TRAIL Magazin Ausgabe 10

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F r a g t je m a n d „U n d w i e w a r e s a u f K o r s i k a ? “ s a g e i c h : „ G e n i a l ! Z u m Tr a i l r u n n i n g i s t d i e I n s el d e r H a m m e r ! Tr a i l s , Tr a i l s , Tr a i l s , t ü r k i s e s Wa s s e r, k l e i n e B u c h t e n , l a n g e S a n d s t r ä n d e, G e r ö l l , Fel s e n , S t e i n , Wa l d – a b w e c h s l u n g s r e i c h e r k ö n n t e l a u f e n n i c h t s e i n . S o m i t w a r a u c h je d e d e r 6 E t a p p e n d e s C o r s i c a C o a s t R a c e s a n d e r s u n d je d e f ü r s i c h h a t t e i h r e n R e i z . A b e r a u c h n e b e n d e m We t t k a m p f w u r d e e i n e m a l s Te i l n eh m e r i n d e r Wo c h e n i c h t l a n g w e i l i g . T ä gl i c h w a r t e t e n v i el e k l e i n e k o r s i s c h e Ü b e r r a s c h u n g e n a u f u n s – i c h w a r gefangen im hin und her der Gegensätze:

1. Etappenlauf oder Inselbusrundfahrt?

des Öfteren fragte ich mich, ob ich mich bei einem einwöchigen Etappenlauf befinde oder eine Inselbusrundfahrt gebucht hatte. Das Bestreben der Veranstalter war, uns die schönsten Punkte der ganzen Westküste zu zeigen. Sehr ehrenwert. Dies war jedoch damit verbunden meist in der Früh 2 Stunden zum Startpunkt zu fahren, kurz Glieder strecken und los ging die Etappe. Der Unmut über die Busfahrerei verging zwar auf der Strecke sehr schnell, wurde man doch durch das sensationelle Wetter und die Landschaft entschädigt. Doch im Ziel wurde man mit einer weiteren Busfahrt (2 – 3 Stunden) zum nächsten Etappenort belohnt. Es leben die Betonbeine. Aber Regeneration wird ja bekanntlich überbewertet.

2. Deutsche Spießigkeit oder französische Gelassenheit?

War es wirklich so schlimm? Merkwürdig, dass nur wir Deutschen uns aufregten. Die Anderen schien es nicht zu stören, wenn der Busfahrer sich mal wieder verfuhr, warteten brav stundenlang, fuhren im überhitzten Bus, aßen was da war oder nicht da war. Oft musste ich über mich selber lachen, wenn ich mich aufregte und dann wieder feststellen musste, dass es doch alles gar nicht so schlimm war. Die Kulturen sind zum Glück doch noch unterschiedlich.

3. Wettkampf oder Urlaub?

Nein du kannst jetzt nicht während des Laufens einfach kurz baden gehen. Die vielen einsamen Buchten waren so verlockend und mir war heiß, ich war verschwitzt und mir fehlte irgendwann der nötige Ernst, um dieses Rennen als Wettkampf zu sehen. Oder? Der persönliche Ehrgeiz lässt einen weiter laufen, aber so wirklich um Zeiten und Platzierungen lief hier keiner. Nur von Frauen ließen die Herren sich nicht gern überholen. Man fühlte sich hier nicht als Sportler sondern als Urlauber. Startzeiten wurden nach hinten verlegt, damit wir ausschlafen konnten und in den Genuss der Mittagshitze kamen. Bustransfers wurden zusätzlich verlängert, damit wir einheimische Produkte einkaufen konnten. Schlau waren die, die langsam liefen. Diese Läufer konnten den Weg und das Umfeld im vollen Zuge genießen, bekamen im Ziel ihre kostenlose Massage und mussten nicht lange warten bis der Letzte im Ziel war, um dann mit dem Bus weiter zu fahren.

4. Energieriegel oder Cuisine francais?

Mal Verpflegungsstellen kurz hinter einander, mal Etappen ohne Verpflegung. Getränkestationen ohne Becher und Energiegels als großes Highlight bei der 60 km Etappe. Im Ziel reichte die Variante von warmen Mahlzeiten über Sandwiches bis zu „wir haben nix da, weil wir nicht damit gerechnet haben, dass ihr so schnell im Ziel seid.“ Abends wurden wir mit 3 Gänge Menüs bekocht – zwar nicht á la Kohlenhydrataufladen – aber französisch. Nur Vegetarier durfte man nicht sein und es war nicht verkehrt den einen oder anderen Notfallriegel einstecken zu haben, da die Franzosen auch gern mal spät zu Abend essen.

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