365 Tage Basel

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365 Carlo Clivio

Tilo Richter

Tage

Basel Christoph Merian Verlag



365 Tage Basel Carlo Clivio Tilo Richter Christoph Merian Verlag



365 Expeditionen in den Basler Alltag Stadtgeschichte lässt sich auf verschiedene Art beschreiben und abbilden. In diesem Buch wird Stadtgeschichte anhand von Ereignissen nachgezeichnet, die auf die eine oder andere Weise Spuren hinterlassen haben. Begebenheiten, die das Leben der Menschen und das Bild der Stadt Basel veränderten und die in Erinnerung geblieben sind – nicht zuletzt deshalb, weil sie im Basler Stadtbuch festgehalten wurden. Ein grosser Teil der hier veröffentlichten Texte und Bilder erschien auf den Social-Media-Plattformen des Basler Stadtbuchs – Facebook, Instagram und Twitter – und erreichte dort Tausende Nutzerinnen und Nutzer. Die Autoren haben aus den täglichen Posts diejenigen ausgewählt, die am häufigsten geteilt und vielfach kommentiert und diskutiert wurden. Diese historischen Miszellen wurden mit weiteren Hintergrundinformationen und Querverweisen angereichert und mit Abbildungen aus öffentlichen und privaten Archiven und Sammlungen illustriert. Die Zusammenschau der 3’450 im Stadtbuch versammelten Artikel und Dossiers und der etwa 37’000 Chronikmeldungen kann und will keine Basler Enzyklopädie sein. Stattdessen liefert sie Einblicke in die Erinnerungskultur der letzten knapp anderthalb Jahrhunderte. Entstanden ist so eine vergnügliche Mischung von Epochalem und Nebensächlichem, die das städtische Leben in all seinen Facetten zeigt, eine quecksilbrige Melange aus Kleinem und Grossem, dem mit Pomp Gefeierten und dem schnell Vergessenen. Berühmte Namen hinterlassen Spuren – doch manchmal auch die unbekannten. Umso wichtiger erscheint es, auch dem vermeintlich Beiläufigen Aufmerksamkeit zu schenken. Denn oft stellt sich erst im Nachhinein heraus, was der Stadt Basel zu einem Schub verhalf – und was nicht. Nicht zuletzt geht es darum, Erinnerungen an bestimmte Stadtorte und Episoden wachzuhalten, ihre einzigartige Geschichte zu vermitteln und die Stadt damit besser ‹lesbar› zu machen. Die 365 Einträge möchten erhellen, was


die Menschen umgetrieben hat, was ihnen für die Stadt als wichtig und zukunftsfähig galt, wie sie Basel gestaltet haben und was sie den nachfolgenden Generationen übergeben konnten. Mit wachen Augen durch die Stadt zu gehen, eröffnet neue Perspektiven. Mit wachen Augen durch ein Buch zu gehen, eröffnet neue Horizonte – auch jenseits des Sichtbaren. Chroniken dienen nicht nur der reinen Aufzeichnung des Geschehenen, sondern liefern den Menschen eine historische Erzählung, auf die sie ihre Gegenwart beziehen können. In den Jahren 1988 und 1989 veröffentlichte der Basler Autor Eugen A. Meier seinen zweibändigen ‹Basler Almanach›, untertitelt mit ‹Ein authentischer Geschichtskalender der Stadt und Landschaft Basel›. Meier zündet darin ein Feuerwerk historischer Zahlen, Fakten und Abbildungen, das durch die Jahrhunderte einer sich wandelnden Stadt führt. Zu den älteren Basler Chroniken zählen das von 1850 bis 1864 von Theodor Streuber teils postum herausgegebene ‹Basler Taschenbuch› und die nur für die kurze Zeit von 1798 bis 1800 erschienenen ‹Basler Almanache› von Samuel Flick. Der Hutmacher Daniel Bachofen befleissigte sich im Jahr 1700, eine Übersicht wichtiger Ereignisse in Basel, seiner Umgebung und der Schweiz von Hand festzuhalten. Und schon im ausgehenden 17. Jahrhundert fanden die historischen Volkskalender ‹Hinkender Bote› weite Verbreitung. Die Basler Chronik ist seit dem Jahr 1882 fester Bestandteil des seit 1879 bis heute erscheinenden Basler Stadtbuchs. In den Einträgen finden sich einzeilige Kurzmeldungen ebenso wie ausführliche Berichte über Ereignisse des Tages, die der Nachwelt zur bleibenden Erinnerung übergeben wurden. Dabei kann für die Basler Chronik mit etwas zeitlichem Abstand entschieden werden, was den Annalen hinzufügt wird, und es fällt mitunter leichter, die Abläufe und Zusammenhänge zu erkennen und dabei die Spreu vom Weizen zu trennen. Diese Zusammenstellung von 365 Ereignissen lädt zur Beschäftigung mit der Basler Geschichte ein und belegt zumindest eines: Kein Tag vergeht, ohne dass unser Leben Spuren hinterlässt.


Seit 1973 wird das Basler Stadtbuch von der Christoph Merian Stiftung (CMS) herausgegeben, bis zur Ausgabe für das Jahr 2015 in Buchform, ab dem Jahrgang 2016 digital. Die Online-Plattform baslerstadtbuch.ch ermöglicht den Zugriff auf sämtliche seit 1879 erschienenen Inhalte und ist ein kostenloser Service public der CMS. Alle in der vorliegenden Publikation wiedergegebenen wörtlichen Zitate stammen – wenn nicht anders angegeben – aus der Basler Chronik (seit 1882) oder dem Basler Jahrbuch (1879 – 1959) respektive dessen Nachfolger, dem Basler Stadtbuch (seit 1960). Über die neben den Texten angegebenen Weblinks können Stadtbuch-Artikel oder -Dossiers abgerufen werden, welche die hier vorgestellten Ereignisse und Themen vertiefen. Mithilfe der auf jeder der 365 Seiten des Kalendariums angegebenen QR-Codes, die von neueren Smartphone-Kameras auch ohne spezielle Applikationen ausgelesen werden können, gelangt man ebenfalls zu diesen Beiträgen.



1900

Januar 1

Grusskarte zum Jahreswechsel 1899/1900

Auftakt mit besten Grüssen Das neue Jahr mit einem persönlichen Kartengruss an gute Bekannte willkommen zu heissen, war insbesondere in den Jahrzehnten von 1890 bis 1920 ein beliebtes Hobby. Von «Ansichtskartensport» war gar die Rede, wenn die Sammlerinnen und Sammler ihre postalisch verschickten Bilderschätze aus aller Welt untereinander tauschten. Der wertvolle Rohstoff dieser damals florierenden Branche waren aufwendig angefertigte Aufnahmen einheimischer oder auswärtiger, speziell angereister Fotografen. Die von ihnen festgehaltenen ikonischen Stadtansichten setzten Lithografen in Zeichnungen um – wie die hier gezeigten Motive von Münsterhügel, Rheinpanorama, Spalentor und Marktplatz. Aber auch manche Nebensächlichkeit wurde auf diese Weise bis heute überliefert.

Historische Basler Fotografien standen im Fokus des StadtbuchBeitrags ‹Bilder aus der Stadt – Bilder für die Stadt› von 2002: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/2002/2002_2804.html


2 Januar

1902

Luftbild des nördlichen St. Johann mit dem Güterbahnhof, 1928

Gleisanschluss fürs Industrie quartier «Der Güterbahnhof der ehemaligen Elsässerbahn wird einen Tag nach der Übernahme der Centralbahn durch die Schweizerischen Bundesbahnen dem Betrieb übergeben.» Der ausserhalb der ehemaligen Stadtmauer gelegene Teil des St. Johann entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Grossbasler Industrie- und Arbeiterquartier. Hier fanden sich das Gaswerk (1860 – 1931), der Schlachthof (1870 – 1970) und die chemische Industrie (ab 1886). Der erste Bahnhof der Französischen Bahn (1844 – 1860), der Rheinhafen St. Johann (1911 – 2010) und ab 1902 der Güterbahnhof beim Lysbüchel prägten die Infrastruktur des ‹Santihans›, das 1934 mit der Dreirosenbrücke eine gebaute Verbindung ins Kleinbasel erhielt. Das Tram führte über die bis 1918 deutsche Grenze ins Elsass: nach St. Ludwig (ab 1900) und Hüningen (ab 1910). Neben dem Stationsgebäude des Güterbahnhofs St. Johann kam eine der hölzernen Zollhallen vom Centralbahnhof zu ihrem zweiten Frühling. Sie wurde dort ab- und hier wiederaufgebaut und als Lagerhalle genutzt.

Über die rasante Entwicklung des St. Johann schrieb Hans Adolf Vögelin im Stadtbuch 1983: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1983/1983_1734.html


1875

Januar 3

Luftbild Bachletten-Quartier und Zoo, 1954

Auf gute Nachbarschaft «Rund 100 Bewohner und Bewohnerinnen des neu erbauten Bachletten-Quartiers besammeln sich bei einem gemütlichen und freundschaftlichen Abendessen, um sich gegenseitig besser kennenzulernen.» Knapp 80 Jahre später, nämlich 1954, entstand dieses Luftbild des längst fertiggebauten Quartiers mit dem Zoologischen Garten im Vordergrund. Nach 1980 entbrannte ein heftiger Kampf um die historische Bausubstanz. Den Befürwortern eines Abrisses und einer umfassenden Neuüberbauung standen jene Engagierten gegenüber, die sich für den denkmalpflegerischen Erhalt des sogenannten Bachlettendreiecks am Pelikanweglein starkmachten. Wie man heute weiss, gingen die Bauten des ausgehenden 19. Jahrhunderts wenig später verloren, die Stadterneuerer hatten sich durchgesetzt.

Martin H. Burckhardt mischte sich 1982 mit einem differenzierten Beitrag in die emotional geführte Debatte ein: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1982/1982_1662.html


4 Januar

1950

Beschädigte Plantonkanzel am Claraplatz, 1948

Schiefe Kanzel vorm Schiefen Eck Diese Verkehrskanzel vor dem ‹Schiefen Eck› am Claraplatz hatte 1948 Pech und trug bleibenden Schaden davon. Nicht einmal zwei Jahre nach dieser fatalen Kollision installierte der Kanton am 4. Januar 1950 die ersten Verkehrsampeln in der Stadt. Die neuen Lichtsignalanlagen kamen zuerst an der Schifflände und hier am Claraplatz zum Einsatz. Schnell machten Ampeln die ordnende Arbeit der Verkehrspolizisten (Polizistinnen gab es erst ab 1981, da waren die Verkehrskanzeln schon wieder weg) auf den Kreuzungen entbehrlich. Die Lichtsignalanlagen an der Schifflände und am Claraplatz sind längst verschwunden – ohne dass die Verkehrspolizei auf die Kreuzungen zurückgekehrt wäre.

1990 berichtete das Stadtbuch über ‹Strassen als Lebensraum›: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1990/1990_2107.html


1861

Januar 5

Claramatte mit Ketzerturm und Bläsitor in einem Winter um das Jahr 1865

Schruubedämpferli fürs Glatteis Das Schlittschuhfahren auf temporären Eisflächen erfreute sich während Jahrzehnten grosser Beliebtheit. Schützenmatte, Claramatte oder Petersplatz verwandelten sich in den besonders kalten Wintern zu kleinen Eisarenen, die Jung und Alt rege nutzten. Auch sonntägliche Extrazüge der Birsigtalbahn zum legendären ‹Ysweiher Oberwil› waren damals keine Seltenheit. «Am 5. Januar 1861 wurde die Claramatte erstmals den Schlittschuhläufern zur Benutzung übergeben. Damen begaben sich damals sehr wenig aufs Eis; sah man eine, so schaute ihr alles nach, wie man seinerzeit auch die Radlerinnen anstarrte, als wären sie exotische Prinzessinnen. Leider konnte man die Eisbahn nur fünf Winter hindurch benutzen, weil 1866 die neue Fabrik im Rumpel gebaut wurde und beim Auffüllen der Matte mit Teichwasser das nasse Element in das Kellergeschoss der Fabrik drang.» (Eugen A. Meier)

Die Stadtbuch-Ausgabe 1984 suchte nach Freiräumen zum Spielen in der Stadt: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1984/1984_1767.html


6 Januar

1902

Projekt neue Rheinbrücke, 1901/02

Endlich ganz aus Stein Die 1225 erstmals erwähnte mittelalterliche Rheinbrücke war lange Jahrhunderte der einzige Basler Flussübergang. Hochwasser und treibende Eisschollen setzten dem in die Jahre gekommenen Bauwerk zu, noch mehr aber der zunehmende Verkehr. Die alte, auf der Grossbasler Seite noch aus Holz konstruierte Brücke sollte durch einen modernen Neubau ersetzt werden, für den die Stadt 1901 einen Wettbewerb auslobte. Den Auftrag erhielten am 6. Januar 1902 jedoch nicht die Sieger dieser Konkurrenz, sondern der Basler Architekt Emil Faesch und sein deutscher Compagnon Friedrich von Thiersch. Während der etwas mehr als zweijährigen Bauzeit fungierte ein wenige Meter flussabwärts installierter Dienststeg als Zubringer für Material und Personal. Noch ein Stück weiter befand sich die grössere Notbrücke, die Passanten, Pferdefuhrwerken und sogar den Trams als Provisorium diente. Die von der Christoph Merian Stiftung finanzierte neue Mittlere Rheinbrücke konnte schliesslich am 11. November 1905 feierlich ihrer Bestimmung übergeben werden.

→ 11. November 70 Jahre nach der Eröffnung der neuen Brücke befasste sich Eugen A. Meier im Stadtbuch 1975 mit ihrer langen Geschichte: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1975/1975_1432.html


1906

Januar 7

Birsfelder Fähre am rechten Rheinufer, 1906

Am Drahtseil über den Rhein  Am 7. Januar 1906 nahm zum zweiten Mal eine Birsfelder Fähre den Betrieb zwischen dem ‹Birsfelder Hof› und der ‹Bierburg› mit Brauerei und Bierkeller (1856 / 57 erbaut, 1968 abgerissen) an der Grenzacherstrasse im Kleinbasel auf. Dank ihr konnten die Birsfelder Arbeiter der Seiler’schen Seidenbandfabrik beim Grenzacher Horn ihr Mittagessen zu Hause einnehmen. Und sie entsprach dem Wunsch der Bevölkerung Birsfeldens, möglichst direkt nach Grenzach und Riehen gelangen zu können. Die Fährverbindung über den Rhein existierte bis zur Fertigstellung des Kraftwerks Birsfelden im Jahr 1954. Zwischen 1853 und 1873 bestand auf der Höhe des Birskopfs die erste Drahtseil-Fährverbindung am Rheinknie, auch als ‹Fliegende Brücke› bezeichnet. Heute prägen das Stadtbild vier Fähren, die an fixen Drahtseilen befestigt sind und zur Überfahrt die Strömung des Rheins nutzen.

Über die 1989 wieder in Betrieb genommene St. Johanns (Ueli)-Fähre berichtete Niggi Schoellkopf, Mitgründer des Fähri-Vereins: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1989/1989_2071.html


8 Januar

1903

Berufsfeuerwehr im Lützelhof, 1905

Blaulicht ohne Blaulicht «Nach provisorischer Herberge im alten Kaufhaus am Steinenberg 8 und in der ehemaligen Zeichnungsund Modellierschule am Steinenberg 4 bezieht die Feuerwehr am 8. Januar 1903 den Lützelhof an der Spalenvorstadt 11. Die älteste Berufsfeuerwehr der Schweiz verfügt nun über eine richtige Feuerwache mit Schlafräumen, Aufenthaltsräumen und Fahrzeughallen.» Die Fotografie zeigt die furchtlosen Feuerwehrmänner in ihrem Domizil Lützelhof. Neben den altbewährten Dienstvelos zählte auch modernes Löschgerät zur Ausrüstung der Basler Sapeur-pompiers, so die legendäre Automobil-Dampfspritze ‹Basilisk II› links und der elektrisch betriebene Mannschafts- und Leiterwagen rechts im Bild. In der Spalenvorstadt befindet sich nicht nur weiterhin der Sitz der Basler Feuerwehr, sondern seit 1957 auch eine museale Ausstellung zur Geschichte der Feuerbekämpfung – seit 1967 bekannt und beliebt als Schweizerisches Feuerwehrmuseum.

→ 17. August ‹Es knistert im Gebälk› – so lautet der Titel eines Beitrags im Jahrbuch 1959 über den damaligen Alltag der Berufsfeuerwehr: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1959/1959_1066.html


1893

Januar 9

Allgemeine Gewerbeschule am Petersgraben, um 1903

Schule und Museum unter einem Dach An diesem Tag wurde das neue Gebäude der Allgemeinen Gewerbeschule und des Gewerbemuseums an der Ecke Spalenvorstadt und Petersgraben bezogen. Die Gründung der ersten Basler Gewerbeschule im Markgräflerhof erfolgte bereits 1786 durch die Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige GGG – damals noch als ‹Zeichenschule› für junge Handwerker mit vergleichsweise bescheidenen Angeboten. Für den Neubau von 1893 musste das im 16. Jahrhundert erbaute Kornhaus weichen, dessen Nachbar wiederum das Zeughaus war, das sich von hier bis hinunter zum Petersplatz erstreckte. Das Kornhaus, in dessen Mauern teilweise die Kirche des Klosters Gnadental zu finden war und das der Kornhausgasse den Namen gab, diente bis zum Jahr 1864 als städtische Getreidebörse. 1893 bis 1961 belegte die Gewerbeschule diesen Ort, bevor sie aufs Sandgrubenareal umzog, wo sie bis heute zu finden ist.

Zum 100-Jahr-Jubiläum als staatliche Institution erzählte Bruno Hediger im Stadtbuch 1987 die Geschichte der Gewerbeschule: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1987/1987_1908.html


10 Januar

1910

Inserat der Bodenkreditbank, 1910

Das Bankhaus der Bankhäuser «Es wird die Basler Bodenkreditbank gegründet und zu ihrem Präsidenten gewählt Alfons Simonius, Präsident des Verwaltungsrates des Schweizerischen Bankvereins.» Die am 10. Januar 1910 gegründete, als Aktiengesellschaft organisierte Bodenkreditbank hatte prominente Väter: den Schweizerischen Bankverein in Basel, die Süddeutsche Diskontogesellschaft in Mannheim und die Bank von Elsass und Lothringen in Strassburg. Das Kapital des Unternehmens betrug zehn Millionen Franken. Im Bild ein Inserat zur Emission von Pfandbriefen. 1931 folgte die Gründung der Internationalen Bodenkreditbank, die ihren Sitz ebenfalls in Basel hatte. Im Jahr 1960 übernahm der Bankverein die Hypotheken vergebende Bodenkreditbank.

Fragen der Basler Bodenpolitik und des Baurechts erörterte Walter Ruf im Stadtbuch 1976: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1976/1976_1466.html


1911

Januar 11

Blick vom Bruderholz auf die Heiliggeistkirche, um 1935

Römisch-katholisch im Gundeli Am 11. Januar 1911 erfolgte der symbolische erste Spatenstich für die neue Heiliggeistkirche im Gundeldinger-Quartier, und schon am 28. Oktober des gleichen Jahres konnte Aufrichte gefeiert werden. Nur ein Jahr darauf, am 26. Oktober 1912, weihte Bischof Jacobus Stammler das in neogotischen Formen errichtete römisch-katholische Gotteshaus. Der Entwurf für den imposanten Sakralbau stammte von Architekt Gustav Doppler, dem der Freiburger Baudirektor Max Meckel und dessen Sohn, der Architekt Carl Anton Meckel, zur Seite standen. Die historische Ansichtskarte zeigt den markanten Turm an der Westfassade der Kirche, im Vordergrund erkennt man die baumgesäumte Thiersteinerallee. Links des Turmkopfes im Hintergrund erhebt sich der Tüllinger Hügel vor der Kulisse des südlichen Schwarzwalds. Die Aufnahme stammt vom bekannten Basler Fotografen Lothar Jeck.

Werden und Wandel des ehemals ‹Mainzer Quartier› genannten Gundeli beschrieb ein StadtbuchBeitrag von 1984: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1984/1984_1762.html


12 Januar

1548

Ältestes Basler Stadtbanner aus dem 15. Jahrhundert

Seidenstoff mit hohem Symbolwert Jahrhundertelang wurde das am 12. Januar 1548 im Oberelsass aufgefundene älteste Basler Stadtbanner in einem «geheimen Gewölbe des Rathauses» oder vielleicht in der Kanzlei im Rathaus verwahrt. Bestätigt ist, dass das Artefakt am 28. Mai 1862 der Mittelalterlichen Sammlung des Historischen Museums übergeben wurde. Im oberelsässischen Reichenweiler im Jahr 1548 durch Zufall entdeckt, brachte ein «achtbarer Mann» das Stadtbanner nach Basel. Bürgermeister Adelberg Meyer und Oberstzunftmeister Blasius Schölle nahmen das wertvolle Geschenk mit höchstem Dank entgegen und belohnten den Überbringer. Die Vereinbarung sah regelmässige Zahlungen an den Finder vor und sollte strengster Geheimhaltung unterliegen. Das Stadtbanner aus dem 15. Jahrhundert ist der älteste Beleg für die Farben Schwarz und Weiss des Basler Stadtwappens. Es besteht aus weissem italienischen Seidendamast mit Granatapfelmusterung. Der schwarze Baselstab ist aufgenäht.

Der Wortlaut der Vereinbarung zwischen der Stadt und dem Finder ist im Jahrbuch 1882 abgedruckt: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1882/1882_0023.html


1989

Januar 13

Fassade des Restaurants Schiff an der Dorfstrasse in Kleinhüningen, 2003

Schutz für ein Schiff «Rund 1’000 Unterzeichner wenden sich in einer Sympathieadresse an die Regierung gegen den geplanten Abbruch des Kleinhüninger Art-déco-Restaurants ‹Schiff› mit seinen Fassadenfresken von Burkhard Mangold.» Das am 13. Januar 1989 vermerkte Engagement hat sich gelohnt – das stadtbildprägende Gebäude mit seinen grossformatigen Fresken und auch das beliebte Restaurant ‹Schiff› sind bis heute erhalten geblieben. Mangold schuf nicht nur dieses, sondern etliche weitere markante Fassadenund Wandbilder in seiner Heimatstadt Basel, so für die Schalterhalle der Hauptpost (1910), am Haus ‹zum Wolf› am Spalenberg 22 (1918) und am Haus der Schuhmachernzunft an der Hutgasse Ecke Glockengasse (1926). 1911 restaurierte Mangold zusammen mit Otto Plattner die Fassadenmalereien im Rathaushof, beide Künstler porträtierten sich dort in Medaillons.

2008 widmete das Stadtbuch dem ehemaligen Fischerdorf Kleinhüningen einen eigenen Beitrag: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/2008/2008_3050.html


14 Januar

1966

Zerkindenhof mit Gartenhaus und Befestigungsturm, vor 1931

Wo einst Ritter Nikolaus lebte «Das Theologische Seminar bezieht seine neuen Räume im prächtig renovierten Zerkindenhof am Nadelberg.» Anlässlich der Feier des 500. Gründungstages der Universität im Jahr 1960 schenkte die Basler Handelsgesellschaft der Universität, im Besonderen dem Theologischen Seminar, die Liegenschaft Zerkindenhof am Nadelberg. Der urkundlich erstmals im 14. Jahrhundert erwähnte Besitz war ursprünglich Ritterhof von Nikolaus Zerkinden, später Bürgersitz und weist eine vielfältige und reiche Baugeschichte auf. Den Brunnen im vorderen Hof, ein Schmuckstück alter Brunnenkunst, errichtete etwa Bürgermeister Ulrich Schultheiss. Noch heute befindet sich die Theologische Fakultät in dem am 14. Januar 1966 bezogenen historischen Gebäude.

Max Gerber berichtete im Stadtbuch 1968 über die Theologische Fakultät und ihr Domizil am Nadelberg 10: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1968/1968_1236.html Erkenntnisse zur Sonnenuhr am Zerkindenhof hielt Hans Stohler im Jahrbuch 1945 fest: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1945/1945_0817.html


2008

Januar 15

‹Christus heilt die Kranken› (‹Hundertguldenblatt›) von Rembrandt, um 1648

Ein Sammler beschenkt seine Geburts stadt Das Kunstmuseum freut sich über eine Schenkung des Berner Kunsthändlers und Sammlers Eberhard W. Kornfeld: 119 Radierungen, darunter das ‹Hundertguldenblatt›, und eine Druckplatte von Rembrandt gelangen in seinen Besitz. «Radierungen von Rembrandt Harmensz. van Rijn überraschen durch ihre thematische Vielfalt und ihren Reichtum an grafischen Ausdrucksmitteln. In Historien, Landschaften, Selbstbildnissen, Porträts, Genre- und Aktdarstellungen erkundete er die spezifischen Möglichkeiten des Mediums in kleinen oder grossen Formaten, in skizzenhaften oder sorgfältig durchgestalteten Kompositionen. Der 1923 in Basel geborene Eberhard W. Kornfeld sammelte von 1946 an während sechs Jahrzehnten Drucke höchster Qualität, die dank Rembrandts Experimentierlust den Charakter von Unikaten haben können», schrieb das Museum anlässlich der Schenkung. Der Gabe von 2007 / 08 folgten eine zweite und dritte: im Oktober 2017 Kirchners Gemälde ‹Stafelalp, Rückkehr der Tiere› und 2019 weitere 31 Rembrandt-Radierungen.

Die lange Geschichte der öffentlichen Kunstsammlung Basel rollte das Jahrbuch in zwei frühen Beiträgen der Jahre 1891 und 1893 auf: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1891/1891_0110.html

www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1893/1893_0129.html


16 Januar

1911

Bildpostkarte zur Basler Fasnacht, 1911

Frau Fasnacht bekommt ein Comité Am 21. März 1910 gründeten der Verkehrsverein Basel, der Grossbasler Fasnachtsverein Quodlibet und der Kleinbasler Verein WurzengraberKämmerli ein neutrales Fasnachts-Comité. Die erste protokollierte Sitzung der offiziellen FasnachtsOrganisation fand am 16. Januar 1911 im Büro des Verkehrsvereins statt. Das Fasnachts-Comité organisiert bis heute unter anderem den Cortège am Montag und Mittwoch, gibt die Fasnachtsplakette und den Fasnachtsführer ‹Rädäbäng› heraus, verteilt die Erlöse in Form von Subventionen, führt das ‹Drummeli› durch und fördert den Cliquen-Nachwuchs. An der Fasnacht vom 6. bis 8. März 1911 hiess es dann das erste Mal: «Me het e Blaggedde!», das erste Metallabzeichen zeigte einen Ueli. Seither sind die ‹Blaggedde› untrennbar mit der Fasnacht verbunden und gesuchte Sammelobjekte. Während Jahrzehnten enthielt das Stadtbuch eine eigene Fasnachtsnachlese mit Schnitzelbänken und Laternenversen. Die Basler Fasnacht ist seit 2017 immaterielles Unesco-Kulturerbe.

→ 10. März → 7. Dezember Ein eigenes Museum hat die Fasnacht nicht, aber eine kleine Dauerausstellung im Museum der Kulturen: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1999/1999_2674.html


1921

Januar 17

Schulzahnklinik an der St. Alban-Vorstadt 12, 1969

Für strahlend weisses Kinder lachen Auf dieses Ereignis vom 17. Januar 1921 liess sich hoffentlich mit einem Lächeln zurückblicken: «Unter der Leitung des Schulzahnarztes W. Geering wird die baselstädtische Schulzahnklinik eröffnet.» Seit 1886 setzte sich die Zahnärzte-Gesellschaft Basel für die Durchführung einer Kariesprophylaxe bei der Schuljugend ein. Damals wussten die Fachleute: Die Verhütung von Zahnfäulnis ist dringlicher als die Heilung von Zahnkrankheiten. Vorerst fehlte weitgehend die Unterstützung der Behörden. Da nach dem Ersten Weltkrieg die Zahnkaries zunahm, wurde das vielschichtige Problem der sozialen Zahnpflege durch Vorstösse in den Grossen Rat eingebracht. Am 12. Februar 1920 nahm das Parlament das Gesetz betreffend eine staatliche Schulzahnklinik an. Seit August 2019 ist die Schulzahnklinik, früher von den Schülerinnen und Schülern auch als ‹Rossmetzg› bezeichnet, im Neubau der Universitätszahnklinik an der Mattenstrasse 40 domiziliert.

Eduard Frei publizierte im Stadtbuch 1986 zu ‹Zahnmedizin – gestern, heute und morgen›: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1986/1986_1871.html


18 Januar

1929

Ausflug der Zolli-Elefanten in die Innenstadt, 1952

Wilde Tiere machen wilde Sachen «Aus dem Zoologischen Garten sind mehrere Elefanten ausgebrochen. Die Ausreisser können erst nach einer 45-minütigen Verfolgung beim SpalenSchulhaus wieder eingefangen werden.» Wenige Monate zuvor hatte es noch schlimmeren Ärger mit den Dickhäutern gegeben: «Der Elefant unseres Zoologischen Gartens tötet zum zweitenmal einen Wärter und muss umgebracht werden.» Da ging es 1952 schon deutlich gesitteter zu und her, wie das Bild zeigt. Damals führte ein Bummel die Rüsseltiere vom Barfi in die Steinenvorstadt – ganz offiziell und nicht als Ausreisser. Elefanten gehörten schon seit den Anfängen zu den Hauptattraktionen des Zolli. Die Mittel für den Bau des ersten Elefantenhauses im maurischen Stil kamen aus einer Lotterie. Die Basler Naturforscher Fritz und Paul Sarasin beschafften dem Zoo 1886 aus Ceylon, heute Sri Lanka, die junge Elefantenkuh Miss Kumbuk, die zu einer Basler Berühmtheit wurde. Auch ihre Nachfolgerin Miss Jenny war ein Publikumsmagnet.

→ 9. Juli → 30. November → 15. Dezember Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums zeichnete Rudolf Geigy im Stadtbuch 1974 die Geschichte des Zolli nach: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1974/1974_1381.html


2001

Januar 19

Lucius Burckhardt (Mitte) im Historischen Museum, 1. Basler Museumsnacht, 2001

Nachts im Museum Gleich auf Anhieb wird die Standortmarketing-Aktion Basler Museumsnacht am 19. Januar 2001 zu einem Grosserfolg: «Museumsnacht: Im Rahmen einer Stadtmarketing-Aktion bleiben, bei Gratiseintritt bis 25 Jahre und verschiedenen kulturellen und gastronomischen Spezialangeboten, 23 Basler Museen für einmal bis 2 Uhr morgens offen, was zu einem alle Erwartungen übertreffenden Publikumsaufmarsch von knapp 20’000 Personen führte, die 63’000 Eintritte generierten.» Am 17. Januar 2020 öffnete die Museumsnacht zum 20. Mal Türen und Tore für über 200 Programmangebote. 38 Museen und Institutionen beteiligten sich an der Jubiläumsausgabe. In den vergangenen 20 Jahren verzeichnete die Museumsnacht mehr als eine halbe Million Gäste. Zahlreiche Einträge in der Chronik zeugen von der Relevanz dieses Kulturhappenings im Stadtleben.

Barbara Saladin schrieb im Stadtbuch 2015 über die verborgenen Depots der Museumssammlungen: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/2015/2015_3384.html


20 Januar

1955

Spiel des Vogel Gryff auf der Mittleren Brücke, 1955

Der höchste Kleinbasler Feiertag Seit Jahrhunderten ist das Spiel des Vogel Gryff aus dem Kleinbasler Januar nicht wegzudenken, und schon seit Generationen wird es in Basel als Schulstoff vermittelt. Das illustre Geschehen geht auf mittelalterliche Waffenmusterungen zurück. Am besten fasst es das von Anna Keller gereimte und durch Hans Brunner vertonte Lied zusammen: Was klepft? E Schuss! Was mag das syy? / Dert tanzt jo aine uff em Rhy. / E Tannebaimli schwingt er / und ains, zwai, drey vertringgt er. Nai nai, das gfallt im Wilde Maa. / D’Kanone kracht. Jetzt kunnt er aa. / E-n-Ueli bättlet Batze. / Dr Lai winggt mit de Datze. Bym Käppelijoch gumpt stolz und styff / näben Wilde Maa und Lai dr Gryff, / und dausig Basler lache / ab däne-n-alte Sache.

‹Vom Vogel Gryff› lud im Jahrbuch 1953 zum Schmökern ein: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1953/1953_0947.html


1921

Januar 21

Neue Tramlinie nach Muttenz, Station Freidorf, 1921

Grosser Bahnhof beim Freidorf Am 21. Januar 1921 eröffnete die einspurige Strecke der Überlandbahn St. Jakob – Muttenz. Zwei Tage zuvor hielt die Chronik «die gut verlaufene Kollaudation» fest. Das Sonntagsblatt Nr. 34 der ‹Basler Nachrichten› berichtete am 23. Januar 1921: «Die Gemeinde Muttenz freute sich am Freitag der Erfüllung eines seit Jahren gehegten Wunsches; sie empfing die ersten blumenbekränzten Strassenbahnwagen in ihren Mauern. Als einzige Ortschaft in Basels nächster Umgebung war bisher Muttenz bis gestern ohne Tramanschluss; es schien beinahe, als ob das vom Naturschutzbund gehegte Birsuferidyll mit seinen Erlen und Nachtigallen diese städtische Ausstrahlung mit einem Zauberbann behindere.» Anfänglich fuhren manche Muttenzer Trampassagiere aus Kostengründen nur bis zum Zeughaus und legten den Weg in die Innenstadt zu Fuss zurück. Im zweiten Betriebsjahr ereignete sich in einer unübersichtlichen Kurve ein schwerer Frontalzusammenstoss. Die Strecke wurde aufgrund des Ereignisses auf zwei Spuren ausgebaut.

Die Wohnkolonie Freidorf auf dem Muttenzerfeld ist im Stadtbuch 1976 erwähnt: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1976/1976_1466.html


22 Januar

1798

Freiheitsbaum auf dem Münsterplatz, Stich von Friedrich Ludwig Kaiser, 1798

Helvetischer Jubel mit Nachhall Basel feierte am 22. Januar 1798 mit einem Freiheitsbaum auf dem Münsterplatz in einem grossen Verbrüderungsfest die Gleichstellung von Stadt und Landschaft. Wenige Monate später wurde die Helvetische Republik ausgerufen. Geschmückt war der Baum mit dem blechernen Freiheitshut, von den Münstertürmen wehte die Basler Trikolore. Im Münster hatte Pfarrer Fäsch vorher Freiheit, Gleichheit und Tugend als die Grundsäulen des Staates gelobt. «Das Fundament, das die Helvetik für die moderne Schweiz legte, wurde zwar 1848 noch einmal verändert, aber unglaublich starke Mauern sind erhalten geblieben: Gleichberechtigung, Wegfall der Grenzen im Landesinnern, erstmalige Gewaltentrennung, ein Schweizer Bürgerrecht, Steuerpflicht für jedermann, einheitliches Recht, eine gemeinsame Währung, Trennung von Einwohner- und Bürgergemeinden, eidgenössisches Postregal, ein vereinheitlichtes Grundbuch – und noch heute wählen die beiden eidgenössischen Kammern den Bundesrat nach einem Verfahren, das erstmals 1798 erprobt wurde.»

200 Jahre später stellte Markus Kutter im Stadtbuch die Frage, ‹Kann ein Jubiläum Geschichtsbewusstsein ändern?›: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1998/1998_2610.html


1963

Januar 23

MS ‹Rhy-Blitz› und MS ‹Strasbourg› am Klybeckquai, im Hintergrund Huningue, 1963

Letzte Eiszeit auf dem Rhein Der Januar 1963 war frostig. Eine mehrere Wochen dauernde Kälteperiode mit Temperaturen von weit unter null Grad führte zur letzten ‹Rhygfrörni›, wie die Chronik vom 23. Januar 1963 berichtete: «Der Gütertransport auf dem Rhein ist seit mehreren Wochen wegen Eistreibens auf dem mittleren Rhein eingestellt. Im Basler Rheinhafen bildet sich eine kompakte Eisdecke, die von Zeit zu Zeit aufgebrochen werden muss.» Nicht nur in Basel froren die Gewässer zu. Auch der Bodensee und der Zürichsee waren mit Eis bedeckt und der Rhein war in Deutschland auf einer Länge von 80 Kilometern zugefroren. Die Kälte widerspiegelt sich in der Zusammenfassung der Witterungsbedingungen in der Chronik vom 1. Februar 1963: «Die mittlere Wintertemperatur (von Dezember bis Ende Februar) beträgt -4,2° und ergibt ein Wärmedefizit von 5,1°. Damit ist dieser Winter seit Beginn der Messungen (1755) der zweitkälteste und seit 1829 der kälteste.»

Drei Flussgedichte veröffentlichte Werner Lutz im Stadtbuch 1984: www.baslerstadtbuch.ch/ stadtbuch/1984/1984_1783.html


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