Was machen Wir heute?
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uf dem Lótushof von Vicky und Beggi Eggertsson bei Beelitz südlich von Berlin leben echte Champions. Allen voran Lotus, der Namensgeber des Pferdehofs. Zusammen mit Beggi ist das Pferd schon mehrmals Weltmeister geworden. Jeden Tag absolviert der 19-jährige Hochleistungswallach eine 30 Kilometer lange Trainingsstrecke. Doch seine Spezialität ist der Rennpass, bei dem er bis zu 50 Kilometer pro Stunde läuft. Auch Herbert, das Pferd von Vicky Eggertsson, hat schon einige Titel gewonnen. Dass die Tiere so erfolgreich sind, dürfte auch an der Umgebung liegen, die in ihrer Weite durchaus ein wenig an Island, die Heimat der Pferderasse, erinnert. 180 Hektar groß ist das Weideland für die rund 100 Pferde, die auf dem Lótushof leben. Ähnlich gute Voraussetzungen gibt es auch auf Faxaból bei Liebenwalde, einem weiteren Islandpferdehof unweit von Berlin. Die Umgebung ist so idyllisch und dünn besiedelt, dass man kaum glauben kann, dass der Ku’damm gerade einmal 40 Autominuten von hier entfernt ist. Schon seit 1984 lebt der Isländer Jón Steinbjörnsson, genannt Nonni, in Deutschland. Mit seinem Hof Faxaból zog er vor zehn Jahren aus der Nähe von Hamburg an den Rand von Berlin. „Brandenburg ist dünn besiedelt und sehr reiterfreundlich“, schwärmt Nonni, „man darf hier auf allen Wegen reiten, auf denen es nicht ausdrücklich verboten ist.“ Außerdem gibt es große, zusammenhängende Flächen und das Land ist relativ günstig. Rund 100 Hektar Weideland gehören zu Faxaból mit seinen 140 Pferden. Seit der Islandpferde-Weltmeisterschaft, die im vergangenen Jahr in Berlin-Karlshorst ausgetragen wurde, sind die Tiere hierzulande
beliebter denn je. Neben Schritt, Trab und Galopp können die Islandpferde auch im sogenannten vierten oder fünften Gang, nämlich Tölt und Rennpass, laufen. Während alle Islandpferde tölten können, beherrscht nicht jedes Tier den Rennpass. Diese Fähigkeit ist angeboren. Den Besuchern auf Faxaból – was isländisch ist und übersetzt so viel wie „Mähnenhof“ bedeutet – geht es heute aber noch nicht ums Tölten, schließlich sitzen sie zum ersten Mal auf einem Pferderücken. Für die Anfänger heißt es erst einmal: Pferde putzen und Hufe auskratzen. Schon dabei schließen die Besucher die Tiere ins Herz. Denn die stehen ganz brav da und genießen das Striegeln und die Streicheleinheiten. Islandpferde sind gute Anfängertiere, vor allem, wenn sie so perfekt ausgebildet sind wie die Schulpferde auf Faxaból. Das wird bei Godi ganz deutlich: Der windfarbene Wallach hat zwar schnell durchschaut, dass auf ihm jemand ohne viel Ahnung sitzt. Und doch versucht er nicht etwa, das auszunutzen, sondern macht es dem Anfänger leicht, ihn zu führen, ganz ohne Longe. „Durchlässig“ nennt man das in der Fachsprache. „Du musst gerade sitzen und die Beine weiter zurücknehmen“, ruft Julia Steinbjörnsson, gebürtige Hamburgerin, geduldig. „Nun kannst du ihn etwas antreiben.“ Schon auf ganz leichten Schenkeldruck reagiert Godi sofort und geht zügig voran. Die „Isis“, wie sie von Fans liebevoll genannt werden, sind berühmt für ihre Sanftmut und Unerschrockenheit. Dass die IslandpferdeWM 2013 ausgerechnet in Deutschland stattfand, war übrigens kein Zufall: Hier leben rund 65 000 Islandpferde, das ist die größte Population außerhalb Islands, wo diese Rasse seit 1000 Jahren gezüchtet wird. Cornelia Wolter
Fotos: Cornelia Wolter (3)
Unendliche Weiden