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Bezirksblätter Landeck Die Lokalausgabe der Bezirksblätter Tirol Innsbruck, am 10.03.2021, Nr: 10, 52x/Jahr, Seite: 14,16 Druckauflage: 16 656, Größe: 92,64%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13430696, SB: von der Thannen Alexander
International als „Corona-Hotspot“ tituliert: Ischgl am 14. März. Foto: Siegele
Paznaun und St. Anton unter CoV-Quarantäne Das gesamte Paznaun
Erste Corona-Fälle in sowie St. Anton am Pettneu und Ischgl Arlberg wurden am 13. PETNEU, ISCHGL. Am 5. März wurde im Bezirk Landeck der erste Coronavirus-Fall bekannt. „Ein 22-jähriger norwegischer Student hatte über Fieber und Halsschmerzen geklagt und wurde aufgrund der Tatsache, dass er sich die Tage zuvor in einem norditalienischen Risikogebiet aufgehalten hat, von einem mobilen Screening-Team auf eine Coronavirus-Erkrankung getestet. Das Ergebnis ist positiv“, informierte Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Da sich der Norweger in einer Ferienwohnung in Pettneu am Arlberg aufgehalten hatte, wurden von den Gesundheits- und Sicherheitsbehörden alle weiteren Maßnahmen getroffen, damit sich das Virus nicht weiterverbreiten kann. Die isländischen Behörden rieten bereits ab 5. März von „unnötigen Reisen“ nach Ischgl ab. Am 7. März wurde dann ein zweiter Fall gemeldet. Dabei handelte es sich laut dem Land Tirol um einen 36-jährigen „Barkeeper“ aus einem mittlerweile international bekannten Après Ski Lokal. Dieses geriet dadurch wochenlang in den medialen Fokus und in die Negativschlagzeilen. „Eine Übertragung des Coronavirus auf Gäste der Bar ist aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich“, betonte damals Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion in einer Presseaussendung des Landes Tirol. Diese Aussage hatte sich im Nachhinein als eine grobe Fehleinschätzung erwiesen. Danach überschlugen sich förmlich die Ereignisse. Ischgl wurde in den internationalen Medien zum „Corona-Hotspot“ tituliert. Neben der besagten Bar wurden dann seitens der Behörde alle Après-Ski-Lokale am 10. März geschlossen und am 12. März schließlich das Aus für die Wintersaison im Paznaun verkündet. Drei Tage später folgte ganz Tirol. (otko)
März 2020 unter Quarantäne gestellt. othmar kolp PAZNAUN, ST. ANTON. Vor einem Jahr änderte die Corona-Pandemie all unser Leben. Ein Rückblick auf die Ereignisse: Nachdem knapp zwei Drittel der positiven Coronavirus-Testergebnisse in Tirol in Zusammenhang mit dem Paznaun sowie St. Anton am Arlberg standen, wurde am 13. März 2020 in Abstimmung zwischen Bund und Land Tirol entschieden, diese Orte ab sofort für 14 Tage zu isolieren. Dies verkündeten Bundeskanzler Sebastian Kurz und Innenminister Karl Nehammer im Rahmen einer Pressekonferenz. Davon betroffen waren die Gemeinden Ischgl, See, Kappl, Gal-
REPORTAGE tür und St. Anton am Arlberg mit gesamt rund 9.500 Einwohnern. Dazu kamen noch zahlreiche Mitarbeiter in den Tourismusbetrieben sowie inländische Gäste. „Um eine Ausbreitung des Coronavirus bestmöglich zu verlangsamen und die Funktionsfähigkeit unseres Gesundheits- und Versorgungssystems in Tirol sicherzustellen, braucht es drastische aber effektive Maßnahmen. Deshalb muss dieser Schritt nun gesetzt werden“, betonte LH Günther Platter. Ausländische Gäste mussten Orte verlassen Einheimische, MitarbeiterInnen und österreichische Gäste wurden laut damaliger Ankündigung für 14 Tage im Paznaun bzw. in St. Anton am Arlberg isoliert. Eine Ein- und Ausreise war mit einigen Ausnahmen nicht möglich.
Das Paznaun wurde unter Quarantäne gestellt: Die Polizei kontrollierte über Fotos: Kolp Wochen beim Talausgang in Wiesberg sämtliche Fahrzeuge.
Die Orte im Paznaun – im Bild See – waren wie ausgestorben.
Quarantäne-Verkündung führte zu Foto: ZOOM.TIROL chaotischen Szenen.
Am Coronavirus erkrankte Personen wurden vor Ort abgesondert. Ausländische Gäste wurden aufgefordert, in ihre Heimat zurückzukehren. Alle abreisenden Gäste aus dem Ausland wurden registriert, diese konnten mit einem Formular ausreisen und die eingerichteten Kontrollstellen in Wiesberg (Paznaun) bzw. bei der S16Abfahrt St. Anton am Arlberg mit der Registrierungsbestätigung passieren. Zudem wurde ihnen ein Informationsblatt mit klaren Anweisungen ausgehändigt, ohne Zwischenstopp auszureisen und sich zu Hause in 14-tägige Heimquarantäne zu begeben sowie die dortige Gesundheitsbehörde zu kontaktieren.
kontrolliert. Nach Hochfahren der Kontrollen kam es zu einem umfangreichen Stau, der um Mitternacht bis nach Kappl hineinreichte. Neben Polizisten waren auch Bundesheersoldaten im Assistenzeinsatz. Gegen 22 Uhr wurden auch die Feuerwehren See, Kappl und Mathon alarmiert. „Wir haben an die Leute, die im Stau steckten, an die 2.000 Getränke und Süßigkeiten verteilt. Teilweise sind die Personen zuletzt fünf bis sechs Stunden mit ihren Autos im Stau gestanden. Wir mussten auch Starthilfe geben“, berichtet der Seer Feuerwehrkommandant Bernhard Spiss. Die Stadtfeuerwehr Landeck hatte die Verpflegung von der Firma Grissemann in Zams abgeholt und an die Paznauner Feuerwehren verteilt. Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wurden tirolweit generelle Verkehrsbeschränkungen verordnet. Im Paznaun und St. Anton am Arlberg galten hingegen bis zum 22. April (24 Uhr) diese Quarantäne-Sonderregelungen. Was nach dem ersten Lockdown folgte, war ein relativ normaler Sommer und dann eine zweite Welle im Herbst mit weiteren Einschränkungen bis heute.
Stundenlanger Stau Die Bekanntgabe der Sperrzonen via Pressekonferenz führte zu teils chaotischen Szenen. Viele Urlauber brachen Hals über Kopf auf, um aus dem Paznaun hinauszukommen. Auch einige österreichische Gäste dürften das anfängliche Chaos und das Zeitfenster noch für eine überstürzte Abreise genutzt haben. Anfangs wurde laut Augenzeugen bei der Kontrollstelle in Wiesberg nicht jedes Fahrzeug aufgehalten und
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