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Qualität und Quantität von Raufutter
by cavalor
ALS OBERSTE PRIORITÄT
HEU ODER RAUFUTTER IST WICHTIG. EINER, DER SICH DAMIT AUSKENNT, IST MICHEL ISMALUN, DER FRANZÖSISCHE PARCOURSDESIGNER, DER ZUSAMMEN MIT SEINEM SOHN ÉTIENNE DIE DE LA HOUSSAYE STABLES BETREIBT. IN BONNIÈRES-SUR-SEINE STEHEN 50 PFERDE. DAS DUO BETREIBT EINE REITSCHULE, EINE EIGENE ZUCHT, BEGLEITET REITER VOR UND AUF TURNIEREN, NIMMT SELBST AN TURNIEREN TEIL UND KAUFT UND VERKAUFT ZU GUTER LETZT ÜBER DIE DE LA HOUSSAYE STABLES ZAHLREICHE PFERDE.
Bei Michel und Étienne stehen die Pferde hauptsächlich auf Stroh. Einige Pferde haben Späne als Einstreu, das sind aber Ausnahmen. Beispielsweise, weil sie zu viel Stroh fressen würden oder eine Stauballergie haben. Alle Pferde werden täglich trainiert. Die Pferde, die im Training sind oder verkauft werden sollen, kommen alle außerdem mindestens zwei Stunden am Tag auf der Koppel, natürlich nur, wenn es das Wetter zulässt.
Wie viel Raufutter füttern Sie pro Tag? Was steht sonst noch auf der Speisekarte?
Die Pferde, die auf Stroh stehen, bekommen täglich zwischen sechs und acht Kilo Heu. Die Pferde, die auf Spänen stehen, erhalten unbegrenzt Raufutter. Gutes Raufutter ist für Pferde von grundlegender Bedeutung. Es füllt den Darm, versorgt den Körper mit der notwendigen Menge an Vitaminen und Mineralstoffen und verhindert, dass Langeweile aufkommt, da die Pferde den ganzen Tag über fressen können. Wenn nicht ausreichend Heu vorhanden ist, fangen sie oft an, Stroh zu fressen. Das kann Verstopfung und sogar Koliken verursachen. Wir ergänzen das Raufutter dreimal täglich mit Kraftfutter. Wir passen die Menge an Kraftfutter im Laufe des Jahres an den Grad der Aktivität, den Energiebedarf und den allgemeinen Zustand des Pferdes an. Aktuell testen wir Heulage, obwohl wir eigentlich eher das normale Heu bevorzugen, das mehr als 80 % Trockenmasse enthält. Heulage ist zwar nährstoffreicher, erhöht aber meiner Meinung nach das Risiko von Koliken.“
Einige Ihrer Pferde bekommen unbegrenzt Heu. Wie schaffen Sie es, diese unbegrenzte Menge zu füttern?
„Mein Sohn Étienne und sein Team aus drei Pferdetrainern, die auch als Pferdepfleger arbeiten, sind den ganzen Tag im Stall. Neben dem Training der Pferde und dem Pferdeverkauf koordiniert Étienne auch die gesamte Organisation im Stall. Das Wohlbefinden der Pferde steht dabei immer an erster Stelle. Und er arbeitet unermüdlich. Wir füttern keine großen Mengen auf einmal. Wir füllen das Heu im Laufe des Tages immer wieder auf, sobald die Pferde einen Teil gefressen haben. So können wir verhindern, dass die Pferde mit dem Heu spielen und es verschwendet wird.“
Wie viel Heu verbrauchen Sie im Laufe des Jahres?
„Wir haben im Durchschnitt 50 Pferde bei uns im Stall stehen. Die Anzahl kann immer einmal wieder variieren, wenn Trainingspferde hinzukommen oder ausziehen, und natürlich auch Pferde verkauft werden. Wir gehen davon aus, dass jedes Pferd etwa 10 kg Heu am Tag frisst. Insgesamt sind das dann etwas mehr als 180 Tonnen pro Jahr. Das Heu wird uns in 300-Kilogramm-Ballen von unserem Nachbarn geliefert. Das funktioniert auf Abruf, da unser Heulager nicht allzu groß ist. Wir haben wirklich Glück, einen Lieferanten direkt um die Ecke zu haben. Er liefert Heu in hervorragender Qualität.“
Woher wissen Sie, dass das Heu von guter Qualität ist?
„Ich vertraue meinem Nachbarn! Er hat sehr schöne Wiesen, sein Heu ist schön grün, schmackhaft und nährstoffreich, eine Mischung aus Gras und Luzerne. Natürlich kommt es auch vor, dass es aufgrund von schlechtem Wetter schlechte Erntejahre gibt, was im Jahr 2020 sicherlich der Fall war. Wir achten auch darauf, dass wir das Heu maximal 12 Monate nach der Heuernte verfüttern. Länger lassen wir es nie liegen, da es dann zu trocken ist und seinen Nährwert verliert.“
Was machen Sie, wenn das Heu nicht die gewünschte Qualität hat?
„Wenn dem Heu wichtige Nährstoffe fehlen, ergänzen wir es mit anderen Fasern, aus Luzerne, extrudierten Leinsamen, Karotten, getrockneten Rübenschnitzeln, getrockneten
Zichorienschnitzeln und Sojaschalen. Fasern sind wichtig für die Pferde. Zusätzliche Fasern liefern extra Energie und sorgen dafür, dass die Pferde schneller in Form kommen. Für Pferde, die Probleme mit Staub haben, der sich manchmal auf dem Heu absetzt, sind diese zusätzlichen Faserquellen ebenfalls ideal. Sie sind auch leichter zu füttern als zum Beispiel nasses Heu. Und es ist einfacher, die Fasern zu lagern. Allerdings gibt es auch zwei Nachteile: Es ist teuer (500 Euro pro Tonne im Vergleich zu 120 Euro pro Tonne Heu) und die Vögel lieben das Futter ebenfalls. Sie sind dann im Lager damit beschäftigt, sich durch die Verpackung zu picken.“
Was machen Sie, wenn nicht ausreichend Heu da ist?
„Wenn es im Laufe des Jahres zu einem Mangel an Heu kommt, müssen wir es von weiter weg einkaufen. Wie schon gesagt, wir füttern bei Ballaststoffmangel auch andere Fasern als Ergänzung zur täglichen Raufutterration. Im Jahr 2021 gab es viel Heu, allerdings war die Qualität ungleichmäßig. Es hat in Frankreich viel geregnet, sodass das Heu nicht richtig trocknen konnte. Die Menge und die Qualität von Heu bleibt ein ständiges Problem. Schließlich hat das oberste Priorität. Das Wetter wird durch den Klimawandel immer unberechenbarer. Sie können immer wieder mit unangenehmen Überraschungen rechnen, und ich denke nicht, dass das nachlässt.“
Haben Sie in den letzten Jahren Unterschiede oder Trends bei Qualität und Verfügbarkeit festgestellt? festgestellt?
J„Absolut. Wir sind den Launen des Wetters unterworfen. 2020 gab es beispielsweise nicht genug Heu, um alle Pferde zu versorgen, 2021 gab es viel Heu, aber von unbeständiger Qualität.“Wetters unterworfen. Letztes Jahr zum Beispiel gab es nicht genug Heu, um alle Pferde zu versorgen. Im Gegensatz dazu gab es in diesem Jahr viel Heu, aber die Qualität war sehr unterschiedlich, da es viel geregnet hat und ein Teil der Ernte nicht richtig trocknen konnte.liteit.’’

WISSENSCHAFT TRIFFT PRAXIS
Die Bedeutung von Raufutter und damit von Fasern ist seit vielen Jahren bekannt. Raufutter ist die Grundlage einer jeden Futterration. In der Praxis ist ein geschultes Auge dabei sehr hilfreich. Durch Erfahrung und Können wissen Pferdebesitzer genau, wie sie ihre Pferde in einer guten Verfassung halten können. Hinzu kommt, dass die Wissenschaft heutzutage immer mehr Erkenntnisse liefert. Was können wir aus diesen neuen Entwicklungen lernen? Peter Bollen bringt uns auf den neuesten Stand.
„Es ist wichtig zu wissen, dass es drei Gruppen an Heu gibt. Heu hat einen Trockenmassegehalt von über 84 %, Heulage hat einen Trockenmassegehalt zwischen 50 % und 84 % und Silage hat einen Trockenmassegehalt von weniger als 50 %. Heulage und Silagen sind beides silierte Futterarten. Das Gras wird in Plastik eingewickelt, das verhindert, dass Sauerstoff an das Gras gelangt. In Silage bildet sich Milchsäure, die die Bildung von Schimmel und Mykotoxinen hemmt. In Heulage, der trockneren Variante, wird aufgrund der geringen Feuchtigkeit nicht ausreichend Milchsäure gebildet. Daher ist die Gefahr der Schimmelbildung deutlich größer als bei Silage. Wir denken oft, dass trockeneres Heu weniger Schimmel enthält, doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Feuchtigkeit hemmt letztlich den Schimmelbildungsprozess.“ „Es gibt auch neue Erkenntnisse über unbegrenzte Mengen an Raufutter,“ erklärt Peter weiter. „Ein Pferd frisst täglich mindestens 2,5 % bis 3 % seines Körpergewichts an Trockenmasse. Ein ausgewachsenes Pferd kann an einem Tag einen ganzen Berg an Raufutter fressen. Das ist kein Problem, was die Menge an Fasern angeht, aber es bedeutet oft, dass das Pferd mehr Energie und Eiweiß aufnimmt als es benötigt. Eine Analyse gibt Ihnen Aufschluss über die Qualität des Heus. Eine Standardanalyse gibt Auskunft über den Gehalt an Eiweiß, Zucker, rohem Zellstoff und Schimmel. Eine umfassendere Analyse ist sogar noch besser, da sie die Verdaulichkeit des rohen Zellstoffs bestimmt. Das liegt an der Qualität der verfügbaren Fasern. Möchten Sie mehr über ihr Raufutter wissen? Dann lassen Sie auch die Mineralstoffe und Spurenelemente analysieren. Mit diesen drei Analysen wissen Sie genau, was Sie füttern und können mögliche Defizite ausgleichen.“

