Stadtzeitung Karlsruhe, Ausgabe 41

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In dieser Woche Denkmal Nach dem Willen des Naturschutzbeirats und des Ausschusses für Umwelt und Gesundheit sollen neun Flächen in Karlsruhe den Status von Naturdenkmälern erhalten. Seite II

Studienort Das vor kurzem vom Amt für Stadtentwicklung vorgelegte Statistische Jahrbuch 2010 belegt mit Zahlen die weiter steigende Attraktivität Karlsruhes als Studienort. Seite III

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Verschleppung

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Vor 70 Jahren verschleppten die Nationalsozialisten auch aus Karlsruhe Juden ins Deportiertenlager Gurs. Zum Jahrestag gibt es zahlreiche Gedenkveranstaltungen. Seite IV

Stadt Zeitung Amtsblatt der Stadt Karlsruhe 64. Jahrgang · Nr. 41

15. Oktober 2010

Vollsperrung: Neubelag auf B3 Der Fahrbahnbelag auf der B3 muss erneuert werden. Die Arbeiten, die eine Vollsperrung zwischen Grötzingen und Weingarten zur Folge haben, beginnen am Freitag, 22. Oktober, ab 4 Uhr in der Frühe und dauern voraussichtlich bis Sonntag, 24. Oktober, 22 Uhr. Betroffen ist die Strecke von der Ampelanlage in Grötzingen bis kurz vor der Einmündung zum Grötzinger Baggersee. Eine überörtliche Umleitung über die B10 und Karlsruhe nach Stutensee/Blankenloch und nach Weingarten ist ausgeschildert. Auch in Bruchsal und Untergrombach werden Verkehrsteilnehmer auf die Baustelle hingewiesen und umgeleitet. Möglicherweise verschieben sich die Arbeiten aus Witterungsgründen um eine Woche. Über die Änderungen informieren Hinweistafeln.

Premiere mit Unwägbarkeiten:

„Das Fest“ ist sein Geld allemal wert Defizitausgleich / Verbesserte Sicherheit Karlsruhe steht zu „Das Fest“ und will die imageträchtige Veranstaltung fortführen. Und das obwohl das dreitägige Open-Air-Festival, dessen Premiere Oberbürgermeister Heinz Fenrich nach dem Neustart unter der Regie der Fest-GmbH als „sicherheitstechnisch und atmosphärisch vollen Erfolg“ wertete, ein Defizit von 285 000 Euro ausweist. Um das Loch in der Festkasse zu stopfen, dürfen die Organisatoren nicht nur auf das bis 2012 bereit gestellte „Schlechtwettergeld“ von 150 000 Euro pro Jahr zurückgreifen, der Hauptausschuss genehmigte am Dienstag die restlichen 135 000 Euro einstimmig als außerplanmäßige Ausgabe. Damit der Wirtschaftsplan 2011 ausgeglichen ist, überlegen die Veranstalter, auch am „Fest“-Sonntag fünf Euro Gebühr zu verlangen und den Getränkeverkauf an einen Lizenznehmer zu vergeben. „Das Fest“ sei nach dem Ausstieg des Stadtjugendausschusses vor fast genau einem Jahr „quasi tot“ gewesen, erinnerte OB Fenrich an den Paukenschlag und die Rettung in letzter Minute. „Der Aufwand hat sich gelohnt“ zog er rückblickend ein positives Fazit. Jugendschutz werde groß geschrieben und das in die Kritik geratene Sicherheitskonzept wurde und werde weiter professionalisiert und habe Vorbildcharakter für andere Großevents. „Dramatisch“, so Fenrich, sei der Einbruch bei den Getränkeerlösen um 380 000 Euro (kalkuliert waren 964 000 Euro). Nur den verregneten Freitag als Erklärung ins Feld zu führen sei zu kurz gesprungen, kündigte er Neuerungen an, gleichwohl sei „Kaufzurückhaltung bei Sekundärausgaben“ ein bundesweiter Trend bei Festivals. Das Defizit „fuchst mich am meisten“, bekannte Fest-GmbH-Geschäftsführer Martin Wacker, der von vielen Unwägbarkeiten sprach. „Wir sollten das Fest auf den OP-Tisch legen, hatten aber keine Röntgenbilder“ nannte er als Beispiel die zuvor nur geschätzten und teils überzogenen Besucherzahlen. Jetzt liegen die Fakten auf dem Tisch: Während der Festtage bevölkerten 238 000 Gäste das Gelände. Und von den anvisierten 120 000 Musikfans mit Fünf-Euro-Ticket in der umzäun-

ten Hügelzone der „Klotze“ kamen am Freitag und Samstag lediglich 88 279. „Das Fest soll sich selbst tragen“, will CDU-Fraktionschefin Gabriele LuczakSchwarz für die Zukunft an „diesem Grundsatz“ festhalten. „Das muss man sich auch leisten können“, tat sich ihr Fraktionskollege Dr. Klaus Heilgeist schwer mit dem ausgestellten „Blankoscheck“. Ein kostendeckendes Fest sei kaum zu machen, warnte KAL-Stadtrat Dr. Eberhard Fischer davor, „sich selbst auf alle Ewigkeit zu belügen“. Für seine Fraktion sei die Ausfallgarantie „gut angelegtes Geld“. Mehr Getränkestände und Toiletten forderte Rita Fromm (FDP), die zum Zuschuss keine Alternative sah: „Wir müssen auch bei anderen Dingen nachbessern.“ Für GRÜNE-Sprecherin Bettina Lisbach „passte nicht zusammen“, dass in vielen Bereichen von falschen Annahmen – etwa drei Schönwettertagen – ausgegangen worden war. Sie bat um eine künftig „solide Kostenplanung“. Während Lisbach den sonntäglichen Eintritt ablehnte, schluckte Michael Zeh (SPD) „die Kröte“. SPD-Fraktionschefin Doris Baitinger unterstrich die Identität stiftende Wirkung des Fests. Ein Argument, das auch Niko Fostiropoulos (Die Linke) angeführt hatte. -maf-

DIE FEST-FINANZEN diskutieren diese Jugendlichen sicher nicht, sie freuen sich wie die übrigen Besucher über gute Live-Bands, Spiel und Spaß. Foto: Bastian

Gemeinsam engagiert Bericht zur interkulturellen Öffnung vorgelegt Karlsruhe hat rund 280 000 Einwohnerinnen und Einwohner, etwa 67 000 davon haben eine Migrationsgeschichte, sind eingewandert oder Nachkommen von Migranten. Aber spiegelt sich diese Tatsache auch im Engagement in Vereinen und Initiativen wider? Und welche Leistungen erbringen Ehrenamtliche in Bezug auf Integration? Mit diesen Fragen hat Caritas-Geschäftsführer Hans-Gerd Köhler 2007 den Anstoß gegeben, ein Konzept zur interkulturellen Öffnung des bürgerschaftlichen Engagements zu entwickeln. Das Aktivbüro des Amts für Stadtentwicklung hat Taten folgen lassen und beim Sozialordnungs-Ministerium des Landes erfolgreich eine gleichnamige Qualifizierungsmaßnahme beantragt, die in den vergangenen drei Jahren als kommunaler Entwicklungsbaustein in Karlsruhe durchgeführt wurde. Einen Bericht des Aktivbüros über die Veran-

staltungen und Maßnahmen im Rahmen dieses Bausteins hat der Hauptausschuss unter Vorsitz von Oberbürgermeister Heinz Fenrich am Dienstag zustimmend zur Kenntnis genommen. So veranstaltete die Projektgruppe, der unter anderem das Internationale Begegnungszentrum und das Büro für Integration angehören, eine Fachveranstaltung zur Frage „Was kann bürgerschaftliches Engagement zur Integration beitragen?“, befragte 1 430 Vereinigungen nach ihren Aktivitäten zur Integration und führte einen Workshop als Start für den Erfahrungsaustausch zwischen Vereinen und Organisationen durch. Dann folgten fünf Maßnahmen zur Umsetzung. Weitere sind geplant. Außerdem ein Konzept zur Vernetzung gemeinnütziger und ehrenamtlicher Vereinigungen. Weitere Infos unter Telefon 133-1212. Den Bericht gibt es bald unter www.karlsruhe.de -res-

Mit einem Weltrekord endete das Stadtfest am vergangenen Wochenende. Genau 166 Maskottchen aus ganz Europa waren nach Karlsruhe gekommen und bescherten so der Fächerstadt einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde. Der alte Rekord für das größte internationale Maskottchen-Treffen lag bei 128 Teilnehmern, aufgestellt im Februar im taiwanesischen Chiayi City. Unter strenger Aufsicht eines offiziellen Vertreters des Guiness-Verlags passierten alle teilnehmenden Maskottchen, die sich bereits am Freitag auf dem K. zum Willkommen versammelt hatten

Kombi-Karle und Kumpels Maskottchen erobern Karlsruhe / Neuer Weltrekord (unser Bild), am Sonntag auf dem Stephanplatz einen Laufsteg, auf dem sie einzeln gezählt und für den erfolgreichen Rekordversuch registriert wurden. Neben dem Rekord brachten „Urmel“, „Chessy“, „King Loui“, „Speedi“ und ihre plüschigen Freunde auch jede Menge gute Laune mit auf das Stadtfest und ließen sich vor allem von den jungen Besuchern

des Stadtfestes knuddeln und posierten für unzählige Schnappschüsse, als sie am Samstag und Sonntag in einer großen Parade durch die Karlsruher Innenstadt zogen. Weil solch ein Kostüm bis zu 40 Kilo wiegt, durften sich die Maskottchen in kleinen Zelten erholen und erfrischen. So blieb auch das Geheimnis gewahrt, wer unter den Kostümen steckte.

Das Stadtmarketing hatte sich ursprünglich an Verwandte von „KombiKarle“, dem Maskottchen zur Kombilösung, gewandt, damit diese mit dem Maulwurf die Menschen für den Stadtbahntunnel begeistern. „Wir gingen nie davon aus, dass es so viele Maskottchen werden“, zeigte sich Norbert Käthler von der großen Resonanz überrascht. „Jetzt ist Karlsruhe die internationale Hauptstadt der Maskottchenwelt“, freute sich der Leiter des Stadtmarketings mit den Bürgerinnen und Bürgern. Mehr zu Stadtfest und MaskottchenTreffen auf Seite III. -nil-/Foto: Fränkle

Call-a-Bike mit Solarterminals

Auszeit für den Stundenbrunnen

Hauptausschuss: Weiterführung mit dem Pilotprojekt der DB Rent möglich

Ab kommenden Montag, 18. Oktober, beginnt die Karlsruher Schieneninfrastruktur Gesellschaft (Kasig) mit den Vorarbeiten für die künftige unterirdische Haltestelle Ettlinger Tor im Rahmen der Kombilösung. Um dafür das so genannte Baufeld freizumachen, werden die Stadtwerke Karlsruhe entlang des Gebäudes des ehemaligen Postgiroamtes Kabelverlegungsarbeiten durchführen. Wie die Kasig mitteilt, muss deshalb der dortige „Stundenbrunnen” zurückgebaut und bis zum Wiederaufbau eingelagert werden. Den Rückbau des „Stundenbrunnens“ hat die Kasig mit dem Künstler abgestimmt. Im Rahmen der Verlegungsarbeiten werden auch vier kleinere Bäume, die sich im Verlauf der Kabeltrasse befinden, gefällt. Für die gefällten Bäume werden Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt. -red-

Mitte Dezember werden die Call-a-BikeLeihfahrräder im Stadtgebiet verschwinden – doch sie könnten im Frühjahr wieder kommen. Denn der Hauptausschuss hat entschieden, dass der Vertrag mit DB Rent verlängert werden kann. Die Zusage ist gekoppelt an ein Pilotprojekt, das DB Rent mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums in Karlsruhe durchführen möchte. Erhält DB Rent für die Idee, mit solarbetriebenen Stationen die Anmeldung zu vereinfachen, Gelder aus dem Fördertopf des Wettbewerbs „Innovative öffentliche Leihfahrradsysteme – Neue Mobilität in Städten“, kann der Vertrag mit DB Rent mit der zuletzt vereinbarten finanziellen Beteiligung der Stadt (jährlich 90 000 Euro) um zwei Jahre verlängert werden. Man

wolle das Pilotprojekt in Karlsruhe ermöglichen, war man sich im Ausschuss einig, dies werte das Leihradsystem auf und ergänze es mit neuen innovativen Elementen. Die Gelder für die umweltfreundliche Kundenregistrierung sollen durch Umschichtung im städtischen Haushalt bereitgestellt werden. Im Juli hatte sich der Ausschuss noch mit Blick auf die Haushaltslage mehrheitlich dafür entschieden, das Leihradsystem nicht mehr zu bezuschussen. In Karlsruhe war es im August 2007 eingeführt worden und in der Anlaufphase von der Stadt mit 150 000 Euro jährlich bezuschusst worden. Das Projekt „Solarbetriebene Registrierungsterminals und Barriereabbau im Zuund Abgang zum Call-a-Bike-Leihfahr-

radsystem“ soll für die Nutzer An- und Abmeldung erleichtern. Neue Kunden können sich in Karlsruhe künftig sofort an einem der fünf Terminals anmelden – bislang musste man sich zuvor über das Internet registrieren. Die Terminals sollen dort stehen, wo mit zahlreichen „spontanen“ Neuregistrierungen zu rechnen ist: auf dem KIT Campus Süd, am Hauptbahnhof oder am Durlacher Bahnhof. Die Terminals ergänzen das flexible System. Auch künftig ist möglich, das Rad am Ziel einfach abzustellen. Da das Elektronikschloss aufgerüstet wird, soll sich das Leihrad per Signal selbst abmelden und seinen Standort mitteilen. Die Kosten des Pilotprojekts, rund 200 000 Euro, teilen sich DB Rent und Bundesverkehrsministerium. -rie-

Ein neues Fahrrad für Sarah Wurster Etwas überrascht war Sarah Wurster schon, als das Schild „Super! Sie wurden geblitzt.“ vor ihr auftauchte: Sie war in die Blitzeraktion der Werbekampagne „Kopf an: Motor aus. Für Null CO2 auf Kurzstrecken.“ geraten, mit der Karlsruhe im zweiten Jahr seine Einwohner erfolgreich davon überzeugt, auf Kurzstrecken vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen. Wer an einem der vier „AutoFreitage“ im August und September mit dem Rad „geblitzt“ wurde, also fotografiert wurde, nahm an einer Fahrrad-Verlosung teil. Am Dienstag überreichten nun Bürgermeister Michael Obert und Matthias Janiak vom Sponsor „Rad und Tat“ Sarah Wurster einen roten Flitzer, wobei das Rad noch exakt auf sie angepasst wird. Sie habe zwar über die Aktion gelesen, dann aber doch nicht mehr daran gedacht, so die Karlsruherin: „Das neue Fahrrad kann ich sehr gut gebrauchen, denn mein altes ist kaputt.“ Geblitzt wurde sie auf einem geliehenen Herrenrad. Durch die Kampagne wurden letztes Jahr 17 Millionen Pkw-Kilometer und damit 4 100 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden: ein guter Beitrag zum Klimaschutz. -rie-

Thomashof feiert 300. Geburtstag

LOSGLÜCK HATTE SARAH Wurster. Sie gewann bei der Blitzer-Aktion ein Rad, das ihr Bürgermeister Obert (r.) und Matthias Janiak überreichten. Foto: Müller-Gmelin

Vor 300 Jahren zimmerte der aus Oberbayern in die Markgrafschaft Baden-Durlach eingewanderte Holzfäller und Köhler Thomas Dörner auf der Bergkuppe zwischen Durlach und Stupferich ein Holzhäuschen. Das „Thomashäusle“ bildete den Grundstein für das heutige Wohn- und Naherholungsgebiet Thomashof. Mit einer Woche „Kultur am Meiler“, die am morgigen Samstag, um 16 Uhr mit dem Entzünden des Kohlenmeilers beginnt, und mit dem Jubiläumsfest am Sonntag, 24. Oktober, endet, feiern die Bewohner jetzt „300 Jahre Thomashof“. So stehen bei „Kultur am Meiler“ am Sonntag um 11 Uhr eine Matinee mit der Musikschule Diapson und um 14.30 Uhr der Auftritt des Jagdhornbläsercorps Karlsruhe auf dem Programm. Der Heimatverein „Stutenpferchs Tandaradey“ hat am Montag seinen Auftritt, am Mittwoch gibt es Motorsägenkunst mit Thomas Fabry, und eine Karlsruhe-Krimi-Lesung von Bernhard Leix (alle 18 Uhr). -trö-


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