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PETER FELLIN: Die letzten Dinge

AUSSTELLUNG IN DER BRIXNER HOFBURG Die letzten

Dinge

„Peter Fellin, Meditationen“ nennt sich die Ausstellung in der Hofburg, die noch bis zum 8. November 2020 zu sehen sein wird. In der eindrucksvollen Schau präsentiert Andreas Hapkemeyer Werke aus dem Bestand des Museions, dem Objekte aus dem Diözesanmuseum gegenübergestellt sind.

Heuer hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert, der große Südtiroler Künstler Peter Fellin. Der am 6. September 1920 in Revó am Nonsberg als letztes von 16 Kindern einer Gastwirtfamilie geborene „Pierino“ galt allgemeine als „schwierig“. Kein Wunder, hatte er doch zeitlebens mit der Aufarbeitung seines Schicksals als Vollwaise zu hadern und an der Überwindung der Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg. Sein Onkel Giacomo nimmt den kaum Siebenjährigen in Pflege und übersiedelt berufsbedingt nach Graz. Piero darf aber nicht mit; er wird vorerst bei Giacomos lediger Schwester in Schwaz untergebracht. Er wird gedrillt und lebt nach eigener Aussage wie eine Thomas-Mann-Figur. „Ich habe alles gehabt, mir ist nichts abgegangen… nur Wärme, Liebe, das hatte es nicht gegeben“, wird Die Studienjahre. 1937 studierte er in Graz an der Kunstgewerbeschule bei wichtigen Exponenten der österreichischen Zwischenkriegszeit. Fellin erlangt in sehr

„Ich habe immer dankbar sein müssen, das ICH war ausgeschaltet“_ Peter Fellin

Fellin in einem Interview zitiert. Und es wird ihm verboten, Italienisch zu sprechen; Deutsch wird seine Muttersprache, und „Peter“ wird ein Leben lang Probleme mit dem Italienischen haben. kurzer Zeit ein hohes Maß an Kunstfertigkeit und bekommt Einblick in alle gängigen Tendenzen in Europa. In dieser Zeit entsteht eine Reihe von Selbstbildnissen in den verschiedensten Techniken, wobei der junge Maler teils einen trotzig offensiven, teils einen düster depressiven Eindruck hinterlässt.

Die Kunst in ihrer Ichbezogenheit bietet ihm erstmals die Gelegenheit, seine seelischen Verletzungen zu überwinden. „Ich habe immer dankbar sein müssen“, sagt Fellin, „das ICH war ausgeschaltet.“ Über die Selbstspiegelung hinaus fokussiert sich Fellin bereits auf religiöse Themen in größeren Formaten – ein Bereich, der ihn jahrzehntelang beschäftigen wird.

Zerfall der Welt. Fellins Wissbegierde zieht ihn nach Wien, wo er bei Herbert Boeckl studiert. Die kurze, aber intensive Zeit mit Boeckl schlägt sich in einem Stilwandel nieder. Die erkennbare Orientierung zum österreichischen Expressionismus erfährt eine Bereicherung durch pastosen Farbauftrag und durch vielfältige Modulation innerhalb eines großzügigen Pinselstrichs; eine Technik, die er stets zu verbessern trachtet.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges versucht Fellin durch ständigen Ortswechsel zwischen Graz, Wien und Schwaz der Einberufung zu entgehen – vergebens. 1942 muss er einrücken und entscheidet sich für die Wehrmacht, da er schon damals das Italienische fast vergessen hat. Verwundungen und Lazarettaufenthalte alternieren sich, bis er Mitte März 1945 in amerikanische Gefangenschaft gerät. In einem Steinbruch in der Nähe von Neapel trifft er auf den Brixner Bildhauer Martin Rainer, und in Pisa ist zur gleichen Zeit auch Ezra Pound interniert, der aufgrund seines Engagements für Mussolini des Hochverrats angeklagt ist. Fellin wurde durch die „Affäre“ Pound bereits während der Gefangenschaft in hitzige Diskussionen um die politische Verantwortung von Künstlern eingebunden, um die Einschätzung dichterischer Qualität, um die Positionierung avantgardistischer Konzepte mit weitreichender Resonanz. Sie werden wichtiger Hintergrund im Ringen um die künstlerischen Zielsetzungen, die um Begriffe wie „Natur“, „Signatur“ und „Schriftzeichen“ kreisen.

Kaum aus dem Lager entkommen, trifft er in Meran die Industriedesignerin Herta Huber wieder, die seine Mitschülerin in Graz gewesen war. Sie heiraten am 1. Dezember 1947, und Fellin wird in Meran sesshaft. „Sonst wäre

OBJEKTE IM DIALOG: Der Torso aus der Lamprechtsburg bei Bruneck bildet eine Einheit mit dem Meditativ II

ich nie in Südtirol geblieben“, erklärt der Österreich-Affine. Fellin malt Portraits, aber vorwiegend beschäftigt er sich mit religiösen Inhalten. Seine „abstrakten Heiligen“ ecken an, aber Fellin kontert: „Die künstlerische Tätigkeit ist eine heilige Sache bis in die letzten Verzweigungen.“ Seine Werke an Kirchen und Gebäuden – von denen noch die Rede sein wird – machen seine „Brotkunst“ aus, die es ihm ermöglicht, an der „eigentlichen Kunst“ zu arbeiten.

Meditationen. Die Sonderausstellung in der Hofburg ist eine Kooperation mit dem Museion, kuratiert von Andreas Hapkemayer. Die meditativen Werke sind einem wertvollen Objekt aus dem Bestand des Diözesanmuseums gegenübergestellt: Zeitgenössisches wird mit historischen Kostbarkeiten verknüpft mit der Intention, die Wertschätzung beider Kunstwerke zu erhöhen. Kongenial zum aktuellen Notstand kann ein Besuch in der Ausstellung ein meditativer Rundgang sein, ohne dabei außer Acht zu lassen, dass hier ein Einblick in Fellins Auseinandersetzung mit den „letzten Dingen“ im Fokus steht. Wir sehen ein Werk aus der Serie „Schöpfer“, dunkle Linien Peter Fellin ganz privat mit einer seiner fünf Töchter ––

auf hellem Grund, reduziert auf einige Gliedmaßen, die sich zu drehen scheinen. Die stark abstrahierten Figuren der „Schreiber“ stehen für die Evangelisten, die Christi Wirken aufgeschrieben haben. Die Augen des Evangelisten Johannes sind übergroß, sie schauen in die Höhe, sie streben nach dem Geistigen.

Als perfektes Pendant finden sich im gleichen Raum Freskofragmente mit Evangelisten von Paul Troger aus dem Brixner Dom. Ein besonders beeindruckendes Ensemble ergibt eine große schwarze Meditationsscheibe, auf die ein Kruzifix aus dem 13. Jahrhundert einen geradezu mystischen Schatten wirft. Erwähnenswert sind die „Schriften“, mit denen Fellin die Namen von verehrten Künstlern wie Beethoven oder geliebten Menschen als entkernter Körper, als Buchstabe verewigt, zum Beispiel die Namen seiner fünf Kinder.

Im Gegenzug dazu buhlen prachtvolle Missale um die Aufmerksamkeit des Betrachters. Die Meditationssteine in ihrer vollkommenen Reduktion der Farbigkeit – es sind Arbeiten aus den 1980er Jahren – sind eloquente Zeugnisse seiner steten Suche nach dem Absoluten, ebenso wie die Meditationsbilder, die mit der Weltchronik von Hartmann Schedel in der Vitrine konkurrieren.

Sakrale Kunst am Bau. Auf Betreiben des Direktors des Diözesanmuseums, Peter Schwienbacher, wurden erstmals in Südtirol die öffentlichen Auftragsarbeiten von Peter Fellin penibel recherchiert und von Andrea Terza fotografisch festgehalten. Seine „Brotkunst“ erstreckt sich über einen Zeitraum von 40 Jahren und findet sich auf Fassaden, auf Bildstöcken, Meditations- und Kreuzwegen und in Kirchenräumen. Auch wenn viele Werke nur mehr fragmentarisch erhalten sind, eröffnen sich doch deutlich erkennbare Zugänge zu seinem künstlerischen Werdegang mit all seinen Brüchen und kontroversen Wegen, die immer dasselbe Ziel verfolgen: das Absolute, das reine Geistige.

Der schön gestaltete Katalog beinhaltet die Abbildungen mit erhellenden Texten von Andreas Hapkemayer zur sakralen „Kunst am Bau“ und im zweiten Teil die sehenswerte Sonderausstellung. Vom bewegten Leben des höchst eigenwilligen Künstlers erfährt man in der „Meditationsschau“ wenig; vielleicht wäre der Film von Gottfried Deghenghi über die Ausstellung in Meran zu seinem 75. Geburtstag mit einem Interview mit Peter Fellin himself eine willkommene Beigabe gewesen.

Die Ausstellung in der Hofburg ist ab sofort wieder täglich von 10 bis 18.30 Uhr für das Publikum zugänglich.

irene.dejaco@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

01.08.–15.08. VIELE DÜFTE 15.08.–22.08. SONNENPFLEGE 22.08.–29.08. H. RUBINSTEIN 29.08.–05.09. SHISEIDO

SONDERWOCHEN

BRIXEN, DOMPLATZ 2 MO–FR 9–13 + 14.30–19 · SA 9–13 + 14.30–18

MUSIK Auf die Freundschaft

z Mit einem grenzübergreifenden Projekt lässt die Brixner Rockband Frei.Wild aufhorchen: Gemeinsam mit der amerikanischen Bikergang Orange County Choppers (OCC) nahmen die Brixner ein Album auf: „Brotherhood“ heißt das Erstlingswerk dieser Kooperation, in dem sich die typischen Frei. Wild-Melodien mit viel amerikanischem Einfluss paaren. Zehn Songs wurden auf die Platte gepresst; der erste davon wird Anfang August veröffentlicht und nennt sich „Brueder4Brothers“ – gesungen wird darin auf Deutsch und auf Englisch. Inhaltlich geht es in der ersten Single um die Freundschaft, die die Brixner Band mit der Bikergang verbindet. Die Orange County Choppers sind durch ihre eigene TV-Show „American Chopper“ weltweit bekannt. Das Video zum Song wurde unter anderem in New York gedreht und beteuert die ehrliche Freundschaft der auf den ersten Blick recht unterschiedlichen Gruppen. eh

K&K Kunst & Kultur

MUSIK Tastenverliebt

z Michèle Schladebach geht frühmorgens nicht joggen, sondern setzt sich ans Klavier und haut in die Tasten. Die große Leidenschaft der jungen Brixnerin sind alle Arten von Tasteninstrumenten von Cembalo bis zur Orgel. Und ihre Eltern, die vor 20 Jahren aus Leipzig zugezogen sind, unterstützen die Tochter kompromisslos in ihrem Lebensentwurf. Nach der Klavierakademie in Verona beendete sie ihren Bachelor in Venedig unter recht strapaziösen Bedingungen, während sie das Masterstudium bei Alberto Miodini vom berühmten „Trio di Parma“ als große Bereicherung empfand. Ein besonders genussvolles Erlebnis war für Michèle die Arbeit am Museum für Musikinstrumente in Brüssel, wo sie während der Führungen Tasteninstrumente vom 15. Jahrhundert bis heute erklärte und darauf spielte. „Es gab im Museum eine Bibliothek, ein Archiv, und es wurde Forschungsarbeit betrieben mit entsprechenden Publikationen“, schwärmt die Musikbegeisterte. Zurzeit lebt sie wieder in Brixen und studiert „virtuell“ Komposition am Konservatorium in Mailand. Sie spielt in verschiedenen Ensembles mit Angela Palfrader oder mit Esther Videsott. Sie gibt Solokonzerte wie beim Europäischen Festival der Musik in Treviso, und im von ihr gegründeten Ensemble Camerata Musa spielt sie Kammermusik mit der Cellistin Cristina Chiappero. Im Herbst wird sie die Chorleitung in Natz-Schabs übernehmen und mit ihrem Programm „Orgelimpressionen“ am 5. September in Seis sowie am 12. September in Bruneck auftreten. ird

kurz

notiert

Elisabeth Frei hat sich auf bildnerischer Ebene mit der aktuellen Lage beschäftigt und LockdownVariationen gestaltet mit der Werkserie „In times of(f)“, die als Wanderausstellung umherzieht. Von 28. Juli bis 10. August sind die sprechenden Bilder in der Galerie Hofburg ausgestellt. Dekadenz, Jazzfestival Südtirol und Brixen Tourismus tun sich zusammen und feiern am 1. August das Ende des kulturellen Notstandes. Einen ganzen Tag lang wird Brixen mit Musik erfüllt, am Vormittag in der Stadt mit Abschluss im 3fiori, ab 18 Uhr gibt es Jazz in den Rappanlagen. Johannes S. Huber arbeitet als Medium und Mentalist und schreibt Bücher. Seine zweite Publikation „Medium mit Herz“ ermuntert die Leser, den Weg der eigenen Bestimmung zu gehen. Wer den Horizont erweitert und die Balance zwischen Geist und Materie findet, erfährt laut Huber Heilung der Seele.

NACHGEFRAGT „Lustig mit einem Hauch Poesie“

EVA KUEN, Regisseurin im Postcorona-Kultursommer im Tschumpus, über die brandneue Show, die in kürzester Zeit aus dem Hut gezaubert wurde.

Frau Kuen, trotz aller Unsicherheiten hat sich das Tschumpus-Team etwas einfallen lassen und ein Ersatzprogramm unter Ihrer Regie konzipiert.

Nachdem die Kultur vollkommen lahmgelegt war, haben wir das eigentlich geplante Stück schweren Herzens auf 2021 verschoben. Als es dann doch Lockerungen gab, hatten wir große Lust, etwas auf die Bühne zu bringen. Die Stadtverwaltung, Freunde und Sponsoren haben uns darin bestärkt, und so haben Peter Schorn, Lukas Lobis und ich in kurzer Zeit ein neues Konzept entwickelt. Die Intention war natürlich, die Menschen nach dem langen Lockdown zum Lachen zu bringen. Wie? Wir schicken die Clowns! „Schluss mit lustig – send in the Clowns“ nennen wir unser „Spezialprogramm“. Es ist eine Collage, wo eine Handvoll kaputter Clowns – als Metapher für die desolate Zeit – die Themen aufgreifen, die uns alle zurzeit beschäftigen, auf lustige Art und Weise mit einem Hauch von Poesie.

Wer ist mit dabei?

Alle acht Schauspieler um Georg Kaser sind dabei sowie die Musiker Markus „Doggi“ Dorfmann, Matthias Baumann und Ingo Ramoser. Die Premiere ist nach nur drei Wochen Probezeit am 6. August, dann folgen weitere Aufführungen bis 29. August. Aufgrund der Covid-Beschränkungen ist eine Reservierung sicherlich empfehlenswert.

Gibt es Gastauftritte?

Wir freuen uns sehr, dass am 20. August Dietmar Gamper mit seiner satirischen Parabel „Der letzte Schweinsbraten“ zu Gast sein wird. Der Filmclub Brixen zeigt außerdem drei sehenswerte Filme, am 17., 19. und 21. August jeweils um 21 Uhr.

irene.dejaco@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

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Köstliche Tradition

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MUSIK „Südtirol isch es nuie Paradies“

z Nach „Brixen chillt“ hat Markus „Doggi“ Dorfmann jetzt einen neuen „Rap-Hit“ veröffentlicht: „Hot Spot Südtirol“ wurde von Dominik Aster abgemischt und gemastert, die Aufnahmen zum dazugehörigen Video filmte Benni Troi. Auch Markus Dorfmann wurde als Künstler schwer von der Corona-Krise getroffen, weshalb er auf eine innovative Art der Kulturfinanzierung kam: Frei über Youtube abrufbar ist nur eine 35-Sekunden-Promo; wer das gesamte Video anschauen möchte, muss 10 Euro überweisen und erhält dann einen Link. „Die Eingebung für diese Aktion kam mir umvier Uhr nachts, als ich nicht schlafen konnte“, sagt Dorfmann. „Es funktionierte nicht schlecht; ich bin all jenen unendlich dankbar, die mich in dieser Zeit unterstützen.“ Das Lied beschreibt Dorfmann als „eine Hymne für uns Südtiroler“ – es kommt fast einem Loblied gleich, denn Dorfmann singt zum Beisiel „I will net ungebn, ober oans mues man sogn: mir Südtiroler sein a Gschenk von oben.“ Gleichzeitig ist es aber nicht nur ein Loblied an uns Südtiroler, sondern vielmehr an das schöne Land, in dem wir leben. lv

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NEU IM REGAL 100 Fragen zur Migration

Thomas Benedikter, seit 2013 Leiter des Zentrums POLITiS, hat sich als Wirtschaftswissenschaftler, Erwachsenenbildner, Sachbuchautor und Politikberater mit seinen Veröffentlichungen über ethnische Konflikte, Minderheitenrechte, direkte Demokratie und Bürgerrechte einen Namen gemacht. In seinem neuen Buch liefert er auf 100 wesentliche Fragen zur Migration klare und sachliche Antworten. Ergänzt werden die Texte mit Grafiken, die von Irmi Unterfrauner gestaltet sind. Die Fragen reichen von den grundlegenden ethischen Aspekten der Migration bis hin zur Migrations- und Asylpolitik in Europa, Italien und Südtirol. Ausführlich beschäftigt sich Thomas Benedikter mit der Frage, wie Integration gelingen könne. Als erste Voraussetzung dafür nennt er eine klare, demokratisch abgestützte, langfristig vorausschauende Politik. Auf der einen Seite braucht es die Aufnahmegesellschaft mit der Verpflichtung, Integration zu fördern, und auf der anderen die Verpflichtung der Zuwanderer, Anstrengungen zu unternehmen, denn: „Integration kann nur gelingen, wenn beide Seiten zusammenwirken.“

Thomas Benedikter: 100 Fragen zur Migration Edition Raetia, 2020

z Die Klänge des Brixner Liedermachers Max von Milland sind mittlerweile weit über die Grenzen von Südtirol hinaus bekannt - die älteren jedenfalls. Der neue Style, den der Brixner Sänger in seiner aktuellen Singleauskoppelung „Über’n Berg“ darbietet, zeigt eine neue Linie des 35-Jährigen auf: Was bleibt, sind die klare sanfte Stimme und die Texte im Dialekt. Was neu ist: Sie trifft auf Blech – um genau zu sein auf die Trompetenklänge von Stefan Dettl von der Chiemgauer Brass-

MUSIK Dialekt trifft BrassBand

Überband „LaBrassBanda“. Der Song „Über’n Berg“ erzählt nicht, wie man etwa vermuten könnte, von der (fast) überstandenen Corona-Pandemie, sondern handelt von Lebenssituationen, in denen man kämpfen und die letzten Schritte wagen muss, um Schwierigkeiten zu überstehen. „Der neue Song passt zur aktuellen Situation, entstanden ist er allerdings bereits im Vorjahr“, so der WahlMünchner, der derzeit an seinem neuen Album arbeitet, das im Frühjahr 2021 erscheinen wird. Das Video zum neuen Song wurde passend zum Titel in den Bergen gedreht – genau genommen in felsigem Dolomitengelände am Grödner Joch. „Ich fühle mich in den Bergen wohl, meiner Heimat verbunden. Es liegt mir am Herzen, die Schönheit unseres Landes nicht nur durch die Sprache und Texte meiner Songs, sondern auch durch die Verbildlichung in den Videos den Zuhörern und Zusehern vor Augen zu führen“, erzählt der Sänger. Präsentiert wurde der Song vor kurzem via Instagram – und, wie könnte es auch anders sein, vor dem atemberaubenden oder fast schon kitschigen Panorama des Peitlerkofels am Würzjoch. wv

AUSSTELLUNG Zeitzeugen gesucht

z Die Festung Franzensfeste ist auf der Suche nach Zeitzeugen, die den Bau des faschistischen Verteidigungsapparats aus dem Zweiten Weltkrieg miterlebt haben oder etwas darüber wissen. Im Zweiten Weltkrieg wurden, um die italienische Alpengrenze abzusichern, hunderte Bunker gebaut. Den Bunkerwall ließ Mussolini aus Misstrauen gegenüber Hitler errichten – im Volksmund wurde er „Linea non mi fido“ genannt. Das Landesmuseum in Franzensfeste führt zu diesem Thema nun ein allererstes Forschungsprojekt durch, das bis Ende 2021 läuft. Die Ergebnisse dazu werden dann in einer Dauerausstellung zu sehen sein. Nun müssen aber in erster Linie Zeitzeugen gefunden werden, die die Bauarbeiten selbst beobachtet oder miterlebt haben, sie aus Erzählungen von Eltern oder Bekannten kennen – oder gar selbst daran beteiligt waren. Besonders interessiert sind die Projektleiter an den Bauarbeitern, ihrer Verpflegung, ihrer Unterbringung und auch den Einfluss, den ihre Anwesenheit in den Dörfern Südtirols hatte. Im Rahmen der Bauarbeiten kam es auch zu Enteignungen von Grundstücken – höchstwahrscheinlich unter strengster Geheimhaltung. Zu diesem Thema sowie auch zu konkreten Infos über die Baustellen selbst werden Informationen für die Ausstellung gesucht. Projektleiter Heimo Prünster ruft zur Mithilfe der Bevölkerung auf: „Wer selbst Zeuge ist oder jemanden kennt, der zu diesen Themen etwas wissen könnte, soll mich bitte kontaktieren“, sagt er. Prünster ist telefonisch unter 392 9811603 oder via EMail an mail@heimopruenster. com erreichbar. eh

Foto: ISCAG

TSCHOLL

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METALL

Metallbau – Schlosserei – Edelstahl & Glas – Kunstschmiede