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Von der Idee zur Gründung
Je besser vorbereitet ein Existenzgründer an den Start geht, umso größer sind seine Erfolgschancen. Ein strukturierter Businessplan ist dabei ein essenzieller Bestandteil.
Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung lässt immer mehr Menschen in
Deutschland über eine berufliche
Selbstständigkeit nachdenken. Insbesondere die Sport-, Fitness- und
Gesundheitsbranche bietet hier viele Möglichkeiten – zum einen durch die seit Jahren anhaltende steigende
Nachfrage, zum anderen durch den
Branchentrend zu kleineren Boutique- und Microstudios, die weniger kapitalintensiv sind.
SELBSTCHECK: BIST DU EIN UNTERNEHMERTYP?
Bevor du dich jedoch Hals über Kopf in das Abenteuer Existenzgründung und die Erstellung deines Businessplans stürzt, sollte eine ganz entscheidende Voraussetzung gegeben sein: Du solltest dir darüber klar sein, warum du ein Unternehmen gründen möchtest. Denn viele, die mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen, sind sich der großen Herausforderung im Detail gar nicht bewusst. Beschäftige dich also noch vor deinem Start in die Selbstständigkeit unbedingt mit den Leitfragen in der Randspalte. Wenn du all diese Fragen klar für dich beantworten konntest, beginne mit der sorgfältigen Planung. Kalkuliere mindestens sechs Monate vom Start bis zum Ziel ein. Durchlaufe anschließend die fünf Phasen der Existenzgründung:
1. GRÜNDERPROFIL ERSTELLEN
Das größte Problem an der Selbstständigkeit sind oft nicht die zu erfüllenden Voraussetzungen oder das Einhalten von Formalitäten, sondern das Finden der passenden Geschäftsidee. Stell eine private und berufliche Istanalyse auf und entwickle eine geeignete Geschäftsidee. Lass dich hierbei von einem Gründungscoach unterstützen. Ein Sparringspartner in dieser ersten Phase ist Gold wert.
Falls du keine passende Idee hast, könnte ein bereits bestehendes Franchisesystem eine Möglichkeit für dich darstellen. Du wärst dann zwar selbstständig, hättest allerdings mit dem Franchisegeber einen starken Partner an deiner Seite. Viele Abläufe sind bereits vorgegeben, es existiert ein großes Netzwerk und du könntest dich mit deinem eigenen Betrieb dem System anschließen.
2. MARKTRECHERCHE
Recherchiere zunächst gezielt im Markt, bevor du mit der Erstellung des eigenen Businessplans beginnst. So kannst du mit den gewonnenen Erkenntnissen gegebenenfalls noch eine Kurskorrektur vornehmen.
3. BUSINESSPLAN
Basierend auf der Geschäftsidee, erläuterst du in deinem Businessplan schriftlich dein unternehmerisches Vorhaben – also deine Strategie, die Finanzierung und die Ziele, die im Vertrieb erreicht werden sollen. Du fasst damit alle betriebswirtschaftlichen und finanziellen Aspekte zusammen. Stell dir dieses Dokument als eine Art Visitenkarte deines Unternehmens vor, die die Grundlage deiner Kommunikation mit Banken, Förderinstitutionen, Kapitalgebern, Beratern und möglichen Kooperationspartnern bildet. Mit dem Fortschreiten und der Qualität deines Businessplans stellst du die Weichen für die Attraktivität deines Vorhabens.
Der Businessplan sollte klar gegliedert sein und einen Umfang zwischen 10 und 30 Seiten haben. Bereite ihn optisch überschaubar auf und formuliere ihn klar und verständlich. Stelle deine Geschäftsidee und den Nutzen für deine Kunden in den Vordergrund. Wichtig ist auch eine konkrete und detaillierte Finanzplanung, in der du die geplanten Ausgaben und Einnahmen einander gegenüberstellst. Daraus sollte deutlich hervorgehen, zu
LEITFRAGEN
• Was ist mein Grundmotiv?
Was ist es, wonach ich alles in meinem Leben ausrichten möchte?
• Was ist mir wichtig im Leben?
• Wie sieht mein Leben in 5, 10 oder 20 Jahren aus?
• Habe ich genügend Durchhaltevermögen bzw. Selbstdisziplin? Bin ich bereit, am Anfang täglich 10 bis 12 Stunden zu arbeiten?
• Bin ich körperlich und geistig fit genug, um die Herausforderungen des Unternehmerdaseins zu meistern?
• Bin ich psychisch in der Lage, mich auch in Stresssituationen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, den Überblick zu behalten und auch eine eventuelle Krisenzeit zu überstehen?
• Verfüge ich über genügend eigenes Startkapital?
• Bin ich von meiner Idee zu 100
Prozent überzeugt und kann ich auch andere dafür begeistern?
• Warum will ich das alles?
TIPPS
• Du strotzt nur so vor Energie.
So soll es sein! Dennoch solltest du immer wieder mal
Tempo rausnehmen und dir eine Auszeit gönnen.
• Erstelle einen strukturierten Marketingplan,
• Plane deine finanziellen Mittel nicht nur bis zur Eröffnung, sondern auch darüber hinaus und habe immer eine finanzielle Reserve in der
Hinterhand.
• Beleuchte deine regelmäßigen
Ausgaben: Gibt es Posten, die du streichen und auf die Seite legen könntest?
• Organisation ist alles! Agiere daher nicht einfach drauflos, sondern mache dir einen detaillierten Plan für deine
Todos und setze dabei
Prioritäten.
• Vergiss vor lauter Organisation nicht, dich abzusichern.
Schaffe dir eine solide Basis an Versicherungen und ergänze sie bei Bedarf peu à peu. welchen Preisen du deine Leistung anbieten möchtest. Geh dabei auch auf die aktuelle Lage am Markt und die Wettbewerbssituation ein. So entsteht ein Überblick für Förderer (Banken, Investoren) und auch für dich selbst. Du solltest einen Best-Case und einen Worst-Case-Plan entwickeln. Zum einen wird dieser von den Banken beziehungsweise Investoren gefordert und zum anderen bist du damit für jeden „Case“ gut vorbereitet.
Empfehlenswert ist es, sich beim Aufbau des Businessplans an den folgenden Punkten zu orientieren: • Zusammenfassung der wichtigsten
Punkte des Businessplans • Detaillierte Beschreibung der eigenen Unternehmensidee • Vorstellung des Unternehmensgründers bzw. des Gründerteams • Beschreibung des Marktes und der einzelnen Mitbewerber • Erläuterung der Marketing und Vertriebsstrategie • Ausführliche Beschreibung der angestrebten Unternehmensform • Detaillierte Finanzplanung mit Gewinn-und-Verlust-Rechnung • Risikobewertung und Aufzeigen von möglichen Alternativszenarien
Ein entscheidender Punkt für den Erfolg deines Businessplans ist, dass du diesen selbst schreibst. So trittst du sicher bei deiner Präsentation auf und weißt punktgenau über jedes Detail Bescheid. Bitte, wenn möglich, ein bis zwei erfolgreiche Unternehmer um ihr Feedback.
4. GRÜNDUNGSFINANZIERUNG
Führe eine Machbarkeitsanalyse für deine Unternehmensgründung durch und vereinbare einen Termin mit deiner Bank, an dem du deinen Businessplan zur Finanzierung präsentierst.
5. UNTERNEHMENSSTART
In dieser finalen Phase setzt du nun deinen Businessplan Schritt für Schritt um, bereitest sämtliche Verträge vor und machst dich an die Materialbestellung. Erstelle für dich selbst noch einmal einen genauen Umsetzungsplan mit allen Details, Terminen und Ansprechpartnern. SPEZIALISIERUNG
Wenn du dir die Fitnessbranche anschaust, wirst du feststellen, dass eine Spezialisierung gute Chancen für Existenzgründer bietet. Es gibt viele Discounter, doch willst du dich hier in den Preiskampf begeben? Dann gibt es noch die Premiumanlagen – aber hast du das Kapital dafür?
Eine schon seit Jahren wachsende Sparte sind Microstudios mit den Trendthemen Functional Training, Functional Fitness, EMS, Personal Training und Yoga. Der Vorteil einer Spezialisierung liegt in der Abgrenzung gegenüber den Wettbewerbern. Zudem sind hier auch das Startkapital und das Kapital, das du an dein Unternehmen bindest, niedriger. Auch hier bietet sich ein Blick in die wachsende Franchisewirtschaft an.
DAS RICHTIGE MINDSET
Wenn du dich selbstständig machen willst, gibt es viele Herausforderungen zu meistern. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der wichtigste Faktor für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit nicht die Behördengänge, nicht die Buchhaltung oder Rechnungsstellung und auch nicht die richtige Online-Werbung ist, sondern die innere Einstellung, die du als Gründer mitbringst, und die Bereitschaft, vorausschauendes Denken und das Engagement in deine Idee, dein Geschäftskonzept und seine Umsetzung fließen zu lassen. ■
JESSICA MUMDEY
Die Sportökonomin ist als Franchisemanagerin und COO der Marke FT-CLUB tätig. Darüber hinaus unterstützt sie Existenzgründer in der Planungs-, Gründungs- und Aufbauphase zum eigenen FT-CLUB. www.FT-CLUB.com