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360° RENDEZ-VOUS
Unterwegs
Ländliche Flussidylle an einem schönen Tag im März.
Bild: Beat Jordi
Am Doubs entlang über die grüne Grenze Beidseitig von bewaldeten Anhöhen und Felskreten geschützt, beginnt der Frühling im Tal des Doubs bei Saint-Ursanne (JU) vergleichsweise früh. Vom mittelalterlichen Städtchen führt ein idyllischer Weg am linken Flussufer nach Frankreich. Text: Beat Jordi Wer mit der Eisenbahn vom jurassischen Hauptort Delsberg nach Saint-Ursanne reist, ahnt, weshalb das Städtchen an der markanten Schleife des Talflusses Doubs seinen mittelalterlichen Charakter und Charme bis heute bewahren konnte. Mehrere Tunnelbauten und Brücken sowie ein landschaftsprägender Viadukt waren erforderlich, um den abgelegenen Ort im Jahr 1877 ans Eisenbahnnetz anzuschliessen. Vorher war der Stadtkern durch die Juraketten des Lomont im Norden und des Clos du Doubs im Süden weitgehend von der Umwelt abgeschnitten.
Ländliche Flussidylle Doch inzwischen sind es keine 50 Zugminuten mehr zum TGV-Bahnhof im französischen Meroux. Dank einer reaktivierten Bahnlinie zwischen der Schweiz und Frankreich ist man von Saint-Ursanne aus mit den besten Zugverbindungen nun in dreieinhalb Stunden in Paris. Doch wir suchen an diesem Märztag nicht die Betriebsamkeit
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der Grossstadt, sondern die ländliche Flussidylle. Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof öffnet sich vom Zugfenster aus ein weiter Blick ins tiefer gelegene Doubs-Tal mit den Windungen des Flusslaufs. Die Station von Saint-Ursanne liegt östlich des Städtchens am Südhang des Mont Terri. Am Rand dieses Hügelzugs betrieb eine lokale Kalkbrennerei bis 1993 ein Bergwerk, in dem auf zwei Stockwerken Riffkalke aus dem Fels gesprengt wurden. Im Lauf von fast 90 Jahren holte man hier rund 1 Million Kubikmeter Material aus dem Berg und legte mit den ausgebrochenen Kavernen und Zufahrten ein unterirdisches Streckennetz von etwa 12 Kilometern an. Nach der Stilllegung des Kalkbergwerks lagerte eine landesweit bekannte Entsorgungsfirma in der Abbaustätte über 10 000 Tonnen Sonderabfälle ein – wie etwa mit Schwermetallen belastete Galvanikschlämme, die sie später mit Zement verfestigen wollte. Doch noch bevor es dazu kam, widerrief der Kanton Jura die provisorische Betriebsbewilligung. Gestützt auf Färbversuche in den Kavernen, kam eine vom Standortkanton eingesetzte Expertengruppe nämlich zum Schluss, dass eine hydraulische Verbindung der Stollen zum Grundwasserschutzgebiet von Saint-Ursanne besteht. Wegen