Whisper | Szene
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n Großbritannien hat die Auszeichnung Oddest Title of the Year seit beinahe 40 Jahren Kultstatus; 2011 hat der Berlin Verlag in Zusammenarbeit mit BuchMarkt zum letzten Mal auf der Frankfurter Buchmesse den „Kuriosesten Buchtitel“ gekürt. Dann war Sendepause – bis die Buchcommunity „Was liest Du?“, die von der Mayerschen Buchhandlung betrieben wird, die Idee, einmal im Jahr den Ungewöhnlichsten Buchtitel des Jahres auszuzeichnen, wieder hat aufleben lassen: Zur kommenden Leipziger Buchmesse soll der Titel zum zweiten Mal gesucht und prämiert werden. Im Vorjahr konnte sich „Das Mädchen mit dem Rohr im Ohr und der Junge mit dem Löffel im Hals“ von Volker Strübing (Voland & Quist) knapp gegen „Du kannst alles schaffen, wovon du träumst. Es sei denn, es ist zu schwierig“ (Patrick Salmen & Quichotte) und „Woran du erkennst, dass deine Katze deinen Tod plant“ (The Oatmeal) durchsetzen. Bis zum 3. Februar können Sie noch unter www.wasliestdu.de Vorschläge einreichen; anschließend wird die Longlist bekanntgegeben, über die bis 16. Februar abgestimmt wird. Die Auszeichnung wird am Buchmesse-Samstag übergeben.
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Klatsch & Tratsch
Christian von Zittwitz cvz@buchmarkt.de
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nd noch einmal Leipzig: Libri testet mit einigen Buchhandlungen im Umfeld von Hamburg neue und vor allem kleinere Tolino-Verkaufsmöbel, die in Leipzig dann am Libri-Messestand zu sehen sein sollen. Dort will Libri aber auch die nächste Stufe seiner Tolino-Kampagne zünden – Zielgruppe sind dann die Leser, bei denen das Konzept aktiv beworben werden soll. Es soll eine MesseGutschein-Aktion geben, die in die Online-Shops der LibriPartner führt.
tichwort Leipzig: An dieser Stelle hatte ich nfang Januar habe ich übrigens auf der Nordim Dezember-Heft stilmesse das Gerücht schon einmal berichtet, dass die Devotionaliensammlung gehört, die Düsseldorfer Vivanmeines Freundes Lutz Leti werde künftig ihre Zelte in wejohann aus fast 50 Jahren Dortmund aufschlagen – dort Urban & GrayBuchhandelsmarketing unalso, wo die Geschenkemesse Messestand: Lifestyle für Innowa angesichts des neuen ter der Obhut der Leipziger Männer von Coppenrath Buchwissenschaftler um Prof. Düsseldorfer Messeangebots vorher ihre Segel streichen Siegfried Lokatis vorerst in musste. Und ich habe am Grimma eine feste Bleibe gefunden hat. Coppenrath-Stand mit Urban & Gray (s. Foto) Das war dann auch Anlass für Olaf Schmidt, auch eine mir bis dato unbekannte Verlagsmarke im Leipziger Stadtmagazin Kreuzer dem neu- entdeckt, die mich irgendwie an GU erinnert. en „Wallfahrtsort für Büchernarren“ einen gro- Jetzt weiß ich: Unter diesem „urbanen“ Label ßen Bericht zu widmen. Kreuzer-Redakteur hat Coppenrath weiter diversifiziert und bietet Schmidt kennt sich übrigens in der Buchszene hier alles an, was „Mann braucht“ und auch kaugut aus und wäre beinahe Bestsellerautor ge- fen soll. Im Münsteraner Verlag sieht man diese worden, hat aber seinem Erstling Friesenblut Parallele allerdings überhaupt nicht, ganz im Ge(2006 bei Eichborn erschienen) keinen weite- genteil, wie mir Verlagsleiter Wolfgang Foerster ren Roman mehr folgen lassen. Den hatte ich erklärt: „Wir sind näher an ,urban outfitters‘ und damals wirklich mit Vergnügen gelesen. Die anderen Lifestyle-Marken. Bei ,Urban & Gray‘ bekommt man Lifestyle-Geschenke für Männer, Messeausgabe will das Stadtmagazin übrigens mit Fundstücken aus der Sammlung garnie- denen kann man nicht mit Marken wie ,Landliebe‘ ren; ich hätte mit der fröhlichen Festschrift für kommen kann.“ Rudolf Frankl, die ihm das dtv-Lektorat zu dessen 65. Geburtstag hat drucken lassen (s. eim Stichwort „Verlagsmarken“ fällt mir dazu S. 135), schon ein weiteres Sammlerstück der langjährige GU-Geschäftsführer Gebeizusteuern, habe dafür schon ein zweites org Kessler ein, der danach (von der Exemplar geordert. Branche weitgehend unbeobachtet) über das
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BuchMarkt Februar 2015
Thema Der Buchverlag als Marke promoviert hat (die Arbeit liegt in der Reihe „Buchwissenschaftliche Beiträge“ bei Harrassowitz vor). Jürgen Brandt, der seit Oktober Geschäftsführer des ZS Verlags ist, hat ihn offensichtlich genau wegen dieses Themas „als Berater und Sparringspartner in der Definition der zukünftigen Geschäftsfelder und auch für die künftige Ausrichtung der Marke“ angeheuert. Mit dem jetzt wohl endgültigen Ausscheiden von Verlagsgründer Friedrich-Karl Sandmann, der seine Beratertätigkeit jetzt (nach meinen Infos früher als eigentlich verabredet) niedergelegt hat, soll künftig auch jeder Hinweis auf den alten Verlagsnamen Zabert Sandmann aufgegeben werden; künftig agiert der Verlag nur noch unter der Marke ZS – und Kessler bringt dabei nicht nur seine GU-Erfahrung, sondern auch seine im Rahmen der Promotion vertieften Kenntnisse in der Markenführung eines Buchverlages ein. Nicht zu übersehen, dass Brandt für die Edel AG mit dem ZS-Team ehrgeizige Ziele hat, die bis Mitte Februar bei einem Verlagsworkshop mit Dr. Georg Kessler auf einer Hütte in den bayrischen Bergen feingeschliffen und verabschiedet werden sollen. Ach ja, noch ein Gerücht: Zum künftigen Team soll dann wohl auch Christine Kluge als Verlagsleiterin gehören, die bei GU bislang noch Stellvertreterin ist.
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pannend wird, was sich in Österreich tut: Auch Hannes Steiner hat mit der von Red Bull finanzierten Verlagsgruppe Benevento einiges vor, wie ich auf S. 7 bei uns im Heft lese. Er hat als Creativ-Direktor einen alten Bekannten angeheuert, der ein gerüttelt Maß an Verlagserfahrung mitbringt: Peter Feierabend hatte zuletzt (gemeinsam mit Max Erbe und Detlev Schaper) einen Verlag in Berlin, wo er die Erfahrungen aus seiner Zusammenarbeit mit Benedikt Taschen und an der Seite von Ludwig Könemann einbringen konnte. Irgendwann müssen wir mal die Gründerjahre der „Kölner Szene“ um Taschen/Könemann beschreiben, in der (u.v.a.) etwa auch Ralf Daab oder Lutz Billstein ihre Erfahrungen gesammelt haben. Auch Herbert Ullmann hatte, wenn ich mich recht erinnere, auch mal ein kleines Intermezzo bei Taschen. Der plant seinen 1.000 Places-Erfolg bei Vista Point zu einer Reihe auszubauen; Hejo Emons hat’s mit der super erfolgreichen 111-Reihe vorgemacht.
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erzeit kleiner Aufreger unter den Thalia-Rentnern: Die Tradition, auch die aus Altersgründen ausgeschiedenen Mitarbeiter weiter mit einem Rabatt-Ausweis für die Läden der Gruppe zu versorgen, wird eingestellt: Sie erhalten künftig nur noch einmalig einen solchen Ausweis – „nach Ablauf des Gültigkeitszeitraumes“ werden keine mehr ausgestellt.