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DER FOTOGRAF RENÉ ANTONOFF
Wenn sich René Antonoff kurz vor Sonnenaufgang in Begleitung seiner Hasselblad auf den Weg zum Spanischen Turm macht, begegnet er nur einsamen Joggern und scheuen Hasen. Für seine Aufnahmen will er das beste Licht des Tages nutzen. Die magischen Momente, in denen Wolkengebirge, Parklandschaft und Gebäude zu einem perfekt ausgeleuchteten Gesamtbild verschmelzen, findet er im Sommer meist zwischen 4 und 5 Uhr früh. Auf Scheinwerfer oder Blitzlicht verzichtet er bewusst.
Seit 2019 dokumentiert der Fotograf, der für Magazine und Unternehmen im In- und Ausland tätig ist, die aufwändige Restaurierung des Spanischen Turms und die Ausstellungen im neu geschaffenen Skulpturengarten. Der heute 59 Jahre alte Darmstädter kennt den Turm seit Kindertagen. Als Schüler und später während seines Fotografiestudiums durchstreifte er öfter den Park Rosenhöhe, ohne das Gebäude groß zu beachten. Denn der Park war früher eine Wildnis, und der Turm versteckte sich hinter Bäumen und Gestrüpp.
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Jahrzehnte vergingen, und erst ab 2019 schenkte der Diplom-Fotograf, um viele Erfahrungen als Landschaftsfotograf, Gestalter journalistischer Porträts und Fotoessayes reicher, dem Turm und seiner 200 Jahre alten prächtigen Eiche die volle Aufmerksamkeit. Auslöser dafür war der Fotoauftrag eines Gartenmagazins. Vom Chefgärtner, der den Rundweg um den Turm neu anlegte, erfuhr er Details über das Bauprojekt und wollte dessen Geschichte als Einstieg für die geplante Fotoreportage verwenden. So kam der Stein ins Rollen, Antonoff lernte die beiden Investoren Dr. Brigitte und Ulrich
Scheinert kennen, fotografierte den Prozess der Sanierung, und bald war die Idee geboren, dem Turm einen prächtigen Bildband zu widmen.
Das vorliegende Buch profitiert von Antonoffs »Gartenpassion«, die ihren Anfang in seiner Kindheit in Darmstadt nahm. Für ihn und seinen Bruder waren der kleine Hausgarten in der Nähe des Alice-Hospitals und der Platanenhain nicht nur Abenteuerspielplätze, sondern auch Lernorte.
Seit den neunziger Jahren lebt und arbeitet der Darmstädter am Chiemsee, der von vielen Künstlern wegen seiner Lichtstimmung geschätzt wird. Dort lässt er sich gern von den Malern inspirieren, die mit ihren Staffeleien am Ufer stehen. Spannende Wetterkonstellationen findet Antonoff mit Hilfe einer App: Er sucht nach Momenten, in denen Sonnenschein den Regen ablöst oder Schneetreiben einsetzt. »Bei blauem Himmel und Sonne fahre ich nicht los«, erklärt der auf Landschaften und Porträts spezialisierte Diplom-Fotograf, »so was hat man schon hundertmal gesehen. Spannend ist das, was man nicht mehr wiederholen kann.«
Ein Jahr Zeit nahm er sich, um durch Deutschland zu reisen und für das Buch »Adels Gärten« von Astrid Gräfin Matuschka die Atmosphäre von Landschaftsgärten im Besitz adeliger Familien fotografisch einzufangen. Er hat die prächtigen Parks mehrmals und zu jeder Jahreszeit aufgesucht.
Mit der gleichen Akribie und Leidenschaft widmete sich Antonoff dem Spanischen Turm und wählte für dieses Buch seine traumschönsten Bilder aus. Es sind in gewisser Weise Märchenbilder.