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BARSOI

Unser Leben mit den Barsoi GESUNDER

Hannelore Gr Ssing

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Der Hund der Zaren, der Zar unter den Hunden! Ja, für mich ist der Barsoi ein sehr ästhetischer Hund. Doch die Geschmäcker sind verschieden. Menschen, die nicht mit Windhunden und deren Körperbau vertraut sind, halten sie oft für zu dünn, doch Sportler haben nun mal ein „Sixpack“, ausgenommen Sumoringer. Und da kommen wir auch schon zu den rassespezifischen Eigenschaften des Barsoi. In seinem Ursprungsland Russland wurde er zur Jagd auf Hase, Fuchs, Reh, Gazelle und auch zur Wolfsjagd eingesetzt. Wehrhaftes Wild verlangte ein spezielles Aussehen, speziell bei den Fellpartien, das Fell und der lange schmale Kopf prägen seinen Adel.

Wir haben momentan 6 Barsois. Sie leben mit uns im Haus und zählen zur Familie. Im Haus sind sie sehr angenehme Hunde. Sie sind ruhig, bellen so gut wie nie, liegen auf ihren „Betten“ und man muß aufpassen, daß man nicht auf die „lebenden Teppiche“ tritt. Beim Streicheln brauchen wir uns nicht zu bücken, das ist sehr rückenschohnend. Wenn ich ihren Charakter beschreiben soll, dann komme ich ins Schwärmen und könnte einen Roman schreiben! Doch ich möchte mich kurz fassen: Traumhaft! Ihre ruhige, liebevolle Art, wenn was wollen, stupsen sie uns sanft an. In ihren Augen spiegelt sich ihre Seele wider, die melankolische Sehnsuch nach der Weite

Russlands. Unsere „sprechen“ regelrecht mit uns! Viele Menschen halten Windhunde für dumm, weil sie sich nicht so „abrichten“ lassen, „Sitz, Platz und bei Fuß“ sind Fremdworte für sie. Barsois sind sehr intelligent, sie kommen unseren „Befehlen“ ( Bitten ) nur dann nach, wenn sie für sich einen Sinn darin sehen, oder wenn sie uns – aus welchen Gründen auch immer - gefallen wollen. Intelligent müssen sie auch sein, denn als Sichtjäger sie müssen bei der Jagd blitzschnell Entscheidungen treffen. Und sie können auch stur sein wie ein Esel, was sie nicht wollen, wollen sie nicht! Das macht sie dann fast menschlich! Ja, so sind sie im Haus.

Draußen laufen sie brav und leise neben einem her. Doch – wie gesagt – sie sind Sichtjäger! Sehen sie „Beute“, dann können sie mit einem Satz voll speet hinterher , und unsereiner flattert wie ein Fähnchen hintendran oder fällt hin! Deshalb sollte man immer dem Barsoi einen Schritt, bz Blick voraus sein. Doch der Barsoi möchte jagen, möchte rennen, dafür wurde er gezüchtet, das ist sein Leben. Deshalb sollte man ihm dieses Vergnügen auch gönnen, er braucht es, um zufrieden und glücklich zu sein! Wir ermöglichen ihnen das in Form von „coursing“, was eine Hasenjagd simuliert. Andere Windhundfreunde lassen ihre Lieben auf der Windhundrennbahn ihren Jagdtrieb ausleben. Es ist schön anzusehen, wie glücklich und ausgeglichen die Hunde dann sind. Und wir Menschen? Freuen uns mit den Hunden, treffen nette Menschen, die das gleiche wollen für ihre „haarige Familie“, wie wir! Ein bißchen möchte ich noch über die Pflege plaudern. Wie jeder andere Hund oder Katze haaren Barsois auch. Doch im Vergleich zu anderen, sind ihre Haare ohne Widerhaken, somit kann man sie leicht entfernen. Ich bürste die meinen alle paar Tage kurz durch, einige genießen das, andere lassen es sich gefallen. Jedenfalls gibt es danach immer eine Belohnung! Das wird auch eingefordert! Wehe, es wird vergessen, dann laufen sie so lange hinter mir her, bis ich es begriffen habe. Unsere Barsois sind sehr robust, ihnen macht

Kälte nichts aus. Zwar sind sie alle krankenversichert, doch eigentlich kennen sie die Tierarztpraxis nur in Bezug auf Impfungen. Zusätzlich lasse ich unsere Sporthunde alle Herz schallen, bevor sie ihre Lizenz erlaufen und die Gekörten ebenfalls. Bislang waren sie alle ohne Befund. Auch ein DNA-Test wird durchgeführt, verbunden mit einem Test auf Degenerative Myelophatie ( DM ). Ich züchte schon ca 30 Jahre Barsois und kann sagen, daß wir eine gesunde Zucht haben.

Was wissen wir heute noch über die Entstehung der Rasse „Barsoi“?

Im 13. und 14. Jahrhundert kamen mit den Tararen Salukis oder zumindest salukiähnliche Windhunde nach Russland. Um diese an das rauhere Klima Russlands anzupassen, kreuzte man sie mit den Laikas aus dem Norden. Auch wurde der Kurlandwindhund aus Nordrussland mit den Psovijwindhunden, die ebenfalls von den Windhunden der Tataren abstammten, ge- kreuzt. All diese neu entstandenen Kreuzungen prägten die Gestalt und die Eigenschaften der russischen Windhunde, die die Vorfahren der russischen Barsois bildeten. Als die russischen Fürsten sich um 1480 endlich von der Tatarenherrschaft befreien konnten, übernahmen sie jedoch deren Leidenschaft der Hetzjagt mit Windhunden.

Bis zum Jahr 1860 gab es in Rußland zwei Haupttypen des russischen Windhundes, nämlich den Tpy, der „Gustopsovaya“ genannt wurde und den „Psovaya“. Der Gustopsovaya war vornehmlich in nördlichen und bewaldeten Gebieten zu Hause, während der Psovaya auf die südlicheren Gebiete verteilt war, wo die Beute lange in Sichtweite blieb. Entsprechend ihres Einsatzgebietes war der Gustopsovaya ein „Sprinter“ und der Psovaya ein „Langstreckenläufer“.

Nach 1860 wurden die Hunde von Einzelpersonen gehalten und damit begann ein Durchmischen der zwei Rasseschläge. 1873 wurde die „Kaiserliche Gesellschaft zur Vermehrung nützlicher, zur Ausrottung schädlicher Tiere und zur Förderung regelgerechter (organisierter ) Jagd“ gegründet, um das Aussterben der russischen Windhunde zu verhindern und die Zucht neu zu beleben. Unter anderem führte sie 1874 ihre erste Zuchtschau nach englischem Vorbild durch. Züchtern und Jägern, die bevorzugt die Mitglieder bildeten, entwickelten einen allgemeinen „Rassestandard“ und einigten sich auf den Namen „Psovaya borzaya“. Mit den verbliebenen Hunden, die den zwei „alten“ Typen entsprachen, somit nicht wieder neu mit anderen Windhundrassen gekreuzt waren, wurde jetzt nach diesem Standard gezüchtet.

Ich hoffe, Ihnen mit diesem kleinen Ausflug in das Zusammenleben mit der Rasse Barsoi ein paar Anhaltspunkte gegeben zu haben, damit Sie die Rasse etwas besser beurteilen können.

Allgemeines Erscheinungsbild, Körperbau und Verhalten:

Schulterhöhe: Rüden von 65 bis 75 cm, Hündinnen von 61 bis 71 cm. Der ideale

Jagdwindhund muss zwischen 60 und 70 cm Schulterhöhe haben, wie der Verwendungszweck es verlangt. Der zu kleine Hund kann Füchse und kleine Antilopen nicht greifen, aber der zu große Hund ist nicht wendig und hat auf hartem Grund weniger Stehvermögen, so dass er nicht s ausdauerd jagen kann, wie es notwendig ist.

Als Degenerative Myelopathien der Hunde fasst man eine ganze Reihe langsam verlaufender neurologischer Erkrankungen des Rückenmarkts zusammen. Die Erkrankungen gehen mit langsam fortschreitender Bewegungsstörungen der Hinterhand einher und sind durch eine Degeneration des Myelins im Brust- und Lendenteil des Rückenmarks gekennzeichnet. Die Erkrankung ist nicht schmerzhaft. Degenerative Myelopathie folgt einem autosomal-rezessiven Erbgang mit unvollständiger Penetranz. Dieser Zusatz ist für die Beurteilung von entscheidender Bedeutung. In der Genetik wird unter Penetranz die Wahrscheinlchkeit (in %) verstanden, mit der ein bestimmter Genotyp zu einem dazugehörigen Phänotyp führt. Bei vollständiger Penetranz kommt es immer zur phänotypischen Ausprägung des genetisch angelegten Merkmals. Bei unvollständiger Penetranz wird das Merkmal des dazugehörigen Phänotyps nicht in jedem Fall ausgeprägt. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens liegt also unter 100 %. Wie hoch diese Wahrscheinlichkeit ist, kann nicht quantifiziert werden. Ursache für die unvollständige Penetranz sind modifizierende Gene, Umwelteinflüsse oder schlicht der Zufall. Weiterführende Fachliteratur hierzu finden Sie in „Humangenetik“ von Jan Murken/Hartwig Clewe, Ferdinand-EnkeVerlag Stuttgart, ISBN 3432881762.

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