicht fasziniert.“ – „Übrigens, das waren jetzt 2,5g und zuvor 3,5g. Willst wissen, wie 4g sind?“ – „ich glaube nicht“, antwortete ich ganz schnell. Schön langsam ging’s an den Rückflug. „Ähem … könnten wir’s jetzt etwas ruhiger angehen?“, meldete ich mich etwas verzagt über den Bordfunk. „Hast eh lang ausgehalten“, antwortete Daniel, und sein Lächeln war nicht zu überhören. Das Magengefühl war zwar noch da, aber ich konnte es ganz gut kontrollieren. Doch die Belastungen der vergangenen Flugmanöver zehrten an meinen Kräften. ich begann leicht zu schwitzen, obwohl immer frische, kühle Luft ins Cockpit strömte. Trotzdem war ich in meinem Element. Bereits über der Stadt, drosselte Daniel die Geschwindigkeit, und ich hatte den Eindruck, als blieben wir auf der Stelle stehen. „Landeklappen raus und das Fahrwerk auch.“ Es begann leicht zu ruckeln, Daniel flog eine letzte Rechtskurve und begann den Sinkflug auf die lange Gerade vor uns. Fünfzig Minuten und eine verheizte Tonne Kerosin nach dem Start landeten wir wieder auf dem Boden der Tatsachen. Mit etwas bleichem Gesicht stieg ich aus dem Alpha Jet. Das mulmige Bauchgefühl hatte sich noch immer nicht verabschiedet, wurde aber von einem mächtigen Glücksgefühl übertönt. nach einer kurzen Führung durch den Hangar-8 suchte ich im Hangar-7 für die nächsten dreißig Minuten eine gemütliche Couch auf. nur so ließ sich das seltsame Bauchgefühl – das mulmige – wieder in den Griff bekommen. Der Rest des Körpers brauchte ein wenig länger: noch Tage später schwirrten die Empfindungen und Erlebnisse durch meinen Kopf – was auch hoffentlich noch lange Zeit so bleiben wird. Leider werde ich wohl nie wieder in den Genuss solch eines Flugerlebnisses kommen. Aber bekanntlich soll man ja niemals „nie“ sagen.

Leser machen Programm Schicken Sie Ihren Text bitte an: readbull@redbulletin.at Das Thema ist frei, doch irgendwo kann eine Dose versteckt sein. Die besten Texte (4000 bis 5000 Anschläge) werden abwechselnd mit den Storys professioneller Autoren veröffentlicht.

Thomas Altmann,

Jahrgang 1978, geboren in Hollabrunn/NÖ. Der ausgebildete Techniker arbeitet als Redakteur der österreichischen ElektrotechnikFachpublikation „i-Magazin“.


Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist (16)

Vergiss es! Oder nicht? Wie man Rad fährt, sollte man sich etwa ganz genau merken. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber jedes Mal, wenn ich in den Semesterferien wieder auf den Skiern stehe und den ersten Schwung mache, muss ich denken: „Warum kannst du das noch? So selten, wie du fährst? Und auch noch so ausgezeichnet?“ Nun, das mit dem „ausgezeichnet“ werden nicht alle so sehen. Aber die Frage danach, warum wir Fertigkeiten wie Ski-, Rad- und Autofahren, aber auch Kopfrechnen und Papierfliegerfalten nie wirklich verlernen – die kann uns schon ins Grübeln bringen. So auch die Neurobiologen, die dem Schalten und Walten unseres Gehirns seit Jahren nachspüren. Sie haben herausgefunden, dass Lernen nicht bloß ein geistiger Vorgang ist, sondern auch unmittelbar physiologische Auswirkungen hat. Wenn wir uns also mit etwas Neuem beschäftigen, dann baut unser Gehirn an bereits bestehende Nervenzellen Fortsätze dran bzw. schafft Kontakte zwischen einzelnen Zellen. Wir können uns das (ganz unwissenschaftlich) wie den Ausbau eines Straßennetzes vorstellen: Sobald wir in bislang unbewohnte Landschaften fahren wollen, werden neue Wege und Verbindungen geschaffen, damit wir hin und wieder zurückkommen. Und genauso macht es unser Gehirn: Mit Hilfe neuer Wege und Verbindungen hält es fest, wie wir einen eleganten Skischwung machen, wie wir die Autokupplung betätigen und wie viel

Unser Gehirn behält außer den nützlichen Fähigkeiten leider auch jede Menge Kram, der uns belastet. 7 mal 3 plus 365 weniger 2 ergibt. Wir könnten also, ein geeignetes Instrument vorausgesetzt, dem Gehirn dabei zusehen, wie es während des Skifahrenlernens wächst und sich vernetzt. Ende vergangenen Jahres hat dabei einige Forscher des deutschen MaxPlanck-Instituts für Neurobiologie besonders überrascht, dass die gebildeten Nervenfortsätze und -verbindungen bestehen bleiben, auch wenn wir längere Zeit weder Ski fahren noch kopfrechnen. Alles, was wir tun müssten, sei, das Erworbene aufzufrischen, und schon seien

wir wieder in der Lage, an unsere frühere Brillanz anzuschließen. Unser Gehirn, so die tröstliche Erkenntnis, denkt also mit und sagt sich offensichtlich: „Wer weiß, wozu ich das noch mal gebrauchen kann? Besser, ich bewahre es auf!“ Leider hat diese Angewohnheit nicht nur Vorteile für uns. Unser Gehirn behält nämlich außer den nützlichen Fertigkeiten auch jede Menge anderen Kram, auch solchen, der uns belastet. Negative Erinnerungen an die eigene Kindheit zum Beispiel, an berufliche Misserfolge und zwischenmenschliche Enttäuschungen. Das hat zur Folge, dass wir oft – von diesen Erinnerungen belastet – durchs Leben stapfen und trauriger sind, als es sein müsste. So stellt sich die Frage, wie wir etwas Erlerntes möglichst wieder vergessen können, um wieder fröhlicher zu werden. Nun: Eine schnell anwendbare und sichere Lösung dafür ist noch nicht gefunden. Die neurobiologische Forschung macht aber Fortschritte bei der Suche nach dem (heilsamen) Vergessen. So hat sie beispielsweise gezeigt, dass unser Gehirn recht selektiv vorgeht und auf Effizienz bedacht ist: Es vergisst all jenes, was ihm beim Behalten neuer Inhalte im Wege steht. Neurowissenschaftler aus Magdeburg und Regensburg etwa haben vor kurzem nachgewiesen, dass wir unsere alte Telefonnummer zu vergessen beginnen, sobald wir uns die neue einzuprägen versuchen. Was das für uns bedeutet? Nun, auf Rezepte fürs Löschen belastender Erinnerungen werden wir noch warten müssen. Wer freilich genug hat vom alljährlichen Skifahren, der könnte versuchen, eine verwandte Sportart wie das Wellenreiten zu erlernen, und dann, kaum steht er in den nächsten Semesterferien wieder auf den Skiern, kundtun: „Also, keine Ahnung mehr, wie das geht! Und wie viel war noch mal 7 mal 3 plus 365 weniger 2?“ Christian Ankowitsch ist ein österreichischer Journalist und Schriftsteller. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Creative Director Erik Turek Art Director Markus Kietreiber Fotodirektion Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Andreas Kornhofer, Alexander Macheck Redaktion Ulrich Corazza, Felix Fuchs, Peter Hofer, Daniel Kudernatsch, Florian Obkircher, Lucas Perterer, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel, Nadja Žele Grafik Claudia Drechsler, Simone Fischer, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kucˇera, Valerie Rosenburg Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autoren Christian Ankowitsch, Christian Seiler Mitarbeiter Markus Huber, Lars Jensen, Peter Popham, James Toseland Illustratoren Almut Becvar, Mandy Fischer, Andreas Leitner, Lie-Ins and Tigers, Stefan Stratil Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian Graf-Simpson, Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Karl Abentheuer, Rudolf Theierl Projektleitung Bernd Fisa Sonderprojekte Boro Petric Finanzen Siegmar Hofstetter Verlagsleitung Joachim Zieger Marketing Barbara Kaiser (Ltg.), Regina Köstler Projektmanagement Jan Cremer, Jürgen Eckstein, Dagmar Kiefer, Sandra Sieder, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com IT-Support Martin Ribitsch Office Management Martina Bozecsky, Claudia Felicetti Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Redaktionsbüro London 14 Soho Square, W1D 3QG, UK Telefon +44 20 w w wErscheinungsweise . s a l z b u r g . c Das o m Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden 7434-8600 Fax +44 20 7434-8650 Web www.redbulletin.com Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Oberösterreichische Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten. In Deutschland: Münchner Merkur, tz. In Großbritannien: The Independent. Gesamtauflage 1,8 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com w w w . s a l z b u r g . c o m

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DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 3. MÄRZ 2009. w w w . s a l z b u r g . c o m

ILLUSTRATION: ANDREAS LEITNER

KO LU M N E


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