Sexualisierung & Selbstbestimmung

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C/20

SEXUALISIERUNG & SELBSTBESTIMMUNG


EDITORIAL

Liebe Lesende, mit dem breit angelegten Projekt “Sexualisierung & Selbstbestimmung” wird auf kritische Art und Weise der titelgebende Themenkomplex anhand unterschiedlicher Sujets analysiert. Auch 2021 ist die Gesellschaft noch geprägt von patriarchalen Strukturen, die viel Platz für Ungleichgewichte lassen. Geschlechtsspezifische Vorurteile durchdringen unser Leben und bringen uns dazu, zwei Mal darüber nachzudenken, was wir anziehen oder welchen Weg wir heim nehmen. C’mon - muss das wirklich sein? Auf der Parallel 2021 werden die Werke der Künstlerinnen Julia Bugram und Gloria Dimmel in Dialog gesetzt, kuratiert von C/20. Sie zeigen in ihrer Diversität und Vielfältigkeit unterschiedliche Facetten zum Überthema „Sexualisierung & Selbstbestimmung“ auf und laden zur kritischen Reflexion ein.

Gloria Dimmel thematisiert ganz nach dem Motto „They come in all shapes and sizes“ das noch immer vorhandene Tabuthema der weiblichen Sexualität und der Vulva. Während Gloria in ihrer Privatwohnung in Wien normalerweise Abdrücke von Vulven anfertigt, werden auf der Parallel exklusiv zwei Termine angeboten (Semmelweisklinik, Bastiengasse 38, Haus 1, 3.Stock, Raum 308). Viele Frauen empfinden Scham für ihre Geschlechtsteile, mehr als 200 Millionen der heute lebende Mädchen und Frauen – aus 30 Ländern – haben sich kosmetischen Operationen unterzogen, um ein Ideal zu erreichen, dass es vielleicht gar nicht geben sollte, denn jede Vulva ist einzigartig und besonders. Mit ihrem spielerischen und interaktiven Ansatz bringt Gloria Gespräche ins Rollen, schafft Verbindungen und regt zu einer

selbstbestimmten Auseinandersetzung mit sich selbst und dem eigenen Körper an.

und andererseits eine freigewählte selbstbestimmte, starke, mitunter auch wütende Pose zeigen.

Julia Bugrams Werke und Projekte suchen den Diskurs mit dem Publikum und stellen unter anderem gesellschaftliche (patriarchale) Gegebenheiten in Frage. Die zahlreichen und differierenden Sujets zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit dem übergeordneten Themenkomplex „Sexualisierung & Selbstbestimmung“ und laden zur kritischen Reflexion und Diskussion ein. So sind Julias Werke von einem erzählerischen Charakter geprägt, der eben genau auf diese Thematik verweist. Die großformatigen Zeichnungen aus der Serie bestehen je aus einem Positiv und Negativ, die einerseits auf kunsthistorische Sujets referieren, aber doch in neue, zeitgenössische Kontexte gesetzt werden

Wir wollen demnach auf die noch immer vorhandene Diskriminierung nach Geschlecht im Alltag, im Beruf, in der Familie, in der Gesellschaft aufzeigen und einen Versuch starten dieser entgegenzuwirken. In diesem Sinne: „let’s smash the patriarchy!“, Alexandra & Paula Gründerinnen von C/20


Dear reader, Within the project “Sexualization & SelfDetermination”, a broad range of complex topics encompassed by the title are critically analyzed on the basis of different subject matter. Even in 2021, society remains characterized by patriarchal structures that leave plenty of space for imbalance and inequality. Gender biases permeate our lives and make us think twice about what to wear or which route to take home. C’mon - does it really need to be like this? At Parallel 2021, the works by artists Julia Bugram and Gloria Dimmel are placed in dialogue with one another, curated by C/20. With their diverse mediums and variety of works, they show different facets of the overarching theme of “Sexualization & Self-Determination” while inviting critical reflection. Gloria Dimmel references the motto “They come in all shapes and sizes”, problemati-

zing the still existing taboo topic of female sexuality and the vulva. While Gloria usually makes plaster casts of vulvas in her private apartment in Vienna, two appointments are offered exclusively in room 308 at the Parallel. Many women feel ashamed of their genitals, as more than 200 million girls and women alive today – based on data collected from 30 countries – have undergone cosmetic surgery to achieve an ideal that perhaps shouldn‘t even exist. Every vulva is unique and special, and this should be acknowledged and accepted. With her playful and interactive approach, Gloria ignites conversations, creates connections and stimulates a self-determined confrontation with oneself and one’s own body. Julia Bugram‘s artworks and artistic projects seek discourse with the audience and, among other things, question social (patriarchal) realities. The various and

differing subjects show an extensive examination of sexualization & selfdetermination, and invite critical reflection and discussion. Julia‘s works are characterized by a narrative that refers precisely to this topic. The large-format drawings from the series each consist of a positive and a negative. On the one hand, they refer to art historical subjects but are contextualized through new, contemporary circumstances. On the other hand, they display the subjects in a freely chosen, self-determined, strong, sometimes even angry, pose. We want to call attention to the still existing gender discrimination in everyday life, at work, in the family, in society, in an attempt to begin to counteract it. With that in mind, let’s smash the patriarchy, Alexandra & Paula Founders of C/20


STATEMENT Die Sexualisierung von als Frauen gelesenen Personen erfolgt wie vieles in der patriarchal geordneten Gesellschaft, in der wir leben, systematisch und oft schon in der Kindheit, wo man etwa mit 10 Jahren zum ersten Mal merkt, dass man beim Bananen Essen ungewollte Aufmerksamkeit erregt. Die Vorstellung, dass unsere gesamte Zivilisation in fast allen Bereichen auf subtile Art nur auf unserem Sexualverhalten aufgebaut ist, ist eigentlich absurd. Komisch, dass das an der Vulva irgendwie vorbeigegangen ist. Denn Lust wird hier klein geschrieben.

Abb. 1: © Gloria Dimmel

Um so größer ist die Selbstbestimmung, wenn man etwa weiß, wie der eigene Körper funktioniert, wie er sich anfühlen kann, wozu er fähig ist. Einen Abdruck der eigenen Vulva zu machen, kann also ein Akt der Selbstermächtigung sein, genauso wie Selbstliebe ein Akt der Rebellion ist, wenn man ständig und auf allen Kanälen die Message bekommt, schöner und besser sein zu müssen.

The sexualization of female-identifying people, like much the structures of the patriarchal society in which we live, is systemic. It is often already present in childhood, when you first notice at the age of 10 that you are attracting unwanted attention while eating bananas. The idea that our entire civilization is subtly built on our sexual behavior in almost all areas is actually absurd. Funny that the vulva is somehow missed. We must write pleasure with a lowercase p. Self-determination is all the greater if you know how your own body works, how it can feel, what it is capable of. Making an imprint of your own vulva can therefore be an act of self-empowerment, just as selflove is an act of rebellion if you constantly get the message on all channels that you always have to be better and more beautiful.

GLORIA DIMMEL


VIVA LA VULVA Gloria Dimmel stellt im Rahmen der Untersuchung von „Sexualisierung & Selbstbestimmung“ Gipsabgüsse von Vulven aus. Diese schaffen ein Archiv des weib-lichen Körpers, das die individuelle Vielfalt betont und gleichzeitig der gesellschaftlichen Idealisierung des weiblichen Körpers entgegenwirkt. Der Akt des Hinterlassens eines Abdrucks des Weiblichen zielt darauf ab, eine verbindende Wirkung unter den Teilnehmenden der Serie zu ermöglichen. Die ausgestellten Abgüsse stellen einen Widerstand gegen die Hypersexualisierung als weiblich gelesene Personen in unserer Gesellschaft dar. Sie widersetzen sich dem allgemeinen Narrativ, dass weibliche Geschlechtsorgane tabuisiert werden, eine Vorstellung, die auch heute noch in unserer Gesellschaft aufrechterhalten wird.

Gloria Dimmel exhibits plaster casts of vulvas as part of the investigation ignited by Sexualisierung & Selbstbestimmung. These create an archive of the female body, emphasizing the individual diversity while pushing against the social idealization of the female body. The act of leaving an imprint of the female aims to facilitate a unifying effect amongst its participants. The casts on display act as an opposition to the hypersexualization of femaleidentifying people within our society. They resist the general narrative of female sexual organs being taboo, an idea that is still maintained in our society today. Abb. 3: Foto © Sebastian Fröhlich Abb. 2: Foto © Gloria Dimmel


STATEMENT

Abb. 4: Foto © portraithanoi

Auf die ein oder andere Weise sind Frauen* mit „Sexualisierung & Selbstbestimmung“ wohl ihr Leben lang konfrontiert. Beginnend mit der genderspezifischen Sozialisierung und den erwarteten Rollenbildern in der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist für mich aus der Emotion heraus entstanden. Zunächst war da Wut die sich sammelte. Wut über unzählige kleine Ungerechtigkeiten und ein Ungleichgewicht das sich abzeichnet. Wut darüber, in einer „fortschrittlichen“ Gesellschaft immer wieder mit unpassenden Objektivierungen konfrontiert zu werden, die häufig mit einer Relativierung von Qualifikationen und Eignung einhergehen. Plötzlich stehen das Objekt und völlig tradierte Rollenbilder im Vordergrund. Frau möge doch bitte angepasster sein, sich fügen, Rücksicht nehmen und doch allem voran nicht Dinge in Frage stellen, oder sich gar aufmüpfig verhalten. Ich meine, wo kämen wir denn hin wenn Frauen* in dieser Gesellschaft selbstbestimmt agieren würden? Und das 2021? Echt jetzt?

In one way or another, women will be confronted with the concepts of “sexualization & self-determination“ throughout their lives. Starting with gender-specific socialization and the expectations perpetuated by role models in society. For me, dealing with this issue arose out of emotion. At first there was anger that had built up. Anger over countless injustices and an imbalance that is constantly looming. Anger at being confronted again and again with inappropriate objectivizations inherently related to qualifications and aptitude in a “progressive” society. Suddenly the object and completely traditional role models are in the foreground. The woman should be more adjusted, submissive, they should show consideration and, above all, not question things or behave rebelliously. I mean, imagine where would we end up if women acted with determination in this society? And all of this in 2021… really?

JULIA BUGRAM


ALLES WAS DU SEHEN WILLST... Paula Marschalek und Alexandra Steinacker mit C/20 über das Projekt „Sexualisierung & Selbstbestimmung“ der Künstlerin Julia Bugram

Paula Marschalek and Alexandra Steinacker with C/20 on the project “Sexualisierung & Selbstbestimmung” by artist Julia Bugram

Das brei t angelegte Projekt „Sexualisierung & Selbstbestimmung“ von Julia Bugram analysiert auf kritische Art und Weise den titelgebenden Themenkomplex anhand unterschiedlicher Sujets. Reflektiert wird das, was frau tagtäglich erlebt: in ein enges Korsett geschnürt unterliegt sie bestimmten gesellschaflich aufgezwungenen Normierungen und Rollenbildern, die sie als sexualisiertes Objekt darstellen.

Julia Bugram‘s project “Sexualisierung & Selbstbestimmung” critically analyzes the complex themes encompassed in the title through a broad range of mediums and subjects. The everyday female experience is reflected: tied into a tight corset, they are subjected to socially imposed norms and squeezed into roles that they represent, all the while being sexually objectified.

The theme of the constant confrontation of self-image and social idealization of the female body is fascinating and annoying at the same time, which makes the relevance of Bugram‘s work unequivocal. They produce spaces or surfaces that refer to something beyond social sexualization. To a certain extent, they take the perspective of the male gaze and playfully pervert it. Instead of perceiving the female body as an object, surrendering it to the voyeurism of the viewer or artist, she blocks the body from this appropriation and frees it from the archaic discourse. The supposedly helpless woman who has been sexualized for centuries - art history is littered with countless examples - reacts and takes a stand against sexualization.

Die Thematisierung der ständigen Konfrontation von Selbstbild und gesellschaftlicher Idealisierung des mitunter weiblichen Körpers ist faszinierend und nervend zugleich und macht die Relevanz der Arbeiten Bugrams deutlich. Diese produzieren Räume bzw. Bildflächen, die auf ein Jenseits von gesellschaftlicher Sexualisierung verweisen. Gewissermaßen nehmen sie die Perspektive des männlichen Blicks ein und pervertieren diesen spielerisch. Anstatt den weiblichen Körper als Objekt wahrzunehmen und zu fixieren, sprich dem Voyeurismus des Akteurs bzw. Künstlers auszuliefern, sperrt sie den Körper für diese Vereinnahmung und befreit diesen aus dem archaischen Diskurs. Die vermeintlich hilflose Frau, die jahrhunderte lang sexualisiert wird – die Kunsthistorie ist mit unzähligen Beispielen gespickt – reagiert und setzt ein Zeichen gegen Sexualisierung.


Ein Beispiel für die Objektifizierung der Frau in der Geschichte der Kunst ist Tizians „Schlafende Venus“. Der venezianische Maler bildet eine nackte, schlafende Frau ab und bringt den Betrachter in die Position des heimlichen Voyeurs, somit wandelt sich das weibliche Subjekt in ein Objekt des visuellen Konsums.

An example of the objectification of women in the history of art is Titian‘s “Sleeping Venus“. The Venetian painter depicts a woman sleeping naked and puts the viewer in the position of the secret voyeur, thus transforming the female subject into an object of visual consumption. This consumption of women is made clear centuries later on a poster by the Guerrilla Girls, an all-female feminist artist group. It shows a statistic of the amount of female nudes compared to the amount of artworks by female artists that are exhibited in one of the world‘s most famous cultural institutions, the Metropolitan Museum of Art: 5% of the artists are women, but 85% of the nudes are female.

Dieser Konsum der Frau wird Jahrhunderte später auf dem Plakat der Guerilla Girls verdeutlicht. Denn dieses zeigt eine Statistik der weiblichen Akte im Vergleich zu Werken weiblicher Künstlerinnen, die in einer der weltweit bekanntesten Kulturinstitutionen ausgestellt sind, dem Metropolitan Art Museum: 5% der Künstler sind Frauen, aber 85% der Akte sind weiblich. Abb. 5: Titian, „Sleeping Venus“, c. 1510, Öl auf Leinwand, 108.5x175cm, Gemäldegalerie Alte Meister Dresden.

Abb. 6: Guerilla Girls, „Do Women Have To Be Naked To Get Into the Met. Museum?”, 1989, Siebdruck auf Papier, 28x71cm, Tate Modern London.


...ODER NIE ÜBERDENKEN WOLLTEST. So nehmen mehrere Sujets in Form von Diptychen („Rückenakt“, „Nacktmeditation“) kunsthistorische Aspekte der Kunstproduktion auf und rekontextualisieren diese. Nicht mehr schafft der Mann das Werk, während er die Frau beobachtet, stattdessen übersetzt die Künstlerin im Schaffensprozess eine Geste des Widerstandes. Von einer Frau fotografiert wird ein weiblicher Körper fast lebensecht gezeichnet, der sich selbst bestimmt der Betrachterin zeigt und sich so einem etwaigen Voyeurismus entzieht. Das Pendant lässt die weibliche Silhouette durch die schriftliche Verdichtung der Phrasen „Ist es das was du sehen willst? Ist es das was du siehst?“ erahnen und stellt spielerisch in Frage, ob das Gesehene – ein nackter weiblicher Körper – das Einzige ist, was wir wahrnehmen. Ein weiteres Thema, dem sich Bugram hier widmet, ist die Sexualisierung von Yogaund Meditationspraktiken, dabei steht die Befreiung des Körpers als ‚Sexobjekt‘ im Fokus.

Several subjects in the form of diptychs (“nude from behind”, “nude meditation”) reference and recontextualize art historical notions of artistic production. The man no longer creates the work while observing the woman; instead, the artist conveys a gesture of resistance through her creative process. The female body, drawn mimetically from a photograph taken by a woman, shows itself to the viewer in a selfdetermined manner and thus evades any subjection to voyeurism. The presence and body language of the female silhouette playfully poses the question “Is this what you wanted to see? and is it what you see?”, questioning whether what we think we see is what we truly see, or instead if it is only what we want to see. Another topic that Bugram addresses here is the sexualization of yoga and meditation practices, with the focus on the liberation of the body as a ‘sexual object’.

Abb. 7: Julia Bugram, „alles was du sehen willst..“, 2021, Bleistift & Fineliner auf Papier, 195x125cm, Foto © Jolly Schwarz.


„IT’S A MATCH!“ „It’s a match!“ – diese Benachrichtigung bekommt frau sobald sich der oder die vermeintlich Richtige in den Tiefen des digitalen Datings gefunden hat. Die gleichnamige Serie mit dem Zusatz „and it’s going to be grand“ von Bugram überzeichnet die der App Tinder eigenwillige Handbewegung des Swipens auf ironische Weise, indem Bilder von auf Tinder zur Schau gestellten männlichen Torsi als Kohlzeichnungen durch Wischen und Verwischen mit den Fingern reproduziert werden. Die große Anzahl der sich selbst sexualisierenden Akteure wird durch die Menge der Kohlezeichnungen (36) aufgenommen. Die ironische Verarbeitung in der Herstellung der Kunstwerke verweist abermals auf den Nexus von Sexualisierung und Selbstbestimmung und problematisiert diesen.

Abb. 8: Rote Wand im Künstlerhaus Foto © Jolly Schwarz

“It‘s a match!” - women receive this notification as soon as an allegedly ideal partner has been found within the depths of digital dating. The series of the same name with the addition “and it‘s going to be grand” by Bugram exaggerates the idiosyncratic hand movement of swiping which is done on the dating app Tinder. She explores this in an ironic way by reproducing images of male torsos found on the app as charcoal drawings by wiping and smudging the composition with her fingers. The large number of selfsexualizing participants is represented by the number of charcoal drawings (36). The ironic process implemented in the production of the works of art again points to the themes of sexualization and selfdetermination and, in turn, problematizes them.

Abb. 9: Julia Bugram, “It’s a match! #4“ (von 36), 2021, Kohle auf Papier, 20x20 cm.

Abb. 10: Julia Bugram, “It’s a match! #1“ (von 36), 2021, Kohle auf Papier, 20x20 cm.


„WUT – MUT – FUT“ Die Phrase „Heimchen am Herd“ ist zwar überholt, scheint aber ein Revival zu feiern, wenn man beachtet, dass frau in diesen Zeiten einer stärkeren Mehrfachbelastung in Form von Job, Haushalt, Kindererziehung (Homeschooling), ausgesetzt wird. Das druckgrafische Triptychon „WUT – MUT – FUT“ thematisiert genau diese komplexe ökonomische Stellung der Frau heutzutage. Prägnante Schriftzüge auf einer in zarten Farben gehaltenen Biedermeiertapete zeigen den Ausbruch der Frau aus den eigenen vier Wänden. Dabei drückt die Tapete in mehrfacher Weise die konservative Tradition aus, die frau an ihren Platz verweisen will. Die Worte dienen hier als Kontrastfolie zu letzterer und decken auch die Konnotationen auf, wie frau bezeichnet werden könnte im Moment des Ausbruchs aus dem angestammten Metier.

Abb. 11: Julia Bugram, „Wut I“, 2021, zweifarbige Ätzradierung auf Büttenpapier, 29,7x21 cm.

The expression “women belong in the kitchen” is outdated, but it seems to be getting a revival if you consider how women are exposed to a multitude of responsibilities in today’s day and age in the form of jobs, household chores, raising children (homeschooling) and more in comparison to men. The graphic triptych “WUT - MUT - FUT” addresses precisely this complex economic position of women today. Concise lettering on a softly colored Biedermeier wallpaper relates to the absconding of women from their own four walls, while also conveying the conservative tradition that encloses them. The words serve as a stark contrast to the wallpaper and also reveal the ways in which women are often described in the moments of freeing themselves of traditional roles.

Abb.12: Julia Bugram, „Mut II“, 2021, zweifarbige Ätzradierung auf Büttenpapier, 29,7x21 cm.

Abb.13: Julia Bugram, „Fut III“, 2021, zweifarbige Ätzradierung auf Büttenpapier, 29,7x21 cm.


These numerous and different subjects show various facets of the complex topic of “sexualization and self-determination”. In a way, a base is being established for discussions surrounding these themes. The viewers should be confronted by their own character or their perceived place within society - everything you want to see. In addition, with - something you never wanted to think about - the viewer is invited to actively reflect and critically discuss.

Abb. 14: Julia Bugram, „alles was du sehen willst..“, 2021, Bleistift & Fineliner auf Papier, 195x125cm, Foto © Jolly Schwarz.

Diese zahlreichen und differierenden Sujets zeigen verschiedene Facetten des Themenkomplexes „Sexualisierung und Selbstbestimmung“. Einerseits soll auf diese Weise der Boden für einen Diskurs aufbereitet und den Betrachterinnen die eigene gesellschaftliche Prägung bzw. Verortung – alles was du sehen willst – vor Augen geführt werden. Mit dem Zusatz – oder nie überdenken wolltest – wird andererseits dazu eingeladen kritisch zu reflektieren und zu diskutieren.


ABOUT C/20 C/20 ist ein Verein für internationale kuratorische Praxis, der von Paula Marschalek und Alexandra Steinacker gegründet wurde.

C/20 is an association for international curatorial practice co-founded by Paula Marschalek and Alexandra Steinacker.

Der Fokus von C/20 liegt darauf, Kunst und Kultur der Gesellschaft näher zu bringen, Zusammenarbeit und Inspiration zu fördern und neue Entwicklungen in der zeitgenössischen künstlerischen Praxis, dem kunsthistorischen Diskurs und der Kuration zu ermöglichen.

The focus of C/20 is to bring arts and culture closer to the community, to encourage collaboration and inspiration, and to support new developments in contemporary artistic practice, art historical discourse and curation.

Abb. 15: © C/20

Abb. 16: © C/20


AUTHORS Paula Marschalek, BA MAS ist eine österreichische Kunsthistorikerin und Kulturmangerin.

Paula Marschalek, BA MAS is an Austrian art historian and cultural manager.

Sie studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien und setzte ihre Ausbildung an der Universität für angewandte Kunst fort, wo sie ihren Master in Kunst- und Kulturmanagement abschloss.

She studied History of Art at the University of Vienna and continued her education at the University of Applied Arts, where she obtained her master‘s degree in Arts and Cultural Management.

Sie arbeitete in renommierten Kunstinstitutionen wie dem Dorotheum und dem Kunsthistorischen Museum, sammelte Erfahrungen am Kunstmarkt als Kommunikationsmanagerin bei der Galerie Rudolf Leeb und absolvierte von September 2019 bis März 2020 ein KulturmanagementStipendium im MAK Center in Los Angeles, USA.

Abb. 17: © Jolly Schwarz.

Sie schreibt Texte für Kunstmagazine, kuratiert Ausstellungen und tritt als Moderatorin/ Speakerin auf. Mit Marschalek Art Management entwickelt sie individuell zugeschnittene Kommunikationsstrategien für Kunst- und Kulturschaffende. Sie hat das Gesprächs- und Netzwerkformat JOMO - Joy of Missing Out mitbegründet und kuratiert unter anderem für C/20.

She has worked in renowned art institutions such as the Dorotheum, and the Kunsthistorisches Museum, gained experience in the art market as a communications manager at Galerie Rudolf Leeb, and completed a cultural management scholarship at the MAK Center in Los Angeles, USA, from September 2019 to March 2020.

She writes texts for art magazines, curates exhibitions and works as a presenter/ speaker. With Marschalek Art Management, she develops individually tailored communication strategies for artists and cultural workers. Furthermore, she co-founded the dialogue and networking format JOMO - Joy of Missing Out and curates, among others, for C/20.

PAULA MARSCHALEK, BA MAS


AUTHORS Alexandra Steinacker Clark, BA ist eine amerikanisch-österreichische Kunsthistorikerin undKuratorin,dieihrenBachelorinKunstgeschichte am University College London abgeschlossen hat.

Alexandra Steinacker Clark, BA is an American-Austrian art historian, curator and writer. She graduated from University College London with a BA (Hons) in History of Art.

Sie setzt derzeit ihre Ausbildung mit einem Master in Arts Administration and Cultural Policy an der Goldsmiths University fort. Ihre Spezialisierungen umfassen zeitgenössische Kunst, insbesondere Feminismus,Technologie, und künstliche Intelligenz in der künstlerischen Praxis.

She is currently continuing her education with a master’s degree in Arts Administration and Cultural Policy at Goldsmiths University. Her specializations include contemporary art, particularly feminism, technology, and artificial intelligence in artistic practice.

Zusätzlich arbeitet sie bei dem Auktionshaus Sotheby’s und ist ein Ambassador für die internationale Kunstagentur MTArt Agency. Abb. 18: © Jennifer Moyes

Sie kuratiert und schreibt unter anderem für C/20 und ist die Gründerin und Moderatorin der Podcast All About Art.

She works at the auction house Sotheby’s and is an Ambassador for the international artist agency MTArt. She curates and writes for C/20, among others, and is the founder and host of the All About Art podcast.

ALEXANDRA STEINACKER CLARK, BA


IMPRESSUM Publisher C/20 - Verein für internationale kuratorische Praxis (ZVR-Zahl: 1056699057) Creative Director Isabella Fürst, BA fuerst_isabella Editor in chief Alexandra Steinacker und Paula Marschalek Cover Pictures Jolly Schwarz jollyschwarzphotography Jennifer Moyes Gloria Dimmel g.sus.christ Sebastian Fröhlich froe_sebastian Portraithanoi Translation Alexandra Steinacker, BA Contact www.c-20.art, www.info@c-20.art cslash20 August 2021 Printed in Europe


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