Statt Landwirtschaft Tourismus? Der Bregenzerwald war eine Bauernregion. Heute spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Nachfolger ist er nicht, aber er verändert die Region. Text: Matthias Köb
Hätte Frank Sutterlüty auch noch Erfahrungen im handwerklichen Bereich, so würde er fast als Spiegelbild der Region durchgehen – mit einem Augenzwinkern selbstverständlich –, lebt diese doch sehr stark von der Landwirtschaft, dem Tourismus und eben dem handwerklichen Gewerbe. Der 24-Jährige ist aufgewachsen auf einem Bauernhof in Großdorf. Eine Übernahme des Hofes stand für ihn jedoch nie zur Diskussion, auch wenn er natürlich auf dem Hof mithalf. Heute studiert er Tourismus- und Freizeitwirtschaft am MCI in Innsbruck. Von der Landwirtschaft zum Tourismus also. Eine Entwicklung, die auch der Bregenzerwald durchläuft? Bis 1983 reichen die Aufzeichnungen der Bregenzerwald Tourismus GmbH zurück. Und wer das Gefühl hat, „es kommen immer mehr Touristen zu uns“, ist auf dem sprichwörtlichen Holzweg. Rund 1,65 Millionen Nächtigungen verzeichnete man im Jahr 2011. 1983 waren es 1,68 Millionen. Von einer aktuellen Entwicklung zur Tourismusregion kann man anhand dieser Zahlen also nicht sprechen. Vielmehr ist der Bregenzerwald schon seit Jahrzehnten eine solche. Und angesichts von über 35.000 Stück Vieh bei nur 30.000 Einwohnern auch noch immer eine Bauernregion.
„Landwirtschaft und Tourismus funktionieren bei uns nur gemeinsam.“ Frank Sutterlüty
Beide Bereiche sorgen national wie international für positive Schlagzeilen. So ist der Bregenzerwald die größte zusammenhängende silofreie Region der EU, die Sennerei Oberdorf in Bezau sicherte sich 2011 die „Super-Gold“-Medaille bei den internationalen World Cheese Awards in Birmingham. Im Tourismusbereich zählten die Bregenzerwälder Hotels Schwanen Bizau (für dynamische Weiterentwicklung) und Krone Au (für ihr Kultur- und Kunden bindungsprogramm) 2011 zu den Innovationspreisträgern des Vorarlberg Tourismus. Um nur einige Beispiele zu nennen. Dass beide Bereiche seit Jahrzehnten aufblühen, sieht nicht nur Sutterlüty so: „Landwirtschaft und Tourismus funktionieren bei uns nur gemeinsam.“ Das liegt am guten Zusammenspiel. Auch Herlinde Moosbrugger, Geschäftsführerin von Bregenzerwald Tourismus, betont nachdrücklich: „Es ist kein Nebeneinander, es ist ein Miteinander.“ Die Schnittmenge zwischen den beiden Bereichen ist groß und beschränkt sich nicht nur auf offensichtliche Bereiche wie Urlaub am Bauernhof. Die zahlreichen Gäste im Bregenzerwald erleichtern den Bauern die Vermarktung ihrer regionalen Spezialitäten. Viele Jungbauern sind im Winter als Skilehrer oder bei den Seilbahnen beschäftigt. Diese Arbeitsplätze entstehen durch den starken Zuspruch im
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