2018-05; Germany, Selected by Wempe

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SAFETY

DELUXE Das Unternehmen Buben & Zörweg baut in Ölbronn bei Pforzheim Hochsicherheits-Safes, die zu den schönsten der Welt gehören. Eine brillante Verbindung von traditionellem Kunsthandwerk mit innovativer Technik.

Der Vater des Erfolgs ist Chefdesigner Eberhard Hagmann. Er kreiert Meisterwerke wie den High-End-Safe ORION aus blauem italienischeN Nappaleder mit Perlmutteinlagen im Griff.

Text Martin Frass

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foto Christian Kain

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s ist einer dieser Momente, in denen man seinem Navi misstraut. Es hat uns durch dünn besiedeltes Gebiet und idyllische Landschaften nach Ölbronn geführt, in ein Örtchen in Baden-Württemberg mit gerade mal 1600 Einwohnern. Wir stehen vor einem typischen Schulgebäude aus den Siebzigerjahren – zweckmäßig, schmucklos, kastenartig. Dabei sind wir eigentlich auf der Suche nach einem Unternehmen, das von den Business­ b eratern Ernst & Young unter die Top 20 der deutschen Luxusmarken gewählt wurde. In bester Gesellschaft mit Firmen­ legenden wie Porsche, Leica, Montblanc und A. Lange & Söhne. Wir haben einen Termin bei dem Unternehmen, das 2017 mit dem renom­ mierten German Brand Award ausgezeichnet wurde und Highend-Tresore, Uhrenbeweger, Tourbillon-Uhren und seit fünf Jahren auch die begehrte Armband­uhr „One – Perpetual Calendar“ fertigt. Daniel Zörweg, einer der Chefs, kommt höchstpersönlich aus dem Gebäude und erlöst uns aus der Ratlosigkeit. Wir sind nicht die ersten Besucher, die er erst mal überzeugen muss, dass hier tatsächlich die Manufaktur von Buben & Zörweg beheimatet ist. Später werden wir erfahren, dass sich das Unternehmen das Gebäude mit einer Schule teilt – und dies eine durchaus symbolträchtige Symbiose ist. Denn zu den Kernqualitäten von Buben & Zörweg gehören eine gleichsam kindliche wie verspielte Leichtigkeit, das Ausloten der Grenzen und auch das Bestreben, ständig dazuzulernen. Aber erst einmal macht uns Daniel Zörweg einen Espresso. Eigenhändig. „Wir sind wie eine große Familie, es gibt bei uns keine Hierarchien“, sagt er. Wir glauben es ihm sofort. Der 43-Jährige gibt einen kurzen Einblick in die Firmengeschichte. Er tut das mit einem charmanten österreichischen Beiklang. Denn geboren ist er in Gröbming, in der Steiermark. Dort, am Hauptsitz des Unternehmens, beginnen sein Bruder Christian und dessen Jugendfreund Harald Buben nach einem Australien-Trip Anfang der Neunzigerjahre, Opale von Down Under nach Europa zu verkaufen. Ihr erfolgreiches Debüt in der Schmuckbranche bringt die beiden auf die Idee, Uhrenbeweger zu fertigen. Nicht irgendwelche, sondern die luxuriösesten auf dem Markt. Auch das gelingt. 1995 gründen sie das Unternehmen Buben & Zörweg. 2005 kommt die Fertigung von Wand- und Tischuhren hinzu. Und seit 2008 entwerfen sie auch Luxussafes, die gleichzeitig markante Möbelstücke sind. „Objects of Time“, so lautet die offizielle Bezeichnung. Denn fast immer ist eine im Atelier von Buben & Zörweg gefertigte Uhr ins Design integriert, zudem gehören Uhrenbeweger zur Basisausstattung. Zeitobjekte sind es auch, weil sie Generationen überdauern können, also quasi für die Ewigkeit gemacht sind. Eberhard Hagmann

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heißt der Mann, der sie designt. Er ist auch ver­ antwortlich dafür, dass Buben & Zörweg 2010 an seinem Wohnort in Ölbronn-Dürrn eine Ma­ nufaktur gründete. „Ein naheliegender Schritt,“ sagt der 67-Jährige, „denn es gibt hier im Umkreis von 40 Kilometern sowohl Glas- als auch Autoin­dus­ trie mit ihren Zu­lieferern aus Branchen wie der Leder­verarbeitung.“ Die Gegend ist historisch vor­ gezeichnet. Denn das zehn Kilo­meter entfernte Pforzheim trägt den Bei­namen „Goldstadt“, da Markgraf Friedrich von Baden dort bereits 1767 die Schmuck- und Uhren­ industrie begrün­dete. Hand­werkliches Know-how hat Tra­ dition in dieser Region. „Wir suchen uns die Perfektionisten all dieser Hand­werks­künste und vereinen ihre Fähigkeiten in unseren Produkten“, sagt Eberhard Hagmann. Für Spitzenmodelle muss man schon mal einen Betrag investieren, für den sich an­dere ein Luxus-SUV kaufen. Nehmen wir das Modell „Private Museum“. Der Name der Hochsicherheitsvitrine ist Programm: Das Innere wird an der Frontseite von einer 2,2 Zentimeter dicken Pan­ zer­glasscheibe geschützt. Die ist schusssicher und wahl­ weise kristallklar oder mit einer Verspiegelung ver­ sehen, die sich auf Knopf­ druck auflöst.

Die Räume SIND EHEMALIGE KLASSENZIMMER. Für einen Qualitätsstandard auf Spitzenlevel arbeiten hier unterschiedliche Gewerke eng zusammen.

Daniel Zörweg ist einer der Firmenchefs und leitet die Manufaktur in Ölbronn. Wichtig sind ihm ein möglichst hoher Anteil an Handarbeit und Perfektion bis ins Detail.

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Bei einer Politur der bis zu 14 Schichten Lack per Hand bekommen die Meisterwerke ihren edlen Glanz.

Die Scheibe kann nach unten gefahren werden, damit der Inhalt direkt präsentiert werden kann. Ein Laser­ vorhang schützt auch im offenen Zustand Ge­mälde, Vasen, Uhren oder andere Preziosen vor einem un­ erlaubten Zugriff. Der Schutzstandard mit bio­ me­ trischem Finger-Scan ist höher als in so manchem TopMuseum. Dazu kommen Premium-Ausstat­tungs­details wie feinstes Nappaleder, feuerfeste Isolierung, LEDBe­ leuchtung und ein 2500-Watt-Hi-Fi-System, das die Prä­s entation musikalisch unterstützt. Und es gibt sogar ein Geheimfach. „Ein asiatischer Kunde wollte das gesamte ‚Private Museum� als Humidor“, erzählt Eberhard Hagmann. Ein Wunsch, der ihm gerne erfüllt wurde. Denn genau diese Individualisierung zeichnet Buben & Zörweg aus. Der Kunde darf und soll sein Safe-Objekt selbst mitgestalten. Und fast alles ist möglich. Wie etwa ein integrierter Weinkühlschrank, spezielle Einsätze für Autoschlüssel und Schreibgeräte oder ein Drehteller zur Prä­s entation von Kunst. „Ich möchte Sicherheit und Wertigkeit fühlbar machen“, sagt Hagmann. „Zum Beispiel, indem ich ganz bewusst Metalle zeige oder indem sich die Tür dramatisch langsam öffnet.“ Das Öffnen des Safes ist in der Tat eine kleine Show, be­ gleitet von einer Licht- und Soundinszenierung. Besonders beeindruckend ist das Spektakel beim Modell „X-007 Inbuilt“. Die Ziffernfolge 007 im Namen ist kein Zufall. Dieses Meisterwerk vereint Innovation und Perfektion mit einer Prise augenzwinkernder Extravaganz. In geschlossenem

Mitarbeiter Maximilian Wenz ist bei Buben & Zörweg zuständig für das Qualitätsmanagement der Kollektions-Highlights. Hier prüft er die in den Safe integrierten Uhrenbeweger.

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Zu­ stand gleicht es einem Kunstobjekt, einem schwarzen Mono­lith mit handpoliertem Edelstahl. Nur Eingeweihte wissen, dass es sich um einen Safe handelt, der auf Knopf­druck langsam aus der Tiefe emporfährt. „Es gibt bei uns keine Denkverbote, wir wollen mit unserem Design die hohen Erwartungen der Kunden sogar noch über­treffen“, sagt Eberhard Hagmann. Die ideale Voraus­setzung dafür, dass kühne Ideen zu edlen Klassikern werden. Die Basis dafür, dass auch anspruchsvollste Lösun­gen umgesetzt werden können, ist die Manufaktur, durch die uns Daniel Zörweg nun führt. Während sein Bruder Christian und Harald Buben den inter­natio­nalen Auftritt des Unternehmens mit sieben eigenen Boutiquen, 25 In-Shop-Lounges und Präsenz in über 100 Ländern steuern, kümmert er sich vor­rangig um die Produktion. Aus anfänglich fünf sind inzwischen 22 Mitarbeiter geworden, die sich in den ehe­maligen Klassenzimmern Bestnoten in ihrem Hand­werk ver­ dienen. „Wir haben hier die unter­ s chied­ l ichsten Gewerke“, sagt Daniel Zörweg. „Es gibt Mechatroniker, Schlosser, Schreiner­meister, Fein­mechaniker, Kommuni­ kations­elek­tro­niker und Goldschmiede, um nur einige zu nennen.“ Zudem arbei­tet das Unter­nehmen mit 30 Partnern zu­s ammen. Viele davon beliefern auch die Auto­industrie im 50 Kilometer ent­ fernten Stuttgart. Zur Philosophie von Buben & Zörweg gehört es, den Anteil der Handarbeit hoch zu halten und möglichst wenig standardisierte Bauteile zu verwenden. Besonders faszinierend ist die Verbin­ dung von traditionellem Handwerk mit inno­vativer Technik. Der kompromisslose Highend-Anspruch lässt sich bis ins Detail eines jeden Objekts nachverfolgen. Sogar die Ver­schluss­b olzen sind hochglanzpoliert. Jede Schraube trägt das Firmenlogo. Bis zu 14 Schichten Lack werden auf die Sicht­flächen auf­getragen. Und in die Griffe sind oft Perlmutt und Brillanten integriert. Mit ihrem An­spruch und ihrem Port­folio passt die Manufaktur Buben & Zörweg ideal ins Umfeld eines Juweliers. „Deshalb ist das Unternehmen Wempe für uns der perfekte Partner“, sagt Daniel Zörweg. „Es gibt seit 2003 eine enge Kooperation. Und auch die Firmen­kulturen ergänzen sich perfekt, da wir beide Familien­ betriebe sind.“ Für Wempe-Kunden hat die Zu­sammen­arbeit mit Buben & Zörweg den Vorteil, dass sie ihre Uhren und Schmuckstücke in bester Verwahrung wissen. Chefdesigner Hagmann ist der Zeit aber wieder einen Schritt voraus. Er arbeitet an Modellen mit Hologrammen und Projektionen. „Damit werden wir in naher Zukunft die Wirklichkeit ergänzen“, sagt er. So schützen die Objekte von Buben & Zörweg nicht nur wertvolle Kunst – sie werden selbst immer mehr zu Kunstwerken. 


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