Leseprobe der Mai-Ausgabe vom chilli - dem freiburger stadtmagazin

Page 11

SPORT Fussball abseits des Platzes

artikelkatalog gedruckt sein. „Wir haben hier knapp 250 Produkte im Angebot, von denen wir jedes Jahr etwa zwei Drittel ersetzen“, erklärt der „Herr der Fanschals“. Bevor die Artikel Einzug in den Katalog halten, müssen sie auf Tauglichkeit überprüft werden – Wahls Sommeraufgabe. Er hat so ziemlich jedes Shirt, jeden Kugelschreiber und jeden Plüschfuchs mindestens einmal in der Hand gehabt, bevor er in den Handel geht. Aktuell steht in seinem Büro sein neuer „Ein Lieblings-Artikel: Ein SC-Gartenzwerg, der sich auch gut auf dem frisch aufgeschütteten Erdhaufen im Stadioninnenraum machen würde. Auf diesen Erdhaufen blickt Marketingleiter Hanno Franke vom Konferenzsaal neben seinem Büro. Hier werden Gespräche mit Sponsoren und Partnern geführt, wenn’s mal wieder ums liebe Geld geht. Auch hier wird antizyklisch gearbeitet. „Jetzt beginnt der wichtigste Teil des Jahres. Die meisten Verträge werden erst verlängert, wenn die Sponsoren Klarheit haben, welche Ligazugehörigkeit feststeht“, berichtet Franke, „aber auch das Thema Dauerkartenverkauf gehört zu unserem Aufgabenbereich, das wird parallel mit aufbereitet.“ Aber nicht nur mit bestehenden Kunden wird verhandelt, es müssen auch neue Geldgeber akquiriert werden. Und in dem Bereich hat Franke, der seit 17 Jahren für den SC arbeitet, dank des Klassenerhalts ein bestelltes Feld vor sich: „Ein Abstieg hätte mehr Arbeit bedeutet, es ist immer leichter, den Erfolg zu vermarkten.“ Und das frühzeitige Erreichen des Erfolges bringt für den SponsoringFachmann einen weiteren Vorteil mit sich: Franke kann, weil der SC nicht in die Relegation muss und die EM den Saisonstart hinausschiebt, in der ungewöhnlich langen Sommerpause auch noch einmal für zehn Tage in Urlaub gehen. „Das ist das erste Mal seit 15 Jahren“, freut sich der Marketingleiter, „normalerweise war ich immer erst weg, wenn die Saison begonnen hat.“ Die Fußballer hingegen gehen weg, bevor die Saison beginnt – und zwar

ins Trainingslager nach Schruns. Damit auf dem Weg dorthin und später vor Ort alles möglichst reibungslos verläuft, muss Teamkoordinator Torsten Bauer seine Hausaufgaben machen. Er ist so eine Art „Allrounder“ beim SC, kümmert er sich doch nicht nur um die Ausrüstung, sondern organisiert auch die Reisen, die Sommer- und Wintertrainingslager und koordiniert den logistischen Ablauf für Trainingsspiele. Der Hauptstress ist für ihn jetzt allerdings schon vorbei. Im Vorfeld des Klashätte senerhaltes musste bedeutet“ er alle Verpflichtungen für die Vorbereitungen für vier Szenarien planen, und zwar für den Fall des direkten Klassenerhaltes, für den Ligaverbleib nach Relegation, für den direkten Abstieg und den schlimmsten Fall, den Abstieg nach Relegation. Jetzt sind bereits die Hotels gebucht und die Testspiel-Termine – auch in Absprache mit Sponsoren – fix. Bleibt noch das Equipment: Die SC-Teams bekommen zur neuen Runde nicht nur neue Trikots, sondern auch neue Trainingstaschen, Jogginganzüge, Shirts und vieles mehr. Und alles will bedruckt und beflockt werden. Also bleibt Bauer den Sommer über „auf Stand-by, falls es da irgendwelche Probleme gibt“. Der 49-Jährige arbeitet bis zum Beginn der Vorbereitung am 27. Juni auf Abruf. Für ein besonderes SC-Eigengewächs hat die Vorbereitung schon jetzt begonnen: Dank der langen Som-

Fotos: © Felix Holm

Abstieg mehr Arbeit

Gute Ausgangslage: Marketingleiter Hanno Franke vermarktet den Erfolg. merpause konnte sich Greenkeeper Alfred Melcher einen kleinen Traum erfüllen und einen eigenen Rasen im Stadion anpflanzen. Wäre der SC in die Relegation gegangen und hätte diese womöglich noch verloren, wäre es aus Zeitgründen wahrscheinlich wieder nur ein Rollrasen geworden. Jetzt aber hofft Melcher auf einen verregneten Sommer, damit sich sein neues Baby zu Saisonbeginn in Topform präsentiert. Dem einen oder anderen Nebensaisonarbeiter im und ums Stadion wäre Regen wohl auch nicht unrecht. Wer mag schon, wenn alle anderen im Urlaub sind, bei Hitze und Geschrei aus dem Strandbad nebenan im Büro sitzen und schaffen? Felix Holm

Es riecht nach Arbeit: Nicht nur im Stadioninneren wird in der Saisonpause geschafft. MAI 2012 CHILLI 15


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.