Caritas Sozialalmanach 2014 "Schwerpunkt: Recht op Aarbecht"

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Skala in Luxemburgs Nachbarländern bewährt (z.B. „éducateur de jeunes enfants“ in Frankreich). Roland Gengler macht darauf aufmerksam, dass gerade bei der Anerkennug von Lebenserfahrung die Dreigliedrigkeit der Ausbildung problematisch ist, da selten jemand in den 3 Bereichen eine Tätigkeit aufzuweisen hat22. Emile Eicher (Syvicol) hat das Qualifizierungssystem aus der Baubranche als mögliche Piste vorgestellt. Die Inhalte werden von den Arbeitgebern bestimmt und die Weiterbildung ist zu ihren Lasten – die Arbeitnehmer die daran teilgenommen haben erhalten eine Aufwertung ihres Gehalts. Diese enge Verzahnung mit der Branche und dem Kollektivvertrag sind zwei große Pluspunkte, leider aber ist hier (noch) kein modulares System erkennbar, das zu einem anerkannten Diplom führt. Wie könnte ein solches System mit dem von Chantal Fandel vorgeschlagenen „Certificat de Capacité Professionnelle“ (CCP) kombiniert werden?23 Neben der Dreigliedrigkeit der Ausbildung ist auch die Dreisprachigkeit oft ein Problem wie Chantal Fandel hervorhebt24. Menschen aus dem Umfeld der Kinder, deren Präsenz in den Teams pädagogisch wertvoll sein soll, sind auf Grund der hohen Immigrationsquote selten mit den 3 Luxemburger Sprachen vertraut. Bereits bei der Weiterbildungssprache beginnt das Problem und führt dann zum Thema Sprachen in den Einrichtungen. Was die Qualifizierung betrifft, gibt es hier allerdings einen Ausweg: es besteht die Möglichkeit eines Diploms namens „Educateur d’Etat“, der auch ohne Dreisprachigkeit erreichbar ist. Die Durchlässigkeit des Systems wurde von allen Akteuren eindeutig begrüßt. Diese Idee, dass alle Bildungsbausteine – Basisausbildung, Weiterbildung, Anerkennung von Lebenserfahrung – zertifiziert werden und bei Zusammenführung der nötigen Bausteine eine Qualifizierung nach bestehendem Bildungssystem möglich ist, würde gemäß der europäischen Förderung des lebenslangen Lernens ein System schaffen, das jedem erlaubt sich an den Arbeitsmarkt anzupassen und neue Betätigungsfelder anzunehmen, ohne dass am Ende der Beruf an sich in Frage gestellt ist, wie dies von Zeit zu Zeit aufkommt: wer hat nicht schon von Mitbürgern gehört „sich um Kinder kümmern, das kann doch jeder“…? Der Wert eines Diploms muss erhalten bleiben, auch im Interesse der Menschen, die sich mit viel Mühe berufsbegleitend darauf vorbereiten und am Ende keinen wertlosen Schein in der Tasche haben wollen. Laut Michael-Sebastian Honig (Université du Luxembourg) erweist sich das Thema der Niedrigqualifizierten in der Kindertagesbetreuung als exemplarisch für die Komplexität der Qualitätsfrage, für die partielle, separate Lösungsversuche inadäquat sind. Vielmehr müsste mittelfristig ein integrierter Weg von der Basisausbildung bis zum Bachelor

22 Schronen (2013a). 23 Berrang (2014). 24 Berrang (2014).

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