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MUSIK So hätte es werden sollen: Das Reboot Open Air lockte aber keine Massen an.

Ein Desaster, viele Faktoren KOMMENTAR ZUM WIRBEL UM DIE MUSIKERINITIATIVE MULTICORE

Multicore will ein „Verein zur Förderung von Live-Musik in Freiburg und Region“ sein. Für viele ist er mittlerweile der Inbegriff eines Vereins, der viel Geld bekommt und das amateurhaft verschleudert. Einen Einblick in die heftige Kritik gibt’s unter dem Instagram-Multicore-Post zu ei44 CHILLI CULTUR.ZEIT NOVEMBER 2022

nem Spendenaufruf für den Verein. User raten den Verantwortlichen, lieber Pfandflaschen zu sammeln oder wollen einen Rechenschieber spendieren, damit ab sofort vernünftiger kalkuliert werden kann. Mit der Kritik muss Multicore leben. Die Initiative hat schließlich jede Menge Geld versenkt: 90.000 Euro hat ihnen die Stadtkasse für das Reboot Open Air zur Verfügung gestellt. Mit einem Minus von 30.000 Euro ging das Event aus. Ein Desaster. Das viertägige Festival stieg Anfang Juli im Eschholzpark und sollte mit 24 Acts aufwarten. Der Fokus lag auf lokalen Bands, als Zugpferde sind überregional bekannte wie der Sänger Mal Élevé der Irie Révoltés oder das Kollektiv Luksan Wunder gebucht worden. Am Ende kamen laut Veranstaltern nur rund 1000 zahlende Gäste. Das chilli war am letzten der vier Tage da und schätzt, dass etwa 20 zah-

lende Gäste anwesend waren. Die Tagestickets kosteten 24 bis 27 Euro. Aufgrund der wenigen Zuschauer wurden die Preise am Festivaltag sukzessive gesenkt. Am Ende hieß es: Pay what you want. Bei all dem Übel muss man ergänzen: Zwei Gruppen fielen an dem Tag spontan aus. Unter anderem Hauptact Luksan Wunder.

Eine Antwort gibt es direkt am Zaun Warum Zuschauer nicht kommen, ist Spekulation. Fakt ist aber: Zwei entscheidende Faktoren sind die Attraktivität der Acts und die Ticketpreise. Im Nachhinein waren knapp 30 Euro sicher zu viel. Der Verein hat sich da grandios verkalkuliert. Dennoch standen auf den Bühnen auch Gruppen, deren Namen man kennen könnte. Die Singer-Songwriterin Laura

Foto: © Pixabay/Activedia

S

tattliche 90.000 Euro hat der Verein Multicore für das Reboot-Festival im Sommer bekommen. Das Geld hat das Kollektiv – man kann es nicht anders sagen – in den Sand gesetzt. Der Ärger darüber entlud sich danach auch auf Instagram. Der Verein hat Fehler gemacht, die Gründe für das gescheiterte Festival sind aber vielfältig. Das Engagement für die Freiburger Musiklandschaft schmälert der Misserfolg nicht.

von Till Neumann


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