M* Magazine Issue 227

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LIEBE IST MEINE RELIGION

eine Style-Vorgabe stecken, sondern ziehen ihr ureigenes Ding durch. Und genau das dürften auch Frida Gold im Sinn haben. HINTER DER MASKE Eigentlich spannend: Jetzt haben wir schon einen längeren Absatz hinter uns und noch immer kein Wort über die Musik von Frida Gold verloren. Aber das wäre ganz im Sinne von Sängerin Alina Süggeler: Sie liebt das Spiel mit der Kulisse; Eindeutigkeiten gehören bewusst nicht zu ihrem Repertoire. Lieber macht sie ihre Songs zu einem Vexierbild – und das beginnt schon bei ihren Texten: „Meine Zeit ist jetzt, mein Gold ist warm und glänzt, und nichts kann mich halten, nichts kann mich halten. Mein Herz pulsiert, es ist Zeit, dass was passiert, ich will nicht mehr warten, ich will nicht mehr warten“, singt Alina in der aktuellen Hit-Single Liebe ist meine Religion. Das ist Pop in seiner reinsten Form und bietet für viele Hörerinnen und Hörer Identifikationsmöglichkeit – sogar für den Schreiber dieser Zeilen. Soundtechnisch ist das neue Album, das wie die Single Liebe Ist Meine Religion heißt, großes Gefühlskino: Eine moderne Produktionsweise, die Popund Dance-Elemente geschickt und nicht unspannend zu einer eingängigen und trotzdem eigensinnigen Melange verquickt. Da darf in der aktuellen Single sogar der alte 90er-Jahre Eurodance-Hit Freed from Desire von Gala schamlos verbraten werden – handelt es sich doch laut Pressetext um ein bewusstes Zitat, weil Alina seinerzeit stark von dieser Stilrichtung beeinflusst wurde. Und irgendwie hat die fesche Alina die Ausstrahlung, dass man ihr eben nicht böse sein kann. Auch das ist eine Qualität, die sie bewusst einzusetzen versteht. Tanzbar, eingängig, emotionell und gelegentlich schon fast die Grenze zum modernen Techno-Schlager berührend ist das zweite Album Liebe Ist Meine Religion von Frida Gold. Technisch ausgereift, sehr stylish, sehr poppig und bei alledem auch eigenständig klingt’s – dazu gibt’s exzellentes Artwork und die fesselnde Persönlichkeit von Sängerin Alina. Könnte auch bei uns ganz groß werden.

MUSIKERIN ODER PLASTIKPOPPÜPPCHEN? Nun könnte man fälschlicherweise den Eindruck gewonnen haben, dass es sich bei Frida Gold und ihrer aparten Hauptprotagonistin um eine klassische Retortengeburt handeln könnte; um ein Plastikprodukt, zusammengeschustert in den Frankenstein’schen Hinterhoflabors der großen Musikkonzerne. Tja, ist es aber ganz und gar nicht: Alina ist waschechte Musikerin, wenn auch eben mit Hauptaugenmerk auf Pop. Ein Intermezzo als Querflötenstudentin gab’s aber auch sowie diverse Ausbildungen und Projekte. Erste Erfahrungen sammelte Alina mit dem Projekt Linarockt – denn Frida Gold, wie wir sie jetzt kennen, gibt es erst seit knapp drei Jahren. Dafür waren Frida Gold aber auch gleich mit dem ersten Album Juwel erfolgreich: Die Single Zeig Mir Wie Du Tanzt konnte sich sowohl in den deutschen als auch in den österreichischen Charts etablieren. In diesen letzten drei Jahren absolvierte die Band zahlreiche Konzerte, Gastauftritte und Support-Touren, was ihren Ruf als ernst zu nehmende Pop-Größe endgültig gefestigt hat – und aufgenommen wurde ebenfalls, nämlich das neue Album.

www.fridagold.com

AUFSTIEG IN DEN POP-HIMMEL Dazu haben sich Alina und Bandmitglied Andi Weizel, der auch produziert hat, zuerst nach Berlin und dann nach LA begeben – und mit den feinsten Songwritern zusammengearbeitet: Guy Chambers (Robbie Williams, Kylie Minogue), Rick Nowels (Lykke Li, Lana del Rey), Billy Mann (Pink, David Guetta, Seeed) und Robin Grubert (Sasha, Keri Hilson) – die Liste ist mehr als beeindruckend. Der Erfolg der ersten Single gibt ihnen jedenfalls eindrucksvoll recht. Lassen wir das letzte Wort Andi Weizel: „Wir hatten Lust auf internationalen Sound, hypnotische Beats, und Emotion. Wenn man Energie nicht aus lauten Gitarren holt, dann aus Grooves, durch Repetition“, erklärt er. „Uns war klar, wir müssen uns auf die einzige Konstante fokussieren, die es gibt und diese hervorheben: Alinas Stimme.“ [pez] MUSIC 59


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