Magazin «die umwelt» 1/2021 - Die unsichtbare Gefahr

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360° RENDEZ-VOUS

Vor Ort GL «Für die Natur in der Spur» Im Winter sind Wildtiere gegenüber Störungen durch Menschen besonders empfindlich. In Eidgenössischen Jagdbanngebieten (EJBG) hat der Schutz wild lebender Säugetiere und Vögel Vorrang vor dem Wintersport. Auf bewilligten Routen können Touren trotzdem durchgeführt werden. Das EJBG Kärpf im Kanton Glarus beherbergt eine Vielzahl störungsempfindlicher Lebensräume und Arten. Es war jedoch ein offenes Geheimnis, dass dort wiederholt Touren abseits der offiziellen Routen unternommen wurden. Deshalb entschied Glarus Anfang 2018 als erster Schweizer Kanton, das Tourennetz in einem breit angelegten Projekt zu bereinigen. «Dazu wollten wir alle mit ins Boot holen: Schnee-

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sportlerinnen genauso wie Naturschützer», sagt Christoph Jäggi, Abteilungsleiter Jagd und Fischerei des Kantons Glarus. Zusammen mit den entsprechenden Organisationen (u. a. Pro Natura, SAC) wurde das Tourennetz nun angepasst. Unterstützung leistete auch das BAFU. Es zeigte sich, dass vor allem Auerhühner als gefährdete und national prioritäre Tiere in ihren Lebensräumen stark gestört wurden. Das angepasste Tourennetz wird von allen Beteiligten positiv bewertet. Unter dem Titel «Für die Natur in der Spur» ist eine Sensibilisierungskampagne angelaufen. gl.ch/kärpf

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Hallo Gelbbauchunke

Ideen für Gemeinden

Hilfspaket für Pflanzen

Pro Natura verwandelt beim AKW Mühleberg vermeintliches Ödland in ein Amphibienparadies. Die Naturschutzorganisation hat im Gebiet Mühleberg/ Gümmenen/Laupen unter Strommasten zehn Tümpel angelegt, die auf die Bedürfnisse der Gelbbauchunke ausgerichtet sind. Das stark gefährdete Tier benötigt flache, kleine Laichgewässer, wo sich das Wasser schnell erwärmt. Gleichzeitig müssen die Tümpel aber auch regelmässig austrocknen, um die Gelbbauchunke vor ihren Fressfeinden wie Fischen oder der Libellenlarve zu schützen. Die Arbeit hat sich gelohnt: Unter den Unken, Kröten und Molchen tummeln sich die ersten Gelbbauchunken.

Die Website nachhaltigegemeinden.ch ist ein digitaler Werkzeugkasten mit rund 62 Beispielen für nachhaltige Projekte. Sie richtet sich an Freiburger Gemeinden, die so zu nachhaltigem Handeln motiviert werden sollen. Dieses von Kanton und Gemeindeverband lancierte «Massnahmenportfolio zugunsten der nachhaltigen Entwicklung» ist in 17 Themenbereiche unterteilt, die den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 der UNO entsprechen. Das Portfolio ist so aufgebaut, dass darin jede grosse sowie jede noch so kleine Gemeinde Massnahmen findet, die ihren Bedürfnissen und Ressourcen entsprechen. Eine Aktion im Themenbereich «Klimawandel: Minderung und Anpassung» wäre beispielsweise das Anpflanzen von einheimischen Hecken.

In der Schweiz sind über 700 Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Deshalb lancierte Info Flora, das Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora, mit 420 Helferinnen und Helfern ein nationales Projekt: Zwischen 2010 und 2016 besuchten die Ehrenamtlichen über 8000 bekannte Fundstellen der gefährdetsten Pflanzenarten der Schweiz. Forschende der Universität Bern analysierten die Ergebnisse. Sie sind alarmierend: 27 Prozent der 8024 überprüften Populationen waren verschwunden. Sehr stark gefährdete Arten verloren sogar 40 Prozent ihrer Populationen. Stefan Eggenberg, Leiter von Info Flora, erläutert: «Die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen eignet sich ideal, um den Zustand gefährdeter Arten eines Landes genauestens abzubilden, Muster zu erkennen und gezielten Handlungsbedarf aufzudecken.»

urs.tester@pronatura.ch

marie-amélie.dupraz-ardiot@fr.ch

info@infoflora.ch

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