Internationale Caux-Konferenzen: Bericht 2015

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INTERNATIONALE CAUX-KONFERENZEN

BERICHT 2015 www.caux.ch

Der Faktor Mensch und globaler Wandel


DIE STIFTUNG CAUX – INITIATIVEN DER VERÄNDERUNG (CAUX – IOFC)

VISION Die Stiftung CAUX – Initiativen der Veränderung hat die Vision einer gerechten, friedlichen und zukunftsfähigen Welt, in der Menschen im Bewusstsein globaler wechselseitiger Abhängigkeiten und Verantwortungen handeln.

CAUX – IofC bietet einen sicheren und privilegierten Raum der Inspiration, welcher Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen aus aller Welt verbindet und sie dabei unterstützt, sich effektiv und zukunftsweisend für vermehrtes Vertrauen, eine ethische Führungskultur, nachhaltige Lebensweise und menschliche Sicherheit einzusetzen.

MISSION

CAUX – IofC agiert im Sinne ihres Hauptansatzes, der davon ausgeht, dass weltweite Veränderung beim Die im Jahre 1946 gegründete Stiftung CAUX – IniEinzelnen beginnt, und der auf Grundwerten wie abtiativen der Veränderung (CAUX – IofC) organisiert solutem Respekt für menschliche Würde, Wahrheit, und koordiniert internationale und lokale KonferenSolidarität und Sorgsamkeit in allen Bereichen des zen, Seminare und Fortbildungskurse in der Schweiz, öffentlichen und privaten Lebens beruht. CAUX – insbesondere in ihrem Konferenzzentrum, dem eheIofC empfiehlt Zeiten der stillen Reflexion als Weg maligen Caux-Palace, und bringt so eine Vielfalt von zur Erschliessung von Kreativität und Inspiration. Menschen zusammen.

INHALTSVERZEICHNIS Was sind die Caux-Konferenzen?

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Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft

6

Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit

8

Caux-Dialog über Land und Sicherheit

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Internationales Forum für Friedensschaffende

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Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt

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2  CAUX BERICHT 2015

CATS – Kinder können die Welt verändern

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Quellen der Inspiration

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Impact Initiatives Challenge

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Programme parallel zu den Konferenzen

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Anmerkung: «Caux» steht oft als Abkürzung für das Caux-Konferenzzentrum und die Gemeinschaft der freiwilligen Mitarbeitenden, Praktikanten, Angestellten und Teilnehmenden.


EDITORIAL

Kurz vor Beginn der Caux-Konfe­ renzen 2015 spazierte ich um den Caux Palace, bewunderte seine Schönheit und staunte über die ein­ zigartige Geschichte seines beinahe 70-jährigen Engagements für Frie­ den, Versöhnung, ethische Füh­ rungskultur, menschliche Sicherheit und Nachhaltigkeit. Während ich auf den Genfersee und die Schwei­ zer Alpen blickte, dachte ich an die Hunderten von Menschen, die in wenigen Tagen den ganzen Sommer über nach Caux hinauffahren wür­ den, um die Ruhe dieses Ortes und die von ihm ausgehende Inspiration zu geniessen, andere zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. Ich führte mir vor Augen, was gesche­ hen würde, wenn all diese Men­ schen mit neugewonnener Energie und Inspiration zurück nach Hause führen, um sie dort an andere wei­ terzugeben. Sie alle setzen sich für persönlichen Wandel ein, um in ih­ rer Heimat etwas zu verändern, sich an der Umgestaltung ihres Lan­ des zu beteiligen und letztendlich die Welt zu verändern. Und in die­ sem Jahr würde ich mit dabei sein. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: In diesem Sommer be­ mühten sich enthusiastische Teil­ nehmende um praktikable und ein­ fache Lösungen für Themen von allgemeinem Interesse und tausch­ ten Beispiele bewährter Methoden aus. Wie schon in den Jahren zuvor war mangelnde Transparenz im Ge­ schäftsleben und bei Behörden ein wichtiges Thema. Die jüngsten in­ ternationalen Betrugsfälle (z. B. bei der FIFA und Volkswagen) haben wieder einmal aufgezeigt, dass es für Führungspersönlichkeiten drin­ gend notwendig ist, sich für hohe und ethisch fundierte Massstäbe

einzusetzen, um das Vertrauen der Kunden, Aktionäre und, im weite­ ren Sinne, der Gesellschaft nicht zu verspielen. Caux bot einen sicheren Rahmen, in dem solch heikle The­ men unter die Lupe genommen, persönliche Erfahrungen ausge­ tauscht und gemeinsame Vorge­ hensweisen diskutiert wurden. Auch wenn Migration ein Phäno­ men ist, das seit Beginn der Mensch­ heit existiert, hat in den letzten Monaten vor allem in europäischen Ländern die Ankunft Hunderttau­ sender Einwanderer und Flüchtlinge intensive Diskussionen und Span­ nungen auf politischer Ebene ausge­ löst. Die Caux-Konferenz «Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt» geht davon aus, dass Solida­ rität und Empathie in europäischen Ländern notwendig sind, um die verzweifelten und von der gefährli­ chen Reise erschöpften Einwande­ rer und Flüchtlinge willkommen zu heissen. Die Teilnehmenden unterstrichen, Europa dürfe nicht vergessen, dass es selbst durch Migranten entstan­ den sei. Die Stiftung CAUX – IofC hat die Notwendigkeit einer Platt­ form erkannt, die Austausch und Dialog ermöglicht, und möchte sich diesbezüglich stärker engagieren. Sie möchte dabei ihre langjährige Erfahrung im Bereich der Friedens­ förderung zur Verfügung stellen, um bei Dialogen zwischen verschiede­ nen Interessensvertretern und Fra­ gen der aktuellen Migration zu ver­ mitteln. Ein bedeutender Moment der dies­ jährigen Caux-Konferenzen war die Gedenkfeier zum Abwurf der Atombombe über Hiroshima im

Jahre 1945. Der amtierende Bürger­ meister von Hiroshima, Kazumi Matsui, schrieb einen Brief an Caux, in dem er die Bedeutung von «Initia­ tiven der Veränderung» unterstrich und den Besuch der damaligen ­Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki in Caux im Jahre 1950 er­ wähnte, dessen Auswirkungen bis heute noch für die japanische Ge­ sellschaft relevant sind. Meine erste Reise zu den Caux-Kon­ ferenzen war eine aussergewöhnli­ che und spannende Erfahrung. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Caux einen einzigartigen und privi­ legierten Ort für all diejenigen bie­ tet, die im Einsatz für eine bessere Zukunft mehr Verantwortung in der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik übernehmen und neue, viel­ leicht noch unbegangene Wege ge­ hen möchten. Nur wenn wir uns auf persönlicher Ebene verändern kön­ nen, werden wir in der Lage sein, in der Welt von morgen eine wichtige Rolle zu spielen.

Barbara Hintermann Generalsekretärin Stiftung CAUX – Initiativen der Veränderung CAUX BERICHT 2015  3


INTERNATIONALE CAUX-KONFERENZEN

Was sind die Internationalen Caux-Konferenzen? Jeden Sommer organisiert und koordiniert die Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung eine internationale Konferenzreihe, die sich mit ausgewählten Themen des aktuellen Weltgeschehens auseinandersetzt. Schwerpunkte sind hierbei der Aufbau von Vertrauen, eine ethische Führungskultur, nachhaltige Lebensweise und menschliche Sicherheit. Die Konferenzen finden im Caux Palace oberhalb von Montreux (Schweiz) in der Nähe von Genf statt.

J

ede Konferenz wird von einem eigenen Team organisiert, das hauptsächlich aus engagierten, ehrenamtlichen Mitarbeitenden besteht, die das Konferenzprogramm entwickeln und durchführen. Einige Elemente finden sich in allen Konferenzen wieder: Jeder Tag beginnt mit einer Zeit der Stille, um die Erfahrungen des Vortages zu verarbeiten und neue Perspektiven zu gewinnen. Der atemberaubende Blick vom Caux Palace auf den Genfersee und seine Umgebung bietet hierfür eine wunderschöne Kulisse. Tagsüber sind die Teilnehmenden eingeladen, in kleinen Arbeits- und Diskussionsgruppen, den sogenannten Community-Gruppen, zusammenzukommen und ihre Erfahrungen auszutauschen. Ausserdem werden alle gebeten, sich an verschiedenen praktischen Aufgaben des Hauses zu be-

teiligen. In der Tat werden die meisten praktischen Arbeitsbereiche des Konferenzzentrums, vom Hauswirtschaftsbereich über den Speisesaal bis zur Technik, von freiwilligen Mitarbeitenden und jungen Praktikantinnen und Praktikanten des Caux Interns Leadership Programmes (mehr auf Seite 22) aus aller Welt geleitet. Diese vielfältigen Begegnungen mit Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedener Herkunft und Kultur ist ein wichtiger Aspekt der Erfahrungen, die Caux bietet.

Caux definiert sich durch die einzigartige Atmosphäre, die entsteht, wenn Teilnehmende, Freiwillige und Praktikanten unterschiedlicher Herkunft und Kultur: • sich begegnen und kennenlernen, • sich Zeit nehmen, über aktuelle Themen nachzudenken und zu handeln – auf persönlicher und globaler Ebene, • Vordenker und Changemaker aus aller Welt treffen und mit ihnen das Gespräch suchen. Im Laufe der Jahre hat sich Caux den Ruf einer Plattform für interkulturelle und religionsübergreifendene Dialoge

Antoine Jaulmes, Präsident der Stiftung CAUX – Initiativen der Veränderung

erarbeitet. Es bietet einen sicheren Ort für alle, um Gedanken, Erfahrungen und bewährte Methoden auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und diese auszubauen. Der Ansatz von CAUX-IofC ist ganzheitlich und stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Dadurch werden alle gleichgestellt und verhärtete Strukturen aufgebrochen. Kurz gesagt: Caux schafft einen Rahmen, um Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen zu inspirieren, auszurüsten und zu verbinden, um eine gerechte, nachhaltige und friedvolle Welt zu schaffen.

Offizielle Eröffnung der Internationalen Caux-Konferenzen 2015

Botschafterin Anne Lugon-Moulin, ­Leiterin der Subsahara-Abteilung des Eidgenössischen Departements für ­Auswärtige Angelegenheiten

4  CAUX BERICHT 2015

Am 28. Juni eröffneten Antoine Jaulmes, Präsident der Stiftung CAUX – Initiativen der Veränderung, Anne Lugon-Moulin, Chefin der Abteilung Subsahara-Afrika des Eidgenössischen Departments für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) und Laurent Wehrli,

Stadtpräsident von Montreux, die Caux-Konferenzen 2015. Die Teilnehmenden hatten nach der Zeremonie Gelegenheit, den Caux Palace zu besichtigen und mehr über die weltweiten Aktivitäten von Initiativen der Veränderung zu erfahren.


FAKTEN UND ZAHLEN

Caux-Konferenzen – Sommer 2015 1421 Anwesende 217

66

20  Teilnehmende  Freiwillige  Praktikanten   «Caux-Scholars»  Künstler  Angestellte  Konferenzteams

9 38 144

1008 217 66 20 9 38 144 13 %

12 %

1008

8 % 2 %

100 Nationalitäten   Europa 65 %   Asien 12 %   Afrika 13 %   Nord- und Südamerika 8 %   Australien und Neuseeland 2 %

65 %

Altersgruppen

783

350

 Anzahl

300 250 200 150 100 50

638

0

 Männer 638  Frauen

783

0–5

6–17

18–25

26–35

36–45

46–55

56–65

66–80

80+

25

127

262

299

175

195

167

141

21

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VERTRAUEN UND INTEGRITÄT IN DER WELTWIRTSCHAFT (TIGE)

Führungsqualitäten stärken für w ­ irtschaftlichen Wandel 26. Juni – 1. Juli. Ziel der neunten TIGE-Konferenz war es, Führungskräfte dazu zu ermutigen, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und Vorbilder persönlichen und wirtschaftlichen Wandels zu sein. Im Rahmen des ganzheitlichen Ansatzes der Konferenz erhielten die Teilnehmenden Zeit und Anleitung zur Besinnung und zum Aufbau von Kapazitäten und Synergien, um gemeinsam auf die angestrebten Ziele hinarbeiten zu können.

G

leich zu Beginn wurde deutlich, dass das Thema Korruption einen Schwerpunkt darstellte. Sunil Mathur, Vorstandsvorsitzender der Siemens Corporation in Indien und Südasien, berichtete davon, wie das Unternehmen im Zuge eines grossen Korruptionsskandals seine Firmenkultur gründlich unter die Lupe nahm. Der gesamte Vorstand war zurückgetreten. Dank der intensiven Fehlersuche und der darauf folgenden Wandlung des Unternehmens entwickelte sich Siemens laut des «Dow Jones Sustainability Index» zum weltweiten Spitzenreiter in Sachen Corporate Compliance.

vor. Darin erzählt er, wie Menschen seit der Finanzkrise 2008 u.  a. bei den TIGE-Konferenzen auf ihr Gewissen hörten und entsprechend handelten. Nationale TIGE-Gruppen befinden sich in der Entstehungsphase. So wurde die Gründung von Gruppen in Australien, Dänemark, Mexiko, Holland, Schottland, Schweden, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und den USA besprochen. Emmanuel Mutisya, Projektassistenzprofessor des Graduiertenprogramms für Nachhaltigkeit der Universität ­Tokio

unternehmen auf, bei dem sie für die Buchhaltung verantwortlich war. Alia Benomar legte mit der Unterstützung ihres Grossvaters die Korruption in ihrem Familienunternehmen, dem grössten Mehlhersteller Marokkos, offen.

Sunil Mathur, Vorstandsvorsitzender der Siemens Corporation in Indien und Südasien

Die Geschichte des kenianischen Unternehmers Emmanuel Mutisya war ebenfalls ein inspirierendes Beispiel. Seine Weigerung, der korrupten Polizei Bestechungsgelder zu zahlen, war ein Beispiel, das seine Landsleute dazu ermutigte, ebenfalls korrupten Regeln zu entsagen. Die Südafrikanerin Wendy Addison deckte mutig die Veruntreuung durch zwei Führungsangestellte in einem grossen Gesundheits- und Fitness­ 6  CAUX BERICHT 2015

Parallel traf sich der Caux Round Table, ein internationales Netzwerk erfahrener Führungskräfte aus der Wirtschaft, die zur Stärkung von Privatunternehmen und staatlichen Führungsstrukturen und dadurch im weiteren Sinne auch der Weltgemeinschaft beitragen. Thema des Caux Round Table war die Verantwortung der Wirtschaft beim Aufbau einer nachhaltigen Weltwirtschaft. Die Business School Lausanne und Leadership for Transformation boten ein aktions­ orientiertes Training für Führungskräfte an (Impact Leadership). Unter der Leitung von Pedro Langre, Direktor des Oxford Leadership in Mexiko, fanden Workshops zu interner Führung und wert- und zweckorientierter Unternehmungsführung statt. Michael Smith, Mitglied des TIGE-Kernteams, stellte sein Buch Great Company

Vorbildliches ­Durchhaltevermögen Wendy Addison, Gründerin von Speak Out, Speak Up, war die Informantin in der vermeintlich grössten Unternehmenskatastrophe in der Geschichte Südafrikas. Die Entscheidung, ihre Informationen öffentlich zu machen, war ihr schwergefallen. Sie sagte: «Ich hatte Angst, mir war sehr unwohl. Ich steckte in einem Dilemma. Auf der ­einen­Seite wollte ich meinen Kollegen

Wendy Addison, Gründerin von S ­ peak Out, Speak Up, und die Unternehmerin Alia Benomar


Briefe oder Lebensläufe und sie überliessen mir dafür einen guten Platz zum Betteln. Aber auch wenn ich vom Spielplatz des Lebens verbannt worden war, setzte ich mich jeden Tag auf meinen kleinen Pappkarton an die Tore der Hoffnung.»

Emmanuel Jeger, Führungscoach und Moderator beim Workshop «Veränderung in sich wandelnden Teams anleiten»

gegenüber loyal sein und meinen Arbeitsvertrag erfüllen. Auf der anderen Seite war da meine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. Ich versuchte, mir vorzustellen, welche Auswirkungen mein Schweigen auf die Gesellschaft hätte – und das ermutigte mich dazu, an die Öffentlichkeit zu gehen.» Sie bezahlte ihren Mut mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes und ihrer Karriere. Als sie Morddrohungen erhielt, floh sie mit ihrem 12-jährigen Sohn nach Grossbritannien. Die korrupten Führungskräfte erhielten schliesslich Gefängnisstrafen. Wendy Addison jedoch stand alleine da, ohne Einkommen, ohne Ersparnisse, ohne Vorsorge. «Ich stand im wahrsten Sinne des Wortes auf der Stras­se. Es war zutiefst demütigend. Ich schloss mich einer Bettlergruppe an und verhandelte mit ihnen – ich schrieb ihnen

Seit 2012 befindet sie sich in einer Phase des persönlichen Wiederaufbaus. «Ich gründete Speak Out, Speak Up (eine Hilfsorganisation für Whistleblower) und begann, anderen zu helfen.» Im Rückblick auf diese harte Zeit sagt sie: «In den schwierigsten Phasen unseres Lebens entdecken wir oftmals die Bestimmung und den wahren Sinn unseres Lebens. Wir sind nie am Ziel, wir entwickeln uns ständig weiter.»

beitragen müssen. Jane Royston, Geschäftsfrau und Schweizer Unternehmerin des Jahres, erzählte ihre Geschichte und erläuterte ihre Auffassung ethischer Geschäftspraktiken: «Man kann es in zwei Worten zusammenfassen – Vertrauen und Integrität.» Scheinbar am Höhepunkt ihrer beruflichen Karriere verliess Royston ein erfolgreiches IT-Unternehmen wegen der Ungleichbehandlung von Mitarbeitenden. Sie gründete ein erfolgreiches IT-Unternehmen, NatSoft, in das sie ihre eigenen Vorstellungen und Werte einbrachte. Für sie sind Teamwork und Engagement das Wichtigste, Profit rückte an die zweite Stelle. Ihrer Meinung nach müsse ein Unternehmen, das Erfolg haben möchte, auf eine langfristige Zukunft setzen.

Langfristige Visionen besser als kurzfristiges Denken In der Plenarsitzung zu Wirtschaft für Frieden befassten sich die Teilnehmenden hauptsächlich damit, dass Regierungen und Unternehmen immer mehr Möglichkeiten haben, die Prinzipien und Methoden unternehmerischer Sozialverantwortung umzusetzen. Eine Vielzahl an Organisationen, wie auch der Caux Round Table, haben bereits Richtlinien zu Wirtschaft und Menschenrechten definiert. Wenn der Schutz der Menschenrechte Aufgabe des Staates ist, so wird davon ausgegangen, dass auch Unternehmen zu diesem Schutz

Jane Royston, Gründerin von NatSoft SA

TIGE-Teilnehmende besuchen das Schweizer Sozialunternehmen Tergon, das ergonomische Bürostühle herstellt CAUX BERICHT 2015  7


GERECHTE REGIERUNGSFÜHRUNG FÜR MENSCHLICHE SICHERHEIT

Ethische und integrative Regierungsführung fördern 3.–8. Juli. Michael Møller, Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Genf, gab die Richtung für die Konferenz «Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit» vor: «Es gibt da draussen eine ganze Welt struktureller Probleme, die angesprochen werden müssen. Dies kann jedoch nicht mehr nur den Regierungen überlassen werden. Es muss eine Gemeinschaftsleistung sein, und jeder von uns trägt die Verantwortung, etwas dazu beizutragen.»

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00 Teilnehmende aus 44 Ländern waren angereist, um herauszufinden, wie sich genau dies besser bewerkstelligen lässt. Sie berichteten von Initiativen zur Bereitstellung sauberen Wassers für indische Dörfer, von Vertrauensbildung zwischen griechischen und türkischen Zyprern und davon, wie sich Frauen in Mali am nationalen Tagesgeschehen beteiligen können. Møller twitterte in sei-

Michael Møller, Generaldirektor des UN-Büros in Genf 8  CAUX BERICHT 2015

nem Netzwerk, die Konferenz zeige «das enorme Potenzial der Zivilgesellschaft» auf. Das schweizerische Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten unterstützte finanziell die Konferenzteilnahme von 25 Führungskräften aus Mali, dem Tschad und dem Niger. Viele von ihnen arbeiten in ihren Ländern im Bereich der Konfliktlösung. Ein von UN-Mediationsexperten veranstalteter Workshop stiess auf grosses Interesse. Ausserdem besuchten sie Workshops zum Umgang mit gewaltbereitem Extremismus. Hieran beteiligten sich auch Mitglieder des somalischen Parlaments, ein leitender Beamter aus Nigeria und NGO-Führungskräfte aus Afrika und dem Nahen Osten. Teilnehmende aus Armenien und der Türkei kamen mit dem Ziel, herauszufinden, wie sie die aus ihrer brutalen Geschichte resultierenden Feindseligkeiten überwinden können. Ukrainische Teilnehmende zeigten einen Film über den Krieg in der Ostukraine, der den angesehenen russischen Historiker Andrei Zubov zu einer bewegenden Entschuldigung veranlasste. Zusammen mit

dem stellvertretenden Leiter des ukrainischen Instituts für Nationalgedenken nahm er an einem Workshop zum Thema Vergangenheitsbewältigung teil, in dem die tragischen Ereignisse in der Geschichte der beiden Länder und mögliche Heilungsprozesse im Mittelpunkt standen.

Co-Willing Während der Konferenz traf sich ein Netzwerk aus afrikanischen Führungskräften, das sich Commitment of the Willing, kurz Co-Willing, nennt. Die Mitglieder des Netzwerks, die in den Bereichen Bildung, nachhaltige Entwicklung und Korruptionsbekämpfung tätig sind, setzen sich gemeinsam für Integrität in Führungsbereichen ein. Durch Erfahrungsaustausch lernten sie, wie sie ihre eigenen Initiativen und die der anderen Teilnehmenden ausbauen und unterstützen können. Unter den Teilnehmenden befanden sich auch Hans Herren, Gewinner des Welternährungspreises, der südafrikanische Jurist Paul Hoffmann von Accountability Now und Ekuru Aukot, Leiter des Expertengremiums, das die kenianische Verfassung von 2010 ausgearbeitet hatte.


Daphrose Barampama, Präsidentin von Creators of Peace

«Wir brauchen Medien, die einen Unterschied machen. Medien, die das Gute feiern.» Ist es möglich, dass Medien nicht nur Nachrichten verbreiten, sondern sie sogar verändern können? Kann die Art der Berichterstattung Leser und Zu-

Bedan Mbugua, Geschäftsführer und Chefredakteur von Foundain Media Group Ltd

Teilnehmer des Musa Dagh-­ Geschichtsprojekts

schauer dazu inspirieren, Korruption zu bekämpfen, die Umwelt zu schützen oder Konflikte zu lösen? Dieser Herausforderung stellt sich das kenianische Unternehmen Fountain Media Group Ltd.

Media nahm sich ihrer Geschichte an. Bald demonstrierten Tausende von Frauen und ermutigten viele andere Frauen weit über Kiambu hinaus, sich der Bewegung anzuschliessen.

Plattformen wie Buzzfeed, die sich bewusst auf positive Schlagzeilen konzentrieren, werden immer beliebter. Überall auf der Welt wünschen sich Adressaten positivere Nachrichten. Der Geschäftsführer von Fountain Media Groups, Bedan Mbugua, und der Chefredakteur und kenianische Fernsehstar Johnson Mwakazi sprachen über die Bedeutung einer Alternative zu den heutigen grossen Rundfunkanstalten. Sie stellten ihr Konzept in dem Workshop «The media challenge: journalism, integrity and hope» (Herausforderung für die Medien: Journalismus, Integrität und Hoffnung) vor.

Die Fountain Media Group befasste sich auch mit Korruptionsbekämpfung. Wie haben sie es geschafft, die in der kenianischen Wirtschaftswelt weitverbreiteten Bestechungspraktiken zu beeinflussen? Fountain Media bot Unternehmen, die sich weigerten, Bestechungsgelder zu zahlen, öffentlichkeitswirksame Unterstützung an. Einige Unternehmen gingen darauf ein – Fountain TV hatte positive Geschichten zu berichten und die Unternehmen profitierten von der Werbung. Bisher haben sich über 500 Unternehmen an der Initiative beteiligt.

Die beiden Männer beharrten darauf, es gäbe überall auf der Welt gute Geschichten, die es wert seien, erzählt zu werden. «Wir brauchen Medien, die einen Unterschied machen können. Medien, die das Gute feiern.» Natürlich müsse man über die Probleme in der Welt berichten, aber nicht ohne mögliche Lösungsansätze aufzuzeigen: «Sogar eine schlechte Lösung ist besser als gar keine Lösung», sagte Mwakazi. So entstand Fountain Media, mit dem Ziel, die Bevölkerung durch kreative Gemeinschaftsinitiativen zu verändern. Ein besorgniserregendes Thema war die Anzahl der kenianischen Männer, die durch den Konsum gepanschten Alkohols sterben. In Kiambu hatten einige Frauen eine Organisation zur Bekämpfung dieses Problems gegründet: Mothers Against Drug Abuse (Mütter gegen Drogenmissbrauch). Fountain

Vergangenheit und Gegenwart bewältigen Zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren trafen sich Jugendliche aus Armenien und junge Armenier, die in der Türkei oder anderen Ländern leben, um über ihre gemeinsame Vergangenheit und deren Auswirkungen zu sprechen. Die Gespräche fanden grösstenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Rahmen des Musa-Dagh-History-Hike-Projektes statt, das von Eugene Sensenig-Dabbous von der Notre Dame-Universität im Libanon geleitet wird. Ausserdem gab es weitere Workshops, in denen die Öffentlichkeit durch Dokumentarfilme, Lieder und weitere Vorführungen über diese Thematik informiert wurde. In ergiebigen Gesprächen wurden Themen wie Wahrheit, Vergebung und Akzeptanz besprochen, aber auch, wie Hass überwunden werden kann, um die Vergangenheit zu bewältigen. CAUX BERICHT 2015  9


CAUX-DIALOG ÜBER LAND UND SICHERHEIT

Grundsteine nachhaltiger Entwicklung 10.–14. Juli. Der diesjährige Dialog untersuchte Zusammenhänge zwischen Landwiederherstellung, Ernährungssicherung, Armutsbekämpfung und Konfliktlösung. Er beschäftigte sich dabei vor allem mit Lösungsansätzen zum Aufbau von Strategien, die Vertrauensaufbau mit nachhaltigem Landmanagement verbinden, um Menschen zu helfen, den Teufelskreis aus Bodendegradation und Konflikten zu durchbrechen und stattdessen gesicherte, fried­ liche Existenzmöglichkeiten zu schaffen. Fünf Tage lang wurden ernsthafte Diskussionen und lebhafte Gespräche geführt und intelligente Lösungsansätze, persönliche Berichte und neue Einsichten ausgetauscht.

Michael Schluter, Vorsitzender und G ­ eschäftsführer der Denkfabrik ­Relational Research

M

ehr als 100 Fachleute aus den Bereichen Vertrauensbildung und Landwiederherstellung, darunter Landwirte, Aktivisten, politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Vertreter der Wirtschaft, nahmen an dem Dialog teil, der in Kooperation mit Initiativen für Land, Leben und Frieden (ILLP), der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) organisiert worden war. Der Dialog orientierte sich an einem traditionellen, aber komplexen Triple-Bottom-Line-Ansatz. Dabei wurden im Laufe der Konferenz jeweils umweltpo-

10  CAUX BERICHT 2015

litische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte untersucht, was einen produktiven Austausch sowohl auf horizontaler als auch vertikaler Ebene zwischen Spezialisten, politischen Entscheidungsträgern und der Zivilgesellschaft ermöglichte. Am zweiten Tag diskutierten die Teilnehmenden Verbesserungsmöglichkeiten bei Lösungsansätzen für nachhaltiges Landmanagement. Der dritte Tag drehte sich um Handel im globalisierten Marktgefüge mit einem besonderen Augenmerk auf der Nutzung von Wasser. Am vierten Tag wurden verschiedene Aspekte für den Aufbau von Vertrauen besprochen und das Fazit des fünften Tages war ein Aufruf zum Handeln.

Mason-Universität, sprach über den Nutzen der politischen Psychologie in der Auseinandersetzung mit Beziehungen bei Land- und Sicherheitsfragen. Er erklärte, dass «einer der Hauptvorteile für Bevölkerungsgruppen, die Verlust erlebt haben, in einer engen Zusammenarbeit bei Land-, Wasser- und Nahrungsprojekten liegt, da diese Projekte für alle, auch für ihre Kinder, von grossem materiellen Gewinn und ein echter Anreiz dafür sind, sich für psychologischen, spirituellen und finanziellen Erfolg einzusetzen».

Der britische Hauptredner Konteradmiral Neil Morisetti (a. D.) gab in seiner Ansprache einen Überblick über die durch den Klimawandel bedingten aktuellen Bedrohungen der globalen Sicherheit. Dr. Michael Schluter, Vorsitzender und Geschäftsführer der Denkfabrik Relational Research, stellte das Modell eines beziehungsorientierten Denkens vor. Joseph Montville, Direktor des Programms zur Heilung geschichtsbedingter Erinnerungen am Institut für Konfliktanalyse und -resolution der George

Konteradmiral Neil Morisetti (a. D.), britischer Gesandter für Klima und Energiesicherheit 2009–2013


Louise Baker von der UNCCD bestand auf einer Einhaltung der anstehenden Agenda, da das Ziel der internationalen Gemeinschaft Landverödungsneutralität sei. Wir müssten alle ehrgeiziger sein, sollten keine Angst vor neuen Technologien haben und wir alle «müssen Verantwortung übernehmen». Im Anschluss an die Konferenz organisierte CAUX-Initiativen der Veränderung gemeinsam mit World Vision ­International am 15. Juli eine Sonderinformationsveranstaltung im Genfer International Environment House. Dort konnten die Ergebnisse des CDLS 2015 der breiteren Genfer Umweltgemeinschaft vorgestellt und die Gespräche und das Brainstorming rund um das Thema «Grundsteine nachhaltiger Entwicklung» fortgeführt werden. Während der Veranstaltung verpflichtete sich eine kenianische Delegation, 2016 einen Dialog über Land und Sicherheit in Kenia abzuhalten.

Buchvorstellung Ilan Chabay, Senior Fellow am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam, stellte das neue Buch «Land Restoration: Reclaim­ing Landscapes for a Sustainable Future» vor, das er mitherausgegeben hat. Entstanden war das Buch aus Gesprächen bei früheren Caux-Dialogen über Land und Sicherheit und viele der Mitwirkenden waren ehemalige Konferenzteilnehmende und Sprecher.

Dialog zwischen jungen ­ enschen und Experten M Um die nächste Generation miteinzubeziehen, organisierte der Caux-Dialog eine Diskussionsrunde zwischen 40 enthusiastischen jungen Umweltschützern und den drei Umweltexperten Julia Marton-Lefèvre, ehemalige Generaldirektorin der IUCN, Luc Gnacadja, ehemaliger Vorsitzender der UNCCD, und Geoffrey Lean, Umweltkorrespondent des Londoner Daily Telegraph. Es war eine einmalige Gelegenheit, sowohl Wissen und bewährte Methoden als auch

Kenianische Delegation

persönliche Wertvorstellungen und Überzeugungen unter den Generationen auszutauschen. Angesichts von Klimawandel und Konflikten standen Fragen zu Führungsverhalten, Grundhaltungen und Entscheidungsfindung im Mittelpunkt des Gesprächs.

Weltpremiere

Joseph Montville, Direktor des ­Programms zur Heilung geschichts­ bedingter Erinnerungen am Institut für Konfliktanalyse und -resolution der George-Mason-Universität

Zum 30. Jahrestag des Live Aid-Konzerts in Äthiopien stellten der preisgekrönte Filmregisseur Mark Dodd (The Man who Stopped the Desert) und Tony Rinaudo von World Vision Aus­ tralien den Film «Ethiopia Rising: Red Terror to Green revolution» vor. Der Film erzählt anhand der bewegenden Geschichte eines Mannes die aussergewöhnlich erfolgreiche Landwiederherstellung Äthiopiens: Aba Hawi mobilisierte seine Gemeinde, um das Dorf vor der Vernichtung zu retten und gegen Hunger, Dürre und Krieg vorzugehen.

Louise Baker, UNCCD CAUX BERICHT 2015  11


INTERNATIONALES FORUM FÜR FRIEDENSSCHAFFENDE

Gewaltfreie Konfliktbearbeitung: ­Menschenwürde, Partizipation und Inklusion 16.–19. Juli. Rund 70 Fachleute aus aller Welt, die im Bereich Friedensförderung tätig sind, nahmen am Internationalen Forum für Friedensschaffende 2015 (IFP) teil, das in Kooperation mit dem Institut für Konflikttransformation und Friedensförderung (ICP) organisiert worden war. Das IFP bot eine Plattform für den Austausch bewährter Methoden und Erfahrungen in der gewaltfreien Konfliktbearbeitung.

«Vom Traum für Frieden zum Friedensstifter»

Z

u den wichtigen Veranstaltungen des Forums zählten: • Eine Podiumsdiskussion über Erfahrungen bei der Umsetzung von Menschenwürde, Partizipation und Inklusion mit Koenraad Van Braband von Interpeace, Ajsa Hadzibegovic von Civic Alliance, Catriona Gourlay von PeaceNexus und Daphrose Ntarataze Barampama von Creators of Peace. • Eine Präsentation von Abbas Aroua, Leiter der Cordoba-Stiftung in Genf, über islamische und arabische Perspektiven zu gewaltfreier Konfliktbearbeitung. • Vier Workshops unter der Leitung führender Experten im Bereich der Friedensförderung. Der Workshop von Ajsa Hadzibegovic untersuchte Negativfaktoren, die Jugendliche daran hindern, sich an Friedensprozessen zu beteiligen. Simon Fisher, Experte für Konfliktbearbeitung bei der Oxford Brookes University, beschäftigte sich in seinem Workshop mit der Frage, wie wir uns bei Konfliktsituationen in unserer Arbeit selbst wahrnehmen. Der Workshop von Jean Brown und Shoshana Fair ermutigte die Teilnehmenden, in sich hineinzuhören, um die Geschichten zu verstehen, die wir an zukünftige Generationen weitergeben. Tanja Mirabile, Co-Leiterin von ICP, behandelte in ihrem Workshop die Rolle des Moderierenden bei effektiver Dialogarbeit für gewaltfreie Konfliktbewältigung. Gegen Ende des Forums hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, über die gemachten Erfahrungen nachzudenken und zu überlegen, wie diese zukünftig bei ­ihrer Arbeit umgesetzt werden könnten. 12  CAUX BERICHT 2015

als inspirierende und stärkende Methode und sorgte dafür, dass die Teilnehmenden Caux mit neuer Energie und Inspiration verliessen. Koenraad van Brabant, leitender ­B erater für Friedensförderung, ­Interpeace

Einige Teilnehmende sagten, das Forum habe sie dazu ermutigt, Konflikte aus einer neuen Perspektive zu betrachten und neu gewonnene Methoden bei ihrer Arbeit anzuwenden, wie z. B. die Kraftfeldanalyse. Andere Teilnehmende, die durch die drei Grundsätze Menschenwürde, Inklusion und Partizipation inspiriert worden waren, erklärten, sie seien nun motiviert, alle Interessengruppen in Konfliktgebieten mit­einzubeziehen, auch die, die besonders schwer zu erreichen seien. Die Unterstützung eines so starken Netzwerks Gleichgesinnter entpuppte sich

Frieden fängt zu Hause an Der besondere Ansatz von IPF bestand darin, sich um den Menschen zu kümmern, der sich hinter dem Friedensschaffenden versteckt. Statt theoretischer Vorträge begünstigten interaktive Veranstaltungen und Workshops den Austausch und die Übungen in der Gruppe. Dies ermöglichte es den Teilnehmenden, ihre eigenen Verhaltensweisen unter die Lupe zu nehmen. Ein Teilnehmender sagte abschliessend: «Wie willst du Frieden stiften, wenn du selbst in Konflikte eingegebunden bist? Wie kann ich anderen helfen, ihre Wunden zu heilen, wenn ich meine eigenen nicht geheilt habe?» Dieses Forum war für die Teilnehmenden eine gute Gelegenheit, das Grundprinzip von IofC zu entde-


cken und in die Praxis umzusetzen: «Veränderung fängt bei dir selbst an.» Catriona Gourlay von PeaceNexus übertrug dieses Prinzip auf die organisatorische Ebene, indem sie eine sehr wichtige, aber oft vernachlässigte Frage stellte: Setzen Organisationen, die in der Friedensförderung aktiv sind, die Werte, die sie aufstellen, im Alltag selbst um? Wie gehen sie mit internen Konflikten um? Dies könne eine ziemliche Heraus-

Friedenskreise Die IofC-Initiative «Creators of Peace (CoP)» bot diesen Sommer Friedenskreise und ein Trainingsprogramm für Moderatorinnen in englischer und französischer Sprache an. Die Initiative, die im nächsten Sommer ihr 25-Jahr-Jubiläum feiert, führt vorallem Frauen zusammen, um Frieden zu fördern. Dabei beginnt Veränderung bei jeder Einzelnen. Nina, eine 18 Jahre alte Schweizerin, die sowohl an einem Friedenskreis als

Catriona Gourlay, Geschäftsführerin von PeaceNexus Foundation

Abbas Aroua, Direktor der ­Cordoba-Stiftung in Genf

forderung sein, sei jedoch zugleich von grundlegender Bedeutung. «Menschen, die Hilfe empfangen, sehen dich als Vorbild. Man muss ein gutes Vorbild sein, um innerhalb einer Gemeinschaft als glaubwürdig zu gelten. Auch Geldgebern ist dies sehr wichtig.» Sie unterstrich, es wirke sich auf den Erfolg einer Organisation aus, ob diese ihren Werten entsprechend handle. Dies könne bei der Organisation einige Veränderungen oder sogar eine komplette Umstellung

erforderlich machen und Veränderungen könnten Widerstand auslösen. Trotzdem müsse «man inhaltlich flexibel sein und den Änderungsprozess beibehalten». IPF war eine gute Erinnerung daran, dass Frieden zu Hause anfängt.

auch am Training teilgenommen hat, berichtet von ihrer Erfahrung: «Bei einem Friedenskreis kommen 10 bis 12 Frauen zusammen – und jede Frau erzählt das, was sie gerne erzählen möchte. Für einige Frauen ist es sehr schwer, darüber zu sprechen, was sie durchgemacht haben. Hier geht es um schwierige und emotionale Themen: Vertreibung, sexueller Missbrauch, Mord … An einem bestimmten Punkt weinen wir alle. Mir persönlich ist in meinem Leben noch nichts wirklich Schlimmes passiert. Verglichen mit den

Nina, Teilnehmerin des Friedenskreises

anderen war das, was ich zu sagen hatte, ein wenig nutzlos. Aber ein Leben muss nicht tragisch sein, um darüber zu berichten oder um etwas darüber zu erfahren. Niemand lebt je wirklich mit sich selbst im Frieden. Wir alle haben anderen etwas zu sagen. Da ich die Jüngste in der Gruppe war, habe ich hauptsächlich von den anderen gelernt. Ihre persönlichen Geschichten haben mich sehr bewegt. Ich habe zwischen all den Teilnehmerinnen eine starke gegenseitige Verbindung gespürt. Wir vertrauen uns allen und behalten das uns Anvertraute für uns. Es ist wirklich eine persönliche Reise.»

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DAMIT EUROPA KEIN UNVOLLENDETER TRAUM BLEIBT

Hintergründe verstehen – gemeinsame Werte und Interessen ausbauen 16.–19. Juli. Diese Konferenz wurde im Rahmen eines vierjährigen Projekts organisiert. Ziel des Projektes ist es, Europäer aus allen Gesellschaftsgruppen in Aktionen einzubinden, um auf dem ganzen Kontinent einen Geist der Zusammenarbeit und Solidarität zu entwickeln.

D

ie Konferenz bot einer buntgemischten Gruppe von Europäern die Möglichkeit, über aktuelle Themen und europäische Werte nachzudenken und sich untereinander auszutauschen: Wiederkehrende Konflikte, enorme Migrationswellen, unsichere Minoritätsrechte und die Verarbeitung der Vergangenheit. Verschiedene Arbeitsgruppen kamen zusammen, um ihre Bedenken und Hoffnungen zu besprechen und Vorschläge für die Zukunft zu machen. Den Visionen und Ideen der zwei Gründungsväter Europas, Monnet und Schuman, wurde im Rahmen eines Besuchs bei der Jean Monnet-Stiftung für Europa in Lausanne und bei einem Vortrag von deren Leiter Gilles Grin und von Jeff Fountain, Leiter des Schuman-Zentrums für Europäische Studien, ausreichend Zeit gewidmet.

Aurora Martin, Fakultät für Politikwissenschaft, Universität Bukarest und Beraterin der rumänischen Regierung, und Cathy Nobles, ­Gründerin und Leiterin der «Reconciliation Walk Community»

Das Eröffnungsplenum war geprägt von den Hauptrednern Ahmet Shala, Botschafter der Republik Kosovo in Japan und ehemaliger Wirtschafts- und Finanzminister, Stephanie Hofmann, ausserordentliche Professorin am Graduate Institute in Genf, der Friedensaktivistin Cathy Nobles und Leoluca Orlando, dem Bürgermeister von Palermo, der via Video-Link an der Veranstaltung teilnahm.

Gilles Grin, Leiter der Jean Monnet-Stiftung 14  CAUX BERICHT 2015

Christoph Spreng, IofC-Delegierter im Europarat, sprach über das 60-Jahr-Jubiläum der Bonn-Kopenhagener Erklärungen und die Rolle persönlicher Veränderung. Margaret Smith, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät für Internationale Friedens- und Konfliktforschung (International Peace and Conflict Resolution) der American University in Washington DC, hielt eine sehr bewegende Vorlesung, in der sie sich mit der theoretischen Frage einer gemeinsamen eu-

ropäischen Geschichtserzählung und praktischen Möglichkeiten zur Umwandlung von Spannungen durch soziale Veränderung beschäftigte. Am letzten Tag legten die Teilnehmenden fest, auf welche Weise sie sich im kommenden Jahr weiterhin mit offenen Fragen Europas auseinandersetzen würden. Einige sprachen von ihren Plänen, Initiativen ins Leben zu rufen, z. B. durch proaktives Engagement in der Zusammenführung von Minderheitengruppen in Europa. Ein Projekt stand dabei besonders im Mittelpunkt: eine Friedensreise durch Europa, die 2018 stattfinden soll. Im Rahmen des Projektes sollen ehemalige oder aktuelle Konfliktgebiete besucht werden, um praktische Beispiele für Vertrauensbildung und Konfliktlösung weiterzugeben.


Fotoausstellung: «Innerhalb meiner Mauern und darüber hinaus» Undine Groegers Wanderausstellung «Innerhalb meiner Mauern und da­ rüber hinaus» wurde während der AEUB-Konferenz eröffnet. Sie stellt eine persönliche Reise für das Verständnis der Vergangenheit Deutschlands dar. Sie umfasst drei Generationen, die den Bau und Fall der Berliner Mauer miterlebt haben, und bietet parallel dazu Einblicke in das Leben an einem Ort, der an die ehemalige DDR erinnert: Transnistrien, eine postsowjetische festgefahrene Konfliktzone zwischen Moldawien und der Ukraine. Sie wird bis 16. Januar 2016 im Rahmen der Caux Expo ausgestellt und bezieht den Besucher in einen ­Dialog über Mauern, die weiterhin in Menschen und zwischen Bevölkerungsgruppen bestehen, ein.

Die Young Ambassadors-­ Initiative: Europa aus der Sichtweise junger Menschen Dieses Jahr war die Konferenz auch der Startschuss für das Young Ambassadors-Programm: 35 junge Botschafter zwischen 18 und 25 Jahren vertraten 24 Länder. Die Botschafter repräsentierten ihre Länder mit viel Leidenschaft. Für Lina, Young Ambassador aus Albanien, war die Konferenz ein grossartiger Anlass, um Projekte anderer junger Menschen für ein besseres Europa kennenzulernen. Sie sagte: «Obwohl wir sehr unterschiedlich sind, haben wir gemeinsame Werte. Es gibt ein Bedürfnis nach Zusammenarbeit zwischen europäischen Ländern, um einen grösseren sozialen Zusammenhalt zu fördern.» Als Young Ambassador hat sie die «Befähigung, positiv und konstruktiv mit Gleichaltrigen aus traditionellen Konfliktgebieten zu diskutieren». Sie ging mit dem starken Wunsch nach Hause, sich auch weiterhin zu engagieren, ihre Organisation «Breaking Barriers», deren Ziel die Bekämpfung ethnischer und religiöser Klischees ist, weiter auszubauen und ein Online-Forum für Beiträge und Blogs, die sich mit den Herausforderungen und Hoffnungen Europas befassen, zu entwickeln. Für Bastian, Young Ambassador aus Deutschland, trug die Teilnahme an der

Konferenz zu einem besseren Verständnis der Identität Deutschlands bei. Es war ausserdem eine Möglichkeit, die Herausforderungen, denen Europa gegenübersteht, zu diskutieren, ein Netzwerk mit Leuten unterschiedlichen Alters und verschiedener Herkunft aufzubauen, diese Anliegen gemeinsam anzugehen und Initiativen zu ergreifen. Er kam zum Schluss: «Wir bleiben definitiv in Kontakt, um an den Ideen, die wir hatten, weiterzuarbeiten und sie umzusetzen. Caux war eine ganzheitliche Annäherung. Die Dinge, die ich hier ge-

lernt habe, haben mich persönlich verändert und ich werde diese Erfahrungen eines Tages in meinen Beruf mitnehmen.»

Mobilität als unabdingbares Recht? Der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, hinterliess bei den Teilnehmenden der Konferenz einen bleibenden Eindruck. Dieser langjährige Anti-Mafia-Politiker vertritt nun ein weiteres Anliegen, das alle europäischen Länder direkt betrifft: Migranten. Orlando erklärte, Mobilität sei seiner Ansicht nach ein unabdingbares Recht. Es sei unsere Pflicht, diejenigen, die um ihr Leben fliehen, willkommen zu heissen, da «wir uns nicht aussuchen, wo wir geboren werden, aber wir können wählen, wo wir leben und sterben wollen.» In dieser Hinsicht schlug er die «Alarmglocken für ein Europa, das scheinbar die Gründe, warum es überhaupt geboren wurde, verrät».

Bastian, Young Ambassador aus Deutschland

Seine eindrucksvollen und drastischen Worte verstärkten den Wunsch der Konferenz nach einem integrativeren und einfühlsameren Europa. Orlando erreichte, dass der Stadtrat der Internationalen Charta von Palermo für menschliche Moblität zustimmte, und verteidigt derzeit seine Ideen für ein humaneres und respektvolleres Europa. CAUX BERICHT 2015  15


KINDER KÖNNEN DIE WELT VERÄNDERN (CATS)

Kinder und Erwachsene – Partner für Wandel? 27. Juli – 2. August. Die CATS-Konferenz wurde in Zusammenarbeit mit Initiativen der Veränderung Frankreich, Eurochild, der Universal Education Foundation und Child to Child organisiert. Hauptziel der CATS-Konferenz 2015 war es, zu erforschen, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammenarbeiten müssen, um sicherzustellen, dass die Beteiligung von Kindern auf allen Ebenen der Gesellschaft gebührend gefördert wird.

I

m Rahmen eines durchgehend partizipatorischen Programms teilten alle Teilnehmenden Erfahrungen, diskutierten über Konzepte und Ideen und tauschten Wissen über das Mitwirken von Kindern in einem Umfeld aus, das sowohl unterhaltsam und interaktiv wie auch vertrauensvoll und respektvoll war. Einflussreiche Hauptredner inspirierten alle Teilnehmenden mit ihren Geschichten über ihren Kampf für Kinderrechte und Kinderbeteiligung. CATS begrüsste zahlreiche Vertreter internationaler Organisationen, u. a. Kirsten Sandberg, ehemalige Vorsitzende des UN-Ausschusses zum Recht des Kindes, Judith Diers, Leiterin der Abteilung Jugendentwicklung und Partizipation bei Unicef, Julie Ward, Abgeordnete und engagierte Verfechterin von Kinderrechten im Europäischen Parlament, und Dimitri Avramopoulos, EU-Kommissar des Europäischen Rechnungshofes für Migration, innere Angelegenheiten und Staatsbürgerschaft, der per Videobotschaft an der Konferenz teilnahm. 16  CAUX BERICHT 2015

Ein weiterer Hauptredner war Nkem Orakwue, Gründer des nigerianischen Kinderparlaments und geschäftsführender Direktor eines Kinderfernsehkanals. Während der Woche hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, im Rahmen eines Workshops, der von den internationalen Beratern für Kinderrechte Gerison Lansdown und Darren Bird geleitet wurde, Rückmeldungen zur Allgemeinen Bemerkung über Jugendliche zu geben, welche vom UN-Ausschuss für Kinderrechte in Auftrag gegeben worden war. Unterdessen trafen sich im Laufe der Konferenz Kinder-Berichterstatter aus jedem Workshop, um eine Präsentation vor dem Europäischen Parlament über die Haupterkenntnisse von CATS 2015 und die Wichtigkeit, Kinderstimmen zu politischen Fragen ein Gehör zu verschaffen, vorzubereiten. Die Konferenz wurde zu einer praktischen Erfahrung der Kinderbeteiligung. Ein junger Teilnehmer sagte: «Die CATS-Konferenz dient als Mahnung

­ afür, wie das Leben in Bezug auf Teamd geist und gleichberechtige Mitarbeit zwischen Erwachsenen und Kindern sein sollte. Dies konnten wir in allen Bereichen und Aktivitäten der CATS-Konfe-

Kesz Valdez, Gewinner des ­Internationalen Friedenspreises für Kinder und Mitbegründer von Championing Community Children


renz durch unterhaltsame Spiele, praktische Arbeit, Gesprächsgruppen und gemeinsam verbrachte Zeit erleben.»

Kesz Valdez Ein Redner berührte das Publikum mit seiner bewegenden und inspirierenden Geschichte besonders: Kesz Valdez, der Gewinner des Internationalen Kinder-Friedenspreises 2012. Er kommt von den Philippinen, gewann den Preis mit 13 und ist Mitbegründer von Championing Community Children. Er erzählte, wie er schon als sehr kleines Kind von seinem Vater gezwungen wurde, den Müll auf einer Müllhalde in Cavite City (Philippinen) zu durchwühlen. Um der Gewalt zu Hause zu entfliehen, rannte er schliesslich weg, lebte weiterhin von der Müllhalde und musste schreckliche Bedingungen ertragen. Einige Jahre später wurde er aus Versehen auf einen Haufen brennender Reifen gestossen und von einem Sozialarbeiter gerettet, der ihn mit nach Hause nahm und schliesslich adoptierte. Kesz erlebte, was ein ordentliches und sicheres Leben mit Essen, guten Hygienebedingungen und, vor allem, Liebe bedeutete.

Menschenbibliothek Die Haupthalle verwandelte sich in eine Bibliothek. Doch anstatt von Büchern aus Papier warteten Menschen mit persönlichen Geschichten auf die Teilnehmenden. Die Menschenbibliothek funktionierte genauso wie eine herkömmliche Bibliothek. Die «Leser» konnten sich ein Buch ausleihen, und nachdem sie es gelesen hatten, wieder zurück in die Bibliothek bringen. Der einzige Unterschied lag darin, dass die «Bücher» Menschen waren, die Geschichten über verschiedene Themen im Zusammenhang mit Kinderrechten und Kinderbeteiligung erzählten. Jeder Leser hörte sich drei Geschichten an. Nachdem jede Geschichte zu Ende erzählt war, kam es zu einem Dialog zwischen den «Büchern» und den «Lesern». Dadurch wurde ein Raum für einen Austausch geschaffen. Diese kreative Methode erlaubte eine starke Verbindung zwischen den Teilnehmenden, die nur durch das Teilen persönlicher Geschichten möglich ist.

Aber er vergass nie seine Freunde, die weniger Glück hatten und immer noch auf der Strasse lebten. Überzeugt davon, dass er ihnen trotz seines jungen Alters irgendwie helfen konnte, handelte er. An seinem siebten Geburtstag verteilte er Schuhe an Strassenkinder, um ihre Füsse vor Schnittwunden und andere Verletzungen zu schützen.

fragen und Kinderrechten zu vermitteln und sie zu ermutigen, sich in ihrer Gemeinde zu engagieren. C3 versorgte sie auch mit Hygiene-Sets und, sofern vorhanden, mit Schuhen, Spielzeug und Schulmaterialien. Seit 2006 hat C3 über 10 500 Kindern in 48 verschiedenen Gemeinden geholfen, mehr als 3000 Wunden versorgt und über 4000 Zahnbürsten verteilt..

Bald darauf gründete er seine eigene Organisation – C3-Championing Community Children –, um Strassenkindern Grundwissen zu Hygiene, Gesundheits-

Seine Auszeichnung, die er 2012 erhielt, hat es der Organisation ermöglicht, dank internationaler Anerkennung und finanzieller Unterstützung zu wachsen.

Kesz’ persönliche Geschichte und seine Entschlossenheit, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um den Strassenkindern zu helfen, wurde mit stehendem Applaus geehrt. Bescheiden und handlungsorientiert wie immer möchte Kesz wie sein Adoptivvater Sozialarbeiter werden, um weiterhin Strassenkindern helfen und sich für sie einsetzen zu können. Seine Geschichte erntete aufrichtige Bewunderung und wird hoffentlich Menschen, egal welchen Alters, zum Handeln ermutigen.

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QUELLEN DER INSPIRATION

Inspiration teilen – Leben verändern 4. – 9. August. Die Konferenz «Quellen der Inspiration 2015» lud die Teilnehmenden auf eine persönliche Reise ein, bei der sie tiefgehende Erfahrungen machen und sich von der Geschichte und dem Erbe von Caux inspirieren lassen konnten.Workshops,Theateraufführungen, Veranstaltungen und Gespräche in der Gruppe zeigten dabei neue Möglichkeiten und Perspektiven auf.

K

wame Reed, ein junger Schauspieler und Lyriker aus einem sozial benachteiligten Teil Londons, begann, seine persönliche Sicht von dem «Mann, der ich sein will», neu zu überdenken. Die japanische Lehramtsanwärterin Hitomi Mitsutake, die sich selber als «sehr introvertiert» beschrieb, fand «die Freude an der Kommunikation mit anderen». Yasmine Kamel aus London begann «eine Reise der Neugierde darüber, wer ich bin und wer ich wirklich sein will». Der britische Schauspieler Steve Stickley wurde an «die Schönheit des Islams» erinnert. Die Workshops reichten von japanischer Holzschnitzerei zum Lernen über Elektrizität, von Tanz zu Diskussionen über Inklusion, von der Spiritualität der Musik zu einem stillen Spaziergang. Die Abendprogramme umfassten Janet Stickleys ausgelassenes Stück «Nora›s Ark», das dramatisierte Puppenspiel über Don Quixote von Comedia Gillets,

Steve Stickleys One-Man-Show «Race» über die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, und June Boyce-Tillmans Glanzleistung «Lunacy or the Pursuit of the Goddess». Das Intermission Youth Theatre (IYT) begeisterte die Konferenzteilnehmenden mit einer Reihe von Sketchen mit dem Titel «Family Drama», die das heutige Familienleben in Grossbritanniens Städten reflektierten. Unter den Rednern waren unter anderem Lillian Cingo, ehemalige Managerin des südafrikanischen Phelophepa Train, der Gesundheitsdienste zu ländlichen Gemeinden bringt, und drei Somalier aus verfeindeten Stämmen. Mohamed Mumin war während seiner ersten 18 Jahre in Europa Somaliern aus dem Weg gegangen. Dank Initiativen der Verändern habe er sich verändert, sagte er. «Wenn du hasst, dann bist du krank. Heilen bedeutet sich selbst zu befreien, zu lieben, zu vergeben und das Positive zu sehen.»

Mitsuhisa Kato (IofC Japan)

Hiroshima-Tag Das Thema des dritten Konferenztages war «Auf ungehörte Stimmen hören: Hiroshima-Tag». Zum 70. Jahrestag der Atombombenabwürfe schickte der Bürgermeister von Hiroshima einen Brief an Initiativen der Veränderung, in dem er Frieden forderte und an die Rolle erinnerte, die die Organisation beim Auf-

Intermission Youth Theatre (IYT) IYT wurde im Frühling 2008 in England gegründet, um mit gefährdeten Jugendlichen, jungen Straftätern und Menschen ohne wirklicher Perspektive zusammenzuarbeiten. Grundlage sind die Theaterstücke von Shakespeare. Dabei werden seine Werke neu und zeitgenössisch interpretiert, indem Strassenvokabular in die Originalsprache eingebaut wird. Diese Arbeit verbessert die schauspielerischen Fähigkeiten der Jugendlichen, stärkt

ihr Selbstbewusstsein und steigert ihren Ehrgeiz. In diesem Jahr wurde Mitgliedern des Jugendtheaters 2015 die Teilnahme an der Konferenz «Quellen der Inspiration» ermöglicht. Für viele der Teilnehmenden war es die erste Reise ins Ausland. Der Caux Palace unterscheidet sich stark von der Londoner Innenstadt, wo sie nur allzu oft immer wieder aufs Neue mit Tragödien konfrontiert wer-

den, mit denen sich ihre Generation auseinandersetzen muss. Die geographische Distanz gab ihnen eine neue Perspektive und ihre Intensität und Energie taten der Konferenz gut. Viele Freundschaften wurden geschlossen. Ein Motto von IYT besagt: «Wenn sich zwei Welten treffen, kann Grossartiges geschehen!» Mehr dazu hier: www.intermissionyouththeatre.co.uk


bau von Vertrauen in Japan nach dem Krieg gespielt hatte. Teilnehmende und Organisatoren gedachten zusammen mit einer Delegation von IofC Japan der vielen Opfer der Atombombe. Mitsuhisa Kato von IofC Japan las einen Brief von Kazumi Matsui, dem amtierenden Bürgermeister von Hiroshima, vor, in welchem er eine vollständige atomare Abrüstung fordert, da er Atomwaffen als das «absolute Böse» ansieht. In dem Brief ermutigte er «Menschen aus der ganzen Welt, das hinterlassene Erbe zu beherzigen und Unterschiede in Bezug auf Nationalität, ethnische Zugehörigkeit und Religion zu überwinden.» In seinem Brief erklärte Matsui ausserdem, wie der Besuch 1950 in Caux und das, was sie dort gelernt hatten, die damaligen Bürgermeister von Nagasaki und Hiroshima beim Wiederaufbau Japans nach den Bombenabwürfen stark beeinflusst habe: «Wenn jede Person auf die Stimme ihres Gewissens hört, dann kann sie sich in eine positive Richtung orientieren und somit positive Veränderungen nicht nur in der Familie, am Ar-

beitsplatz, in der Schule, in der Gemeinde und im Staat herbeiführen, sondern auch in der Beziehung zwischen den Menschen und Nationen.» Ein anderes Mitglied der japanischen Delegation, Nobuko Nakajima, bewegte das Publikum, als sie die Geschichte ihrer ehemaligen Lehrerin erzählte, deren Leben dank eines Baumes, der die Explosion an ihrer Stelle abbekam, gerettet wurde. Als sie mit Mühe versuchte, ihrem Leben einen Sinn zu geben, ging sie eines Tages an diesem Baum vorbei und entdeckte einen winzigen Keim. «Überrascht und bewegt von der Macht des Baumes, der versuchte zu leben», fand sie in diesem Keim den Mut, nochmal neu anzufangen. Von da an machte sie es sich zur Aufgabe, ihren Schülern diese Geschichte zu erzählen und sie so dazu zu ermuntern, die Hoffnung nie zu verlieren. Diese sehr emotionale Veranstaltung war letztendlich auf die Zukunft ausgerichtet, erfüllt mit der Hoffnung auf einen nachhaltigen Frieden und der festen Absicht, niemals denselben Fehler zu wiederholen.

Haiku Nach der Gedenkfeier gingen alle zurück in ihre Gesprächsgruppen, um ihre eigenen Eindrücke und Gedanken auszutauschen. Eine Gruppe entschied sich, Haiku-Gedichte zu schreiben. Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform und wird als kürzeste der Welt angesehen. Dies erlaubte es den Teilnehmenden, ihre Gefühle auf prägnante Weise auszudrücken. Hier sind zwei Beispiele: Sag mir warum etwas Furchtbares nötig ist, um uns zu lehren die Notwendigkeit für Frieden. Bo Giss, Schweden Tausend Papierkraniche erinnern uns an die Schmerzen, aber ein Friedenswunsch bleibt. Nik Dee Dahlstrom, Schweden

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IMPACT INITIATIVES CHALLENGE

Inspiration, Befähigung und Vernetzung der nächsten Generation von Changemakern 10.–15. August. Die zweite Konferenz «Impact Initiative Challenge» (IIC) brachte eine Gruppe junger europäischer Changemaker veschiedener Herkunft und Nationalität zusammen. Ziel der Konferenz war es, die Teilnehmenden zu ermutigen, über sich und ihre Ziele nachzudenken, um sie bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Ideen zu unterstützen.

D

ie ersten Tage der Konferenz waren der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit gewidmet. Themen waren hierbei «Sein», «Meine Bestimmung» und «Bestrebungen». Diese bereiteten auf den zweiten Teil vor, der mit Themen wie «Verbindlichkeit» und «Der nächste Schritt» auf Handlung ausgerichtet war. Am ersten Tag wurde mit der Frage «Wer bin ich?» eine Reise nach innen begonnen. Die Redner Mami Veza, Trainerin für Persönlichkeitsentwicklung, und Pierre-Antoine Barraillé von der Praneo-Stiftung erzählten die Geschichte ihres persönlichen inneren Wandels. Sie luden alle Teilnehmenden dazu ein, sich durch Reflexion, kurze Meditationen und Storytelling auf ihre eigene Reise nach innen zu machen. An den Nachmittagen konnten die Teilnehmenden einen praktischen Einblick erhalten und neue Fähigkeiten lernen, indem sie täglich einen der folgenden Workshops besuchten: Wachstum und Persönlichkeitsentwicklung für Unternehmer, Soziales Unternehmertum, Von der Idee zur Realität: Die eigene Geschichte visualisieren! (Visuelles Denken), Open Space Workshop (um auf spezifische Fragen der Teilnehmenden einzugehen). In diesen Workshops, die alle auf unterschiedliche Fragestellungen eingingen, konnten sich die jungen Changemaker praktisch mit Fragen auseinandersetzungen, wie z. B.: • Eine Idee ausarbeiten und vorstellen oder • Aus dem eigenen Wohlfühlbereich ausbrechen und das eigene Selbstvertrauen stärken. Da sie gelernt hatten, dass Belastbarkeit und Mut die Schlüssel zum Erfolg sind, setzten sie dies gleich in die Tat um, indem sie den Berg Rochers-de-Naye 20  CAUX BERICHT 2015

bestiegen. Einige begannen den Aufstieg am Abend und übernachteten anschlies­send auf dem Berg, andere kamen erst am nächsten Morgen nach. Auf dem Gipfel sprach Tessa Wernink, Mitbegründerin von Fairphone, vor der wunderschönen Kulisse der Alpen über das Tagesthema: «Bestrebungen: Die Kunst, sich Ziele und Amitionen zu setzen». IIC kann ein erster Schritt dazu sein, sich Ziele zu stecken und sich für deren Umsetzung einzusetzen. Zwei ehemalige Teilnehmende der IIC-Konferenz 2014 bewiesen dies, indem sie ihr wachsendes Projekt «Die grüne Moschee» vorstellten. Dieses Jahr werden die Teilnehmenden auch nach Ende des Programms in Caux unterstützt. Mithilfe einer Online-Community, mit Telefonkonferenzen und persönlichen Treffen werden die Teilnehmenden in Kontakt bleiben, um sich gegenseitig bei ihren Projekten für eine nachhaltigere, friedlichere und gerechtere Welt zu unterstützen.

Gedanken visuell ausdrücken «Visuelles Denken» ist vielleicht ein unbekannter Ausdruck, aber es ist ein wertvolles Denk- und Organisationshilfsmittel. Der Workshop «Die eigene Geschichte visualisieren: Von der Idee zur Realität» lehrte die Teilnehmenden, wie sie es verwenden können, und zeigte ihnen, wie es ihnen in ihrem beruflichen und privaten Leben helfen kann. Beim «Visuellen Denken» und bei Visualisierungen werden Bilder und Zeichnungen verwendet, um unsere Gedanken zu organisieren und Ideen zu


entdecken und zu klären. Dabei werden genaues Zuhören, einfache Zeichnungen und Förderungsmethoden vereint, um komplexe Prozesse zu visualisieren und dabei zu helfen, sich in der Komplexität der Gedanken zurechtzufinden. Die Moderatorin Tamar Harel erklärte, es gehe dabei nicht um die Qualität der Zeichnungen, sondern darum, dass sie helfen, «Klarheit in angespannte Situationen zu bringen». Zu viele Menschen würden mit den Zeichnungen aufhören, da sie denken, sie hätten dafür keine

Begabung. Aber sogar mangelhafte Zeichenfähigkeiten können in diesem Rahmen extrem hilfreich sein. Nach dem ersten Tag konnten die Teilnehmenden ihre Gedanken und Ideen mithilfe von Zeichnungen organisieren. Dank praktischer Tipps, Vorlagen, einer Symbolbibliothek und einer Analyse ihrer Zeichnungen, konnten sie sich verbessern und klar sehen, was für ein hilfreiches Mittel Visualisierungen sind, um Ideen in konkretere Projekte umzuwandeln.

Praktische Unterstützung für soziale Unternehmer Um am Workshop über soziales Unternehmertum teilzunehmen, mussten die Teilnehmenden bereits eine unternehmerische Idee haben. Im Laufe der Woche half dieser Kurs den Teilnehmenden, ihre Projekte zu definieren, um sie vor einem Publikum verteidigen zu können. Mithilfe eines professionellen Trainers reflektierten die Teilnehmenden über ihre Projekte und untersuchten deren Stärken und Durchführbarkeit. Sie diskutierten auch über Motivation und darüber, dass Leidenschaft – und nicht Geld – der wahre Schlüssel zum Erfolg ist. Um die Projekte aller zu verbessern, setzte der Workshop seinen Schwerpunkt auf die Verwendung eines Busi-

ness Model Canvas, eines strategischen Management- und Unternehmens-Tools, das dem Benutzer erlaubt, sein Geschäftsmodell zu beschreiben, zu gestalten, anzufechten und auf den Kopf zu stellen. Es hilft jungen Unternehmern dabei, ihre Projekte präziser zu definieren, indem es die richtigen Fragen stellt, wie zum Beispiel: Was ist Ihr Produkt? Entspricht Ihr Produkt den Bedürfnissen Ihrer Kunden? Am Ende der Konferenz präsentierten die sozialen Jungunternehmer den anderen Konferenzteilnehmenden ihre Projekte und verteidigten dabei ihre Ideen und stellten deren Stärken unter Beweis. Unter den Projekten gibt es zum Beispiel eine Blutspende-App und ein soziales Smoothie-Unternehmen. Diese Projekte werden dieses Jahr mit der

Unterstützung der Trainer starten. Während dieses Workshops wurden sich die Teilnehmenden bewusst, wie wichtig es ist, Rückmeldung zum eigenen Projekt zu bekommen, und wie das Diskutieren von Ideen und sogar die Bitte um Hilfe viele Probleme lösen, neue Perspektiven eröffnen und die eigene Motivation, sich an die Arbeit zu machen, stärken kann. Die häufigste Ursache von Versagen ist schliesslich, es nicht einmal probiert zu haben.

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PARALLEL ZU DEN CAUX-KONFERENZEN

Caux Scholars- Programm (CSP) 20 Studierende aus 16 verschiedenen Ländern wurden für diesen vierwöchigen Kurs über Konfliktlösung und Friedensbildung ausgewählt. Dieses jährliche Programm lehrt die Studierenden, Konflikte zu analysieren, deren Auslöser und verschärfende Faktoren zu verstehen und bietet praktisches Wissen zu Ansätzen der Konfliktresolution.

W

as macht das CSP 2015 zu einer lebenslangen Erfahrung, die über eine normale akademische Ausbildung hinausgeht? Die Antwort ist: die Menschen. Egal, ob Teilnehmende oder Organisatoren, ihre Gemeinsamkeit ist ihre Inspiration und ihr uneingeschränktes Engagement für Friedensbildung. Mit verschiedenen Schulungseinheiten und Workshops werden universelle Probleme wie Friedensbildung und Konfliktlösung angegangen, indem traditionelle Muster hinterfragt werden. Das CSP stellt das Individuum in das Zentrum des Friedensbildungsprozesses und

die Teilnehmenden aus Konfliktgebieten sind die perfekte Verkörperung dieser Aussage. 2015 vereinte das Programm «Freunde» und «Feinde» am selben Tisch, deren Herkunftsländer in Konflikten miteinander verwickelten sind. Was also machte es möglich, die Lücke, entstanden durch Misstrauen, zu füllen? Wie war es möglich, Brücken der Freundschaft zwischen «Feinden» zu bauen? Die Antwort liegt in der Entdeckung einer gemeinsamen Menschlichkeit und der persönlichen Veränderung, die das Programm ermöglicht. 2015 hatten die Studierenden ausrei-

AIESEC – Stipendien Jedes Jahr vergibt CAUX-IofC fünf Stipendien an Mitglieder von AIESEC Schweiz, der weltweit grössten Studentenorganisation, für die CAUX-IofC regelmässig Workshops anbietet.

Rebecca Jiménez, AIESEC-Stipendiatin 2015 22  CAUX BERICHT 2015

Die Stipendien decken die Teilnahmegebühren und Aufenthaltskosten für ausgewählte Konferenzen in Caux. Eine der diesjährigen Stipendiaten war Rebecca Jiménez, die in Zürich Englisch, Geographie und Ethnologie studiert und am Internationalen Friedensstifter-Forum (IPF) teilnahm. Ihr Eindruck: «Ich habe viel über Friedensprozesse gelernt. Ich verstehe jetzt die Problemstellungen der Friedensarbeit besser und habe viele neue Erfahrungen gemacht. Caux ist wie eine eigene Welt. In dieser einmaligen und wunderschönen Umgebung können wir Kontakte knüpfen, Netzwerke aufbauen und einen Rahmen schaffen, in dem durch Austausch und gegenseitige Unterstützung Neues geschaffen werden kann.»

chend Gelegenheit, voneinander zu lernen und mehr über globale Probleme aus erster Hand zu erfahren. Sie waren ausserdem Mitorganisatoren der Konferenz «Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit», die es ihnen ermöglichte, sich mit Experten der Friedensförderung und der gerechten Regierungsführung auszutauschen und ihr Netzwerk zu erweitern. Bevor das Caux Scholars-Programm im nächsten Jahr wieder nach Caux kommt, findet es vom 20. Dezember bis 10. Januar 2016 in Panchgani/Indien statt.

Interns Leadership Programme Jane nahm am «Interns Leadership Programme» teil, einem jährlichen Programm, bei dem junge Leute zwischen 18 und 30 fünf Wochen lang ihre Führungsfähigkeiten durch Workshops, Freiwilligenarbeit und Gemeinschaftsdienst entwickeln können. Das Programm ist ein starkes Standbein des Grundsatzes von CAUX-IofC, durch Erfahrungen zu lernen. Jane über das Programm und ihre Erfahrungen: «Das Praktikum basiert auf drei Standbeinen: Workshops, Arbeitsschichten und stille Reflexion. Dieses Jahr sind wir 30 junge Leute aus vielen verschiedenen Ländern. Am Anfang haben wir viel über das Leben in unseren Heimatländern gesprochen. Ich habe zum Beispiel viel über den Libanon erfahren und


Freiwillige Mit­arbeitende

habe sogar ein bisschen Arabisch gelernt. In den Workshops geht es darum, sich selbst und anderen gegenüber zu öffnen. Ich fühle mich viel vorurteilsfreier und habe ein tieferes Verständnis für kulturelle Unterschiede gewonnen. Ich glaube, es hat meine Wahrnehmung von

Menschen sehr verändert. Vorher habe ich Menschen in Schubladen gesteckt – und dieses Praktikum hat mich gelehrt, offener zu sein und jedem eine Chance zu geben. Ich werde nach meinem Praktikum sicher wieder nach Caux zurückkommen, um freiwillig hier zu arbeiten!»

Caux Artists-Programm Fünf junge Künstler wurden ausgewählt, um am vierwöchigen Caux-Künstlerprogramm teilzunehmen, das sich dieses Jahr auf die Gesangsausbildung konzentrierte: Lisa Yasko (Ukraine), Shakti Pherwani (Indien), Anna Bychkova (Ukraine), Mer Ayang (Südsudan) und Alexandra Nabokina (Ukraine). Sie wurden von den Fakultätsmitgliedern Kathy Gardner (USA), Grace Carter (Grossbritannien) und dem Programmdirektor Bev Appleton (USA) unterstützt.

D

ie Künstler brachten schon Vorerfahrung in verschiedenen Gesangsstilen (Oper, Musical, Jazz, Klassik oder Pop) mit und kamen nach Caux, um neue Techniken zu erlernen und ihre Fachkompetenz auszubauen. Einige von ihnen arbeiteten auch an ihren persönlichen Kompositionen. Der Tagesplan des Programms war in Studio-Sessions (Einzelunterricht), Ensembleproben,

Vorlesungen und Abendvorführungen eingeteilt. Jeder Künstler hatte täglich festgelegte Zeiten, um entweder an den Konferenzaktivitäten teilzunehmen, sich mit anderen Konferenzteilnehmenden zu treffen, alleine an der eigenen Musik zu arbeiten, sich zu erholen oder das Montreux Jazz Festival am Fusse des Berges zu besuchen. Die Künstler traten bei sechs Aufführungen auf. Lisa sang beispielweise «Don’t cry for me Argentina», das sie ihrem Land, der Ukraine, widmete, und Mer führte ihre eigene Komposition auf, in der sie über die Erschöpfung der Sudanesen angesichts der andauernden Konflikte sprach. Das Programm führte ausserdem an einem Abend das Musical «The Apple Tree», eine lustige, moderne Parodie von Adam und Eva, auf. Das Publikum war von den Aufführungen begeistert. Das nächste Caux Artists-Programm ist für 2017 geplant.

In diesem Sommer kamen 217 Freiwillige nach Caux, um während der Konferenzen im Haus mitzuarbeiten. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin ist Bukiwe Maseko aus Südafrika, die seit sechs Jahren die Hauswirtschaftsabteilung leitet. «Nach Caux zu kommen ist für mich persönlich ein wichtiger Meilenstein in meinem Leben. Ich kann meiner Leidenschaft nachgehen, mich für andere Menschen einzusetzen und unsere Welt, mit ihren unterschiedlichen Kulturen, Religionen und den politischen Systemen in anderen Ländern, besser zu begreifen. Ich bin nicht hier, um Geld zu verdienen, sondern weil Caux meinen Geist, meine Seele und mein Herz bereichert. Jedes Jahr lerne ich hier aufs Neue so viel dazu. Ich lerne von den Menschen hier, vor allem von den jungen Praktikanten und Praktikantinnen. Dabei schliesse ich Freundschaften, die ein Leben lang halten. Und dann gibt es da noch diesen besonderen Gemeinschaftsgeist des Hauses. Dieser Ort ist so warm und einladend. Man hat hier Zeit, anderen zuzuhören und wahre Teamarbeit zu erleben. Vor allem aber erlebt man hier persönliche Erfüllung durch den Einsatz für andere, denn das braucht die Welt. Wir müssen füreinander sorgen. Und Caux macht dies möglich.» Ein herzliches Dankeschön an Bukiwe und alle freiwilligen Mitarbeitenden 2015! CAUX BERICHT 2015  23


Internationale Caux-Konferenzen 2016 Der Faktor Mensch und globaler Wandel 29. Juni – 3. Juli Caux Dialog über Land und ­Sicherheit 5. – 10. Juli Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft 12. – 17. Juli Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit 19. – 23. Juli Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt – und – Internationales Forum für Friedensschaffende 26. Juli – 1. August Kinder können die Welt verändern (CATS) 4. – 10. August Living Peace: 25 Jahre Creators of Peace

2016 wird die Stiftung CAUX – IofC 70! Updates und mehr Informationen über die Caux-Konferenzen 2016 finden Sie auf unserer Webseite: www.caux.ch E-Mail: info@caux.ch

12. – 17. August Quellen der Inspiration

Initiativen der Veränderung (IofC) ist eine internationale Bewegung von M ­ enschen unterschied­ licher Herkunft und Kultur, die sich für eine ­Veränderung der Gesellschaft einsetzen. Diese Veränderung beginnt bei j­edem Eizelnen. CAUX – Initiativen der Veränderung: Konferenzzentrum Rue du Panorama 2 1824 Caux, Schweiz T +41 (0)21 962 91 11 F +41 (0)21 962 93 55

Twitter: @CAUXIofC Finde uns auf Facebook: CAUX.IofC YouTube: CAUXIofC Büro Genf Rue de Varembé 1 1202 Genf, Schweiz T +41 (0)22 749 16 20 Büro Luzern Luzernerstrasse 94 6010 Kriens, Schweiz T +41 (0)41 310 12 61 Herausgeber: Stiftung CAUX – Initiativen der Veränderung Redakteurinnen: Stéphanie Buri, Elodie Malbois

Korrekturlesung: Stéphanie Buri, Ulrike Ott Chanu, Britta Wegner Deutsche Übersetzung: Ulrike Ott Chanu, Britta Wegner, Sabrina Wagner Texte und Fotos: Stéphanie Buri, Elodie Malbois, Céline Hintermeister, Sabrina Lüthi, Maïlys Fourcade, Andreina Ravani, Konferenz-teams, Cecilia Segar, Mbindyo Kimanthi, Undine Groeger Gestaltung und Druck: Brunner AG, Druck und Medien, 6010 Kriens, Switzerland, November 2015


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