Bayreuther sonntagszeitung vom 09 06 2013

Page 12

12

09. Juni 2013

Im Blickpunkt: Rund um den Luitpoldplatz

Bayreuther Sonntagszeitung

Der Luitpoldplatz: Seit jeher eine Flaniermeile

Bebauung seit der Markgrafenzeit – Pläne zur Neugestaltung bekommen neue Aktualität BAYREUTH. Der Luitpoldplatz im Herzen der Stadt Bayreuth verfügt über eine reiche Historie. Benannt ist der Platz nach Prinzregent Luitpold von Bayern (1821-1912). Die heutige Bezeichnung hatte der Platz von 1889 bis 1935 und wieder seit Kriegsende 1945. Bis 1889 hieß der Platz genauso wie die heutige Bahnhofstraße „Jägerstraße“, benannt nach dem früheren Markgräflichen Jägerhaus, das an der heutigen Abzweigung der Tunnelstraße von der Bahnhofstraße stand. In der Zeit des Nationalsozialismus hieß der Platz vorübergehend „Hans-SchemmPlatz“. Namenspatron Hans Schemm war NSDAP-Gauleiter der Bayerischen Ostmark und kam 1935 bei einem Flugzeugabsturz am Flugplatz Laineck ums Leben. Ursprünglich war zwischen dem Mühlkanal und dem Hauptarm des Roten Mains keine Bebauung, dort erstreckte sich die „Herrenwiese“. Jenseits der Auen stand als Pendant zum Alten Schloss die in den Jahren 1738/39 im Bereich des heutigen Kolpinghauses erbaute Mainkaserne. Markgraf Friedrich ließ die Jägerstraße schließlich als kleine Allee mit drei Baumreihen gestalten. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden dort vornehme

Gebäude wie das Layritz-Haus oder das prachtvolle ReitzensteinPalais errichtet. Am heutigen Luitpoldplatz entstand zunehmend die Flaniermeile von Bayreuth. Im 19. Jahrhundert wurde auf der Richtung Bahnhof gesehen rechten Seite des Luitpoldplatzes mit der Errichtung der sogenannten „Wölfelsbauten“ begonnen. In der Nazizeit wurde der Platz für Aufmärsche verwendet, dort entstanden auch zwei neue Bauten im Stile der Zeit, das „Stenohaus“ und das „Haus der deutschen Erziehung“ (das heutige E.ON-Gebäude) mit der sogenannten „Weihehalle“. Bei den Fliegerangriffen im April 1945 wurden der Luitpoldplatz und seine Umgebung stark zerstört. Nach dem Krieg brachte der Bau des Neuen Rathauses, mit dem Abriss des Reitzenstein-Palais, einen weiteren prägenden Eingriff in das bauliche Ensemble am Luitpoldplatz. Pläne für die Zukunft Die Neugestaltung der Bayreuther Fußgängerzone ist zum großen Teil abgeschlossen. Doch die Innenstadt wird ihr Gesicht weiter verändern. Der Bereich der Opernstraße mit dem als „Canale Grande“ wieder geöffneten Mühlbach, den Schlossterrassen und dem La-Spe-

Zwei Gesichter am Luitpoldplatz: Pulsierendes Leben zur Mittagszeit ....

...Städtebauliches Ensemble zum Erholen. zia-Platz wird allgemein als städtebaulich sehr geglückte Neugestaltung eines Teils der Bayreuther Innenstadt bezeichnet.

K urzmeldung VR-Bank wird 120 Die VR-Bank Bayreuth feiert heuer 120-jähriges Bestehen. Entstanden ist das Geldinstitut durch Fusionen der Volksbank Bayreuth mit den Raiffeisenbanken des Landkreises Bayreuth. 2009 wurde die neue Hauptgeschäftsstelle am Hohenzollernring eingeweiht. Durch den Umbau flossen 7.556.000 Euro in die heimische Wirtschaft. Am Hohenzollernring sind 120 Mitarbeiter beschäftigt, in 22 Filialen sind es zusammen insgesamt 217 Mitarbeiter und 14 Auszubildende. Trotz Staatsschuldenkrise verzeichnen die VRBanken weiterhin Wachstumskurs. Im vergangenen Geschäftsjahr stieg sowohl Bilanzsumme, Kundeneinlagen und Kreditvolumen erneut an. Als regionale Genossenschaftsbank fördert die VR-Bank Bayreuth kulturelles, soziales und sportliches Geschehen in der Region. Im letzten Jahr wurden mehr als 136.000 Euro ausgeschüttet.

In Zukunft sollen auch der anschließende Luitpoldplatz, der Annecyplatz und die Bahnhofstraße eine neue Gestaltung erfahren. Hierzu existieren seit dem Jahr 2009 drei Entwurfsvorschläge der Architektengemeinschaft AGS aus München. Gemeinsam ist den Vorschlägen – ähnlich wie in der Fußgängerzone – ein Einsatz des Gestaltungselements Wasser. Dafür soll die Mainüberdachung am Annecyplatz

Fotos: Gabriele Munzert zurückgenommen und der Platz sowie der Uferbereich zum Roten Main grundlegend neu gestaltet werden. Die erste von Planerin Ulrike Färber gefertigte Entwurfsvariante sieht am Luitpoldplatz die Anlegung eines „Luitpoldkanals“ mit steinerner Böschung vor, der aus dem Mühlkanal mit Wasser gespeist wird. Am östlichen Rand des Luitpoldplatzes entlang des Wölfelblocks sollen die „Wölfel-Promenaden“ entstehen. Die Fahrspur

am Luitpoldplatz würde zwölf Meter breit bemessen. Charakteristisch an der Variante ist das Konzept der „fliegenden Dächer“. Eines dieser Dächer soll große Teile des Rathausvorplatzes überspannen. Das zweite Dach soll am Annecyplatz entstehen. Bei dieser Variante wird die Mainüberdachung nur geringfügig zurückgebaut. Der bisherige Parkplatz im östlichen Bereich der Mainüberdachung soll als Grünfläche umgestaltet werden. Ersatzparkplätze könnten entlang des Kolpinghauses entstehen. Das dritte „fliegende Dach“ schließlich wäre für den Bahnhofsvorplatz vorgesehen. In der Mitte der Bahnhofstraße könnte eine schmale Verkehrsinsel mit einer Fahnenreihe entstehen, was den Straßenraum besser gliedern würde. Die zweite Entwurfsvariante ist durch vier große Leuchtstelen am Luitpoldplatz, Rathausvorplatz, Annecyplatz und Bahnhofsvorplatz gekennzeichnet. In der Mitte des Luitpoldplatzes ist innerhalb einer Baumallee ein Flanierbereich angedacht, entlang dessen auch kleine Kioske aufgestellt werden könnten. Am Rathausvorplatz sowie am Vorplatz des Bahnhofs würden verschieden dimensionierte Wasserflächen entstehen. Die Mainüberdachung am Annecyplatz würde bei dieser Variante deutlich zurückgebaut und das Ufer zum Fluss hin terrassenartig gestaltet. Auch die Flutmulde müsste hierfür umgestaltet werden. Bei der dritten Variante schließlich würde am Luitpoldplatz das Wasser in größer dimensionierten Wasserflächen und mit einem eingebauten Schaufelrad „wirklich erlebbar“ werden. Es würde eine direkte Wasserverbindung zwischen dem Mühlkanal und dem Roten Main geschaffen. Der Rathausvorplatz würde zu einer „begrünten Stadtloggia“. Geplant wäre in dem Fall ferner, die Mainüberdachung am Annecyplatz vollständig zurückzunehmen. Es bliebe nur noch eine Brücke. Hinsichtlich der Gestaltung dieser Brücke existiert auch bereits ein vor einiger Zeit eingebrachter Vorschlag der beiden CSU-Stadträte Stefan Specht und Bruno Hauck zur weitgehenden Wiedererrichtung der früheren, historischen Ludwigsbrücke, die Ende der 1960er Jahre im Zuge der damaligen Neugestaltung der Innenstadt und der Errichtung des Stadtkernrings abgerissen worden war. Der Bereich am Roten Main könnte entlang der Ufermauer parkähnlich gestaltet werden. Am Bahnhofsvorplatz sollte gemäß der dritten Planungsvariante ein „Bahnhofsbalkon“ mit Baumpflanzungen entstehen. Laut Planerin Ulrike Färber sind alle vorgestellten Planungen abschnittsweise realisierbar und einzelne Gestaltungselemente könnten auch untereinander kombiniert werden. Neugestaltung wieder aktuell Wie die Pressestelle des Rathauses auf Nachfrage der Bayreuther Sonntagszeitung mitteilte, werden die Pläne für den Luitpold- und Annecyplatz nun aber indirekt wieder aktuell, da im Rathausumfeld eine Aufwertung geschehen soll und in die vorbereitenden Untersuchungen, die vorab anstehen, eben auch diese beiden Plätze mit einbezogen werden sollen. Das Stadtplanungsamt wartet nun auf die Genehmigung des Haushalts. Dann wird man einen Antrag auf Förderungen stellen. Wenn alles so läuft wie gedacht, soll im Sommer ein Büro mit den vorbereitenden Untersuchungen beauftragt werden. rs


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.