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ÜBER DIE STIFTUNG

Vom Esszimmer aus haben Dr. Brigitte und Ulrich Scheinert den Spanischen Turm immer vor Augen. Als sie 1996 in ihr Haus an der Rosenhöhe einzogen, bot er ihnen allerdings keinen erfreulichen Anblick. »Von Tag zu Tag verfiel er mehr«, erzählt die Frauenärztin. Um das marode Gebäude zu retten, wollte Investor Ulrich Scheinert es kaufen und instand setzen lassen. Das erste Gespräch darüber führte er 2004 mit Donatus Landgraf von Hessen, aber erst 2019 konnte der Erbpachtvertrag unterzeichnet werden.

Schon vor dem Erwerb des Spanischen Turms hatte das Ehepaar Scheinert die private BS-Kulturstiftung Darmstadt gegründet, um die Kunst und regionale Künstler zu fördern. Unter anderem ist jetzt acht Jahre lang das Preisgeld für den Wilhelm-Loth-Preis gesichert. Die Stifter sorgten dafür, dass die unansehnlich gewordene Skulptur »Die Unbesiegbaren« von Detlef Kraft auf dem Oberfeld durch eine Neufassung aus Bronze ersetzt, die Bronzeplastik »Krähe II« von Arie van Selm gekauft und der Stadt zum Geschenk gemacht wurde.

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Kurz nach Vertragsabschluss begannen die Abriss- und Bauarbeiten am Spanischen Turm. Firmen und Handwerker, denen im Corona-Lockdown die Aufträge weggebrochen waren, widmeten sich mit ganzer Kraft und großer Begeisterung der denkmalgerechten Restaurierung, die in erstaunlich kurzer Zeit gelang. »Wir waren wie eine Familie«, sagt Dr. Brigitte Scheinert. Zusammen mit dem Landschaftsgärtner legte sie die Gestaltung des Gartengrundstücks fest, wobei sich beide an historischen Vorlagen orientierten. Die Bestandsbäume – Eichen und Ahorn – bekamen Zuwachs durch Hainbuche, Blut- und Rotbuche, Eibe, Apfeldorn und Weißdorn.

Das Stifterehepaar plante von Anfang an, das 5500 Quadratmeter große Areal rund um den Turm in einen kostenlos zugänglichen Skulpturengarten zu verwandeln. Im Anschluss an die erste Ausstellung mit Werken von Wilhelm Loth folgte die Präsentation der Stelen (»Binome«) von Vera Röhm.

Investor Ulrich Scheinert hat ein Faible für historische Bauten, obwohl er beruflich fast nur mit Neubauprojekten zu tun hat. Er führt diese Sympathie darauf zurück, dass er in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus in Dieburg aufgewachsen ist und gerne bei den Instandhaltungsarbeiten geholfen hat. So bekam er schon in jungen Jahren ein Gefühl für alte Bausubstanz.

Nach seiner Ausbildung zum Drogisten in Darmstadt verwandelte er die Drogerie seiner Mutter in eine Parfümerie, um der Konkurrenz der großen Drogeriemärkte zu entgehen, merkte aber schnell, dass die besten Zeiten der inhabergeführten Geschäfte vorbei sind. Daraus zog er die Konsequenz und studierte Betriebswirtschaft in Heidelberg. Später wurde er Unternehmensberater in Frankfurt und gründete zusammen mit seinem Schwager, der ein Ingenieurbüro leitete, eine Investorengruppe, die in Darmstadt und Umgebung erfolgreich Immobilienprojekte realisiert.

Der Spanische Turm, inzwischen ausgestattet mit einer umweltfreundlichen Heizung, Möbeln aus Ulrich Scheinerts Elternhaus und Brigitte Scheinerts Arztpraxis, dient nun der Stiftung. Über die nächsten Ausstellungen wollen die Stifter »aus dem Bauch heraus« entscheiden – beim Fernwandern, ihrem gemeinsamen Ausdauersport. Dann sind die Gedanken frei dafür.

Plastik 25/73

Elkes Beine (1974)

Kunststoff, 102 x 77 x 21 cm

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