ST. PAULI - AUSGABE 5

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ST. PAULI Die Semesterzeitschrift des Katholischen Studentenwohnheims Paulinum

Nr. 5, Jahrgang 3 WiSe 2013/2014

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INHALT 1

EDITORIAL ...................................................................... 3

2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7

CHRONIK Pauliner leuchten um die Wette ....................................... 4 Mit Hemd und Badehose ................................................. 5 Heimessen - Südamerikanisch ....................................... 6 Adventsfeier ..................................................................... 6 Einmal Goethe, einmal Shakespeare ............................... 7 Neues aus dem Trägerverein Paulinum e. V. ...................7 Tutoren fürs Paulinum .......................................................8

3 GEISTLICHES 3.1 Wer singt, betet doppelt .................................................13 3.2 Eine Viertelstunde vor dem Allerheiligsten .....................14 3.3 Was Franz und Franz verbindet? ................................... 16 4 4.1 4.2

EINDRÜCKE & ERFAHRUNGEN Erfahrungsbericht: Georgianum ................................... 18 Interview mit H. H. Pfarrer Marcus Nowotny ................. 19

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DIE NEUEN ................................................................... 22

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Titelbild: Knicklichtkicker


EDITORIAL

Liebe Pauliner, Liebe Leser von St. Pauli, wehmütig und nicht ohne nostalgische Gefühle hat die Redaktion kurz vor der Fertigstellung der neuen Zeitschrift in der ersten Ausgabe von St. Pauli geblättert! Zwei Gründungsmitglieder dieser studentischen Semesterzeitschrift sind ja schon von Bord gegangen. Im Februar verlässt nun auch der Letzte des GründungsTriumvirats die hehren Hallen des Paulinums. Wir sind bei der Erstausgabe mit dem Ziel des griechischen Schriftstellers Herodot angetreten, „auf dass die von Menschen vollbrachten Taten nicht mit der Zeit in Vergessenheit geraten und die großen und bewundernswerten Leistungen nicht ohne Nachruhm bleiben“. Wie lange der Nachruhm der Pauliner währen wird, hängt hierbei von mehreren Faktoren ab: Erstens, wie lange es das Paulinum in der gewohnten Form und seinem wahrhaft paulinischen Geist geben wird. Zweitens, wie lange es die Semesterzeitschrift St. Pauli geben wird. Wir hoffen jedenfalls, dass das Paulinum noch in seiner letzten Blüte Bewohner hervorbringen wird, die bereit sind – auch journalistisch bzw. schriftstellerisch – an dem „Nachruhm“ der Pauliner zu arbeiten.

Auch dieses Semester haben wir in der Chronik Einiges zusammengestellt, was diesem Nachruhm dienen könnte. Um nur die zentralsten Formen „der großen und bewundernswerten Leistungen“ der Pauliner zu nennen: Feiern, Gastmähler, Konzerte, Messen. All dies kam nur Zustande, weil die Bewohner zusammengeholfen und angepackt haben, wo es gerade nötig war. Ein herzliches Dankeschön dafür im Namen von St. Pauli! Natürlich gibt es auch über andere Dinge zu berichten. So zum Beispiel was Altpauliner nach ihrer Zeit im Paulinum machen. Wir haben dazu in diesem Heft das erste Mal Eindrücke gesammelt – und zwar aus dem fast benachbart gelegenen Georgianum. Ferner lassen wir in unserem Interview Pfarrer Marcus Nowotny zu Wort kommen. Wir sind zuversichtlich, dass die heutigen Bewohner des Paulinums in einigen Jahren diese Zeitschrift gerne wieder in die Hand nehmen und darin blättern werden! Eine angenehme Lektüre wünscht Ihre Redaktion von St. Pauli Johannes Isépy, Florian Mahr

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CHRONIK

Pauliner leuchten um die Wette

Farbspektakel bei der Mottoparty der Studentinnen Wie zu Beginn jedes Wintersemesters war es zunächst die Aufgabe der neu eingezogenen Studentinnen, in der hauseigenen Bar eine Mottoparty zu veranstalten. Zwischenzeitlich konnte man sich kaum bewegen, so zahlreich fanden sich aktuelle und ehemalige Bewohner sowie einige Gäste in Pauli’s Bar ein. Da die Wahl diesmal auf „be the brightest tonight“ fiel, trug die versammelte Party-Meute möglichst hell strahlende Outfits, zum Teil sogar Warnwesten, einige hatten sich darüber hinaus mit Neon-Fingerfarben bemalt, jeder Menge Knicklichtern bewaffnet, oder sogar die Haare bunt gefärbt. In Kombination mit der aufwändigen Dekoration, u.a. wurden die Wände mit Farbklecksen übersät und mit Mustern verziert, und speziell dem im ganzen Raum angebrachten Schwarzlicht sorgte das für eine ganz besondere Atmosphäre.

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Dazu boten die Mädels neben dem „Klassiker“ Bier und Shots auch Gin Tonic Grenadine an, der bei den Partygästen sehr gut ankam. Einer langen Party-Nacht stand also nichts mehr im Wege. (fm)


CHRONIK

Mit Hemd und Badehose

Kuriose Outfits bei der “Schick und Schock”- Party Zwei Wochen nach der ersten luden die neu eingezogenen Studenten zu ihrer selbst organisierten Mottoparty in die Bar des Paulinums ein. Ihr Thema lautete „Schick und Schock“, jeder Gast sollte sich also zum einen in Schale werfen, sich andererseits aber so kleiden, wie man sich normalerweise nicht vor die Tür trauen würde. So erlebte man an ein und demselben Abend elegante Hemden, Anzüge, Ballkleider, Krawatten, Nadelstreifenhosen etc., zugleich aber auch Badeund Jogginghosen sowie zerrissene oder gar keine Oberteile. Highlight der Dekoration waren Sterne, wie sie am Walk of Fame in Los Angeles zu sehen sind.

Neben bekannten Hollywood-Stars zierten auch Sterne mit den Namen der Veranstalter die Wände. Für den „Schock“-Effekt sorgte neben den Outfits auch der blutrote HalloweenSpecialcocktail mit einem Auge, für die Hautevolee wurde im Gegensatz dazu Kir royal angeboten. Gemeinsam mit Dauerbrennern wie Gin Tonic, Jägermeister und selbstverständlich Bier und viel Party-Musik wurde in den Freitagmorgen hineingefeiert. (fm)

Ken Ken – so funktioniert’s: Ähnlich wie beim Sudoku dürfen bei diesem Ken Ken in jeder Zeile und in jeder Spalte die Zahlen von 1 bis 5 nur jeweils einmal vorkommen. Innerhalb eines dick umrandeten Blocks müsst ihr die Zahlen je nach Rechenzeichen entweder addieren, multiplizieren oder dividieren und dabei das vorgegebene Ergebnis erhalten. Viel Spaß beim Knobeln!

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CHRONIK

Heimessen

Spezialitäten aus Südamerika

Adventsfeier

“Oh du fröhliche, oh du selige ...” Genau eine Woche vor Heiligabend trafen sich Bewohner und Freunde des Paulinums wieder zur traditionellen Weihnachtsfeier. Direkt nach dem Gottesdienst, der von Pfarrer Thomas Schwaiger gestaltet und musikalisch von einem Chor begleitet wurde, fand man sich im weihnachtlich geschmückten Lesesaal ein. Unser Heimsprecher Wolfgang richtete ein paar kurze Begrüßungsworte an alle Anwesenden, bevor es zum ersten Programmpunkt überging. Wie bereits in den vergangenen Jahren erhielt nach einer polnischen Tradition jeder eine Oblate, mit der man sich kreuz und quer durch den Raum begab und wem man über den Weg lief, gab man ein paar nette Worte mit, natürlich nicht, ohne ein Stück von dessen Oblate abzubrechen und zu essen. Im Anschluss stand auch schon das Abendessen an.

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Diesmal bereiteten Herr und Frau Altindag Gulasch in einer köstlichen Zwiebel-Pilz-Soße zu, darüber hinaus standen auf jedem Tisch Lebkuchen, Erdnüsse, Spekulatius, Mandarinen und dergleichen bereit. Nach dem ausgiebigen Mahl gab der PaulinerChor unter der Leitung von Christina und Thomas Weihnachtslieder aus aller Welt zum Besten. Nicht fehlen durfte natürlich auch der Nikolaus, der zwar einiges zu kritisieren hatte, zum Schluss aber beinahe einen Lobeshymnus auf das Paulinum und seine Bewohner anstimmte. Herzlichen Dank an alle Beteiligten, die durch ihr Engagement die Weihnachtsfeier so schön gestaltet haben! (fm)


CHRONIK

Einmal Goethe, einmal Shakespeare “Paulinum goes Theater”

Auch in diesem Semester brachten die Tutoren mit Theaterbesuchen wieder etwas Kultur ins Paulinum. Jeweils eine kleine Gruppe von Studenten machte sich zum Volkstheater auf, um sich dort entweder Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“

oder Shakespeares „Julius Caesar“ anzusehen. Beide waren recht modern inszeniert und wurden sehr professionell aufgeführt. Vielen Dank an Naz und Markus für die Organisation der netten Theaterabende! (fm)

Ausscheiden von H.H.Pfarrer Richard Götz Dr. Richard Götz ist Mitte Dezember 2013 auf eigenen Wunsch aus dem Dienst der Erzdiözese München und Freising ausgeschieden. Der Paulinum e.V. bedauert sein Ausscheiden sehr. Von 2006 bis 2012 war Richard Götz neben seiner Tätigkeit als Leiter der KHG TUM seelsorglicher Leiter des Paulinums. Durch die vielen Hl. Messen, die wir mit ihm gefeiert haben, und durch die Begegnungen bei Agape, Festen und Exkursionen ist Richard Götz vielen Paulinerinnen und Paulinern ein vertrauter Gesprächspartner geworden. Er war durch die Gespräche mit unserer Heimleiterin Evelyne Seidl und durch die Arbeit im Aufnahmegremium bestens mit den

Anliegen des Hauses vertraut und gab wertvolle Impulse. Die von ihm neu beschafften Messgewänder und die umgestaltete Kapellen-Seitenwand sind sichtbare Spuren seines Wirkens im Paulinum. Seit Sommer 2012 war Richard Götz als Fachbereichsleiter Hochschulpastoral (und Studentenwohnheime) im Erzbischöflichen Ordinariat München ein wichtiger Partner des PaulinumVorstands. Seiner weit denkenden Art und seiner Entschiedenheit hat das Paulinum Richard Götz viel zu verdanken. Wir wünschen Richard Götz für seinen beruflichen und persönlichen Lebensweg alles Gute und Gottes Segen! (jpg/mit freundlicher Genehmigung von PauliNews)

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CHRONIK

Tutoren fürs Paulinum

Schafkopf, FIFA, Kicker, Ski, Spieleabend, Bowling Schafkopf „Wer in Bayern ist, muss schafkopfen können“ - unter diesem Leitspruch versammelten sich zahlreiche Kartlerfreunde Mitte November im Lesesaal. Einige Neulinge wurden an diesem Abend fachmännisch in die hohe Kunst des Schafkopfens eingeführt, darunter sogar ein paar Ausländer, wodurch die Farbe „Schellen“ kurzerhand als „Luftballon“ bezeichnet wurde. Bei den erfahrenen Zockern ging es sofort richtig zur Sache und direkt um Bares. Bleibt nur zu hoffen, dass auch im kommenden Semester im Paulinum wieder fleißig „geschmiert“ und „gestochen“ wird. (fm) FIFA-Turnier Paris SG vs Real Madrid. FC Bayern München vs FC Barcelona...: Was sich anhört wie das Halbfinale der UEFA Championsleague spielte sich jedoch am 11. November im Lesesaal ab. Mit Beamer und PS 3 trafen sich einige Zocker zum allerersten Fifa Turnier im Paulinum. Nach zahlreichen spannenden sowie auch hitzigen Partien, standen sich im Finale Pascu mit Real Madrid und Roland mit dem FC Chelsea gegenüber. Unerwartet konnte sich der Underdog Pascu mit 3:1 durchsetzen und sich über den Turniersieg freuen. Durch die Anzahl der Teilnehmer und die hohe Begeisterung dürfte das nicht das letzte FIFA Turnier gewesen sein. (rs)

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Kickerturnier Ein weiteres Highlight des Semesters war ein Kickerturnier, dass am 5. Dezember in der allseits bekannten und beliebten Bar des Paulinum stattfand. Zahlreiche Teilnehmer erschienen und gruppierten sich zu Zweierpärchen. Nachdem die Gruppeneinteilung ausgelost worden war, zeigte sich, dass die Vorfreude auf dieses Event nicht unbegründet war. Mit viel Spannung und Spaß wurde mitgefiebert und Tore wurden bejubelt, ja manche mussten sogar bittere Niederlagen wegstecken. Doch dies tat der Freude an dem gemeinschaftlichen Ereignis keinen Abbruch. Letztendlich wurde das Gewinnerteam sogar mit einem Pokal aus leckerer Schokolade gekürt, Trostpreise gingen an den zweiten und dritten Platz und der Abend konnte mit einem gemütlichen Beisammensein ausklingen, wobei man durchaus sagen kann: Es war einer von vielen Gelungenen! (ks) Skifahren Auch dieses Jahr haben einige Pauliner und Nichtpauliner die Skipisten in Garmisch unsicher gemacht. Bei herrlichem Wetter, sehr gutem Schnee (was in diesem Winter bis jetzt ziemlich selten war) und einer lustigen Truppe hat es wirklich sehr viel Spaß gemacht!!!Eigentlich wollten wir diesen gelungene Tag wiederholen,


CHRONIK nur zog der Winter 2013/14 uns einen Strich durch die Rechnung, sodass unsere zweite geplante Skifahrt nicht in den Schnee fiel, sondern leider ins Wasser... (mb) Spieleabend 1: Schlag den Raab zu Gast im Paulinum verfasst von Shogun Martin von Bauer (42), von Gottes Gnaden Herrscher des dritten deutsch-russichen Imperiums Beim diesjährigen Brettspielabend gab es eine ziemlich spannende Partie “Schlag den Raab”. Angetreten sind 2 Teams. Jan und Roman bildeten ein Team und Christina und Loverboy N°1 das andere. Für alle die Schlag den Raab nicht kennen, hier kurz eine Vorstellung: Die Teams spielen gegeneinander maximal 15 kleine Kurzspiele. Pro gewonnenes Spiel bekommt man Punkte. Für das 1. Spiel einen Punkt, für das 2. Spiel 2 Punkte usw. Wer zuerst 60 Punkte hat gewinnt. So nun zu dem Abend selber. Am Anfang war alles sehr ausgeglichen und beide Teams waren gut dabei. Leider musste Roman nach dem 8. Spiel leider aufhören. Flo ist für ihn eingesprungen (das wird Folgen haben). Nach Spiel 13 waren Christina und Martin in Führung. Mit dem nächsten Spiel hätten sie es entscheiden können. Das Spiel heißt “Kartenblasen”. Es wird ein Stapel Karten auf einen Flaschenhals gelegt. Nun müssen die Spieler versuchen Karten hinunter zu blasen. Jedoch darf der Stapel

nicht komplett runterfallen. Das Spiel gewinnt man, wenn man es schafft, dass nur noch eine einzelne Karte auf dem Flaschenhals liegt. Das Spiel haben Flo und Christina gegeneinander gespielt. Es war verdammt spannend. Die beiden haben mit so einer Ruhe und Geduld versucht die Karten kontrolliert weg zu blasen. Doch irgendwann war einfach der Punkt erreicht, an dem es fast unmöglich war eine Karte weg zu blasen und der restliche Stapel fiel mit hinab. Das Spiel konnte Flo für sich entscheiden und damit haben sie den Matchball abgewehrt. Im letzten und entscheidenden Spiel traten Jan und Loverboy N°1 gegeneinander an. Bei diesem Spiel ging es darum ein extrem unförmiges Gummiei aus Brusthöhe auf den Boden fallen zu lassen und es danach wieder zu fangen. Die Schwierigkeit bei diesem Spiel bestand darin, dass niemand wusste in welche Richtung das Ei wegspringt. Jeder hat 7 Versuche. Gewinner ist derjenige, der das Ei öfters fangen kann. Um es kurz zu machen, der Loverboy N°1 hat es ver***** und hat das Ei einmal weniger gefangen wie Jan. Damit standen die Sieger fest. Jan und Flo konnten am Ende einfach die Nerven behalten und haben verdient gewonnen. Jedoch muss noch angemerkt werden, dass gegen die Sieger Einspruch erhoben wurde und das ganze vor Gericht verhandelt werden muss. Einen Personenwechsel bei Schlag den Raab?? Wäre ja dasselbe wenn ich in einer Prüfung einfach aufsteh,

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CHRONIK rausgeh und ein Freund schreibt den Rest für mich fertig... ne ne ne so geht das nicht. Nicht mit mir mein Freund :) Manch einer würde jetzt sagen wir sind schlechte Verlierer, mag vielleicht auch sein, aber wenn ihr mal das Spiel gespielt habt, dann versucht ihr auch nur noch die Regel penibel auszulegen (mb:) Spieleabend 2: Activity Action! 6 Spieler machten bei der ActivityRunde am Brettspieleabend mit - und hatten ihren Spaß! Die lustigen und flotten Runden wurden in wechselnden Dreierteams gespielt. Die Spieler mussten sich im Erklären, Pantomimifizieren und Malen beweisen und dabei hoffen, dass ihre Teamkollegen verstehen, was sie da fabrizierten. Dabei wurde viel gelacht, beispielsweise über rollende Schaufeltiere. Manchmal wurden Dinge fast aus dem Nichts erkannt, ein anderes Mal standen dann alle auf

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dem Schlauch. Es kam auch vor, dass die/der Darstellende so gut erklärte, dass das gegnerische Team längst wusste, um was es geht, das eigene aber nicht. Am Ende hatten jedenfalls alle ihren Spaß gehabt! (mg) Bowling Die erste Woche der Adventszeit haben wir Pauliner auch zum Bowling genutzt. Am Montag, den 2. Dezember sind wir also zusammen zum Bavaria Bowling aufgebrochen. Dort mussten wir uns wegen der zahlreichen Teilnehmer in zwei Gruppen aufteilen und spielten dann mehrere Spiele inbenachbarten Bahnen. Nach zwei Stunden, vielen kostenlosen Cocktails dank unserer Strikes und einem harten Kampf gegen das gegnerische Team stand der König der Bahnen fest: Martin Bauer (Zi. 42) – Herzlichen Glückwunsch! (naz)


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GEISTLICHES

Wer singt, betet doppelt! Geistliche Abende im Paulinum Venite, adoremus! O come, let us adore Him! Venite, adoriamo! Venez, adorons! Kommt, lasset uns anbeten! Mit diesem Anruf fordert uns das berühmte Weihnachtslied zur Anbetung des neugeborenen Herrn an. In ganz verschiedenen Formen wurde das Kind in der Krippe auch im Paulinum angebetet. Die Höchstform der Anbetung findet in der Heiligen Messe statt; wenn nämlich die Hostie emporgehoben wird, wird das Kreuzesopfer Jesu auf unblutige Weise vergegenwärtigt und erneuert. Wir beten Jesus an, weil er uns am Kreuz von unseren Sünden erlöst hat. Gerade wegen dieses Status der Heiligen Messe hat die Kirche immer darauf hingewiesen, dass der regelmäßige sonntägliche Messbesuch nicht nur eine Möglichkeit der Anbetung ist, sondern eine Pflicht, die wir in Treue zum Herrn nachkommen müssen. Wir danken Pfarrer Marcus Nowotny, dass er aushilfsweise ins Paulinum gekommen ist und die Heilige Messe mit uns gefeiert hat! Ganz besonders bedanken wir uns für das Frühstück, das er uns unerwarteter Weise nach einer frühmorgendlichen Roratemesse serviert hat! Für diese und die seelsorgliche Betreuung ein herzliches Vergelt’s Gott! Eine weitere Form der Anbetung ist die musikalische. Augustinus prägte den bekannten Satz: „Wer singt, betet doppelt!“ Dieses Semester konnte die

Gruppe, die die geistlichen Abende vorbereitete, einen starken Akzent auf das gesungene Gebet setzen. So fanden mehrere Taize-Abende statt. Sie sind bekannt für ihre meditative Atmosphäre und das bei Kerzenschein gesungene einprägsame Liedgut. Außerdem konnten die Pauliner zum wiederholten Male das Ensemble „Schola Augusta“ in ihrer Kapelle begrüßen. Es erklangen volkstümliche und traditionelle Lieder und Weisen aus der Advents- und Weihnachtszeit. Die Sänger der „Schola Augusta“ agierten sowohl programmatisch als auch musikalisch auf höchstem Niveau und bescherten den Zuhörern einen hörenswerten Adventsabend. Dieses Semester konnte auch eine traditionelle Anbetung abgehalten werden, wofür wir das neue Ostensorium verwendeten. Man erfuhr als Teilnehmender, wie schön es sein kann, für eine Viertelstunde vor dem Allerheiligsten zu verbringen. (Für den privaten Gebrauch ist daher der nachfolgende wunderbare Text gleichen Namens gedacht.) Venite, adoremus!, rufen die Engel an Weihnachten. Dieses Semester sind viele Pauliner diesem Ruf gefolgt und zu den geistlichen Abenden gekommen; die Heimleitung konnte mit den Besucherzahlen meist zufrieden sein. Doch wäre es wünschenswert, wenn sich nächstes Semester noch mehr dem Venite-Ruf anschlössen. (eum)

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GEISTLICHES

Eine Viertelstunde vor dem Allerheiligsten Vielleicht hast Du Dich schon einmal gefragt, wie man eigentlich betet. Mit ein wenig Übung kann man es lernen. Diese Anleitung für das Gespräch mit dem Herrn, der im Geheimnis der Eucharistie unter uns lebt, stammt vom hl. Antonius Maria Claret. Der Text kann Dir helfen, auf einfache Weise mit Gott ins Gespräch zu kommen. Der Herr spricht zu Dir: Es ist nicht nötig, viel zu wissen, um mir zu gefallen – es genügt, daß du mich sehr liebst. Sprich hier also einfach mit mir, wie du mit deinem engsten Freund sprechen würdest. Mußt du mich für jemanden um etwas bitten? Nenne mir seinen Namen und sage mir dann, was du möchtest, das ich jetzt für ihn tun soll. Erbitte viel! Zögere nicht, zu bitten. Sprich zu mir auch einfach und aufrichtig von den Armen, die du trösten willst; von den Kranken, die du leiden siehst; von den Verirrten, die du sehnlichst auf den rechten Weg zurückwünschest. Sag mir für alle wenigstens ein Wort. Und für dich, brauchst du für dich nicht irgendeine Gnade? Sage mir offen, daß du vielleicht stolz, selbstsüchtig, unbeständig, nachlässig bist ... und bitte mich dann, dir zu Hilfe zu kommen bei den wenigen oder vielen Anstrengungen, die du machst, um davon loszukommen.

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Schäme dich nicht! Es gibt viele Gerechte, viele Heilige im Himmel, die genau die gleichen Fehler hatten. Aber sie baten demütig ... und nach und nach sahen sie sich frei davon. Und zögere auch nicht, um Gesundheit sowie einen glücklichen Ausgang deiner Arbeiten, Geschäfte oder Studien zu bitten. All das kann ich dir geben und gebe ich dir. Und ich wünsche, daß du mich darum bittest, soweit es sich nicht gegen deine Heiligung richtet, sondern sie begünstigt und unterstützt. Und was brauchst du gerade heute? Was kann ich für dich tun? Wenn du wüßtest, wie sehr ich wünsche, dir zu helfen. Trägst du gerade einen Plan mit dir? Erzähle ihn mir. Was beschäftigt dich? Was denkst du? Was wünschst du? Was kann ich für deinen Bruder tun was für deine Schwester, deine Freunde, deine Familie, deine Vorgesetzten? Was möchtest du für sie tun? Und was mich angeht: Hast du nicht den Wunsch, daß ich verherrlicht werde? Möchtest du nicht deinen Freunden etwas Gutes tun können, die du vielleicht sehr liebst, die aber vielleicht leben, ohne an mich zu denken? Sage mir: Was erweckt heute besonders deine Aufmerksamkeit? Was wünscht du ganz sehnlich? Über welche Mittel verfügst du, um es zu erreichen? Sage es mir, wenn dir ein Vorhaben schlecht gelingt, und ich werde dir die Gründe für den Mißerfolg nennen.


GEISTLICHES Möchtest du mich nicht für dich gewinnen? Fühlst du dich vielleicht traurig oder schlecht gestimmt? Erzähle mir in allen Einzelheiten, was dich traurig macht. Wer hat dich verletzt? Wer hat deine Selbstliebe beleidigt? Wer hat dich verachtet? Teile mir alles mit, und bald wirst du soweit kommen, daß du mir sagst, daß du nach meinem Beispiel alles verzeihst, alles vergißt. Als Lohn wirst du meinen tröstenden Segen empfangen. Hast du vielleicht Angst? Spürst du in deiner Seele jene unbestimmte Schwermut, die zwar unberechtigt ist, aber trotzdem nicht aufhört, dir das Herz zu zerreißen? Wirf dich meiner Vorsehung in die Arme! Ich bin bei dir, an deiner Seite. Ich sehe alles, höre alles, und nicht einen Augenblick lasse ich dich im Stich. Spürst du Abneigung bei Menschen, die dich vorher gern mochten, die dich jetzt vergessen haben, und sich von dir entfernen, ohne daß du ihnen dazu den geringsten Anlaß gegeben hast? Bitte für sie, und ich werde sie an deine Seite zurückbringen, wenn sie nicht zum Hindernis für deine Heiligung werden. Und hast du mir nicht vielleicht irgendeine Freude mitzuteilen? Warum läßt du mich nicht daran teilnehmen, da ich doch dein Freund bin? Erzähle mir, was seit dem letzten Besuch bei mir dein Herz getröstet und dich zum Lächeln gebracht hat. Vielleicht hast du angenehme Überraschungen erlebt; vielleicht hast du glückliche Nachrichten erhalten,

einen Brief, ein Zeichen der Zuneigung; vielleicht hast du eine Schwierigkeit überwunden, bist aus einer ausweglosen Lage herausgekommen. Das alles ist mein Werk. Du sollst mir einfach sagen: Danke, mein Vater! Willst du mir nichts versprechen? Ich lese in der Tiefe deines Herzens. Menschen kann man leicht täuschen, Gott aber nicht. Sprich also ganz aufrichtig zu mir. Bist du fest entschlossen, dich jener Gelegenheit zur Sünde nicht mehr auszusetzen, auf jenen Gegenstand zu verzichten, der dir schadet, jenes Buch nicht mehr zu lesen, das deine Vorstellungskraft gereizt hat, mit jenem Menschen nicht mehr zu verkehren, der den Frieden deiner Seele verwirrt? Wirst du zu jenem anderen Menschen wieder sanft, liebenswürdig und gefällig sein, den du bis heute als Feind betrachtet hast, weil er sich gegen dich verfehlte? Nun gut, gehe jetzt wieder an deine gewohnte Beschäftigung zurück. Zu deiner Arbeit, deiner Familie, deinem Studium. Aber vergiß die Viertelstunde nicht, die wir beide hier verbracht haben. Bewahre, soweit du kannst, Schweigen, Bescheidenheit, innere Sammlung, Liebe zum Nächsten. Liebe meine Mutter, die auch die deine ist. Und komme wieder mit einem Herzen, das noch mehr von Liebe erfüllt, noch mehr meinem Geist hingegeben ist. Dann wirst du in meinem Herzen jeden Tag neue Liebe, neue Wohltaten, neue Tröstungen finden.

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GEISTLICHES

Was Franz und Franz verbindet? Franziskus von Assisi, der Vater der Armen Jorge Mario Bergoglio hat sich nach seiner Wahl zum Papst für einen Namen entschieden, den vor ihm kein Papst gewagt hatte zu wählen. Er wählte ihn in Gedenken an den Heiligen Franz von Assisi. Was aber verbindet diesen Heiligen mit dem Papst? Die Bande zwischen dem Heiligen und dem Papsttum sind geprägt von – im wahrsten Sinne des Wortes – traumhaften Abenteuern. Wer war dieser Heilige, der einen frisch gewählten Papst veranlasst hat, nach 800 Jahren seinen Namen anzunehmen? 1181 in Assisi geboren, wuchs Franziskus dort als Sohn eines reichen Tuchhändlers ohne große Sorgen auf. Doch nach den Erlebnissen von Krieg und Gefangenschaft bekehrte er sich und begann einen Leprakranken zu pflegen.

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Als er für die Wiederherstellung einer kleinen Kirche vor Assisi einige Tuchballen seines Vaters verkaufte, kam es zur Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn. Dieser soll sich daraufhin vor einer großen Menge seiner Kleider und damit seines Erbes entledigt und gesagt haben: „Weder Geld noch Kleider will ich von dir, von jetzt an nenne ich nur noch einen Vater, den im Himmel!“ Danach führte er ein Einsiedlerleben. Später versammelte er mehrere Gesinnungsgenossen um sich, mit denen er seinen Orden gründete: die Franziskaner. Um die Erlaubnis für den neuen Orden zu erreichen, begab er sich auf eine Wallfahrt nach Rom. Die Gründung neuer Bewegungen wurde von der Kurie zur Zeit der Ketzerkriege nicht gerne gesehen. Ausschlaggebend für die päpstliche Bewilligung


GEISTLICHES war schließlich ein Traum, in dem Papst Innozenz III. sah, wie Franziskus die einstürzenden Mauern der Laterankirche stützte. Franziskus gründete daraufhin mehrere Klöster, darunter auch das Stammkloster bei der Kirche Santa Maria degli‘ Angeli (auch Portiuncula genannt). Sein Ruf verbreitete sich rasch. Er faszinierte die Leute durch seine starke Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Seine Liebe zur Natur zeigt sich in den bekannten Geschichten, dass er den Vögeln gepredigt, aber auch einen streunenden Wolf gezähmt haben soll. Berühmt ist auch das Lob der Sonne, der sogenannte „Sonnengesang“. Franz von Assisi wurde als „poverello“ weithin bekannt und innig verehrt; durch seine „süße Rede“ beeindruckte er die Menschen und wurde wegen seiner anrührenden Gesänge auch „Troubadour Gottes“ genannt.

Als nach seinem Tod bekannt wurde, dass er die Wundmale Christi an seinem Leib getragen hatte, wurde er als „alter Christus“, als zweiter Christus verehrt. Franziskus verstarb in seinem Portiuncula-Kloster auf bloßem Boden liegend, nackt, um auch im Sterben Jesus ähnlich zu sein, laut singend und umgeben von seinen Ordensgenossen. Gegen die Gewalt von Machthabern stellte Franziskus Jesu Gewaltverzicht gegen die Geldwirtschaft das Prinzip der Armut; das Heil des Menschen war ihm wichtiger als das Vermögen. Damit erschloss er der Kirche neue Formen des Glaubenslebens mit hohem Erlebniswert, großer Herzlichkeit und persönlicher Verbindlichkeit. Somit erscheint auch die Namenswahl des Papstes wenig zufällig. Auch er verkündet das radikale Evangelium von der armen Kirche für die armen Menschen. Auch er findet „neue Formen des Glaubenslebens mit hohem Erlebniswert“. Auch er strahlt eine besondere Herzlichkeit aus, die uns zum Evangelium hinführen kann. Wie der heilige Franziskus, so möge auch der Papst Franziskus die Mauern der Kirche stützen und dort, wo sie eingefallen sind, wieder aufrichten! (eum/mit Material von www.heiligenlexikon.de)

Buchtipp Franz von Assisi – Legenden und Laude. Hg. Otto Karrer. Zürich 1945.

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EINDRÜCKE & ERFAHRUNGEN

Liebe Paulinerinnen und Pauliner, liebe Freunde als Gründungsmitglied der „St. Pauli” ist es mir eine Freude etwas für den Inhalt beitragen zu dürfen. Als Johannes auf mich zu kam und mich fragte, ob ich etwas über das Herzogliche Georgianum schreiben wolle, da war mir gleich klar – das machst du! Nachdem ich zwei schöne und erfahrungsreiche Jahre im Paulinum verbringen durfte, zog mich mein weiterer Lebensweg im August 2013 ins benachbarte Georgianum. Es ist für mich jedoch erst die zweite Wohnstätte, die nach einem Heiligen benannt ist. Denn vor dem Paulinum war ich in Bamberg am Theresianum. Das Georgianum jedoch ist nach Herzog Georg dem Reichen benannt, der das gleichnamige Priesterseminar am 15. Dezember 1494 stiftete. Die bayerischen Bischöfe erkannten das Georgianum später als ihren diözesanen Priesterseminaren ebenbürtig an. Zusammen mit der Universität wurde das Georgianum im Mai 1800 von Ingolstadt nach Landshut und am 3. Oktober 1826 von Landshut nach München verlegt, wo es auf ausdrücklichen Wunsch König Ludwigs I. von Bayern am 4. November 1841 das von Friedrich Gärtner gegenüber der Universität errichtete Gebäude bezog. Von 1805-1826 nahm das Georgianum die Funktion eines Generalseminars für alle bayerischen Diözesen wahr. Seit 1806 wird es von einem Lehrstuhlinhaber der

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Katholisch-Theologischen Fakultät geleitet. Der derzeitige Direktor unseres Hauses ist Prof. Dr. Winfried Haunerland, Professor für Liturgiewissenschaft an der LMU. Als Priesteramtskandidat für Würzburg bin ich derzeit der einzige Franke im Haus. Ansonsten leben hier Seminaristen aus Speyer, Indien, Klosterneuburg und Stift Geras sowie zwei Diakone aus Frankreich. Neben den Seminaristen gibt es eine zweite Gruppe im Haus. Die Priester bilden diese größte Gruppe. Ihre Herkunft ist sehr vielfältig und konzentriert sich hauptsächlich auf Indien und den asiatischen Raum und Afrika. Die dritte Gruppe sind die sog. „Gäste”, d.h. Studenten, die hier bei uns im Haus zu Gast sind und am Hausleben teilnehmen können. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen. Der Tagesablauf der Seminaristen ist fast täglich identisch. Um 6.40 Uhr treffen wir uns zu den Laudes (Morgengebet) in der Kirche und um 07.00 Uhr ist die Heilige Messe. Anschließend kann man ein Frühstück im Refektorium (Speisesaal) einnehmen. Dann geht jeder seinen Universitätsgeschäften nach und studiert. Um 12.15 Uhr treffen wir uns wieder zum gemeinsamen Essen und wer möchte, kann danach noch einen Kaffee mit Kuchen haben.


EINDRÜCKE & ERFAHRUNGEN Der Nachmittag ist wieder Studierzeit, die um 18.10 Uhr vom Abendessen beendet wird. Nach dem Abendessen beten wir um 18.40 Uhr die Vesper (Abendgebet). Neben diesem Programm gibt es noch tagspezifische Angebote, wie am Montag z.b. den geistlichen Vortrag und am Mittwoch das Bierstüberl oder die Anbetung. Natürlich ist unser Haus immer offen für Gäste, sei es mal zum Mittagessen oder am Abend fürs Bierstüberl oder die Anbetung. Dass wir ein Haus mit prominenten Leuten sind, beweist ein kleiner Blick in die Chronik unserer Hausbewohner. Zu den bekannten Georgianern zählen Pfr. Sebastian Kneipp und Papst Benedikt XVI., der in unserem Haus von 1949-51 studierte und lebte. Der Semesterzeitschrift „St. Pauli” wünsche ich eine gute Zukunft und grüße alle mir bekannten und auch unbekannten Hausbewohner! Euer Nicolas

Interview mit H.H. Pfarrer Marcus Nowotny Pfarrer Marcus Nowotny hat dieses Semester mehrere Gottesdienste mit uns gefeiert. St. Pauli hat ihn u.a. zur Lage der Kirche in Russland gefragt, wo er längere Zeit Pfarrer war. St. Pauli: Sie kommen aus der Stadt Brandenburg. Wie gestaltet sich die Situation Ihrer Heimatdiözese? M.N.: Stadt Brandenburg gehört zur Erzdiözese Berlin. Da Berlin ja auch Hauptstadt ist, haben wir auch eine gewisse repräsentative Funktion, aber ansonsten ist es ein Diasporabistum (also eine kleine katholische Gemeinde innerhalb der größeren Gemeinde von Protestanten; Anm. d. Red.), was sich besonders in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zeigt. St. Pauli: Wie hat sich das kirchliche Leben nach der Wende verändert?

H.H. Pfarrer Marcus Nowotny

M.N.: Der äußere Druck ist natürlich weg. Wobei Diaspora auch heute Diaspora ist! Diaspora bedeutet aber in den meisten Fällen eine Diaspora nach außen hin; nach innen hin kann man durchaus feststellen, dass es viele volkskirchliche Traditionen gibt, weil die Gemeinden sich vielerorts zusammensetzen aus Leuten, die erst nach dem Krieg hinzugekommen sind oder die bereits vor dem Krieg dort gewohnt haben, aber ihre Wurzeln

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EINDRÜCKE & ERFAHRUNGEN auch in Gegenden haben, die durchaus volkskirchlich geprägt sind. Wir haben viele Schlesier zum Beispiel, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Erntehelfer hier beschäftigt waren. So tauchte im ansonsten protestantischen Brandenburg auch das katholisches Element auf. Nach dem Krieg gab es dann auch größere Bewegungen aus Ostpreußen, aus Schlesien, aus der Grafschaft Glaz, vor allem aus dem Sudetenland. Da wurde die ganze Bevölkerung einmal durchgemischt, eine ganz neue Situation! Von den etwa 100000 Bewohnern waren etwa 3000 Katholiken. Von diesen beteiligten sich immerhin etwa 1000 aktiv am Gemeindeleben. Nach innen also volkskirchliche Traditionen, nach außen Diaspora.

Krankenhaus der Caritas. Da gab es Ordensschwestern, die mitgearbeitet haben. Es gab in der DDR auch Heime für behinderte Kinder, meistens in kirchlicher Trägerschaft. Dort wo sich der Staat nicht besonders engagieren wollte, ließ er das kirchliche Engagement durchaus zu. Letztendlich sind wir darauf angewiesen, was der einzelne Mensch konkret zu leisten vermag. Da halte ich es mit Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

St. Pauli: Kann man diese Situation mit der unsrigen hier in München vergleichen?

St. Pauli: Wie kann man die Lage in Russland mit der in Deutschland vergleichen?

M.N.: Die Situation hier kenne ich leider zu wenig. Ich war in einer Gemeinde in Freising eingeladen auszuhelfen. So habe ich ein wenig das kirchliche Leben hier kennenlernen können. Der Unterschied ist natürlich gravierend! Die allgemeine gesellschaftliche Situation – nämlich dass die Kirche ein gesellschaftlicher Faktor ist – gab es bei uns gar nicht. Unsere Diasporakirche kann natürlich in die Gesellschaft hineinwirken, aber in viel geringerem Maßstab. In der DDR war das ganz schwierig, im sozialen Bereich war es teilweise erlaubt zu wirken. In Brandenburg zum Beispiel hatten wir ein katholisches

M.N.: Wir haben ja schon von Diaspora gesprochen. Ich habe einmal eine Definition von Diaspora gehört: „Mit viel Aufwand kleine Brötchen backen.“ Und wir machen in Russland mit noch viel mehr Aufwand noch viel kleinere Brötchen... Man wird dabei auch ein bisschen demütig. Wir sind eine verschwindend kleine Gemeinde von Katholiken und das in einer Gesellschaft, die sehr atheistische geprägt ist und wo der praktische Materialismus und Atheismus durchaus die Hauptreligion darstellt.

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St. Pauli: Sie waren als Pfarrer ja auch schon in Russland tätig. M.N.: Ja, ich war mittlerweile schon in drei von unseren vier russischen Diözesen im Einsatz.

St. Pauli: Hat sich seit der Wende etwas verbessert?


EINDRÜCKE & ERFAHRUNGEN M.N.: Ich tue mich sehr schwer, die Situation positiv einzuschätzen. Es ist auf jeden Fall viel leichter geworden. Wir haben eine stabile Struktur, Gemeinden, Diözesen, einen Caritasverband. Es gibt Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden, Diözesen. Die Ordensgemeinschaften sind aktiv. Es gibt also viele Aspekte, von denen man sagen kann, dass es gut ist, dass es so ist. Aber zu sagen, wir wären eine gesellschaftliche Größe oder wir hätten einen Stand erreicht, auf dem wir uns ausruhen können, all das können wir nicht! Wir sind sehr klein... St. Pauli: Umso wertvoller könnte dann die seelsorgliche Arbeit sein? M.N.: Wir haben in Russland natürlich viel weniger Verwaltungsarbeit im Vergleich mit einem Pfarrer zum Beispiel hier in Bayern. Wir haben also mehr Freiheiten, auf die Menschen zuzugehen. Die katholische Kirche in Russland gibt es offiziell seit 1991. Viele sind erst in den letzten Jahren zur Kirche und zum Glauben gekommen.

Da gibt es also ganz andere Anforderungen, Fragestellungen, Situationen. St. Pauli: Wie sieht es mit der Ökumene in Russland aus? M.N.: Meistens gibt es sie auf sehr hoher Ebene, unter den Bischöfen. Regelmäßig kommen Vertreter aus dem Vatikan, die Russland und den russisch-orthodoxen Patriarchen besuchen. Auf der unteren Ebene, also zwischen orthodoxen und katholischen Pfarrgemeinden gibt es hier und da gute Beziehungen, ansonsten ist es eher ein „Wir tun euch nichts – Ihr tut uns nichts“. St. Pauli: Zum Schluss: Was bedeutet 2013 für die Kirche? M.N.: Den Papst! Zwei Päpste sogar! Bei Papst Franziskus wissen wir noch nicht, wo es hingeht. Das ist das allgemeine Empfinden: Man sieht und staunt, aber so richtig weiß man nicht, wo es hingeht. Hauptsache es geht vorwärts.

Die Neuen

Wer ist alles eingezogen? Marynka Krytskalyuk

Herkunft: Ukraine, Kossiw Studium: Theaterwissenschaften/ Sprache, Literatur, Kultur Lieblingsbuch: “Möwe Jonathan” von Richard Bach Lieblingsfilm: “Der Klang des Herzens” (August Rush) Lieblingszitat: “Wenn du jemanden ohne Lächeln siehst, gib ihm deines.”

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DIE NEUEN Marine Sully

Herkunft: Studium: Berufswunsch: Lieblingszitat:

Frankreich Online Marketing und Social Media in einer Handelsschule Ich weiß noch nicht. Ich habe viele Lieblingszitate und weiß nicht welches ich wählen soll. “Always believe in your dreams” oder so.

Quentin Orain

Herkunft: Frankreich, in der Nähe von Versailles Studium: Wirtschaftsingenieur in Frankreich, hier ein Erasmussemster in TUM-BWL Berufswunsch: Projekte Manager in Supply Chain, eigentlich Logistik Lieblingszitat: “Be yourself the change you want for the world”, Gandi

Florian Mahr

Herkunft: Studium: Berufswunsch: Lieblingszitat:

Bobingen bei Augsburg Lehramt Latein & Mathematik Gymnasium Lehrer “Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert”, Brecht

Ute Schiehlen

Herkunft: Deutschland (Oberbayern) Studium: Informatik Berufswunsch: Software Entwicklung Lieblingszitat: Jeder Tag ist ein neuer Anfang. (George Eliot)

Aurore Heurtaux Herkunft: Studium: Berufswunsch: Lieblingszitat:

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Cazalis, Landes, Frankreich Psychologie ? (Master: Psychopathologie/ Neurowissenschaft) “where does the power come from, to see the race to its end? - From within” Eric Liddell, Chariots of Fire, 1981


DIE NEUEN Katalin Schmalhofer Herkunft: Studium: Berufswunsch: Lieblingszitat:

Bayerin Veterinärmedizin Tierärztin Der frühe Vogel kann mich mal.

Pilar Sánchez Sirvent

Herkunft: Spanien, Madrid Studium: Ingenieur Elektrotechnik Berufswunsch: Ingenieur Lieblingszitat: “Ich weiß nur, dass ich nichts weiß”, Sokrates

Benedikt Pfeuffer

Herkunft: Darmstadt / Hessen Studium: Technologie- und managementorientiertes BWL an der TU München Berufswunsch: leitender Angestellter bei einem DAX-Unternehmen Lieblingszitat: Veni, vidi, vici - Gaius Julius Caesar

Habtom Kahsay Gidey Herkunft: Studium: Berufswunsch: Lieblingszitat:

Ethiopia, Mekelle Informatik Researcher “You must unlearn what you have learned.” - Master Yoda

Stephanie Schyma Herkunft: Studium: Berufswunsch: Lieblingszitat:

Deutschland Lehramt Gymnasium Mathe/Chemie Lehrer “Alles hat ein Ende nur die Wurscht hat zwei.”

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Herausgeber: Katholisches Studentenwohnheim Paulinum Rambergstr. 6 80799 München www. paulinum.mhn.de Redaktion: Johannes Isépy, Florian Mahr Grafische Gestaltung: Christina Walter E-Mail: redaktion.st.pauli@web.de Redaktionsschluss: 11. Januar 2014 Erscheinungsweise: Einmal im Semester

ST. PAULI ist die Semesterzeitschrift des Katholischen Studentenwohnheims Paulinum. Sie enthält die Chronik des vergangenen Semesters, ein Gespräch mit einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und einen Überblick über das Leben im Wohnheim. Nachdruck von Bildern und Artikeln, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion. Private Bilder mit freundlicher Genehmigung der Eigentümer.

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