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Theologie studieren
STUDIEN- UND BERUFSFELDER
In der unten abgebildeten Fastenaktion »7-Wochenohne« der Evangelischen Kirche wird dazu aufgerufen, in der Fastenzeit eigene Gewissheiten und Denkmuster zu hinterfragen und »mündig« im Denken zu sein. Im Studium der Theologie wird immer wieder aufs Neue die Gelegenheit dazu geboten. Es geht darum, eigene Gewissheiten in Sachen Religion und Glauben kritisch zu reflektieren. Beim Sich-Selbst-Gedanken-Machen können die unterschiedlichen theologischen Disziplinen und ihre jeweiligen Perspektiven eine Hilfe sein. Vorgestellt wurden diese auf den S. 135–141. Abhängig vom Studiengang (z. B. L ehramt, Pfarramt, Bachelor, Master, Promotion) studiert man die theologischen Disziplinen in unterschiedlicher Auswahl und Intensität. So wie das vielschichtige Studium der Theologie sind auch die Berufe, die eingeschlagen werden können. Religionslehrkräfte haben Theologie studiert; Gemeindepfarrer und Pfarrerinnen ebenfalls. Aber auch im Journalismus, in der Wirtschaft, im Bereich der Politik und im Bereich der Erwachsenenbildung und in vielen anderen Berufen werden Sie auf Menschen treffen, die einen der verschiedenen theologischen Studiengänge absolviert haben. Vielleicht ist es ja für Sie eine Zukunftsoption? Auf den Internetseiten der Universitäten, an denen man Evangelische Theologie bzw. Evangelische Relig ionslehre studieren kann, und in den Studienberatungen erfahren Sie mehr.
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Eine Auswahl an Studiengängen in der evanglischen Theologie:
Evangelische Theologie für Pfarramt
Evangelische Theologie / Religionslehre für Lehramt für Gymnasium, Real-, Mittel- und Grundschule sowie als Didaktikfach für Mittelund Grundschulen (auch Sonderpädagogik)
Evangelische Theologie für Bachelor (im Hauptund Nebenfach) in Kombination mit anderen Fächern, wie z. B. Philosophie oder Volkswirtschaftslehre
Verschiedene Möglichkeiten der Vertiefung im Master, zum Beispiel: Lehramt für berufliche Bildung
Theologien interreligiös – Interfaith studies
Religionen verstehen / Religious Literacy
(Kooperation von Evangelisch-Theologischer Fakultät mit anderen Fakultäten und Instituten wie der Islamischen Theologie, der Judaistik und der Philosophie)
BEITRÄGE VON (EHEMALIGEN) THEOLOGIESTUDIERENDEN ZU IHRER STUDIENMOTIVATION
»Ich hatte mich im Vorfeld allein mit der Bibel auseinandergesetzt. Darin gab es viele Stellen, die ich überhaupt nicht verstand, andere, mit denen ich überhaupt nicht einverstanden war. Ich hatte große Zweifel, ob eine Religion, die sich auf dieses Buch stützt, überhaupt meine Religion bleiben kann. Ich haderte mit den christlichen Kreuzzügen und der Idee der Mission an sich. Ein Studium, das mich auf die Verkündigung und Arbeit als Pfarrerin vorbereitet, war daher ausgeschlossen für mich. Trotzdem wollte ich nicht einfach sofort aus der Kirche austreten, denn ich war mir bewusst, dass die Bibel kein Buch ist, das man einfach liest und auf Anhieb alles einordnen kann. Darüber hinaus hatte ich auch mit meinen Zweifeln und meiner Kritik gute Erfahrungen in meiner liberalen Heimatgemeinde gemacht. Also beschloss ich, der Religion eine Chance zu geben und mich frühestens zu distanzieren, wenn ich mich vertieft damit auseinandergesetzt hatte.
»Ein Aspekt war meine Vorstellung vom Studium an sich. Ich war nicht auf der Suche nach einer »Ausbildung«, die mich in möglichst kurzer Zeit, inhaltlich möglichst präzise auf eine Arbeitsstelle vorbereitet. Ich war begeistert für das Abenteuer »Bildung«. Ich wollte Zeit haben, mit interessanten Menschen über interessante Themen und große Lebensfragen ins Gespräch zu kommen. Nach der breitgefächerten Ausbildung am Gymnasium genoss ich es, endlich selbst entscheiden zu können, in welchen »Fächern« ich weiterhin unterrichtet werden wollte. Trotzdem wünschte ich mir, dass eine große Vielfalt im geisteswissenschaftlichen Bereich erhalten bleiben konnte. Kenntnisse in alten Sprachen, Literatur, Geographie und Geschichte, Bibelwissenschaften und philosophische Fragen. Das Theologiestudium bot das alles, kein Seminar war wie das andere. Ich bin auch im Nachhinein davon überzeugt, dass junge, flexible, aufgeschlossene Akademiker ihren Berufsweg finden, wenn sie diesen Bildungsweg einschlagen.
»Wenn ich daran denke, wie ich mir meine zukünftigen Kommilitoninnen und Kommilitonen vorgestellt habe, frage ich mich manchmal, warum ich mich für Evangelische Theologie einschreiben wollte: Birkenstocksandalen an den Füßen, eine Gitarre auf dem Rücken und vertieft ins Gebet in jeder Freistunde. Die anderen Erstsemester hatten wohl ähnliche Vorurteile und so waren wir bei unserer ersten Begegnung positiv überrascht, wie normal die anderen sind. Wobei es ›normal‹ nicht gut beschreibt: Das Tolle ist eigentlich, dass das Studium die verschiedensten Menschen mit den unterschiedlichsten Interessen zusammenbringt und es gerade das so spannend macht.
»Für mich stehen Glaubensfragen im Mittelpunkt. Ich finde es schön, die Möglichkeit zu haben, sich in theologische Literatur zu vertiefen und mit anderen zu diskutieren, welche Antwortversuche heute tragen. Die wissenschaftliche Herangehensweise an die Bibel war für mich zunächst sehr fremd. Manchmal habe ich mich gefragt: Stimmt das alles nicht, was ich eigentlich für ganz sicher gehalten habe? Inzwischen merke ich, dass sich mein Glaube verändert hat. Von einigen Überzeugungen habe ich mich verabschiedet, in anderen Fragen habe ich für mich neue Gewissheit gefunden. Mal sehen, was noch passiert.
»Ich möchte Pfarrerin werden und möglichst viel lernen, was mir hilft, interessante Gottesdienste zu gestalten und mich in der Seelsorge anderen Menschen so zuzuwenden, dass es ihnen wirklich auch hilft.
»Ich möchte Grundschullehrer werden. Ich habe eine Fächerkombination mit Evangelischer Religionslehre gewählt, da es einfach ein besonderes Fach ist, in dem man einen wirklich persönlichen Kontakt zu den Kindern bekommt. Vielleicht weil man Zeit hat, mit ihnen über ganz grundlegende Fragen des Lebens zu sprechen. Ich durfte es schon im Praktikum ausprobieren, das hat großen Spaß gemacht. Aber die Kinder haben mir auch sehr schwierige Fragen nach Gott und der Welt gestellt – da bin ich froh, dass ich noch einige Semester Theologiestudium vor mir habe.