StudiVersum #40

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STUDI VERSUM NUMMER 40 | 2011.10

Quiz : bist du an der richtigen uni? 28 Fliegender Student 30 Wie putzt man ein Tennisfeld? 32

Paar


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EDITORIAL | INHALT

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Liebe Leserinnen und Leser,

Das Semester hat wieder begonnen und ihr habt vermutlich ein PAAR Schwierigkeiten euch wieder ans Uni-Leben zu gewöhnen. Die StudiVersum-Redaktion weiss euch zu helfen wieder in Stimmung zu kommen – nämlich mit einer paarigen Ausgabe. Aus diesem Anlass wurden sogar zwei der Artikel von zwei Redaktoren zusammen verfasst und unsere stellvertretende Bildredaktion war kreativ im Duett! Vera Schroeder von «NEON» erklärt, warum Paar- und Liebesthemen so prominent sind in ihrem Magazin: «Weil die Liebe das wichtigste Thema der Menschheit ist? Und weil das Suchen und Finden der Liebe, Menschen zwischen 20 und 35 […] wahrscheinlich ganz besonders betrifft. Und weil es Spass macht, über Liebe zu schreiben. […] Paare macht heute wahrscheinlich […] das aus: Dass es so viele Möglichkeiten gibt, ein Paar zu sein, wie noch nie. Und dass die verschiedensten Modelle nebeneinander funktionieren können. Das ist doch super!» Partner übers Netz – Wie einfach wird aus einem «Ich» ein «Wir»? Geht das mit einer Kontaktanzeige? Claudia Piwecki und Filip Dingerkus haben das getestet. Dreamteam?! – Jonas Frehner ist den Reibungsflächen eines Künstlerpaares auf den Grund gegangen. Ein Porträt. Über künstlerische Katastrophen und harmonische Konkurrenz. Das Paar, das die Welt bewegt – Schuhe! Wir wollen Schuhe! Und ihr kriegt sie. Ihre Geschichte. Julia Krättli hat an den «Schuhsohlen» der Schuhmarke Bally gekratzt. «Schnüggi!» – oder wie sagt ihr eurem Partner? Kaum kommt man sich näher, entwickelt man eine andere Sprache. InsiderBemerkungen. Kosenamen. Vertrautheit. Melanie Keim ist den «Bäärlis» und «Häslis» nachgerannt. Und «Unipolitik» mal anders: Geben du und deine Uni das perfekte Paar ab? Welche Uni passt zu dir? Melanie Keim und Julia Krättli zeigen euch den Weg zur richtigen Entscheidung. Das Quiz. So ihr Zuckermäuschen, startet gut ins Semester! Viel Spass beim Lesen. Nehmt euch am besten zwei Exemplare!

Eure Raffaela Angstmann

P.S. Zur Feier des Themas widme ich dieses Editorial meiner besseren Hälfte – Yannick. Mein «Schatzelino» und «Pfusi»!

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04 LIEBLINGSDING Warum ich mein entlein liebe 05 UMFRAGE Was tust du gegen Traurigkeit? 07 AUS DEM LEBEN stiller widerstand 08 DAS UNIKAT Eins, zwei, Paar! 09 ATELIER «cafée» auf blosser Haut 10 WISSENSCHAFT Es wird Zeit

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Tod der Romantik? 16

Im Zoo der Verliebten 20

Schuhe, Schuhe, Schuhe 24

Bewusst ein Chaos schaffen 28 UNIPOLITIK deine uni und du 30 reportage eine prise top gun 32 UNTERHALTUNG impressum, denkspiel 33 Die flotte 3er-WG Schlechte Vorsätze sind besser 34 WIE ANNO DAZUMAL Endlich schreiben


LIEBLINGSDING

Warum ich mein entlein liebe

Katrin Keller, 26, studiert Bildende Kunst an der Hochschule Luzern – Design & Kunst «Das schwarze Gummientlein ist ein Mitbringsel aus dem MoMA [Museum of Modern Art in New York, Anm. d. Red.]. Es hat mich inspiriert, selbst eines aus Blei zu giessen. Schlussendlich war diese kleine schwarze Ente aber trotzdem besser. Sie ist ein perfektes Objekt – ein wunderbares Zusammenspiel von Farbe, Form, Oberfläche und Bedeutung.»

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UMFRAGE

Was tust du gegen Traurigkeit? «Die Studentenzeit ist doch die schönste Zeit!» – diesen Satz hört man oft. Vor allem als Studi. Doch was tun, wenn mal nicht alles nach Wunsch verläuft oder aufgrund persönlicher Frustrationen die Fröhlichkeit flöten geht? Studenten der Uni Zürich erzählen, wie sie mit solchen Situationen umgehen. r Text und Bild Uli Hahn Steffi Lichtsteiner, 23, Politologie «Ich belohne mich positiv. Mal koche ich mir etwas Leckeres oder gehe mit Kollegen aus.» Theresa Tondorf, 24, Psychologie «Meistens rede oder schreibe ich darüber, oder versuche mich abzulenken, mit Freunden.» Manuel Kehrer, 21, Medizin «Nichts. Traurigkeit ist gut und geht irgendwann vorbei. Manchmal kann man nichts dagegen tun und dann tut es auch mal gut, traurig zu sein.» Tamara Diethelm, 24, Biologie «Früher habe ich Tagebuch geschrieben, wenn ich traurig war. Heute versuche ich es zu verarbeiten, indem ich ins Kino gehe oder meinen Freunden davon erzähle und nach ihrer Meinung frage.» Judith Frei, 24, Geschichte «Ich kann Traurigkeit geniessen und mich auch in Melancholie verlieren. Das lässt sich nicht einfach so abschütteln.» Samuel Burkhard, 27, Germanistik und Sinologie «Glücklicherweise kenne ich Traurigkeit nicht wirklich. Wenn es aber um Themen wie den Tod geht, kommen für mich philosophische Ansätze wie der Daoismus ins Spiel. Der zentrale Aspekt dabei: die Natur.» Fabienne Vöry, 28, Lehrdiplom Mittelschule «Lesen und Freunde treffen.» Noah Voiret, 27, Germanistik und Anglistik «Nicht allein sein.» Miriam Häsli, 25, Kunstgeschichte «Ich gehe zu Starbucks und hole mir einen Caffè Latte. Oder ich setze mich daheim in den Sessel und höre Musik. Ich versuche aber nicht, den Zustand aktiv zu unterdrücken, weil Traurigkeit zum Leben dazugehört.» Eliane Gilg, 25, Germanistik «Unter Leute gehen, in die Natur. Nur nicht daheim bleiben und sich verkriechen.»

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AUS DEM LEBEN

Mittendrin in der Halbpatzigkeit Wieso der Mittag eigentlich anders heissen müsste und was dann alles schief gehen könnte. Text Melanie Keim

Ich hasse Nachmittage. Besonders den Mittwochnachmittag. Obwohl der in der Schule ja immer frei war und man ihn deshalb in guter Erinnerung haben sollte. Doch wenn es zwei Uhr schlägt, dann legt sich der Nachmittag wie eine lähmende Hand auf mich und hält mich fest im Griff, bis der Spuk gegen fünf Uhr endlich wieder vorbei ist. Manchmal habe ich Glück und merke nicht, dass es so weit ist, doch das sind seltene Ausnahmen. Natürlich könnte man dieses Unbehagen mit Verdauungsvorgängen, die Müdigkeit und Faulheit hervorrufen, erklären, doch das Problem ist vielmehr, dass man in der Mitte des Tages angelangt ist und dass die Mitte oder die Hälfte an sich etwas Doofes sind. «Stopp!», ruft hier Frau Schlaumeier, «es geht doch um den Nachmittag und der kommt nach der Hälfte des Tages.» Doch hier hätten wir auch schon den ersten Hinweis dafür, dass ich mit dieser Abneigung gegen den Nachmittag nicht alleine bin, denn wäre der Mittag wirklich in der Mitte des Tages, dann müssten wir ja um 18 Uhr im Bett sein und so muss an dieser Benennung definitiv etwas krumm sein. Sie ist nämlich nichts anderes als eine Täuschung, damit man glaubt, man sei schon in der Mitte des Tages angelangt, wenn dies gar nicht der Fall ist. Und wenn man wirklich in der grauen Mitte steht, glaubt man es deshalb nicht mehr, weil alles «Nachmittag» schreit. Die Tageszeit wird also schamlos zurechtgebogen, damit die Leute in der Halbzeit nicht ins Mittelmass verfallen und alles nur noch halbpatzig machen. Denn bestimmt würden einige wieder wie Halbstarke herumlaufen und möchten andauernd im Mittelpunkt stehen, andere könnten in eine MidlifeCrisis fallen, der Rest ins tiefe Mittelalter. Man könnte davon eine Mittelohrentzündung kriegen und der Notfallarzt würde einen dann nur halbherzig behandeln, man würde ihn Halbschuh nennen und wenn die Situation eskalierte, stünden am Schluss alle Fahnen auf Halbmast. Doch zum Glück bemerkt Frau Schlaumeier dies nicht, packt das Halbtax ein, damit sie günstiger in die Stadt fahren kann,

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kauft dort einen Halbrahm mit 50 Prozent Rabatt für das Semifreddo, schwelgt noch in den Erinnerungen an die Ferien am Mittelmeer, bevor sie in die Meditation geht, die sie zur eigenen Mitte finden lässt. Danach kommt auch noch eine SMS von ihrer besseren Hälfte und schon ist der Nachmittag vorüber. Vielleicht besser so.

Choreographie rund um den Kopf

Der einzige Tanz zu dritt ist die Schur. Madeleine würde ihn geniessen, wäre da nicht das Rundum, das andere unterhält. Text Martina Zimmermann

Madeleine wartet darauf, aufgerufen zu werden, vor sich selbst Platz zu nehmen. Bald hinter ihr die Frage aus dem Kopf mit rotem Schopf, was sie denn wünsche. Madeleine zupft hier und da, spannt drei Zentimeter zwischen Zeigefinger und Daumen in die Luft. Der rote Schopf nickt, wässert im Becken Madeleines Pracht, handwarmes Geplätscher mischt sich zum Regenprasseln von draussen. Es blitzt. Nackte Schultern glänzen nass im Neonlicht und zucken beim Donner, der alsbald kracht, zusammen. Föhne lärmen einschläfernd und Haarbüschel in allen Nuancen wehen über das unechte Parkett. Aus den Retroboxen pulsieren Rhythmen. Zwischen den Liedern Wortfetzen, und aus Flaschen zischt Haarfestiger. An der Kasse dreht jemand am Hebel, es klimpert. Die Kundin bläst ihren soeben gekürzten Pony aus der Stirn und sucht in der Hosentasche nach Kleingeld. An ihrem Po kleben Haare. Sie müssen vom dunkelhaarigen Vorgänger stammen. Absätze knallen über Haarspitzen hinweg, nie im Takt der Musik, immer jedoch auf eine bestimmte Dose zielend. Kunden gu-

cken mit hochgezogenen Brauen in Spiegelfronten. Einer mit einem Frotteeturban in Aubergine dreht eine Zigarette. Tabak mischt sich zu Haarflaum. Durch die offene Tür hört man Autos Wasserlachen queren, sie drängen Fussgänger unter Schirmdächern an die Hausmauern. Drinnen gleiten Kämme durch Strähnen, bis die Schere oberhalb des Zeigefingers zuschnappt. Madeleine ist nirgendwo Stammkundin, sie ist «frisöruntreu», fährt blind Tram, um von der Haltestelle aus einen Salon zu erspähen – alle neun Wochen. Am liebsten sind ihr die stillen Schnipser, diejenigen, die nur am Anfang und am Schluss Fragen stellen, ihre Wirbel sich selbst überlassen und ohne Nackenrasur auskommen. Aber heute hat Madeleine kein Glück, soeben hat der rote Schopf ihr eine nicht nach Aprikosen riechende Crème ins Haar geschmiert, die es glätten soll. Madeleine sieht sich im Spiegel mit der Nase flattern, um den Geruch zu vertreiben, stattdessen möchte sie lauschen und schauen, wie Finger mit Schere und Kamm tanzen und mit den Pupillen mitwippen.


AUS DEM LEBEN

Der Babysitter-Effekt Sie wirkt ruhig und gelassen. Sie sagt, sie könne mir helfen. Was – nicht nur meiner Meinung nach – ein Wunder wäre! Text Kyra Raymann

Rückblick. In drei Wochen ist Abgabetermin meiner Liz-Arbeit – und ich bin blockiert. Schon seit Monaten. Was für euch vielleicht lächerlich klingen mag, ist für mich persönlich eine Tortur. Drei Wochen habe ich noch, doch mein Liz-Word-Dokument starrt mir mit gähnender Leere entgegen. Ohne Hilfe, das weiss ich, werde ich es definitiv nicht mehr schaffen. «Du schaffst das schon», entgegnen meine Freunde und Familie wohlwollend. Doch sie verkennen die Situation. Ihnen ist nicht klar, dass ich mich zwar verbarrikadiere, zurückziehe und tagtäglich intensiv lese, jedoch (fast) keinen Satz auf Papier bringen kann. Die wenigen Worte am Ende des Tages werden jeweils mit dem Prädikat «Scheisse» versehen: Sie müssten mindestens drei Mal überarbeitet werden, bevor sie es verdient hätten, im Papierkorb zu landen. Ich bin machtlos. Frustriert. Und ungeheuer verzweifelt. Was jetzt kommt ist nicht das, was ihr erwartet. Ich habe keinen Ghostwriter engagiert oder Drogen genommen. Meine «Retterin in der Not» ist Ergotherapeutin. Sie hat in ihrer Praxis zurzeit Hochkonjunktur, denn ich bin nicht die einzige betroffene Studentin und werde auch nicht die letzte sein. Ich persönlich brauchte einfach eine Person, die auch nach der ungeschminkten Wahrheit (noch) an mich glaubt, ein handlungsorientiertes Coaching zur Überwindung der Blockade – und einen Babysitter. Der Babysitter-Effekt wirkte bei mir Wunder: Kaum sass jemand für eine Stunde neben mir, lief es rund. Kaum war die Person weg, ging nichts mehr. Nach einer Woche Katz-und-Maus-Spiel mit meiner Tastatur hatten wir das vermeintlich Unmögliche geschafft: Die Blockade war weg! In den verbleibenden zwei Wochen war es jedoch schlichtweg unmöglich, eine perfekte LizArbeit fertigzustellen. Doch es hat gereicht! (Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle an Ruth und meine Babysitter!) Ausblick. Wie Simon Knopf im Studiversum Nummer 33 berichtet hat, sind auch die Liz-Prüfungen kein Zuckerschlecken. Er schrieb: «Seit einem Monat pflüge ich mich schon durch den Lesestoff für meine Liz-Prüfungen. Und es ist die Hölle.» Fin-

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de ich auch. Obwohl mir diese noch bevor stehen, bin ich einmal so mutig und sage: «Tschüss Studentenleben, Adieu StudiVersum, Arrivederci ihr Leser und Ahoi neues Leben! Macht‘s gut und falls ihr einmal Hilfe braucht: Das handlungsorientierte ergotherapeutische Coaching wird mittlerweile fast überall angeboten – mit oder ohne Babysitter!» Zum Thema «Schreibblockade» weiss Horst ebenfalls Rat! Siehe Seite 34

Stiller Widerstand

Tibet beschreitet neue Wege, um sich Gehör in der Welt zu verschaffen. Ohne politisch zu werden, setzt man dabei auf Kunst. Text Gregor Samsa

Das Gebiet im Himalayagebirge befindet sich in einer unverändert schwierigen Lage. Weltweite Solidaritätsbekundungen sind moralische Stützen, die an der vorherrschenden Situation jedoch nichts bewirken oder gar ändern können. Entgegen der oberflächlichen und undifferenzierten Berichterstattung in den internationalen Medien setzen Tibets Künstler auf eine neue Waffe im Kampf um das Fortbestehen ihrer Kultur. Im Stile von Gandhi ist dies ein waffenloser Widerstand, der auf den ersten Blick nicht einmal als solcher erkennbar ist, da gänzlich auf politische Elemente verzichtet wird. Anders als beim kritischen Aufschrei des chinesischen Künstler Ai Weiwei, der lautstark die chinesische Regierung anprangerte, handelt es sich hierbei um eine Existenzbekundung. Filmemacher wie die jungen Tibeter Pema Tseden und Sonthar Gyal haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihre in der Hochebene gelegene Heimat der Welt näher zu bringen. Trotz der regelmässigen Nachrichtenpräsenz ist das vorherrschende Wissen über Tibets Bewohner sehr beschränkt. Der religiöse Führer Dalai Lama versucht die Thematisierung aufrecht zu

halten, jedoch kann der Film als Kunstform die tibetische Kultur deutlich anschaulicher und besser vermitteln: Beispielsweise das neueste Werk Gyals «The Sun Beaten Path» – ausschliesslich in tibetischer Sprache – oder Tsedens Produktionen, wie zum Beispiel «The Search», die vor wenigen Jahren die ersten rein tibetischen Filme waren. Es sind überaus sehenswerte Porträts von Tibetern und Tibeterinnen und ihrem Leben im Himalayagebirge. Charakteristische Inhalte, individuelle Darstellungsart und berührende Geschichten sind Zeitdokumente und moderne Vermächtnisse einer unterdrückten Gesellschaft. Das Filmfestival von Locarno hat beide Künstler in den letzten Jahren eingeladen. Sonthar Gyal war diesen Sommer im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden vertreten. Es lohnt sich, diese Perlen zu sehen und kann das Verständnis für die tibetische Kultur vertiefen und auch einen entpolitisierten Blick ermöglichen. Trotz der fehlenden politischen Ebene oder gerade deswegen tragen sie eine unverfälschte Botschaft einer um das Fortbestehen kämpfenden Gesellschaft in sich.


Das Unikat

Eins, zwei, Paar! Zu zweit ist’s doch am schönsten. Das wissen auch Durchzwei! Zusammen mit StudiVersum schenken sie dir das T-Shirt zum Titelthema. Tim und Bruce haben das Paar in einem intimen Moment eingefangen. Ob ungleich oder gleich – jedes Liebespaar braucht Nähe. Diese könntest du bald hautnah tragen! Schreib einfach eine Mail an shirt@studiversum.ch und nenne uns dein Lieblingspaar. Das können deine Stöckelschuhe von Jimmy Choo, deine Grosseltern oder Shakira und Piqué sein. Und sag uns: Warum gerade sie? Bald schon könnte dieses T-Shirt dir gehören. r Text Raffaela Angstmann, Bild Durchzwei

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ATELIER

«cafée» auf blosser Haut Projekt von Felicia Kreiselmaier und Caroline Rohner

Beim Einkaufen vermissten Felicia Kreiselmaier und Caroline Rohner Spitzen, Streifen und simpel Schönes. Ein Jahr später stand die erste Kollektion. Caroline näht Felicia ein Kleid zum Geburtstag. Eines, wofür sie Komplimente erhält, so viele, dass sie ab und zu im Halbernst fragt, wer wie viel dafür bezahlen würde. Eines Abends sitzen die zwei Frauen zusammen und entwerfen im Kopf ihre ersten Stücke. Beide mögen «Klassiker», die nach einer Saison nicht ausgedient haben, die immer neu kombinier- und inszenierbar sind und deren Multifunktionalität sie rasch zum liebsten Stück macht. Ein Jahr verstreicht. Beide staunen über die gegenseitige Ernsthaftigkeit. Caroline präsentiert Felicia die Entwürfe einer Kollektion. Felicia stellt Caroline das Konzept für die Webseite vor. Wenig später werden hautschmeichelnde Materialien wie Leinen, Jersey und Baumwolle von Caroline zu Erstlingen verarbeitet, die durch Schnitt, Struktur und Schlichtheit überzeugen. Die massgeschneiderten Prototypen werden fotografiert und drei Monate später online angeboten – die erste Kollektion heisst «BERliN». Bald sind die Stoffbahnen zu Ende, die Bestellungen hingegen häufen sich, statt massgeschneiderten Stücken bietet das Duo – es nennt sich inzwischen «cafée» – Einzelstücke an. Wegwerfen liegt den Schöpferinnen nicht. Altes neu inszenieren hingegen schon. «Vintage» entsteht. Gebrauchte Shirts werden «besiebdruckt». Wer sich darauf einlässt, kann mitverfolgen, wie aus einem abgelegten T-Shirt etwas Neues entsteht. Caroline gefallen das Handwerk und der Kontakt mit der Kundschaft. Felicia bekräftigt, Mode sei Kommunikation; Menschen seien modisch, machten eine Aussage mit ihrem Aussehen, ob sie es wollten oder nicht. In diesem Sinne: Lasst uns schweigen und statt unser die Mode sprechen! r Text Martina Zimmermann, Bilder Christine Kreiselmaier

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Felicia Kreiselmaier konzipiert und kreiert in Bern. Caroline Rohner entwirft und näht in Berlin. Mehr Stoff mit Stil unter: www.cafée.ch


Zeit wird aber auch ökonomisch betrachtet. Nicht umsonst sagt man auch, Zeit ist gleich Geld. Zeit wird immer schneller berechnet. Der Zeitdruck steigt. Wir alle stehen unter einem Beschleunigungsdruck.»

WISSENSCHAFT

Es wird Zeit «Ihr habt die Uhren. Wir haben Zeit», sagt ein hawaiianisches Sprichwort. Zeit ist Geld. Geld ist auch Macht. Ist Zeit dann also Macht? Die Zeit ist mysteriös und abstrakt. Prof. Dr. Irene Neverla forscht auf diesem Gebiet und erklärt, weshalb sich die Zeit am auflösen ist.

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StudiVersum: Professor Neverla, was ist eigentlich Zeit? Was verstehen Sie darunter? Prof. Dr. Neverla: «Ich kann hier eigentlich nur aus der Sicht der Sozialwissenschaftler sprechen. Den Begriff der Physik dafür kenne ich nicht. Zeit ist eine ‹unsinnliche› Dimension. Einen Raum kann man erfahren – ja sogar hören. Blinde können durch Akustik einen Raum ausmachen. Für Zeit haben wir aber keine Sinne. Zeit ist ein soziales Konstrukt des Menschen. Es ist ein symbolisches Gerüst, welches geschaffen wurde um Handlungen untereinander abzustimmen. Sie dient der Verknüpfung von sozialem Handeln – dem Wann und Wo. Je komplexer unsere Gesellschaft wird, desto ausdifferenzierter wird das soziale Konstrukt ‹Zeit›. Wenn wir zurückschauen auf den Beginn der Menschheitsgeschichte sehen wir, dass die Zeit über Gestirne und Sonne wahrgenommen wurde. Es wurden längere Zeiten über weitere Strecken gemessen. Spannend ist, wie sich die Inkas dies zunutze gemacht haben und Tempel so gebaut haben, dass bei der Sonnenwende die Schatten Formen bildeten – zum Beispiel schlangenförmige. Dies gab ein konkretes, sinnliches Bild für den Zusammenhang von Erde und Sonne. Die Uhr von heute ist losgelöst von der Natur. Wir müssen nicht auf die Sonne achten, um zu schauen, wie viel Uhr es ist. Dafür haben wir vielleicht eine Armbanduhr in digitaler Form. Das Gerüst der Zeit wird also enger, abstrakter und mathematischer. Historisch ist also eine Loslösung von der Natur zu beobachten. Diese Verselbstständigung eines Phänomens nennt man in den Sozialwissenschaften auch die ‹Naturalisierung von sozialen Konstrukten›.

Wie viele Forscher arbeiten auf Ihrem Gebiet? «Wir sind eine kleine, überschaubare Community. Das Ganze kam auf mit den neuen Technologien, der Computerisierung, der Digitalisierung, der zunehmenden Medienproduktion und dem Beschleunigungsschub. In der deutschen Wissenschaft sind es nicht viele. Wir sind hier drei Zeitforscher aus den Kommunikationswissenschaften. Dann gibt es in der Soziologie Norbert Elias und einige andere und einen Journalisten der Süddeutschen Zeitung, der sich gerne mit diesem Thema befasst und immer wieder Artikel über die Zeit schreibt: Stefan Klein. Wie klein wir sind, sieht man auch anhand der wissenschaftlichen Vereinigung. Es gibt selten Tagungen. Es ist ein nicht sehr verbreitetes Gebiet. Wir haben den wissenschaftlichen Verband ‹DigiPuk›, der in verschiedene Fachgruppen unterteilt ist.» Was ist Zeitforschung denn nun genau? Können Sie das vielleicht an einem Projektbeispiel erörtern? «Bei uns gibt es ein Beispiel aus der Soziologie. Zeitökonomie ist da ein grosses Thema. Ein Projekt in einer bestimmten Region um Bremen hat sich mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf befasst. Ein grosses Stück des Alltags unterliegt den Anforderungen der Zeit. Wir rechnen zum Beispiel mit einem Acht-Stunden-Tag. Das ist eine zeitliche Vorgabe. Sie bestimmt unseren Alltag mit. Die zunehmende Individualisierung hat zur Folge, dass wir auch von zuhause aus arbeiten können und uns einfach Arbeitspakete auferlegt werden können. Damit wird das Zeitmanagement uns selber überlassen. In diesem Bremen-Beispiel wurden nun die gängigen Arbeitszeiten und die Öffnungszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel und der Läden untersucht und mittels Querschnitt die Familiensoziologie betrachtet. Mit einer genauen Analyse und der Anpassung der Öffnungszeiten und Arbeitszeiten, wie beispielsweise die Zeiten des Kindergartens und Bürozeiten, sollte die Lebensqualität in der Region gefördert werden. Dies ist also Grundlagenforschung, die praktische Anwendung fand. Damit komme ich zu meinem Gebiet. Medien sind als soziale Zeitgeber sehr wirkungsmächtig. Sie folgen ihren eigenen Zeitrhythmen und bestimmen somit gewisse Vorgaben für andere. Unternehmen


können auch als soziale Zeitgeber fungieren. Einer der ältesten Zeitgeber ist die Kirche. Die Erscheinungszeiten der Medien, zum Beispiel stündliche Nachrichten, ist ein nicht ‹natürlicher› Einschnitt. Die Dynamisierung der Zeit kann man anhand der Radioprogramme gut beobachten. Früher waren Sendungen und Beiträge viel länger. Die Norm aber wurde immer enger und kürzer. Der Rezipient [derjenige auf den die Medien wirken, in diesem Falle Zuschauer, Zuhörer; Anm. d. Red.] widmet seine Aufmerksamkeit immer weniger dem ganzen Programm. So hat sich auch das ‹Zapping› beim Fernsehen entwickelt. Durch digitale Medien, die rundum verfügbar sind, löst sich die Zeit auf. Sie hat kein Anfang und kein Ende mehr. Die Norm ist jetzt die ewige Erreichbarkeit. Es gibt noch ein paar wenige Leute, die sich dagegen wehren und sich der Nutzung neuer Medien verschliessen. Irgendwo muss man halt für sich selbst die Linie ziehen.» Haben Sie ein iPhone? «Nein, ich hab keines. Zwar habe ich ein internetfähiges Handy, nutze es aber nur als Telefon und für SMS. Ich bin auch sonst schon täglich stundenlang online. Meine Grenze setze ich so, dass ich nicht auch noch über mein Handy online bin. Ich habe auch gerade erst ein FacebookAccount eröffnet. Davor habe ich mich eigentlich lange geweigert. Nun habe ich das also entdeckt und es hat eine starke Sogwirkung. Es frisst die Lebenszeit.»

uns eigentlich nur zuspamt. Vor allem in der Email-Korrespondenz muss man lernen sich abzugrenzen. Ich kann aber nicht nicht kommunizieren über Email [angepasstes Zitat nach Paul Watzlawick, Anm. d. Red.].» Denken Sie die Gesellschaft hat kein grosses Bewusstsein für die Zeit? «Ich glaube nicht, dass sich die Leute zu wenig Gedanken machen. Weshalb gibt es sonst Alltagsfloskeln wie ‹Bist du aber gewachsen!›, ‹Die Zeit verfliegt›, usw.? Diese zeigen, dass das Bewusstsein für Zeit da ist – für diesen Tempowahn. Aber das sind natürlich Alltagswahrnehmungen von Zeit. Was wieder zeigt, dass wir eben kein Sinnesorgan für Zeit besitzen. Höchstens vielleicht eine mentale Form der Vereinbarung – die Erinnerung, das Gedächtnis. In früheren Epochen und Kulturen war das unproblematisch. Mit der Globalisierung, der Digitalisierung und dem Kapitalismus ist das Zeitproblem erst aufgekommen. Und hier kommt die menschliche Biologie ins Spiel: Wir brauchen Ruhezeiten und natürliche Tag-Nacht-Rhythmen damit wir mental wachsen können. Dies liegt natürlich völlig quer zur Abstraktion und Mathematisierung von Zeit, was wiederum ein Problem für die Gesellschaft darstellt.» Sie meinen Burnout-Syndrom und Co.? «Genau – Stress und Überforderung. Der

Motor Mensch ist völlig überdreht, weil er eben kein Motor ist. Das hat eine Rotationsdynamik.» Wie sind Sie eigentlich auf dieses Gebiet gekommen? «Durch Reisen und dem Kontakt mit anderen Kulturen. Entscheidend war wohl meine Reise nach Indien in den 70er-Jahren. Ich war 20 Jahre lang mit einem Inder liiert. In Indien war alles auf einmal so ‹langsam›. Ich habe mich da also fallen gelassen, obwohl ich teilweise fast genervt war. Das hat einfach nicht zu meinem Tempo gepasst. Das war der Auslöser für mein Interesse. 1984 kam dann meine Tochter zur Welt und da musste ich Familie mit Beruf verbinden. Das erzwang ein enormes Zeitmanagement meinerseits, denn kaum ist ein Kind da, kann man sich von Zeitökonomie verabschieden. Kinder leben im Hier und Jetzt. Das war eine totale Herausforderung für mich. Aber einen besonderen Impuls für mein Forschungsfeld gab auch eine Arbeit von mir auf dem Gebiet der Fernsehforschung, die alltagspraktisch ausgerichtet war. Sie behandelte den Umgang mit Zeit auf dem Gebiet der TV-Nutzung. Da war ich bislang die Erste.» Wie würden die Physiker Zeit definieren? «Da gibt es eine Debatte um die Zeit als relatives Phänomen. Aber das kann ich nicht erklären.» r Text Raffaela Angstmann, Illustration Melanie Imfeld

Was sind die grössten Zeitfresser heutzutage? «Definitiv die Medien. Sie haben so ein eigenes Wesen. Es sind diese modernen Geister, die eigene Anforderungen entwickeln. Alles dreht sich um die Medien. Ganz schlimm ist auch die Email-Korrespondenz. Die hat extreme Dimensionen angenommen. Sie ist ein Zeitdieb.» Denken Sie, dass das Mitteilungsbedürfnis der Leute gewachsen ist durch das Aufkommen von Kommunikationskanälen wie Facebook-Statusmeldungen, Twitter, etc.? «Diesen ‹Kommunikationstrash› gibt es eigentlich immer überall. Es kann auch sein, dass ich solchem unfreiwillig in einem Café ausgesetzt bin, dann setz ich mich halt einfach weg. Man kann sich da glücklicherweise abgrenzen. Auch über andere Kommunikationsfelder kommt solcher ‹Kommunikationsschrott› zu uns. TV-Sendungen, Magazine wie Bunte, etc. Das sind aber Lernprozesse. Wir lernen mit der Zeit auch, dass dieser Prinz aus Nigeria

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Zur Person Prof. Dr. Irene Neverla, 59-jährig, ist in Wien aufgewachsen. Sie studierte Kommunikation, Soziologie und Psychologie in Wien, Salzburg und München, wo sie ihren Magister abgeschlossen hat, als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitete, promovierte und habilitierte. Seit 1992 ist sie Professorin für Journalistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Hamburg. Schmökern In der «GEO Kompakt»-Ausgabe Nummer 27, Titelthema: «Das Rätsel Zeit» Im Wissenschaftsmagazin «Time and Society» Im gesellschaftskritischen Buch «Der Papalagi: Die Reden des Südseehäuptlings Tuiavii aus Tiavea» von Erich Scheurmann


Tod der Romantik? Die Suche nach dem richtigen Partner ist für viele zentraler Bestandteil des Lebens. Der Boom von Partnersuchportalen im Internet dauert seit längerem an und deren Anzahl ist schier unüberschaubar. Zwei Redaktoren haben sich in den Kontaktanzeigen-Urwald gestürzt – mit unterschiedlichen Erkenntnissen.

Mit einer standardisierten normalen Anzeige haben wir uns auf die Suche nach potenziellen Interessenten gemacht. Auf Seiten wie Pinnwand.ch und den zwei Partnersuchportalen friendscout24 und Elitepartner haben wir versucht uns zu vermarkten. Dabei hat sich Claudia Piwecki auf die Männerwelt im Netz gestürzt und Filip Dingerkus bemüht, die Aufmerksamkeit der weiblichen Surferinnen auf sich zu ziehen. Die Geschlechter gehen bei ihrer Suche sehr unterschiedlich zu Werk und haben häufig auch unterschiedliche Ansprüche bei der Kontaktaufnahme. Dementsprechend sind die Ergebnisse ausgefallen. Es scheint, dass sogar im Internet die alte Rollenverteilung zwischen Eroberer und Eroberten vorherrscht.

Mr. and Mrs. Right

Seriös suchende junge Männer haben es im Internet schwer. Innerhalb einer Woche gingen bei Filip lediglich zwei gezielte Kontaktaufnahmen ein. Zudem war ein kryptisch suspektes E-Mail und auf den spezialisierten Kontaktpages ein paar unverbindli-

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che Profilbesuche die magere Ausbeute. Die Ursachenforschung bringt viele mögliche Gründe zu Tage. Erwähnenswert ist, dass die beiden professionellen Portale zusammen lediglich eine Konversation ergaben. Das ist äusserst dürftig und wer hier erfolgreich sein will, sollte eine Menge Zeit für die Gestaltung seines Profils und die Suche aufwenden. Ein kostenpflichtiger Account wäre auch nicht schlecht, da die Chancen und Möglichkeiten durch die ausgebaute Nutzungspalette angeblich deutlich gesteigert werden können. Ausprobiert haben wir dies allerdings nicht. Das erscheint auch gar nicht nötig, denn je zwei Anfragen gab es bei den allgemeinen Ausschreibungsseiten, die dadurch erfolgsversprechender zu sein scheinen. Der Unterhaltungsbeginn fiel jeweils sehr zaghaft aus, es wurde aber durchaus Interesse gezeigt. Mit kurzen, überlegten Texten gingen die Partnersuchenden auf den Inhalt der Anzeige ein und gaben auch etwas über sich selbst Preis. Hobbys, Beruf und Charaktereigenschaften haben sich als beliebte Einstiegsgespräche erwiesen. Sehr schnell, innerhalb des ersten oder zweiten Onlinekontakts, wurde bereits ein Foto gewünscht. 50 Prozent meldeten sich danach nicht mehr. Manchmal sind die schulischen und universitären Leistungen der Suchenden penibel aufgeführt. Auch spielen der Beruf und das vorhandene Eigentum, sprich Wohnung/Haus, Auto und Inventar, eine wichtige Rolle. Man möchte seinem Anwärter oder seiner Anwärterin möglichst etwas bieten und sich von der Masse abheben. Bei zwei Kontaktpersonen wäre eine Fortführung der Interaktion möglich gewesen. Fazit: Für junge Männer sind eher nicht die Partnersuchportale geeignet, sondern überraschenderweise die thematisch breiten und unspezifischen Inserateseiten. Anders sah es bei Claudia aus. Noch wäh-


Noch während der Anmeldung tröpfelten die ersten Partnervorschläge oder auch eindeutig zweideutige Angebote herein.

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rend der Anmeldung tröpfelten die ersten Partnervorschläge oder auch eindeutig zweideutige Angebote herein. Nach der anfänglichen Bestätigung des eigenen Egos, wurde aber schnell klar: Die Antwortsätze sind vorgeneriert und der potenzielle weisse Prinz musste nur auf den Satz klicken, den er weiterleiten wollte. Es hatte zwar durchaus auch private Nachrichten, die kann man aber erst lesen, wenn man sich zum VIP-Member upgraden lässt. Was dann aber auch bedeutet, für die Kupplungsdienste zu bezahlen. Somit bekommt die erste Kontaktaufnahme einen fahlen Beigeschmack. Im echten Leben (und zuhauf in Filmen) prickelt es in diesem Moment, ein Knistern liegt in der Luft und in den ersten Sekunden entscheidet sich womöglich, ob und wie eine gemeinsame Geschichte seinen Lauf nimmt. Vor dem Computer prickelt wenig und knistern tut wohl nur der Zettel mit den Onlinebanking-Daten.

Angebotsüberschuss

Schon nach kurzer Zeit ist klar: Liebe im Internet ist ein Geschäft. Eiskaltes Kalkül mit dem menschlichsten aller Bedürfnisse. Unübersichtlich ist die Menge an Vermittlungsportalen. Selbst bei spezifischen Sparten besteht bereits ein multiples Angebot. Internetseiten für über 50-Jährige, für Senioren, für Akademiker, regional Suchende oder Studenten überfluten das Netz und so verteilt sich auch der Nutzerkreis, wodurch es immer schwieriger wird, sich für eines zu entscheiden, um die erträumte Person zu finden. Das lukrative Potenzial von verzweifelten Liebesbedürftigen wurde bereits früh erkannt und so sind die beliebtesten Anbieter auch meist kostenpflichtig und bieten sehr abgespeckte Versionen für Gratiskunden an. Interessanterweise haben häufig Frauen einen


Es ist aber nicht so, dass die erste Kontaktaufnahme über das Internet ausschliesslich schlecht ist. Schliesslich gibt es vor allem unter dem starken Geschlecht viele, denen ihre Schüchternheit im Weg steht. Obwohl Online-Dating wohl die modernste Art ist, den ersten Schritt zu wagen, bleibt die Ansprechordnung doch dieselbe: Das Männchen balzt, das Weibchen reagiert – oder eben auch nicht. Das mag erklären, wieso Männer auch bei Partnerseiten bei der ersten Kontaktaufnahme aktiver sein müssen. Da es per Mausklick um einiges einfacher ist, eine mögliche Auserwählte anzuklicken, sind viele der männlichen Singles durchaus bereit, etwas zu bezahlen. Dazu kommt, dass sich so die Damenwelt eher von ihrer Seriosität überzeugen lässt.

Partnervorschlag – und dann?

Vor dem Computer prickelt wenig und knistern tut wohl nur der Zettel mit den Onlinebanking-Daten.

uneingeschränkten Zugang zu allen Funktionen. Ausschliesslich Männer werden dann zur Kasse gebeten; ein kluger Schachzug, um daraus Profit zu schlagen und das häufig ungleich verteilte Geschlechterinteresse etwas auszugleichen. Männer sind stärker auf Internetbekanntschaften fixiert. Einige erträumen sich auch, auf unkomplizierte Weise die sexuellen Bedürfnisse zu stillen. Das kostenlose Angebot für Frauen birgt aber auch Risiken, denn die Missbrauchsgefahr ist bei einer Gratisnutzung nun mal deutlich höher. Für ältere Erwachsene ist die Erfolgs- und Nutzerquote deutlich höher als bei Jugendlichen und jungen Personen. Diese setzten meist auf Facebook, ICQ, Messenger und Skype als Vermittlungshilfe oder haben auch durch die geringere Arbeitsauslastung mehr Zeit für klassische Kommunikationskanäle in der Schule, Uni oder abends in Bars und Discos.

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Obwohl jeder Hobbys auswählt, ziemlich genau sein Äusseres beschreibt, anklickt was er oder sie in einer Beziehung wünscht, bleibt die ganze Sache doch sehr oberflächlich. Bis auf drei Sätze, die man dem Gegenüber bei der ersten Nachricht schicken kann (die dann aber immer dieselben bleiben), kommt wenig von der eigenen Persönlichkeit rüber. «Spontan» ist laut Elitepartner.ch jeder. Die grösste Differenzierung lässt sich finden bei der Berufsangabe. Arzt, 30, aus Zürich hebt zum Beispiel die über 90 «Matchingpoints» hervor. Betriebsökonom, 41, aus Baden betont wie humorvoll er ist, hat jedoch als Einziger nicht «schlank/athletisch» angegeben, sondern den Teil über das Äussere gänzlich gestrichen. Mangelndes Selbstbewusstsein oder Quasimodo-Look? Angeblich findet jeder Topf seinen Deckel, doch auch beim Online-Dating ist man den Klischees des Alltags ausgeliefert. Schönheit und Erfolg stehen immer noch ganz oben auf der Liste mit den vermeintlich wichtigsten Eigenschaften. Bei Friendscout24 wird der berufliche Grad nicht ganz so hervorgehoben. «Spontan» ist immer noch fast jeder, hier aber manchmal auch zu sehr. In der ersten halben Stunde Präsenz im Dating-Dschungel sieht die Bilanz einer Frau so aus: Eine Partneranfrage und drei Einladungen zum Sex, ohne Umschweife. Wer wirklich die Liebe seines Lebens auf diesem Weg finden möchte, sollte vielleicht doch etwas in die Tasche greifen und sich zum VIP-Member upgraden lassen um die persönlichen Kontaktmöglichkeiten besser nutzen zu können. Liebe über den Bildschirm geht weder schneller, noch wird es einfacher. Ausserdem braucht digitale Partnersuche Zeit. Wer sich so auf die Suche nach der besse-


ren Hälfte machen möchte, sollte sich welche nehmen. Bleibt nur zu hoffen, hat man es mal zu einer längeren Konversation geschafft, dass es beim ersten echten Gegenüberstehen auch noch «Klick» macht. r Text Filip Dingerkus und Claudia Piwe-

cki, Bilder Maya Wipf

Filips Kontaktanzeige Ich, Zürcher Student (27) suche eine kulturaffine Begleiterin, die abenteurlustig ist und gerne mit mir die Welt bereist, aber auch für einen gemütlichen Filmabend zu haben ist. Ich habe kein Traumfrauideal, wichtig ist bloss, dass du Humor hast und locker bist. Ich bin schlank, aber nicht gerade die Sportskanone. Meine Talente liegen eher im Kochen. Nebst Musik, nimmt Film einen wichtigen Stellenwert in meinem Leben ein: aktiv, wie passiv. Ich pflege einen eher alternativen Lebenswandel und bin progressiv eingestellt. Falls du dir darunter zu wenig vorstellen kannst und mehr wissen willst, melde dich doch einfach.

Shanghais Heiratsmarkt Trotz Internet bevorzugen immer noch viele Chinesen eine klassische Art der Partnersuche. Jeden Sonntag kann man sich zu einem gemütlichen Spaziergang durch den Volkspark am People's Square in Shangai begeben. Was man zu Gesicht bekommt, ist beeindruckend. Scharenweise strömen Menschen durch die Grünanlage und begutachten die links und rechts der Gehwege angebrachten Kontaktanzeigen. Hunderte, gar Tausende bunter Zettel säumen die Strassen. Meistens sind es die Eltern ihres einzigen Schützlings, die von dieser «Vermarktung» des eigenen Kindes Gebrauch machen. Aber auch verzweifelte Singles begeben sich hier auf die Suche nach dem geeigneten Partner. Ganz im Stile klassischer Zeitungsannoncen fehlen hier meist auch die Fotos der potenziellen Kandidaten. Geworben wird mit finanzieller Sicherheit und Bildung.

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Im Zoo der Verliebten Wen Amors Pfeil trifft, der hat nicht nur mit der Vernunft zu hadern, sondern nimmt oft auch ganz neue Wörter in den Mund. Wenn der harte Kerl von nebenan plötzlich zum «Schnüggel» mutiert und seine Liebste «Häsli» nennt.

Wer kennt solche Situationen nicht: Man lernt jemanden kennen, an der Uni, im Zug, an einer Vernissage. Ein ernsthaftes Gespräch über Amerikas Schuldenkrise, den arabischen Frühling oder Charlotte Roches neuen Bestseller. Das Gegenüber stellt seinen Intellekt mit gerunzelter Stirn und gelegentlichem Kopfkratzen zur Schau, nickt zustimmend, plötzlich klingelt das Telefon. «Einen kleinen Moment», entschuldigt sich die neue Bekanntschaft in angenehmem Basston, nimmt sein Smartphone hervor und Schwuppdiwupp-Simsalabim hört man eine ganz neue Stimme. «Hooooi Schatz», erklingt es eine Oktave höher. «Was? Aha, ja ich dich au, ich freu mich wie en chline Bueb.» Wenn der seriöse Akademiker zum Kuschelfritzen wird, so ist der Fall klar: Seine Freundin ist am Apparat. Klar, man passt die eigene Sprache immer der Situation an, drückt sich den Eltern gegenüber anders aus als im Ausgang, doch weshalb erkennen wir so schnell, wenn jemand mit seinem Partner spricht? Wieso haben Paare oft eine eigentümliche Sprache, die sie sonst mit niemandem teilen?

Zusammen sind wir stark

Christina Götz ist Forschungsassistentin am Institut für klinische Psychologie der Universität Zürich und spezialisiert auf Paa-

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re und deren Kommunikation. Sie erklärt das Phänomen wie folgt: «Die Spracheigenheiten von Paaren schaffen Vertrauen und ein gewisses Wir-Gefühl, da eine Art Geheimsprache entwickelt wird, die Aussenstehende nicht verstehen. Da man mit seinem Partner normalerweise sehr viel Zeit verbringt, ist die Wahrscheinlichkeit für Insider-Bemerkungen auch viel grösser.» So werden Gegenstände neu benannt und dem Partner werden Kosenamen gegeben. Auffallend ist, dass Paare dabei eine enorme Kreativität entwickeln und gänzlich neue Wörter kreieren, wie dies sonst kaum vorkommt. Denn sprachliche Neubildungen sind normalerweise auf andere Worte gestützt, und selbst die ausgefallensten Wortkreationen von Kleinkindern können immer auf andere Worte zurückgeführt werden. Da solche Paarsprachen oft im intimen Rahmen verwendet werden und gegen aussen kaum sichtbar sind, ist es für Forscher oft schwierig, an Material zu gelangen. Und da Not bekanntlich erfinderisch macht, untersuchten britische Sprachwissenschaftler Valentinsbotschaften aus der Zeitung «The Guardian», wobei entdeckt wurde, dass viele Paare richtige Parallelwelten aufbauten und sich gegenseitig neue Identitäten schufen. Paare, die bereit waren, offen über ihre gemeinsamen Spracheigenheiten zu sprechen, erzählten, dass sie sich in ihrer Beziehung nur noch als Mister Poo und Miss Piggy ansprachen und dass ihre Beziehung anders als in dieser Fantasiewelt nicht mehr denkbar gewesen wäre. So findet man auch in literarischen Texten unzählige Beispiele für dieses Verhalten wie etwa in Virginia Woolfs «Lappin and Lapinova», wo die junge Rosalind ihren abstossenden Ehemann nur erträgt, solange er der Hasenkönig King Lapin und sie die Queen Lapinova ist. Götz betont, dass man trotzdem nicht von Sprachstörungen im pathologischen


«Dein Stu!-Knaller paller Schnip-schnap-schnur Schnepeperl-Snai!»

wolfgang a. mozart

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Sinne sprechen könne: «Wenn ein Paar sprachlich zu weit geht, so kann es schlicht und einfach zu einer Störung der Kommunikation kommen. Wenn man für immer mehr Dinge neue Metaphern verwendet, so entsteht die Gefahr, dass man sich am Schluss nicht mehr versteht.» Und das sei ja oft schon schwierig, wenn man Klartext spreche, fügt sie schmunzelnd hinzu.

Vorsicht vor Kosenamen

Wenn der seriöse Akademiker zum Kuschelfritzen wird, so ist der Fall klar: Seine Freundin ist am Apparat.

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Selbst wenn nicht alle Paare eine solch ausgeprägte Privatsprache teilen, so gibt es doch kaum jemand, der seinem Partner nicht wenigstens einen Kosenamen gibt. Allerdings spielt dabei nicht nur die geschaffene Intimität eine Rolle. Namensgebungen können allgemein als «rites de passage» bezeichnet werden, die an Übergängen im Leben stehen. Ähnlich wie bei der Taufe in der «Pfadi» oder der Namensgebung des Papstes wird damit signalisiert, dass nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Man will also seiner neuen Liebe zeigen, dass man es ernst meint. Gleichzeitig gewinnt man dadurch, dass man jemandem einen neuen Namen gibt, auch Macht über eine Person, was sich schon in uralten Geschichten zeigt. So erlangt Adam erst Macht über die Tiere, als er sie benannt hat und Rumpelstilzchen reisst sich sogar selbst entzwei aus Wut darüber, dass die Königin seinen Namen erraten hat. Auch dass man einer geliebten Person unzählige Kosenamen gibt, kommt nicht von ungefähr. Generell gilt: Je höher eine Person steht, desto mehr Namen hat sie, was sich nicht nur an den 99 Namen Allahs und unzähligen Pendants in anderen Religionen zeigt, sondern auch bei den vielen akas (also known as) der Popstars oder den ellenlangen Namen von Adligen. Und schliesslich möchte man die wahnsinnig spezielle Person ja nicht einfach in eine Schublade schieben, sondern möglichst alle Facetten ansprechen können. Auf der einen Seite gibt es auch hier die Kreativen wie Mozart, der in einem Brief an seine Frau Konstanze mit «Dein Stu!-Knaller paller Schnip-schnap-schnur Schnepeperl-Snai!» unterschreibt. Auf der anderen Seite findet man in Internetforen aber auch besonders Einfallslose, die nach Ideen für einen Kosenamen fragen. An Vorschlägen mangelt es jedoch nicht und man findet Ausgefallenes wie «Radieschen» oder «Pumpernickel». Wer es lieber klassisch bis langweilig mag, sollte auch einen Blick auf die Rangliste der beliebtesten


deutschen Kosenamen wagen, wo man zuoberst «Schatz» findet, der bei Frauen wie Männern die Nummer 1 ist – erst noch praktisch. Ein Dauerbrenner sind auch Tiernamen, obwohl die namensgebenden Tiere wie Mäuse und Käfer sonst eigentlich nicht so heiss geliebt werden. Andere Vorlieben findet man in Russland, wo man nicht beleidigt sein sollte, wenn man Dummerchen genannt wird, da auf Russisch Schimpfwörter im Diminutiv oft ein Zeichen der Zuneigung sind. Allerdings gilt es bei der Wahl des Kosenamens äusserste Vorsicht walten zu lassen. Eine Studie der Universität Louisville kam nämlich zum Ergebnis, dass die übertrieben häufige Verwendung eines falschen Kosenamens öfter zu einer Scheidung führt als ein Seitensprung.

Zurück ins Kinderzimmer

Durch Kosenamen und gemeinsame Insider-Bemerkungen schafft sich ein Paar also Nähe und Vertrautheit, doch weshalb erinnert die Sprache erwachsener Liebespaare manchmal eher an ein Gespräch mit einem Kleinkind? Eine Erklärung für die Flucht ins Infantile findet man einmal mehr bei Herrn Freud. Wenn man sich frisch verliebt, soll man nach Freuds psychoanalytischen Theorien dem kindlichen Bewusstseinszustand nämlich am nächsten kommen. Das Verlieben kann also auch als Rückkehr zur eigenen Kindheit angesehen werden. Wird von Erwachsenen ein vernünftiges Auftreten im Alltag verlangt, so kann eine Beziehung zum Ort werden, wo man zurück in die Kindheit flüchten kann, in der man noch keine Verantwortung zu übernehmen hatte. Interessant ist auch, dass Mütter mit ihren Babys oft in einer höheren Tonlage sprechen, da das Kleinkind höhere Frequenzen besser entziffern kann als tiefe. Was als Babysprache Sinn macht, ist zwischen Erwachsenen zwar nicht direkt von Nutzen, dank Freud kann man sich aber doch erklären, weshalb wir dies manchmal tun. Trotzdem sollte man das Gegenüber nach dem Kurztelefon mit der Liebsten wohl nicht mit solchen Theorien konfrontieren. Denn wer wird schon gerne darauf hingewiesen, dass man nun gerade wie ein Kleinkind mit seinem Partner gesprochen hat? Schliesslich möchte man doch seriös und vernünftig erscheinen und lässt deshalb das «Tigerli» erst zuhause auf sein «Müsli» los. r Text Melanie Keim, Bilder Johanna Muther

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WEITERLESEN Und was rufen sich Pärchen der Uni Zürich zu? Melanie Keim hat nachgeforscht. Die Umfrage findest du unter www.semestra.ch/paar-umfrage


Schuhe, Schuhe, Schuhe Ob nun fünfzig oder nur drei Paar davon zuhause im Schrank stehen, ob sie mit einem Gefühl der Verliebtheit ausgesucht wurden oder einfach ihrer Funktionalität wegen, ob High Heels oder Wanderschuhe – tragen tut sie jeder. Ein Text über alte, neue und zukünftige Schuhmodelle.

Am Beginn der traditionsreichen Schweizer Schuhmarke Bally steht eine Frau. Sie wünschte sich ein Paar Schuhe aus Paris, wo ihr Mann, der Hosenträgerfabrikant Carl Franz Bally aus dem solothurnischen Schönenwerd, geschäftlich hin musste. Da er, dort angekommen, jedoch nicht wusste, welche Grösse seine Frau trug, kaufte er einfach zwölf verschieden grosse Paare – Mitte des 19. Jahrhunderts eine enorme Ausgabe. Und da er nun zurück in Schönenwerd mindestens elf Paar teure Schuhe zu viel hatte, kam ihm die Idee, seine Hosenträger-Näherinnen auch Schuhschäfte nähen zu lassen und zudem Arbeiter zum Besohlen auszubilden. 1851 begann so die heutige Luxusmarke Bally mit der Produktion von Schuhen.

Besuch im Schuhmuseum

Diese Geschichte erzählt Michèle Bernasconi, die durch das Bally Schuhmuseum in Schönenwerd führt. Dort wird eine der weltweit grössten Schuhsammlungen gezeigt. Von Modellen aus der Antike (die Vorgänger heutiger Flip-Flops gab es schon im alten Ägypten) über Schuhe aus fremden Kulturkreisen bis zu einer der neusten Bally-Kollektionen – die Geschichte

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des Schuhs wird beinahe lückenlos dokumentiert. Zudem sind auch Schuhe von bekannten Persönlichkeiten ausgestellt, zum Beispiel die Krönungsschuhe von Elisabeth II., Tennisschuhe von Roger Federer und Pantoffeln von Goethe. Auf letztere seien sie im Schuhmuseum besonders stolz, meint Bernasconi. Es handelt sich dabei um ein Weihnachtsgeschenk von Goethes Muse Marianne von Willemer, deren Pseudonym «Suleika» in persischer Schrift auf die Pantoffeln gestickt ist. In einem Dankesschreiben antwortete ihr Goethe: «Es ist in der Tat angemessen, die Schuhe eines Papstes zu küssen, da sie mit einem Kreuz geschmückt sind, oder die Füsse seiner Geliebten zu liebkosen als Zeichen, dass man sich vollkommen ihren Wünschen hingibt, es ist jedoch unglaublich, wie man zu Magie greifen kann, um eine achtbare Person dazu zu bringen, seine eigenen Schuhe zu verehren und sie so zu moralisch und körperlich recht ungewohnten Bemühungen nötigt.» Für Goethe waren die Pantoffeln wohl eine Art Fetisch.

Alte Schuhe

Der Schuh nimmt in der Kulturgeschichte eine wichtige Stellung ein, denn als die Menschen noch viel mehr von den klimatischen Bedingungen abhängig waren, als sie es heute sind, war ihre Fussbekleidung massgeblich für ihr Wohlbefinden verantwortlich. Je nach Tätigkeit und Lebensraum wurden verschiedene Schuhe getragen und das wiederum lässt aus heutiger Sicht Rückschlüsse auf unterschiedliche Lebensweisen zu. Schuhe erzählen zudem von Schönheitsidealen und Standesunterschieden. Im 12. Jahrhundert entdeckte beispielsweise der Adel die Schnabelschuhe für sich; Schuhe mit sehr langer Spitze. Als diese Mode bald auch von einfachen Bürgern


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Schuhdesignerin Stefanie Kerschbaumer im Schuhatelier in London

nachgeahmt wurde, sahen sich die Regierungen gezwungen, je nach sozialem Rang die Länge der Schuhspitze festzulegen, was dazu führte, dass Fürsten zwei Fuss lange Schuhspitzen zu tragen begannen und Prinzen sogar zweieinhalb Fuss lange. Um mit solchen Schuhen überhaupt noch gehen zu können, wurden die Spitzen mit Ketten an den Knien befestigt. Nichtsdestotrotz beherrschte der Schnabelschuh am Hof von Burgund während vierhundert Jahren die Mode. Andernorts dauerte diese Vorliebe nicht ganz so lange, sondern schlug bereits Ende des 15. Jahrhunderts ins Gegenteil um: An die Stelle von sehr langen, traten sehr breite Schuhe und wiederum kam die Mode von oberen Ende der Hierarchie. König Karl VII. hatte offenbar sechs Zehen an beiden Füssen und liess sich deshalb von seinen Schuhmachern Schuhe mit breiten Enden herstellen. Wiederum rutschte diese Mode ins Extrem, so dass Schuhe mit bis zu 33 Zentimeter breiten Schuhspitzen entstanden, der Form nach dem Kopf eines Hammerhais ähnlich. Spätestens ab dem 17. Jahrhundert verschwanden solche und ähnliche Extravaganzen schliesslich und in Westeuropa wurden Schuhe getragen, die wir auch heute ohne weiteres als solche identifizieren können.

Ballys neue

Carl Franz Bally verkaufte seine Schuhe

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von Anfang an in der ganzen Welt und eröffnete bereits in den 1870er-Jahren eigene Verkaufsfilialen in Südamerika, so dass seine Firma eine der wichtigsten der Schweizer Schuhindustrie wurde. Etwa 150 Millionen Paar Schuhe wurden bis heute unter dem Namen Bally hergestellt. Aber in Schweizer Hand ist die Marke inzwischen nicht mehr. 1976 geriet sie in die Hände des Finanzspekulanten Werner K. Rey, der sie kurz darauf wieder verkaufte – an einen Rüstungskonzern. Dass Bally-Schuhe und -Accessoires heute wieder auf dem Weg zu einem guten Ruf sind, ist einer amerikanischen Investmentfirma zu verdanken, die sich um die Jahrtausendwende den Resten des Unternehmens annahm, sie von Schönenwerd ins Tessin umsiedelte, wieder rentabel machte und abermals verkaufte. Seit 2008 gehört Bally nun zur Labelux GmbH, die ihren Sitz in Wien hat und seit Mai dieses Jahres auch Besitzerin des Luxus-Schuhanbieters Jimmy Choo ist. Das Credo heisst bei Bally nun: Rückbesinnung auf die alten Stärken. «Die Designer kommen vorbei und holen sich hier im Schuhmuseum Anregungen für neue Ideen», erzählt Michèle Bernasconi. Aber nicht nur dort - nahe des Schuhmuseums befindet sich das Archiv mit 25'000 Paar Schuhmodellen aus der Geschichte des Unternehmens, eine wahre Fundgrube für neue Kreationen.

Zukunftsschuhe

«Ich finde, dass Schuhe viel über eine Person aussagen, mehr noch als Kleidung», sagt die 27-jährige Stefanie Kerschbaumer. Sie wuchs in einem Dorf in der Nähe von Salzburg auf und machte später eine Ausbildung zur Textildesignerin in Wien. Während dieser Zeit besuchte sie bei Simone Springer vom Wiener Schuhlabel «rosa mosa» einen Sandalen-Workshop und bekam dort anschliessend ein Praktikum. «Seitdem habe ich immer wieder mal für mich selbst oder als Geschenk einfache Schuhe gemacht und meine Liebe für Leder und Handwerk wiederentdeckt», erzählt sie. «Nachdem ich dann zwei Jahre als Textildesignerin meist am Computer gearbeitet hatte, habe ich gemerkt, dass ich eigentlich mehr handwerklich arbeiten und den umfangreichen Prozess von Recherche, Design bis zur Fertigstellung eines ganzen Produktes durchlaufen möchte.» So begann sie mit dem Studium in «Footwear Design» am London College of Fashion. Doch was ist denn genau das Faszinierende an Schuhen? Für Stefanie sind es die unendlichen Möglichkeiten, Formen und Materialien, die man bei der Herstellung von Schuhen hat, die Kombination von Design und Handwerk und die vielen unterschied-


lichen Arbeitsschritte. Und seit sie wisse, wie viel Arbeit hinter einem Paar Schuhe stecke und wie aufwändig der ganze Prozess sei, sei sie noch faszinierter davon. Ausserdem sei Leder ein wunderbares Material. «Schon allein der Geruch von Leder hat für mich etwas Inspirierendes.» Als Designerin interessieren sie eher flache Schuhe und Schuhe mit wenig Absatz. Bequem sollen sie sein und zu ihr passen. Sie möge alte Klassiker, die durch neue Verarbeitungsweisen, unterschiedliche Materialien und ausgefallene Details zu neuem Leben erweckt werden. Dementsprechend beschreibt sie ihren Stil als «tragbar und funktional, aber mit einer gewissen Verspieltheit, experimentierfreudig mit einem Tick ‹crazyness› und Liebe zum Detail». Stefanie studiert jetzt noch ein Jahr und wird nächsten Sommer ihr Schuhdesign-Studium abschliessen. Auf die Frage, wie ihre Wunschzukunft danach aussehe, antwortet sie mit einem Augenzwinkern: «Naja, irgendwann vielleicht mein eigenes kleines Label... wer will das nicht?» r Text

«Schon allein der Geruch von Leder hat für mich etwas Inspirierendes» Stefanie Kerschbaumer

BESUCHEN Das Bally Schuhmuseum befindet sich an der Oltnerstrasse 6 in Schönenwerd. Führungen für Einzelpersonen finden jeweils am letzten Freitag und Samstag des Monats um 14.00 Uhr statt. Für Gruppen gibt es Führungen nach Vereinbarung. WEITERLESEN Schuh mit Stil – Converse. Wer ist eigentlich dieser Chuck Taylor? Unsere Autorin ist der Story des All Star nachgegangen. Zu lesen unter www.semestra.ch/geschichte-allstar

Julia Krättli, Bilder Stefanie Kerschbaumer (steffikersch@gmx.at)

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Bewusst ein Chaos schaffen Sie sehen sich nicht als Dream-Team, sind kein Paar und doch bewegen sich Selina Frölicher und Micha Bietenhader künstlerisch auf einer Ebene. Unter dem Namen Frölicher | Bietenhader gestalten sie Räume und machen Kunst. Ein Porträt zweier verschiedener Geister, die eines verbindet: Die Liebe zur medialen Kunst.

«Wir nehmen einen Raum, zerhacken ihn in tausend Einzelteile, sortieren diese und setzen aus den gewonnen Teilen einen völlig neuen Raum zusammen», beschreibt Micha Bietenhader in einem Satz die Arbeit des Künstlerduos Frölicher | Bietenhader. Doch was sich hier so einfach anhört, verlangt in der praktischen Umsetzung viel Disziplin, Recherche und Vorarbeit von den Künstlern. Zwei verschiedene Menschen, die sich als Duo ideal ergänzen, treffen aufeinander – und schaffen gemeinsam Kunst. Kunst, hinter der sie beide stehen können.

Grössenwahnsinnige Ziele verbinden

Während einem Medienmodul in ihrem zweiten Jahr im Bachelorstudiengang «Kunst und Vermittlung» an der Hochschule Luzern hatten die beiden heute 26-Jährigen ihren ersten Kontakt. Zwar besuchten sie schon vorher gemeinsame Kurse,

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doch über Höflichkeitsfloskeln wie «Hallo, wie geht’s?» ging das Gespräch zwischen Micha und Selina nie hinaus. Zu verschieden waren die Interessen. Zu wenig Persönliches verband sie. Zu unterschiedlich war ihr Freundeskreis. Somit bestand bis zu ihrer ersten Zusammenarbeit im Rahmen des Studiums kein engeres Verhältnis zwischen ihnen. Ihre Dozenten hatten die Idee, Zweierteams zu bilden, bei welchen die Teams die gleichen Vorstellungen und Ambitionen vertreten sollten. Drei kurze Fragen zu künstlerischen Interessen, vergangenen Arbeiten und Plänen für die Zukunft mussten von allen Teilnehmern des Medienmoduls beantwortet werden. Die Antworten werteten die Dozenten aus und bildeten darauf aufbauend Zweierteams. Micha und Selina waren eines dieser Zweierteams. Beide hatten schon mit Musik und Geräuschen gearbeitet und wollten in Zukunft vermehrt mit Projektion und Raum arbeiten. «Relativ banale Fragen und Antworten haben zu unserer ersten Zusammenarbeit geführt!», blickt Micha zurück. «Die grössenwahnsinnigen Ziele, welche wir uns immer wieder setzen, verbanden uns schon damals. Das hat die Dozenten wahrscheinlich auch bei ihrer Einteilung beeinflusst», merkt Selina an. Mit einem Schmunzeln fügen die beiden wie aus einem Mund hinzu: «Unsere grössenwahnsinnigen Ziele erreichen wir verblüffenderweise auch immer gemeinsam!» Es fällt auf, dass Selina und Micha immer wieder die Sätze des Anderen zu Ende bringen. Man kann spüren, dass hier zwei gleiche Geister zueinander gefunden haben.


«Portrait, Diaprojektion 2009» – ihre beiden Gesichter sind übereinander an die Wand projiziert

Ein künstlerischer Tiefflug

Schon die erste gemeinsame Arbeit von Selina und Micha scheint für Aussenstehende schier unlösbar – geradezu grössenwahnsinnig: Innerhalb von 10 Tagen ist eine Fläche von 400 Quadratmetern, verteilt auf elf Räume, zu füllen. Hinzu kommt, dass diese kurze Zeitspanne vom Tag an gerechnet werden muss, an dem die beiden zum ersten Mal gemeinsam arbeiten und vor allem zum ersten Mal miteinander ein längeres Gespräch führen. Micha erinnert sich: «Wir haben miteinander gesprochen, Ideen gesammelt – egal, ob diese Ideen nun gut oder schlecht waren, sämtliche Ideen in die Tat umgesetzt, und zehn Tage später feierten wir die Vernissage der Arbeit.» Ausgangspunkt für die Arbeit war die ehemalige Gemeinschaftspraxis von Selinas Vater und drei weiteren Ärzten. Der Mietvertrag für die Praxis war noch nicht ausgelaufen, doch die Räume standen bereits leer. Micha bezeichnet die damals erstellte Arbeit rückblickend als eine Katastrophe.

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Noch während er diese nüchterne Feststellung macht, stimmt ihm Selina lachend zu: «Ja! Eine totale Katastrophe war das!» Für Micha und Selina ist diese Arbeit im Nachhinein zwar ein künstlerischer Tiefflug, doch sind sie sich einig darüber, dass ohne diese Arbeit und das dazugehörige Durchbeissen ihre heutige Zusammenarbeit in Frage gestellt wäre.

Auf den Raum eingehen

Schon früh kristallisierten sich bei der gemeinsamen Arbeit Dinge heraus, die das Künstlerduo noch heute verwendet. Dazu gehört beispielsweise das Spiel mit Überwachungskameras und Projektionen. Beim Projekt «Praxis» wurde das Publikum bei der Vernissage mit einer Überwachungskamera gefilmt. Diese Aufnahmen wurden live von der Decke auf eine Leinwand hinunter projiziert, welche sich langsam durch Blut, das aus einem an der Decke befestigten Beutel tropfte, rot färbte. «Plakativ, banal und makaber – es hat gewirkt!»,

beschreibt Micha diese Installation. Bei ihren Kunstprojekten versuchen Selina und Micha immer auf den gegebenen Raum, den es zu gestalten gilt, einzugehen. Sie recherchieren über die Gebäude und deren Geschichte, versuchen diese in einen neuen Kontext zu bringen und dem Publikum auf eine bisher nicht wahrgenommene Art zu präsentieren. Nicht nur Blut, auch Röntgenbilder und andere Gegenstände aus der Praxis fanden Verwendung bei diesem ersten gemeinsamen Projekt. Selina und Micha teilen ihre Arbeit in zwei grobe Bereiche auf: Die chaotischen grossen Arbeiten, bei denen grosse Flächen und Räume zu gestalten sind, und die kleineren Arbeiten, die sich auf Galerien und Gruppenausstellungen beschränken. Ihre Installation «Lichtgeräusche», welche sie im März 2011 im Rahmen der «Plattform II» im EWZ-Unterwerk Selnau aufbauten, ist klar dem ersten Bereich der Arbeit von Frölicher | Bietenhader zuzordnen. Zum zweiten Bereich gehören ihre Arbeiten für Gruppen-


Selina und Micha (Frölicher | Bietenhader) tauschen sich aus im Atelier

ausstellungen und kleine Galerien in Wien und Berlin, bei denen die Fläche durch die Räumlichkeiten und die technischen Möglichkeiten, aufgrund der Distanz zum Materiallager in Zürich, stark eingeschränkt ist.

Harmonisches Konkurrenzverhalten

Obwohl sich Selina und Micha zu Beginn ihrer Zusammenarbeit überhaupt nicht kannten und erst mal ins kalte Wasser geworfen wurden, funktionierte der Austausch untereinander auf Anhieb. Als ein DreamTeam sehen sich die beiden aber nicht. «Nur schon die Definition von ‹Team› trifft nicht auf uns zu. Wir sind eins: Eine duale Einheit mit zwei Köpfen, die aufs gleiche Ziel hinarbeitet», erklärt Micha. «Zu zweit sind wir stärker und fordern uns auch gegenseitig. Es herrscht ein Konkurrenzverhalten zwischen uns, welches die gemeinsame Arbeit vorantreibt», fügt Selina an. Beide müssen bei dieser Aussage schmunzeln und Micha stellt klar: «Ein sehr harmonisches Konkurrenzverhalten natürlich!»

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Vom Typ her unterscheiden sich Selina und Micha stark: Selina ist immer pünktlich und arbeitet häufig früh am Morgen. Sie hat keine Mühe damit, abzuschalten und die Kunstprojekte in ihrer Freizeit ruhen zu lassen. Für die junge Künstlerin ist ein klarer Trennstrich zwischen ihrer Kunst und ihren Freunden notwendig: «Ich will da niemanden mit reinziehen oder gar damit langweilen!» Micha hingegen kommt häufig zu spät. Er arbeitet häufig die Nacht durch und schläft dann ausgleichend bis spät in den Tag hinein. Für ihn ist es fast unmöglich, angefangene Projekte loszulassen und eine Trennung zwischen Arbeit und Freizeit zu schaffen. Nächtelang diskutiert er dann mit Freunden über aktuelle Projekte und zerbricht sich den Kopf über ein zu lösendes Problem. Man sagt Gegensätze ziehen sich an. Bei Selina und Micha trifft dies bei der Arbeit zu. Im Privaten hat es zwischen ihnen aber nie gefunkt: «Wir waren nie ein Liebespaar und das wird wohl so bleiben!»

Das Tüpfelchen auf dem i

«Von der Idee über die Planung und Ausführung machen wir alles gemeinsam. Keiner überlässt dem anderen einen Teil ganz. Alles wird gemeinsam erledigt», erklärt Selina das Geheimrezept ihrer Zusammenarbeit. Die beiden sehen sich rein von der Arbeit her nicht als zwei Personen mit zwei verschiedenen Funktionen, sondern als eine Einheit. Die zwei verschiedenen Köpfe, die an der gemeinsamen Arbeit beteiligt sind, müssen sich in ihrer Vorstellung zwangsweise aneinander reiben, um gute Resultate zu liefern. Dazu gehört eine Diskussionsebene, die ihre Arbeit vorantreibt. Ohne diese wäre die Einheit Frölicher | Bietenhader nämlich niemals soweit gekommen, wie sie jetzt ist. Und wenn dann, wie so oft, kurz vor einer Vernissage, während den letzten intensiven Aufbaustunden, noch eine Idee hinzukommt, ist diese meist das Tüpfelchen auf dem i und verleiht der gemeinsamen Arbeit ihren speziellen Charakter. r Text Jonas Frehner, Bilder Frölicher | Bietenhader


Ausstellungsansicht in Berlin

Frölicher | Bietenhader Selina Frölicher (*1985) und Micha Bietenhader (*1985) bilden gemeinsam das Künstlerduo Frölicher | Bietenhader. Unter diesem Namen arbeiten die beiden mit analogen und digitalen Medien, setzen viel Technik und Hardware ein, um Räume neu zu gestalten. Die Räume werden gedreht, auseinandergenommen, fokussiert, gespiegelt, in ihre Teile zerlegt und dem Publikum danach völlig neu präsentiert. «Medienkunst» nennt sich diese Form der Kunst. Zu den aktuellen Projekten von Frölicher | Bietenhader gehört eine Rauminstallation, die, in Zusammenarbeit mit dem «trans-magazin» (www.trans.ethz.ch), Mitte Oktober am Hönggerberg zu sehen ist sowie eine Soundinstallation am «Shift in Progress» (www.shiftfestival.ch) in Basel, die vom 27. bis 30. Oktober 2011 zu sehen ist. Neben ihrer künstlerischen Arbeit macht Selina Frölicher bis 2012 ihren Master in Art Teaching an der Hochschule Luzern. Micha Bietenhader arbeitet als Ausgleich in verschiedenen Konzertlokalen und Theatern als Techniker und Beleuchter.

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Surfen www.froelicherbietenhader.ch Weiterlesen Was kann zu zweit alles schiefgehen? Jonas Frehner hat sich mit einem Paartherapeuten unterhalten. Das Interview findest du unter www.semestra.ch/paartherapeut


UNIPOLITIK

deine uni und du – ein Dream-Team? Hast du dich auch für die richtige Uni entschieden? Folge den Pfeilen und finde es heraus… Die Sommerferien mögen noch so toll gewesen sein, das Meer noch so blau, die Party noch so wild, der Kuss noch ein bisschen besser als der vom letzten Sommer. Hilft alles nichts – die Uni macht ihre Tore wieder weit auf und zieht auch dich gnadenlos in die Tiefen des Studentenalltags hinunter. Ob du als Erstsemestriger voller Aufregung und Stolz zur neuen Ausbildungsstätte schreitest, oder nach 15 Semestern einmal mehr in den Hörsaal schleichst, es ist nie zu spät, dir noch einmal zu überlegen, ob du wirklich am richtigen Ort gelandet bist. Wir von StudiVersum wissen, dass nicht alleine die richtige Studienwahl zu einem erfüllten Studentenleben führt, sondern auch scheinbar nebensächliche Dinge wie dein Style oder deine Trinkgewohnheiten darüber entscheiden, welche Stadt und welche Uni am besten zu dir passen. Deshalb haben wir für dich jenseits der gängigen Vorurteile einen Test zusammengestellt, der dich bestimmt an den richtigen Ort bringt. r Text

Start:

Wieso studierst du? Ich will das Leben noch geniessen

Ich ertrage ihn

Weil es mich interessiert

Ich will mal viel Geld verdienen

Französisch ist das neue Englisch

Grey Goose oder Veuve Cliquot

Von allem etwas und möglichst viel

Englisch reicht mir

Wie stehst du zu Fremdsprachen?

Was trinkst du im Ausgang?

Julia Krättli und Melanie Keim

Was tust du gegen einen Kater?

Da musst du meine Eltern fragen

Kaffee

Wo kaufst du deine Tasche? Im Bächli oder Transa

Wo bekommst du das StudiVersum?

They pimp my CV

Tee oder Kaffee? Tee

Boutique

Secondhand

Wie fährst du an die Uni?

Mit der Polybahn?

Velo, Bus, Zug

Mit meinem Fixie Tram

Porsche

An der Uni

Wofür interessierst du dich am meisten?

Wegen dem Prisma-Monopol auf dem Unigelände bekomme ich es auf dem Weg zur Uni

Stringtheorie

Ich nehme ein Alka Seltzer in Rivella, Joggingrunde und ab an die Uni

Gib mir noch ein Bier!

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Wie lange brauchst du, um aufzustehen?

Ich nehme mir viiiel Zeit Zehn Minuten, mehr gibt’s nicht 20 Minuten, das «Schlumbi» kaufe ich auf dem Weg


Wo liest du deine 20 Minuten?

Ich lese sie nicht, sondern löse nur das Sudoku (unter drei Minuten)

In der Vorlesung, wenn ich nicht gerade auf Facebook bin

Ich lese nur die NZZ

Auf politisch heissem Boden

Diplomat

Was ist dein Traumberuf?

Wo möchtest du als Diplomat am liebsten eingesetzt werden?

Kühe

Welche Aussicht aus dem Vorlesungssaal bevorzugst du? Japaner

Ja

Maschinen

Pflegst du Verbindungen zum Deigg?

Elektrizität Moleküle Mathematik

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fail 29  STUDIVERSUM | 2011.10


REPORTAGE

eine prise top gun Studieren und dabei einen festen Monatslohn erhalten? Was für viele ein Wunschtraum bleiben wird, ist für angehende Militärpiloten Realität. StudiVersum hat die Pilotenklasse '08 besucht und zeigt den nichtalltäglichen Alltag eines Anwärters.

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Michael Hagander, 22, ist ein ganz normaler Student – und irgendwie trotzdem nicht. Während sich die meisten Studenten nach dem Abschluss auf Jobsuche begeben, weiss Michael bereits, wo er nach seiner fünfjährigen Ausbildung sitzen wird: im Cockpit einer F/A-18 Hornet oder eines Super-Puma-Helikopters. Michael studiert im fünften Semester an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Gleichzeitig ist er bei der Luftwaffe der Schweizer Armee mit einem fixen Monatslohn angestellt. Vor zwei Jahren haben er und seine Kollegen von der Pilotenklasse den Arbeitsvertrag unterschrieben und sich verpflichtet, nach der Ausbildung für weitere vier Jahre bei der Luftwaffe zu bleiben.

Ein steiniger Weg

Um eine Stelle zu ergattern, ist Sportlichkeit gefragt. Nicht nur um sämtliche medizinischen und körperlichen Anforde-

rungen zu erfüllen. Sondern in erster Linie, weil es vor dem Unterzeichnen des Arbeitsvertrags einen regelrechten Hürdenlauf zu bestehen gilt: Die erste Barriere gibt es noch vor dem Talentabklärungskurs SPHAIR: Um zu SPHAIR zugelassen zu werden, muss ein Screening absolviert und erfolgreich bestanden werden. Und selbst wer nach dem zweiwöchigen fliegerischen Crash-Kurs bei SPHAIR das Zertifikat mit der Empfehlung zum Militärpiloten in der Tasche hat, ist noch immer am Anfang. Nun folgen die Rekrutierung und anschliessend die Bewerbung bei der Luftwaffe. Vor der militärischen Ausbildung, die als Leutnant abgeschlossen werden muss, findet eine Berufseignungsabklärung am Simulator statt. Der definitive Entscheid über die Anstellung erfolgt allerdings erst nach dem Abverdienen und einer zusätzlichen sechswöchigen fliegerischen Eignungsabklärung. Die Ausbildung steht auch Frauen offen, die bereit sind, sich der militärischen


Dienstpflicht zu unterstellen, die auch dann weiterbesteht, wenn der Entscheid über die Anstellung negativ ausfällt. Auf den negativen Bescheid muss man vorbereitet sein, da die Resultate erst kurz vor Semesterstart verkündet werden. «Ich wusste eine Woche vorher nicht, ob ich Aviatik oder Wirtschaft studieren werde», so Michael, der sich sicherheitshalber auch noch an der Universität St. Gallen eingeschrieben hat.

Auslandflug auf. Via Südfrankreich gehts nach Sabadell, Spanien. Auch wenn teilweise der Küste entlang geflogen wird, bleibt für Urlaubsstimmung kaum Zeit. Die alltägliche Bürokratie beginnt nicht etwa am Morgen vor dem Start, sondern bereits am Vorabend. Dann gibt Michael den Flugplan ins System ein, damit den zuständigen Behörden sämtliche Informationen zum Flug bekannt sind.

Beruf: Student

Ein wenig «Top Gun» gehört dazu

Auf das Hintertürchen war Michael dann doch nicht angewiesen. «Unter dem Semester fühle ich mich als Student. Wenn ich die Ciné-Card bestelle, gebe ich das auch so an. Nur bei offiziellen Angelegenheiten bezeichne ich mich als Militärpilotanwärter.» Michael ist sich der Privilegien seiner Situation bewusst: Die Armee finanziert ihm ein Bachelor-Studium an einer anerkannten Fachhochschule. Und trotzdem relativiert er: «Wir tragen Verpflichtungen und eine Doppelbelastung.» Bis auf fünf Wochen Ferien sind sämtliche Semesterferien ausgebucht mit militärischen und fliegerischen Ausbildungen. Und selbst unter dem Semester ist zusätzliches Büffeln angesagt: An den Abenden bereitet sich die Pilotenklasse auf die Prüfung für die Airline Transport Pilot License (ATPL) vor. Die ATPL ist international anerkannt und wird für die kommerzielle Fliegerei vorausgesetzt. Auch während der fliegerischen Ausbildung ist Papierkrieg angesagt. «Bürokratie gehört dazu», weiss Michael, der den Privatpilotenschein bereits vor der Anstellung bei der Luftwaffe erworben hat. Trotzdem nimmt er an der Ausbildung in Grenchen teil, bei der seine Kollegen für den Erwerb des Privatpilotenscheins trainieren. Michael: «Ein Fluglehrer hat uns gesagt, dass die Erfahrung der Summe der überlebten Fehler entspricht. Und das Schöne ist, dass man nicht alle Fehler selber machen muss, um aus ihnen zu lernen.» Deshalb sind neben dem Fluglehrer und dem Piloten jeweils zwei weitere Flugschüler an Bord, ausgerüstet mit Karten zum Mitnavigieren. Einen Teil der fliegerischen Ausbildung absolvieren die Anwärter bei Swiss Aviation Training (SAT). Deshalb befindet sich auch eine Hand voll angehender Swiss-Piloten in der Klasse. An einem klaren Montagmorgen bricht die Pilotenklasse zu einem mehrtägigem

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Die Berufseignungsabklärung beinhaltet unter anderem eine Gruppenarbeit mit aktiven Militärpiloten. «Hier wurde abgeklärt, ob man mit einer realistischen Vorstellung vom Beruf antritt. Rausgefiltert wird, wer sich auf Action eingestellt hat.» Ein kleines Bisschen «Top Gun»-Feeling kommt dann am Morgen vor dem Auslandaufenthalt trotzdem noch auf: Weil ein paar wenige Sonnenstrahlen zum Hangar dringen, hat bereits ein Grossteil der angehenden Piloten die «Ray Ban Aviator» aufgesetzt – der Klassiker unter den Flieger-Sonnenbrillen, der nicht zuletzt Tom Cruise im Actionstreifen zum Durchbruch verholfen hat. Die Brille ist nicht nur Show. Die Piloten sind auf einwandfreie Optik angewiesen, da sie momentan nur auf Sicht fliegen. «Wir dürfen die Instrumente zur Unterstützung benützen, müssen aber jederzeit den Horizont und den Boden sehen», erklärt Michael. Für das Fliegen nach Instrument Flight Rules (IFR) sind weder die verwendeten «Piper Archer» noch die Piloten selber zugelassen. Die nötigen Kenntnisse dazu holen sich die Anwärter nach erfolgreichem Abschluss des Aviatik-Studiums in Florida. SAT hat diesen Teil der Ausbildung aus Kostengründen nach Übersee verlagert. Die Basics aber lernen die Anwärter in Grenchen. Dazu gehören auch das Meteo-Briefing mit der ganzen Klasse sowie das persönliche Briefing mit der Crew und dem zugeteilten Fluglehrer. Jeweils zwei Flugschüler präsentieren die Wettervorhersagen für den anstehenden Tag sowie aktuelle Informationen zu allenfalls gesperrten

Flugräumen oder geschlossenen Flughäfen. Das anschliessende Briefing mit der Crew folgt einer strengen Checkliste, die garantieren soll, dass die Crew und der Flieger optimal vorbereitet sind.

Die Jacke bleibt zuhause

Eine Fähigkeit, die bereits bei der Selektion geprüft wird: Entscheidungsfähigkeit. Michael: «Wenn bei einem Landeanflug etwas nicht stimmt, musst du dich entscheiden. Wagst du die Landung oder startest du durch? Nach der Entscheidung, muss diese unwiderruflich ausgeführt werden. Ansonsten ist das ein programmierter Unfall.» Mit der Entscheidungsfreude ist es dann aber am Morgen vor dem Ausland-Abenteuer vorbei. Zumindest am Boden. Die angehenden Militärpiloten diskutieren in letzter Minute die Gepäckliste. «Nimmst du die Jacke mit?» – «Halloo, wir fliegen nach Barcelona! Ich habe die Badehosen eingepackt.» – «Am Donnerstag soll es kühler werden...» Da mischt sich der Fluglehrer ein: «Die Jacke bleibt hier. Ich habe einen Pullover eingepackt, falls du frieren solltest, leih ich ihn dir aus.» Womit die Diskussion beendet wäre. Weiter geht es mit der Checkliste: Headsets check, yellow jacket check. Zur Vorbereitung gehört auch die Berechnung der Gewichtsverteilung im Flugzeug («balance»). Dabei muss sowohl das Gepäck als auch das Gewicht der Insassen berechnet und sinnvoll verteilt werden. Fünf Kilo pro Person sind für den dreitägigen Auslandflug vorgesehen. Kurz vor dem Start herrscht Verwirrung bei den Piloten. Jemand hat einen zusätzlichen Koffer ins Flugzeug geschmuggelt – wer war das? Nach ein paar Abklärungen ist der Schuldige gefunden: Ein Fluglehrer hat den Koffer deponiert, weil dieser Flieger weniger Eigengewicht hat und somit mehr Gepäck aufladen kann. Die Crew berät sich kurz. «Ein Teil des Gepäcks muss weiter nach vorne, damit die Balance wieder stimmt. Ansonsten ist alles parat!» Und schon verabschiedet sich Michael Hagander, bevor er ins Cockpit steigt. r Text Dominic Illi, Bild Maya Wipf

SURFEN Detaillierte Infos zur Pilotenklasse '08, SPHAIR und Luftwaffe findest du auf folgenden Websites: www.lazy08.ch, www.sphair.ch, www.luftwaffe.ch


IMPRESSUM | 2011.10

DENKSPIEL | Vermessen

HERAUSGEBERIN:

«Ich setze zwei Pfosten in den Boden, rund 20 Fuss voneinander entfernt. Dazwischen spanne ich ein Netz.» Mit diesen Worten stellte ein gewisser Walter Clopton Wingfield seinem Publikum im walisischen Nantclwyd den ersten Center Court vor. Damals, im Jahre 1874, hatte das erste Tennisfeld zudem eine schmetterlingsähnliche Form, allerdings mit Tendenz zum Rechteck. Überraschenderweise hat sich bis heute an den Massen nur wenig geändert. Damit wir uns richtig verstehen, vom teilweise absurden Sport-Umfeld mit den gigantischen Gagen ist hier nicht die Rede. Vielmehr dreht sich bei uns alles einzig um die Putz-Equipe. So suchen wir den kürzesten Weg, bei dem alle Linien einer Platzhälfte (mit leicht modifizierten Längen) gereinigt werden. Den Start und das Ziel dürfen wir selber bestimmen. Unumgänglich wird beim kürzesten Weg ein doppeltes Ablaufen gewisser Strecken sein, aber auch das Wechseln von Knoten zu Knoten ohne Linie ist erlaubt. Ein solcher Wechsel zählt ebenso zum Weg wie das doppelte Ablaufen. Wie lang ist der kürzeste Putzweg?

Campus Lab AG Eschenring 2 6300 Zug CHEFREDAKTORIN:

Raffaela Angstmann REDAKTOREN DIESER AUSGABE:

Raffaela Angstmann, André Bähler Filip Dingerkus, Jonas Frehner Mario Fuchs, Uli Hahn Peter Hammer, Dominic Illi Melanie Keim, Julia Krättli Claudia Piwecki, Kyra Raymann Gregor Samsa, Martina Zimmermann LAYOUT:

Aline Dallo DESIGN:

Céline Beyeler, Maike Hamacher BILDREDAKTION:

Johanna Muther, Maya Wipf

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ILLUSTRATION:

Melanie Imfeld

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FOTOGRAFIE:

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Durchzwei, Frölicher | Bietenhader Stefanie Kerschbaumer, Johanna Muther Maya Wipf

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LEKTORAT:

André Bähler

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DRUCK:

Vogt-Schild Druck AG

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KONTAKT:

Campus Lab AG Lavaterstrasse 71 8002 Zürich Tel: +41 44 201 16 57 Fax: +41 44 201 16 50 www.campuslab.ch info@campuslab.ch LESERBRIEFE:

leserbriefe@studiversum.ch

Lösung der letzten Ausgabe (Kartengeheimnis): Vier Farben mit 13 Karten ergeben 52 Karten. So drängt sich der Vergleich auf: Das Jahr besteht aus 52 Wochen. Setzen wir gemäss der natürlichen Zahlen-Reihenfolge das Ass = 1, die Zwei = 2 usw., den Buben = 11, die Dame = 12 und den König = 13, so erhalten wir (mit 7 als durchschnittlichem Wert!) eine Gesamtsumme von 7 x 13 x 4 = 364. Der im Text erwähnte Joker rundet das harmonische Zusammenspiel auf 365 (Anzahl Tage pro Jahr) ab. r Text Peter Hammer

StudiVersum erscheint sechs Mal jährlich in einer Auflage von 25 000 Exemplaren an allen Universitäten und Fachhochschulen der Deutschschweiz. Alle Rechte vorbehalten; Nachdruck, Aufnahme in OnlineDienste und Internet und Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Roms etc. nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der Herausgeberin.

StudiVersum für die Ewigkeit

Es ist soweit: Wir versuchen den Graben zwischen Print und Online zu überbrücken! Schnappt euch euer Smartphone! Bist du an zusätzlichen Informationen zu einem Artikel interessiert, fotografierst du diesen – unbedingt die gesamte Seite. Mit der kostenlosen Applikation «kooaba Paperboy» wird der Artikel erkannt und liefert dir digitale Extras wie Videobeiträge, Fotoreihen und weiteres Material zum Thema direkt auf dein Phone. Empfehle den Text weiter oder speichere ihn ab auf deinem persönlichen kooaba-Account oder im Notizenmanager Evernote. Alle Links können ohne mühsames Eintippen der URL geöffnet werden. Jede einzelne Seite kann also über ein simples Foto mit dieser App entdeckt, weiterempfohlen und aufbewahrt werden. Weitere Infos unter www.paperboy.studiversum.ch.

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Die flotte 3 er-WG

Schlechte Vorsätze sind besser Text: André Bähler

«Eigentlich möchte ich nicht mehr rauchen», meint John und betrachtet nachdenklich die Zigarette in seiner Hand. «Wäre doch ein guter Vorsatz für das neue Jahr», entgegnet Beat. «Ich habe mir seit Jahren keine guten Vorsätze mehr gemacht.» «Das merkt man.» «Ha. Und du? Machst du dir jeweils gute Vorsätze fürs neue Jahr?» «Ja, ich mache mir seit Jahren den gleichen Vorsatz: Ich möchte mich öfters mit Angelina Jolie treffen. Leider konnte ich dies bisher nicht wunschgemäss umsetzen.» «Na siehst du: Gute Vorsätze hält man sowieso nicht ein! Ausserdem ist das Ganze doch völlig spiessig – wenn da einer im Silvestersuff etwas von mehr Sport, gesünder essen, weniger fernsehen, weniger Facebook, weniger Kaffee, weniger Alkohol, mehr fürs Rote Kreuz spenden, etc. faselt, wird mir immer übel. Diesen Gute-Vorsätze-Mist sollte man endgültig abschaffen. Immer sich und sein Leben optimieren, das ist doch ungesund. Wir sollten einen Kontrapunkt setzen. Was wir brauchen, ist eine neue Kultur, eine Kultur der… äh…» «…schlechten Vorsätze?» «Genau, Beat. Völlig richtig! Am liebsten würde ich die schlechten Vorsätze beim Studium umsetzen: Die Masterarbeit verschieben. Langweilige Vorlesungen konsequent boykottieren. Unangenehme Arbeiten auf andere abschieben. Mehr Zeit vertrödeln. Wieder etwas ineffizienter werden. Kurz: Weniger Ehrgeiz an der Uni!» «Richtig. Aber auch im Alltag besteht ein riesiges Potenzial: Wie wäre es mit ‹Mehr ungesundes Essen, Alkohol schon am Mittag und mehr Untreue›?» «Sehr gut. Wichtig ist aber auch: Gegenüber hüb-

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schen Frauen noch offener werden.» «Weniger ARTE, mehr Pornos!» «Wieder mal schwarzfahren!» «Weniger sparen, mehr ausgeben. Auch unnütze Dinge kaufen.» «Weniger spenden, mehr für sich behalten.» «Richtig! Endlich die Greenpeace-Mitgliedschaft kündigen.» «Nie mehr Abfalltrennung – alles in einen Sack!» «Genau. Oder mal wieder Abfall im Naturschutzgebiet liegen lassen.» «Endlich auf Bio-Produkte verzichten!» «Mehr CO2 ausstossen! Die Klimaerwärmung toll finden!» «Ja, ja der Umweltschutz. Die besten Vorsätze lassen sich aber beim Sozialverhalten machen. Ich breche eine Lanze für ‹weniger auf gute Manieren achten und wieder einen Zacken primitiver werden›. Es geht nichts über pubertären Analhumor!» «Weniger Moral, mehr Spass. Wenn’s sein muss auf Kosten der Mitmenschen.» «Weniger authentisch sein. Den anderen auch mal was vormachen.» «Nicht mehr für jeden Verständnis haben. Mitmenschen direkt auf ihre Schwächen ansprechen. Auch mal unberechtigte Kritik äussern.» «Die eigene Scheisslaune immer am Nächstbesten abreagieren.» «Weniger lächeln und mehr fluchen.» «Und ganz allgemein: Noch etwas egoistischer sein als im letzten Jahr.» «Yeah, das sind die besten neuen Vorsätze aller Zeiten!» «Und erst noch leicht einzuhalten!» Weitere Geschichten der flotten 3er-WG findest du auf semestra.ch. Schau doch rein!


WIE ANNO DAZUMAL

Arbeitstipp Endlich schreiben Als Thomas mir in der Cafeteria der Unibibliothek begegnete – oder besser: entgegen wankte – war er kreidebleich. Dunkle Augenringe verfinsterten seinen Blick und er zitterte am ganzen Leib. «Du meine Güte», rief ich aus, «was ist denn mit dir los?» – «Ich… ich…», stammelte der Jungspund, «ich kann nicht mehr schreiben. Und ich muss doch meine Masterarbeit abgeben.» Ich seufzte. Nur zu gut kenne ich solche Schreibblockaden. Ich klopfte Thomas auf die Schulter und sagte in mildem Ton: «Mein Lieber, jetzt heisst es erst mal Ruhe bewahren. Der horror vacui, die Angst vor dem leeren Blatt, existiert nur in unseren Köpfen. Wenn wir diesem Hirngespinst nicht zuviel Aufmerksamkeit schenken, verschwindet es schnell. Nur ja nicht über die Angst nachgrübeln. Handeln ist angesagt. Worüber schreibst du denn?» «Über die Heraldik der Habsburger um 1804», antwortete Thomas matt. «Ich nehme an, du hast dich intensiv eingelesen und dich ausführlich mit dem Thema beschäftigt.» «Ja. Ich habe ja auch schon angefangen zu schreiben. Aber jetzt will mir einfach kein Satz mehr gelingen.» Nur mit Mühe hielt Thomas seine Tränen zurück. «Aber dann ist doch alles nur halb so schlimm», tröstete ich ihn, «was du jetzt brauchst, ist eine Veränderung. Schalt deinen Computer aus und greif zum Notizblock oder zu einer Rolle Packpapier. Schreib auf, welche Oberthemen du in Angriff nehmen willst. Und dann einfach fröhlich drauf los. Ohne viel zu ‹hirnen›. Oder fahr mal ins Ferienhaus deiner Eltern: Eine andere Umgebung wirkt oft Wunder. Und dann» – ich erhob mahnend den Zeigefinger – «hör auf, ein Genie sein zu wollen. Korrekturen werden immer erst am Ende vorgenommen. Mach dir das zur goldenen Regel: Nie einen Satz korrigieren, während du schreibst. Der schlimmste Teufel ist unser Perfektionismus.» Thomas schniefte. «So», sagte ich, «und jetzt erzähl mal, was die Habsburger so getrieben haben.»

Horst

Horst, 74, zweifacher Vater, ist allzeit bereit: Ob im Haushalt oder in der Garage, beim Einkaufen oder an der Uni, Horst hilft! Als Hörer besucht er regelmässig Vorlesungen und weiss daher bestens Bescheid, was den Jungen von heute unter den Nägeln brennt. Seine Tipps sind längst schon keine Geheimtipps mehr. Deshalb: Horst ausschneiden, an den Kühlschrank oder die Pinnwand heften, dann kann nichts mehr schiefgehen!

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