Sperr, Klaus: Herschlag. Anstöße zu den Wochensprüchen des Kirchenjahres

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Klaus Sperr (OJC) Herzschlag.

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Klaus Sperr (OJC)

Herzschlag. Anstçße zu den Wochensprüchen des Kirchenjahres ial l r ase Mate B n s nne ützte u r – B gesch s i t tFon yrigh p Co


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de rial el abrufbar.

as Mate B n s nne ützte u r ch anders angegeben, folgender Die Bibelstellen wurden, snicht – Bsoweit e s g i t t entnommen: igh Fon Bibelübersetzung r y Lutherbibelo 1984 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart p C 2015 by Fontis – Brunnen Basel Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgçns Foto U1: Yurchyks, Sarunyu_foto/Shutterstock.com Foto U4: straga/Shutterstock.com Foto vordere Klappe: everst/Shutterstock.com Innen-Illustrationen: Gabriel Walther Media & Design, Berlin Satz: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel Druck: Freiburger Graphische Betriebe Printed in Germany ISBN 978-3-03848-040-2


Inhalt Hinführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einige Hinweise zu Beginn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Zu den Begrifflichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Der Weihnachtsfestkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vom 1. Advent bis zum letzten Sonntag nach Epiphanias . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

al sel ateri a B sM nkommt!. 1. Sonntag im Advent: Der Kçnig e n zte . . . . . . . . . . . . . . n t u ü r 2. Sonntag im Advent: Auf ch sehen . . . . . . . . . . . . sBefreier – B gden e s i t t den Weg bereiten . . . . . . . . . . . . 3. Sonntag im o Advent: Ihm F n yrigh 4. Sonntag im Advent: p Lebendige Vorfreude . . . . . . . . . . . . . Co

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Verheißung – Lebenserfüllung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Grundlegendes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Struktur und Aufbau der einzelnen Impulse. . . . . . . . . . . .

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Christfest und 1. Sonntag nach dem Christfest: Erfüllte

2. Sonntag nach dem Christfest: Christus, die Herrlichkeit Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Epiphanias: Es ist erschienen die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Sonntag nach Epiphanias: Unter einem offenen Himmel leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Sonntag nach Epiphanias: Befreit zur Freude. . . . . . . . . . .

41 44

3. Sonntag nach Epiphanias: Gemeinsam unter einem großen Horizont leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Sonntag nach Epiphanias: Der Herr der (Natur-)Mächte . .

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5. Sonntag nach Epiphanias: Im Wachsen oder Wuchern – Letzter Sonntag nach Epiphanias: Wer Jesus sieht, sieht klar . .

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Der Osterfestkreis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Von Septuagesimae bis Exaudi . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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al Sexagesimae: Gottes Wort lebendig werden sellassenat.e. r.i . . . . . . . a M nB Estomihi: Mit ihm gehen – dennWeg meines e tesLebens gehen . . . . z n t u erliegen. Invocavit: Dem Versucher Brnicht chü . . . . . . . . . . . . . . . . s – e s i eigenen tder t-g Wirklichkeit stellen . . . . . . . . . . Reminiscere: Sich Fon yrigh Oculi: Wem gilt mein p Augenmerk?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Co

61 64 67 70 73 76 79 82 85 88 91

Gott ist treu. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Septuagesimae: Nachfolge lebt von Gottes Barmherzigkeit . . . .

Laetare: Loslassen, um zu empfangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Judica: Die Hingabe des Einen für die Vielen. . . . . . . . . . . . . . Palmsonntag: Auf dem Weg zur Erhçhung. . . . . . . . . . . . . . . Ostersonntag: Dem Auferstandenen begegnen. . . . . . . . . . . . . Quasimodogeniti: Unter einem neuen Modus leben . . . . . . . . Misericordias Domini: Einen haben, der barmherzig auf mich

achtet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jubilate: Freude an der neuen Schçpfung. . . . . . . . . . . . . . . . . Cantate: Miteinander das Danklied der Erlçsten singen . . . . . . . Rogate: Mit Gott im Gespräch sein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exaudi: Auf Verheißungen hin leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Der Pfingstfestkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Von Pfingsten bis zum Ewigkeitssonntag . . . . . . . . . 110 Pfingsten: Die Kraft des Heiligen Geistes empfangen . . . . . . . . 111 Trinitatis: Im Drei-Einen zum Leben berufen. . . . . . . . . . . . . . 114 1. Sonntag nach Trinitatis: Gottes Boten Gehçr schenken . . . . 117 2. Sonntag nach Trinitatis: Er will uns bei sich haben . . . . . . . 120 3. Sonntag nach Trinitatis: Gesucht und gefunden . . . . . . . . . 123

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4. Sonntag nach Trinitatis: Als Getragene Lasten tragen . . . . . 126 5. Sonntag nach Trinitatis: Gottes Rufafolgen sel . . . t.e. r.i . . . . . . . 129

Ma

B z n hüt 7. Sonntag nach Trinitatis: vereint am Tisch BruGeschwisterlich c s – e s g i t des Herrn . .o. n ......h . .t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 ig F r y 8. Sonntag nach oTrinitatis: Zum Leben im Licht berufen . . . . . 138 p C 6. Sonntag nach Trinitatis: ImnZeichen en des tesNeuanfangs leben . 132

9. Sonntag nach Trinitatis: Gottes Gaben achten. . . . . . . . . . . 141 10. Sonntag nach Trinitatis: Gemeinsam mit Israel auf dem Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 11. Sonntag nach Trinitatis: Die Wirklichkeit sehen . . . . . . . . 147 12. Sonntag nach Trinitatis: Er hat alles wohlgemacht! . . . . . . 150 13. Sonntag nach Trinitatis: Christus im Nächsten sehen . . . . 153 14. Sonntag nach Trinitatis: Umkehren und danken . . . . . . . . 156 15. Sonntag nach Trinitatis: Versorgt leben . . . . . . . . . . . . . . 159 16. Sonntag nach Trinitatis: Zukunft über den Tod hinaus . . . 162 17. Sonntag nach Trinitatis: Glaube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 18. Sonntag nach Trinitatis: Die Freiheit erhalten. . . . . . . . . . 168

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19. Sonntag nach Trinitatis: Heil und Heilung. . . . . . . . . . . . 171 20. Sonntag nach Trinitatis: Ordnung, die guttut. . . . . . . . . . 174 21. Sonntag nach Trinitatis: Liebet eure Feinde . . . . . . . . . . . 177 22. Sonntag nach Trinitatis: Vergebung erbitten und gewähren 180 23. Sonntag nach Trinitatis: Christsein in dieser Welt. . . . . . . 183 24. Sonntag nach Trinitatis: Ewigkeit in der Vergänglichkeit . . 186 Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres: Gewçhn mein Herz an die Ewigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres: Alles wird offenbar. . . 192

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Letzter Sonntag des Kirchenjahres: Mit dem Kçnig unterwegs

nach Hause . . . . . . . . . . . . . . . . . . a . .s.e.l . . . . t.e. r.i . . . . . . . 195

Ma

n B tes e n n tz Literaturhinweise in Auswahl Bru s. c. .h.ü. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 – e Anmerkungeno. n . t. is ....h . .t-.g. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 g i F pyr Co

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Hinführung Die vorliegenden Texte zu den Wochensprüchen gehen das Kirchenjahr entlang. Es ist ein liturgischer Weg in die Heilsgeschichte Gottes, in die er seine Welt und uns Menschen einbezogen hat. Das Kirchenjahr richtet sich aus an den großen Heilstaten Gottes, die sich in den christlichen Hauptfesten mit ihren doppelten Feiertagen widerspiegeln. Diese gliedern das Kirchenjahr gewissermaßen trinitarisch in eine besondere Zeit des Vaters (Weihnachtsfestkreis: «Es ist erschienen die Menschenfreundlichkeit Gottes»), in eine besondere Zeit des Sohnes (Osterfestkreis: «Es ist vollbracht») l und in eine besondere Zeit des Heiligen eria(Pfingstfestsel Geistes t a a n B tedie s MKraft des Heiligen zeit mit Trinitatiszeit: «Ihrnwerdet e z n t 1 ru Geistes empfangen»).B chü s – e s ti in der t-gkirchlichen Zeitrechnung jeweils Gerechnet owird F n yrigh von Ostern ausgehend. Auf dem Konzil zu Nicäa im Jahr p Co 325 wurde der Termin auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Nach ihm richten sich alle anderen beweglichen Feiertage im Jahr. Durch die Spannung zwischen Kirchen- und Kalenderjahr kommt es zu Verschiebungen, die durch mehr oder weniger Epiphanias- bzw. Trinitatissonntage ausgeglichen werden. So wird das Kirchenjahr zwar von Ostern aus berechnet, der geistliche Weg geht aber von Weihnachten über Ostern nach Pfingsten. Darum beginnen wir das Kirchenjahr auch mit dem 1. Adventssonntag. Das Kirchenjahr hat pädagogischen Charakter. Es will 9


uns mindestens einmal pro Jahr an alle für das Christenleben wesentlichen Themen heranführen. Dieser Weg ist aber nicht ein Weg durch die Heilsgeschichte – da blieben wir nur distanzierte Betrachter. Es ist vielmehr ein Weg mit der Heilsgeschichte – ein Weg, der uns mit unserem Leben und Ergehen mitnimmt. Dem Geheimnis dieses Jahreskreises kommt nur der auf die Spur, der es lernt, nicht nur die Heilige Schrift zu lesen und zu deuten, sondern sich vielmehr von ihr lesen und deuten zu lassen. Alle Wochensprüche orientieren sich am Wochen-Evanl gelium. Seit jeher ist das Evangelium eria mehrere sel dieat(wenn a M n B ranghçchste Lesungen erfolgen) letzte,neaber Lesung im tes z n t u ü r Gottesdienst. Es wirdBauch sder ch «tonangebende rector» 2 ge– e s ti es an tLesungen -g nannt: Alles, o was und liturgischen HinweiF n yrigh sen in der jeweiligen p Woche gibt, orientiert sich an ihm. Co In den vorliegenden Impulsen werden neben dem Wochenspruch auch das Wochen-Evangelium und der Wochenpsalm genannt. Mit dem Evangelium kann man in täglicher Lesung meditierend durch eine Woche gehen. Stück um Stück kann Gottes Geist uns dieses erschließen. Wie eine Delikatesse, die in Ruhe genossen werden will: gesund gekaut und nahrhaft verdaut. Am Wochen-Evangelium kann man auch die übrigen Lesungen, Altes Testament und Epistel (Briefe), wie an einem roten Faden aufhängen und so ergänzend lesen und miteinander verknüpfen. Wenig anderes führt uns so tief 10


in biblisches Denken ein wie diese Übung. Mit dem Psalm kann man betend durch die Woche gehen, beispielsweise in Form eines knappen Mittagsgebetes. Welche Texte zu welcher Woche gehçren, lässt sich am leichtesten im Evangelischen Gesangbuch nachschlagen. Das Kirchenjahr ist über die Jahrhunderte der Christenheit entstanden. Ganz so, wie es guter Pädagogik entspricht, die sich in ihrem Bemühen immer wieder aktualisiert. Oder wie Jesus es von einem klugen Haushalter sagt, der Altes und Neues, Tradition und Gegenwart hervorl zubringen und miteinander zu verbinden eria sel aweiß. t a M n Bdabei Nicht weniges verdanken wir e tes dem reichen liturgin z n t hü schen Leben der Klçster So sind auch Bruund cKommunitäten. s – e s g i t die vorliegenden Textet im Raum der «Offensive Junger Fon yrigh Christen», (m)einer p çkumenischen Kommunität in der Co Evangelischen Kirche, entstanden. Wçchentlich feiern wir miteinander Abendmahl. Dazu gehçrt immer eine kurze Andacht zum jeweils kommenden Wochenspruch. Dem Gespräch mit Dominik Klenk, unserem damaligen Prior, dem heutigen Geschäftsführer des Fontis-Verlags, entstammt unsere gemeinsame Idee zu einem Buch darüber. Die so entstandenen und hier bearbeiteten Texte wollen gleichermaßen Impuls für persçnliches Beten wie auch Inspiration für çffentliches Reden sein. So sei dies als wichtiger Hinweis genannt: Die vorliegenden Impulse sind keine Andachten, die für sich stehen wollten oder kçnnten. Sie 11


sind Hinführungen zu eigenständigem Bibelstudium und bleiben ohne dieses unvollständig! Und nur aus dem persçnlichen Beten kann dann auch vollmächtiges çffentliches Reden erwachsen! «Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden», 3 so lautet seit dem heiligen Benedikt das Grundmotiv. Wobei Gottesdienst eben nicht nur das meint, was gemeinschaftlich in unseren Kirchen stattfindet. In einem der Berufungsworte, die 1968 den Beginn unserer Kommunität ausmachten, heißt es: «Ich ermahne euch nun, durch die Barmherzigkeit Gotl l Opfer, tes, dass ihr eure Leiber hingebt aals eria das lebenseein t a M n B ist. dig, heilig und Gott wohlgefällig e tesDas sei euer vernünfn z n t hü nicht dieser Welt gleich, tiger Gottesdienst. Und Brustelltsceuch – e s i teuch t-g Erneuerung eures Sinnes, dasondern ändert durch Fon yrigh mit ihr prüfenop kçnnt, was Gottes Wille ist, nämlich das C Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.» 4 In manchen Bibelübersetzungen steht über diesem Abschnitt: «Das Leben als Gottesdienst». Es geht um unser Beten im Alltag – im Sinne des beständigen Verweilens in der Gegenwart Gottes. So wird dieser zum Gottesdienst! Darum nennen wir in der OJC auch unsere Liturgie eine «Liturgie des Alltags». Damit dem Gottesdienst – auch und gerade dem, der inmitten unseres Alltages stattfindet – nichts vorgezogen wird, braucht es Unterstützung. Die Tagzeitengebete und die persçnliche Stille am Morgen sind solche, die sich durch die 12


Jahrhunderte bewährt haben. Dieses Buch will ebenfalls ein kleiner Beitrag dazu sein. Auf dass wir nicht einfach um stille Zeiten am Tag ringen, sondern unsere Tage in der inneren Stille begehen: in der Ausrichtung auf Gott, die mitten im alltäglichen Trubel Halt und Kraft, Orientierung und Anziehungskraft verleiht. Betet ohne Unterlass – betet allezeit! 5 Ich danke meiner Kommunität und den Geschwistern meiner Gemeinschaft: Im gemeinsamen liturgischen Schatz sowie in der gegenseitigen fruchtbaren Inspiration erschließt sich ein Mehr an biblischen Wahrheiten, das ich al alleine nicht zu Tage fçrdern kçnnte. sel ateri a n B teund s Mseiner Frau UrsuEbenso danke ich Helmut Laube e n z n t la, die mich vor dreißig BruJahren chüals Studenten im Gemeins – e s ti t-g und in Kirchenjahr und liturdepraktikumoaufgenommen F n yrigh gisches Leben eingeführt haben. p Co Pfarrer Andreas Geister und den Schwestern des Saronsbundes danke ich sehr für ihre großzügige, herzliche Gastfreundschaft im schweizerischen Uznach, die den Raum bot, den Grundstock der vorliegenden Texte während meines Sabbaticals zu schreiben. Besonders herzlich danke ich schließlich meiner Frau Heidi: Mit den zunehmenden vereinten Lebensjahren vertieft sich unser gemeinsames Gebet, und unser Leben wird auch dadurch mit jedem Ehejahr reicher und beglückender! Klaus Sperr (OJC) 13


Einige Hinweise zu Beginn Grundlegendes In diesem Buch kommen alle Sonntage des Kirchenjahres vor. Allerdings finden sich durch den Ausgleich der Epiphanias- bzw. Trinitatissonntage in keinem Kalenderjahr alle Sonntage – siehe oben. Am leichtesten kann man den jeweils aktuellen Kalender den «Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde» entnehmen. Die vorliegenden Impulse wollen keine Auslegung der rial Wochensprüche sein. Sie sind, aum sel einategebräuchliches M Kommunität zu n B unserer Wort aus dem geistlichen nLeben e tes z n t verwenden, Geländekunde. also, die helfen wolBru Hinweise chü s – e s g i t t jeweiligen Woche im Kirchenjahr len, sich im Gelände der Fon yrigh zurechtzufinden. p Vernetztes Denken, das zu vertieftem Co Glauben anleiten mçchte. Es geht um eine Inspiration zum eigenen Meditieren und Beten sowie um eine kurze Anregung und Arbeitshilfe zur Vorbereitung von Andachten und Gottesdiensten.

Struktur und Aufbau der einzelnen Impulse Jeder Impuls hat die gleiche Grundstruktur. Hier ein Beispiel:

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˚ Cantate: Miteinander das Danklied der Erlçsten singen ¸ 4. Sonntag nach Ostern: «Singet dem HERRN ein neues Lied!» (Psalm 98,1). Ì Matthäus 11,25–30

Psalm 98,1–4

˝ Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder! 6 ˛ Psalm 98,1 Punkt ˚: Hier steht zunächst der Name des Sonntags und l anschließend das von mir formulierte eriader Woche sel Thema t a a n B teeinem s M Leitgedanken, im Kirchenjahr. Dieses entspricht e n z n t der sowohl die Lesungen Bru anleiten chü als auch nicht der eins – e s zige Gedankeobleiben t-g – er ist auf Ergänzung durch nti ighmçchte F r den jeweiligenoLeser py und Beter aus.

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Punkt ¸: Hier wird gegebenenfalls der Sonntag eingeordnet und sein Name erläutert. Punkt Ì: Es sind zwei Bibelstellen angegeben, die sich in jedem Kirchenjahr wiederholen. Zunächst das WochenEvangelium – auf dieses beziehe ich mich in den Impulsen immer wieder. Es eignet sich besonders zur persçnlichen Meditation, ist es doch die geistliche Mitte der Woche. Danach der Wochenpsalm, mit dem man betend durch die Woche gehen kann. 15


Punkt ˝ und ˛: Unter dem Evangeliumstext und dem Psalm werden der Wochenspruch sowie dessen Bibelstellenangabe wiedergegeben. Darauf folgt dann jeweils der kurze Impuls.

Zu den Begrifflichkeiten Perikopenordnungen regeln (Perikope: Abschnitt aus der Bibel, der im Gottesdienst verlesen wird), was von Sonnal der Bibel l tag zu Sonntag in den evangelischen eriaus seKirchen t a a n Bsoll.teJeden s M Sonntag stehen gelesen und gepredigt werden e n z n t hü Wochenpsalm, eine Lehierbei der Wochenspruch, Bru scder – e s ti sung aus dem Alten Testament, eine Epistel (Lesung aus t-g Fon yrigh den neutestamentlichen Briefen und der Apostelgeschichp Co te, lat. epistola = Brief), ein Evangeliumstext und ein Predigttext zur Verfügung.

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Der Weihnachtsfestkreis l rial ase ate

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1. Advent bis zum letzten Sonntag nach Epiphanias Mit dem 1. Advent beginnt das Kirchenjahr. Allerdings beginnt es nicht im luftleeren Raum, quasi aus dem Nichts. Alles, was mit Gott zu tun hat, hat immer eine Grundlage. Vor jedem Wort in unserer irdischen Zeit gibt es ein Vorwort aus der himmlischen Ewigkeit. So beginnt der Zyklus des Kirchenjahres, indem er auf den vorangehenden Abschluss des vergangenen Kirchenjahres folgt, auf den Ewigkeitssonntag. Was beginnt, kommt aus der Ewigkeit! So ist es immer bei Gott – beim Kirchenjahr wie bei jedem einzelnen Menschenleben. DaalERR behüte rum kann der 121. Psalm auch beten: eriH sel «Der t a a B sM nvon deinen Ausgang und Eingang e te an bis in Ewigkeit!» n znun n t u ü r Alles, was in unserer schbeginnt, hat seinen Auftakt – B gZeit e s i t t in der Ewigkeit. Auch Gottes und damit seine Quelle Fon yrigh Sohn kommt nicht p aus dem Nichts, er kommt aus Gottes Co Ewigkeit in unsere Zeit – und ebendies wird im Advent angekündigt und im Christfest gefeiert. Die Mitte dieses Festkreises bildet das Christfest mit der Heiligen Nacht und den beiden Weihnachtsfeiertagen. Dessen Leitwort bildet ein Satz aus dem Johannesprolog: «Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit» (Johannes 1,14). Er ist zugleich der Wochenspruch für die Woche des 1. Sonntags nach dem Christfest. Ebenso gehçren der Altjahrsabend und der Neujahrstag dazu, gelegen zwischen dem 1. und 2. Sonntag nach dem 18


Christfest. Beides keine ausgesprochen kirchlichen Feste, aber doch wichtige Wegmarkierungen. Ihre beiden Leitworte, die in der sogenannten Liturgischen Konferenz festgelegt werden, lauten: «Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte» (Psalm 103,8) sowie «Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn» (Kolosser 3,17). Sie wollen zu einem behüteten und zuversichtlichen Übergang im Vertrauen auf Gott ermuntern.

al sel ateri a n B tes M e n n tz Bru schü – tis ht-ge n o ig F pyr o C

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1. Sonntag im Advent: Der Kçnig kommt! Matthäus 21,1–9

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Psalm 24

a l dir, Siehe, dein Kçnig kommt teri ase zu a B M n ein ein Gerechter tesHelfer. neund

n tz hü9,9 BruSacharja c s – tis ht-ge n o F rig Advent, lateinisch heißt Ankunft. Da kommt wer, pyadventus, o C und mit ihm geht was los. Zunächst einmal beginnt für die christliche Kirche das Kirchenjahr. Nach altem Brauch werden mit dem Formular dieses Sonntags die liturgischen Bücher geçffnet. Wohl deshalb, weil mit der Ankunft des himmlischen Kçnigs auf Erden eine neue Zeitrechnung begonnen hat. Seither sehen wir Weltgeschichte im Maß der Heilsgeschichte. Das Heil bestimmt die Welt, auf dieses kommt es an. Darum ist die Ankunft des (griech.) Christus, des (hebr.) Messias, so entscheidend – weil mit ihm das Heil anbricht. Und deshalb war auch stets die Adventszeit eine 20


Zeit der Erwartung und Zubereitung. Und damit eine Zeit der Buße, wie man an den violetten Paramenten 7 erkennen kann. Der bald anstehende Jahreswechsel geht knallend laut vonstatten. Der Wechsel des Kirchenjahres hingegen ruhiger und bescheidener, deshalb wohl auch ernster und tiefer, allemal aber gewichtiger und wegweisender! Der Kçnig kommt! Eben noch, am Ewigkeitssonntag, haben wir auch Christkçnig gefeiert. Nun kommt er: aus der Ewigkeit in die Zeit. Nur wer von dort kommt, kann hier heilsam wirken. Nur wer mit gçttlicher Würde l kommt, kann wahrhaft Mensch sein. eria ist der hesel Christus t a a B alles M nzielt runtergekommene Gott! So e tes auf diesen Kçnig n z n t hü aus dem Hause David: Lesung aus Brudiescalttestamentliche – e s g i t Jeremia 23,5–8 und dert Wochenpsalm 24. Und auch das Fon yrigh Wochen-Evangelium spielt darauf an. p Co Einst eroberte Alexander der Große ein riesiges Reich und kam auf seinem berühmten Pferd Bukephalos. Dieser Kçnig, der nun kam und die Weltgeschichte wirklich verändern sollte, hatte keinen äußerlichen Glanz. Erst einmal tat’s eine Krippe, später dann ein Esel. Christi Würde zeigt sich gerade in seiner Niedrigkeit und seinem Leiden. Denn er ist ein Gerechter. Einer, der weiß, was recht und unrecht ist. Einer, der deshalb auch das Rechte tun kann und uns den rechten Blick für uns und ihn geben kann. Denn er ist auch ein Helfer; wçrtlich: Er ist siegreich, befreiend. Nicht nur für sich, auch für mich und mit mir. 21


Nun ist das alles recht und gut. Aber es kommt auf einen Buchstaben an: nicht ein Kçnig kommt, sondern dein Kçnig kommt! Das kleine d entscheidet: der, der kommt – der, der immer wieder kommen will –, ist der, der mein Kçnig ist! Der, mit dem alles, was er ist und bringt, auch mir gilt! Noch einmal sei an das Evangelium erinnert. Es macht uns darauf aufmerksam, dass Krippe und Kreuz zueinander gehçren. Sie bilden einen gemeinsamen Bogen. Ankunft: Er bricht zu uns Zeitlichen auf, auf dass wir Ewige würden. Er kommt zu uns Weltlichen, auf dass wir Himmal lische würden. Er kommt zu unsaMenschen, sel ateriauf dass wir n B tes M Kçnigskinder würden. e n z n hüt So ist der Beginn des der Beginn der nun BruKirchenjahres c s – e s g i t t sichtbar gewordenen Heilsgeschichte, die zu meiner LeFon yrigh bensgeschichteop werden will! Darum aufgemerkt: Siehe, C dein Kçnig kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.

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2. Sonntag im Advent: Auf den Befreier sehen Lukas 21,25–33

Psalm 80,2–7.15–20

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a l Seht auf und erhebt eure teri aseHäupter, a B M n tesnaht! weil sich eure neErlçsung

z n 21,28 hüt BruLukas c s – tis ht-ge n o ig ist auch der künftig WiederkomF Der einst Gekommene pyr o C mende. Und so wie das alttestamentliche Gottesvolk einst sein Kommen ersehnt hat, so ersehnt das neutestamentliche Gottesvolk sein künftiges Wiederkommen. Damals kam Jesus ganz leise und in Niedrigkeit. Geboren in der Provinz in einem Stall. Und doch: Er kam in Erfüllung uralter Verheißungen. Und als Messias, in dem alle Hoffnungen zu ihrem Ziel finden sollten. Jesus wird wiederkommen, denn was damals still im Heiligen Land begann, wird sich dann für alle Welt erfüllen. An dieses zweite endgültige Kommen Jesu erinnert der 2. Advent. Das Wochen-Evangelium spricht davon. Der 23


Wochenpsalm lässt uns diese Woche hoffnungsvoll beten: «Du Hirte Israels, hçre, der du dein Volk hütest wie Schafe, erscheine!» Und die Epistel aus Jakobus 5,7–8 mahnt uns darin zu geduldigem Ausharren. Da geht es um Glaubenshaltungen, die ja immer auch Lebenshaltungen sind. Schon immer haben Christenmenschen diese auch in pointierten Formulierungen zum Ausdruck gebracht. Nicht wenige davon finden sich in der Liturgie unserer Kirchen wieder. So hängt über der Tür meines Arbeitszimmers die Aufforderung aus dem Präfal tionsgebet 8: «Sursum corda – Habemus eriaDominum»: sel atad a M n B tsie «Erhebet eure Herzen – Wir haben e es beim Herrn.» Sie ist n z n t mir tägliche Ermahnung: Bru Wo chistü eigentlich mein Herz? Es s – e s g sie ist mir tägliche Ermuntei … t-Und tsein kçnnte überall Fon yrigh rung: Mein Herz pdarf bei ihm sein, in seine Nähe sich erheCo ben. «Kopf hoch» nennt das Evangelische Gottesdienstbuch die Glaubenshaltung gemäß dem Wochenspruch. Kein Wegsehen und Wegducken, kein Einknicken und Vertrçsten. Nicht Weltflucht, sondern aufgerichteter Blick und aufrechter Gang. Nicht weil sich die Dinge ändern, sondern weil die Erlçsung naht! Diese Einladung zum Blickwechsel schon jetzt und heute bringt Jochen Klepper in seinem wunderbaren Weihnachtslied zum Ausdruck: «Sieh nicht an, was du selber bist in deiner Schuld und Schwäche. Sieh den an, der 24


gekommen ist, damit er für dich spreche. […] Sieh nicht, wie arm du Sünder bist, der du dich selbst beraubtest. Sieh auf den Helfer Jesus Christ! Und wenn du ihm nur glaubtest, / dass nichts als sein Erbarmen frommt / und dass er dich zu retten kommt, darfst du der Schuld vergessen, sei sie auch unermessen. […] Wie schlecht auch deine Windeln sind, sei dennoch unverdrossen. Der Gottessohn, das Menschenkind, liegt doch darin umschlossen. Hier harrt er, dass er dich befreit. Welch Schuld ihm auch entgegenschreit, er hat sie aufgehoben. Nicht klagen sollst du: al loben!» sel ateri a B sieht M nEr Wer aufsieht, sieht weiter. e tes über sich und das n z n t ru und Seine hinaus, er siehtBmehr chüweiter. Deshalb: Seht auf s – e s i und erhebt eure ht-g weil sich eure Erlçsung naht! ont Häupter,

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Anmerkungen 1

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9 10

11 12

Im Allgemeinen wird das Kirchenjahr in diese drei Zonen aufgeteilt, die Benennung der einzelnen Festkreise divergiert allerdings. Hier findet sich mein Vorschlag, der den dreieinen Gottesnamen spiegelt und in Beziehung zu seinen Heilstaten setzt. Es gilt auch hierbei: «Die […] Übersicht macht bereits deutlich, dass das Kirchenjahr niemals eine statische Struktur hatte, sondern beständigem Wandel unterworfen war» (Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr, München 1987, 20149). Lenker, Leiter. Regula Benedicti 43,3. Rçmer 12,1f.; Lutherbibel. Vgl. 1. Thessalonicher 5,17; Epheser 6,18.l ial se aterGottesdienstbuch Die Wochensprüche wurden dem Evangelischen a B sM nsich e entnommen. Sie unterscheiden besserer Lesbarkeit e tzwecks n n ütz ruLuthertext. h manchmal minimal vom B c – ges isund Stoffe zur AltarKanzelbekleidung. t n hto g i r Präfation F (lat. Vorspruch) meint den zentralen Teil des Sakrapy o C mentsgottesdienstes, das vorbereitende oder hinführende Lobgebet; es beginnt mit der Aufforderung «Erhebt eure Herzen» und endet mit dem Sanctus, dem «Dreimal-Heilig». Die Präfation steht im Zentrum des Gottesdienstes, dem der Wortteil (Predigt) vorangeht und der Sakramentsteil (Abendmahl bzw. Eucharistie) folgt. Sie ist sozusagen das Scharnier, das Wort und Sakrament verbindet. Vgl. 3. Mose 25,8–55. Es gibt allerdings einige Fachleute, die die Historizität des Grabes anzweifeln. Wie Gefährten leben, Abschnitt 66 und Abschnitt 120. Abraham J. Heschel: Die ungesicherte Freiheit, Neukirchen-Vluyn 1985, Seite 35.

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