Carlo Meier: Die Kaminski-Kids 16: Fahrerflucht

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Carlo Meier Die Kaminski-Kids: Fahrerflucht


Simon

Debora („Debbie“)

Raffaela („Raffi“)

Franziska


Maik

Lenny

Tommi

Manuel


Liebe Leserinnen und Leser Wie bei allen Fällen der Kaminski-Kids haben auch bei diesem neuen Band meine drei Kinder Sidi, Anuschka und Saskia tatkräftig mitgeholfen. Vielen Dank dafür! Bedanken mçchte ich mich auch bei Simon und Sarah Hoehn (17 + 19 Jahre), Jaron (11), Nadine (13), Petra (17) sowie Sheona und Bigna Meier für ihre wertvollen Anregungen. Und natürlich bei meiner Frau Andi, ohne die dieses Buch nie mçglich geworden wäre. Mein Dank geht ebenfalls an Manuela Griffel und AndrØ Widmer (Kriminalpolizei) sowie Simon Carrel, Claudia Bucheli, Jasmin Steiner, Beatrice Schilter und Titus Bürgisser (Pädagogen) sowie Steffi Steiner (Dipl. Pflegefachfrau im Paraplegiker-Zentrum Nottwil/CH, Spezialklinik für Querschnittgelähmte), die es mir durch ihre sachkundige Beratung ermçglichten, die Story der Wirklichkeit entsprechend zu gestalten. Nicht zuletzt mçchte ich mich auch bei meiner Lektorin Vera Hahn und bei meinem Lektor und Freund Christian Meyer bedanken, die seit Beginn der Kaminski-Kids in sämtlichen Bänden entscheidende Impulse eingebracht haben. Viel Spaß wünscht Euch allen

Carlo Meier fanclub@kaminski-kids.com Mitmachen und gewinnen: Besuche die Kaminski-Kids auf www.kaminski-kids.com, fordere die kostenlosen E-Mail-News mit spannenden Infos und Gewinnspielen an und schau nach, was die Kids über sich selbst erzählen! Viel Wissenswertes gibt es da auch für Vorträge und natürlich über die Bücher, Hçrspiele, Lesungen und den Autor zu finden.


Carlo Meier

Die Kaminski-Kids: Fahrerflucht Mit Illustrationen von Matthias Leutwyler


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

2014 by `fontis – Brunnen Basel Umschlag und Illustrationen: Matthias Leutwyler, Luzern Typografie Umschlag: David Grau, `fontis – Brunnen Basel Satz: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel Druck: Freiburger Graphische Betriebe Printed in Germany ISBN 978-3-03848-017-4


Dank an Lisa Gangwisch

Liebe Leserinnen und Leser, über 15 Jahre lang hat die bekannte Zeichnerin und Illustratorin Lisa Gangwisch unsere «Kaminski-Kids»-Bücher begleitet und auf vielen Ebenen entscheidend mitgeprägt. Jedes Jahr war es für den Autor und uns vom Verlag ein großartiges Erlebnis, per Fahrradkurier die Kartonmappe von Lisa zu erhalten, in der sie uns die zehn bis vierzehn Schwarzweiß-Bilder plus das farbige Cover zum jeweils neuen Kaminski-Kids-Abenteuer überreichte. Und jedes Mal war sie gespannt wie ein Flitzebogen auf unsere Reaktion, unsere Feedbacks! Oh, Lisa, wie haben wir doch immer wieder gestaunt über die Vielfalt, die Details, die Action, die Präzision, die Spannung in Deinen Bildern – und über Deine filigrane Feder! Dank Dir konnten sich Zehntausende die einzelnen Szenen und die Gesichter der Kaminski-Kids immer so vorstellen, als hätten sie einen Film darüber gesehen. Oder als seien sie selbst mit dabei gewesen! Man darf es offen sagen: Lisa hat es mit ihrem großen Einsatz mit ermçglicht, dass die Kaminski-Kids-Reihe ei7


nen derartigen Erfolg haben darf und Jahr für Jahr nachgedruckt und um einen weiteren spannenden Band erweitert werden kann. Vor anderthalb Jahren kam dann der Moment, wo Lisa uns schweren Herzens ihren Abschied von den Kids bekanntgeben musste. Aus gesundheitlichen Gründen konnte die Künstlerin fast keine Aufträge mehr annehmen. Sie (die ja für ganz verschiedene Verlage arbeitete und unzählige Kinder- und Lehrbücher illustrierte) musste ein paar Dinge, die ihr extrem lieb waren, ganz bewusst loslassen. Und das hat sie mit großer Würde und Gefasstheit auch getan. Natürlich sind seither all unsere guten Gedanken bei Lisa. Liebe Lisa, Du hast so viel für uns und für die KaminskiKids getan, das ist und bleibt ein unvergesslicher Meilenstein in unserer Verlagsgeschichte. Wir sind Dir enorm dankbar für alles. Und wünschen Dir und den Deinen einfach ganz viel Kraft, Freude, Stärke, Rückenwind. Und natürlich: Segen. Dass wir uns die Kaminski-Kids-Reihe ohne Lisa gar nicht vorstellen konnten, muss wohl nicht groß betont werden. Trotzdem waren wir im Januar 2013 gezwungen, einen Ersatz für sie zu suchen. Es schien uns ein Ding der Unmçglichkeit zu sein. Denn wer sollte diesen exakten, aussagekräftigen, liebevollen und total eigenständigen Stil Lisa Gangwischs je aufgreifen und weiterführen kçnnen? 8


Doch wir hatten Glück: Matthias Leutwyler, ein junger aufstrebender Grafiker und Illustrator, nahm den Faden auf, studierte in den Ferien sämtliche Bilder von Lisa Gangwisch, besuchte sie hinterher zu Hause, befragte sie über ihren Stil, ihre Gedanken und ihre Methodik – und erklärte sich schließlich bereit, für uns die ab Herbst 2013 erscheinenden Bände mit Bildern zu komplettieren. Und das ist ihm dann auch sehr, sehr gut gelungen! Ein herzliches Dankeschçn Dir, Matthias: Du hast uns riesig geholfen und bist wunderbar in Lisas große Fußstapfen getreten. Dein «Ja, ich mach’s» hat uns damals unglaublich viel bedeutet – und tut es auch heute noch! Das Verlagsteam von `fontis – Brunnen Basel

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Inhalt

Kapitel 1

Suche in der Stadt

13

Kapitel 2

Fahrerflucht

22

Kapitel 3

Das Zeichen

31

Kapitel 4

Polizei vor einem Rätsel

37

Kapitel 5

Die Ermittlungen beginnen

48

Kapitel 6

Eine neue Spur

56

Kapitel 7

Ăœberraschung in der Halle

64

Kapitel 8

Heldenmut

69

Kapitel 9

Alles passt

78

Kapitel 10

Irgendwie besonders

87

11


Kapitel 11

Das Traum-Zeichen

Kapitel 12

Geistesblitz

103

Kapitel 13

Auf Leben und Tod

111

Kapitel 14

Talfahrt

118

Kapitel 15

Frostiger Schauder

124

Kapitel 16

Der Schal

132

Kapitel 17

Entwischt

136

Kapitel 18

Total geschockt

143

Kapitel 19

Wie bet채ubt

148

Kapitel 20

Der geheime Name

154

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Suche in der Stadt

1 «Schaut mal, da!» Aufgeregt zeigte Raffi durchs Fenster. Draußen am Busbahnhof stand ein Mädchen mit violettem Haar. Debora lächelte. «Franziska sieht immer noch genauso aus wie früher bei uns im Dorf.» «Nur das Lippen-Piercing fehlt», stellte Simon fest, als der Bus mit quietschenden Bremsen anhielt. Zischend çffneten sich die Türen. Ihr Hund Zwockel sprang mit einem Satz hinaus und stieg sofort an Franziska hoch. «Aber hallo!» Das Mädchen herzte ihn und begrüßte schmunzelnd die Kids. «Gnadenlose Hitze heute, was? Wie auf’m Mond!» Debora musste grinsen. Auf dem Mond war’s ganz bestimmt nicht heiß – doch dies waren haargenau Franziskas erste Worte gewesen, als sie das Mädchen kennen gelernt hatte. Debora erinnerte sich an die gemeinsame Zeit damals, als wär’s gestern gewesen. Franziska und sie im Krankenhaus, und vor allem die Tage danach. Die waren ganz schçn heftig … 13


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Franziska schürzte die Lippen und sah Zwockel an. «Dein Sohn, der liebe Herr Müller, ist vorhin weggelaufen, gerade als euer Bus ankam.» «Was?», staunte Simon. «Hattest du ihn denn nicht angeleint?» «Doch, das hab ich. Aber er konnte sich losreißen.» Franziska hob die Hand mit einer leeren Hundeleine und verdrehte die Augen. «Er ist einer streunenden Katze nachgerannt.» «Und du wolltest ihm nicht hinterher?» «Nein, sonst hätte ich ja euch verpasst», erklärte Franziska. «Da musste ich mich entscheiden. Und ich dachte, es macht sich nicht grade gut, euch zu ein paar Tagen Ferien bei mir in die Stadt einzuladen und dann nicht am Treffpunkt aufzutauchen. Aber ich hab einen Freund angerufen. Der müsste ganz in der Nähe sein.» Raffi schirmte die Augen mit der Hand gegen die blendende Sonne ab und ließ den Blick durch die belebte Gegend schweifen. Doch in dem Gewusel aus Menschen, lärmenden Autos, Mofas und Fahrrädern konnte sie den Hund nirgends entdecken. Doch Debora hatte einen Einfall. «Zwockel ist ja seine Mutter und kçnnte ihn vielleicht finden.» «Gute Idee!», rief Franziska über das Bimmeln einer Straßenbahn hinweg. «Um die Spur aufzunehmen, muss Zwockel aber an einem Gegenstand von Herrn Müller riechen kçnnen.» «Kein Problem.» Franziska hielt Zwockel die Hundeleine vor die Nase. 15


«Okay.» Simon beugte sich zu ihm nieder. «Und jetzt such!» Der Hund zog mit solcher Kraft los, dass Raffi aufpassen musste, um nicht gleich mitgerissen zu werden. Am Ende des Bahnhofplatzes musste Zwockel allerdings schon wieder anhalten. Denn dort ging Franziska auf zwei Jungs zu. Einer von ihnen saß im Rollstuhl. Sie klatschte seine ausgestreckte Hand ab und stellte ihn vor. «Das ist mein Kumpel Maik.» «Hallo», grüßte Maik die Kids. Er hatte blonde Locken, blaue Augen und ein verschmitztes Lächeln im Gesicht. Die Kids waren im ersten Moment nicht so unbefangen wie er. Debora streckte dem Jungen die Hand hin und begrüßte ihn fçrmlich wie einen Erwachsenen. Simon war ebenfalls etwas unsicher. Doch Maik brach den Bann. «Hey, ihr braucht euch kein Bein auszureißen», sagte er frçhlich. «Ich bin zwar gelähmt, aber ansonsten ganz normal. Glaub ich jedenfalls!» Er zeigte neben sich. «Das ist mein bester Freund Lenny», stellte er den dünnen, blassen Jungen mit dem halblangen braunen Haar vor. «Hallo.» Lenny lächelte verlegen die drei KaminskiGeschwister an. «So, Leutz, jetzt aber los!», rief Franziska. «Wir müssen Hermy finden!» «Hermy?», fragte Raffi beim Weitergehen. Franziska nickte. «Dauert mir zu lang, Herrn Müllers Namen jedes Mal ganz auszusprechen. Deshalb hab ich mir eine Abkürzung ausgedacht.» 16


«Ach so. He, nicht so schnell!» Raffi musste schon wieder aufpassen, um nicht von Zwockel fortgeschleift zu werden. Der Hund hielt auf einen Imbiss zu und blieb neben dem Eingang der Bude stehen. Die Kids beobachteten, wie Zwockel aufgeregt am Boden herumschnüffelte. Plçtzlich fand er einen Gegenstand, der im Sonnenlicht funkelte. Franziska hob das Teil auf. Es war eine Plakette, die sie mal für ihren Hund prägen ließ. Mit dem Namen Herr Müller drauf. «Aha! Hier ist er also langgekommen. Wahrscheinlich weil er da manchmal was kriegt, das übrig ist.» Sie steckte die Plakette ein und winkte dem Besitzer in der Wurstbude zu. Der Mann hob die Hand. «Vor fünf Minuten war Hermy hier. Hab mich schon gewundert, warum er alleine war.» «Und in welche Richtung ist er abgezogen?» «Da lang.» Er zeigte auf eine angrenzende Grünfläche. «Okay.» Simon wandte sich Zwockel zu. «Weiter geht’s!» Sofort folgte der Hund – mit der Nase am Boden – der Fährte auf das Rasenstück. Maik blieb mit dem Rollstuhl auf dem Gehsteig. «Ich helf ja gerne suchen», meinte er zu Lenny, der an seiner Seite wartete. «Aber die Rally übers Gras erspar ich mir.» Zwockel hechelte mit den Kids im Schlepptau kreuz und quer über die Wiese. 17


Franziska hob entschuldigend die Schultern. «Hermy fährt eben voll auf Katzen ab …» «Das muss er von Zwockel haben», grinste Raffi. «Der rennt auch jeder Katze nach!» Der Hund erreichte nach seinem Zickzack-Kurs durchs Grüne schließlich wieder den Gehweg. «Hab ich mir schon gedacht», schmunzelte Maik. Und nun waren er und Lenny bei der weiteren Suche auch wieder mit dabei.

Auf der anderen Straßenseite führte Zwockel die Kids in ein Kaufhaus hinein. «Oh nein», stçhnte Debora. «Muss das sein?» «Offenbar schon», meinte Simon. «Zwockel scheint sich seiner Sache sicher zu sein.» In der Halle bahnte sich der Hund einen Weg durch das Getümmel aus Menschen und Verkaufs-Theken und lief schnurstracks in die Kleiderabteilung. Dort guckte er bei den Umkleidekabinen zielstrebig hinter einen Vorhang. «Cool!», freute sich Raffi. «Da drin steckt bestimmt der liebe Hermy!» Doch in der Kabine war kein Hund. Sondern etwas ganz anderes. 18


Dort stand ein Mann in Unterhosen, der gerade eine Jeans anprobieren wollte. «He, raus hier!», rief er und zerrte hastig den Vorhang zurück. «Tschuldigung!» Raffi hielt sich die Hand vor den Mund. «Das war wohl nichts!» Die anderen Kids unterdrückten ebenfalls ein Kichern und folgten Zwockel rasch zwischen den Kleidergestellen hindurch. Auf den schmalen Gängen dort fand der Rollstuhl kaum Platz. Obwohl Maik geschickt und wendig steuerte, musste er achtgeben, dass er links und rechts keine Kleider herunterriss. Plçtzlich blieb Zwockel wie angewurzelt stehen und schnüffelte aufgeregt an einem Rock. Als die Kids näher kamen, entdeckten sie daran ein kleines Büschel Hundehaare. «Hermy muss vor Kurzem hier vorbeigekommen sein», strahlte Franziska. «Vielleicht finden wir ihn jetzt bald!» Doch als die Kids zwischen den Kleiderreihen herauskamen, war von Hermy nichts zu sehen. Dafür brach unvermittelt helle Aufregung aus. «Hilfe!», schrie eine Verkäuferin in der Parfüm-Abteilung. «Ein Hund!» «Sitz!», sagte Simon. Sofort setzte sich Zwockel brav hin. «Sehen Sie», beschwichtigte Raffi. «Er ist ganz lieb.» «Das sagen sie immer – er will nur spielen, blablabla!» Die Frau mit den lackierten Fingernägeln atmete tief 19


durch. «Ich bin nun mal schreckhaft auf Hunde, klar? Und das ist kein Hundespielplatz hier!» «Tja.» Maiks Augen leuchteten verschmitzt. «Dann müssen wir uns wohl nach einem anderen umsehen.» Franziska lachte. «Der ist gut!» Plçtzlich schnupperte Zwockel in der Luft herum, als hätte er etwas gerochen. Mit einem Ruck sprang er auf und rannte los, wobei Raffi das Ende der Leine aus der Hand flutschte. «Entschuldigen Sie», meinte Debora zu der Verkäuferin. «Wir müssen ein anderes Mal weiterplaudern.» Die Frau starrte der Gruppe mit dem Hund und dem Rollstuhlfahrer hinterher. «Also, das ist doch …!» Weiter vorne sahen die Kids Zwockel gerade noch in Richtung Spielwaren abbiegen. Der Fußboden war für den Hund zu glatt, beim Bremsen und Abbiegen kam er immer ins Schleudern. Einmal wischte er mit dem Schwanz eine Puppe herunter. Schließlich leitete er vor einem Regal eine Vollbremsung ein. Er setzte sich hin und guckte erwartungsvoll zu den Angeboten hoch: Bälle, Gummi-Enten, QuietschTierchen … «Zwockel!» Raffi rollte die Augen. «Jetzt hast du uns aber nicht zu dem Hund geführt!» «Ihr sucht einen Hund?», fragte ein Kunde nebenan. «Vor ein paar Minuten ist hier ein anderer Collie durchgerannt.» «Also doch», lächelte Debora. «Wir sind immer noch auf der richtigen Fährte. Guter Hund, Zwockel!» 20


«Und wohin ist der gerannt?», erkundigte sich Maik. «Da, zur Tür raus.» «Also», rief Franziska, «nichts wie hinterher!» Die Kids eilten mit Zwockel los und verließen das Kaufhaus auf der Rückseite. Am Ausgang kreuzten sie eine Werbetafel mit der Aufschrift: MAN SIEHT SICH! «Ein gutes Zeichen», schmunzelte Lenny. «Man sieht sich, Hermy!» «Hoffen wir’s.» Außerhalb des Gebäudes schauten sich die Kids um. Überall Straßen, Autos, Busse, Menschen. Aber kein Hermy. Weit und breit war von dem Hund keine Spur zu sehen.

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