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Der Biathlon-Stützpunkt Ostschweiz und sein Trainer

Verbandsübergreifender Karriereschliff

Mehr als 30 Athletinnen und Athleten profitieren im BiathlonStützpunkt Ostschweiz in Lantsch/Lenz von den hervorragenden Bedingungen. Unter ihnen befinden sich auch zahlreiche Bündnerinnen und Bündner. Ein umfassendes Training unter der Obhut eines ehemaligen Weltklasse-Sportlers soll ihnen den Weg an die nationale oder gar internationale Spitze ebnen. Trainingszelle Mittelbünden als Starthilfe Das erste Training des Biathlon Stützpunkt Ostschweiz (BSO) fand im Sommer 2015 statt. Die Trainingszelle Mittelbünden diente bis zur Gründung des Vereins Biathlon Stützpunkt Ostschweiz im Januar dieses Jahres als Starthilfe. Finanziert wird der BSO über die Sockelbeiträge der Regionalverbände, die Stiftung Passion Schneesport, die Biathlon Arena Lenzerheide AG, die kantonalen Sportämter (Sportfonds und J+S), Sponsoring und die Athletenbeiträge. «Diese versuchen wir so gering wie möglich zu halten», sagt Carola Hartweg.

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Aktuell trainieren im Biathlon-Stützpunkt Ostschweiz (BSO) in Lantsch/Lenz 33 Athletinnen und Athleten aus den Regionalverbänden BSV (Graubünden/10), OSSV (Ostschweiz/6), SSW (Sarganserland-Walensee/1), ZSV (Zürich/13), SVAL (Ski Valais/1) und dem Liechtensteiner Skiverband (2). Sie sind in drei Teams unterteilt: die Trainingsgruppe 1 (9), die Trainingsgruppe 2 (20) und jene, die individuell an sich arbeiten (4).

Gefördert und gefordert werden die BSO-Angehörigen während ihren Einheiten in der Biathlon Arena Lenzerheide, welche über eine Top-Infrastruktur verfügt, vom früheren Weltklasse-Biathleten Michael Greis (siehe Text auf der gegenüberliegenden Seite). Der Deutsche, im Trainerbusiness ein Neuling, ersetzte im vergangenen Spätfrühling seinen erfahrenen Landsmann Manfred Geyer. «Die Motivation im gesamten Team ist riesig», freut sich BSO-Präsidentin Carola Hartweg. «Für die Sportlerinnen und Sportler ist es sicherlich speziell, mit einem Olympiasieger zusammenzuarbeiten.»

Die Bündnerinnen und Bündner im BSO

Severin Dietrich Sarsura Zernez Till Wiestner Trin Gian-Fadri Jäger Bual Lantsch Gian-Marc Perren Davos Laurin Fravi Bual Lantsch Lea Meier Davos Désirée Schmed Davos Sören Völckers Bual Lantsch Melina Willi Bual Lantsch Larina Fravi Bual Lantsch

16 Athletinnen und Athleten des Biathlon-Stützpunkt Ostschweiz zusammen mit den Trainern und Initiantin Carola Hartweg (ganz rechts). Bild: zVg.

Dreiköpfiges Kernteam Die Trainings finden jeweils am Mittwochnachmittag und samstags statt. Zusätzlich auf dem Programm stehen regelmässig Trainingswochenenden und individuelle Übungseinheiten über die ganze Woche verteilt sowie im Sommer und Herbst je ein Trainingslager im benachbarten Ausland. Neben Cheftrainer Michael Greis kümmern sich primär der Sportliche Leiter Ivan Lechthaler und der Athletiktrainer Ralf Frigg um die Jugendlichen im Alter von 14 bis 22 Jahren. Bei Bedarf werden Trainer aus den Regionalverbänden aufgeboten und kann auf die Unterstützung des ehemaligen Langlaufprofis Gion-Andrea Bundi gezählt werden. «Unser Ziel ist es einerseits, die älteren Challenger-Jahrgänge gezielt auf den Übergang auf das Kleinkaliberschiessen zu schulen, anderseits aber auch die Handlungsabläufe bei den bereits mit dem Kleinkalibergewehr vertrauten Biathletinnen und Biathleten durchgezieltes Komplextraining zu verbessern», erklärt Ivan Lechthaler. Zusätzlich zur Schiessausbildung wird regelmässig auch ein spezifisches Technik- und Konditionstraining angeboten. Neben den speziellen Einheiten in der attraktiven Biathlon Arena Lenzerheide feilen die talentierten Sportlerinnen und Sportler in ihren Clubs unverändert an den langläuferischen Fähigkeiten.

Mit dem Deutschen Michael Greis trainiert seit dem vergangenen Spätfrühling ein mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister den Schweizer Nachwuchs im Biathlon-Stützpunkt Ostschweiz. Das Engagement in Lantsch/Lenz ist gleichbedeutend mit der Lancierung seiner Trainerlaufbahn. Dies dreieinhalb Jahre nach Beendigung der eindrücklichen Sportkarriere.

Michael Greis gewann in seiner Karriere alles, was man gewinnen kann. Als besonders goldig erwies sich der Winter 2005/2006. In Turin wurde er gleich dreimal Olympiasieger: im Massenstartrennen über 15 Kilometer, im Einzelwettkampf über 20 Kilometer und in der Staffel. Überdies konnte er sich im jener Saison als Gewinner des Einzel- (wie auch 2004/2005 und 2008/2009), des Sprintund des Gesamtweltcups feiern lassen, wurde zu Deutschlands Sportler des Jahres gekürt und erreichte in der Wahl von Europas Sportler des Jahres den dritten Rang. Zusätzlich beinhaltet sein eindrückliches Palmarès zwölf WM-Medaillen: je drei goldene und silberne sowie sechs bronzene. Auch diese sicherte sich der mittlerweile 40-Jährige über alle Disziplinen verteilt. bei», sagt er, «strebte ich nicht unbedingt eine Trainerkarriere an». Letztlich sei Michael Hartweg, der Initiator des Projektes Biathlon Arena Lenzerheide, ausschlaggebend für sein Engagement gewesen. «Er überzeugte mich durch seine visionäre Einstellung und Leidenschaft, die er für den Biathlonsport in der Schweiz aufbringt.»

Langfristiges Ziel, kurzfristiges Denken Finanziert wird das 100-Prozent-Pensum von Michael Greis im Wesentlichen durch Sockelbeiträge der Regionalverbände, Sponsoren, Athletenbeiträge und die Nachwuchsförderung der Biathlon Arena Lenzerheide AG. Michael Greis’ direkte Ansprechpersonen sind Carola Hartweg, die Initiantin und Präsidentin des Biathlon-Stützpunkt Ostschweiz, sowie der Sportliche Leiter Ivan Lechthaler. Die Zusammenarbeit mit den beiden sowie den rund 30 Athletinnen und Athleten aus sechs Verbänden begann im vergangenen Mai. Im ersten gemeinsamen Training stand der gegenseitige Austausch im Vordergrund, inzwischen kennt Michael Greis seine Schützlinge schon ziemlich gut und arbeitet sukzessive an deren Stärken und Herausforderungen.

Wünschenswert wäre natürlich, wenn dereinst einige Sportlerinnen und Sportler vom Biathlon-Stützpunkt Ostschweiz in die Fussstapfen von Selina Gasparin und Benjamin Weger treten könnten. So weit denkt Michael Greis gegenwärtig nicht – «obwohl dies langfristig selbstverständlich mein Ziel ist». Wichtig im Moment sei die sportliche Entwicklung der einzelnen Athletinnen und Athleten. Diese dürften sich glücklich schätzen, vom immensen Erfahrungsschatz von einem der besten deutschen Biathleten der Geschichte profitieren zu können.

Fernsehexperte und Student Die glorreichen Tage von Turin liegen ziemlich genau in der Mitte von Michael Greis’ glanzvoller Karriere auf höchstem Niveau. Das Weltcup-Debüt gab er Ende Februar 2001 – und realisierte auf dieser Bühne nicht weniger als 21 Triumphe –, der Rücktritt vom Spitzensport erfolgte Anfang Dezember 2012. Vom Biathlonsport wendete er sich danach nicht vollends ab. Bei Weltcup-, Weltmeisterschafts- und Olympia-Rennen stand er beim Fernsehsender Eurosport als Experte im Einsatz. Gleichzeitig bildete er sich beruflich weiter und schloss unlängst mit der Bachelorarbeit sein Studium in International Management an der Hochschule im deutschen Ansbach ab.

Michael Greis entschied sich vorerst aber nicht für eine Tätigkeit in diesem Bereich. Er kehrte in den Biathlonsport zurück. Der Verlockung, sich in der neu erstellten Biathlon Arena Lenzerheide um den Schweizer Nachwuchs zu kümmern, konnte er nicht widerstehen. «Da

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