HAUPTFACH Ist Digital das neue Normal? Bloß nicht,
41-Jährige. E-Learning-Plattformen wie Moodle
pro Jahr errechnet
sagen die einen. Bitte mehr davon, sagen
seien zwar seit mehr als zehn Jahren zur
werden sollte. Bronner ist
wiederum andere. Zu einem Mittelweg rät
Verfügung gestanden, kaum jemand habe sie
jedoch sicher, dass
der Freiburger Lehrer Patrick Bronner. Er
aber im Unterricht eingesetzt. Erst die Corona-
Lehrer*innen die vergange-
unterrichtet am Friedrich-Gymnasium und
Krise habe Erklärvideos, Feedback-Tools und
nen Monate als Chance
setzt schon seit Jahren auf digitale
digitale Mathe-Lernplattformen „aus ihrem
genutzt haben. Das habe
Elemente im Unterricht. Für den sinnvollen
Dornröschenschlaf befreit“. Für Bronner
sich bezahlt gemacht: „Das
Einsatz von Smartphones im Klassenzim-
ermöglichte das einen Quantensprung: „Das
Homeschooling im zweiten Lockdown
mer hat er 2016 den deutschen Lehrer-
Experiment ,Fernunterricht‘ wird das deutsche
läuft, und viele Eltern sind zufrieden.“
preis erhalten.
Bildungssystem viel stärker prägen als alles,
ERWACHT AUS DORNRÖSCHENSCHLAF
Auch die Infrastruktur sei verbessert
was Bund und Länder im Bereich der Schul-
worden: „Inzwischen stehen jeder Schule
Digitalisierung in den letzten Jahren auf den
Leih-Tablets zur Verfügung, die nach sozialen
Weg gebracht haben.“
Kriterien an Familien ohne Endgeräte ausgege-
Sollte man nur noch digital unterrichten?
ben werden können“, sagt Bronner. Alle
Bronner sagt nein. Der Nutzen von digitalen
Lehrer*innen erhielten eigene Dienst-Tablets
Medien sei offensichtlich. Trotz der digitalen
oder -Laptops. Die multimediale Revolution
Euphorie habe sich aber gezeigt, dass die
sieht er dennoch nicht kommen. „Die Erfahrung
pädagogische Reichweite Grenzen hat.
zeigt, dass viele Kolleg*innen das neue
Bronner betont: Das menschliche Miteinander
Lehrer-Tablet zunächst einsetzen, um bekannte
waren lange eine Minderheit. „Corona wirkte in
im Klassenzimmer lasse sich nicht ersetzen.
und traditionelle Unterrichtstätigkeiten zu
vielen gesellschaftlichen Bereichen als
Selbst künstliche Intelligenz und ausgeklügelte
digitalisieren.“ Statt Schulbuch E-Book, statt
Brandbeschleuniger für die Digitalisierung –
Algorithmen könnten die soziale Dimension
Papier-Arbeitsblatt PDF-Datei, statt Tafelan-
vor allem aber in den Schulen“, sagt der
nicht wettmachen. Er fasst zusammen:
schrieb Tablet-Notiz, statt Lehrervortrag
„Digitale Medien sind gut und zielgerichtet
Erklärvideo sowie statt Übungsheft Lernplatt-
eingesetzt als angemessene Hilfsmittel im
form. Dabei liege das Potenzial von mobilen
Lernprozess zu sehen – mehr nicht, aber auch
Endgeräten im Unterricht weniger in der
nicht weniger.“
Reproduktion von Wissen, sondern in der
Klar ist: Vorreiter wie Patrick Bronner
Förderung von Zukunfts-Kompetenzen. Also
ÄRGER ÜBER LEHRER- BASHING Die Krise hat auch gespalten: „Das Lehrer-Bashing während des ersten Lockdowns
Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken.
GEFRAGT SIND „21ST CENTURY SKILLS“
hat mich sehr geärgert“, sagt Bronner. Entweder sei über hunderte stupider
Digitale Bildung braucht für Bronner
Mathe-Übungen gejam-
einen Wandel der Lernkultur: „Weniger
mert worden oder über die
Fokussierung auf Faktenwissen und mehr
eine kreative Mathe-Aufgabe,
Förderung der ‚21st century skills‘.“ Um das zu
bei der der Klopapierverbrauch einer Familie
schaffen, benötige es gezielte Lehrerfortbildungen. Zum anderen müsse sich die Schule ändern: „Weg vom traditionellen Unterrichtsraum mit Frontalbestuhlung und hin zu offenen
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und agilen Lernräumen zum eigenständigen Arbeiten mit digitalen Medien.“ Vorbild dafür seien „Co-Working Spaces“. Bronner ist überzeugt – „Der Weg zur digitalen Schule ist arbeitsintensiv und manchmal steinig – aber er Digitalexperte: Patrick Bronner
lohnt sich auf jeden Fall!“