Nachbarn 2/2010

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Nachbarn

NR. 2/2010

Interkulturelle Vermittlerinnen und Vermittler im Einsatz

KulturLegi

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Dabei sein auch mit wenig Geld

Wir helfen Menschen.

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Inhalt

Editorial

3 News

Thomas Thali

KulturLegi Dabei sein, auch mit wenig Geld

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Schuldenberatung Zentralschweiz

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Markanter Ausbau des Hilfsangebots für überschuldete Personen .

Dank der KulturLegi kann Familie Hamza-Meier eine Ausstellung im Kunsthaus, die Badi und die Kunsteisbahn besuchen. Wir begleiteten sie dabei. Wirksames Instrument zur 8 sozialen Integration Bildung, Beziehungen und Prestige sind genauso wichtig wie finanzielle Ressourcen. Soziale Integration findet auf all diesen unterschiedlichen Ebenen statt.

Caritas Luzern Die andere Kultur erfahrbar machen

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Projektpatenschaften eröffnen Perspektiven

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Nachgefragt Bei Andrea Kaufmann, Leiterin Caritas Laden Hochdorf.

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«Caritas hilft konkret und unkompliziert» Spenderportrait.

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Persönlich

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Antoinette Hunziker-Ebneter, Unternehmerin aus Zürich.

Caritas-Netz Einmaleins für Eltern 19 Das Projekt «schulstart+» bringt jungen Müttern und Vätern mit Migrationshintergrund das Schweizer Schulsystem näher und unterstützt sie mit alltagsnahen Infos bei der Erziehung. News aus dem Caritas-Netz

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Collage

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Veranstaltungen, Kurse

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Gedankenstrich

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Dabei sein mit der KulturLegi.

Interkulturelle Vermittlerinnen und Vermittler helfen aktiv mit, den Schweizer Alltag für Migrantinnen verständlich zu machen.

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Von Bundespräsidentin Doris Leuthard.

Titelbild: Urs Siegenthaler

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Editorial

Mit Projekten gegen Armut und Isolation angehen Liebe Leserin, lieber Leser Vor einem Jahr wurde die KulturLegi Luzern zur KulturLegi Zentralschweiz. Bald 1500 Erwachsene und Kinder nutzen die Angebote der 220 Partner aus der ganzen Zentralschweiz, und darüber hinaus auch aus der ganzen Schweiz. Die Vergünstigungen bringen eine spürbare Entlastung bei der Nutzung von Freizeitangeboten. Sie machen es möglich, dass Menschen mit wenig Geld am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und so ihre Isolation durchbrechen können. Lesen Sie dazu das Porträt auf Seite 4. Im Magazin lesen Sie von weiteren Projekten, wie wir Armut und Isolation entgegenwirken. Dank zusätzlicher Finanzie-

Wege zueinander ermöglicht das Angebot der interkulturellen Vermittlerinnen und Vermittler. Die ausgebildeten Fachpersonen, oft auch als Dolmetscherinnen und Dolmetscher tätig, bauen Brücken, ermöglichen Verstehen und dadurch nachhaltige Integration. Lesen Sie mehr dazu im Porträt über einen interkulturellen Vermittler auf Seite 10. Auf Seite 14 finden Sie Angaben, wie Sie Projekte unterstützen können. Mit einer Patenschaft ermöglichen Sie Teilhabe und eröffnen Perspektiven.

Thomas Thali Geschäftsleiter Caritas Luzern

Caritas Luzern ist seit «Die KulturLegi ermöglicht die Teilhabe 2004 ZEWO-zertifiziert. am gesellschaftlichen Leben.»

L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX.

rung konnten wir die Schuldenberatung ausbauen. Mit diesem Hilfsangebot öffnen wir vielen Betroffenen einen Weg aus dem Teufelskreis der Verschuldung.

Impressum «Nachbarn», das Magazin der regionalen Caritas-Stellen, erscheint zweimal jährlich. Gesamtauflage: 39 000 Ex. Auflage LU: 11 000 Ex.

Caritas Luzern ist seit 2004 ZEWO-zertifiziert.

Redaktion: Urs Odermatt (Caritas Luzern); Ariel Leuenberger (national) Gestaltung und Produktion: Daniela Mathis, Urs Odermatt Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern Caritas Luzern | Morgartenstrasse 19 | 6002 Luzern | Tel. 041 368 52 00 www.caritas-luzern.ch | PC 60-4141-0

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KulturLegi

Dabei sein, a Begeistert steht Gabor vor einem Werk von Tony Cragg im Kunsthaus. «Mit so vielen Würfeln spielen, wie toll», strahlt er und möchte gleich beginnen. Doch hier gilt «berühren verboten» – umso mehr kann er mit seinen Eltern beim Besuch der Badi oder der Kunsteisbahn loslegen. Überall vergünstigt die KulturLegi von Caritas den Eintritt und ermöglicht so auch Leuten mit knappem Budget die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. «Der gemeinsame Besuch von Veranstaltungen und Ausstellungen ist uns wichtig, sei es als Familie oder zu zweit», betonen Si-

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mone und Ferenc Hamza Meier. Dank der KulturLegi werde vieles möglich, trotz bescheidenem Familieneinkommen. Erzählen

die gelernte Textildesignerin, der frühere Fotograf und ihr sechsjähriger Gabor, wird bald klar, dass der Ausweis eine grosse Auswahl an Freizeitvergnügen weit über «klassische» Kultur hinaus ermöglicht. «Wir waren im Zoo – bei allen Tieren», erinnert sich Gabor. Im Sommer lockte ihn die Badi. Da bleibt zwar in Zürich das Bad in See und Limmat gratis. «Mit der KulturLegi können wir aber auch ab und zu die von Max Frisch entworfene gleichnamige Badi geniessen. Es ist die schönste der Stadt», freut sich Simone Meier. Im Winter locke dann wieder die Kunsteisbahn.

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n, auch mit wenig Geld Fussball, Fitness, Filmvergnügen Ein Männervergnügen wird der Besuch eines Heimspiels von GC. Schliesslich tschuttet Gabor selber und hat jeden Mitt-

rich einen vergessenen Zweifränkler und konnte sich damit weitere Bilder besorgen. Übrigens, nicht nur die Fankurve für Fussballbegeisterte öffnet sich zu einem redu-

«Dank der KulturLegi können wir weiterhin am kulturellen Leben teilnehmen.» woch sein Training. Auf die Panini-Bildli für sein Fussball-WM-Buch gab es keinen Rabatt. Doch dafür hatte er manchmal Glück und konnte tauschen. Oder er fand im Schliessfach des Kunsthauses Zü-

zierten Preis, auch wer zum Beispiel lieber eine Fussreflexzonenmassage möchte, findet solche mit Rabatt – oder stellt sein Velo zum halben Preis in den bewachten Unterstand beim Bahnhof, wenn statt Fitness

der Weg zur Arbeit angesagt ist. Ebenso freuen sich Filmfreaks, wenn sie wieder einmal Filmklassiker wie «Fahrenheit 451» von François Truffaut vergünstigt zu sehen bekommen. Die Liste ist lang, und die Ermässigungen reichen von 30 bis zu 70 Prozent – und manchmal ist es dank der KulturLegi auch gratis. Dem Jüngsten der Familie, dem Ende 2009 geborenen Kornél, ist derweilen noch wichtiger, dass er zufrieden an seinem Schoppen nuckeln kann – Kultur inbegriffen. «Wir haben Musik und den Besuch von Ausstellungen bereits im Elternhaus 2/10 Nachbarn Caritas

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KulturLegi

Ob auf die Kunsteisbahn, in die Badi oder ins Kunsthaus, die KulturLegi ermöglicht den verbilligten Eintritt bei rund 800 Institutionen und Veranstaltungen in der ganzen Schweiz. kennen gelernt. Manchmal mussten wir einfach mitgehen», erinnert sich Simone Meier. Doch so schlimm scheint das nicht gewesen zu sein, und auch Gabor lässt sich gerne ins Kunsthaus «entführen» – sogar als noch Sommer war und draussen dreissig Grad im Schatten. «Meine Mutter hat lieber beim Essen gespart, als auf ihr Saisonabonnement fürs Theater verzichtet. Als Bibliothekarin in einer Unternehmung brachte sie zudem unzählige Bücher mit heim», erinnert sich Ferenc Hamza. Alle Einnahmen und Ausgaben offenlegen Die KulturLegi hat Simone Meier dank ihrer Schwester kennen gelernt. «Die liest immer alles, wo etwas vergünstigt erhältlich ist. Selber wäre ich gar nicht auf das Angebot von Caritas gestossen. Doch jetzt können wir viel machen, das sonst nicht möglich wäre.» Als die Familie das erste Mal die Unterlagen einreichte, lag ihr frei ver-

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fügbares Einkommen noch leicht über der Grenze, die zum Bezug der KulturLegi berechtigt. Dieser wurde erst möglich, als Sohn Kornél auf die Welt kam und Simone Meier nach dem Mutterschaftsurlaub keine

Freie Wahl mit der KulturLegi Schade, wenn jemand deshalb nichts von einer für die Teilnahme am sozialen Leben wichtigen Einrichtung hört. «Viele unserer Freunde verdienen mehr», vermutet Simone

«Der gemeinsame Besuch von Veranstaltungen und Ausstellungen ist uns wichtig, sei es als Familie oder zu zweit.» neue Stelle fand. «Wir mussten detailliert unsere ganzen Einnahmen und Ausgaben offenlegen», erinnert sie sich. «Aber das ist auch richtig – und die Leute von Caritas machen es einem einfach.» Gerne möchte das Paar die KulturLegi weiterempfehlen. Doch das sei gar nicht so einfach, denn: «Erst kürzlich erfuhren wir von Nachbarn, dass sie ebenfalls in einer von der Stadt subventionierten Wohnung leben. In der Schweiz redet halt niemand gerne über seine Einkommensverhältnisse», sagt Ferenc Hamza.

Meier. Dank der KulturLegi könne sie dennoch auch einmal mit ihnen ins Kino. «Zu zweit mit meinem Mann ist es aber noch schöner.» Da setzen dann jedoch die Kosten für das Hüten von Kornél Grenzen. Umso wichtiger ist darum der Vorteil, dank der KulturLegi frei den Tag für den Besuch eines Matchs, einer Ausstellung oder einer anderen Veranstaltung wählen zu können. «Jeden Mittwoch ist der Besuch der Sammlung des Kunsthauses gratis», erinnert Björn Quellenberg, Sprecher des Kunsthauses. Doch da hat Gabor

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sein Training und die Familie müsste verzichten. Dabei war es Vater Hamza ein besonderes Anliegen, seinem Sohn die teils riesigen Fotos von Thomas Struth zu zeigen und so etwas von seiner Begeisterung fürs Fotografieren weiterzugeben. «‹Gratis› umfasst auch den Teil der Spezialausstellungen, der in den Sammlungsräumen stattfindet», unterstreicht Quellenberg. «So geben wir der Bevölkerung etwas zurück, die mit ihren Steuergeldern knapp die Hälfte der Kosten des Kunsthauses deckt.» Gratiseintritt an bestimmten Wochentagen oder am Sonntag kennen auch andere Kulturinstitutionen. Doppelter Nutzen 174 Besucherinnen und Besucher von Wechselausstellungen und 49 der allgemeinen Sammlung zückten 2009 im Kunsthaus Zürich die KulturLegi. Dieses Jahr wurden diese Zahlen schon im ersten Halbjahr übertroffen. «Wie bei der gesamten Bevölkerung fand die temporär als Gast im Kunsthaus gezeigte Sammlung Bührle auch bei dieser Zielgruppe grossen Anklang», begründet Quellenberg. Zurzeit sind in der ganzen Schweiz über 11 000 KulturLegis in Umlauf. Die kleine Karte hilft Men-

schen mit schmalem Budget, in wichtigen Bereichen ihres Lebens bei den Leuten bleiben zu können. Die Anbieter gewinnen damit begeisterte Kundinnen und Kunden, ohne dass gleich ihre Kapazitäten überlastet würden. «Ein Besuch im Schauspielhaus bleibt auch mit der KulturLegi ein kostspieliges Vergnügen», sagt Hamza. «Zum Glück habe ich mit meiner Mutter in Budapest schon alle gängigen Opern und Schauspiele gesehen.» So kann er für diese Besuche getrost auf bessere Zeiten warten. Einig ist sich das Paar auch, dass es beim Programm für die Kinder keine Abstriche geben sollte. «Es gäbe so vieles, das wir gerne noch machen würden» – doch diese nicht zu erfüllenden Wünsche kennen wir alle. Auf den vergünstigt erhältlichen «Tages-Anzeiger» verzichten die beiden: «Wir lesen zu wenig regelmässig Zeitung und kaufen nur einzelne Ausgaben.» Dankbar erinnert sich Simone Meier an Orte, wo sie die KulturLegi zückte, ohne sicher zu sein, ob sie akzeptiert würde. «Doch wie für AHV-Berechtigte, Studierende oder Soldaten gab es die Ermässigung – im sonst teuren Pflaster Zürich eine grosse Freude und Entlastung.» www.kulturlegi.ch

Gabor geniesst es, gemeinsam mit seiner Familie spannende Ausflüge zu unternehmen. Ohne KulturLegi wären diese nicht möglich.

Kommentar Heinz Altorfer, Leiter Soziales, Direktion Kultur und Soziales, Migros-Genossenschafts-Bund

KulturLegi – kein Rabattkärtli Niemand wird bestreiten, dass Kultur, Weiterbildung und ein aktiver Lebensstil für alle Menschen wichtig sind – auch für armutsbetroffene. Die liberale Gesellschaft überlässt die Initiative dazu allerdings weitgehend dem Individuum. Selbstverantwortliches Handeln setzt jedoch persönliche Kompetenzen und die Integration in sozialen Netzwerken voraus. Armutsbetroffene sind dabei besonders gefordert. Die KulturLegi setzt daher am richtigen Punkt an: Sie bietet über eine rein materielle Vergünstigung hinaus Anreize zur Stärkung von Selbstkompetenz und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sie ist kein Rabattkärtli, sondern ein Ausweis für praktizierte Selbstverantwortung unter materiell erschwerten Bedingungen. Das macht sie so überzeugend, auch als Partner für das Migros-Kulturprozent. Dieses ist seit Gottlieb Duttweiler geprägt von der Leitidee, interessierten Menschen Zugang zu kulturellen Leistungen, zur Weiterbildung und zum gesellschaftlichen Leben zu verschaffen. Ein reiches Angebot von wirksamer Qualität und Innovation ist der stärkste Anreiz dazu. Die aktive Einladung zur Partizipation an diesen Angeboten ein weiterer. Das Migros-Kulturprozent freut sich auf die Menschen mit KulturLegi, die sich den Zugang zu den Bildungsangeboten der Klubschulen Migros und zu den kulturellen Aktivitäten verschaffen wollen. www.migros-kulturprozent.ch www.klubschule.ch

Text: Urs Walter; Fotos: Urs Siegenthaler

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Hintergrund: KulturLegi

Ein wirksames Instrument zur sozialen Integration Arm sein ist mehr als nur wenig Geld haben. Für Armutsbetroffene sind Bildung, Beziehungen und Prestige genauso wichtig wie die finanziellen Ressourcen. Soziale Integration findet auf all diesen unterschiedlichen Ebenen statt – dank der KulturLegi.

Betrachten wir alltägliche Ereignisse und zwischenmenschliche Begegnungen für einmal als Spiel. Gemäss dem Soziologen Pierre Bourdieu verfügen wir Menschen über unterschiedliche Fähigkeiten und Möglichkeiten. Diese setzen wir je nach Situation ein und passen sie gegebenenfalls an. Neben dem ökonomischen Kapital (Einkommen und Vermögen) stehen uns soziales Kapital (Beziehungen), symbolisches Kapital (Prestige) und kulturelles Kapital zur Verfügung. Letzteres meint vor allem die Bildung, die vorwiegend im Rah-

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men der Familie weitergegeben oder ermöglicht wird. Soziale Ungleichheit und der Auf- und Abstieg entstehen gemäss Bourdieu aus einem Zusammenspiel dieser verschiedenen Ressourcen. So kann zum Beispiel eine Investition in die Bildung zu einem Vorrücken auf dem Feld des ökonomischen Kapitals verhelfen. Oder der Verlust von wichtigen Beziehungen hat zur Folge, dass man beim symbolischen und ökonomischen Kapital ein paar Felder zurückgeworfen wird.

Wer nicht mithalten kann, fällt raus Das Leben ist aber kein Spiel: Armutsbetroffene Personen in der Schweiz verfügen nicht nur über weniger finanzielle Mittel, sondern auch über eingeschränkte Handlungs- und Teilnahmemöglichkeiten. Sie sind oft von Teilbereichen unserer Gesellschaft ausgeschlossen. Die soziale Integration oder eben der Erhalt und Aufbau von sozialem, symbolischem und kulturellem Kapital sind somit zentrale Funktionen in der Armutsprävention und -bekämpfung.

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Solidarische Angebotspartner Im Zentrum steht dabei die Bildung. Wer da nicht mithalten kann, fällt rasch aus dem System heraus. Fast genauso wich­ tig sind soziale Beziehungen, die man auf­ baut und pflegt, indem man zum Beispiel bei kulturellen oder sportlichen Aktivi­ täten mitmacht. Nur wer sich auf den unter­ schiedlichen Ebenen aktiv beteiligen kann, ist und bleibt integriert. Armut vermeiden Von der KulturLegi profitieren die von Armut am meisten betroffenen Gruppen: Kinder und Jugendliche, Einelternfami­ lien, Personen ohne Ausbildung oder mit Migrationshintergrund. Die vergünstigten Bildungsangebote erleichtern die Weiter­ bildung. Die ermässigten Eintritte in Kul­ turinstitutionen ermöglichen der ganzen Familie den Erwerb von Bildung im wei­ testen Sinne. Vergünstigte Sportmöglich­ keiten tragen zur Gesundheitsförderung bei – was gerade bei Armutsbetroffenen wegen des höheren Krankheitsrisikos von zentraler Bedeutung ist. Kurz: Die Kultur­ Legi hilft, soziale Isolation und Vereinsa­ mung zu vermeiden. In der Schweiz ist etwa jede zehnte Per­ son arm. Ohne Betagte und Kleinkinder, die nur bedingt eingerechnet werden kön­ nen, könnten also rund 600 000 Personen die KulturLegi beziehen und nutzen. Denn sie kann für all diese Menschen eine Unter­ stützung leisten. Die KulturLegi hat damit ein hohes Potenzial, Armut zu vermeiden und Wege aus der Armut zu erleichtern. Chancengleichheit auf allen Ebenen Die Armutsstrategie des Bundesrates, die im März 2010 veröffentlicht wurde, zeigt, dass Armutsprävention breit angegangen werden muss, damit etwas erreicht werden kann. Diesen Ansatz verfolgt Caritas schon seit langem. Wollen wir keine Zweiklassen­ gesellschaft, ist es wichtig, Chancengleich­ heit auf den verschiedensten Ebenen her­ zustellen. Nicht nur die Integration in den Arbeitsmarkt, sondern eben auch die sozia­ len Aspekte müssen gewichtet werden. Die KulturLegi leistet dazu einen wichtigen Bei­ trag. Texte: Bettina Zeugin, Irène Barmettler; Grafik: Martin Blaser

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Die KulturLegi ermöglicht es über 11 000 Nutzerinnen und Nutzern, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

KulturLegi vorhanden

Einführung in PLanung

Einführung im nächsten Jahr

keine KulturLegi

Bereits 1996 lancierte die IG Sozialhilfe in Zürich die Idee, mit einer KulturLegi Per­ sonen mit begrenzten finanziellen Mitteln den Zugang zu Kultur­, Bildungs­ und Sportanlässen zu ermöglichen. Diese Idee wurde von Caritas in verschiedenen Kan­ tonen weiterentwickelt: Heute hat die Kul­ turLegi über 11 000 Nutzerinnen und Nut­ zer in der ganzen Schweiz. Erhältlich ist sie bisher in Freiburg und Region, in Chur, im Kanton Bern und im Kanton Zürich so­ wie in den Zentralschweizer Kantonen Lu­ zern, Nidwalden, Obwalden, Uri, Schwyz und Zug. Mehr als 800 Angebotspartner

aus den Bereichen Sport, Bildung und Kul­ tur zeigen sich solidarisch und gewähren für Inhaberinnen und Inhaber der Kultur­ Legi grosszügige Rabatte. Die KulturLegi ist ein persönlicher, nicht übertragbarer Ausweis. Berechtigt sind alle Personen, die am oder unter dem Existenzminimum leben und zum Beispiel Sozialhilfe, Zusatzleistungen oder indivi­ duelle Krankenkassenprämienverbilligung beziehen. Gegen Vorweisen der KulturLegi erhalten sie Vergünstigungen bis zu 70 Pro­ zent.

Links und Publikationen Informationen über Standorte, Berechtigungskriterien, Bezugsmöglichkeiten und Angebote der KulturLegi finden Sie unter www.kulturlegi.ch. Zum Begriff der sozialen Integration: Rahel Strohmeier, Carlo Knöpfel: Was heisst soziale Integration? Öffentliche Sozialhilfe zwischen Anspruch und Realität, Caritas Schweiz, Luzern 2005. Pierre Bourdieu: Ökonomisches Kapital – Kulturelles Kapital – Soziales Kapital. In: Reinhard Kreckel: Soziale Ungleichheiten, Göttingen 1983, S. 183–198.

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Den Schweizer Alltag e Grosswangen, Dienstagabend. Autos donnern um die Kurve, haarscharf am Häuschen vorbei. Die roten Fensterläden mit den ausgesparten Herzen zittern. Eine Frau in farbigen Kleidern öffnet mit herzlichem Lachen die Tür. Es ist die Somalierin Zahra Ahmed, die hier mit ihren fünf Kindern lebt. Heute bekommen sie Besuch von der sozialpädagogischen Familienbegleiterin Silvia Lang. Begleitet wird sie vom interkulturellen Vermittler Ahmed Liibaan. Der Somalier spricht nicht nur fliessend Deutsch, er kennt auch die Sorgen und Nöte seiner Landsleute und hilft, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. 10

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g erfahrbar machen Seit sechs Jahren lebt Familie Ahmed in der Schweiz. Von den fünf Kindern ist Omar mit 13 Jahren der Jüngste. In doppeltem Sinn das Nesthäkchen: Omar ist körperlich und geistig behindert und wird von Mutter und Geschwistern gehegt und gepflegt. Tagsüber besucht er die Schule Rodtegg. Frau Ahmed hat eine Einladung zum Elternabend bekommen. Reicht ihr Deutsch aus, um alleine teilzunehmen – oder ist es besser, wenn sie Herr Liibaan begleitet, damit er vermiteltn kann? Und ja: Der Taxi-

dienst hat letztes Mal nicht geklappt, als Omar einen Spitaltermin hatte. Was ist da

kumente werden studiert und besprochen. Die Sozialpädagogin erkundigt sich, fragt

«Es sind ganze Geschichten – Sorgen und Missverständnisse –, die ich erspüren muss.» schiefgelaufen? Solche und viele andere Alltäglichkeiten gibt es wöchentlich zu besprechen. Die kleine Gruppe setzt sich hinters Haus in den Garten. Sylvia Lang hat Unterlagen mitgebracht, diverse Do-

nach, informiert und erklärt. Ahmed Liibaan sitzt als Bindeglied zwischen den beiden Frauen. Er übersetzt ruhig und klar, sein Blick wandert aufmerksam von hier nach da. Immer wieder sucht er auch zu 2/10 Nachbarn Caritas

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Interkulturelle Vermittler/innen übersetzen nicht nur. Sie sind aktiv an der Suche nach Lösungsmöglichkeiten beteiligt erklären und zu vermitteln, wenn eine Situation unverständlich scheint. Die Stimmung ist vertraut und herzlich, man kennt sich schon ein paar Jahre. Erstmals ist Ahmed Liibaan der Familie vor sechs Jahren im Auffangzentrum Emmenbrücke zur Seite gestanden. Damals als Übersetzer. Heute ist er auf dem Weg dazu, interkultureller Vermittler zu werden: Er besucht die Ausbildungsmodule dazu und arbeitet schon jetzt im Auftrag verschiedener Organisationen. Mehr als nur die Sprache übersetzen «Meine Aufgabe ist vielschichtiger und komplexer, als nur die Gespräche zu übersetzen. Es sind ganze Geschichten, Sorgen und Missverständnisse, die ich erspüren muss und die längst nicht nur mit der Sprache zu tun haben. Die Unterschiede zum Leben in der Schweiz sind riesig, viele Somalier brauchen Unterstützung, um ganz alltägliche Sachen nachvollziehen zu können. Hier bauen wir Vermittler eine Brücke, wir vermitteln sozusagen das Wissen

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über den Schweizer Alltag. Das hilft Betroffenen, Erwartungen richtig einzuordnen und Enttäuschungen aufzufangen», sagt Liibaan und illustriert das mit einem Beispiel: Die Schule schreibt, dass die Kinder Turnsachen mitbringen sollen. Frau Ahmed schickt daraufhin den Sohn im Trainer zur Schule und bekommt den Bescheid, dass dies nicht erwünscht sei. «Dann muss ich erklären, dass man hier den Trainer zwar im Sportunterricht trägt, aber damit nicht durch die Strassen spaziert.» Zahra Ahmed nickt zustimmend und lacht. Viele Sachen habe sie so schon gelernt, und sie möchte noch mehr wissen über die Gepflogenheiten der Schweizerinnen und Schweizer. Das Schulsystem sei oft ein Thema, er kenne mittlerweile fast jedes Schulhaus im Umkreis von Luzern, lacht Herr Liibaan und wird dann wieder ernst. «Manchmal werde ich erst beigezogen, wenn eine Situation schon sehr schwierig ist, wenn sich die Betroffenen in Missverständnissen verheddert haben. Die Erwartungen an mich sind dann sehr hoch, das ist eine grosse Herausforderung.

Es kommt vor, dass die Leute ihre Wut oder Enttäuschung auf mich projizieren und nicht verstehen, dass ich nur das Sprachrohr bin. In solchen Fällen muss ich mich gut abgrenzen können, das ist nicht immer einfach.» Weder allmächtig noch bestechlich Die Rollendefinierung spielt bei der Arbeit von Ahmed Liibaan eine grosse Rolle. Nicht selten geht es dabei um die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. «Zuerst müssen die Betroffenen verstehen, was deren Funktion ist. Sozialarbeitende sind weder bestechlich, noch können sie nach eigenem Gutdünken Bestimmungen machen oder Vorschriften umgehen. Das ist vielen nicht klar und führt zu Frustrationen, manchmal sogar Aggressionen.» Umso schöner ist es für Ahmed Liibaan, wenn solche Konflikte durch seine Vermittlung entspannt oder gar gelöst werden können. «Meistens begleite ich die Familien über einen längeren Zeitraum und kann so mitverfolgen, wie sich die Situation entwickelt. Wenn dann mit einem Mal alles auf gutem

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Weg ist, wenn Betroffene eine neue, gute Geschichte hier in der Schweiz anfangen können – dann ist das auch für mich ein grosses Highlight», sagt Liibaan und erinnert sich schmunzelnd an dieses und jenes Erfolgserlebnis. Der 44-jährige Ahmed Liibaan lebt seit

ber letztes Jahr Konkurs ging, packte Liibaan die Chance zur Weiterbildung bei der Caritas. In den Modulen vertieft er sein Wissen zur Vermittlung und ist schon jetzt in der ganzen Deutschschweiz ein gefragter Begleiter. «Als Mechaniker ist voraussehbar, wie

Kommentar

Kontakt

Fachveranstaltung

Die interkulturellen Vermittler/innen können beim Dolmetschdienst Zentralschweiz angefordert werden:

Am 19. Januar 2011 werden an einer Fachveranstaltung Themen und Einsatzmöglichkeiten der Interkulturellen Vermittler/innen aufgezeigt und diskutiert.

Die sozialpädagogische Familienbegleitung hat das Ziel, Eltern mit ihren Kindern im Alltag zu unterstützen und zu stärken. Erziehung und Familien-Alltag ist einerseits etwas Persönliches, anderseits ist es eine grosse Herausforderung, Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, so dass sie auch in unsere Gesellschaft integriert sind. Das gelingt nicht immer, vor allem wenn die Kultur fremd ist. Missverständnisse können schnell entstehen. Werden sie nicht geklärt, entstehen Fronten. Immer wieder gelangen Dienste an uns mit der Anfrage, ob wir auch Familien aus anderen Kulturen und Sprachgebieten begleiten würden. Da die Schwierigkeiten, in denen die Familien stecken, oft nicht nur sprachlicher Art sind, sind wir froh um die Unterstützung der interkulturellen Vermittler/innen. Durch die Zusammenarbeit zwischen den Familien, den sozialpädagogischen Familienbegleiterinnen und den Interkulturellen Vermittler/innen entsteht schnell eine gute Kooperation und ein gegenseitiges Verständnis der Kulturen. Missverständnisse können schnell geklärt werden, und dies gibt eine gute Basis für Veränderungen. Interkulturelle Vermittler/innen agieren als Brückenbauer/innen. Das kommt den Kindern zugute, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen und in beiden Welten Kompetenzen erwerben müssen. Nicht bei jedem Besuch sind die Sozialpädagogin und die Vermittlerin zugegen. Im Auftrag der Familienbegleiterin übernimmt die Kulturvermittlerin auch Dienste, die sie oder er selbstständig mit den Eltern (manchmal auch mit den Jugendlichen) übernehmen. Obwohl anfänglich höhere Kosten entstehen (bedingt durch den Einsatz von meistens zwei Personen) macht sich diese Zusammenarbeit längerfristig bezahlt, da viel schneller an den effektiven Themen gearbeitet werden kann. Ann Plattner, regionale Leiterin SpFplus, Sozialpädagogische Familienbegleitung

mehr auf Seite 22

www.spfplus.ch

«Als interkultureller Vermittler stehe ich immer wieder vor neuen Herausforderungen.» 22 Jahren in der Schweiz und ist bestens integriert. Eine erste Arbeitsstelle fand der Familienvater mit drei Jungs als Mechaniker in Schötz. «Schnell war mir klar: Wenn ich die Unterstützung von Schweizern annehmen können will, muss ich ihre Sprache und ihre Kultur verstehen.» Die Tür zur Schweizer Mentalität hat ihm ein Arbeitskollege geöffnet: Mit ihm durfte Ahmed Liibaan die Junioren des Fussballklubs Dagmersellen trainieren und fand so Kontakt zu Einheimischen. Als sein Arbeitge-

ein Auftrag erfüllt werden muss. Als interkultureller Vermittler stehe ich immer wieder vor neuen Herausforderungen. Keine Lösung sieht aus wie die andere, weil alle Menschen ganz unterschiedlich sind», sagt Ahmed Liibaan, klemmt sich die Aktentasche unter den Arm und verabschiedet sich. Es warten schon die nächsten Leute auf den Brückenschlag zwischen der Schweiz und Somalia.

Seit 22 Jahren lebt Ahmed Liibaan in der Schweiz.

Tel. 041 368 51 51 Web www.dolmetschdienst.ch

Text: Christine Weber; Bilder: Jutta Vogel

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Caritas Luzern

Schuldenberatung Immer mehr Menschen in der Schweiz geraten in die Schuldenfalle. Süchte wie Spiel- oder Kaufsucht, Arbeitslosigkeit oder eine Scheidung können Auslöser für die Verschuldung sein. Die ausgebaute Schuldenberatung der Caritas Luzern ermöglicht einen Weg aus der Krise, den viele nicht alleine bewältigen können.

Der Schritt zur Schuldenberatung ist für viele eine Befreiung.

Bisher konnte die Caritas Luzern mit den begrenzten Beratungskapazitäten die Nachfrage in diesem Bereich nicht vollständig abdecken. Mit dem Projekt «Plan B» (siehe Kasten) wurde das Hilfsangebot für überschuldete Personen ausgebaut. Dank der Finanzierung durch die Aduno-Gruppe werden zusätzlich 80 Stellenprozente besetzt, um die steigenden Anfragen für Schul-

Projekt «Plan B» Das Projekt «Plan B» von Caritas, Pro Juventute und der Aduno-Gruppe bietet überschuldeten Personen kompetente Hilfe an. Seit Sommer 2010 werden der Ausbau der Beratungskapazitäten, ein neues Webportal und Präventionskurse umgesetzt. Ab 2011 wird neben der telefonischen auch die Online-Beratung eingeführt.

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denberatungen zu bewältigen. Gleichzeitig konnten wir dieses für Klientinnen und Klienten unentgeltliche Beratungsangebot in Luzern auch auf die Kantone Ob- und Nidwalden ausweiten. Ein schuldenfreies Leben können sich nicht alle leisten Seit Wochen graust es Roman M. vor dem Briefkasten. Der geschiedene Vater von drei Kindern hat Angst, seine Post zu öffnen, in der doch meist nur Rechnungen liegen. Seit der Kampfscheidung vor zwei Jahren kommt der 33-Jährige finanziell kaum noch über die Runden. Die Schulden häufen sich an. Um aus der verheerenden Schuldenspirale auszubrechen, bedarf es oft professioneller Hilfe, denn die meisten finden nicht allein aus der Krise. Die Caritas führt schweizweit 14 Schuldenberatungsstellen, eine davon in Luzern für die Kan-

tone Luzern, Ob- und Nidwalden. Gemeinsam mit einer Beraterin oder einem Berater gewinnen viele Betroffene erstmals einen umfassenden Überblick über ihre finanzielle Situation. Dann werden unterschiedliche Lösungswege aufgezeigt. Im besten Fall wird ein Sanierungsbudget erstellt und umgesetzt, das langfristig von den Schulden befreit. Bedingung dazu ist die Bereitschaft, sich über Monate oder Jahre finanziell einzuschränken, keine neuen Schulden zu machen und die eingegangenen Verpflichtungen jeden Monat zu erfüllen. Ist eine Sanierung wegen des kleinen Einkommens nicht möglich, bleibt nur das Leben mit Schulden. Auch in dieser Situation begleitet Caritas Luzern die Betroffenen. Gemeinsam wird nach Einsparmöglichkeiten im Alltag gesucht, und allfällige Ansprüche auf Sozialhilfe oder Taggelder werden abgeklärt. Dabei ist es zentral, dass nicht neue SChulden gemacht werden, denn laufend neue Betreibungen sind eine grosse psychische Belastung für die Betroffenen.

Kontakt Caritas Luzern Schuldenberatung Morgartenstrasse 19 6002 Luzern Telefon: 041 368 51 00 E-Mail: schuldenberatung@ caritas-luzern.ch Die Leistungen der Beratungsstelle sind kostenlos. Es werden keine Schulden übernommen.

Text: zvg; Bild: Urs Siegenthalter

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Helfen Sie notleidenden Menschen in Ihrer Nähe Caritas Luzern bietet Patenschaften für Projekte in der Zentralschweiz.

Mit einer Patenschaft geben Sie Menschen in einer schwierigen Lebenssituation eine Perspektive. Caritas Luzern kann so effizient und unbürokratisch Hilfe leisten – da, wo es am nötigsten ist! Regelmässige finanzielle Beiträge aus Patenschaften sind für die Betroffenen äusserst wichtig und sind die Grundlage für eine nachhaltige Unterstützung durch die Caritas Luzern. Dadurch ist es möglich, zusammen mit den hilfesuchenden Menschen klare Ziele zu verfolgen und Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Wie sieht eine Patenschaft bei Caritas Luzern aus? Caritas Luzern bietet Projektpatenschaften an und hilft so mit sorgfältig ausgewählten Projekten Menschen in einer Notlage. Sie wählen das Projekt aus, das Ihnen persönlich wichtig ist, und setzen so ein Zeichen der Solidarität. Mit Ihrer Projektpatenschaft unterstützen Sie diese Arbeit für ein Jahr. Sie können die Projektpatenschaft jederzeit beenden.

Die Patenschaften der Caritas Luzern Lebensmittelhilfe für Arme im Kanton Luzern

«mit mir» – Ihr Engagement für Kinder

Sie helfen Menschen, denen das Geld fehlt, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Mit 30 Franken pro Monat kann eine alleinerziehende Mutter täglich Brot im Caritas-Markt einkaufen. Mit 50 Franken pro Monat finanzieren Sie einer armen Familie eine tägliche Portion frisches Gemüse aus dem CaritasMarkt.

Sie engagieren sich dafür, dass benachteilig te Kinder eine Gotte oder einen Götti bekommen, die bereit sind, mit dem Kind Zeit zu verbringen. Mit 30 Franken pro Monat fördern Sie das Projekt «mit mir» und sichern so die Zukunft des Projekts. Mit 50 Franken pro Monat ermöglichen Sie die Vermittlung einer Gotte oder eines Göttis an ein Kind.

In Würde sterben

Welches ist für Sie die richtige Patenschaft? • Möchten Sie die Lebensmittelhilfe für arme Menschen unterstützen? • Ist es Ihnen wichtig, dass sich Caritas Luzern für kranke und sterbende Menschen einsetzt? • Liegt Ihnen die Zukunft von Kindern aus schwierigen Verhältnissen am Herzen? Wählen Sie Ihr Projekt für Ihre Patenschaft und bestimmen Sie einen monatlichen Beitrag ab 30 Franken.

Text: Daniel Diem; Bilder: Andreas Schwaiger, Urs Siegenthalter

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Kontakt Helfen Sie Menschen aus der Zentralschweiz, eine prekäre Situation zu meistern, und schenken Sie durch Ihren Beitrag neue Perspektiven. Wir beraten Sie gerne! Daniel Diem, Projektpatenschaften Tel.: 041 368 54 31 E-Mail: d.diem@caritas-luzern.ch

Sie setzen sich dafür ein, dass unheilbar kranke und sterbende Menschen in Würde vom Leben Abschied nehmen können. Mit 30 Franken pro Monat finanzieren Sie eine individuelle Beratung und Begleitung.

www.caritas-luzern.ch/ projektpatenschaften PC 60–4141–0 Herzlichen Dank!

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Caritas Luzern

Nachgefragt

Freiwilligenarbeit

bei Andrea Kaufmann, Leiterin des neu eröffneten Caritas Ladens in Hochdorf. Schuhe an. Wir haben nicht nur gebrauchte Artikel, sondern auch Neuwaren zu günstigen Preisen, beispielsweise im Stoff- und Papeteriebereich.

Andrea Kaufmann, seit Ende April ist der Caritas Laden in Hochdorf offen. Wie läufts? Nach dem Start am 1. Mai lief es recht gut an, wir waren in der lokalen Presse mit Berichten vertreten. Danach haben wir aber während der Ferienzeit die Abwesenheit der Kunden stark gespürt. Seit Mitte/Ende August nimmt die Kundenfrequenz zu und man merkt, dass wir in das Bewusstsein der Kunden gerückt sind. Wie findet man den Caritas Laden? Direkt beim Bahnhof Hochdorf, auf der hinteren Seite, im Industriebereich. Für die Kunden ist es ein guter Hinweis, dass wir im Balthasargebäude sind, oberhalb des Kerzenladens. Wie kommt der Laden bei den Kunden an? Wir bekommen immer wieder gute Rückmeldungen von unseren Kunden: Ihnen gefallen die hellen Räumlichkeiten, die übersichtliche Präsentation und das vielfältige Warenangebot. Zudem hören wir ab und zu: «Es sieht nicht aus wie in einer Brockenstube, und es riecht auch nicht so.» Was gibt es denn zu kaufen? Neben Flohmarktartikeln bieten wir Möbel, Elektroartikel, Velos, Kleider und

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Oft sucht man ja auch etwas Originelles ... Da findet man bei uns bestimmt etwas. Wir haben zum Beispiel wunderschöne alte Radiomöbel aus den 60er-Jahren, spezielle Möbelstücke, und auch unter den Schallplatten findet sich immer mal wieder eine Rarität. Die kann man sich übrigens gleich anhören; wir haben eine Ecke mit einem Plattenspieler und einem bequemen Sessel eingerichtet. Natürlich können die Kunden auch in unserer Bücherecke in den diversen Lektüren schmökern. Spannendes gibts bei uns zu sehr günstigen Preisen; wir haben unter anderem Bücher aus der aktuellen Bestenliste im Angebot. Wer verkauft, muss auch für Nachschub sorgen. Wie funktioniert das beim Caritas Laden? Gut erhaltene Gegenstände nehmen wir als Naturalspenden gerne entgegen. Die angelieferten Waren werden bei uns aussortiert und aufbereitet. Wir kommen bei telefonischen Anfragen auch gerne direkt in die Haushaltung und holen Möbel und anderes nach Begutachtung ab. Und was passiert mit den Einnahmen? Der Erlös aus dem Verkauf von Naturalspenden wird für Not- und Überbrückungshilfe, aber auch für diverse andere CaritasProjekte verwendet.

Als freiwillige Mitarbeiterin oder freiwilliger Mitarbeiter bei Caritas Luzern lernen Sie Menschen mit anderen Perspektiven kennen und helfen ihnen bei der sozialen Integration. Je nach Einsatzgebiet erhalten Sie bedarfsgerechte Weiterbildung und auf Wunsch einen Sozialzeitausweis. Deutsch in Gelfingen Der Mann aus Afghanistan kann sich bereits ein wenig auf Deutsch verständigen, möchte sich aber weiterentwickeln, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Welche aufgeschlossene Person hilft ihm, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und im Alltag anzuwenden? Integration in Buttisholz Die alleinerziehende Frau aus Syrien lebt mit ihren drei kleinen Söhnen neu in Buttisholz. Die Mutter spricht nur sehr wenig Deutsch. Gesucht wird eine freiwillige Person, welche sie in Alltagsfragen, Fragen betreffend den Kindergartenbesuch ihres ältesten Sohnes und die Integration der Familie unterstützt. Kocheinsatz in Luzern Für die Arbeitsintegration in Luzern suchen wir eine freiwillige Person, die 1- bis 2-mal pro Woche ein Mittagessen für ca. 20 Personen kocht. Sie übernehmen die Planung, das Einkaufen und das Zubereiten der Mahlzeiten für die Beschäftigten des Integrationsprojekts, das sich durch kulturelle Verschiedenheiten auszeichnet.

Haben Sie einen Einsatz für sich gefunden? Wir haben zurzeit viele Einsatzmöglichkeiten, für die wir Freiwillige suchen.

Unter www.caritas-luzern.ch/ freiwillige finden Sie weitere Einsatzmöglichkeiten und viele zusätzliche Informationen.

Interview & Bild: Urs Odermatt

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«Caritas hilft konkret und unkompliziert» Spenden, ja. Darüber reden? «Das hängt man nicht an die grosse Glocke», sagen Esther und Franz Gross aus Hochdorf. «Ausser wenn es hilft, Mitmenschen zum Spenden zu animieren.»

40 Jahre hat Franz Gross als Lehrer unterrichtet, auch seine Frau arbeitete in grösseren und kleineren Pensen als Lehrerin. «Im Klassenzimmer bekommt man viel mit. Dabei spürt man auch finanzielle Sorgen der Familien. Oft sind es alltägliche Sachen, die fehlen – das sensibilisiert für die existierende Armut in der nächsten Umgebung», sagt Esther Gross. So ist es denn dem Ehepaar ein Anliegen, dass ihre Spenden auch für lokale Unterstützungen verwendet werden. «Die vielfältigen Projekte der Caritas Luzern überzeugen uns. Das geht von den Caritas-Läden über Patenschaftsangebote bis hin zur Budgetberatung. Schnell und unkompliziert kann geholfen werden. Zudem wissen wir, dass bei der Caritas seriös gearbeitet wird und der Geldfluss transparent ist. Gerne lesen wir im Magazin Text: Christine Weber; Bild: Jutta Vogel

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«Nachbarn» konkrete Beispiele über Personen, die von einer Unterstützung profitieren konnten.» Esther und Franz Gross wählen sorgfältig aus, welche Projekte und Institutionen sie nebst der Caritas noch berücksichtigen beim Spenden. «Wir studieren die Unterlagen genau. Auch dort, wo wir regelmässig spenden, verzichten wir bewusst auf ein Lastschriftverfahren. Das wäre für die Organisation zwar einfacher, aber wir würden es wie ein Routineverfahren empfinden: Das Geld geht einfach ab vom Konto, das Gewissen ist befriedigt. Uns aber ist die Auseinandersetzung mit dem Thema ‹Armut in der Schweiz und weltweit› ein Anliegen.»

Hilfe zur Selbsthilfe Caritas Luzern legt Wert darauf, Hilfe Suchende bei der Bewältigung einer Notsituation beratend zu unterstützen, um eine nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation zu erreichen. Die Beratung umfasst Unterstützung bei Schuldensanierungen, der Budgeterstellung und Geltendmachung von Versicherungsleistungen. Die Sozialberatung vermittelt bei Konflikten mit Ämtern und Behörden. Finanzielle Unterstützungen sind einmalig und erfolgen nach sorgfältiger Prüfung der Notsituation. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns dabei. Herzlichen Dank! Spendenkonto PC 60–4141–0

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Persönlich

Antoinette Hunziker-Ebneter ist Geschäftsführerin und Gründungspartnerin der Forma Futura Invest AG, einer unabhängigen Vermögensverwaltungsgesellschaft mit Fokus auf Anlagen, die eine nachhaltige Lebensqualität fördern. Zuvor war sie in verschiedenen Finanzinstituten tätig, unter anderem als Vorsitzende der Schweizer Börse.

«Mit unseren Ressourcen verantwortungsbewusst umgehen» Was würden Ihre Nachbarn über Sie sagen? Ich habe meine Nachbarin direkt

gefragt und sie meinte, ich sei offen, liebenswürdig und habe keinen Gesellschaftsdünkel, da ich den Kontakt mit Menschen unterschiedlicher Herkunft suche und schätze. Das stimmt wohl. Wann sind Sie glücklich? Wenn ich

zum Glück meines Sohnes, meines Lebenspartners, meiner Mitarbeitenden und Geschäftspartner beitragen kann. Und wenn ich mir gesetzte Ziele erreichen kann, die einen Beitrag für eine bessere Lebensqualität leisten. Wie haben Sie das letzte Mal jemandem geholfen? Neulich mit einer Ein-

zahlung für die notleidenden Menschen in Pakistan. Es tut mir weh, diese Bilder zu sehen, und ich danke dem Herrgott, dass wir es hier so gut haben. Das sollten wir zu schätzen wissen.

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Warum braucht es Caritas? Caritas hilft

unbürokratisch und effizient im Ausland, aber auch im Inland. Das finde ich wichtig, denn wir haben auch in der Schweiz immer mehr Familien, die in der aktuellen wirtschaft lichen Lage in eine Notsituation rutschen, und hier kann Caritas Unterstützung leisten. Wofür lohnt es sich, zu streiten? Für

ein funktionierendes, friedliches Zusammenleben aller Menschen im Einklang mit der Natur.

träger Muhammad Yunus, und sich seit vielen Jahren für die Gleichberechtigung einsetzt. Sie hat als Erste im Rahmen von «Women’s World Banking» Mikrokredite an Frauen vergeben, die ein Geschäft aufbauen wollten. Somit werden die Frauen unabhängiger und bezahlen mit dem selbstverdienten Geld den Unterhalt der Familie und die Ausbildung der Kinder. Rosmarie Michel hat ihre Lebensaufgabe gefunden und setzt sie konsequent um, basierend auf ihren Werten. Das versuche ich auch.

immer mehr Menschen mit unseren Ressourcen, auch den finanziellen, verantwortungsbewusst umgehen wollen. Hier einen kleinen Beitrag leisten zu können, ist für mich eine Lebensaufgabe.

Von meinem Elternhaus. Ich habe mich mit 45 entschieden, diese Werte noch viel konsequenter zu leben, beruflich und privat, und habe darum «Forma Futura Invest» gegründet zusammen mit Partnern, welche die gleiche Wertebasis haben.

Eine für Sie bedeutende Person in Ihrem Umfeld? Die Zürcher Unterneh-

Welche Sünde begehen Sie mit Freude? Zu viele Süssigkeiten essen.

Was stimmt Sie zuversichtlich? Dass

merin Rosmarie Michel, die «Mikrofinanz» erfunden hat, noch vor dem Nobelpreis-

Woher stammen Ihre Werte?

Bild: zvg

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Caritas-Netz

«schulstart+»: Einmaleins für Eltern Das Caritas-Projekt «schulstart+» bringt jungen Müttern und Vätern mit Migrationshintergrund das Schweizer Schulsystem näher und unterstützt sie mit alltagsnahen Infos bei der Erziehung und Förderung ihrer Kleinkinder. Ein Integrationsprojekt mit Langzeitwirkung. tur – so, wie es die Eltern aus ihrer eigenen Kindheit oft gut kennen – viel mehr profitieren können. Nicht alle Schweizer Gepflogenheiten sind nachahmenswert.

Auch in der Schweiz erfolgreich in die Schulzeit zu starten ist für Migrantenfamilien besonders wichtig.

Ein Znüni? Nein, das kennt man in Eritrea nicht. Das Zvieri hingegen gibt’s auch im ostafrikanischen Vielvölkerstaat: meistens ein Stück Brot und eine Tasse Tee. Die Frauenrunde – eritreische Mütter, die eritreische Übersetzerin, die schweizerische Kursleiterin – lacht belustigt. Immer wieder finden sich Berührungspunkte zwischen dem Alltag in der Schweiz und dem Leben in Eritrea, und immer wieder finden sich Unterschiede. Wie Himmel und Erde sei das manchmal, sagt eine der Mütter auf Tigrinya, eine der Sprachen Eritreas. Wie Tag und Nacht, übersetzt die Dolmetscherin. Allseitiges Kopfnicken. Ein Elternbildungsprojekt Unterschiede benennen, Gemeinsamkeiten erkennen, Ressourcen stärken, Wissenslücken füllen, Wege aufzeigen, Fragen beantworten – um all das geht es in den zwischen vier und acht Nachmittage dauernden Kursen des Caritas-Projekts «schulstart+», das sich an Migrationsfamilien mit Kleinkindern wendet. «schulstart+» ist ein Text: Ursula Binggeli; Bild: Jiri Vurma

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Elternbildungs- und Frühförderungsprojekt; die drei im Zentrum stehenden Themenbereiche Familie, Freizeit/Gesellschaft und Schule decken ein breites Spektrum von Fragen ab, die sich jungen, mit der Schweiz noch nicht vertrauten Eltern stellen können. Ziel ist eine gute Vorbereitung auf den Kindergarten und die Schule – Kinder aus Migrationsfamilien sollen dieselben Chancen haben wie ihre einheimischen Kameraden. Alltagsnahe Wissensvermittlung In den Kursen von «schulstart+» geht es zum Teil um grosse Dinge wie die Struktur des Schulwesens, aber oft stehen ganz praktische Fragen im Zentrum. Zu wissen, dass das Kind ein Znüni in den Kindergarten mitnehmen soll und welche Nahrungsmittel in die Znünitasche gehören und welche nicht, ist wichtig. Genauso wichtig wie etwa das Wissen, dass der hierzulande verbreitete, ausgedehnte Fernsehkonsum nicht erstrebenswert ist für Kinder, sondern dass diese vom Herumtollen in der freien Na-

Das Beispiel Aargau Das Caritas-Projekt «schulstart+» gibt es bis jetzt in vier Kantonen: Freiburg, Graubünden, Zürich und Aargau. Im Aargau läuft es seit Anfang 2009; finanziell unterstützt wird es durch Swisslos Kanton Aargau, das Migrationsamt, die Fachstelle Integration und Beratung Kanton Aargau, das Bundesamt für Migration (BFM) und Schulen oder Integrationsorganisationen vor Ort. Bis jetzt sind Kurse mit albanischen, türkischen, tamilischen und eritreischen Eltern realisiert worden. Für die mit der Durchführung von «schulstart+» betrauten Mitarbeiterinnen Karin Knobel und Rebekka Wieland ist klar, dass das Verteilen von Flyern allein nicht ausreicht, um Mütter und Väter zu einer Kursteilnahme zu motivieren. Es braucht den persönlichen Kontakt – Telefonate, Mundpropaganda –, damit sich Eltern auf das Projekt einlassen. Karin Knobel und Rebekka Wieland ziehen eine positive Bilanz der ersten anderthalb Jahre. Eine der schönsten Rückmeldungen gab es von einer Schulleitung: Eine eritreische Familie habe sich noch vor Schuleintritt des Kindes im Schulhaus gemeldet und den Kontakt zum Team gesucht. Karin Knobel: «Mit ‹schulstart+› wollen wir Eltern unter anderem ermutigen, sich aktiv mit Kindergarten und Schule auseinanderzusetzen. Feedbacks dieser Art zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»

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Caritas-Netz

«Meine Einstellung zum Tod hat sich geändert»

«Caritas-Markt – gesund!»

Caritas bildet Menschen aus, die Schwerkranke und Sterbende in der letzten Lebensphase begleiten. Wir sprachen mit Diana Cadruvi, die einen Kurs in Ilanz besucht hat.

In der reichen Schweiz haben nicht alle Menschen gleiche Chancen auf ein gesundes und langes Leben. Gerade im Bereich «Ernährung und Bewegung» zeigt sich: Armut macht krank.

Der Grundkurs «Sterben und Trauern» lehrt den Umgang mit dem Tod.

«Nachbarn»: Sie begleiten Menschen in sehr intimen Momenten. Was beschäftigt Sie dabei? Diana Cadruvi: Bis jetzt habe ich nur schöne Erlebnisse gehabt. Das tönt vielleicht etwas komisch. Aber die Menschen, die ich begleite, sind oft schwer krank und wünschen sich nichts anderes, als zuhause im Kreise ihrer Liebsten sterben zu können. Sie gehen gerne und strahlen eine tiefe Ruhe aus. Zum Beispiel der alte Mann, der schon tagelang nichts mehr zu sich genommen hatte und mich noch um einen letzten Kafi-Schnaps bat. Er genoss ein paar Löffel davon. Am nächsten Tag ist er gestorben. Das nimmt einen natürlich mit, man muss sich abgrenzen können. Aber meine Einstellung zum Tod hat sich geändert: Die Angst ist weg. Warum haben Sie den Grundkurs «Begleitung in der letzten Lebensphase» besucht? Ich arbeite für die Spitex und komme dabei oft mit Menschen in Kontakt, die im

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Sterben liegen. Ihre Angehörigen kommen jeweils mit vielen Fragen auf mich zu. Ich wollte lernen, diesen Fragen professionell zu begegnen. Die Beispiele der anderen Kursteilnehmenden und die Erfahrung der Leiterin haben mir dabei geholfen. Welche Fragen beschäftigen die Angehörigen, wenn jemand im Sterben liegt? Oft habe ich das Gefühl, dass die Sterbenden spüren, wann es so weit ist. Sie essen und trinken nicht mehr. Die Angehörigen wollen dann wissen, wie lange es noch geht. Oder wie sie nun die Medikamente weiterhin verabreichen können. Manche Fragen können beantwortet werden, andere nicht. Ich versuche, für die Angehörigen ein offenes Ohr zu haben und sie da zu unterstützen, wo es mir möglich ist.

Über ein Drittel der Erwachsenen und ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz sind übergewichtig – Personen mit tiefer Schulbildung rund dreimal so häufig wie Personen mit einem Hochschulabschluss. Denn bei knappem Budget fehlt oft das Geld für gesundes Essen: Nahrungsmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt sind billiger als Obst und Gemüse. Mit dem Projekt «Caritas-Markt – gesund!» leistet Caritas in Zusammenarbeit mit Gesundheitsförderung Schweiz einen innovativen Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit. In den Caritas-Märkten können Armutsbetroffene frisches Obst und Gemüse besonders günstig kaufen. Zusätzlich bietet der Caritas-Markt Informationen und preisgünstige Produkte an, um gesunde Ernährung und Bewegung im Alltag zu verankern. Das mehrjährige Projekt wird wissenschaft lich begleitet durch die Universität Bern. www.caritas-markt.ch www.gesundheitsfoerderung.ch

Das Kurs-Angebot finden Sie auf www.caritas-luzern.ch.

Texte: Ariel Leuenberger, Adrian Wismann; Bilder: Urs Siegenthaler, Andreas Schwaiger; Collage rechts: Martin Blaser

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Schmales Budget, volles Programm dank der KulturLegi

Collage: Martin Blaser

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Kiosk Veranstaltungen

Mit dem Tanzstück «Sommernachts­ traum» nach William Shakespeare und mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy laden CSS Versicherung und Caritas Luzern zur diesjährigen Theatergala. Freitag, 29. Oktober 2010 19.30 Uhr Luzerner Theater Weitere Informationen auf www.caritas-luzern.ch

«Eine Million Sterne» 2010 «Eine Million Sterne» – die Solidaritäts­ aktion mit Kerzenlichtern. Samstag, 18. Dezember 2010, ab 16 Uhr Hofkirche Luzern und weitere Orte 17 Uhr Gottesdienst in der Luzerner Hofkirche 18.15 Uhr Meditative Musik mit Kristallklangschalen und Indianerflöte 21 Uhr Orgelkonzert: «La Nativité du seigneur» von Olivier Messiaen

Herbstveranstaltung: «Letzte Lebensphase – armseliges Leben!?» Dienstag, 2. November 2010 19.30 Uhr im Marianischen Saal Bahnhofstrasse 18, Luzern Ein philosophisches Gespräch zu Ar­ mut und letzter Lebensphase mit dem Luzerner Philosophen Roland Neyerlin und Dr. Imelda Abbt, Philosophin und Theologin Moderation: Thomas Thali, Geschäfts­ leiter Caritas Luzern

Bildungsangebot «Begleitung in der letzten Lebensphase» Da neue Kursprogramm für den Grund­ kurs 2010/2011 ist da. Ausserdem gibt es wieder diverse Tageskurse zu The­ men rund um die Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen und deren Angehörigen.

Gefällt Ihnen das Magazin «Nachbarn»? Was sehr und was gar nicht? Oder vermissen Sie Inhalte? Nehmen Sie an unserer Befragung teil. Ihre Meinung ist uns wichtig! Sie finden die kurze Umfrage auf unserer Website unter www.caritas-luzern.ch/umfrage. Caritas Luzern dankt Ihnen herzlichst für Ihre Rückmeldungen. Dadurch erhalten wir die Chance, das Magazin weiterzuentwickeln und die Inhalte noch besser auf die Bedürfnisse und Ansprüche der Leserschaft auszurichten. Das Redaktionsteam freut sich auf Ihre Antwort!

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Die Fachveranstaltung «Interkultu­ relle Vermittlung» bietet in Workshops grundlegende Informationen zum Thema und zeigt anhand von Praxis­ beispielen Einsatzfelder im Alltag. Mittwoch, 19. Januar 2011 13.30–17.20 Uhr, mit anschliessendem Apéro Bahnhofrestauration Luzern Weitere Informationen auf www.caritas-luzern.ch

Weitere Informationen auf www.caritas­luzern.ch/begleitung

Ihre Meinung ist gefragt!

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Die Schweiz ist wie alle modernen Gesellschaften durch einen starken kulturellen und sozialen Wandel ge­ prägt. Es stellt sich die Frage, wie die Integration der zugewanderten Bevöl­ kerungsgruppen unterstützt werden kann. Die interkulturelle Vermittlung ist hier ein wichtiges Instrument.

Weitere Informationen zur öffentlichen Veranstaltung auf www.caritas-luzern.ch

ab Herbst 2010 Weitere Informationen auf Seite 24 und auf www.caritas-luzern.ch

Fachveranstaltung «Interkulturelle Vermittlung

_Forum 2011 Ist Alterspflege Privatsache? Die sozialpolitische Tagung der Caritas.

Das Caritas-Forum 2011 nimmt die Lebensbedingungen im vierten Lebensalter unter die Lupe.

Freitag, 14. Januar 2011 Kultur-Casino, Bern

Bild: © kif – Fotolia.com

Theatergala 2010

Anmeldung und Detailprogramm: Caritas Schweiz, Löwenstrasse 3, 6002 Luzern Tel. 041 419 22 22, info@caritas.ch www.caritas.ch

Bild: Jutta Vogel

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Gedankenstrich

Doris Leuthard

Menschen brauchen Perspektiven. Armut stigmatisiert und grenzt aus; Armut kann Individuen, Familien und damit letztlich die Gesellschaft schwer beeinträchtigen: Deshalb sind wir verpflichtet, alles daran zu setzen, damit auch in einem reichen Land wie der Schweiz alle Menschen ein ihren Fähigkeiten, ihren Möglichkeiten und ihrem Einsatz entsprechendes Auskommen finden. Wir alle müssen uns – und zwar nicht nur im «Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung» – darum bemühen, dass durch eine gute Grund- und Ausbildung der Weg für ein würdiges Leben eröff net wird. Menschen brauchen Perspektiven und Orientierung. Die spontane Spende und der freiwillige Dienst sind zwar ganz wichtig, aber sie reichen nicht aus. Wir müssen den Menschen vor allem die Fähigkeit und die Mittel geben, aus eigener Kraft Armut zu vermeiden oder sie selber zu überwinden. Die Grundlage dafür sind Bildung und Arbeit. Mit seiner Strategie zur Armutsbekämpfung will der Bundesrat darum die Chancengleichheit im Bildungsbereich fördern, die Massnahmen zur Reintegration in den Arbeitsmarkt verbessern und die Familienarmut bekämpfen. «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohle der Schwachen», so steht es in unserer Verfassung. Das soll unsere Leitschnur im Kampf gegen die Armut sein. Doris Leuthard, Bundespräsidentin Ende März 2010 hat der Bundesrat einen Armutsbericht präsentiert. Damit bekennt er sich zu seiner Aufgabe, Armut und soziale Ausgrenzung zu bekämpfen. Zu finden ist der Bericht unter www.news.admin.ch/message/index. html?lang=de&msg-id=32457 Anlässlich des «Europäischen Jahrs zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung 2010» hat Caritas die Kampagne «Armut halbieren» gestartet: www.armut-halbieren.ch

Bild: zvg

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Besuchen Sie am 18. Dezember 2010 «Eine Million Sterne» in Luzern und Region. Alle Veranstaltungsorte unter www.caritas-luzern.ch

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