Magazin «umwelt» 4/2016 – Umweltkompetenz im Beruf

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umwelt 4/2016 > GRUNDWASSER

verfügen werden, um Risikogebiete für Trockenheit zu erkennen». Allerdings mangle es noch an einer landesweiten Kartierung der Böden, um die Modelle überall anwenden zu können. Bereits heute ist aber klar, dass sich ein allfälliger Wassermangel wegen der Klimaänderung lokal noch verschärfen könnte. «Die Rolle des Grundwassers ist dabei wesentlich, vor allem als natür­ licher Speicher in Trockenperioden», betont Michael Sinreich, stellvertreten­ der Chef der Sektion Hydrogeologische Grundlagen beim BAFU. Die Studie sei nicht zuletzt deshalb sehr wichtig, weil die Wechselwirkung zwischen Grundund Oberflächenwasser leicht unter­ schätzt werde. Bewirtschaftung der Wasserressourcen Die neue Untersuchung ergänzt beste­ hende Arbeiten wie das 2014 abgeschlos­ sene Nationale Forschungsprogramm «Nachhaltige Wassernutzung» (NFP 61). Dieses legte den Fokus auf die Klima­ änderung und erforschte die hydrolo­ gischen Grundlagen sowie Methoden

Nationalrat Hansjörg Walter getroffen hat. Die Massnahmen umfassen Lösungs­ ansätze und Wissensgrundlagen zum Wasserressourcenmanagement sowohl für die kurzfristige Bewältigung von als auch für den präventiv-langfristigen Umgang mit Wassermengenproblemen. Möglichen Engpässen vorbeugen Trotz der teilweise bereits eingeleiteten Massnahmen für eine bessere Bewirt­ schaftung der Wasserressourcen fehlen vielerorts nach wie vor genügend gute und vorausschauende Planungen. Dies gilt ebenso für die dafür notwendigen Daten und Modellannahmen, um po­ tenzielle Ungleichgewichte zwischen Wasserdargebot und Wasserbedarf langfristig vorauszusehen und auch in Ausnahmesituationen auszugleichen. Die neue Studie soll dazu die fachlichen Grundlagen liefern und die Kantone und Gemeinden befähigen, lokal rechtzeitig zu reagieren – sei es durch den Auf­ bau von Verbundsystemen im Bereich der Wasserversorgung oder mittels Nutzungseinschränkungen für Land­

Trotz der teilweise bereits eingeleiteten Massnahmen für eine bessere Bewirtschaftung der Wasserressourcen fehlen vielerorts nach wie vor genügend gute und vorausschauende Planungen. des Wassermanagements. Das NFP 61 kam zum Schluss, die Schweizer Was­ serwirtschaft sei nicht optimal für die bevorstehenden klimatischen und gesell­ schaftlichen Veränderungen gerüstet. Es fehlten nämlich sowohl übergeordnete Visionen und Strategien als auch die er­ forderlichen konkreten Abstimmungen zwischen Gemeinden und Kantonen. Die aktuelle Studie über die «Aus­ wirkungen der Klimaänderung auf das Grundwasser und die Niedrigwasser­ verhältnisse» gehört zu einer Reihe von Massnahmen, die der Bundesrat auf­ grund der Erkenntnisse aus dem NFP 61 sowie gestützt auf ein Postulat von SVP-

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wirtschaft, Industrie und Haushalte. «Ansonsten kann eine zeitweise oder gar dauerhafte Übernutzung zu einer unerwünschten Absenkung des Grund­ wasserspiegels führen», gibt Michael Sinreich zu bedenken. «Dies würde sich nachteilig auf grundwasserabhängige Ökosysteme wie Feuchtgebiete oder Moore auswirken und könnte auch die Restwassermengen von Quellen oder da­ von abhängigen Fliessgewässern negativ beeinflussen.» Der Klimawandel ist spürbar Die Resultate des Vorgängerprojektes «Klimaänderung und Hydrologie in der

Schweiz» (CCHydro) zeigen zwar deut­ lich, dass unser Land auch in Zukunft über genügend Wasser verfügen wird. So lagern im Untergrund insgesamt etwa 150 Kubikkilometer Grundwasser. Davon sind pro Jahr mehr als 10 Prozent erneuerbar und liessen sich nachhaltig nutzen. Der Bedarf für die Trink- und Brauchwasserversorgung macht jedoch jährlich nur 1,3 Kubikkilometer Grund­ wasser aus. Das Potenzial wird also bei Weitem nicht ausgeschöpft. Trotz die­ sem Überangebot kann freilich je nach Region und saisonalen Bedingungen lokal immer wieder eine Wasserknapp­ heit auftreten. Dies liegt auch daran, dass sich die Niederschlagsperioden im Vergleich zu den Jahren 1960 bis 1990 verschoben haben, wie Jan Seibert feststellt: «Die Schneeschmelze kommt früher und ist weniger intensiv. Dafür fällt im späten Frühjahr und im Herbst mehr Regen, während es im Sommer länger trocken bleibt.» Je weiter man in die Zukunft blicke, umso stärker und problema­ tischer fielen die Veränderungen aus. Für das BAFU ist es deshalb von grosser Bedeutung, den Anwendern mit den Resultaten aus solchen Forschungspro­ jekten das notwendige Rüstzeug für die Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung stellen zu können. Weiterführende Links zum Artikel: www.bafu.admin.ch/magazin2016-4-10

KONTAKTE Petra Schmocker-Fackel Stabschefin Abteilung Hydrologie BAFU +41 58 464 76 66 petra.schmocker-fackel@bafu.admin.ch Michael Sinreich Stv. Chef Sektion Hydrogeologische Grundlagen BAFU +41 58 465 31 99 michael.sinreich@bafu.admin.ch


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