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hofrückbau am Großen meer Erik Jordt

Verdeckelte Brutzellen werden auf das Vorkommen von Varroamilben und ihre Nachkommen ausgewertet.

Arbeiterinnen, die mit der Bruthygiene von sich entwickelnden Bienen beschäftigt sind, nehmen bei Vorhandensein des VSH-Merkmals Milben in der geschlossenen Brutzelle wahr. Es werden mit der Varroamilbe infizierte Brutzellen geöffnet und die Bienenpuppen ausgeräumt. Dadurch wird der Reproduktionszyklus der Milbe unterbrochen. Ziel des Projekts SETBie ist es, Völker, die das Merkmal für VSH zeigen, gezielt zu züchten und die Merkmalsausprägung zu verstärken. Als Folge würde die Anzahl an Varroamilben im Bienenvolk reduziert, die Bienengesundheit erhöht, und es werden weniger Varroa-Behandlungen pro Jahr notwendig sein.

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projektdurchführung Zur Selektion geeigneter Bienenvölker werden verschiedenste Methoden angewendet wie unter anderem klassische Standard- und Vitalitätstests. Nachfolgend werden mit Individuen aus diesen geprüften Völkern umfassende Genomanalysen durchgeführt. Dabei kommen im Wesentlichen parallele Hochdurchsatz-Sequenzierungen des Genoms, des Transkriptoms und des Methyloms zum Einsatz. Mit diesem innovativen Ansatz sollen VSH-relevante, stabil vererbbare molekulare Marker entdeckt werden.

Nachzuchten dieser speziellen Königinnen werden auf ihre Praxistauglichkeit überprüft. Den Imkern im Projekt werden Methoden vermittelt, die eine langfristige Einbindung von VSH in die Zuchtarbeit ermöglichen.

zwischenergebnisse des sEtBie-projekts

Während des Projektzeitraums (2019–2022) werden Bienenvölker verschiedener Herkünfte von Apis mellifera carnica, Apis mellifera mellifera sowie Buckfast gezielt mit dem Samen eines ausgewählten Drohns instrumentell besamt. Diese Völker werden zwei Monate später mit Milben infiziert und die Brutzellen neun Tage nach der Infektion auf Varroamilben und ihre Nachkommen analysiert (linkes Bild). Hierbei konnte der prozentuale Anteil an Völkern mit >75 % nicht reproduzierenden Milben während des Projekts deutlich gesteigert werden. Dieser Erfolg basiert auf der züchterischen, sehr guten Arbeit der Imker im SETBie Projekt.

Von positiv selektierten Völkern wurden neue Königinnen gezüchtet und in Wirtschaftsvölker eingeweiselt. Damit soll das Überleben ohne Varroabehandlung unter Praxisbedingungen geprüft werden. Projekt-Homepage: https://setbie.unihohenheim.de

Birgit Gessler

Biologin, Universität Hohenheim Institut für Nutztierwissenschaften FG Populationsgenomik bei Nutztieren, Stuttgart-Hohenheim

Gerhard Kottek

Agraringenieur, Projektleiter Ökopool, Landwirtschaft und Agrarstruktur, Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH, Regionalbüro Oberschwaben, Ummendorf

hofrückbau am Großen meer

ERIK JORDT

Die Zersiedlung der Landschaft steht häufig gutem Naturschutz im Wege. Wie kann Entsiegelung gelingen? Im Rahmen einer Flurbereinigung hat die Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) einen Hof umgesiedelt. Dadurch wurden Flächen für eine naturnahe Entwicklung generiert. Die erworbenen Hofgebäude wurden über die Einrichtung eines Kompensationspools beseitigt. Die Ökopunkte ermöglichen eine Kommunalentwicklung der Stadt Emden.

das potenzial des naturraumes

Die küstennahen ostfriesischen Meere sind natürliche Niedermoorflachseen, die mit ausgedehnten Schilf- und Röhrichtgürteln, Verlandungszonen und den angrenzenden Feuchtgrünländern als bedeutendes Rast- und Überwinterungsgebiet zahlreicher Vogelarten, aber auch als Brutgebiet für seltene Wiesen- und Wasservögel dienen. Die Landschaft ist von Schlickablagerungen der Nordsee und Niedermoorbildungen geprägt und ist EU-Vogelschutzgebiet.

flächenbereitstellung für die flurbereinigung Das vereinfachte Flurbereinigungsverfahren „Großes Meer“ soll die Umsetzung des Sanierungskonzeptes bewirken und agrarstrukturelle Verbesserungen generieren. Die Flurbereinigung wird durch das Amt für Regionale Landesentwicklung

Weser-Ems in Aurich durchgeführt. Die NLG konnte durch vielfältige Maßnahmen unterstützen.

Direkt am Loppersumer Meer mit seinen großen Schilfgürteln befand sich der Milchviehbetrieb Biesterfeld, zu dem 127 Hektar Flächeneigentum gehörten. Dieser lag von Bäumen gesäumt mit großen Gebäuden und einem markanten Futterhochsilo mitten in einer freien Grünlandlandschaft. Der Betrieb war verpachtet gewesen, und die Pächterfamilie hatte die Pachtung eingestellt.

Die Eigentümer des Hofes betrieben mittlerweile Landwirtschaft 350 km entfernt im Harzvorland. Die NLG veräußerte dort aus ihrem Flächenbestand einen 53 Hektar großen Ackerbaubetrieb mit Hofstelle. Dieser Hof wurde mit weiteren Flächen des Landes Niedersachsen (Domänenverwaltung) im Tausch gegen die 127 Hektar abgegeben. Dadurch erhielt das Land Niedersachsen Schilfflächen und Flächen für den Masterplan Ems. Hier wurden 50 Hektar landwirtschaftliche Fläche extensiviert, ohne dass aktive Landwirte hierfür Flächen verloren haben.

Entwicklung eines Kompensationspools

Es war das Ziel des Naturschutzes, die Hofstelle aus dem sensiblen Bereich verschwinden zu lassen und mit der Beseitigung vertikaler Strukturen die Lebensräume für Wiesen- und Gastvögel sowie das Landschaftsbild zu optimieren. Dieses

Abriss der Hofstelle und Entsieglung

wurde durch die NLG über einen Kompensationspool umgesetzt. Ohne dass es bereits Interessenten für den Erwerb von Ökopunkten gab, entwickelte die NLG mit der Naturschutzbehörde ein umsetzbares Konzept. Ein Hofrückbau verursacht hohe Kosten und birgt Risiken. Das Aufwertungspotential hingegen ist im Rahmen der Ausgleichsbewertungssysteme gering, da die Beseitigung von Aufbauten keine Ökopunkte generiert, sondern lediglich als Entsieglung bewertet wird. Insofern gelingt die Maßnahme nur über eine Mischkalkulation, wenn umliegende Flächen auch aufgewertet werden. Trotz dieser grundsätzlichen Einschränkung können aber Maßnahmen, die wichtigen Zielen des Naturschutzes dienen, wirtschaftlich umgesetzt werden. Dabei kann die NLG auch mit höheren Kosten in Vorleistung gehen, sofern das Gesamtergebnis stimmt.

Durch weitere Verhandlungen mit der Flurbereinigungsbehörde wurde die Fläche für diese Maßnahme gewonnen und über Dienstbarkeiten gesichert. Weiterhin hat sich die Domänenverwaltung verpflichtet, die Bewirtschaftung gemäß den Auflagen und der Vogelschutzverordnung durchzuführen. Beides wurde finanziell ausgeglichen. Extensivierungsauflagen umgewandelt. Der Rückbau musste in diesem sensiblen Bereich unter Beachtung des Arten- und Denkmalschutzes genau geplant werden. Flussregenpfeifer mit Küken bewirkten Arbeitspausen. Zusätzlich wird ein 9,7 Hektar großer Bereich in Extensivgrünland mit periodischer Vernässung umgewandelt. Kürzlich hat die Stadt Emden die generierten Ökopunkte des Pools für eigene kommunale Entwicklungskonzepte erworben. Es werden jetzt Grabenausweitungen sowie die Umwandlung des Grünlandes eingeleitet. Die nachfolgenden Kontrollen und das Monitoring wird die Stadt Emden selber übernehmen. Die Vermarktung erfolgte deutlich zügiger als geplant.

Erik Jordt

Dipl.-Agraringenieur, Fachbereichsleiter Flächenmanagement, Niedersächsische Landgesellschaft mbH, Hannover

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